"Feel Hamburg"

Wie fühlt sich Hamburg an, wie erleben wir Hamburg? Das sind Fragen, denen wir in unserem Podcast "Feel Hamburg" nachgehen. Host Daniel Kaiser spricht mit Persönlichkeiten aus der Stadt - mit Menschen, die eine Geschichte zu erzählen haben. Das können Prominente sein aber auch Nachbarinnen und Nachbarn. Alle Gäste haben eines gemeinsam: Hamburg. Unser Podcast will das Lebensgefühl in dieser Stadt hörbar machen: Feel Hamburg.

Jochen Spethmann: Der ehrbare Kaufmann, der Hamburg und den Tee liebt

Hier geht es direkt zu Daniel Kaisers Podcastempfehlung in der ARD-Audiothek: Zehn Minuten Wirtschaft: https://www.ardaudiothek.de/sendung/zehn-minuten-wirtschaft/urn:ard:show:51cde07e2fa19d86/ Jochen Spethmann, Unternehmer, Teekenner und Vorsitzender der Versammlung Ehrbarer Kaufleute, war zu Gast im Podcast Feel Hamburg und sprach über Werte, Wirtschaft und das Leben in der Hansestadt. Das Gespräch zeigt einen Mann, der hanseatische Traditionen mit moderner Verantwortung verbindet und dabei immer neugierig auf die Zukunft bleibt. Spethmann führt seit vielen Jahren die traditionsreiche Ostfriesische Tee Gesellschaft, bekannt für Marken wie Meßmer und Milford. Das Familienunternehmen blickt auf eine über hundertjährige Geschichte zurück und steht für Qualität und Nachhaltigkeit. Spethmann selbst lernte in England das Handwerk des Teeverkostens, probierte täglich Hunderte Tassen und entwickelte ein feines Gespür für Aromen, Herkunft und Qualität. Kaffee trinkt er längst nicht mehr – Tee ist für ihn Lebensgefühl und Leidenschaft. Im Mittelpunkt des Gesprächs stand jedoch nicht nur die Teekultur, sondern vor allem das Leitbild des ehrbaren Kaufmanns. Als Vorsitzender der Versammlung Ehrbarer Kaufleute vertritt Spethmann die Werte Anstand, Redlichkeit, Respekt und Verlässlichkeit. Er versteht sie als moralische Grundlage wirtschaftlichen Handelns und als Gegenpol zu reiner Regelbefolgung. Für ihn ist Ehrbarkeit kein altertümlicher Begriff, sondern eine Haltung, die in Zeiten von Digitalisierung, Globalisierung und Künstlicher Intelligenz aktueller ist denn je. Die Versammlung Ehrbarer Kaufleute, kurz VEK, zählt rund tausend Mitglieder aus unterschiedlichen Branchen. Spethmann möchte sie jünger, vielfältiger und weiblicher machen. Etwa 15 Prozent der Mitglieder sind heute Frauen, und die Zahl wächst. Auch kulturelle und kreative Berufe sind willkommen, denn Spethmann betrachtet Kultur als wichtigen Teil der Wirtschaft. Persönlich beschreibt er sich als hanseatisch bodenständig. Er lebt in Eppendorf, liebt den Isemarkt, fährt Fahrrad und läuft regelmäßig um die Alster. Sport ist für ihn Ausgleich und Inspiration. Mehrfach hat er den Hamburg-Marathon absolviert, den er als Sinnbild für Unternehmertum sieht: Durchhalten, Rückschläge überwinden und am Ende das Ziel im Blick behalten. In seiner Unternehmerkarriere setzt Spethmann auf Verantwortung und Weitblick. Als er und sein Bruder 1985 das Familienunternehmen übernahmen, kauften sie es den Eltern ab - eine bewusste Entscheidung, um Verantwortung und Unternehmergeist zu verinnerlichen. Heute ist die vierte Generation im Betrieb aktiv, unter anderem in der Teeproduktion und im E-Commerce. Auch gesellschaftliche Themen treiben Spethmann um. Er fordert weniger Bürokratie, mehr Vertrauen in die Eigenverantwortung von Unternehmen und Verwaltung sowie effizientere Entscheidungsprozesse. Für ihn steht fest, dass wirtschaftliche Freiheit und moralische Integrität zusammengehören.

10-29
37:49

Björn Voss: Der Mann, der Hamburg die Sterne zeigt

Hier geht es direkt zu Daniels Podcastempfehlung in der ARD-Audiothek: https://www.ardaudiothek.de/sendung/lost-sheroes-frauen-die-in-den-geschichtsbuechern-fehlen/urn:ard:show:396e3ec5bdc8c7af/ Björn Voss, Leiter des Planetariums Hamburg, spricht im Interview über seine Leidenschaft für Astronomie, seinen Werdegang und seine Vision für Wissenschaftsvermittlung. Der gebürtige Lübecker entdeckte seine Faszination für das Weltall bereits als Kind - ausgelöst durch ein Buch des damaligen Planetariumsdirektors Erich Übelacker. Nach Stationen in Kiel, Heidelberg und Münster erfüllte sich für ihn mit der Leitung des Hamburger Planetariums ein Kindheitstraum. Voss versteht das Planetarium nicht nur als Ort für Sternenkunde, sondern als Raum zum Staunen und Lernen. Seine Mission ist es, Menschen für das Universum und die Wissenschaft zu begeistern. Er sieht seine Arbeit als Verbindung von Forschung, Bildung und künstlerischer Inszenierung: Der Sternensaal sei ein immersives Theater, in dem Wissenschaft emotional erfahrbar werde. Neben astronomischen Programmen finden dort auch Musik- und Kulturveranstaltungen statt. Besonders wichtig ist ihm die Vermittlung an junge Menschen. Begeisterung, sagt er, sei der Schlüssel zu Bildung – nicht trockene Theorie. Wissenschaft solle zeigen, wie außergewöhnlich die Erde ist und wie wertvoll ihr Erhalt. Raumfahrt betrachtet er als sinnvoll, um unseren Planeten besser zu verstehen, nicht um andere zu besiedeln. Voss lebt in Winterhude, nahe seines Arbeitsplatzes, und schätzt die Mischung aus Natur und Kultur in Hamburg, das er augenzwinkernd als "schönste Stadt des Universums" bezeichnet. Für die Zukunft wünscht er sich mehr wissenschaftliche und kulturelle Angebote in allen Stadtteilen - am liebsten kleine Planetarien überall in Hamburg, um möglichst vielen Menschen den Blick zu den Sternen zu öffnen.

