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Birett Ballett - Katholische Theologie erklärt
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Birett Ballett - Katholische Theologie erklärt

Author: Johannes Schwarz

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Description

Deep-Dives und Plantschen in den stillen Wassern der Theologie. Mehrteilige Themenreihen von A wie Aberglaube bis Z wie Zölibat. Ein bisschen Philosophie hier, ein bisschen Aristoteles dort und auf jeden Fall Thomas von Aquin querbeet.
Produziert von kathmedia und präsentiert vom Dogmatiker, Langstreckenpilger, Teil-Zeit-Eremiten und leidenschaftlichen Natursteinmauer-Bauer Kpl. Johannes Maria Schwarz
Hinweis: Viele der theologischen Reihen sind ursprünglich auf dem Youtube Kanal "kathmedia (Deutsch)" erschienen und können dort "bildgewaltig" angesehen werden.
36 Episodes
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Dieses 14. Kapitel ist auf eine gewisse Weise ein Nachtrag zur Reihe  über das Papsttum. Auch diese Überlegungen hier stammen aus Heschmeyers  „Pope Peter“ und der Überblick über die Kirchenleitungsmodelle, den er  bietet, scheint mir hilfreich. Aber ich wusste nicht, wo ich sie am  besten in der Reihe einordnen soll. Darum habe ich sie nun einfach an  den Schluss gestellt. Die Prämisse ist: es gibt vier grundsätzliche  Organisationsmodelle der Kirchenleitung
Nun gut. An diesem Punkt der Reihe hatte ich eigentlich vorgehabt,  halbwegs detailliert die umstrittensten Dinge des aktuellen Pontifikats  anzusprechen und irgendwie einzuordnen. So oft in diesen Jahren hat mich  der Frust oder gar die Verzweiflung von Gläubigen erreicht und  Unverständnis über das Handeln von Papst Franziskus. Ich begann eine  Liste anzulegen, die immer länger wurde, von Dingen, die man besprechen  oder klären sollte. Aber irgendwann schien es besser, einen allgemeinen  Überblick über das Papstum, seine Wichtigkeit, seinen Sinn und die  Grenzen in der Ausübung des Lehramts zu bieten. Dies ist nun in 12  Folgen geschehen und ich hoffe, die Ausführungen waren und sind  hilfreich, um das Geschehen im Vatikan und andereswo einzuordnen. Denn  die theologische Antwort ist damit im Grunde gegeben. Und so habe ich  bis zuletzt  überlegt, die Reihe nach Folge 12 enden zu lassen. Ich  hatte ursprünglich ja ohnehin nur 9 Episoden geplant. Und dann ist da,  trotz allem was ich hier über die Fehlbarkeit eines Papstes dargelegt  habe, dieser unangenehme Umstand, dass es so aussieht als würde ich als  einfacher Priester, mit dem Obersten Hirten ins Gericht ziehen. Ich bin  kein Kardinal, kein besorgter Mitbruder im Bischofsamt. Es ist nicht  meine Aufgabe den Berater oder gar den Richter des Papstes zu spielen.  Aber was als Priester zu meinen Aufgaben gehört, ist die Sorgen, Ängste  und Nöte der Gläubigen nicht einfach abzutun, sondern anzuhören und  ihnen zu vermitteln, dass sie ernst genommen werden; dass sie nicht irre  sind; dass man in den Reihen des Klerus nicht einfach beschwichtigend  so tut, als wäre alles eitelwonne. Loyalität zu Papst und Kirche  bedeutet eben nicht, wie die Missbrauchskrise zeigt, zu schweigen und  zuzudecken. In diesem Sinn möchte ich alsdann auch meine Worte hier  verstanden wissen. Sie haben, auch wenn sie den Finger in manche Wunden  legen, ihren Ursprung in der Loyalität die meine Grundhaltung gegenüber  der Kirche ist. Falls ich irgendwo ungerecht oder vorschnell bin, und  vielleicht selbst aus Verletzungen und Frust heraus spreche, bitte ich  dies nicht gegen die Kirche und den Papst zu halten, sondern lediglich  gegen mich selbst.  Papst Franziskus hat gefordert, dass die Hirten in den Stall gehen  sollen um den Geruch der Schafe anzunehmen. So finde ich mich also  wieder zwischen einer Menge von Gerüchen. Es ist unmöglich, alle Sorgen  und Verunsicherungen der Gläubigen anzusprechen. Ich begnüge mich mit  ein paar wenigen Punkten, die oft stellvertretend für weitere stehen.  Sie fallen im Wesentlichen in 3 Kategorien: Erstens, was Papst  Franziskus sagt; Zweitens, was Papst Franziskus macht; Drittens, was  Papst Franziskus lehrt.
