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Feministische Bibelgespräche
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Feministische Bibelgespräche

Author: Evangelische Akademie zu Berlin

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Description

Passen Feminismus und Bibel zusammen? Auf jeden Fall, sagen die Theologinnen Luzia Sutter Rehmann und Ulrike Metternich. Sie ordnen biblische Texte mit feministisch und sozialgeschichtlich geschultem Blick neu ein. Sie hinterfragen tradierte Lesarten und interpretieren die biblischen Geschichten ungewohnt – nämlich politisch und zugleich spirituell. Sie lesen die Bibel als ein Buch der Beziehungen, auf der Suche nach Heilwerden, Gerechtigkeit und Frieden. Und sie verbinden diese Suche mit den Fragen der Gegenwart.

Ulrike Metternich und Luzia Sutter Rehmann engagieren sich als Bibelwissenschaftlerinnen seit rund 30 Jahren für eine feministische Theologie. Ulrike Metternich leitete als Projektstudienleiterin an der Evangelischen Akademie zu Berlin 16 Jahre lang die Feministische befreiungstheologische Sommerakademie. Luzia Sutter Rehmann ist Professorin für Neues Testament an der Universität Basel, hat mehrere Bücher veröffentlicht und für die Bibel in gerechter Sprache das Lukas-Evangelium neu übersetzt.

www.eaberlin.de/feministische-bibelgespraeche
8 Episodes
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Ein Teenager wird in einer Kleinstadt zu Grabe getragen. Jesus sieht die trauernde Mutter – und die vielen Menschen, die sie begleiten – und tritt an die Bahre. Diese Geschichte aus dem Lukas-Evangelium lesen Ulrike Metternich und Luzia Sutter Rehmann politisch und setzen sie in Bezug zu den Toden von George Floyd, Marielle Franco und vielen anderen, die durch politisch motivierte Gewalt viel zu früh starben. Ihr Tod löste Solidaritätsbewegungen aus – so wie beim Teenager in der biblischen Geschichte. Sie alle appellieren an uns, nicht so weiter zu machen wie bisher, sondern dem Tod Einhalt zu gebieten und sich den Menschen zuzuwenden.
Gotteskraft hautnah

