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Sternstunde Philosophie
Sternstunde Philosophie
Author: Schweizer Radio und Fernsehen (SRF)
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Vertiefende Gespräche mit herausragenden Persönlichkeiten aus Kultur, Wissenschaft und Politik. Die Sternstunde Philosophie vermittelt lebensnahe Denkanstösse zu zentralen Fragen unserer Zeit.
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Hypersensibel und hochbegabt: Rainer Maria Rilke ist ein Phänomen. Der 1875 in Prag geborene Dichter wird auch knapp hundert Jahre nach seinem Tod verehrt wie kaum ein anderer Autor deutscher Sprache. Lady Gaga trägt sie als Tattoo, auf Instagram und TikTok entdecken junge Menschen seine Poesie neu.
Rilke war ein Suchender und führte ein ruheloses Leben, getrieben von Angst und der Suche nach Schönheit, geprägt von intensiven Beziehungen zu starken Frauen, künstlerischen Krisen und von einer Sensibilität, die zugleich Bürde und Quell seines dichterischen Genies war. Seine Texte thematisieren die existenziellen Fragen des Menschseins, kreisen um Gott und preisen Natur und Tierwelt.
Was macht Rilke zu einem generationenübergreifenden Phänomen? Was hat es mit der extensiven Liste an Geliebten auf sich, und was hätte Rilke zu Krisen unserer Zeit zu sagen?
Olivia Röllin im Gespräch mit der Literaturkritikerin und Autorin Iris Radisch und dem Literaturwissenschaftler und Rilke-Biograf Manfred Koch.
Der Mensch ist ein Ökosystem. Er lebt in Symbiose mit Bakterien, Viren und Pilzen. Diese Mikroorganismen halten die Welt am Leben. Wie aber beeinflussen sie uns Menschen? Yves Bossart spricht über die Macht der Mikroben mit der Ärztin Giulia Enders und der Philosophin Anne-Sophie Moreau.
Die Hälfte unserer Zellen am Körper sind keine menschlichen Zellen, sondern die Zellen von kleinsten Mikroorganismen, vor allem von Bakterien. Sie sind auf unserer Haut, auf der Zunge, und natürlich im Darm, unserem «zweiten Gehirn», wie Forschende herausgefunden haben. Bakterien beeinflussen sogar unser Unbewusstes, sollen für Depressionen und Ängste mitverantwortlich sein. Es sind Bakterien, Viren und Pilze, die alle dafür sorgen, dass der Kreislauf des Lebens überhaupt funktioniert – ein Kreislauf, in dem Kooperation, nicht Konkurrenz, das Grundprinzip ist.
Wie verändert das Wissen über die Macht der Mikroben unser Bild vom Menschen? Wie frei sind Menschen überhaupt in ihren Entscheidungen angesichts dieser Abhängigkeiten? Und was steckt hinter dem aktuellen Trend, eigenes Sauerteigbrot zu machen und Gemüse zu fermentieren?
Ein Gespräch unter der Leitung von Yves Bossart mit Giulia Enders, Ärztin und Bestsellerautorin («Darm mit Charme», «Organisch») und mit Anne-Sophie Moreau, Philosophin und Autorin («Fermentations»).
Wer kennt sie nicht: die Online-Enzyklopädie Wikipedia mit ihren über 60 Millionen Beiträgen in über 300 Sprachen. Sie verspricht, neutral und objektiv das Wissen der Menschheit zu sammeln. Nicht alle glauben an das Versprechen. Elon Musk hat mit «Grokipedia» vor Kurzem ein Gegenprojekt lanciert.
Jimmy Wales liebte schon als Kind Enzyklopädien – und er war ein Computernerd. Mit viel Wagemut, Know-how und «pathologischem Optimismus», wie der US-Amerikaner und Wahlbrite von sich sagt, hat er das grösste frei zugängliche Online-Nachschlagewerk der Welt geschaffen, mit dem heute auch viele KI-Modelle trainiert werden.
