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Ausgeglaubt: ein RefLab-Podcast
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Ausgeglaubt: ein RefLab-Podcast

Author: Manuel Schmid & Stephan Jütte

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Was heisst das eigentlich, Christ zu sein? Woran glauben Christen und was können sie getrost aufgeben? Logisch, dass sich Manuel Schmid & Stephan Jütte dabei nicht immer einig sind. Aber sie versuchen in diesem Podcast zusammen herauszufinden, was für sie wirklich zählt und was ihnen eher im Weg steht. Und klar: Beide wissen es auch nicht wirklich. Aber vielleicht regt es dich an zum Mitdenken. Oder es regt dich auf und du magst mit ihnen streiten. Oder du schreibst ihnen einfach mal, was du nicht mehr glauben kannst oder musst oder willst.
234 Episodes
Reverse
Ist Individualismus der Traum vom Ich oder das Ende von Wir? Manuel und Stephan fragen sich, woher das moderne, individualistische Lebensgefühl eigentlich kommt – und ob wir es feiern oder betrauern sollten… In dieser Folge sprechen Manu und Stephan über die doppelte Gestalt des „Solo Ego“. Immer wieder tauchte das Thema in früheren Episoden auf: etwa in der Pandemie, als Verantwortung und Solidarität neu verhandelt wurden, oder wenn es um die Frage geht, welche Probleme politisch statt individuell gelöst werden müssen. Individualismus wird dabei als Verlust gemeinsamer Tradition und Zugehörigkeit erlebt – oder als Gefahr, weil neoliberale Marktlogiken uns zu Projektmanagern des eigenen Selbst machen. Manuel und Stephan führen die Spur zurück bis zur Reformation: sola fide, sola scriptura, das Priestertum aller Gläubigen. Hier begann eine Bewegung, die das Individuum vor Gott befreite, an sein Gewissen band und die eigenständige Bibellektüre möglich machte – und zugleich eine Grundlage für den modernen Individualismus legte. Hat die Reformation damit den Zerfall von Kirche, Gesellschaft und Gemeinschaft befördert? Oder hat sie die Freiheit geschaffen, die wir heute genießen und nicht missen wollen? Eine Folge über den Segen und den Fluch des Individualismus – zwischen Befreiung, Überforderung und der Frage nach einer neuen Balance.
In einer bewegenden Rede hat Erika Kirk dem Mörder ihres Ehemannes öffentlich Vergebung zugesprochen. Manuel und Stephan nehmen diesen Moment zum Anlass, über die Kraft wie auch über das Missbrauchspotenzial von Vergebung zu sprechen. Im «Hallelujah der Woche» erzählt Stephan von einer Bundeshaus-Führung mit Nationalrat Eric Nussbaumer, die ihm neue Hoffnung für die politische Kultur der Schweiz gegeben hat. Manuel bringt im «Stossgebet» dagegen ein schweres Erlebnis mit: Eigentlich wollte er früh ins Bett, doch der Abschiedsgottesdienst für den ermordeten Charlie Kirk hielt ihn bis spät in die Nacht vor dem Bildschirm – nicht weil er ihn spirituell erhebend fand, sondern aufgrund der bedrückenden Mischung aus rechtspopulistischer Rhetorik, geistlich verbrämtem Freund-Feind-Denken und schamloser nationalistischer Religionsinszenierung. Besonders Donald Trump gab sich keinerlei Mühe, seinen Hass auf seine politischen Gegner zu verbergen und die gesellschaftlichen Verwerfungen damit noch zu vertiefen. Die fünfstündige Mammut-Veranstaltung wurde aber von einem Moment überstrahlt, den wohl kaum jemand erwartet hatte: Erika Kirk, die Witwe des ermordeten Charlie Kirk, trat unter Tränen auf die Bühne und sprach dem jungen Täter zu: «Ich vergebe dir». Während republikanische Politiker, rechtsextreme Influencer und christliche Nationalisten jede Gelegenheit nutzten, Feindbilder zu schärfen und die Rhetorik