Nach all dem, was wir in den vorangegangenen Episoden gesagt haben,  sollte deutlich sein, warum es den Papst in der Kirche braucht und auch,  was vor dem biblischen Hintergrund seine eigentliche Aufgabe ist. Kanon  218 des Kirchenrechts hat die Definition des Ersten Vatikanischen  Konzils übernommen. Dort steht: „Als Nachfolger des hl. Petrus im Primat  hat der Bischof von Rom nicht nur einen Ehrenprimat, sondern auch die  höchste und vollständige Jurisdiktionsgewalt über die ganze Kirche. –  Diese Jurisdiktionsgewalt umfaßt nicht nur den Glauben und die guten  Sitten, sondern auch alle Dinge, die sich auf die rechtliche Ordnung und  Regierung der Kirche auf dem ganzen Erdkreis beziehen.“  Die konkrete Ausgestaltung des Petrusdienstes - dieses Sorgen für die  Einheit in der Wahrheit – unterlag in der praktischen Ausübung und  Ausübbarkeit einem gewissen geschichtlichen Wandel. Seine konkrete  Jurisdiktion bei Bischofsernennungen nimmt er heute im Westen anders  wahr als in der Antike – ohne dass sich an seiner grundsätzlichen  Juristiktionsgewalt etwas geändert hätte. So wurde etwa der heilige  Ambrosius, immerhin einer der vier lateinischen Kirchenlehrer, nicht als  verdienstvoller, ergrauter Pfarrer und Professor vom Papst in sein Amt  als Bischof von Mailand gehoben. Vielmehr war Ambrosius ein frommer Mann  in kaiserlichem Dienst – aber noch Katechume – d.h. noch nicht einmal  getauft, als die Menge „Ambrosius episcopus!“ rief. Innerhalb einer  Woche, im Schnellverfahren, empfing er Taufe, die Weihen zum Diakon und  Priester, damit die Bischofsweihe erfolgen konnte. Generell dienen  Bischöfe ihren Kirchen als Nachfolger der Apostel und nicht bloß als  Handlanger des Papstes. So werden auch die Rechtsgewohnheiten und die  Autonomie der nicht lateinischen, katholischen Teilkirchen vom Papst als  Ausdruck der Breite und Weite des Katholischen weitgehend geachtet und  nur in Sonderfällen eingegriffen. Die universale Autorität des Bischofs  von Rom, samt dem dafür notwendigen Charisma der Unfehlbarkeit, kommt  eben erst dann wirklich ins Spiel wenn er ganz konkret den petrinischen  Dienst der Einheit in der Wahrheit ausübt und ausüben muss, damit die  Kirche Christ, die Kirche Christi bleibt und die eine Botschaft Jesu in  der Welt nicht in einer Kakophonie sich widersprechender Denominationen  und Konfessionen untergeht. Der Papst, so verstanden, hat also eine ganz bestimmte Aufgabe. Und wo  er dieser Aufgabe nicht nachgeht, ist er in seinen Äusserungen,  Überlegungen, Gedanken, Flugzeuginterviews, herausgeschüttelten  Bemerkungen grundsätzlich so fehlbar wie jeder andere Bischof oder Laie –  und im praktischen Handeln, Personalbesetzungen, Gartenveranstaltungen  und ähnlichen Entscheidungen sowieso. Um das besser zu verstehen, hier  eine kurze Zusammenfassung wie das Lehramt in der Kirche ausgeübt wird  und was das für Gläubige bedeutet.
Kaiser Justinian von Konstantinopel ist eine schillernde, wenn auch  komplexe und keineswegs immer nur sonnige Figur. Er gilt als einer der  bedeutendsten Herrscher der Spätantike, unter dem das byzantinische  Reich am Übergang zum Mittelalter seine größte Ausdehung erreichen  sollte. Er ist der Stifter der Hagia Sophia und trägt im Osten den  Beinamen der Große. Sogar als Heiliger wird er von manchen in der  Orthodoxie verehrt – wenngleich ihn kein Synaxarion - das ist die  östliche Gottesdienstordnung – tatsächlich als Heiligen listet. Grob in  seine Epoche fällt nun unsere Episode des Papsttums.