Für Wales gibt es nichts Grossartigeres, als die Welt zu verstehen und das Wissen zu bewahren und um möglichst viele Perspektiven zu erweitern. Deshalb arbeitet das Unternehmen nicht kommerziell und unabhängig von Werbung. Doch der «Tempel für den Geist» wird immer wieder attackiert – nicht nur von Elon Musk, sondern auch von seinem ehemaligen Mitstreiter Larry Sanger, die Wikipedia eine linksliberal geprägte Voreingenommenheit nachsagen.
Jimmy Wales glaubt dennoch an sein Werk und wirbt in seinem soeben erschienenen Buch «Die 7 Regeln des Vertrauens» für den Glauben an die Kraft der Kooperation.
Erling Kagge sucht Grenzen – und überschreitet sie immer wieder. Der Norweger war der erste Mensch, der die «3-Pole-Challenge» zu Fuss abgeschlossen hat: den Nordpol, den Südpol und den Mount Everest. Warum er das tat und was er dort fand, beschreibt er in Bestsellern wie «Stille» oder «Gehen».
Ein Leben in Eis und Hochgebirge: Was für die meisten unvorstellbar klingt, war für den norwegischen Abenteurer Erling Kagge notwendig. Denn, so sagt er, man solle sich das Leben stets ein bisschen schwieriger machen, als es ist – weil es darum gehe, sich selbst zu begegnen und das Staunen nicht zu verlieren. Staunen konnte er auf seinen Expeditionen genug. Zum Nordpol war er 58, zum Südpol 50 Tage unterwegs. Temperaturen zwischen -20 und -50 Grad sind dort normal, lebensgefährliche Situationen ebenso.
Nach den Expeditionen ins Äusserste wandte sich Kagge den inneren Reisen zu. Er gründete einen Verlag, wurde einer der bekanntesten Kunstsammler Skandinaviens und schrieb über Stille und über das Gehen internationale Bestseller, die in über 40 Sprachen übersetzt wurden. Darin beschreibt Kagge, wie man in einer lauten Welt einen inneren Raum der Ruhe finden kann – nicht am Ende der Welt, sondern mitten im Alltag. Heute will er die Menschen dazu ermutigen, ihren eigenen Nordpol zu finden, jenen Punkt, an dem sie herausfinden, was sie wirklich suchen. Und vielleicht auch, was sie loslassen können.
Olivia Röllin spricht mit Erling Kagge über den Schatten des Vaters, der all seine Expeditionen begleitete, über die Suche nach der inneren Stille – und darüber, wie es sich anfühlt, wenn man zwanzig Meter vor einem Eisbären steht, der im Begriff ist anzugreifen.
Marlen Reusser kennt beides: Triumphe als Weltmeisterin und Europameisterin, gleichzeitig herbe Niederlagen wie Unfälle und Long Covid. Doch Leiden gehört für sie zum guten Leben dazu. Barbara Bleisch fragt nach, wie viel Schmerz die Leidenschaft erträgt und ob Talent verpflichtet.
Marlen Reussers Karriere ist in vielerlei Hinsicht aussergewöhnlich: Trotz Kindheit auf dem Bauernhof zieht es sie zur Geige und bereits mit 14 Jahren wird sie Jungstudentin an der Hochschule der Künste in Bern. Später studiert sie Medizin, und als sie sich mit Mitte Zwanzig aufs Rad setzt, fährt sie kurz darauf allen davon. Erst als 27-Jährige wird sie Profisportlerin und holt im Zeitfahren praktisch alles, was es zu gewinnen gibt: nebst dem Weltmeistertitel auch viermal den Europameistertitel, die Olympia-Silbermedaille und zwei Tour de Suisse-Titel. Doch neben den grossen Triumphen kennt sie auch krachende Niederlagen, beispielsweise als sie ein WM-Rennen aufgibt, weil sie merkt, dass ihr an diesem Tag die Motivation fehlt. Ebenso werfen sie Unfälle und Krankheiten immer wieder zurück, besonders eine Long Covid-Erkrankung zwingt sie zu einer längeren Pause ohne zu wissen, ob sie je wieder gesunden wird. Mithilfe von Hypnose, wie sie sagt, kann sie die Krankheit schliesslich überwinden und gewinnt dadurch auch einen neuen Blick auf die Medizin und den Körper.