des Hasses zu verstärken, war es ausgerechnet sie – die einzige, der man Rachegefühle zugestanden hätte –, die den Weg der Vergebung wählte. Diese Geste beeindruckt und berührt. Genau hier steigen Manuel und Stephan ins Thema der Woche ein: Was bedeutet Vergebung im Angesicht himmelschreiender Ungerechtigkeiten? Wie gehen wir mit der radikalen Forderung Jesu um, Feinden zu vergeben und denen Gutes zu tun, die uns verfolgen oder verletzen? Wie verstehen wir die Worte des Vaterunsers: «Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern», und die scharfe Nachbemerkung in Matthäus 6,14–15: «Wenn ihr den Menschen ihre Verfehlungen vergebt, so wird euch euer himmlischer Vater auch vergeben. Wenn ihr aber den Menschen nicht vergebt, so wird euch euer Vater eure Verfehlungen auch nicht vergeben»? Lässt sich daraus ein Gebot zur Vergebung ableiten, das selbst Opfern schwerster Ungerechtigkeiten abverlangt wird? Stephan und Manuel sprechen über das Missbrauchspotenzial einer Theologie, die von Opfern im Namen des Evangeliums fordert, ihren Tätern zu vergeben. Die deutsche Studie zur Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt und anderen Missbrauchsformen in der Evangelischen Kirche zeigt deutlich: Gerade ein evangelisch-reformiertes Vergebungsethos kann dazu führen, dass Schuld nicht klar benannt und Täter nicht strafrechtlich verfolgt werden – «weil es dem armen Kerl doch leid tut und Jesus gesagt hat, wir sollen unseren Schuldigern vergeben». Gibt es einen Weg aus dieser toxischen Auffassung von Vergebung? Ein spannendes Gespräch, bei dem wir unsere Ziellänge von einer Stunde deutlich überschritten haben – auch weil wir zu Beginn noch auf Rückmeldungen zu unserer letzten Folge zu Charlie Kirk eingehen... Das Thema Vergebung diskutieren wir ab ca. Minute 31. :-)
Der Tod von Charlie Kirk hat eine Welle hitziger Debatten ausgelöst: Wer verdient eigentlich unser Mitgefühl? Manuel und Stephan diskutieren, ob sich Trauer einfordern lässt und welche Rolle Empathie (nicht) spielen sollte. Stephan startet diese Folge mit einem «Hallelujah der Woche»: Ein Abend mit seiner Frau und Sandra Bils, ganz ohne Kirchendebatten – und dafür voller inspirierender Gespräche über das, was sie sonst bewegt. Manuel bringt im «Stossgebet der Woche» seine Spareribs ins Spiel: Low and slow nach der 3-2-1-Methode hat er sie für den Geburtstag seines Sohnes vorbereitet – und mit einer unsensiblen Bemerkung prompt eine Auseinandersetzung über Tierethik ausgelöst – anstelle der Festtagsfreude, die er eigentlich teilen wollte... Doch das eigentliche Thema ist ernster: Der gewaltsame Tod von Charlie Kirk. Manuel hat in einem Blogbeitrag versucht, die Frage zu beantworten, wie man auf ein solches Attentat reagieren kann – ohne Kirk zum Märtyrer zu verklären, aber auch ohne seinen Tod als gerechte Strafe zu deuten. Die Resonanz war gross: viele dankbare Rückmeldungen, aber auch heftige Kritik und erboste Kommentare. Besonders diskutieren Manuel und Stephan einen vielbeachteten Post von Quinton Ceasar und Nathalie Eleyth. Darin machen die beiden klar: Gewalt verurteilen – ja. Aber Trauer und Empathie für jemanden, der selbst unermesslichen Schaden angerichtet und Menschen systematisch abgewertet hat, schulden wir nicht. Christliche Liebe sei kein sentimentales Mitgefühl für Unterdrücker, sondern Widerstand gegen zerstörerische Strukturen – und Gottes Parteilichkeit gelte den Unterdrückten. Wie darauf reagieren? Was bedeutet das für die christliche Rede von Feindesliebe und Mitleid? Genau darüber reden Manuel und Stephan – und sind sich am Ende längst nicht in allem einig.
