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Angelesen! Audio-Buchjournal des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr
Angelesen! Audio-Buchjournal des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr
Author: ZMSBw - Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr
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© Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr
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Das ZMSBw stellt Bücher zur (Militär-)Geschichte vor
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Eine Gemeinschaft, die sich von Beginn an westlichen Werten verpflichtet sah. In dieser Folge von Angelesen, dem Buchjournal des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr, stellen wir das Buch "Die Gründung der Nordatlantischen Allianz" von Gero von Gersdorff vor. Es erschien 2009 im Oldenbourg Verlag.
Zum 60. Geburtstag der NATO im Jahr 2009 legte der Militärhistoriker Gero von Gersdorff diese minutiös ausgearbeitete Darstellung der Gründungsgeschichte des Nordatlantikpakts vor, die auch 16 Jahre später unübertroffen ist. Die britische Idee zu einer solchen Vertragsorganisation stieß 1947 in USA und Frankreich noch auf eher distanzierte Reaktionen. Erst von Kommunisten organisierte gewalttätige Streiks in Frankreich und Italien im Winter 1947/48 und insb. der Staatsstreich, mit dem 1948 die Kommunistische Partei die alleinige Macht in der Tschechoslowakei an sich riss, beeinflussten die öffentliche Meinung in Frankreich und die politischen Entscheider in Washington entscheidend zugunsten einer transatlantischen Verteidigungsgemeinschaft. Die Verhandlungen zwischen USA, Kanada, Großbritannien und Frankreich begannen im Juli 1948 und mündeten im April 1949 in die Gründung der NATO. Sie war von Anfang an auch als Gemeinschaft konzipiert, die sich westlichen Werten verpflichtet sah.
FazitEin bekanntes Zitat besagt, ihre Gründung habe drei Zielen gedient: die Sowjets abzuschrecken, die USA als militärischen Partner in Europa zu halten und erneute von Deutschland ausgehende Aggression zu verhindern. Die dritte Zielsetzung ist längst obsolet, hat sich doch Deutschland in den vergangenen 70 Jahren als verlässlicher Partner in der NATO erwiesen. Abschreckung potentieller Aggressoren und Stärkung der transatlantischen Bindung bleiben hingegen Ziele, zu deren Erreichen die NATO noch lange ein wichtiges Instrument bleiben wird.
Den "Zerfall des Friedens von 1990" beschreibt der Historiker Andreas Rödder als Verdrängen der freiheitlichen Demokratie durch militärische Gewalt in Osteuropa. Mit seinem Werk, das wir in dieser Angelesen-Folge vorstellen, liefert er einen guten Überblick über neuere globale Entwicklungen in der internationalen Sicherheitspolitik.
Andreas Rödder ist Professor für Neueste Geschichte an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. In seinem Werk zeichnet er mit vielen Beispielen und einer überzeugenden historischen Erzählung die Bruchlinien und Widersprüche in der prodemokratischen Geschichtserzählung vom "Ende der Geschichte", dem Zerfall der Sowjetunion in den 1990er Jahren, nach. Die Überzeugung, dass sich die freiheitliche Demokratie naturgemäß immer weiter ausbreiten müsse, wird von Rödder infrage gestellt. Er beschreibt in seinen Ausführungen: „Der globale Westen als Sieger von 1989 steht nicht mehr vor der weltweiten Verbreitung seiner Ordnung, sondern vor der existenziellen Herausforderung seiner Selbstbehauptung.“
In Bezug auf die großen Debatten der Gegenwart bleibt Andreas Rödder in seinem Werk allerdings verhalten. Eine Strategie für die Ukraine, für das Baltikum, für Taiwan, für die Zukunft der NATO, für Deutschland in Europa oder auch für eine mögliche gemeinsame europäischen Verteidigung werden in seinem Werk kaum angesprochen.
FazitRödders Buch beschreibt ausführlich, wie die Hoffnung auf die Ausbreitung von Freiheiten und demokratischen Rechten in der neuesten Geschichte enttäuscht wurde. Die Hoffnung sollte dennoch nicht aufgegeben werden. Denn eine Flucht in Isolationismus, Gleichgültigkeit oder Selbstbezogenheit wäre kontraproduktiv in der heutigen dynamischen Welt. Die Errungenschaften der westlichen Tradition mit ihrem freiheitlichen Grundgedanken werden sich langfristig als robuster und anpassungsfähiger gegenüber autoritären Modellen erweisen.
Obwohl die drei baltischen Länder oft als Einheit gesehen werden, hat doch jeder Staat seine eigene Geschichte. Die Auseinandersetzung mit dieser Geschichte ist notwendig, um die aktuellen Entwicklungen zu verstehen. Einen guten Überblick liefert das Werk Geschichte der baltischen Länder von Norbert Angermann und Karsten Brüggemann, das wir in dieser Angelesen-Folge vorstellen.