Barbara Bleisch spricht mit der Ausnahmesportlerin über den Schmerz der Niederlage, über Grenzen im Kopf, den Rausch des Tempos und die Frage, ob Talent verpflichtet.
Am Ende sanft einschlafen, das wünschen sich alle. Doch die wenigsten Menschen sterben so. Deshalb plädiert die deutsche Ärztin und Philosophin Alena Buyx dafür, sich eingehend mit dem eigenen Tod zu befassen. Ein Gespräch über ethische Fragen rund um Leben und Sterben.
Die meisten Menschen sterben im Spital oder im Alters- und Pflegeheim, einige davon werden gar künstlich beatmet. Das wünscht sich wohl niemand. Deshalb sollte sich jede und jeder dringend mit dem eigenen Sterben auseinandersetzen, egal in welchem Alter, findet Alena Buyx. Die Medizinethikerin war Präsidentin des deutschen Ethikrats und befasst sich seit vielen Jahren mit den grossen Fragen rund um Geburt, Krankheit, Leben und Tod.
Yves Bossart spricht mit ihr über ethische Entscheidungen in der Medizin, über Sterbehilfe und Frühgeburten – und fragt: Was ist ein lebenswertes Leben? Ein Gespräch über Selbstbestimmung, Fürsorge und Gerechtigkeit im medizinischen Alltag, sowie über Work-Life-Balance und die Frage, warum die antike griechische Philosophie für sie ein Rettungsanker ist.
Trauriger Femizid-Rekord in der Schweiz, monströse Vergewaltigungen in Frankreich: Was sagt diese Gewalt über unsere Gesellschaft – und was ist ihr entgegenzusetzen?
Jeden Monat werden in der Schweiz Frauen ermordet, weil sie Frauen sind. Allein im ersten Halbjahr 2025 verloren 18 Frauen und Mädchen ihr Leben durch männliche Gewalt – mehr als in den meisten Jahren zuvor. Hinter jeder dieser Taten stehen oft Jahre der Kontrolle, der Angst, der systematischen Entwertung. Laut Bundesamt für Statistik wurden 2024 über 21’ 000 Fälle häuslicher Gewalt registriert – 70 Prozent der Opfer waren Frauen. Diese Zahlen sind erschütternd, doch sie bilden nur die sichtbare Oberfläche eines viel tiefer liegenden Problems. Denn Gewalt gegen Frauen ist kein Ausnahmefall, sondern Ausdruck einer Ordnung, die Ungleichheit und Unterwerfung alltäglich fortschreibt.
Zur gleichen Zeit erschütterte in Frankreich der Pelicot-Prozess: Über einen Zeitraum von zehn Jahren wurde Gisèle Pelicot von ihrem Ehemann systematisch betäubt, vergewaltigt und an Dutzende Männer «weitergegeben». Die französische Philosophin Manon Garcia begleitete diesen Prozess im Gerichtssaal. In ihrem Buch «Mit Männern leben» reflektiert sie, was es heisst, in einer Welt zu leben, in der selbst das Ehebett kein sicherer Ort ist.
Was bedeutet es für eine Gesellschaft, wenn Frauen selbst dort, wo Liebe und Vertrauen herrschen sollten, Gewalt erfahren? Wie können Freiheit und Gleichheit Bestand haben, wenn sie für die Hälfte der Bevölkerung fragil bleiben? Und was lernen wir aus dem Fall Pelicot über Geschlechterverhältnisse?
Olivia Röllin spricht mit der französischen Philosophin Manon Garcia über das System der Unterwerfung, die Ambivalenz des Begehrens und die Frage, ob und wie wir trotz alledem gemeinsam friedlich leben können.
Flüsse, die Rechte haben? Wälder, die denken? Berge, die fühlen? Immer öfter wird gefordert, dass die Natur als lebendiges Gegenüber anerkannt wird – und Rechte erhält. Auch Robert Macfarlane, die wichtigste Stimme des britischen «Nature-Writing», kämpft dafür und erklärt, welche Folgen es hätte.