10-15
44:37

Hèdi Bouden: Zwischen allen Fronten - ein Lehrer baut Brücken

Im Podcast Feel Hamburg spricht Daniel Kaiser mit dem Lehrer Hédi Bouden vom Helmut-Schmidt-Gymnasium in Wilhelmsburg. Bouden ist nicht nur Deutsch-, Geschichts- und Kunstlehrer, sondern auch Kulturbeauftragter und Initiator zahlreicher Projekte zur Verständigung zwischen Jugendlichen aus Israel, Palästina und Deutschland. Für seine Arbeit wurde er mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Margot-Friedländer-Preis. Ein Schwerpunkt des Gesprächs ist das Projekt "Architecture of Hope", das Jugendliche verschiedener Herkunft zusammenbringt und ihnen Räume für Austausch und Hoffnung eröffnet. Der Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober 2023 hat die Arbeit verändert, da viele der beteiligten Jugendlichen direkt betroffen waren. Bouden betont, wie wichtig es ist, trotz Krieg und Polarisierung Orte der Begegnung zu schaffen. Er schildert die schwierige Situation an Schulen: über Krieg, Antisemitismus und Rassismus werde oft geschwiegen, aus Unsicherheit oder Angst vor Überforderung. Dabei müssten gerade Lehrkräfte Jugendlichen Orientierung bieten. Bouden berichtet auch von Anfeindungen, Missverständnissen und persönlichen Belastungen, die ihn zeitweise zweifeln ließen. Halt geben ihm seine Tochter sowie die positiven Entwicklungen seiner Schüler*innen. Das Gespräch beleuchtet außerdem seine Biografie: als Sohn tunesischer Gastarbeiter in Hamburg aufgewachsen, früh mit Rassismus konfrontiert, geprägt von 9/11 und der Erfahrung, zwischen Kulturen und Religionen vermitteln zu müssen. Religion spielt für ihn eine wichtige Rolle, zugleich empfindet er seine Position oft als "Pufferzone" zwischen unterschiedlichen Fronten. Neben ernsten Themen geht es auch um Hamburg und speziell Wilhelmsburg, das Bouden als "Herz der Stadt" beschreibt. Er zeigt sich als engagierter Pädagoge, der Schule als Berufung versteht und Bildung als zentralen Schlüssel für die Zukunft sieht. Sein Wunsch: mehr Gesprächsbereitschaft, Zuhören und echte Begegnung in einer zunehmend polarisierten Gesellschaft

10-01
48:11

Hendrik Lünenborg: Was macht eigentlich ein Intendant?

Hendrik Lünenborg hat sein neues Amt als Intendant des Norddeutschen Rundfunks (NDR) angetreten – und gibt im Podcast "Feel Hamburg" einen sehr persönlichen Einblick in seinen Werdegang, seine Motivation und die Herausforderungen, die ihn erwarten. Aufgewachsen in dem Ort Weseke nahe der niederländischen Grenze und mit einer niederländischen Mutter, schlagen zwei Herzen in der Brust des frischgebackenen Intendanten. Heimatgefühl empfindet er für Deutschland genauso wie für die Niederlande. Er hat sogar eine Zeitlang für eine holländische Radiostation gearbeitet. Hendrik Lünenborg erzählt von seinem Werdegang, seinem ersten Besuch in Hamburg, wo er als Teenager in einem Second-Hand-Geschäft eingekauft und und verrät, dass sein großes Vorbild der Journalist Tim aus den "Tim und Struppi" Comics des belgischen Comic-Zeichners Hergé gewesen sei. Auch wenn die Arbeit als Journalist später nicht ganz so romantisch war, wie vorgestellt, ist Lünenborg ein Journalist aus Leidenschaft geworden. Sein Ziel für den NDR: Dass Journalisten auch in Zukunft frei von politischen Einflüssen arbeiten können und der Öffentlich-rechtliche Rundfunk weiterhin das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger genießt. Hier geht es zur Podcastempfehlung in der ARD Mediathek: https://www.ardaudiothek.de/sendung/gerichtssaal-237-true-crime-aus-dem-strafgericht/urn:ard:show:722317e115768541/

09-17
45:55

Kommandeur Kurt Leonards: Wie Hamburg den Ernstfall übt

Kapitän zur See Kurt Leonards, Kommandeur des Landeskommandos Hamburg, ist zu Gast im Podcast "Feel Hamburg". Thema war die Militärübung "Red Storm Bravo", die Ende September in der Hansestadt stattfindet. Hintergrund ist die veränderte Sicherheitslage in Europa seit dem russischen Angriff auf die Ukraine. Für Leonards bedeutet das, Vorsorge zu treffen und die Zusammenarbeit von Bundeswehr, Polizei, Feuerwehr, THW, Hilfsorganisationen und zivilen Partnern einzuüben. Die Hamburger Bevölkerung soll die Übung nur in begrenztem Umfang bemerken. In der ersten Nacht werden Militär-Lkw durch die Stadt fahren, tagsüber sind vereinzelt Hubschrauberflüge geplant. Panzer kommen nicht zum Einsatz. Ziel ist es, militärische Abläufe mit zivilen Behörden realitätsnah zu trainieren, ohne das städtische Leben spürbar einzuschränken. Leonards sprach auch über seinen Alltag als Soldat, der von militärischer Ordnung und Kameradschaft geprägt ist, privat aber einen normalen Rahmen hat. Er betont, dass die NATO auf Abschreckung setzt, um Frieden zu sichern. Nach dem Bruch mit Russland 2022 sei es notwendig, die Verteidigungsfähigkeit und die Resilienz der gesamten Gesellschaft zu stärken.