In neun Folgen haben wir bisher das Papsttum von seinem biblischen  Ursprung und seiner bleibenden Notwendigkeit für die Kirche her  betrachtet. In dieser 10. Folge möchte ich einen kurzen Abriss der  geschichtlichen Wahrnehmung dieses Dienstes bieten. Wenn unsere Analyse  bisher richtig war, dann werden wir in der frühen Kirche Spuren von der  besonderen Stellung des Nachfolgers Petri finden. Wie gesagt, wie können  hier nichts als einen kurzen Abriss unternehmen. Vom Ende des 1.  Jahrhunderts bis zur Mitte des 5. Jahrhunderts listen und zitieren  manche Sammelwerke fast 270 relevante Passagen, die Auskunft über des  Status päpstlicher Autorität in der frühen Kirche geben. Wir müssen in der Frage des päpstlichen Primats zwei Dinge  unterscheiden: den Glauben und die kirchliche Disziplin.
In den vorangegangenen Folgen ist es hoffentlich gelungen, die besondere Bedeutung des Petrus mit Hilfe des biblischen Zeugnisses herauszustellen. Ein bisschen habe ich auch immer wieder vorgegriffen und an verschiedener Stelle vom Papstamt und damit von der Fortsetzung des Petrusdienstes in der Kirche gesprochen. Dass das Petrusamt kein bloß persönliches Charisma war, das mit dem Tod des Apostels erloschen wäre, sondern ein Amt für die Kirche aller Zeit, möchte ich in dieser Folge unterstreichen. Heschmeyer stellt die drei Punkte, die in diesem Zusammenhang von protestantischer Seite ins Feld geführt, in Frage: Erstens. Ist die Kirche historisch wirklich vom Glauben der Apostel abgefallen und das ganze Papsttum damit eine Häresie? Ist John Miltons Ausspruch, dass die Kirche nur rein war zwischen Christus und Konstantin, historisch haltbar? Ist also die kontantinische Wende DER Sündenfall des Christentums, als eine verfolgte Minderheit erst zu einer tollerierten, dann anerkannten, und schließlich zu einer korrupten staatlichen Religion wurde. Ist der Papst der Antichrist und der Vatikan die Hure Babylon, wie Baptisten ihren Gläubigen im Gottesdienst verkünden #ökumenischesgrillfest?
Im ersten Teil dieser Folge möchte ich auf die protestantischen  Alternativen zum Papst als Garant der Einheit in der Wahrheit eingehen.  Denn schafft man den Papst ab muss jemand oder etwas anderes Bewahrer  dieser Dinge sein, sodass sich die Botschaft Christi, nicht als zu  schwach und im Fortgang der Geschichte erweist. Denn ist die Lehre  Christi heute nicht mehr unversehrt, dann ist Christus gscheitert. Die  alternativen Träger der Wahrheit sind im Protestantismus entweder der  individuelle Christ, der sich vom Heiligen Geist inspiriert wähnt, und /  oder die Bibel.  Doch was ist die überall sichtbare Konsequenz?
Die letzte Folge endete mit folgender Zusammenfassung: In Matthäus 16  sagt Petrus etwas über Jesus und Jesus sagt etwas über Petrus. Die  Versuche, Petrus aus diesem Dialog hinauszudrängen, oder das Wort „Fels“  umzudeuten – als meinte es Jesus oder das Christusbekenntnis –, haben  wir gleich in mehrfacher Weise scheitern sehen. Hier setzen wir noch  eines drauf. Denn sogar, wenn wir das Wort vom Felsen nicht hätten oder  seine Bedeutung nicht kennen würden, dann hätten wir im Fortgang der  Passage eine klares Bild von der Aufgabe des Simon Petrus.
Der Zuhörer dieser Reihe musste lange warten bis Mt 16, bis also die  Paradestelle zur Erklärung des Papstamts, zur Sprache kommt. Ihre Worte  zieren nicht von ungefähr die Kuppel des Petersdoms. Nun ist es so weit.