Schmelzende Gletscher, abnehmende Biodiversität, Aussterben der Arten – es ist an der Zeit, neu über Natur nachzudenken. Der mehrfach ausgezeichnete britische Bestsellerautor Robert Macfarlane macht das in seinen Büchern. Im neuesten Wurf begibt er sich auf Reisen. Von Ecuador über Südindien bis nach Québec begegnete er Flüssen, die er nicht mehr als Landschaftsobjekte, sondern als lebendige Wesen erlebte. In seinem neuen Buch nennt er sie sogar Co-Autoren. Und er fragt sich: wie gerecht ist ein Rechtssystem, das sich nur am Menschen orientiert?
Was, wenn hinter der ökologischen Krise in Tat und Wahrheit ein Weltbild steht, das den Menschen als Herrscher über die Natur, als Nutzer und Eigentümer versteht? Und was wäre zu tun, um dieses Denken zu überwinden? Was würde es wirklich bedeuten, wenn wir Flüsse, Berge und Wälder als Mit-Wesen verstünden, als Subjekte statt Objekte?
Olivia Röllin spricht mit Robert MacFarlane über den Trost der Flüsse, die Grenzen menschlicher Herrschaft und die Vision eines neuen Gesellschaftsvertrages zwischen Mensch und Natur.
Zwei Jahre nach der Terrorattacke des 7. Oktober eskaliert die Gewalt weiter. Millionen vertriebene Menschen, Hungersnot, unbefreite Geiseln, unversöhnlicher Zerstörungswille. Wie lässt sich ein schützender Ausweg denken: für Israel, die Palästinenser, das humanitäre Völkerrecht?
Der barbarische Überfall des 7. Oktober 2023 markierte einen Wendepunkt: für Israel als Opfer des Angriffs, den Gaza-Streifen als dessen Ausgangsort sowie nicht zuletzt für die globale Geltung humanitären Völkerrechts. Zwei Jahre nach der Terrorattacke ist der Gaza-Streifen als Lebensraum für Millionen von Palästinensern nachhaltig zerstört, Dutzende israelischer Geiseln noch immer nicht befreit, wütet der Krieg weiter und überschreitet dabei, nach Wahrnehmung von immer mehr Staaten und Beobachtern, letzte ethische wie rechtliche Grenzen, zunehmend auch von Seiten Israels.
Wie wäre ein Ausscheren aus der Gewaltspirale vorzustellen? Welche emotionalen, sozialen wie auch politischen Veränderungen wären dafür notwendig? Was bedeutet der immer konkreter im Raum stehende Verdacht eines genozidalen Vorgehens für das Selbstbild Israels, seine Aussenwahrnehmung, seine militärischen Allianzen? Steht «Gaza» gar als Symbol für ein kommendes Zeitalter unbedingten Kriegens jenseits aller geltenden Konventionen und Grenzen?
Im Gespräch mit der Nahost-Expertin Muriel Asseburg und dem in Israel lebenden Politologen José Brunner sucht Wolfram Eilenberger nach Auswegen aus dem Bannkreis nicht enden wollender Gewalt.
Frauen leisten den Grossteil der Arbeit in der Familie oder in Pflegeberufen. Geld gibt es dafür nicht oder zu wenig. Das ist unfair, findet die Philosophin Jule Govrin, und fordert: Wir müssen unsere Gesellschaft ganz neu denken – weg vom Profit, hin zu mehr Gemeinwohl und gelebter Gleichheit.