09-03
43:02

Volkan Baydar - Aus dem Taxi in die Charts

Volkan Baydar und Vince Bahrdt hatten mit dem Duo Orange Blue vor 25 Jahren einen Riesenhit: "She's Got That Light" machte die Band über Nacht bekannt. Obwohl es sich um eine Ballade handelte und Balladen zu jener Zeit nicht besonders gefragt waren, trauten sie sich, das Lied zu veröffentlichen. Einen besonderen Schub erhielt ihr Hit dadurch, dass der Refrain jedesmal, wenn in der Daily Talkshow "Arabella Kiesbauer" ein Gast auftrat, gespielt wurde. Das brannte den Song nicht nur ins Gehirn ein, sondern sorgte auch für einen überraschend großen Geldsegen, der es den beiden Musikern ermöglichte, ihre Jobs, mit denen sie sich bis dahin über Wasser gehalten hatten, aufzugeben und forthin von der Musik zu leben. Nach Orange Blue widmete sich Volkan Baydar auch anderen spannenden Projekten, er arbeitete als Schauspieler, komponierte für Walt Disney und und trat mit kleinen, aber feinen Solokonzerten in die Öffentlichkeit. Im Gespräch mit Daniel Kaiser erzählt der Tausendsassa von seinem Aufwachsen im Hamburger Stadtteil Hamm, wie er mit Vorurteilen fertig wurde und wie er Vince Bahrdt kennenlernte. Volkan Baydar zeigt sich bei "Feel Hamburg" sehr offen und ehrlich, spricht über die Höhen und Tiefen seines Lebens und gibt einen Einblick in das nicht immer einfache Leben zwischen zwei Welten.

08-20
52:48

Linh Tran: Wie wird man Weltmeisterin im Tischfußball?

Gerade hat sie sich ihren fünften Weltmeister-Titel im Tischfußball erkämpft und hat ihren dreißigsten Geburtstag gefeiert. Im Podcast "Feel Hamburg" erzählt die sympathische Ausnahmeathletin von ihrem Weg an die Spitze. Ihre Geschichte alles andere als gewöhnlich: "Ich komme aus einem kleinen Ort in Südhessen. Und ich wusste, ich gehöre woanders hin", sagt Linh. Ein Gefühl, das sie lange begleitete - bis sie, gerade volljährig geworden, beschloss, ihrer Intuition zu folgen: "Ich hab schon immer gedacht, wenn ich 18 bin, zieh ich aus." Ihr Weg führte sie aber nicht auf direktem Weg in die Kicker-Hallen dieser Welt, sondern zunächst in ein Hamburger Kulturzentrum: "Als ich dann nach Hamburg gezogen bin, um ein FSJ im Kulturzentrum 'Brakula' zu machen, da wusste ich auch, das ist der Ort, wo ich sein möchte." Wenn Linh über ihren Sport spricht, leuchten ihre Augen - aber sie bleibt dabei stets analytisch. Tischfußball ist für sie kein Kneipensport, sondern Strategie in Reinform: "Die Deutschen sind bekannt dafür, dass sie sehr strukturiert sind. Mega das Klischee, aber wir spielen sehr strukturiert, strategisch, sehr clean aufgebaut." Und sie ergänzt mit einem Augenzwinkern: "Das ist ein bisschen, ich lehne mich jetzt nicht so weit aus dem Fenster, beim Fußball auch ähnlich, dass man sagt, dass man viel nach Spielzügen spielt und so." Was sich locker anhört, ist harte Arbeit: vier bis sechs Trainings pro Woche, dazu Shows und Firmen-Events, in denen sie entweder die Weltmeisterin gibt ("Schlag die Weltmeisterin") oder inspirierende Keynotes hält. Auch hier gilt: Ohne Struktur geht nichts. Seit August 2022 ist Linh selbstständig, arbeitet mit zwei Sponsoren – und lebt, was sie liebt: "Ich habe jetzt wirklich ein privilegiertes Leben, wo ich selber meine Zeit bestimmen kann, wo ich wirklich selbstbestimmt leben kann." Als Frau in einer Männerdomäne musste Linh sich ihren Platz erst erkämpfen. Und sie tat es mit Stil - und Biss: "Es war für mich immer ein total krasser Motivationsschub, wenn ich das Gefühl hatte, der Mann denkt jetzt, ich kann das nicht oder unterschätzt mich total." Ihre Strategie? Die eigene Unterschätzung bewusst zu nutzen: "Dann kann ich natürlich in bestimmten Situationen zuschlagen und du bist dann überrascht." Doch der Respekt kam nicht über Nacht. "Männer haben halt mehr Testosteron, die haben mehr Ego, dieses, ich sage mal, Alpha am Tisch. Und das merkt man als Frau dann schon sehr stark." Im Gespräch mit "Feel Hamburg" Host Daniel Kaiser erinnert sich die Weltmeisterin auch an das Gefühl, als sie ihren ersten Titel gewann, gibt Tipps, wo man in Hamburg gut kickern kann und verrät, was Tischfußball und das Schachspielen gemeinsam haben. Hier geht es direkt zur Podcastempfehlung in der ARD Audiothek: https://www.ardaudiothek.de/sendung/sportschau-f-inspirierende-frauen-aus-dem-sport/urn:ard:show:d694e266bb3efcc0/

08-06
49:22

Eva Almstädt: Morden mit Aussicht

Eva Almstädt hat inzwischen mehr als zwanzig Krimis geschrieben, in denen ihre Ermittlerin, die Kommissarin Pia Korritki die Hauptrolle spielt. Ihre Krimis heißen Ostseefeuer oder Ostseefluch und das zeigt schon, dass diese Geschichten nicht in Hamburg, sondern auf dem Land, an der Küste verortet sind. Diese Mord-Orte denkt sich die Autorin allerdings aus und greift nicht auf real existierende Gemeinden zurück. Dass bestimmte Szenarien aber der Wirklichkeit entlehnt sind, ist für Eva Almstädt wichtig. Sie sucht ihre Schauplätze im wahren Leben und passt sie dann an ihre Geschichten an. Im Gespräch mit Daniel Kaiser verrät die Autorin auch, warum sie so gerne in Hamburg - Eimsbüttel lebt und dass sie eine abgeschlossene Ausbildung zur Raumausstatterin vorweisen kann. Noch heute könnte sie Sofas polstern und Rollos nähen. Und dass sie schon selbst Teppiche in ihrer Wohnung verlegt hat, versteht sich da von selbst. Eva Almstädt erzählt, wie sie arbeitet, wer sie inspiriert und wo man sie treffen kann, wenn ihr zuhause mal wieder die Decke auf den Kopf fällt.

