DiscoverKünste im Gespräch
Künste im Gespräch
Claim Ownership

Künste im Gespräch

Author: Schweizer Radio und Fernsehen (SRF)

Subscribed: 7Played: 226
Share

Description

«Künste im Gespräch» nimmt aktuelle Ereignisse, Publikationen und Veranstaltungen auf und ordnet sie kritisch ein.
193 Episodes
Reverse
Die Maison de l’Absinthe in Môtiers präsentiert in einer Ausstellung die abenteuerliche Geschichte von 502 Absinthflaschen, die 120 Jahre auf dem Meeresgrund gelegen sind. Mats Staub schafft in seiner künstlerischen Praxis Räume, die zum Nachdenken und Erzählen einladen. Neu gibt’s ein Buch dazu. Rund 120 Jahre hat sie am Meeresgrund gelegen: eine grüne Flasche. Einst war sie mit Absinth gefüllt, hergestellt im Val-de-Travers, im westlichsten Zipfel des Kantons Neuenburg. Auf einem französischen Dreimaster gelangte sie mit 502 weiteren Absinthflaschen in den Indischen Ozean. Auf dem Weg in die Kolonien. Doch das Schiff sank 1872. Zwei Geschäftsmänner aus der Waadt entdeckten das Schiff – und seine Ladung – Anfang der 1990er Jahre wieder. Eine Ausstellung in der Maison de l’Absinthe in Môtiers erzählt von dieser abenteuerlichen Geschichte. Wann hast du aufgehört, Kind zu sein? Welche Erinnerungen hast du an deine Grosseltern? Welche Todesfälle und Geburten haben dich geprägt? In den letzten 20 Jahren hat Mats Staub viele Gespräche mit Menschen auf der ganzen Welt geführt. Seine sorgsam editierten Video- und Audioinstallationen schaffen Erinnerungsräume und wurden an internationalen Festivals und in Museen gezeigt. Im Buch «The Attentive Stranger» gibt Mats Staub Einblick in seine künstlerische Praxis und erzählt, wie sich seine Arbeit verändert hat in einer Welt, in der Lautstärke, Klicks und Skandale immer mehr den Ton angeben.
Die Intendantinnen des Theaters Neumarkt blicken auf sechs Zürcher Jahre zurück. Und: Merchandise-Artikel spielen nicht nur in der Musik, sondern auch in der Literatur eine immer wichtigere Rolle. Das Zürcher Theater Neumarkt ist das experimentelle Haus zwischen der Institution Schauspielhaus und der freien Szene. Im Sommer endet hier die sechsjährige Intendanz der Kodirektorinnen Hayat Erdoğan, Tine Milz und Julia Reichert. Im Gespräch mit Andreas Klaeui blicken sie zurück auf prägende Theatererlebnisse, das Ankommen in der Stadt und die Möglichkeit von Moral auf der Bühne: Geschichten erzählen mit Ernst, aber ohne den Humorstecker zu ziehen. In der Musik sind Fan-Produkte wie Band-Shirts längst etabliert. Aber auch in der Literatur wird sogenanntes Merchandise immer beliebter: Verlage verkaufen Käppis und Badeschlappen. Mit der Buchveröffentlichung erscheinen Pullis, Socken und Sticker in den Farben des Romans und mit Zitaten bedruckt. Taschen und T-Shirts preisen mit passenden Slogans das Lesen an. Warum wird Merchandise in der Literatur immer wichtiger? Wer trägt diesen Lese-Merch und was erzählen diese Produkte über das Image von Literatur? Tim Felchlin hat in der Literaturbranche und bei Lesefans nachgefragt.