Ungleichheit ist überall, trotz gleicher Rechte für alle. Wie also sähe eine wirklich gerechte Gesellschaft aus, in der Frauen, Migranten und ärmere Menschen die gleichen Rechte und Chancen haben? Die Berliner Philosophin Jule Govrin hat konkrete Ideen, wie «radikale Gleichheit» gelebt werden kann: von Gemeinschaftsküchen bis zu «sorgenden Städten» wie Barcelona. Govrin setzt bei der Abhängigkeit und Verwundbarkeit unserer Körper an und fordert einen «Universalismus von unten»: Gleichheit nicht als Ideal, sondern als gelebte alltägliche Praxis, als Sorge um unsere Mitmenschen. Klingt gut. Doch wie soll das gehen, angesichts der politischen Weltlage und dem Erstarken konservativer und reaktionärer Kräfte?
Darüber spricht sie mit Yves Bossart.
Joachim Meyerhoff erzählt in seinen Romanen so anrührend von den Fallstricken seines Lebens, dass jeder Band ein Bestseller wird. Auf der Bühne schlüpft er ebenso glaubhaft in immer neue Rollen. Doch wer ist der wahre Meyerhoff, was ist seine wahre Geschichte? Oder gibt es ihn gar nie «in echt»?
oachim Meyerhoff gehört zu den erfolgreichsten Theaterschauspielern im deutschsprachigen Raum. Auf den grossen Bühnen verkörpert er die unterschiedlichsten Rollen, zugleich erzählt er in bislang sechs autobiografischen Büchern unter dem Titel «Alle Toten fliegen hoch» anrührend und voller Selbstironie von seinem eigenen Leben – oder inszeniert er sein Leben vielleicht nur als grosses Verwirrspiel für alle, die nach seinem wahren Leben fragen? Gibt es das wahre Leben überhaupt - spielen wir nicht immer eine Rolle?
Barbara Bleisch trifft das Ausnahmetalent, das sowohl auf der Theaterbühne wie im Literaturbetrieb brilliert, zum Gespräch über das Leben als Spiel, über Rollen und Realitäten, über Spiel und Ernst, und darüber, warum wir uns selbst eine Geschichte erzählen, die wir als unsere Biografie verteidigen.
Zeitungen verschwinden, Redaktionen schrumpfen, fast die Hälfte der Bevölkerung verzichtet auf Nachrichten. Immer mehr bestimmen Algorithmen, welche Inhalte man sieht, und KI verspricht, journalistische Arbeit zu ersetzen. Was bedeutet das für die Vierte Gewalt, und was für die Demokratien?
Die Medienbranche steckt in einer tiefgreifenden Krise: Seit Jahren sinken die Auflagen, Werbeeinnahmen brechen weg. Verlage und der Service public bauen Personal und Mittel ab. Die Folge: Für fundierte Recherchen fehlen die Ressourcen, stattdessen dominieren Service-Artikel und leichte Kost. Gleichzeitig fühlen sich viele Lesende durch klassische Medien nicht mehr repräsentiert und informieren sich – wenn überhaupt – nur noch in sozialen Medien, wo Empörung und Desinformation grassieren. Was bedeuten diese Entwicklungen für die demokratische Öffentlichkeit? Wie verändert künstliche Intelligenz den Journalismus, und wer ist heute noch bereit, für Journalismus zu bezahlen?
Darüber spricht Olivia Röllin mit Roger de Weck, ehemaliger SRG-Generaldirektor, und Autor von «Das Prinzip Trotzdem – Warum wir den Journalismus vor den Medien retten müssen», und mit Jennifer Wilton, Journalistin und ehemalige Chefredakteurin der deutschen Tageszeitung «Die Welt».
In dieser Folge erwähnt (Aussage von Julia Ruhs): based.Podcast
Künstliche Intelligenz nimmt dem Menschen immer mehr Arbeit ab. Auch im Privatleben stehen Chatbots mit Rat zur Seite. Was kommt da auf uns zu? Und wie stark soll KI unser Leben und unsere Arbeit bestimmen? Yves Bossart im Gespräch mit dem Philosophen und KI-Experten Christian Uhle.