07-23
42:00

Arnd Boekhoff: Wie aus Nachbarschaftshilfe Hanseatic Help entstand

Zehn Jahre ist es her, dass sich in Hamburg eine riesige Hilfsaktion formte, geboren aus einer Notlage – und mitgetragen von einem beeindruckenden Gemeinschaftsgefühl. Arnd Boekhoff erinnert sich an die Anfänge von Hanseatic Help. "Das war schon ein spezieller Moment", erzählt Boekhoff im Gespräch. "Auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise wusste ich auch nicht so richtig, was ich jetzt tun kann. Ich wohnte damals im Karoviertel, nicht weit von den Messehallen, und dachte: Vielleicht bringe ich erstmal ein paar Klamotten rüber." Was als spontane Geste begann, wurde rasch Teil einer Bewegung. Die Hamburger Messehallen - mit ihren 7.500 Quadratmetern - wurden zum Dreh- und Angelpunkt bürgerschaftlicher Hilfe. "Das war so ein Möglichkeitsraum. So viele Leute kamen zusammen, plötzlich war da diese riesige Energie: Kleidung sortieren, logistische Strukturen aufbauen, die Sachen nach Kategorien aufteilen - Männer, Frauen, Hygiene, Kinder... Nach sechs Wochen war die Halle voll. Millionen Sachspenden, Tausende Helfer jeden Tag. Das war irre." Boekhoff war mittendrin. Aus einer Facebook-Gruppe wurde ein Netzwerk, aus improvisierter Hilfe ein eingetragener Verein - Hanseatic Help. Das Motto: Einfach machen. "Wir waren so schnell so groß, dass wir bald nicht mehr nur selbst verteilt haben. Andere Organisationen kamen zu uns, holten Spenden ab oder wir brachten sie in die Unterkünfte. Später gingen dann auch internationale Hilfstransporte los." Doch die Entwicklung brachte auch Herausforderungen mit sich. Die schiere Menge an Sach- und Geldspenden machte schnell klar: Es braucht Struktur. "Leute kamen mit Umschlägen voller Geld. Irgendwann dachten wir, bevor wir hier als Schwarzgeldschleuse gelten, brauchen wir eine offizielle Struktur. Arnd Boekhoff erzählt außerdem von seiner Tätigkeit als Vorstand für Viva con Agua, seinem Studentenjob als Mitarbeiter eines Callcenters und verrät, warum er so gerne in Wilhelmsburg lebt.

07-09
55:04

Wanja Mues: Wie der Unfalltod der Eltern sein Leben verändert hat

Im März 2011 verlor der Schauspieler Wanja Mues bei einem tragischen Verkehrsunfall seine Eltern. Sibylle und Dietmar Mues, selbst ein bekannter Schauspieler, wurden tödlich verletzt, als ein unter Drogeneinfluss stehender Autofahrer in eine wartende Fußgängergruppe raste. "Der Tod unserer Eltern hat uns natürlich nochmal total zusammengeschweißt", erzählt Mues in der neuen Folge des Podcasts "Feel Hamburg". Als ältester Bruder übernahm er viele Entscheidungen - "natürlich immer in Rücksprache und mit der moralischen und tatkräftigen Unterstützung meiner Brüder und aller Freunde und Verwandten, die uns in der Zeit zur Seite standen." Er berichtet von einer beeindruckenden Hilfsbereitschaft, die die Familie durch die erste Zeit getragen hat. Auch das anschließende Gerichtsverfahren gegen den Unfallfahrer beeindruckte die drei Brüder Wanja, Woody und Jona Mues nachhaltig. Es ging nicht nur um Schuld, sondern auch um den Umgang mit Verantwortung - und Vergebung. "Ich glaube, wir hätten ihm vergeben können, wenn er darum gebeten hätte", sagt Wanja Mues rückblickend. "Aber da kam nur eine verlesene, halbherzige Entschuldigung, die nicht an uns gerichtet war, sondern eher allgemein war - und uns auch nicht erreicht hat." Daniel Kaiser und Wanja Mues sprechen auch über seine Rolle als Privatermittler Leo Oswald in der ZDF-Serie "Ein Fall für zwei", in der er die Nachfolge von Claus Theo Gärtner antrat, der seine Rolle als Detektiv Matula an den Nagel gehängt hat und Wanja Mues erzählt, warum er es manchmal bereut, nicht eine Tischlerlehre gemacht zu haben. Hier geht es direkt zur Podcastempfehlung in der ARD Audiothek "OZ. Graffiti-Künstler. Schmierfink. Rebell." https://www.ardaudiothek.de/sendung/oz-graffiti-kuenstler-schmierfink-rebell/14107933/

06-25
54:40

Heikedine Körting: Wie lebt die 'Mutter' der "Die drei ???"-Hörspiele?

Heikedine Körtings Leben könnte aus einem Roman stammen - 1945 in einem thüringer Blaubeerenfeld zur Welt gekommen, auf der Flucht in Lübeck gestrandet und später in Hamburg sesshaft geworden. Jüngste selbstständige Rechtsanwältin Deutschlands, Regisseurin und erfolgreiche Hörspielproduzentin von Megahits wie TKKG, die drei ???, Hui Buh - das Schlossgespenst und, und, und. Kurz vor ihrem 80. Geburtstag hat sie Feel Hamburg Host Daniel Kaiser ihr "Zauberhaus" geöffnet und mit ihm über ihr Leben gesprochen. In diesem "Zauberhaus" an der Rothenbaumchaussee, einer Jugendstilvilla nach Plänen des Architekten Martin Haller, lebt und arbeitet die Hörspielproduzentin. Dieses Haus, das einem Museum gleicht, birgt viele original erhaltene Details, über die Heikedine und Daniel auch im Verlauf des Interviews sprechen.