Norbert Angermann war bis zu seiner Entpflichtung Professor für Osteuropäische Geschichte an der Universität Hamburg. Karsten Brüggemann lehrt estnische Geschichte an der Universität Tallinn. Gemeinsam haben die beiden Spezialisten eine Überblicksdarstellung zur Geschichte der baltischen Länder vorgelegt. Diese Region hatte seit dem Mittelalter einen hohen Stellenwert in den politischen, kulturellen und wirtschaftlichen Beziehungen zwischen West und Ost. Während Litauen eine eigene Staatlichkeit ausbildete und in dynastischer Verbindung mit Polen ein einflussreiches Staatsgebilde wurde, gerieten die kleinen Staaten auf dem Gebiet des heutigen Lett- und Estland zunächst unter schwedische und 1721 unter russische Herrschaft.
FazitIm Zuge der Teilung Polens gelangte 1795 auch Litauen unter die Knute der Zaren. Die russische Fremdherrschaft konnte am Ende des Ersten Weltkriegs abgeschüttelt werden. Das Einvernehmen, das Nazis und Sowjets 1939 über die Abgrenzung ihrer Interessensphären herstellten, überlebten die drei baltischen Republiken nicht. Sie wurden 1940 und nach dreijähriger deutscher Besatzung 1944 nochmals und bis zu deren Ende 1991 Teil der Sowjetunion. Anschließend gelang Litauern, Letten und Esten eine umfassende politisch-gesellschaftliche und wirtschaftliche Transformation, die ihre Länder zum festen Bestandteil des europäischen Projekts und zu zuverlässigen Partnern in der NATO machte.
Welche Erinnerungskulturen haben sich in Litauen seit 1945 aufgrund von Erfahrungen und Erinnerungen herausgebildet? In dieser Folge von "Angelesen", dem Buchjournal des ZMSBw stellen wir das Buch "Erinnerungen an den Krieg - Krieg der Erinnerungen: Litauen und der Zweite Weltkrieg" vor.
Die an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg lehrende Osteuropa-Historikerin Ekaterina Makhotina untersucht im vorliegenden Werk die Erinnerungskulturen Litauens und deren Entwicklung von 1945 bis in die Gegenwart. Nachverfolgt wird diese Entwicklung der Erinnerungskulturen anhand von Museen und Gedenkstätten. Dabei widmet sich die Autorin Fragen wie z.B.: Wie wurde zu Sowjetzeiten des Zweiten Weltkriegs gedacht? Wie wandelte sich das Gedenken nach dem Ende der Sowjetunion? Wie unterscheiden sich die Erinnerungskulturen der Litauer, der russischen Minderheit und der jüdischen Gemeinde?
FazitDie Sowjetunion inszenierte das litauische Volk als Opfer der deutschen Invasion und die Rote Armee als seine Befreierin. Nach 1991 sahen Litauerinnen und Litauer sich in erster Linie als Opfer der 1940 beginnenden und 1991 endenden sowjetischen Besatzung. Das dreijährige Intermezzo der deutschen Besatzung 1941-1944 trat in den Hintergrund. Dies führt zu Spannungen mit der Erinnerungskultur der jüdischen Gemeinde, die aus naheliegenden Gründen vor allem an die deutsche Besatzungszeit erinnert und die Rolle der umfangreichen litauischen Kollaboration dabei nicht ausklammert.
War der Beitritt osteuropäischer Staaten zur NATO nach 1990 eine Provokation Russlands? Wer darauf nach einer wissenschaftlich fundierten Antwort sucht, der sollte zum vorliegenden Werk von Mary Elise Sarotte greifen: "Nicht einen Schritt weiter nach Osten. Amerika, Russland und die wahre Geschichte der NATO-Osterweiterung". Das Buch erschien 2023 im Verlag C. H. Beck.
Die amerikanische Historikerin Mary Elise Sarotte ist ausgewiesene Spezialistin für die Geschichte Osteuropas. Im vorliegenden Werk nimmt sie, beginnend beim Mauerfall im Herbst 1989, die Vorgeschichte der 1999 einsetzenden NATO-Osterweiterung in den Blick. Dabei wird der bis heute verbreitete Irrtum widerlegt, im Zuge der Wiedervereinigung sei der Sowjetunion verbindlich zugesichert worden, es werde keine NATO-Osterweiterung geben. Nach dem Zerfall der Sowjetunion setzte die Clinton-Administration auf gute Beziehungen zur russischen Regierung unter Boris Jelzin.
Partnerschaft für den FriedenUm den auf NATO-Beitritt drängenden osteuropäischen Staaten eine schrittweise, langfristige Beitrittsperspektive zu eröffnen ohne Russland vor den Kopf zu stoßen, wurde 1993 die "Partnerschaft für den Frieden" ins Leben gerufen. Ihr traten die osteuropäischen Länder und eine Reihe ehemaliger Sowjetrepubliken einschließlich Russlands bei. Der vielversprechende Ansatz der "Partnerschaft für den Frieden" büßte bereits 1994 aus verschiedenen, von Sarotte minutiös dargelegten Gründen seine Erfolgschancen ein. Anschließend setzten die USA zwar ihre finanzielle Unterstützung für das die gesamten 1990er Jahre wirtschaftlich schwache Russland fort, doch kühlte das beiderseitige Verhältnis ab. Daran änderte sich bis 1999 nichts, als Jelzin zurücktrat und Putin als seinen Nachfolger präsentierte.