Rechtskonservative Aktivisten verteilen einen «Pfarrer-Check» und wollen damit die Qualität des Kirchenpersonals messen. Doch was bleibt von Kirche übrig, wenn sie auf Multiple-Choice-Frömmigkeit reduziert wird? Manuel bringt ein Hallelujah der Woche mit: er schaut auf das RefLab-Festival zurück, das letztes Wochenende mehrere hundert Besucher angezogen hat: zwei Tage mit 18 (!) verschiedenen Live-Podcastaufnahmen und 8 Workshops, unzählige Begegnungen mit Menschen aus der RefLab-Community: aus der Region Zürich, aus Bern, Basel und der Ostschweiz – manche sind aus München oder Berlin angereist, um ihre Lieblingspodcasts zu hören. Es war ein Rausch aus Begegnungen und Veranstaltungen, Gesprächen auf und neben der Bühne, und für die Teammitglieder natürlich auch: Auf- und Abbau, Trouble Shooting, kreative Lösungen suchen. Am Sonntagabend sind sie ebenso erfüllt wie erschöpft nach Hause… Stephan hat ein Stossgebet dabei: Er kommt gerade von der Tagung zum Thema «spiritueller Missbrauch», die er mit seinem Team der EKS organisiert und durchgeführt hat – ein toller, wichtiger und gelungener Anlass – nur leider passte auch hier jemand die Teilnehmenden vor dem Eingang ab, um ihnen ein Faltblatt mit dem sog. «Pfarrer-Check» auszuhändigen: Landauf landab werden diese Blätter bei kirchlichen Veranstaltungen ungefragt verteilt – was nicht nur nervt, sondern auch verwirrend ist für Besucher. Doch worum geht’s? Das ist dann zugleich das Thema der Woche: Eine Gruppe rechtskonservativer Kulturkämpfer hat eine «PR-Kampagne» lanciert. Sie erwuchs dem Verdacht, dass die meisten öffentlich-rechtlichen Kirchen nur noch eine verwässerte, «rot-grün» versiffte Botschaft predigen: Es geht ihnen um Klimarettung, Homo- und Gender-Themen und andere Anliegen, die mit dem Auftrag der Kirche «herzlich wenig zu tun» haben: «Darum laufen Mitglieder in Scharen davon», wissen die Initianten. Abhilfe soll jetzt ein Kreuzchen-Test schaffen, mit dem sich die Rechtgläubigkeit von Pfarrpersonen abfragen lässt: Der «Pfarrer-Check» (gendern ist böse, darum sollen sich Pfarrerinnen hier gefälligst mitgemeint fühlen…) will wissen, wie die geistlichen Verantwortungsträger zur Göttlichkeit Jesu stehen, ob sie an dessen Sühneopfer am Kreuz und seine leibliche Auferstehung glauben, ob sie auch wirklich von der Verurteilung aller Ungläubigen im Endgericht überzeugt sind und einige andere Dinge… (Fragenkatalog siehe unten). Der ganze Test weist sich aus als «Fragebogen zur Qualität des Personals in christlichen Kirchen & Organisationen». Manuel und Stephan nehmen diese schwarzweisse Abfrage (vermeintlich?) christlicher Bekenntnisinhalte zum Anlass, über die dahinterliegende Theologie zu sprechen. Für beide ist klar: So geht das gar nicht. Wie soll ein Quizz mit acht ja-nein-Fragen die «Qualität» des kirchlichen Personals sicherstellen? Welche Qualität ist damit überhaupt gemeint? Zwischen der Bejahung eines kleinen Kataloges frommer (?) Sätze und dem Charakter einer Pfarrperson, oder ihrer Verantwortlichkeit und Glaubwürdigkeit, ihren pastoralen, empathischen, theologischen Fähigkeiten besteht ganz offensichtlich überhaupt kein Zusammenhang: ohne jede Fantasie kann sich Manuel ganz fürchterliche Charakterschweine vorstellen, die eilfertig ihr Kreuzchen achtmal auf Ja setzen – und umgekehrt ist es auch nicht schwer zu denken, dass wundervolle, engagierte, liebevolle und begabte Kirchenmitarbeiter bei vielen Fragen zögern oder sie verneinen, ohne dass ihnen damit die Qualifikation für ihr Amt abgeht… In seinem «Amen der Woche» macht Manuel darum klar, dass sich die «Qualität» von kirchlichen Verantwortungsträger:innen nicht durch einen Kreuzchentext sicherstellen lässt – und dass das, worauf es wirklich ankommt, überhaupt nicht im Verhör zu ermitteln ist, sondern höchstens in der persönlichen Begegnung…
Würdest du für dein Land töten? Oder lieber in einem besetzten Land weiterleben? Manuel und Stephan diskutieren ein provokantes Buch – und geraten dabei in eine Auseinandersetzung über Staatsloyalität, christlichen Pazifismus und den Preis des Gewissens. Bei Manuel paaren sich Vorfreude und Nervosität: Das RefLab-Podcast-Festival steht vor der Tür, und es gibt noch tausend Dinge zu erledigen, bevor es dann heisst: «Alles wird gut». Bei Stephan ist kurz vor der Aufnahme ein Stossgebet Richtung Himmel entwischt – das Mikro wollte nicht, die Technik streikte. Aber das eigentliche Thema der heutigen Folge ist noch weitaus herausfordernder. Denn es geht um Krieg. Um Frieden. Und um die tiefen moralischen Fragen, die dazwischenliegen. Anlass des Gesprächs ist das Buch «Warum ich niemals für mein Land kämpfen würde – Gegen die Kriegstüchtigkeit» von Ole Nymoen. Ein kleiner Text mit grosser Sprengkraft: In der öffentlichen Debatte wurde der Autor bereits als Lumpenpazifist, Naivling und Putin-Funktionär