Gotteskraft hautnah

2024-04-1435:40

Eine Frau berührt die Kleider Jesu und spürt: Ihre leidvollen Blutungen hören auf – und sie beginnt zu reden. Diese Geschichte aus dem Markus-Evangelium verlangt keinen kindlichen Wunderglauben, und doch spürt die Frau in der Berührung etwas Wunderbares. Davon zu sprechen, ohne dass es kitschig oder falsch klingt, ist gar nicht so einfach. Die Frau lebte in einer Zeit der Gewalt. Dies hat in ihrem Körper Spuren hinterlassen. Die Geschichte erzählt von einer leisen Gotteskraft, die hautnah erlebt werden kann und vieles verändert.
Wer war die in den Evangelien erwähnte Maria Magdalena und was ist ihre Botschaft? Wir fragen nach, was in den Texten steht und was reine Legendenbildung ist. Die Frau aus Magdala war wohl kaum die Geliebte Jesu, wie mitunter gemutmaßt wurde. Aktuelle Ergebnisse großer archäologischer Grabungen in Magdala geben uns Einblick in das Leben dort im ersten Jahrhundert. Und die Evangelien wollen keine Romanze schildern. Sie haben eher Bilder vor Augen, die zum heutigen Nahost-Konflikt, zum Ukraine-Krieg und anderen Kriegsregionen passen: Die Evangelien beschäftigt die Frage, wie eine traumatisierte Bevölkerung wieder auf die Beine kommen kann. Und Maria Magdalena spielt dabei eine zentrale Rolle.
Netze von Freundi:nnen, die tragen und die Welt verändern – das gab es schon zu biblischen Zeiten. Und ausgerechnet Paulus macht diese Netzwerke sichtbar. Lange Zeit wurden die Frauen in diesem Beziehungsnetz übersehen, kleingeredet oder sogar vermännlicht. Phoebe, Junia und ihre Freundinnen standen Paulus aber in nichts nach. Besonders gut sichtbar ist dies in der Grußliste des Römerbriefes. Aber es brauchte die hartnäckige feministische Forschungsarbeit zahlreicher Theologinnen, bis das weite Netz wahrgenommen wurde, in das Paulus eingebunden war.
Rahel ist die große Frauenfigur in der Geschichte Israels und in der Weihnachtsgeschichte. Im Zusammenhang mit dem Befehl des Königs Herodes, alle kleinen Kinder in Bethlehem zu ermorden, wird an Rahel mit einem Zitat aus dem Prophetenbuch Jeremia erinnert: „Rahel weinte um ihre Kinder und wollte sich nicht trösten lassen, weil sie nicht mehr lebten.“ In den Machtverstrickungen der damaligen Zeit steht Rahel auf und gibt allen eine Stimme, die um den gewaltsamen Tod ihrer Kinder weinen. Sie lässt sich nicht trösten – und sie lässt sich die Hoffnung nicht ausreden, dass es eine Zukunft gibt. Rahel macht Weihnachten schmerzhaft aktuell und zeigt, was Menschlichkeit heißt, wenn ringsum Gewalt herrscht.
Warum steht der Name des römischen Kaisers Augustus in der Weihnachtsgeschichte? Roms Macht reichte damals bis in den Nahen Osten, bis nach Bethlehem. Die jüdische Bevölkerung war dem militärisch Unterwerfungsfrieden schutzlos ausgeliefert. Die Friedensbotschaft der Engel ist ein lauter Protest in der stillen Nacht. Sie macht deutlich: Frieden ist nicht gleich Frieden. Wir lesen die Weihnachtsgeschichte als eine Protestgeschichte gegen Augustus und fragen, für welchen Frieden wir leben wollen.
Was Maria im ersten Kapitel des Lukas-Evangeliums singt, ist höchst politisch. In ihrem „Lobgesang“ geht es um die Umkehrung der politischen Verhältnisse und die Entmachtung der Mächtigen. Marias Lied ist von der Poesie der Psalmen geprägt und enthält viel Widerstandskraft. Auch der Name der Singenden ist Programm: Der damals sehr häufige Frauenname Maria (hebräisch: Mirjam) erinnert an die große Prophetin Mirjam, die gemeinsam mit Mose das Volk Israel aus der Sklaverei Ägyptens geführt hat. Das Lied der Maria singt also widerständig gegen die Unterdrückung des jüdischen Volkes durch die Römer an.
Passen Feminismus und Bibel zusammen? Auf jeden Fall, sagen die Theologinnen Luzia Sutter Rehmann und Ulrike Metternich. Sie ordnen biblische Texte mit feministisch und sozialgeschichtlich geschultem Blick neu ein. Sie hinterfragen tradierte Lesarten und interpretieren die biblischen Geschichten ungewohnt – nämlich politisch und zugleich spirituell. Sie lesen die Bibel als ein Buch der Beziehungen, auf der Suche nach Heilwerden, Gerechtigkeit und Frieden. Und sie verbinden diese Suche mit den Fragen der Gegenwart. Ulrike Metternich und Luzia Sutter Rehmann engagieren sich als Bibelwissenschaftlerinnen seit rund 30 Jahren für eine feministische Theologie. Ulrike Metternich leitete als Projektstudienleiterin an der Evangelischen Akademie zu Berlin 16 Jahre lang die Feministische befreiungstheologische Sommerakademie. Luzia Sutter Rehmann ist Professorin für Neues Testament an der Universität Basel, hat mehrere Bücher veröffentlicht und für die Bibel in gerechter Sprache das Lukas-Evangelium neu übersetzt.
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