„Eine dauerhafte Entspannung in Osteuropa erscheint nur dann möglich, wenn Russland seine Vorbehalte gegenüber der NATO und den USA aufgibt und bereit ist, in verbindliche vertragliche Vereinbarungen…einzutreten. Derzeit ist die russische Außenpolitik davon weit entfernt“
Diese Einschätzung von Autor Friedrich Jeschonnek ist heute noch ebenso treffend wie im Jahr 2018, dem Erscheinungsjahr des vorliegenden Bandes "Osteuropa - Konflikte verstehen. Ein Praxishandbuch. Osteuropa zog seit dem Russisch-Georgischen Krieg von 2008 und verstärkt seit der völkerrechtswidrigen russischen Annexion der Krim 2014 Aufmerksamkeit auf sich. Der Verband der Reservisten der Bundeswehr e.V. hat 2018 das vorliegende Werk herausgegeben. Es ist als Praxis-Handbuch zur Erwachsenenbildung auf dem Themenfeld Politik und Geschichte Osteuropas konzipiert. Aufsätze zu sämtlichen Staaten der Region von Polen bis Georgien bieten ausführliche landeskundliche Informationen. Ergänzt werden sie durch praktische Hinweise zu Planung, Organisation und Durchführung von Veranstaltungen der politischen Bildung.
FazitSeit Russland 2022 begann, die Ukraine mit einem Angriffskrieg zu überziehen, der das Ziel hat, sie als souveränen Staat von der Landkarte zu streichen, wuchs das Interesse an Osteuropa nochmals stark an. Auch wenn es diese dramatische Entwicklung nicht berücksichtigen kann, eignet sich dieses Handbuch dennoch sehr gut als Leitfaden für politische Bildung in der Bundeswehr zum Themenfeld Osteuropa, das sicher noch lange im Blickpunkt stehen wird. Der vorliegende Band stellt einen sehr guten Leitfaden für die Planung und Vorbereitung von Veranstaltungen der Politischen Bildung zu diesem Themenkreis dar.
1000 Jahre litauische Geschichte - vom Mittelalter bis in die jüngste Vergangenheit. In dieser Folge von "Angelesen", dem Buchjournal des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr stellen wir das Buch Geschichte Litauens. Regionen, Reiche, Republiken 1009-2009 vor. Es erschien 2022 im Harrassowitz Verlag.
Der an der Universität Greifswald lehrende Osteuropa-Historiker Mathias Niendorf zeichnet die Geschichte Litauens seit deren Anfängen im Mittelalter nach. Den Schwerpunkt legt er dabei auf die Darstellung der Verhältnisse im 20. Jahrhundert. Litauen war im späten 18. Jahrhundert ans russische Zarenreich gefallen, das das Streben der Litauerinnen und Litauer nach politischer und kultureller Autonomie unterdrücken, jedoch nie zum Verstummen bringen konnte. Die nach dem Ersten Weltkrieg entstandene unabhängige Republik Litauen hatte sich gegen Übergriffe Polens und Russlands zu behaupten. Ihre innere Ordnung kippte, wie die der meisten mittel- und osteuropäischen Staaten, in der Zwischenkriegszeit ins Autoritäre.
FazitDie Unabhängigkeit konnte die Republik bis 1940 wahren. Dann wurde sie infolge des Hitler-Stalin-Pakts wie Estland und Lettland von der Sowjetunion annektiert. Ab Juni 1941 herrschte ein mörderisches deutsches Besatzungsregime, das 1944 wieder der Sowjetdiktatur wich. Die Reformpolitik des letzten Sowjetherrschers Michail Gorbatschow bot 1991 die Chance, Litauen zum zweiten Mal zu einer souveränen, demokratischen Republik zu machen. Heute ist Litauen als Mitglied der EU und der NATO im Kreis der westlichen Demokratien fest etabliert.
Die Historikerin Friederike C. Hartung analysiert in ihrer Studie den mangelhaften Zustand der bodengebundenen Luftverteidigungsfähigkeiten der Bundeswehr. Ein Geschwader in Husum - etwa 2300 Mann stark - statt 18600 Soldaten in 6 Flugabwehrregimentern zu Zeiten des Ost-West-Konfliktes - verteilt über ganz Westdeutschland - das beschreibt das Ausmaß der Schrumpfung der bodengebundenen Luftverteidigungsfähigkeiten der Bundeswehr sehr anschaulich.
Wie kam es aber zu diesem Abbau von Fähigkeiten? Welche Konsequenzen resultieren daraus für die Landes- und Bündnisverteidigung? Wie kann man den künftigen Bedrohungen - vor allem durch ballistische Raketen - begegnen? Diesen Fragen geht die Autorin in ihrem Werk nach. In diesem Zusammenhang betrachtet sie auch Deutschlands Militärpolitik in der NATO sowie die Auswirkungen der jahrzehntelangen Unterfinanzierung der Bundeswehr. Ausgehend von der Geschichte der Abwehr ballistischer Raketen beschreibt die Autorin den Aufbau eines Raketenabwehrsystems in Europa als fortwährendes Streitthema zwischen Russland und der NATO. Gleichzeitig verweist die Autorin darauf, dass gerade auch die deutsche Russlandpolitik die Verzögerung des Aufbaus der NATO-Raketenabwehr mit zu verantworten hatte. Insgesamt stellt sich auch die Frage, wie Deutschland in Zukunft die Abwehr ballistischer Raketen sowohl zum eigenen als auch zum Schutz von Bündnispartnern sicherstellen will.