Eine Stelle, die wohl nur selten im Zusammenhang mit dem Papstamt  besprochen, wird ist die seltsame Erzählung von Jesus, Petrus und der  Tempelsteuern. (Mt 17,24-27)
Im Alten wie auch im Neuen Testament ist das Hirtenamt, also die Leitung  des Gottesvolkes, keine eigene Ermächtigung, sondern ein Ruf. Diesen  Ruf finden wir bei den Patriarchen, den Propheten und sogar bei den  Königen im 1. Buch Samuel. Im neuen Bund ist es Jesus, der die Apostel  wählt (Joh 15,16). Und sogar nach dem Ausscheiden von Judas, lassen die  Apostel gleichsam Gott das letzte Wort in der Nachbesetzung durch den  Losentscheid. Auf Eigenmächtigkeit liegt kein Segen, erinnert das Beispiel des Simon  Magus im 8. Kapitel der Apostelgeschichte. Sein Name ist seither zum  Synonym für den Kauf kirchlicher Ämter geworden – ein Missbrauch, der in  der Geschichte vielfach das Licht Christi verdunkelt hat. Ohne Ruf,  ohne Berufung gibt es kein dienendes, kirchliches Amt.
Die Frage nach dem Papst fällt in zwei Themenbereiche: Was war die Rolle  des Petrus unter den Zwölf und hat dies eine Bedeutung nicht nur für  die apostolische Zeit, sondern auch für die folgenden Generationen.  Anders ausgedrückt: War Petrus der erste Papst und gehört das Papsttum  zum göttlichen Plan für die Kirche durch die Zeit hindurch. Dies werden  in den kommenden Folgen beleuchten.  Wir wollen hier nicht mit der klassischen Passage in Mt 16 beginnen –  dem Messiasbekenntnis und der Felsenstelle. Diese Stelle heben wir uns  noch auf. Wir beginnen beim Abendmahl. Warum? Weil der für uns relevante  Abschnitt zunächst eine Betrachtung des Herrschens und des Dienens  enthält, die grundlegend ist, um jegliche Leitung in der Kirche richtig  zu verstehen
In der letzten Folge haben wir die am weitesten verbreiteten  protestantischen Kirchenbilder untersucht, die entweder eine unsichtbare  Kirche postulieren – oder deren „zwei“ Kirchen letztlich im selben  Gedanken der einen unsichtbaren Kirche münden. Doch es gibt auch  protestantische Gruppen, die eine andere Anschauung entwickelt haben.  Und wie verstehen Katholiken die Frage?
Unter all den christlichen Lehren ist das Papsttum mit Sicherheit nicht  die Wichtigste. Die heiligste Dreifaltigkeit, die Göttlichkeit Christi,  unsere Erlösung am Kreuz, unsere Rechtfertigung, die Eucharistie – all  dies sind objektiv zentralere Sätze unseres Glaubens. Aber am Papsttum  entscheidet sich die Frage: soll ich katholisch sein oder nicht. Joe  Heschmeyer bringt es auf den Punkt: Stimmt die Lehre vom Papst, dann  sollten alle katholisch sein. Stimmt sie nicht, dann sollte niemand  katholisch sein.
Eine Reihe von und mit Kpl. Johannes M Schwarz Wenn man so wie ich, im Herzen ein stock-katholischer,  ultrakonservativer – mit einem Wort – mit einem Schlagwort - : ein  „schlimmer Katholik“ ist, dann hatte man es nicht ganz leicht in der  letzten Zeit. Denn nachdem man jahrzehntelang in der Auseinandersetzung  mit der Moderne unzählige Sätze mit der Einleitung begonnen hatte: „Aber  der Papst sagt ...“ kommt dieser Satz nicht mehr so oft über die Lippen  seit Franziskus auf dem Stuhl Petri sitzt – oder er kommt  schmerzverzerrt in einem ganz anderen Zusammenhang. Doch  Autoritätsbeweise, das sagte schon - der von uns allen hochvereehrte -  Thomas von Aquin, sind von der schwächsten Art. Warum? Weil ein  Autoritätsbeweis voraussetzt, dass der andere die Autorität anerkennt.  Und eigentlich war dies auch genau der Grund, warum der brave  konservative Katholik seine Sätze mit „Aber der Papst...