beschimpft. Manuel liest Nymoens Text mit Sympathie für das pazifistische Anliegen, aber mit Distanz zu dessen Begründungsmustern. Stephan hingegen lehnt nicht nur Nymoens Schlussfolgerung, sondern schon den gedanklichen Anlauf ab. Während Manuel aus christlich-ethischer Überzeugung jede Form des Tötens verweigert, verteidigt Stephan die Idee, dass es im äussersten Fall richtig sein kann, ein Land auch mit Waffen zu schützen. Die beiden diskutieren hitzig, aber respektvoll über das klassenkämpferische Motiv des Buches: die Beobachtung, dass es vor allem junge Männer aus prekären Verhältnissen sind, die sich aus finanziellen oder beruflichen Gründen zum Militärdienst melden – und dann als Bauernopfer an die Front geschickt werden. Die Söhne der Bauern des einen Landes sollen den Söhnen der Bauern des anderen Landes im Namen ihres Staates den Schädel einschlagen, ohne je einen persönlichen Grund gehabt zu haben, einander zu hassen... das will Manuel nicht einleuchten. Stephan widerspricht einer solchen Sicht auf den Staat als blosses Gewaltregime. Für eine Flagge würde er nicht sterben, sagt er – wohl aber für die Werte eines freiheitlichen, rechtsstaatlichen Gemeinwesens, das seine Bürger nicht von oben herab regiert, sondern in das sie als demokratische Teilhaber eingeschrieben sind. Manuel bleibt skeptisch: Gerade in Krisenzeiten zeigt sich, wer vom Staat wirklich mitgedacht wird – und wer lediglich funktionalisiert wird. Im zweiten Teil der Folge richten die beiden den Blick auf die religiöse Dimension. Stephan zeichnet in groben Linien eine biblische Genealogie von Krieg und Frieden nach – von göttlich sanktionierten Kriegen im Alten Testament über das Friedensreich der messianischen Hoffnung bis hin zur radikalen Gewaltlosigkeit der Bergpredigt. In der Kirchengeschichte aber finden sich zahlreiche Beispiele für Kriegsrechtfertigungen – und nicht selten wurden Kriege gerade unter christlicher Flagge geführt. Manuel verweist auf die Täufer als gewaltfreie Zeuginnen in einer gewalttätigen Zeit. Ihr Pazifismus war nicht bequem, sondern teuer – sie wurden verfolgt, gefoltert, getötet, weil sie sich der Staatsgewalt und ihrer Logik verweigerten. Hier, so Manuel, liegt der entscheidende Unterschied zur Argumentation Nymoens: Christlicher Pazifismus strebt nicht nach Selbstschutz, sondern steht in der Nachfolge eines gewaltlosen Gottes, selbst wenn es das eigene Leben kostet. Am Ende steht die Frage im Raum, auf die es keine einfachen Antworten gibt: Gibt es etwas, wofür ich bereit wäre zu sterben? Und: Gibt es etwas, wofür ich bereit wäre zu töten? Zumindest für Manuel sind das zwei sehr verschiedene Fragen – auf die erste würde er sofort bejahend antworten, auf die zweite gerade nicht…: Eine kontroverse Folge, die hoffentlich zum weiteren Nachdenken anregt.
Warum sehnen wir uns nach «starken Männern» – und übersehen dabei, dass ihre Stärke oft nichts anderes ist als kaschierte Schwäche? Manuel und Stephan reden über Alpha-Männer, die überraschende Ehrlichkeit biblischer «Helden»-Geschichten und die Frage, was Jesus mit Macht zu tun hat. Stephan startet mit einer haarsträubenden Hundebegegnung: Sein Vierbeiner gerät mit einem aggressiven Artgenossen namens «Kevin» aneinander – und plötzlich zeigt sich, wie schnell Machtspiele schon auf der Hundewiese entstehen. Manuel erzählt dagegen von einer viel freundlicheren Begegnung: Ein zufälliges Gespräch im Zug vor Jahren hat sich zu einer Freundschaft entwickelt, die letzte Woche in einem Besuch mit hausgemachtem Siedfleischsalat mündete. Und dann geht es um das eigentliche Thema: den Wiederaufstieg der «starken Männer» und eine öffentliche Sehnsucht nach entscheidungsfreudigen, selbstbewussten Führungsfiguren. Trump und Putin, Erdogan und Bolsonaro, Orbán und Musk – sie alle inszenieren sich als unerschütterliche Führer, die Härte, Dominanz und Durchsetzungsstärke verkörpern. Doch was steckt hinter diesem Alpha-Gehabe? Ist es nicht eher Ausdruck von Angst, Abhängigkeit und Schwäche? Im Gespräch kommt Jesus von Nazareth ins Spiel: Einer, der sich konsequent der Überhöhung verweigert, der die Logik des «starken Mannes» unterläuft und die Hoffnungen auf einen dominanten Führer enttäuscht – und der dennoch genau wusste, dass er Einfluss hatte, Ansprüche stellte, Menschen bewegte. Brauchen wir Präsidenten und Politikerinnen wie Jesus? Stephan meint: Jesus wäre wohl ein miserabler Präsident gewesen. Manuel ergänzt: Jesus hätte ein politisches Amt wohl grundsätzlich verweigert. Aber daraus zu schließen, dass das Reich Gottes und die politische Welt zwei getrennte Sphären seien, wäre fatal – und würde Christen in einen zynischen Rückzug treiben. Also bleibt die Frage: Lassen sich aus Jesu Auftreten gesunde Kennzeichen von Macht und Einfluss ableiten, die Demokratien stärken können – ohne toxisch zu werden?