FazitDas vorliegende Werk von Friederike C. Hartung schildert eindrücklich die Notwendigkeit, die Fähigkeiten zur bodengebundenen Luftverteidigung zügig aufwachsen zu lassen, so dass im Resultat kriegstaugliche Luftverteidigungssysteme sowohl für die Bundesrepublik als auch die NATO zur Verfügung stehen, denn sowohl der Schutz des eigenen Staatsterritoriums sowie der eigenen Bevölkerung und als auch der Bündnispartner ist - gerade auch angesichts der aktuell angespannten Sicherheitslage - unverzichtbar.
Dr. Friederike C. Hartung ist Historikerin am Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr in Potsdam.
In dieser Folge von "Angelesen", dem Buchjournal des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr stellen wir das Buch Ostpreußen 1944/45: Krieg im Nordosten des Deutschen Reiches vor. Es erschien 2016 im Verlag Schöningh.
Der Militärhistoriker Richard Lakowski, der bis zum Eintritt in den Ruhestand 1996 Mitarbeiter des Militärgeschichtlichen Forschungsamts war, befasst sich im Rahmen der vom Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr herausgegebenen Reihe "Zeitalter der Weltkriege" mit dem Kampfgeschehen, das sich 1914/15 und 1944/45 in Ostpreußen zwischen Deutschen und Russen bzw. Sowjets abgespielt hat. Dabei wird vor allem die operative Ebene betrachtet. 1914/15 gelang es den Deutschen, unter Ausnutzung der Vorteile, die die Geographie Ostpreußens dem Verteidiger bot, die eingefallenen russischen Truppen aus der Provinz hinauszudrängen.1944/45 standen weitgehend abgekämpfte Wehrmachtsverbände weit überlegenen sowjetischen Truppen gegenüber. Dass diese trotz erdrückender Überlegenheit Monate zur Eroberung der Provinz benötigten, hing mit strukturellen Gegebenheiten - insb. zentralistischer Moskauer Führung statt Führens mit Auftrag - sowie mit Fehlern der sowjetischen Truppenführer vor Ort zusammen. Die Schlacht um Ostpreußen band rund 1,5 Millionen Mann, die für den sowjetischen Hauptstoß auf Berlin nicht zur Verfügung standen. Sie verlängerte so die Lebensdauer des NS-Regimes, ermöglichte allerdings auch die Evakuierung zahlreicher Flüchtlinge über die Ostsee Richtung Westen.
FazitDie Gesamthöhe der deutschen Verluste in Ostpreußen zwischen Januar und Ende April 1945 ist nicht bekannt. Für die Rote Armee gibt Lakowski Gesamtverluste von rund 585 000 Mann an, darunter gut 126 000 Gefallene. Als Fazit hält der Autor fest, dass die Schlacht um Ostpreußen „bedeutsame Kräfte der Roten Armee band, die für die geplante Fortsetzung der Weichseloffensive nach Erreichen der Oder fehlten“. Sie verlängerte somit die Existenz des Hitler-Regimes, rettete aber auch vielen Flüchtlingen das Leben, die die Kriegsmarine, verstärkt durch zahlreiche zivile Schiffe, bis April 1945 über die Ostsee Richtung Westen evakuierte.
In dieser Folge von "Angelesen", dem Buchjournal des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr stellen wir das Buch von Dieter Krüger, "Brennender Enzian. Die Operationsplanung der NATO für Österreich und Norditalien 1951 bis 1960" vor. Es erschien erstmalig im Jahr 2010 im Rombach-Verlag.
Dieter Krüger beschreibt in seiner operationsgeschichtlichen Studie einen entworfenen Plan zur Verteidigung des Alpenraumes und Norditaliens gegenüber einem Angriff der Sowjetunion und ihrer Partner. Die Studie beruht auf vorher unveröffentlichten mikroverfilmten Unterlagen eines damaligen NATO-Kommandos der Landstreitkräfte in Südeuropa ("Landsouth") aus den Jahren 1951 bis 1960. Anhand der vorliegenden Dokumente gibt Dieter Krüger einen Einblick in das damalige Verständnis der Landkriegführung im Alpenraum. Bereits Anfang der 1950er Jahre dachte das damalige NATO-Kommando "Landsouth" über den Einsatz von Atomsprengköpfen gegen die Angriffsrouten der Gegner nach. Aufgrund der geografischen Besonderheiten des Einsatzgebiets wurde von einer erheblichen Vernichtungs- und Sperrwirkung durch den Einsatz atomarer Waffen ausgegangen. Die aus dem Einsatz atomarer Waffen resultierende nukleare Verwüstung der Voralpen- und Alpenlandschaft umschreibt Dieter Krüger mit dem Sinnbild des brennenden Enzians.