Musik von einer Band, die es nicht gibt. Bilder von Models, die nicht existieren. Und eine Mutter, die ihre verstorbene Tochter trifft – im virtuellen Raum. Künstliche Intelligenz macht verblüffende Fortschritte und Chatbots wie ChatGPT sind im Zentrum der Gesellschaft angekommen. Junge Menschen suchen nicht mehr im Internet, sie sprechen mit ihrem Chatbot über Schulinhalte, aber auch über Privates. Das Berufs- und Privatleben scheint sich derzeit grundlegend zu verändern. Aber wollen wir das? Wie stark soll KI unser Leben bestimmen? Und droht wirklich eine Massenarbeitslosigkeit?
Darüber spricht Yves Bossart mit dem Berliner Philosophen und KI-Experten Christian Uhle.
Kriege, Machtpolitik, Hungersnöte, autoritäre Regime, erratische Zölle. Wo man hinschaut, so scheint es gerade, ist Krise oder braut sich gleich die nächste zusammen. Die Schweizer UN-Diplomatin Pascale Baeriswyl und der deutsche Politikwissenschaftler Carlo Masala ordnen ein.
Im Osten Europas tobt seit dreieinhalb Jahren ein Krieg. Oder seit 2014. Oder gar nicht, denn Russland spricht bekanntlich von einer «Spezialoperation». Gaza ist ein Trümmerfeld, die Bevölkerung stirbt oder ist am Verhungern, das Wort Genozid ist allenthalben zu hören. Und über all die Konflikte im Globalen Süden wird kaum mehr berichtet. Selbst die Schweiz, die sich einst erfolgreich aus allem raushielt, ist nun von Donald Trumps wankelmütiger Zollpolitik betroffen. Wo man auch hinschaut: Nationalismus, Populismus und Autoritarismus sind auf dem Vormarsch.
Was geschieht hier eigentlich gerade? Und wie kam es zu dieser umgreifenden Destabilisierung? Bringen mehr Waffen weniger Krieg? Oder mehr? Und was, wenn Russland gewinnt?
Auf der Suche nach Antworten auf all diese komplexen Fragen spricht Olivia Röllin mit dem deutschen Politikwissenschaftler und Experten für internationale Politik Carlo Masala und der Schweizer UN-Botschafterin in New York Pascale Baeriswyl.
Gefühle bestimmen den Alltag, aber auch das Weltgeschehen: Die einen haben Angst vor der Zukunft, andere treibt der Hass in den Krieg. Worin besteht die Macht von Gefühlen? Und wie sollen wir mit ihnen umgehen? Darüber spricht Yves Bossart mit dem Philosophen Dominik Perler.
Angst vor der Klimakrise, Wut auf die Eliten, Hass gegenüber Fremden. Gefühle machen Politik. Und sie lenken uns Menschen im Alltag, oft unbemerkt. Darum sollte man auf sie achten, aber Gefühle sollten nicht das letzte Wort haben, meint der Philosoph Dominik Perler, Professor an der Humboldt-Universität zu Berlin.
Im Gespräch mit Yves Bossart erklärt er, warum die evolutionäre Angst vor Schlangen heute noch hilfreich ist, auch wenn man eher Angst vor Zucker, Fett oder vor Social Media haben sollte. Und er zeigt auf, was Gefühle über uns Menschen verraten, wie Verstand und Gefühl zusammenhängen und warum Liebesbeziehungen zu KI-Avataren problematisch sind.
Wiederholung vom 1. Juni 2025
Maggie Schauer ist Psychologin und eine ausgewiesene Expertin zur Behandlung von Traumafolgestörungen. Ihre Expertise führt sie rund um den Globus in Kriegsgebiete und Krisenregionen, zu Menschen, die Naturkatastrophen erlebten, und zu ehemaligen Kindersoldaten. Sie sagt: Trauma geht alle an.
Traumatisierungen sind keineswegs selten. Denn traumatisierend wirken nicht nur körperliche Gewalt oder extreme Entbehrungen, sondern ebenso tiefe Kränkungen, Mobbing oder Liebesentzug. Besonders schwer wiegen Traumata, die Kindern zugeführt werden. Ob Betroffene auch psychisch erkranken, hängt weniger von der Schwere des Erlebten ab, als von der Häufung, sagt die Psychotraumatologin Maggie Schauer.