Was tun, wenn geistliche Leitung kippt und zu Kontrolle wird? Stephan und Manuel sprechen über spirituellen Missbrauch – von charismatischen Showbühnen bis zu subtilen Machtspielen auf und neben der Kanzel. In dieser Folge sprechen Stephan Jütte und Manuel Schmid über ein Thema, das oft verborgen bleibt, aber tiefe Spuren hinterlässt: spiritueller Missbrauch. Sie beleuchten, wie sich Missbrauchsgefahr in verschiedenen kirchlichen Kontexten zeigt – von charismatischen Bewegungen über evangelikal-dogmatische Prägungen bis hin zu katholisch-priesterlicher und evangelisch-liberaler Autorität. Manuel erzählt von seinen wilden Zeiten in pfingstlich-charismatischen Gemeinden – von Prophetinnen und Propheten, die genau zu wissen glaubten, was Gottes Wille für den Einzelnen sei. Stephan berichtet von einem Besuch in einem Gottesdienst, in dem er sich dem Heiligen Geist (oder zumindest dem charismatischen Prediger) beharrlich widersetzte – und wie sich diese Spannung zwischen persönlicher Freiheit und geistlichem Druck anfühlen kann. Gemeinsam fragen sie: Wo wird geistliche Autorität zur manipulativen Macht? Welche Strukturen und Haltungen begünstigen Missbrauch? Und wie können Kirchen Verantwortung übernehmen, schützen und heilen? Passend dazu empfehlen wir die Tagung „Grenzen des Heiligen“ am 8. September 2025 in Zürich, die spirituellen Missbrauch aus theologischer, ethischer, seelsorgerlicher und religionswissenschaftlicher Perspektive beleuchtet und Raum für Austausch bietet. Mehr Infos und Anmeldung unter http://eks-eers.ch/tagung/250908-grenzen-des-heiligen. Zum Thema «toxische Theologie» und «toxische Kirche» gibt es im Podcast «Ausgeglaubt» schon zwei spannende Folgen, die wir hier nochmal ausdrücklich empfehlen wollen: sie ergänzen dieses Gespräch über «geistlichen Missbrauch» und bringen zusätzliche Gesichtspunkte ein: https://www.reflab.ch/special-toxic-theology-wenn-theologische-ueberzeugungen-toxisch-wirken/ https://www.reflab.ch/special-toxic-church-wenn-kirche-krank-macht/
Du bist selber schuld!

Du bist selber schuld!

2025-08-1301:04:04

Du duschst nur kurz, fliegst sehr selten und sorgst dich um deinen ökologischen Fussabdruck? Aber ist es wirklich dein Job, die Welt zu retten – oder treibt da jemand ein falsches Spiel mit deinem Gewissen? Stephan und Manuel sprechen über perfide Verschiebungen der Verantwortung – und darüber, wie echte Hoffnung aussieht, wenn die Welt in Schieflage gerät. Während Stephan sich über sein ungefragt verlängertes Fitnessabo ärgert und Manuel seine Tochter bezahlt, um 3'000 Fussnoten im Manuskript seiner Dissertation zu überarbeiten, geht’s im Podcast um Größeres: Die Welt brennt – und viele von uns haben das Gefühl, wir müssten sie im Alleingang löschen. Auslöser der Diskussion ist ein Blogbeitrag von Stephan, der sich unter dem Titel «Kirche, KI und Klima» mit der Frage beschäftigt, wie sinnvoll es eigentlich ist, dem Einzelnen die Schuld für globale Krisen wie Klimawandel, Krieg oder Armut in die Schuhe zu schieben. Wird uns hier nicht eine Rolle aufgedrängt, die vor allem den wahren Verursachern – etwa Konzernen oder politischen Systemen – gelegen kommt? Ein Paradebeispiel: der «ökologische Fussabdruck», einst von einer PR-Agentur für den Ölkonzern BP entwickelt, um die Aufmerksamkeit weg von fossilen Industrien und hin zum Konsumverhalten jedes Einzelnen zu lenken. Statt strukturelle Lösungen zu fordern, zählen wir Bonuspunkte fürs Vegi-Menü. Aber was dann? Die Verantwortung abschieben? Resignieren? Nein – Stephan bringt den Begriff der Hoffnung ins Spiel. Gemeinsam fragen die beiden, welche Formen von Hoffnung uns helfen, nicht im Schuldgefühl zu versinken – aber auch nicht in Gleichgültigkeit oder billiger Weltflucht. Was bedeutet christliche Hoffnung inmitten von ökologischen, politischen und sozialen Krisen? Eine Folge über Verantwortung und Verdrängung, über Fussabdruck und Fingerzeigen – und über eine Hoffnung, die mehr kann als beruhigen.