FazitWie Krüger anhand vorliegender Bedrohungsanalysen nachweist, hielt die Kommandobehörde "Landsouth" einen Angriff des Warschauer Pakts für unwahrscheinlich. Dennoch wurden Vorbereitungen getroffen, um dem in Europa konventionell überlegenen möglichen Gegner glaubwürdig Abschreckung zu signalisieren. Dieter Krüger ist Historiker und Archivar. Er lehrte an den Universitäten Potsdam, Halle sowie an der Universität der Bundeswehr in München. Dieter Krüger war als Wissenschaftler mehrere Jahrzehnte am Militärgeschichtlichen Forschungsamt (MGFA) sowie am Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr (ZMSBw) in Potsdam beschäftigt.
In dieser Folge von "Angelesen", dem Buchjournal des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr stellen wir das vom Militärgeschichtlichen Forschungsamt herausgegebene Buch Operatives Denken bei Clausewitz, Moltke, Schlieffen und Manstein vor. Es erschien 1989.
Das Militärgeschichtliche Forschungsamt brachte das vorliegende Werk 1989 im Zusammenhang mit den vom Inspekteur des Heeres, Generalleutnant Hans-Henning von Sandrart, seinerzeit initiierten Bemühungen um eine Wiederbelebung des operativen Denkens heraus. Der damalige Amtschef, Brigadegeneral Günter Roth, und drei weitere Mitarbeiter des Forschungsamts haben Beiträge zu dem schmalen Band beigesteuert. Der vorliegende Band enthält vier Aufsätze. Diese beleuchten Überlegungen, die bedeutende Gestalten der preußischen und deutschen Militärgeschichte zum operativen Denken angestellt haben und analysieren eingehend den Westfeldzug der Wehrmacht von 1940 als historisches Beispiel für eine gelungene Operationsführung. Neben der damals innovativen Idee, Panzer nicht taktisch, sondern operativ einzusetzen und dem Überraschungsmoment des Vorgehens durch die Ardennen war es vor allem die beispielhaft praktizierte Führung mit Auftrag, die 1940 diesen Feldzug entschied. Sie hat ihren Wert über alle waffentechnischen Neuerungen und politischen Systembrüche hinweg bis heute behauptet.
FazitDie wesentliche Lehre, die sich aus dem Feldzug von 1940 ziehen lässt ist, dass - über alle waffentechnischen Neuerungen und politischen Systembrüche hinweg - das Führen mit Auftrag immer noch als unverzichtbares Instrument im Gefecht angesehen werden muss.
In dieser Folge von "Angelesen", dem Buchjournal des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr stellen wir das Buch von Gerhard P. Groß "Mythos und Wirklichkeit. Geschichte des operativen Denkens im deutschen Heer" von Moltke d. Ä. bis Heusinger vor. Es erschien 2012 im Schöningh-Verlag.
Gerhard P. Groß ist Historiker und wirkte bis zu seiner Pensionierung am Militärgeschichtlichen Forschungsamt bzw. Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr, zuletzt als Leiter der Forschungsbereichs Militärgeschichte bis 1945. In diesem Buch befasst sich Groß mit dem operativen Denken, das im deutschen Heer seit 1871 angesichts eines möglichen Zweifrontenkriegs gegen Frankreich und Russland an Bedeutung gewann. Das operative Denken erlebte seine Blütezeit im deutschen Militär zwischen den Reichseinigungskriegen 1866-1871 und dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Mit dem Zweiten Weltkrieg und dem Deutschen Reich endete auch die große Zeit des operativen Denkens, das in der Tat etwas originär Preußisch-Deutsches war.
FazitDas operative Denken kreiste um die Vorstellung, zahlenmäßig überlegene Gegner durch Initiative, schnelle Beweglichkeit, geschickte Schwerpunktbildung, Ausnutzung des Überraschungsmoments und Umfassung zu schlagen. Es gab Operationen, die gemäß dieser Vorstellung gelangen, z.B. den Frankreichfeldzug von 1940. Das operative Denken konnte die jeweils von vielen anderen Faktoren verursachten deutschen Niederlagen von 1918 und 1945 jedoch nicht verhindern. In der Bundeswehr spielte es daher lange keine Rolle. Erst 1987 bemühte sich der damalige Inspekteur des Heeres, Generalleutnant von Sandrart, darum, die Grundsätze operativen Denkens wieder nutzbar zu machen
In dieser Folge von "Angelesen", dem Buchjournal des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr stellen wir das Buch von Thomas Kreutzmann und Werner Sonne vor, "Schuld und Leid, Das Trauma von Flucht und Vertreibung. 1945-2022". Es erschien im Jahr 2022 im Mittler-Verlag.
Das vorliegende Werk erschien 2022, dem Jahr des Überfalls Russlands auf die Ukraine. Er löste die größte Fluchtwelle in Europa seit der Vertreibung der Deutschen nach 1945 aus. Die Autoren nehmen diesen Überfall zum Anlass, Flucht und Vertreibung am Ende des Zweiten Weltkriegs zu thematisieren und die Frage aufzuwerfen, welche Lehren sich aus dem Umgang der Bundesrepublik mit den Vertriebenen für die Gegenwart ziehen lassen. Die Autoren schildern beispielhaft die bittere Not unmittelbar nach dem Ende des Krieges. Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs bewirkte der Vormarsch der Roten Armee eine gewaltige Fluchtbewegung aus den deutschen Ostgebieten. Nach Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine im Frühjahr 2022 entsteht erneut eine große Fluchtbewegung Richtung Deutschland. Not, Elend und Trauma infolge von Flucht und Krieg sind so erneut allgegenwärtig.