06-11
01:04:23

Kiez-Wirt Daniel Schmidt: Mein Leben ist der Elbschlosskeller

Der Elbschlosskeller auf St. Pauli ist ein Mikrokosmos des Hamburger Nachtlebens, Zufluchtsort für Gestrandete, Schauplatz skurriler Geschichten – und das Revier von Daniel Schmidt, dem wohl bekanntesten Kneipenwirt der Hansestadt. Die Geschichte vom kaputten Schloss machte deutschlandweit Schlagzeilen: Während des Corona-Lockdowns sollte auch der Elbschlosskeller schließen - doch das Schloss war verrostet, der Schlüssel längst verschwunden. "Der Schlüsseldienst hat sich halb totgelacht", erzählt Schmidt. "Nach 30 Jahren Schlosser-Karriere musste er zum ersten Mal nicht eine Tür aufmachen, sondern eine zuschließen." Heute ist das Schloss ein Exponat im Museum für Hamburgische Geschichte - ein Symbol für das Leben in der Kneipe, das einfach nie stillsteht. Gewalt, Not, Eskalation - all das gehört zum Alltag von Daniel Schmidt. "Ich habe hier einige Hauereien gehabt, von Ohrfeigen bis zu richtig heftigen Schellen. Ich habe mich hier auch schon verletzt, wurde mit Messern angegriffen. Mir hat jemand eine scharfe Knarre an die Schläfe gehalten. Ich musste jemanden, der mich mit einem Schlachterbeil angegriffen hat, mit so einem Kneipentisch aus dem Laden rumsen." Trotzdem - oder vielleicht gerade deswegen - hat Daniel Schmidt nie ans Aufgeben gedacht. Der Elbschlosskeller ist sein Zuhause. Doch Schmidt ist nicht nur Wirt, sondern auch Sozialarbeiter - informell, aber mit vollem Einsatz. 2020 gründete er den Verein "Wer, wenn nicht wir – Hamburg", um während der Pandemie Bedürftigen zu helfen. Seitdem sammelt er Spenden, organisiert Kleidung und Lebensmittel, stellt seine Räume zur Verfügung. "Hier im Billardzimmer haben auch Leute, die nichts haben, die Möglichkeit, mal ein bisschen auszuruhen oder sogar zu schlafen. Im Winter, wenn es richtig kalt ist, pennen hier bis zu fünf Leute." Es ist diese Mischung aus rauer Schale und weichem Kern, aus Kiezromantik und knallharter Realität, die Daniel Schmidt zu einer Symbolfigur des heutigen St. Pauli macht. Der Elbschlosskeller ist nicht nur Kneipe - er ist ein soziales Netz, ein Lebensraum für jene, die sonst durchs Raster fallen. Im Gespräch mit Daniel Kaiser verrät Daniel Schmidt auch, warum ihm sein christlicher Glaube bei der Bewältigung der vielen Herausforderungen hilft, wie sein Sohn Lennox über den Beruf des Vaters denkt und was er in seinen Büchern über das Leben auf dem Kiez offenbart.

05-28
37:09

Heidrun von Goessel: Eleganz vor der Kamera und Brüche im Leben

Anfang des Jahres hat TV-Legende Heidrun von Goessel ihre Biografie "Ungeschminkt" veröffentlicht. Im Gespräch mit Daniel Kaiser erzählt sie, was sie dazu bewogen hat, so ehrlich die schwierigen Zeiten in ihrer Biografie zu offenbaren. Als alleinerziehende, geschiedene Frau war es in den 70er Jahren in Deutschland noch sehr schwierig, über die Runden zu kommen. Heidrun von Goessel, der ihre Größe und schlanke Figur zugute kam, brachte die junge Familie als Mannequin, Fotomodell und schließlich als Fernsehansagerin und Rundfunkmoderatorin über die Runden. Nachdem die Jobs zunächst "nur" tröpfelten, wurde sie bald zu einem international erfolgreichen Model und nicht zuletzt aufgrund ihrer Fernsehpräsenz sehr gefragten "Promi". Auch nach ihrer Zeit als TV-Ansagerin arbeitete Heidrun von Goessel weiterhin vor der Kamera und auf der Theaterbühne. Sie erzählt von interessanten Begegnungen, wie zum Beispiel dem Operntenor Placido Domingo und ihrem Duett mit Udo Lindenberg, verschweigt aber auch nicht die finanziellen Katatstrophen in ihrem Leben. Auch dass sie mit der Wahl ihrer Partner nicht immer ein glückliches Händchen hatte, gibt die Moderatorin bereitwillig zu und erklärt, warum sie viermal zum Traualtar geschritten ist. Am Ende des Gesprächs kommt Heidrun von Goessel auf ein Thema, das ihr sehr am Herzen liegt: Die Altersdiskriminierung. Sie erzählt von Freundinnen, die kaum über die Runden kommen, obwohl sie ihr Leben lang gearbeitet haben und wie schwierig es gerade für ältere Menschen ist, eine bezahlbare Wohnung zu bekommen. Hier geht es direkt zum Trailer "Das Imperium Heidi Klum - Catwalk zur Macht": https://www.ardaudiothek.de/sendung/das-imperium-heidi-klum-catwalk-zur-macht/14119983/ in der ARD-Audiothek.