Der italienische Bildhauer Medardo Rosso revolutionierte um 1900 die Skulptur und ist heute dennoch relativ unbekannt – eine Ausstellung im Kunstmuseum Basel würdigt sein Werk. Wynton Marsalis ist einer der berühmtesten Jazz-Trompeter und ein unermüdlicher Kämpfer gegen gesellschaftliche Missstände. Selbst Kunstinteressierten dürfte dieser Name nicht viel sagen: Medardo Rosso. Rosso war ein italienischer Bildhauer, der die Skulptur um 1900 revolutionierte, ein Zeitgenosse des heute sehr viel berühmteren Auguste Rodin. Inwiefern Rossos Kunst wegweisend war und wieso er heute trotzdem relativ unbekannt ist – das zeigt jetzt eine beeindruckende Ausstellung im Kunstmuseum Basel, die in Kooperation mit dem Mumok Wien entstanden ist. Dort war die Schau bereits im vergangenen Jahr zu sehen – und wurde vom Kunstmagazin «Art» zur besten Ausstellung 2024 im deutschsprachigen Raum gekürt. Wynton Marsalis war auf seinem Peak einer der grössten Trompeter, die je gelebt haben. Noch wichtiger aber ist sein unermüdlicher Kampf gegen gesellschaftliche Missstände in den USA – heute mehr denn je. Als Kind erlebte er den täglichen Kampf seines Vaters gegen Rassismus, als junger Musiker definierte er «Jazz» eng als afro-amerikanische Musik und kämpfte dafür, dass die Tradition als solche respektiert würde. Musikalisch bald in unerreichbaren Höhen unterwegs, blieb sein Leben doch immer ein Kampf – und das «Jazz at the Lincoln Center Orchestra» wurde zu seinem Instrument gegen gesellschaftliche Windmühlen. Warum er diesen Kampf noch immer führt und was ihn beglückt an der Musik, das erzählt er in Künste im Gespräch.
Im Kinospielfilm «Bagger Drama» verarbeitet der Schweizer Filmregisseur und Künstler Piet Baumgartner viel von seiner eigenen Biografie. Und: Tiktok gehört zu der weltweit beliebtesten Social Media-Plattformen. Und die Plattform wird auch immer wichtiger für musikalische Experimente. In seinem neuen Kinospielfilm erzählt der Schweizer Künstler und Filmemacher Piet Baumgartner eine Familiengeschichte: Im Zentrum steht eine mittelständige Schweizer Familie, die eine Baggerfirma hat. Gefühle werden nicht gezeigt oder besprochen, auch nicht die Trauer um die verunfallte Tochter und Schwester. Die Familie droht am Unausgesprochenen zu zerreissen. In «Bagger Drama» steckt viel von Piet Baumgartners eigener Biografie. Das erzählt der Künstler und Filmemacher im Gespräch - und auch davon, wie er auf die Idee gekommen ist, die Bagger tanzen zu lassen. Tiktok gehört zum Lebensgefühl der Generation Z. Junge Menschen aus aller Welt erstellen und teilen kurze Videos zu allen möglichen Themen. Tiktok ist auch ein Raum, wo musikalische Identitäten ausgelebt werden: von Pop über Jazz bis zu Folklore oder Oper. Musikwissenschaftler Juan Bermúdez der Universität Graz hat erstmals in einer ethnographischen Langzeitstudie erforscht, wie mit und in der App musikalisch interagiert wird, wie kreative Opernformate entstehen und wie sich die Hörgewohnheiten der Nutzerinnen und Nutzer verändern.
Im Nachlass der österreichischen Schriftstellerin Mela Hartwig ist ein Roman von 1943 über eine gescheiterte Emanzipation aufgetaucht. Gardi Hutter hat mit ihrer Clownfigur Hanna Schweizer Kulturgeschichte geschrieben. Nun ist sie nach über 4000 Vorstellungen in 35 Ländern auf Abschiedstournee. In den 1920er Jahren war die Österreicherin Mela Hartwig ein aufsteigender Stern am Literaturhimmel. Und das mit dezidiert feministischen Texten. «Das Weib ist ein Nichts» hiess ihr erster Roman von 1928. Es sollte der einzige bleiben, den sie zu Lebzeiten publizieren konnte. Sie war Jüdin und musste fliehen. Im Londoner Exil interessierte sich niemand für ihre Bücher. Nun ist in ihrem Nachlass ein Roman von 1943 aufgetaucht: «Der verlorene Traum», über eine gescheiterte Emanzipation. Franziska Hirsbrunner spricht mit der Autorin und Hartwig-Kennerin Julya Rabinovich. Mela Hartwig. Der verlorene Traum. Roman. 223 Seiten. Droschl Verlag. Nach 44 Jahren und über 4000 Vorstellungen macht Gardi Hutter mit ihrer Clownfigur Schluss. Mit der kugelrunden, verschrobenen und liebenswürdigen Hanna hat sie 35 Länder bereist und Schweizer Kulturgeschichte geschrieben. Auf einer grossen Abschiedstournee verabschiedet sich die 72-jährige Künstlerin nun von ihren berühmten Soloprogrammen, weil sie Kopf und Herz freimachen will für ein neues Bühnenprojekt. Eine Würdigung ihres Lebenswerks von Kaa Linder und eine humorvolle Lektion in Sachen «loslassen».