FazitDas Buch stellt viele Fragen, gibt aber auch Antworten und schaut gleichzeitig in die Zukunft. Schuld, Vertreibung, Leid, Verantwortung - auch politische - sowie der Umgang mit Denkmälern und Erinnerung sind hierbei die ausführlicher betrachteten Themenbereiche. Gleichzeitig werden die Anliegen und Probleme der Vertriebenen und Vertriebenenverbände in der Zeit nach Ende des Zweiten Weltkriegs bis in die 1990er Jahre in den Blick genommen. In diesem Zusammenhang resümieren die Autoren, dass die Vertriebenenverbände „zu den langjährigen Integrationsexperten in Deutschland zu gehören“. Thomas Kreutzmann studierte u. a. Geschichte und arbeitete von 1980 bis 2021 als Journalist und Moderator für den Hessischen Rundfunk und das ARD-Fernsehen. Heute ist er freier Autor. Werner Sonne war 1968 bis 2012 für den Westdeutschen Rundfunk tätig, zuletzt als Leiter des Berliner Studios des ARD-Morgenmagazins. Heute verfasst er Sachbücher zur Außen- und Sicherheitspolitik sowie Romane zu Geschichts- und Polit-Themen.
In dieser Folge von "Angelesen", dem Buchjournal des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr stellen wir das Buch von Ralf Zerback "Triumph der Gewalt vor. Drei deutsche Jahre 1932 bis 1934" vor. Es erschien 2022 im Verlag Klett-Cotta.
Der Journalist und promovierte Historiker Ralf Zerback schildert die letzten Monate der Weimarer Republik und die Etablierung der nationalsozialistischen Diktatur nach der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler. Die Folgen der 1929 ausgebrochenen Weltwirtschaftskrise begünstigten Wahlerfolge der NSDAP. Traditionelle konservative Eliten glaubten, sie könnten sich diese neue Massenbewegung für ihre Zwecke nutzbar machen. Dabei konnten sie mit Paul von Hindenburg auf ein Staatsoberhaupt zählen, das entschlossen war, eine von allen nationalistischen Kräften getragene autoritäre Regierung ins Amt zu bringen. Am 30. Januar 1933 ernannte er Hitler zum Chef eines mehrheitlich aus konservativen Politikern bestehenden Kabinetts.
FazitDanach zeigte sich, dass die Konservativen dem mit großer Dynamik und krimineller Energie vorangetriebenen Anspruch der Nazis auf die absolute Macht praktisch nichts entgegenzusetzen hatten. Sehr zügig wurde die Verfassungsordnung umgebaut und auf Hitler als Diktator ausgerichtet. Die fatale Fehleinschätzung der Lage durch die Konservativen, die sich 1933 auf die Zusammenarbeit mit den Nazis einließen, bleibt lehrreich: Extremisten sind keine vertrauenswürdigen politischen Partner. Wer sich auf sie einlässt, kann dabei nur verlieren.
In dieser Folge von "Angelesen", dem Buchjournal des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr stellen wir das Buch von Edgar Wolfrum, Der Aufsteiger. Eine Geschichte Deutschlands von 1990 bis heute vor. Es erschien im Jahr 2020 im Verlag Klett-Cotta.
Ausführlich, detailreich und anschaulich erzählt Edgar Wolfrum in seinem Werk „Der Aufsteiger. Eine Geschichte Deutschlands von 1990 bis heute“ eine Geschichte, die gleichermaßen von Wandel, Erfolgen, wechselnden Herausforderungen und Problemen sowohl in der Innen- als auch der Außenpolitik geprägt ist. Durch die deutsche Wiedervereinigung im Jahr 1990 ist die Bundesrepublik größer und auch bevölkerungsreicher geworden. Doch die damit einhergehende neue Rolle und Außenwahrnehmung warf auch einige Fragen auf: Wofür stand sie nun – diese neue Bundesrepublik? Wo war Deutschlands Platz im internationalen Staatengefüge – ruhiger Beobachter oder tonangebende Führungsmacht? Als eine der größten Wirtschaftsmächte sowie eines der reichsten Länder der Welt und unter den 20 bevölkerungsreichsten Ländern der Erde rangierend, hatte sich Deutschland seit 1990 – politisch wie geografisch - zu einer Macht inmitten Europas herauskristallisiert. Allerdings, so der Autor, zeigte sich Deutschland eher zögerlich darin, diese Rolle, die seiner Größe und Bedeutung entsprach, auch anzunehmen und auszufüllen.