05-14
53:00

Detlef Wutschik: Als Puppenspieler kannst du alles sagen

Bei "Feel Hamburg" wird's puppig - im besten Sinne. Host Daniel Kaiser spricht mit Detlef Wutschik, dem Mann, der nicht nur Puppe, sondern auch Stimme, Hirn und Herz von Werner Momsen ist - dem schnoddrigen Rentner mit Meinung zu allem und jedem. Bevor Detlef Wutschik die Bühnen Norddeutschlands mit Klappmaulpuppen bespielte, war er unterwegs im Auftrag des guten Anstrichs - als gelernter Maler und Lackierer. Das hört man bis heute. Oder besser gesagt: Er hört es. "Ich merke tatsächlich, wenn einer streicht, ob er genügend Farbe auf der Rolle hat. Wenn das nicht so schön matscht, sondern trocken klingt, dann weißt du: Alter, du musst eintauchen! Kein Wunder also, dass er bei jedem Betreten eines Raums erstmal fachmännisch die Wandstruktur checkt. "Habt ihr das selber gemacht? Das könnt ihr aber gut!" - klingt wie ein Kompliment, ist aber ein Expertenblick durch die Putzfassade. Der Weg zu Herr Momsen begann nicht mit einem Geistesblitz, sondern mit einem Schlüsselsuchgerät. Ja, wirklich. "Ich hatte damals ein Duo. Wir hießen Männergestalten - mit Jens Heitmann, auch ein Puppenspieler. Und wie der Name schon sagt: Männergestalten. Wir haben verschiedene Männertypen dargestellt - jung, alt, mit Puppe, ohne Puppe, Mensch/Mensch, Mensch/Puppe, Puppe/Puppe." Klingt ein bisschen wie ein Improtheater auf Speed. Doch eine Szene blieb hängen: Ein alter Mann kauft sich ein Pieps-Dings, um endlich seine Schlüssel wiederzufinden - und kämpft heldenhaft mit der Bedienungsanleitung. "Wir brauchten dafür einen alten Mann. Mein Bühnenpartner hatte den mal in einem Workshop angefangen zu bauen und sagte: 'Hier, den kannst du nehmen.' Und dann habe ich den fertiggebaut. Das war die Geburtsstunde von Herrn Momsen." Und zack - ein norddeutsches Original war geboren. Ein bisschen grummelig, immer direkt, aber mit Herz - eben wie ein echter Hamburger. Wer denkt, Herr Momsen sei Wutschiks einzige große Rolle, kennt Samsons Zwillingsbruder noch nicht. Der Puppenspieler war in der 'Sesamstraße' - im XXL-Fellanzug. "Ich war Samsons verschollener Bruder, könnte man sagen. Pepe, der damals noch von Dirk Bach gespielt wurde, hat mit seinem Zauberstift gemalt und plötzlich standen zwei Samsons da. Ich war der zweite." Heute lebt Detlef Wutschik mit seiner Familie im Hamburger Stadtteil Marienthal. Ein Ort, wo selbst Herr Momsen mal zur Ruhe kommt - zumindest, bis ihm wieder etwas auffällt, das kommentiert werden muss. Und das dauert bekanntlich nie lange. Im Gespräch mit Daniel Kaiser verrät Detlef Wutschik auch, wie oft Herr Momsen schon renoviert werden musste, wie er als Berufsschullehrer seine Schüler bei der Stange gehalten hat und warum er gar nicht begeistert von den vielen Touristen in Hamburg ist.

04-30
46:04

Nina Petri: Wie der zweite Engel von rechts ein Fernsehstar wurde

Die preisgekrönte Darstellerin, die in zahlreichen Film- und Fernsehproduktionen mitgewirkt hat, gibt in der neuen Folge von "Feel Hamburg" Einblicke in ihre Kindheit, ihre ersten Theatererfahrungen und die Rückschläge, die sie zu dem Menschen geformt haben, der sie heute ist. Daniel Kaiser spricht mit Nina Petri über ihre Anfänge als Schauspielerin im Krippenspiel, das große Lob von der ehemaligen Kultursenatorin Helga Schuchardt und ihre Ausbildung an der Schauspielschule in Bochum. Ihre ersten Filmerfahrungen machte sie in der Fernsehserie "Rote Erde", wo ihr der frisch gelernte "Ruhrpott"-Zungenschlag entgegenkommt. Von ihrer Gage kauft Nina Petri einen Opel Manta, ihr erstes Auto überhaupt. Damit hat sie viel Spaß und sie erzählt von wilden Autobahn-Flirtereien. Dass sie überhaupt einen Führerschein machen konnte, ist fast ein Wunder, denn im Alter von 13 Jahren wurde die Schauspielerin von einem Auto überfahren und so schwer verletzt, dass sie fast ein halbes Jahr im Krankenhaus verbringen musste, eine Amnesie erlitt und eine Nahtoderfahrung hatte. Dieses traumatische Ereignis hat Nina Petri aber so gestärkt, dass ihr kein Hindernis zu hoch war, um ihre Ziele zu erreichen. Im Gespräch mit Daniel Kaiser erzählt sie auch von den bitteren Erfahrungen, die sie mit Mitarbeitern des Sozialamtes machen musste, denn während ihrer Zwillingsschwangerschaft musste sie Sozialhilfe beantragen und wurde sehr abwertend behandelt. Heute steht Nina Petri fest für ihre Überzeugungen ein und ist unbequem, auch wenn es schwierig wird. Die Schauspielerin sagt zum Beispiel ohne Umschweife, dass sie sich niemals an einer Demo beteiligen würde, in der auch rechte Meinungen geäußert werden. Neben ihrer Schaupielerei arbeitet Petri auch als Mentorin für Nachwuchskräfte in der Wirtschaft, die ihr Auftreten verbessern wollen. Sich selbstbewusst in der Öffentlichkeit zu bewegen, hat sie in ihrer langen Karriere gelernt. Hier geht es zur Podcastempfehlung in der ARD Audiothek: Das Imperium Heidi Klum - Catwalk zur Macht https://www.ardaudiothek.de/sendung/das-imperium-heidi-klum-catwalk-zur-macht/14119983/

04-16
51:10

Rainer Moritz: Wie wird man Schlagerpapst und Literaturkritiker?