Wer eine geborgene Kindheit hatte, steckt eine Naturkatastrophe oder eine Flucht später besser weg. Traumafolgeerkrankungen gehören aber nicht nur behandelt wegen des enormen Leidensdrucks, den sie verursachen, sondern ebenso, weil ihnen unbehandelt ein grosses Gefahrenpotenzial innewohnt: Traumata werden nicht nur weitergegeben, sondern führen nicht selten zu Gewaltausbrüchen. Trauma geht deshalb alle an, ist Schauer überzeugt, und fordert, dass auch traumatisierte Asylsuchende Therapieplätze erhalten.
Barbara Bleisch trifft die renommierte Expertin zum Gespräch.
Wiederholung vom 6. Oktober 2024
Die Demokratie ist in vielen Ländern unter Druck. Die Skepsis gegenüber Regierungen und demokratischen Verfahren wächst. Und mit ihr die Wut unter den Bürgerinnen und Bürgern. Muss die Demokratie gerettet werden? Wenn ja, wie? Eine Sternstunde mit Jagoda Marinić, Oliver Zimmer und Jonas Lüscher.
Die Schweiz gilt vielen als Hort der wahren Demokratie, denn das Schweizer Stimmvolk kann sich mit Initiativen und Referenden direkt einbringen, und der starke Föderalismus sorgt für eine flache Verteilung der Machtverhältnisse.
Allerdings: Volksentscheidungen sind auch in der Schweiz Minderheitsentscheidungen. Denn zur Urne geht jeweils weniger als die Hälfte aller Menschen, die in der Schweiz leben. Einerseits, weil nur Einwohner:innen mit Schweizer Pass und über 18-Jährige stimm- und wahlberechtigt sind, andererseits wegen der wachsenden Zahl derjenigen, die der Urne fernbleiben.
Ist die Schweiz also wirklich das Demokratie-Musterland? Und ist die direkte Demokratie noch zeitgemäss angesichts der Tatsache, dass sie beispielsweise ungeeignet scheint, griffige Massnahmen gegen den Klimawandel voranzutreiben? Ist sie gerecht vor dem Hintergrund, dass die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter aufgeht? Hat die Demokratie ihren Zenit womöglich überschritten? Oder bleibt sie nach wie vor die schlechteste aller Regierungsformen, abgesehen von allen anderen, wie Winston Churchill es einst formulierte?
Diese Fragen diskutiert Barbara Bleisch mit der deutschen Schriftstellerin und Podcasterin Jagoda Marinić, mit dem schweizerisch-britischen Historiker Oliver Zimmer und dem schweizerisch-deutschen Schriftsteller Jonas Lüscher am Philosophiefestival phil.Cologne in Köln.
Mannsein ist kompliziert geworden. Die Rede von toxischer Männlichkeit ist allgegenwärtig. Wie geht es den Männern und Buben in unserer Gesellschaft? Und wie finden Menschen jeden Geschlechts zu einem gewaltfreien und respektvollen Umgang miteinander?
Männer würden unter der Emanzipation der Frauen leiden – so die Überzeugung des «Maskulinismus», einer Bewegung, die ein überhöhtes Ideal von Männlichkeit feiert: Stärke, Wohlstand und sexuelle Anziehungskraft gelten dort als Massstab. Angesprochen fühlen sich aber auch Männer, die sich durch Frauen zurückgewiesen oder gesellschaftlich benachteiligt fühlen. Nicht zuletzt zeigt die Netflix-Serie «Adolescence», wie Social Media zur Verbreitung frauenfeindlicher Ansichten beiträgt.
Zu den bekanntesten Gruppen innerhalb der sogenannten «Mannosphäre» gehören Men's Rights Activists (MRAs), Involuntary Celibates (Incels) oder Pick-up Artists (PUAs). Nationalrat Christophe Clivaz (Grüne, VS) hat deshalb eine Motion eingereicht, die die Datenerhebung zur Verbreitung maskulinistischer Inhalte fordert. Woher kommt dieser Frauenhass – und wo genau liegen die Problemzonen des heutigen Mannes?