FazitDas vorliegende Werk von Edgar Wolfrum besticht durch eine hohe Faktendichte und eine gleichzeitig sehr anschauliche Erzählweise – auch kleinerer Details. Edgar Wolfrum erzählt in diesem Band die Geschichte Deutschlands von 1990 bis in die heutige Zeit. Hierbei fokussiert er sich nicht nur auf die Entwicklungen, Schwierigkeiten und Fortschritte, die Deutschland in dieser Zeit innen- und außenpolitisch sowie soziokulturell zu meistern hat, sondern ordnet die Vorgänge auf diese Weise auch international ein. Dadurch ergibt sich für den Leser ein sehr guter Überblick über das politische Weltgeschehen, die Strukturen und handelnden Personen dieser Zeit - mit besonderem Schwerpunkt auf Deutschland.
Artikeltext und Sprechtext: Katrin Grosser
Sprecher: Christopher Oestereich
Produktion: Annette Besser
In dieser Folge von "Angelesen", dem Buchjournal des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr stellen wir das Buch Unwinnable. Britain's War in Afghanistan 2001-2014 vor. Es erschien 2017 im Verlag The Bodley Head.
Nach dem Ende des Afghanistan-Einsatzes im Jahre 2021 hatte Großbritannien 456 Gefallene und über 2500 verwundete Soldatinnen und Soldaten zu beklagen. Ein hoher Preis für ein fernes Land, in dem die Briten auch schon in der Vergangenheit kein Glück hatten. Was plante Großbritannien im Kampf gegen die Taliban und für den Wiederaufbau Afghanistans? Wie erging es den britischen Streitkräften vor Ort? Warum scheiterte dieser Einsatz? Zahlreiche Veröffentlichungen geben über Teilaspekte Auskunft, jedoch fehlte bis 2017 eine kompakte Gesamtdarstellung. Mit Unwinnable. Britain’s War in Afghanistan 2001-2014 schließt der Vizekanzler und Präsident der La Trobe Universität in Melbourne, Australien, Professor Theo Farrell, erstmals diese Lücke und liefert eine gut lesbare Geschichte des britischen Abenteuers am Hindukusch.
FazitTheo Farrells Unwinnable. Britain’s War in Afghanistan, 2001-2014, ist eine beeindruckende Gesamtdarstellung des britischen Engagements am fernen Hindukusch. Sie zeigt das Scheitern des komplexen Einsatzes nach anfänglichen militärischen Erfolgen. Der Autor arbeitet konzise die unterschiedlichsten Gründe für das Scheitern heraus, hebt aber auch taktische und operative Erfolge hervor. Letztlich scheiterten die Briten nach Farrell vor allem an ihrem Unvermögen, die afghanische Gesellschaft zu verstehen und an der Fehlperzeption, dass alle Probleme mit militärischen Mitteln gelöst werden können.
In dieser Folge von "Angelesen" dem Buchjournal des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr stellen wir das Buch von Donald Abenheim und Uwe Hartmann "Einführung in die Tradition der Bundeswehr. Das soldatische Erbe in dem besten Deutschland, das es je gab" vor. Es erschien 2019 im Miles-Verlag.
Donald Abenheim ist Historiker und lehrt Geschichte an der Naval Postgraduate School in den USA. Uwe Hartmann ist promovierter Pädagoge und war Oberst der Bundeswehr und Leiter der Abteilung Bildung am Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr. In diesem Buch geben die Autoren einen Überblick über das Traditionsverständnis und den Stand der Traditionspflege in der Bundeswehr. Sie zeigen Versäumnisse der Vergangenheit auf und plädieren dafür, bei der Traditionspflege ab sofort den Schwerpunkt auf die lange eigene Erfolgsgeschichte der Bundeswehr zu legen. Wer nach traditionsstiftenden Vorbildern für tapfere, professionelle Pflichterfüllung im Kampf sucht, findet sie in der Geschichte der Bundeswehr als Armee im Einsatz. Die Leitplanken für die Traditionsauswahl bilden die Prinzipien der Inneren Führung.
FazitTraditionspflege dient der Vertrauensbildung und stärkt das Wir-Gefühl. Die Kenntnis von Tradition ist damit ebenso wichtig wie eine gute militärische Ausbildung. Aufgrund der Bedeutung militärischer Traditionspflege appellieren die Autoren des Werkes an die Vorgesetzten, ausreichend Zeit in Tradition und Innere Führung zu investieren. In diesem Zusammenhang ermutigen die Autoren Vorgesetzte, in der Traditionsarbeit auch die vom ZMSBw angebotene Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Wenn Fragen bezüglich der Eignung bestimmter Personen als traditionswürdige militärische Vorbilder besteht, kann hier die Ansprechstelle für militärhistorischen Rat des ZMSBw oftmals weiterhelfen.
In dieser Folge von "Angelesen", dem Buchjournal des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr stellen wir das Buch von Stephan Lehnstaedt: "Der Warschauer Aufstand 1944" vor. Es erschien 2024 im Reclam-Verlag.