Ferienmodus aus, Realität an: Der Wecker klingelt wieder, der Terminkalender brummt – und Stephan steht wegen einer defekten Espressomaschine ohne Kaffee da. Manuel hingegen hat gerade einen Sonntag erlebt, der in seiner ziellosen Musse fast etwas Heiliges hatte. Genau dazwischen liegt das Thema dieser Folge: Arbeit. Was motiviert uns eigentlich, wenn der Alltag wieder losgeht? Und wie viel Sinn darf oder muss ein Job überhaupt machen? Die beiden sprechen über Montagsmüdigkeit und Motivationsfragen, über Euphorie im Team und die über die Frage, ob es theologisch vertretbar wäre, Zigaretten mit Begeisterung zu verkaufen, solange die Mitarbeitenden nett genug sind. Sie diskutieren auch die Gefahr, sich über den Beruf zu definieren – bis zur totalen Erschöpfung. Und sie fragen: Warum hängen wir so viel von unserem Selbstwert an die Arbeit – und wie kommen wir da wieder raus? Ein Blick in die Geschichte zeigt: Die Idee von Arbeit als «Berufung» hat im Christentum tiefe Wurzeln – vom biblischen Schöpfungsauftrag bis zur reformatorischen Aufwertung aller Berufe, vom Pfarrer bis zum Ledergerber. Arbeit als geistliche Aufgabe mit einer eigenen Würde – aber eben nicht als einzige Identitätsquelle. Denn mit dem Sabbat wird im gleichen Atemzug auch der Stopp eingeführt: ein wöchentlicher Reminder, dass unser Wert nicht in der Leistung liegt. Eine Folge über Sinn, Stress, Identität und Pausen. Für alle, die nach dem Urlaub wieder ins Arbeitsleben eintauchen und sich fragen, wofür das Ganze eigentlich gut ist.
Eine muslimische Lehrerin darf in Eschenbach SG nicht unterrichten – wegen ihres Kopftuchs. In dieser Folge fragen sich Manuel und Stephan, ob das ein Zeichen für konsequente Neutralität oder verkleideter Rassismus ist. Stephan sendet diese Woche noch immer sonnengebräunt und tiefenentspannt aus dem Strandurlaub – mit Unterwasserbegegnungen, die ihn ehrfürchtig werden lassen. Manuel hingegen verliert Zuhause den Überblick über seine ADHS-Termine, aber nicht über das, was in der Schweiz gerade Wellen schlägt: In Eschenbach SG wollte eine junge muslimische Frau Primarlehrerin werden. Weil sie ein Kopftuch trägt, hat die Gemeinde nach Elternprotesten auf die Anstellung verzichtet. Für Stephan und Manuel Anlass zur Frage: Was bedeutet es eigentlich, wenn öffentliche Schulen «religiös neutral» sein sollen? Gilt das für Kopftuch und Kreuzkette gleichermassen? Und schützt ein pauschales Verbot sichtbarer Religion tatsächlich den Schulfrieden – oder bräuchte es vielmehr mehr Offenheit, Austausch und Vertrauen in die Urteilskraft junger Menschen? Eine Folge über Religionsfreiheit, über die Unmöglichkeit weltanschaulicher Neutralität – und über die Frage, ob man Spiritualität wirklich an der Türschwelle zum Klassenzimmer abgeben kann.