Die Interessen des scheidenden Chefs des Hamburger Literaturhauses, Rainer Moritz, sind ein interessanter Dreiklang: Literatur, Fußball und Deutscher Schlager. Mit "Feel Hamburg" Host Daniel Kaiser spricht er über seine Leidenschaften. Seine Arbeit als Kreisliga-Fußballschiedsrichter hat ihn sehr geerdet. Er musste sich bereits als 17-Jähriger gegenüber gestandenen Spielern behaupten, die teilweise bereits seit 20 Jahren in der Liga spielten. Er musste seine Entscheidungen verantworten und sie auf dem Platz durchsetzen. Das hat ihm das nötige Selbstbewusstsein gegeben, um in seinem späteren Beruf bestehen zu können. Außerdem war der Spagat zwischen "Faust II-Seminar" und dem Bolzplatz, also das Wandern zwischen zwei Lebenswelten sehr erdend. Rainer Moritz fällt es deshalb leicht, auch andere Perspektiven einzunehmen und zu akzeptieren. Als Literaturkritiker ist er kein Freund von weichgespülten Formulierungen. Wenn ihm ein Buch nicht gefällt, schreibt er es auch deutlich. Literaturkritik trennt die Spreu vom Weizen, versucht das mit Argumenten zu tun. Und dann kommt es eben auch mal zu Verrissen. Bücher als solche behandelt Moritz immer mit Liebe und Respekt. Er könnte niemals mit Textmarker Zeilen oder ganze Absätze hervorheben und auch Eselsohren gehen für ihn gar nicht. Im Gespräch mit Daniel Kaiser erinnert sich Rainer Moritz an die Begegnung mit einer Frau, die jedes gelesene Blatt aus dem Buch herausriss, um Gewicht zu sparen. Das sei für ihn ein so schmerzhaftes Erlebnis gewesen, dass er sich abwenden musste. Rainer Moritz ist nicht nur Literaturkritiker, er schreibt auch Bücher, z.B. über seine weitere Leidenschaft - den Deutschen Schlager. Hier schätzt er die alten Schlager ganz besonders. Mit seinem breiten Interesse an Literatur, Musik und Fußball sowie seiner direkten Art ist Rainer Moritz eine herausragende Persönlichkeit im deutschen Kulturbetrieb. Als Leiter des Literaturhauses Hamburg sorgt er seit vielen Jahren dafür, dass spannende Debatten geführt werden und Literatur kritisch betrachtet und gefeiert wird. Gleichzeitig bleibt er sich und seinen Leidenschaften treu – sei es als Literaturkritiker, Schlagerexperte oder geerdeter Fußballfan. Im Gespräch mit Daniel Kaiser verrät Rainer Moritz auch, ob er sich von Büchern trennen kann, warum er gerne in Eppendorf lebt und wie er damit umgeht, dass die junge Generation viel weniger liest.

04-02
54:32

Mike Krüger: Gibt es ein Comeback der Supernasen?

Im Gespräch mit Host Daniel Kaiser erzählt Mike Krüger von seiner Kindheit in einem Internat an der Nordsee. Seine Mutter war bereits gestorben, als er drei Jahre alt war und da sein Vater beruflich viel unterwets war, wurde er dort geparkt. Seine Erinnerungen an diese Zeit sind durchwachsen. Er erzählt von Schlafsälen, in denen mehr als 40 Kinder schliefen, sehr einfacher Ausstattung und Hänseleien durch Mitschüler. Da Mike Krüger aber früh sehr groß und schlagfertig war, lernte er schnell, wie man sich zur Wehr setzt. Nach der Schule machte er eine Lehre zum Betonbauer, da eine Ausbildung im Baugewerbe Voraussetzung für ein Architekturstudium war. Denn Architekt zu werden, war sein eigentlicher Berufswunsch. Als Betonbauer-Azubi war Mike Krüger am Bau des Elbtunnels beteiligt. Er erzählt, welche Arbeiten er dort verrichtet hat und wie es ihm heute geht, wenn er durch den Elbtunnel fährt. In seiner Freizeit war der Komiker gerne in den damals angesagten Musik-Klubs, wie dem "Onkel Pö's" oder "Danny's Pan" zu Gast. Dort kam er zu der Überzeugung, dass er mit den dort auftretenden Musikern mithalten kann und vereinbarte mit dem Wirt, einen Probeauftritt. Diese Show kam so gut an, dass Mike ab diesem Zeitpunkt regelmäßig hier auftrat und schließlich von dem "Plattenboss" Ossi Drechsler entdeckt wurde. Mike wurde schnell zu einem deutschlandweit bekannten und beliebten Komiker und seine Alben wurden vergoldet. Weiteren Auftrieb bekam er durch die "Supernasen"-Kinofilme, die er in den 80ern zusammen mit Thomas Gottschalk gedreht hat. Beide sind bis heute befreundet und schließen eine neue Folge der "Supernasen" nicht aus. Jetzt steht allerdings erst einmal die Goldene Hochzeit der Krügers auf dem Programm. Mike erzählt, warum seine Frau und er bis heute verheiratet sind und macht ihr eine rührende Liebeserklärung.