Dem deutschen Überfall im September 1939 folgte die deutsche Besetzung weiter Teile des polnischen Staatsgebiets. Das besetzte Gebiet wurde zum Teil direkt ins Deutsche Reich eingegliedert, zum Teil unter der Bezeichnung Generalgouvernement als sogenanntes Nebenland des Reiches geführt. Mit dem Überfall auf die Sowjetunion 1941 dehnte sich die deutsche Herrschaft auf ganz Polen aus. Am 1. August 1944 griffen rund 25 000 völlig unzureichend bewaffnete Untergrundkämpfer der polnischen Heimatarmee die deutschen Besatzungstruppen in Warschau an. In den ersten Tagen erzielten sie Achtungserfolge, jedoch keinen strategisch entscheidenden Erfolg. Dennoch behauptete sich die Heimatarmee zwei Monate lang gegen eine enorme deutsche Übermacht und kapitulierte ehrenvoll.
Fazit Die Bedeutung dieses Aufstands für die Geschichte Polens lässt sich kaum überschätzen. In scheinbar aussichtsloser historischer Lage demonstrierte die Heimatarmee der Welt, dass die polnische Freiheitsliebe ungebrochen und dass das polnische Volk nicht bereit war, sich zwischen den beiden größeren Nachbarn Russland und Deutschland zerreiben zu lassen. Heute erinnert ein im Jahr 2004 eingeweihtes Museum in Warschau an den Warschauer Aufstand. Stephan Lehnstaedt forscht und lehrt als Professor für Holocaust- und Jüdische Studien an der Touro University Berlin. Lehnstaedt schildert im vorliegenden Werk ausführlich die Geschichte und Vorgeschichte des Warschauer Aufstands.
In dieser Folge von "Angelesen", dem Buchjournal des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr stellen wir das Buch von Markus Pöhlmann: "Geheimnis und Sicherheit. Der Aufstieg militärischer Nachrichtendienste in Deutschland, Frankreich und Großbritannien 1871-1914" vor. Es erschien 2024 im Verlag De Gruyter.
Staaten sind im Allgemeinen eher zurückhaltend, wenn es darum geht, Informationen, die ihre nationale Sicherheit betreffen, mit anderen Staaten zu teilen. Besonders groß ist dabei die Zurückhaltung gegenüber Staaten, zu denen angespannte Beziehungen bestehen. Will ein Staat unter diesen Voraussetzungen sensible Informationen über die nationale Sicherheit eines anderen Staates erlangen, kann ihm das nur durch Einsatz nachrichtendienstlicher Mittel und Methoden gelingen. Diese Anwendung nachrichtendienstlicher Praktiken wurde im späten 19. Jahrhundert institutionalisiert.
FazitIm vorliegenden Werk befasst sich der Historiker Markus Pöhlmann mit dieser Institutionalisierung von Auslandsnachrichtendiensten in militärischen Strukturen. Dieser Prozess kam in den europäischen Großmächten um 1870 in Gang. Markus Pöhlmann ist wissenschaftlicher Direktor und Projektleiter Erster Weltkrieg im Forschungsbereich Militärgeschichte bis 1945 am Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr. Pöhlmann betrachtet diesen Prozess der Institutionalisierung vergleichend in Deutschland, Frankreich und Großbritannien und deutet ihn als Ausdruck der zeittypischen Tendenzen zu Professionalisierung und Technisierung. Im Ergebnis zeigt sich, dass die Nachrichtendienste zwar zutreffende Lagebilder auf technischer und taktischer Ebene erstellen, jedoch bis 1914 keine exakten Informationen über die operativen Absichten ihrer späteren Gegner erlangen konnten.
In dieser Folge von "Angelesen", dem Buchjournal des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr stellen wir das Buch von Jörg Echternkamp, Soldaten im Nachkrieg. Historische Deutungskonflikte und westdeutsche Demokratisierung 1945-1955 vor. Es erschien 2014 im De Gruyter Oldenbourg-Verlag.
Jörg Echternkamp ist Historiker und wissenschaftlicher Direktor am Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr. Mit der vorliegenden Arbeit hat er sich 2012 habilitiert. Echternkamp geht der Frage nach, wie verschiedene Deutungen des Zweiten Weltkriegs in der unmittelbaren Nachkriegszeit und der frühen Bundesrepublik die Einstellung der Bevölkerung zu Krieg und Militär beeinflussten. Dabei zeigt sich, dass neben Deutungen, die auf historische Aufklärung abzielten, auch noch lange verharmlosende Deutungen des Kriegs und der NS-Zeit im Umlauf waren, die der neuen, freiheitlich-demokratischen Nachkriegsordnung aber nichts anhaben konnten.
FazitJörg Echternkamps Studie beeindruckt durch ihre konsequente Umsetzung einer methodisch anspruchsvollen Differenzierung. Laut dem Autor ist diese Differenzierung entscheidend. Der differenzierte Blick auf die historischen „Zwischenräume“ schafft die Grundlage, sowohl den deutschen Kriegsopfern (wie Gefallenen und Vertriebenen) als auch den (deutschen) Tätern Aufmerksamkeit zu schenken – und dabei zugleich den internationalen Kontext des Gedenkens an die Verfolgten des Nationalsozialismus sowie das Ausmaß der nationalsozialistischen Verbrechen nicht zu vernachlässigen. Die von Echternkamp entworfene Deutungsgeschichte von Krieg und Militär kann somit einen wichtigen Beitrag leisten.