Was passiert, wenn KI plötzlich besser formuliert und zuverlässiger nachdenkt als viele Theolog:innen? Manuel und Stephan diskutieren über den Einfluss künstlicher Intelligenz auf Studium, Predigt – und vielleicht sogar auf das Gebet. Stephan sendet zum Geburtstag aus der Palmenoase Teneriffas, Manuel kämpft sich zurück in den Alltag – und lässt unter dem «Hallelujah der Woche» eine kleine berufliche Bombe platzen. Spoiler: Die beiden reformierten Theologen werden künftig wieder näher zusammenarbeiten... Das Thema der Woche treibt Manuel gerade um: Was macht KI mit der Theologie? ChatGPT schreibt mittlerweile theologische Texte, die sich sehen lassen können – klarer, sprachlich eleganter und oft fundierter als viele Studienarbeiten. Aber was heisst das für eine Disziplin, die traditionell vom Verstehen und Wiedergeben lebt? Wird KI zum Totengräber der Theologie – oder zu ihrem Steigbügelhalter für neue Tiefe, Kreativität und Relevanz? Stephan bringt die praktische Seite ein: Kann eine KI auch Predigten schreiben, Beerdigungsreden halten, Gebete formulieren? Oder fehlt diesen Texten das, was Menschen wirklich berührt – Tiefe, Geist, Erfahrung? Eine Folge über die Chancen und Gefahren künstlicher Intelligenz für Theologie, Kirche und Glauben. Und über die Frage, ob Gott sich auch durch Maschinen mitteilen kann...
Jana & Jasmine posten’s auf Insta, evangelikale Kreise predigen’s von der Kanzel – und mancher heiratet vorschnell, um endlich loslegen zu dürfen: «Kein Sex vor der Ehe» ist wieder Thema. Stephan und Manuel nehmen sich einen theologisch aufgeladenen Klassiker vor – und versuchen zu klären, was an der Maxime dran ist. Ist «Kein Sex vor der Ehe» ein religiöser Anachronismus – oder ein notwendiges Gegengewicht zur hypersexualisierten Gegenwartskultur? Für Stephan kurz vor, für Manuel kurz nach dem Urlaub diskutieren die beiden einen Dauerbrenner evangelikaler wie auch katholischer Theologie, der derzeit auf Social Media (etwa bei „Jana & Jasmine“) wieder Wogen wirft – und auch Teil eines breiteren konservativen Revivals ist, in dem traditionelle Familienbilder und Sexualmoral wieder Aufwind erhalten, nicht nur in den USA. Die beiden reden über die sexualethische Revolution des frühen Christentums – und wie sie besonders Männer in die Pflicht nahm, um Frauen und Kinder zu schützen. Sie würdigen die Motive, aus denen fromme Kreise bis heute an rigiden Regeln festhalten – der Wunsch etwa, junge Menschen vor einer entgrenzten Porno-Kultur und toxischen Erwartungshaltungen zu schützen – thematisieren aber auch die Schattenseiten: den Druck, der in konservativen Milieus entstehen kann, die Gefahr überhasteter Ehen, die Unklarheit, wie eine gesunde Balance zwischen sexueller Selbstbestimmung und Verantwortung aussehen kann. Umgekehrt lässt sich im Blick auf die Erzählung der sexuellen Befreiung auch fragen: Wie hilfreich ist das Prinzip der Einvernehmlichkeit wirklich? Wird die Maxime «Alles ist erlaubt, solange beide zustimmen» nicht strategisch unterlaufen durch den Gruppendruck und die sozialen Erwartungen gerade an junge Frauen, einfach «mitzumachen» und sogar «toll» zu finden, was eine männerdominierte, pornografisierte Gesellschaft vorgibt? Eine Folge über Sex, Ethik und die Frage, ob es zwischen Enthaltsamkeitsgebot und rücksichtsloser Triebsteuerung einen klugen dritten Weg gibt.
Theologie ist wichtig – oder? In dieser Folge sprechen Manuel und Stephan über die Frage, wie viel Theologie Kirche, Glaube und Gesellschaft eigentlich brauchen. Sie diskutieren, was Theologie kann, warum sie für die Kirche unverzichtbar ist und worin das Unaufgebbare des Theologiestudiums liegt. Gleichzeitig schauen sie ehrlich auf die Realität: Kirchen wachsen oft auch dort, wo theologische Bildung dünn gesät ist, während sie in akademisch-theologisch gut aufgestellten Kontexten eher schrumpfen. Was bedeutet das für kirchliche Praxis und Ausbildung? Worauf könnte man verzichten, woran sollte man festhalten, und wie kann Theologie helfen, Glauben heute zu gestalten, ohne sich selbst im Weg zu stehen? Eine Folge für alle, die Theologie lieben – und die sich fragen, wie viel davon wirklich gesund ist.