03-19
54:06

Mirco Wiegert: Wie fritz-kola zu einer Hamburgensie wurde

2003 erfanden zwei Hamburger Studenten die Getränkemarke fritz-kola. Inzwischen hat sich aus dieser Erfindung ein echter Renner entwickelt. Fritz-kola kann man selbst in Spanien oder auch Polen kaufen, immer in der umweltfreundlichen Pfand-Glasflasche. Einer der beiden Unternehmensgründer ist Mirco Wiegert, der im Gespräch mit Daniel Kaiser erzählt, wie die Marke entstanden ist und mit welchen Problemen und Hindernissen sie zu kämpfen hatten. Da ihnen zunächst nur 7.000 Euro als Gründungskapital zur Verfügung standen, war schnell klar, dass sie auf Marktforschung und professionelle Logo-Entwicklung verzichten und statt dessen alles selbst in die Hand nehmen würden. So entstand auch das heute charakteristische Etikett mit dem Schwarzweißfoto der beiden Gründer am heimischen Computer und auch das Originalrezept, sowie der Markenname wurden an kostenlos "arbeitenden" Freunden und Verwandten getestet. Mirco Wiegert erzählt, dass er und sein langjähriger Partner Lorenz Hampl einen Großteil ihrer Jugend bei den Pfadfindern verbracht haben und dass einige Pfadfinder-Ideen zum Leitbild der Firma geworden sind. Ein respektvoller Umgang auf Augenhöhe mit Mitarbeitenden und der Kundschaft gehören genauso dazu, wie die ausschließliche Verwendung von Glas-Pfandflaschen, um dem Verpackungswahn etwas entgegen zu setzen. Übernahmeangeboten aus der Getränkeindustrie, wie z.B. von Coca Cola haben sich die beiden Unternehmer stets widersetzt. Ihnen war es zu wichtig, Entscheidungen ohne Rücksicht auf Geldgeber treffen zu können. Vor einiger Zeit hat sich Lorenz Hampl aus dem Unternehmen zurückgezogen und seitdem hält Mirco Wiegert die Fäden alleine in der Hand. Seine Entscheidung sich selbstständig zu machen, hat der Unternehmer nie bereut, ganz im Gegenteil. Er freut sich jeden Tag darauf, zur Arbeit gehen zu dürfen und seine Firma weiter auszubauen. Für fritz-kola interessierte sich vor kurzem auch der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und hat den jungen Unternehmer in das Schloss Bellevue eingeladen, wo er sich mehr als eine Stunde mit ihm unterhalten hat. Von diesem Gespräch und auch vom Bundespräsidenten selbst zeigt sich Mirco Wiegert sehr beeindruckt. Sehr beeindruckt ist er auch von der Sängerin Helene Fischer, die er sehr verehrt. Besonders bewundert er neben ihrer musikalischen Leistung ihren Unternehmergeist und Geschäftssinn. So sind sich Daniel Kaiser und Mirco Wiegert einig, dass man in einer Helene-Fischer-Show sehr viel für sein Geld geboten bekommt. Am Ende des Gesprächs weist Daniel Kaiser auf das Buch "Fritz gegen Goliath" hin, das Mirco Wiegert geschrieben hat und in dem er die Geschichte von fritz-kola erzählt. Hier geht es zu "Sparks - Menschen, die uns inspirieren", unsere Podcastempfehlung in der ARD Audiothek: https://www.ardaudiothek.de/sendung/sparks-menschen-die-uns-inspirieren/10638483/

03-05
51:34

Prof. Dr. Beate Ratter: Wie gut ist Hamburg für den Klimawandel gerüstet?

Sie ist Geografin und Klimaforscherin, Professorin für integrative Geografie an der Universität Hamburg und kennt sich aus mit Küsten- Deich- und Inselschutz. Dr. Beate Ratter spricht mit Daniel Kaiser über die besonderen Herausforderungen, denen sich die Hansestadt Hamburg in den nächsten Jahrzehnten stellen muss. Aufgrund des Klimawandels gibt es mehr Extremwetter-Ereignisse wie Starkregen, Dürren und Sturmfluten. Dr. Ratter lobt die Anstrengungen, die Hamburg zum Schutz der Bevölkerung unternommen hat, wie zum Beispiel der Sturmflutschutz in der neuen Hafencity. Sie erklärt aber auch, was jeder einzelne von uns tun kann, um zum einen die Jahresdurchschnittstemperatur nicht weiter ansteigen zu lassen und zum anderen, wie man sich und sein Eigentum schützen sollte. Eine ganz einfach umzusetzende Maßnahme ist laut Dr. Ratter, dass man Fenster bei Hagel nicht mit Plastikrollläden verschließen sollte. Die Fenster halten die Belastung aus, aber die Rollläden sind anschließend verbeult. Im Gespräch mit Host Daniel Kaiser erklärt sie, wie wichtig es ist, dass Hamburg die Erinnerung an die Sturmflut von 1962 lebendig hält und warum sie so gerne auf der Elbinsel Neuwerk ist. Auch die Frage, ob es die Nordseeinseln in 100 Jahren noch gibt, kommt zur Sprache. Aber der Podcast "Feel Hamburg" bietet auch den Raum, die private Seite von Dr. Ratter ein bisschen zu beleuchten. Wie lebt sie in Hamburg und wo hält sie sich besonders gerne auf. Hier findest du mehr Infos zu und von Dr. Beate Ratters Forschungsprojekten: https://www.geo.uni-hamburg.de/geographie/mitarbeiterverzeichnis/ratter.html Hier geht es zum Podcast Gerichtssaal 237 in der ARD-Audiothek: https://www.ardaudiothek.de/sendung/gerichtssaal-237-true-crime-aus-dem-strafgericht/13317207/

02-19
46:25

Bettina Tietjen: Warum mich Menschen ohne Privatleben nicht interessieren

Sie ist eines der prominentesten Gesichter des NDRs - Talkshowmoderatorin Bettina Tietjen. In diesem Gespräch sitzt sie ausnahmsweise auf der anderen Seite und wird von "Feel Hamburg" Host Daniel Kaiser interviewt, statt selbst die Fragen zu stellen. Außerdem gibt es eine Premiere in diesem Podcast: zum ersten Mal wird "Feel Hamburg" im Rahmen einer Matinee vor Gästen in der Komödie Winterhuder Fährhaus aufgezeichnet. Die Gäste erlebten eine entspannte und fröhliche Bettina Tietjen, die bereitwillig aus ihrem Privatleben erzählt und sogar gesungen und Gitarre gespielt hat. Bettina Tietjen berichtete von ihrer Kindheit und Jugend in Wuppertal, ihrer Leidenschaft fürs Campen und erinnert sich an ihren Vater Burchard, der in den letzten Jahren seines Lebens an Demenz erkrankt war. Über diese Krankheit hat die Moderatorin auch ein Buch geschrieben, genau wie über das Campen. Hier geht es zum Podcast "Zirkusträumer Roncalli" in der ARD Audiothek, auf den wir am Ende dieser Folge hinweisen: https://www.ardaudiothek.de/sendung/zirkustraeumer-roncalli/14041275/

02-05
01:11:27

VB

Gibt es gar keine interessanten Frauen mehr für diesen Podcast?

03-14 Reply

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