Die ganze Welt in schwarz und weiss: Thomas Otts Comics. Und: Josephine Baker kämpfte gegen Rassismus und Antisemitismus: ein Porträt zum 50. Todestag der Tänzerin. Er ist einer der bekanntesten Schweizer Comic-Künstler: der Zürcher Thomas Ott. Berühmt ist er für seine düsteren Comics und Graphic Novels, die ausschliesslich in Schwarz-Weiss gehalten sind und ohne Text auskommen. Sein Markenzeichen sind Arbeiten in Schabkarton: Um ein Bild zu zeichnen, kratzt Ott die hellen Flächen mit einem Cutter aus dem dunklen Papier. 2017 wurde Ott als erster Comiczeichner mit dem Schweizer Grand Prix Design ausgezeichnet. Das Cartoonmuseum Basel zeigt in einer grossen Retrospektive Otts Arbeiten aus den vergangenen 40 Jahren. Als mittellose Schwarze im Süden der USA aufgewachsen, schaffte es Josephine Baker Anfang des 20. Jahrhunderts weltweit an die Spitze der Entertainment-Industrie. Sie ist ins kulturelle Gedächtnis eingegangen als Tänzerin, die im Bananenrock Charleston tanzte und viel schwarze Haut zeigte. Doch Josephine Baker, die über 50 Jahre auf der Bühne stand und nur fünf davon im Bananenrock, lässt sich nicht auf rassistisch-stereotype Klischees reduzieren. Als Aktivistin setzte sie sich international für die Freiheit als universelles Menschenrecht ein und kämpfte gegen Rassismus und Antisemitismus.
Überall lebt man die Lust am Lautmalerischen: ein Streifzug durch klingende Sprache und Musik. – Der Roman «Der grosse Gatsby» von F. Scott Fitzgerald ist 100 Jahre alt und bietet einen erhellenden Blick auf eine imperiale USA. Ausgehend vom Lateinwort des Jahres 2024, das auf eine Mauer in Pompeii geschrieben wurde und offenbar einen Fanfarenklang nachahmt, unternimmt Raphael Zehnder mit Stefan Stirnemann, dem Churer Lateinlehrer und Publizisten, einen Streifzug durch klingende Sprache und Musik: von Goethes «Hochzeitlied» über Donald Duck und Cab Calloways «Minnie The Moocher» bis zu Morgensterns «Grossem Lalula». Sprache ist (auch) Musik, und überall lebt man die Lust am Lautmalerischen. «In unseren Wörtern sind wir alle verbunden und haben alle dieselbe Staatsbürgerschaft», lautet eine von Stirnemanns Erkenntnissen. «Der grosse Gatsby» des US-Amerikaners F. Scott Fitzgerald erschien vor genau 100 Jahren, am 10. April 1925. Der Roman zählt heute zu den weltweit meistgelesenen Werken der Literatur. Das Buch sei von beklemmender Aktualität, sagt Philipp Schweighauser, Professor für Nordamerikanische Literatur an der Universität Basel. Fitzgerald machte in seinem Roman etwa den Rassismus, das imperiale Streben oder das Überlegenheitsdenken der USA zum Thema – und biete damit einen erhellenden Blick auf die USA unter Trump. F. Scott Fitzgerald: Der grosse Gatsby, erhältlich in diversen (Neu-)Übersetzungen und Verlagen.
Mit «Surviving Superbugs – A Dance To Resist» präsentiert das diesjährige Interfinity Festival in Basel eine Performance, die Wissenschaft, Musik und Tanz zusammenbringt. – Und mit dem Stück «Comeback» kehrt die jurassische Tänzerin, Choreografin und Comedienne Eugénie Rebetez auf die Bühne zurück. Sie sind eine der grossen Gefahren im Gesundheitswesen: die Antibiotika-Resistenzen. Nun widmet sich ein Musikfestival diesem brisanten Thema: «Surviving Superbugs – A Dance To Resist», so heisst das Projekt am diesjährigen Interfinity Festival in Basel mit einem eigens dafür komponierten Stück und einer Tanzperformance. Der Anlass soll eine Symbiose zwischen Wissenschaft, Musik und Tanz werden. Für die Musik verantwortlich ist der renommierte israelische Komponist Yair Klartag. Musikredaktorin Annelis Berger befragte ihn zu diesem ungewöhnlichen Kompositionsauftrag. Vor 15 Jahren kreierte die Jurassierin Eugénie Rebetez ihre Bühnenfigur «Gina». Diese etwas naiv scheinende junge Frau, erfrischend offen und vorlaut, spielte sich in die Herzen des Publikums. Es folgten zwei weitere Solos, «Encore» und «Bienvenue». Dann wurde es ruhiger um die Tänzerin, Choreografin und Comedienne Rebetez. Jetzt ist sie, um einige Jahre und Erfahrungen reicher, zurück auf der Bühne. Im Gespräch mit der Tanzkritikerin Maya Künzler erzählt sie von ihrem neuen Solo «Comeback», ihrer Arbeitsweise und den Fragen, die sie als Künstlerin und private Person umtreiben.