Wie schwierig ist es heute, Mann zu sein? Welche Männlichkeitsvorstellungen prägen die aktuelle Politik? Und was bedeutet das für den Rest der Gesellschaft? Darüber diskutiert Olivia Röllin mit dem Männerpsychologen und Autor («Jungs, wir schaffen das») Markus Theunert und dem Journalisten und Sachbuchautor («Der gekränkte Mann») Tobias Haberl.
Wiederholung vom 4. Mai 2025
Juli Zeh ist Bestsellerautorin und nimmt als öffentliche Intellektuelle kein Blatt vor den Mund, etwa wenn sie gegen weitere Waffenlieferungen in die Ukraine oder die pauschale Verunglimpfung von AfD-Wählenden plädiert. Barbara Bleisch trifft die Schriftstellerin zum Gespräch.
Juli Zeh gilt als eine der erfolgreichsten Schriftstellerinnen Deutschlands. Ihre Romane werden in über 35 Sprachen übersetzt, die Gesamtauflage beträgt mehrere Millionen, die Liste der Literaturpreise ist lang. Kein Wunder, denn praktisch immer thematisiert die promovierte Juristin und ehrenamtliche Verfassungsrichterin in ihren Geschichten drängende politische Fragen wie die Spaltung der Gesellschaft, den Umgang mit Rechtsradikalen oder die Frage der Überwachung. Nicht selten nimmt sie Problemlagen vorweg, die den politischen Diskurs der Zukunft bestimmen. Dabei zeigt sie sich gern auch streitlustig und kritisiert die Überheblichkeit der urbanen Bildungselite, die AfD-Wählende als unbelehrbare Dumpfbacken abstempeln und über die Hinterwäldler auf dem Land frotzeln. Die gebürtige Bonnerin lebt selbst seit vielen Jahren in einem 300-Seelendorf in Brandenburg im ehemaligen Ostdeutschland.
Barbara Bleisch spricht mit der Schriftstellerin über die politische Grosswetterlage und fragt, vor welchen Herausforderungen die westlichen Demokratien angesichts des Erstarkens autokratischer Kräfte stehen und wie sie resilient zu machen sind.
Wiederholung vom 9. März 2025
Der Schriftsteller Martin R. Dean erzählt im Roman «Tabak und Schokolade» seine tabuisierte Familiengeschichte: eine Geschichte des Kolonialismus, der Traumata, der Entwurzelung. Yves Bossart spricht mit ihm über verdrängte Vergangenheiten, über Rassismus und über das Fremdsein in der Welt.
Martin R. Dean hat die ersten Jahre seines Lebens in der Karibik verbracht, in Trinidad und Tobago, der Heimat seines Vaters. Die Vorfahren des Vaters stammten aus Indien und wurden Mitte des 19. Jahrhunderts als «Kontraktarbeiter» unter sklavenähnlichen Bedingungen in die Karibik verschifft, um für die britische Kolonialmacht auf den Kakaoplantagen zu arbeiten. Deans Mutter stammt aus dem Aargau und war die Tochter von «Stumpenfabrikarbeitern», die den Tabak aus Übersee in Rauchware umformten. In Deans Familiengeschichte spiegelt sich ein Stück verdrängte Kolonialgeschichte. Seine Hautfarbe wurde schnell zum Tabu im konservativen Dorf. Was hat das mit ihm gemacht? Wie versöhnt man sich mit der eigenen traumatischen Vorgeschichte? Und wie lernt man, das Fremde als solches wertzuschätzen?
Wiederholung vom 5. Januar 2025




,w
interessante Folge, aber das Schmatzen nervt wirklich
Ich hätte fast aufgehört, zuzuhören... Sehr stressig,wenn Leute sich gegenseitig unterbrechen...Unprofessionell.....
Die beiden reden über "gute Arbeit" mit einer ekligen Überheblichkeit. Als gäbe es keine Rider, schlecht bezahlte Pflegearbeit, um sich greifende Entgrenzung und Burnout.... In welcher Welt leben die eigentlich??