“ begann. Denn  sein Kampf gegen die Moderne verlief ja schon lange nicht mehr entlang  einer Front mit der Welt da draussen, sondern quer über die Kirchenbänke  hinweg. Da zweifelten Vorsitzende von deutschen Bischofskonferenzen den  Inhalt des Satzes an, dass Christus „für uns“ gestorben sei. Auf  Donaudampfschifffahrten legten sich rebellische Damen Seidentücher als  Stolen um. Man sammelte Unterschriften im Kirchenvolk, als sei der  Glaube nichts Gegebenes, sondern ein politisches Konsensprodukt. Bei  „Dialogveranstaltungen“ heischten Würdenträger mit „mutigen“ Forderungen  nach Applaus. Und ich selbst diskutierte als 19-Jähriger in einem  Diözesanhaus mit Vertretern katholischer Jugendverbände darüber, ob die  Enzyklika Evangelium Vitae nun für uns Katholiken eine bindende  Richtschnur im Lebensschutz war oder nicht. Dass der Pastoralamtsleiter,  der für die ungemein objektive Kirchenzeitung meiner damaligen Diözese  über diese Diskussion wachte, dann in einem Nebensatz die Erbsünde  leugnete, schmerzte, aber überraschte nicht. Bei allem Frust, den ich  damals empfand, war ich dennoch nie niedergeschlagen, denn Rom, so  wusste ich, war auf unserer Seite – egal wie verrückt sich die Kirche im  deutschen Sprachraum gebärdete. Suchte man Balsam für die Seele, las  man einfach einen afrikanischen Kardinal. Freilich auch in Rom schien  nicht alles eitel Wonne. Dass der Papst grundsätzlich fehlbar war, in  vielen Fragen und seinem praktischen Verhalten, zog niemand in Zweifel.  Der eine setzte die Grenze bei der Ausgestaltung interreligiöser  Gebetstreffen, der andere klagte über missverständliches Koranküssen;  Skepsis befiel den einen bei der zu wohlwollenden Förderung gewisser  neuer Bewegungen und Orden; für wieder andere krankte es schon seit den  60ern am liturgischen Herzen. Doch im Gros, verließ man sich auf das  theologische Gewicht der Päpste, man verteidigte ihre Aussagen mit  Eifer, rückte Fehlinterpretationen im Kontext zu recht und beklagte  offensichtliche Falschberichterstattung durch mangelhaft geschulte oder  gar ideologisch verpeilte Journalisten. Dann kam Franziskus.
Wir haben in dieser Reihe bereits einige Themen mit typologischen  Betrachtungen begonnen: Jesus als neuer Adam, als neuer Moses, als neuer  David und wir haben darin die Grundlagen für Maria als neue Eva, als  neue Bundeslade, als himmlische Königinmutter gefunden. Eine weitere  Figur, die seit alter Zeit als Vorausbild Christi gesehen wurde ist  Josef der Sohn Jakobs.
Die Jungfräulichkeit Mariens bei der Empfängnis Jesus ist in den Evangelien klar attestiert. Das Fortdauern dieser Jungfräulichkeit hingegen scheint manchen fragwürdig. Denn schließlich war Maria verheiratet und auf den Seiten der Evangelien ist von den Brüdern und Schwestern Jesu die Rede. Die Verteidiger der immerwährenden Jungfräulichkeit gehen in der Regel von entsprechenden Votum Mariens aus. Kritiker hingegen halten ein solches Enthaltsamkeitsversprechen unvereinbar mit der jüdischen Vorstellungswelt. Brant Pitre hat dazu eine interessante Erklärung geliefert, die es sich lohnt hier anzusehen.
In den vorangegangenen Folgen haben wir Jesus gesehen als neuen Adam und als neuen Moses. In der letzten Episode ist zudem schon eine weitere Typologie angeklungen: Jesus als der neue David.  Sowohl die Genealogie (Vgl Matthew 1:1–17) als auch die Verkündigung (Luke 1:30–33), die davon spricht, dass Jesus auf dem Thron seines Vaters David sitzen und ewig herrschen wird, lassen  keinen Zweifel: Jesus ist der langerwartete, davidische und messianische König.    Nun können wir fragen: gibt es auch eine Königin? Im ersten Moment ist man geneigt den Kopf zu schüttlen. Man will doch hier keine haltlose Maria Magdalena Heiratssache aufwärmen. Jesus hatte keine Frau. Und daher hat dieser König auch keine Königin. Doch was uns offensichtlich scheint, erfährt durch die Lektüre des Alten Testaments eine vielleicht überraschende Wendung. Denn Königin ist hier nicht die Gemahlin des Königs, sondern die Königinmutter. Sie ist es die den Titel der Gebirah – hebräisch Herrin – trägt.
Das erste Mal, dass ich von der Bundelade etwas hörte, war nicht bei der Lektüre der Heiligen Schrift, sondern durch den peitschenschwindenden Hutträger Indiana Jones. Dem Plot des Abendteuerstreifens zufolge, entnahm ich auch, dass die Bundeslade offensichtlich verschollen war. In der Tat, als Jesus den Tempel in Jerusalem besuchte, war der innerste Bezirk, das Allerheiligste leer. Wie es dazu kam und was das für die Mariologie bedeutet, sehen wir uns in dieser Folge an. In der letzten Episode haben wir mit Jesus als dem neuen Adam begonnen. Hier fahren wir damit fort, dass Jesus auch als neuer Moses in Erscheinung tritt. Die Evangelien weisen darauf hin. So wie Moses für 40 Tage und Nächte am Berg Sinai fastete (Ex 34,28), tut dies auch Jesus am Beginn seinen Wirkens (Luke 4:1–2). Moses und das Manna (Exodus 16:1–31) bilden Jesus und die Brotvermehrung voraus, selbst wiederum Bild für das eigentliche eucharistische Himmelsbrot (Luke 9:10–17). Moses ist der große Gesetzgeber des Volkes. Jesus tritt in seiner Predigt als der Geber eines neuen Gesetzes auf (Mt 5). Und so wie Moses den Bund zwischen Gott und den 12 Stämmen Israels vermittelte, setzt Jesus im Kreis seiner Zwölf einen neuen Bund in seinem Blute ein. Auch der Exodus, als das große Ereignis, das Gott in die Hände des Moses gelegt hatte, ist nur das Urbild eines neuen Exodus, den Christus ermöglicht. Entkam man einst der Sklaverei Ägyptens, entkommt man in Christus der Sklaverei der Sünde. Christus ist der neue Moses, der sein Volk in die wahre Freiheit führt. Das Wichtigste, das Moses und das Volk damals begleitete war die Lade des Bundes. Und hier wird es für diese Reihe interessant...
Der Kern des christlichen Glaubens besteht darin, das Christus uns durch  seinen Tod erlöst hat. Seine Liebe bis ins Äusserste hat die Kraft die  Lieblosigkeit aller Sünden, aller Menschen, aller Zeiten aufzuwiegen.  Doch Erlösung bedeutet nicht nur unsere Rettung und die Öffnung des  Himmels für eine Rückkehr zu Gott. Die Erlösung vollzieht sich als eine  Neuschöpfung.  In diesem Sinn spricht Paulus: „Wie es also durch die Übertretung eines  einzigen für alle Menschen zur Verurteilung kam, so wird es auch durch  die gerechte Tat eines einzigen für alle Menschen zur Gerechtsprechung  kommen, die Leben gibt. Wie durch den Ungehorsam des einen Menschen die  vielen zu Sündern wurden, so werden auch durch den Gehorsam des einen  die vielen zu Gerechten gemacht werden.“ (Röm 5,18-19). Die  Korintherbriefe nennen Christus ausdrücklich das Haupt einer neuen  Schöpfung (2 Kor 5,17-18), sprechen von ihm als Adam und lebendig  machendem Geist (1 Kor 15,45), benennen den himmlischen Ursprung dieses  neuen Stammvaters (1 Kor 15,45).  Die Vorstellung von Christus als neuer Adam, hat ihre Wurzeln jedoch  schon im Alten Testament, in denen das messianische Reich einen neuen  Himmel und eine neue Erde verheißt. Zwar leben wir, auch jetzt nach dem  Kommen des Messias, hier noch in einer gewissen Vorläufigkeit, doch  dieses Neue, diese Neuschöpfung, das neue Leben aus der Gnade hat  bereits begonnen. Und das nicht zuletzt durch die Sakramente. Wir sehen  es in der Taufe, deren Ritus ein Sterben – wir gehen im Wasser unter –  und ein Auferstehen – wir tauchen aus dem Wasser auf – darstellt und im  Inneren der Seele diese Neuschöpfung wahrhaftig bewirkt. Wir sollen als  neue Menschen leben. Wir sind die Nachkommen eines neuen Adams An diesem Punkt stellt sich eine Frage. Wenn es einen neuen Adam gibt,  gibt es dann auch eine neue Eva?
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