Der französische Komponist und Dirigent Pierre Boulez (1925-2016) hinterliess ein Werk, das nachwirkt, etwa das Forschungs- und Kreationslabor IRCAM in Paris. – Tranceartige, spirituelle Musik macht Paras Sibalukhulu aus Südafrika. Derzeit tritt er in der Schweiz auf. Am 26. März wäre Pierre Boulez 100 Jahre alt geworden. Der Komponist und Dirigent war einer der wichtigsten Avantgardisten des 20. Jahrhunderts. Er prägte die neue Musik mit seinen Kompositionen und schuf bis heute führende Institutionen. Etwa das IRCAM in Paris: Boulez entwickelte dieses Forschungs- und Kreationslabor für elektronische Musik, und dessen Direktor Frank Madlener erzählt, wie Boulez’ Ideen heute noch inspirieren. Der Komponist initiierte auch die Lucerne Festival Academy: «Er hat uns mit seiner Energie, Disziplin und Leidenschaft bereichert», sagt der Dramaturg Mark Sattler. Trancehafte Musik mit ungeheurer Dringlichkeit und ein Publikum wie an einem Gospel-Gottesdienst: Das hat Jonas Ruther erlebt, als er mit südafrikanischen Musikern zwischen Johannesburg und Capetown tourte. Seine intensiven Konzert-Erfahrungen möchte der Schweizer Schlagzeuger nun auch mit dem hiesigen Publikum teilen und lädt seine südafrikanischen Musikerkollegen deshalb in die Schweiz ein. Kurz vor der Tour hat sich Annina Salis über die einzigartige Energie des südafrikanischen Jazz unterhalten, mit Jonas Ruther und dem südafrikanischen Zulu-Sänger Paras Sibalukhulu.
Der österreichische Lyriker Rainer Maria Rilke wird bis heute verehrt, nicht nur in Popsongs. Junge Menschen rezitieren heute auf den sozialen Medien seine Gedichte. – Der Emmentaler Jodok Vuille hat als Cellist das Netz erobert und geht jetzt auf Welttournee. Rilke ist in – auch 150 Jahre, nachdem er geboren wurde. Seine Gedichte wie «Der Panther» oder «Herbsttag» tauchen in Popsongs auf. Junge Menschen schwärmen auf TikTok und Instagram von Rilkes Texten und rezitieren seine Gedichte. Und Musik-Ikonen wie Lady Gaga lassen sich Rilke-Zitate tätowieren. Warum begeistert diese über hundert Jahre alte, oft melancholische Sprache eine junge Generation bis heute? Und was macht Rainer Maria Rilke für Instagram und TikTok tauglich? Eine Buch-Influencerin und ein Popsänger erzählen von der Faszination für Rilke. Der Emmentaler Jodok Vuille spielt Pop-Covers auf dem Cello. Seine Bühne: Instagram, TikTok und Co. Bekannt geworden ist er mit Musik-Videos vor spektakulärer Schweizer Bergkulisse. Mittlerweile hat er mehr als elf Millionen Follower auf den sozialen Medien. Er hat mit internationalen Musik-Grössen wie Lindsey Stirling und Teddy Swims gearbeitet, zieht Werbeverträge an Land und trat vor der katarischen Königsfamilie auf. Seinen Job als Musik- und Sportlehrer hängt er nun an den Nagel, um sich ganz auf «Jodokcello» zu konzentrieren und auf eine Welttournee zu gehen.