In dieser Folge sprechen Manuel und Stephan über ein Thema, das im Christentum unverrückbar im Zentrum steht und trotzdem quer liegt: die Auferstehung. Sie passt so gar nicht in unser modernes, aufgeklärtes Weltbild, das humanistisch geprägt ist und in dem der christliche Glaube oft so harmonisch Platz findet – bis es um das leere Grab geht. Doch genau hier liegt der Dreh- und Angelpunkt des Glaubens: die Hoffnung auf das Reich Gottes. Wie umgehen mit religionsgeschichtlichen Erkenntnissen und dem Historismusproblem? Kann man heute noch von Auferstehung sprechen – affirmativ, suchend, tastend, wenigstens hoffend? Und was bedeutet diese Hoffnung für Gesellschaft und Kirche, wie sie sich etwa im Forum Glaube und Gesellschaft in Fribourg spiegelt? Ausserdem erfahrt ihr in dieser Folge, was nach Manus MacBook-Panne auch noch mit seinem iPhone passiert ist (Spoiler: Es bleibt verschwunden) und welches Halleluja Stephan gerade fast den Verstand raubt, weil er es noch nicht erzählen darf. ________________________________________ WICHTIGE KORREKTUR Manu hat in einer vorherigen Folge Kacem El Ghazzali fälschlicherweise als homosexuell bezeichnet. Das ist nicht zutreffend, sondern ein Missverständnis. Zu Beginn der Folge stellt Manu das klar.
In dieser Spezialfolge haben Manuel und Stephan Besuch: Hannah Bethke – Politikwissenschaftlerin, Journalistin, gläubige Protestantin und Autorin des viel diskutierten Buches „Vom Glauben abgefallen – Mut zur Christlichkeit statt Angst vor dem Zeitgeist». Und ja: Es wurde theologisch, politisch, kritisch – aber auch herzlich und ehrlich. Was passiert, wenn sich Kirche mehr um Klimaziele als um Christus kümmert? Ist politisches Engagement immer ein Verrat an geistlicher Tiefe – oder braucht es beides? Wir fragen nach, ob Bethkes Kritik nicht eine falsche Alternative aufmacht zwischen Theologie und Zeitgeist-Anpassung. Ausserdem sprechen wir mit Hannah Bethke darüber, ob Kirche eigentlich nur dazu da ist, individuellen Glauben zu stärken – oder ob nicht schon im Gedanken vom Reich Gottes ein gesellschaftlicher Auftrag mitschwingt. Und: Wenn die Autorin sich so klar von linkspolitischen, von moralisierenden sowie von persönlich-therapeutischen Kirchenerzählungen abgrenzt – wie sieht dann eigentlich ihre eigene Vorstellung einer zukunftsfähigen Kirche aus? Und nicht zuletzt: Wie kann eine Kirche heute geistlich relevant bleiben, ohne dabei entweder rechthaberisch zu wirken oder in die Beliebigkeit abzurutschen? Auch Persönliches kommt nicht zu kurz – einleitend erfahrt ihr zum Beispiel, warum Stephan mit dem neuen Arbeitsplatz des FC-Basel-Trainers hadert und wie es dazu kam, dass Manuels Laptop letzte Woche mit Bier volllief…
In dieser Folge tauchen Manu und Stephan tief ein in die Frage, wie sich unser religiöses Lernen im Lauf des Lebens verändert. Ausgehend von biografischen Erfahrungen fragen sie: Wie prägt uns die eigene Geschichte im Glauben? Was bedeutet es, wenn sich Lebenserfahrung und religiöse Sinndeutung verschieben – und ist das ein Verlust oder ein Reifeprozess? Manu bringt dabei das Modell von Spiral Dynamics ins Spiel, das er im Theologie-Kurs vorgestellt hat – ein Denkwerkzeug, das hilft, die Entwicklung von Wertesystemen (auch im Glauben) besser zu verstehen. Stephan bleibt skeptisch. (Wahrscheinlich weil er im Selbsttest zu tief eingestuft worden ist…) Und dann sind da noch ein Belohnungsbier und kleinbürgerliche Freuden. Was es damit auf sich hat? Hört selbst – diese Folge tastet sich suchend, manchmal auch lachend durch die farbige Spirale des Glaubens. Wer mehr zur Anwendung von spiral dynamics auf die Glaubensentwicklung wissen möchte (und einen Test sucht, um die eigene "Farbe des Glaubens" herauszufinden…), der sei auf das Buch «Gott 9.0» von Tilmann Haberer und Marion und Werner Tiki Küstenmacher verwiesen: da könnt ihr richtig tief eintauchen…
Musk und Trump: einst Buddy-Duo, jetzt im Rosenkrieg. Manuel und Stephan nehmen den Bruch dieser Alphamänner zum Anlass, über das Wunder, den Wandel und die Wackeligkeit von Freundschaften zu sprechen. Wenn selbst Milliardäre sich zoffen wie Teenies nach dem Abi-Ball, ist Zeit, über Freundschaft zu reden: Was ist das eigentlich – Freundschaft? Ein Zweckbündnis auf Zeit oder ein heiliges Band, das uns trägt? