DiscoverSpuren in Tausenden Büchern
Spuren in Tausenden Büchern
Claim Ownership

Spuren in Tausenden Büchern

Author: Arbeitsstelle Provenienzforschung an der UB der FU Berlin

Subscribed: 3Played: 6
Share

Description


Spuren in Büchern führen zu Geschichten von Verfolgung, Widerstand und Kulturgutraub in der Zeit des Nationalsozialismus – mit Auswirkungen bis heute.
Neben ihren vielen anderen Verbrechen haben die Nationalsozialisten zwischen 1933 und 1945 auch Unmengen von Büchern geraubt. Viele davon befinden sich noch in deutschen Bibliotheken. Die Suche nach deren rechtmäßigen Eigentümerinnen begann bereits kurz nach dem Zweiten Weltkrieg und ist noch immer nicht abgeschlossen. Das Team der Arbeitsstelle Provenienzforschung an der Universitätsbibliothek der Freien Universität Berlin stellt hier seine Arbeit zum Auffinden solchen Raubguts vor: Recherche zwischen alten Akten und modernen Datenbanken.
5 Episodes
Reverse
Episode 1: Anfänge

Episode 1: Anfänge

2023-01-2752:55

Von historischen Erinnerungen an die Suche nach geraubten Büchern kurz nach dem Zweiten Weltkrieg führt diese Folge im Zickzack bis zum 10-jährigen Jubiläum der Arbeitsstelle Provenienzforschung im Jahr 2023. Auf dem Weg liegen unter anderem die Gründung der Freien Universität Berlin 1948, die Anfänge systematischer NS-Raubgutforschung in den 1990er Jahren und jede Menge Spuren in Büchern – die heute in einer modernen Datenbank verzeichnet werden. Ringo Narewski, Leiter der Arbeitsstelle Provenienzforschung an der Universitätsbibliothek der FU, erzählt im Interview mit Lizaveta Wunderwald von Erfahrungen und Schwierigkeiten bei der Suche nach NS-Raubgut in Bibliotheken. Bei diesem Thema ergänzen ihn Dr. Andreas Brandtner, Leitender Direktor der Universitätsbibliothek der FU, sowie die Provenienzforscher Sebastian Finsterwalder und Peter Prölß von der Zentral- und Landesbibliothek Berlin und dem Deutschen Technikmuseum.
Ausgangspunkt dieser Folge ist die Zerstörung der Bibliothek des Botanischen Gartens Berlin bei einem Luftangriff am 1. März 1943. Nachdem ein Großteil der Sammlungen verbrannt war, begann der Wiederaufbau der Bibliothek noch während des Zweiten Weltkriegs. Provenienzforscherin Lisa Trzaska erläutert im Interview, wie durch solche Wiederaufbauprogramme in der NS-Zeit Raub- und Beutegut in Bibliotheken gelangte. Ergänzt wird sie von Bibliotheksleiter Dr. Norbert Kilian, der auf die Besonderheiten der Bibliothek des Botanischen Gartens hinweist. Historische Briefe veranschaulichen, woher ab 1943 die Bücher für den Wiederaufbau kamen: Aus dem besetzten Paris und aus geplünderten Bibliotheken Osteuropas. Zum Schluss kommen noch Peter Prölß vom Deutschen Technikmuseum und Coralie vom Hofe von der französischen Kommission für die Entschädigung der Opfer von Enteignung (CIVS) zu Wort. Sie erzählen über eine besondere Restitution zweier Bücher nach Frankreich.
Diese Folge widmet sich den Büchern des Instituts für Judaistik, welches 1963 an der Freien Universität Berlin gegründet wurde. Obwohl es sich hierbei um eine Nachkriegsgründung handelt, kann nicht ausgeschlossen werden, dass auf verschiedenen Wegen NS-Raubgut in den Bibliothekskorpus gelangte. Provenienzforscher Stephan Kummer erzählt von den Anfängen des Fachbereichs, dem Aufbau der Institutsbibliothek und den Besonderheiten bei der Bestandsuntersuchung. Da es sich bei dem Provenienzforschungsprojekt um eine durch Drittmittel finanzierte und befristete Forschungsarbeit handelt, wird das Interview mit Dr. Uwe Hartmann ergänzt. Als Leiter des Fachbereichs Kulturgutverluste im 20. Jahrhundert in Europa beim Deutschen Zentrum Kulturgutverluste berichtet Dr. Hartmann von den Anfängen der zentralen Koordinierung von Provenienzforschung, den wesentlichen Aufgabenbereichen der Stiftung und den umfangreichen Fördermöglichkeiten. Am Ende dieser Folge erfahren wir von einer Restitution nach Polen und lernen, wie Provenienzforschung durch internationales Netzwerken Brücken bauen kann.
Episode 4: Alltag

Episode 4: Alltag

2023-08-1601:00:47

Thema dieser Folge ist die Provenienzforschung im Bibliotheksbestand der Sozialwissenschaften und Osteuropastudien, dem drittgrößten Bibliotheksstandort der Freien Universität Berlin. Vor 90 Jahren verbrannten die Nationalsozialisten massenhaft Bücher. Auf Grundlage von „Schwarzen Listen“ sonderten Hochschulangehörige und Studenten jene Werke aus, die bei der „Aktion wider den undeutschen Geist“ als „verbrennungswürdig“ eingestuft wurden. Diese Listen waren in sechs Fachgebiete gegliedert. Eines dieser Gebiete umfasste die Politik- und Staatswissenschaft. Die Provenienzforscherin Susanne Paul untersucht akribisch diesen Bibliotheksbestand und gibt uns anhand mehrerer Fallbeispiele aus zehn Jahren Forschung einen Einblick in ihren Arbeitsalltag. Da sie bei ihrer Arbeit auch national und vor allem international netzwerkt, wird das Interview mit Julien Acquatella ergänzt. Als Leiter der Außenstelle der Kommission für die Entschädigung der Opfer von Enteignungen aufgrund der antisemitischen Gesetzgebung während der Okkupationszeit (CIVS) in Frankreich berichtet Herr Acquatella von den vielfältigen Aufgaben und Unterstützungsmöglichkeiten für die Provenienzforschung. Wie eine kooperative Zusammenarbeit von deutscher und französischer Seite dabei half, neue Erkenntnisse zu gewinnen und die deutsch-französische Erinnerungskultur zu fördern, wird der Fall „Josef Redlich“ zeigen.
Die letzte Folge unserer Podcastreihe „Spuren in Tausenden Büchern“ widmet sich der Bibliothek des Rätekommunisten Alfred Weiland (1906–1978). Dass die Bibliotheksbestände der Freien Universität Berlin trotz ihrer Gründung im Jahr 1948 nicht frei von NS-Raubgut sind, wird am Beispiel dieser im Jahr 1978 erworbenen Büchersammlung deutlich. Eine weitere Besonderheit dieser Sammlung ist, dass sich Alfred Weiland selbst aktiv im Widerstand gegen den Nationalsozialismus engagierte. Wie es dazu kam, dass Weiland nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs eine Büchersammlung aufbauen konnte, die auch NS-Raubgut beinhaltet, wird in dieser Folge beleuchtet. Die Provenienzforscherin Elena Brasiler untersucht akribisch die Sammlung Alfred Weilands auf ihre Spuren. Bei ihrer Arbeit stieß sie auf NS-verfolgungsbedingtes Kulturgut. Überdies berichtet Elena Brasiler von dem bewegenden Schicksal Alfred Weilands. Denn wie sich zeigen wird, war für Weiland mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs die Zeit der Verfolgung noch nicht beendet.
Comments 
Download from Google Play
Download from App Store