Der Schlagzeuger Vincent Glanzmann veröffentlicht in Handschrift und mit Zeichnungen versehen ein Buch, das eine Schlagzeug-Solo-Performance beschreibt. Damit eröffnet er neue Wege zum Erleben von Musik. Und: Künstliche Intelligenz und kreatives literarisches Übersetzen: Alles kann KI noch nicht. Der Zürcher Schlagzeuger Vincent Glanzmann eröffnet mit seinem «Art Score Book» neue Wege zum Erleben von Musik. In Handschrift verfasst und mit Zeichnungen versehen, beschreibt das Buch eine Schlagzeug-Solo-Performance. Lesende schlüpfen in die Rolle des Performenden und tauchen ein in dessen kreativen Prozess, Gedanken und Gefühlswelt. Dabei tun sich spannende Fragen auf: Soll Kunst erklärt und beschrieben werden, oder entsteht ihre Wirkung eher durch das Unausgesprochene? Für das Übersetzen von Gebrauchstexten ist künstliche Intelligenz eine praktische Hilfe. Eignet sie sich aber auch für Übersetzungen von fremdsprachigen literarischen Texten? Die Übersetzerin Barbara Sauser und der Computerlinguist Samuel Läubli sind sich einig: Algorithmen ersetzen die menschliche Kreativität bis jetzt nicht. Aber könnte sich das bald ändern? Und wie wirkt sich künstliche Intelligenz auf den Beruf des Übersetzens aus? Erstsendung: 21.11.2024
Die Galeristin Alice Pauli brachte ab 1961 Kunst nach Lausanne, nun widmet sich eine Ausstellung der einflussreichen Sammlerin und Mäzenin. Und: der Verein FemaleClassics bringt mehr Komponistinnen auf Spiel- und Lehrpläne. Alice Pauli: Galeristin, Entdeckerin und Sammlerin Alice Pauli hob Lausanne auf die Landkarte der Kunstwelt. In den späten 1950er Jahren war das gesellschaftliche Interesse an Kunst in Lausanne gering. Wer Geld hatte, gab es nicht unbedingt für Kunst aus. Alice Pauli brachte Lausanne die Lust an Kunst bei. Die Frau, die ursprünglich aus der Uhrenbranche kam, eröffnete 1961 eine Galerie, die sehr erfolgreich war. Und sie wurde eine wichtige Unterstützerin für die Plateform 10, das neue Museumsquartier in Lausanne. Eine Ausstellung im «Musée cantonal des Beaux-Arts» würdigt Alice Pauli. FemaleClassics fordert mehr Komponistinnen auf den Spielplänen Frauen komponieren genauso gute Musik wie Männer. Dennoch stehen Komponistinnen viel seltener als Komponisten auf den Spielplänen von Berufsorchestern oder in Lehrplänen. Aus Empörung darüber gründete die Bratschistin Meredith Kuliew vor drei Jahren den Verein FemaleClassics. Der vermittelt Wissen zu Komponistinnen aller Epochen, veranstaltet jährlich ein eigenes Festival mit frauenkomponierter Musik und kritisiert Schweizer Berufsorchester für zu wenig diverse Spielpläne. Was sagen das Sinfonieorchester Basel und das Berner Symphonieorchester dazu?
Seit 2011 veröffentlichen Elizabeth Pich und Jonathan Kunz sonntags online einen «War and Peas»-Comic. Lachen soll man dabei – und ins Nachdenken kommen. – Vor 100 Jahren verbesserten technische Neuerungen schlagartig die Musikaufnahmen. Die elektrische Studiotechnik hat die Musik revolutioniert. «Ohne Comic-Zeichnen würde ich wahrscheinlich im Knast sitzen!» – das sagt die deutsche Graphic-Novel Autorin Elizabeth Pich. Zusammen mit dem Comic-Autoren Jonathan Kunz kreiert sie seit 13 Jahren den Webcomic «War and Peas», mit dem die beiden knapp zwei Millionen Follower im Netz erreichen. Darin halten uns etwa sprechende Bäume, Gottesanbeterinnen oder gar der Planet Erde persönlich einen unangenehmen Spiegel vor. Auch im neusten Band «Liebe Erde» bewältigen sie mit Sarkasmus und Zeichenstift ihre eigene Ohnmacht gegenüber den grossen ökologischen Herausforderungen der Gegenwart. Im Februar 1925 wurde die erste elektrische Aufnahme eines Musikstücks gemacht – «Feelin’ Kind O' Blue» des Pianisten und Sängers Jack Hylton. Diese neue Technik löste das bis dahin mechanische Aufnahmeverfahren schlagartig ab. Der Einsatz von Mikrofonen und Verstärkern brachte nicht nur entscheidende Vorteile bezüglich der Klangqualität, sondern veränderte auch die Art und Weise der Musikproduktion grundlegend – mit massivem Einfluss auf die gesamte Musikindustrie. SRF-Tonmeister Lars Dölle teilt in diesem Beitrag seine feinen Ohren und sein Wissen mit uns.
Auch unerfüllte Träume seien Träume, «bloss viel gefährlicher», schreibt Sara Gmuer in ihrem Roman «Achtzehnter Stock». Ein Berliner Plattenbau, in dem eine alleinerziehende Mutter lebt. – Zwei Mächte hassen sich, und keiner weiss weshalb: Bonn Park inszeniert «Romeo und Julia» als Italo-Disco-Oper. Seit fast 20 Jahren lebt die Schweizer Autorin Sara Gmuer in Berlin. Genauer gesagt, in Berlin-Lichtenberg, einem Stadtteil mit vielen Plattenbauten. Und in einem Plattenbau ist auch Gmuers neuer Roman angesiedelt: «Achtzehnter Stock» handelt von einer alleinerziehenden Mutter, die sich nichts sehnlicher wünscht, als aus der Armut herauszukommen und sich endlich ein glamouröseres Leben leisten zu können. Sie träumt von einer Karriere als Schauspielerin. In der Nachbarschaft wird sie dafür nur belächelt. Im Gespräch erzählt Sara Gmuer, wie sie beim Schreiben dieses rasanten Romans vorgegangen ist. Buchhinweis: Sara Gmuer: «Achtzehnter Stock». 220 Seiten. Hanser blau, 2024 Der deutsch-koreanische Theatermacher Bonn Park hat ein feines Gespür für den Zeitgeist. Dabei geht er oft von allgemein bekannten Stoffen aus, aktuell «Romeo und Julia» von Shakespeare. Seine Inszenierung fürs Schauspielhaus Zürich wird keine schlichte Nacherzählung des Originals werden. Das verrät schon der Untertitel des Stücks: «Eine Italo-Disco-Oper». Bonn ist ein Meister darin, Genres zu mischen und damit Konventionen zu hinterfragen. In seiner Zürcher Inszenierung geht es um die Normalisierung von schlechter Laune, die Utopie der Liebe und um Theater als Lüge und Trost.
Eine Ausstellung im badischen Offenbach erzählt die Geschichte der Handtasche und ihrer gesellschaftspolitischen Bedeutung. Und in der Oper Bern wird im Sommer eine Frau Chefdirigentin: Alevtina Ioffe. Im Gespräch erklärt die Russin unter anderem, ob Frauen anders dirigieren. Es ist ein Accessoire, das bei manchen grosse Emotionen auslöst: die Handtasche. Für ein gehobenes Designermodell bezahlen gut betuchte Modeliebhaberinnen manchmal mehrere Tausend Franken. Man kann Taschen aber natürlich auch ganz nüchtern betrachten, als praktische Behältnisse. Wie unterschiedlich Taschen im Laufe der Jahrhunderte ausgesehen haben, das zeigt jetzt eine Ausstellung im Deutschen Ledermuseum in Offenbach am Main. Die abwechslungsreiche Schau macht unter anderem eines deutlich: Die Form von Handtaschen spiegelt immer auch die Stellung der Frau in der Gesellschaft wider. Dirigentinnen, die vor Orchestern stehen, teilweise sogar als Chefin, Dirigentinnen, die in den Gräben der Opernhäuser den Ton angeben – das entwickelt sich langsam zum neuen «normal». Aber ist das wirklich so? Fakt ist, dass dirigierende Männer immer noch weit in der Überzahl sind. Eine, die das ändern möchte, ist die russische Maestra Alevtina Ioffe. Schon als Kind erfuhr sie Unverständnis, wenn sie sagte, sie wolle Dirigentin werden. Ab Sommer 2025 wird Alevtina Ioffe die neue Chefdirigentin der Oper in Bern.
Eine Ausstellung zeigt, wie Sport, Gesellschaft und Mode zusammenhängen und wie sich dieses Zusammenspiel in den letzten gut hundert Jahren verändert hat. Und wir fragen nach dem Erfolgsgeheimnis von Beyoncé, die gerade zum grössten Popstar des 21. Jahrhunderts gekürt wurde. Sport im heutigen Sinn ist jung. Um 1900 entdeckten die wohlhabenden Menschen der westlichen Welt Bewegung als Freizeitspass. Aktivitäten wie Reiten oder Tennis boten die Gelegenheit zur Geselligkeit. Und sie eröffneten ein ganz neues Feld für die Mode. Denn verschiedene Sportarten erforderten unterschiedliche Bekleidung, die Bewegungsfreiheit bot, Schutz, die gut aussah, aber auch der Schicklichkeit entsprach. Wie die Entwicklung von Sport, Gesellschaft, Mode zusammenhängen und sich immer wieder wechselseitig beeinflussen, davon erzählt eine Ausstellung im Musée Olympique in Lausanne. Am 3. Dezember 2024 wurde Beyoncé von Billboard zum grössten Popstar des 21. Jahrhunderts gekürt. Doch Queen Bey ist nicht nur eine Pop-Sensation. Sie ist ein kulturelles Phänomen: Musikerin, Trendsetterin, Geschäftsfrau, Aktivistin, Workaholic, Mutter und Ehefrau – und scheint über jede Kritik erhaben. Doch wie wurde aus einem schüchternen Mädchen aus Houston die starke, selbstbewusste Frau, deren Alben sich heute millionenfach verkaufen und deren Songs zu Hymnen gegen rassistische und sexuelle Diskriminierung und Unterdrückung wurden? Und was ist Beyoncés Erfolgsgeheimnis?
Einen Bauernhof in Südfrankreich, den niemand erben will – davon handelt der Schweizer Dokfilm «Wir Erben». Und was fasziniert Künstler und Künstlerinnen an der inneren Uhr? Das Gewerbemuseum Winterthur zeigt künstlerische Ansätze zur Chronobiologie. Vor 20 Jahren haben Simon Baumanns Eltern im Südwesten Frankreichs einen Bauernhof gekauft und sind ausgewandert. Nun, aufs Alter hin, stellt sich die Frage, was mit dem Hof passieren soll: Denn von den Söhnen – der eine Bauer, der andere Filmemacher – möchte keiner diesen Hof. Es besteht Redebedarf. Simon Baumann fährt nach Südwestfrankreich und nimmt die Kamera mit. «Wir Erben» ist ein intimes Familienporträt und zugleich eine politische Geschichte über Privilegien, wie sie vielleicht nur diese zwei Generationen kennen. Ein Gespräch mit dem Filmemacher, unter anderem über den Spagat zwischen Sohn und Filmemacher. Pflanzen, Insekten, Fledermäuse und Menschen haben eine innere Uhr, die vom Tageslicht synchronisiert wird. Der Tag- und Nachtrhythmus reguliert die Phasen von Aktivität und Erholung und steuert auch die Körperfunktionen. Wie das genau abläuft, erforscht die noch junge Wissenschaft der Chronobiologie. Ihre Messungen und Daten faszinieren auch Künstlerinnen und Künstler auf der ganzen Welt. Die Ausstellung «Lighten Up!» im Gewerbemuseum Winterthur zeigt eine Vielzahl künstlerischer Ansätze, den Tag- und Nachtrhythmus darzustellen und sinnlich erfahrbar zu machen.
Beinahe hätte das «Köln Concert» von Keith Jarrett vor 50 Jahren gar nicht stattgefunden – und die Welt wäre um eine musikalische Perle ärmer. Und das Zusammenkommen der grössten Superstars vor 40 Jahren, um in nur einer Nacht «We Are The World» aufzunehmen war eine Sternstunde der Popmusik. Von der Krise zur Sternstunde: 50 Jahre «Köln Concert» Redaktion: Jodok Hess Es grenzt an ein Wunder, dass es diese Aufnahme überhaupt gibt: Um ein Haar hätte der Abend in der Katastrophe geendet, weil anstelle des bestellten Konzertflügels für Keith Jarrett nur ein kleiner Schrottflügel auf der Bühne stand, die Tasten teils kaputt, eigentlich unspielbar. Dass Jarrett nicht sofort wieder abreiste, war der damals 17-jährigen Kölnerin Vera Brandes zu verdanken. Sie überzeugte den Pianisten, doch zu spielen. Und so entstand das «Köln Concert», eine der berühmtesten Aufnahmen überhaupt im Jazz. «We Are the World»: eine Sternstunde der Musikproduktion wird 40 Redaktion: Luca Koch Wie viel Glück steckt drin, Michael Jackson, Stevie Wonder und Tina Turner zur gleichen Zeit ins gleiche Studio zu bringen? Bei USA for Africa gelang das schier Undenkbare. In einer Sternstunde der Musikproduktion nahmen am 28. Januar 1985 die bekanntesten Pop-Stars der 80er-Jahre den Titel «We Are the World» auf, um Geld für die Hungersnot in Äthiopien zu sammeln. Sie hatten nur eine Nacht für diese Aufnahme, denn nur dank der American Music Awards waren alle Künstler:innen in Hollywood. Es gab nie mehr eine vergleichbare Musikproduktion, an der so viele grosse Namen des Musikbusiness beteiligt waren.
Die Warenwelt erzeugt Nützliches – und Überflüssiges. Daraus kann Kunst werden, zeigen Pat Noser und Monsignore Dies aus Biel. – «So einen Bass-Sound hatte ich noch nie», sagt Heiri Känzig. Er und der Bandoneonist Michael Zisman haben als Letzte im Studio 1 im alten Zürcher Radiostudio aufgenommen. Ich kaufe, also bin ich? «Konsum!» im Kunsthaus Zofingen Shoppen macht Spass. Vielen Menschen zumindest. Doch nicht alles, was gekauft wird, wird auch gebraucht. Vieles wird gekauft, um Freude zu bereiten – sich und anderen. Die beiden Bieler Kunstschaffenden Pat Noser und Monsignore Dies haben sich mit Lust und Frust des Kaufens beschäftigt. Pat Noser malt grossformatige Stillleben mit zerdrückte Getränkedosen und in Plastik verpackten Snacks. Monsignore Dies verwandelt Fundstücke aus Brockenhäusern in skurrile Installationen. Gemeinsam haben sie im Kunsthaus Zofingen eine Ausstellung eingerichtet, die schlicht «Konsum!» heisst. Wer verliert, der findet: Die letzte Aufnahme im Studio 1 Er wird bald fündig, der Bassist Heiri Känzig, als er auf der Suche nach passenden Stücken für die Duo-Session mit dem Bandoneonisten Michael Zisman seinen dicken Ordner mit den Eigenkompositionen durchblättert. Dass es an der letzten Aufnahmesession im legendären Studio 1 im alten Radiostudio Zürich dann auf so vielen Ebenen um Finden und Verlieren geht, überrascht ihn dann aber doch. Im Gespräch erinnern sich beide Musiker, Michael Zisman und Heiri Känzig, an dieses ganz spezielle letzte Mal zurück und reden über die Entstehung des Albums «Lost & Found».
Der Film «Misty» erzählt vom US-amerikanischen Pianisten Erroll Garner. Und: Gleich zwei neue Bücher widmen sich der legendären Pilotin Amelia Earhart. Annäherung an ein Jazz-Genie: «Misty – The Erroll Garner Story» Seine Virtuosität wirkte mühelos, seine Finger glitten elegant und spontan über die Tasten: Der US-Pianist Erroll Garner (1921-1977) erweckte den Eindruck, sein melodisches Spiel gebe einen direkten Einblick in seine heitere Gemütsverfassung. Seine Zugänglichkeit war sein Erfolg. Jetzt nähert sich ein Schweizer Kino-Dokumentarfilm der Karriere des Mannes, der am Klavier zwar sein Innerstes nach aussen kehrte, sein Privatleben jedoch unter Verschluss hielt. Der Regisseur Georges Gachot erzählt, welchen Spuren er für seinen Film gefolgt ist, und wohin ihn diese Reise geführt hat. Amelia Earhart: Die Fliegerin, die zum Mythos wurde Die US-amerikanische Flugpionierin und Frauenrechtlerin Amelia Earhart überquerte 1932 als erste Frau im Alleinflug den Atlantik. Als sie fünf Jahre später versuchte, die Welt zu umfliegen, stürzte sie tragisch ab. Die beiden deutschen Autoren Jo Lendle und Torben Kuhlmann machen in ihren aktuellen Werken die aussergewöhnliche Frauengestalt und den Mythos um sie zum Thema – einmal als Roman und einmal als Kinderbuch. Buchhinweise: · Jo Lendle: Die Himmelsrichtungen, Penguin 2024. · Torben Kuhlmann: Earhart. Der abenteuerliche Flug einer Wühlmaus um die Welt, Nordsüd 2024.
loading
Comments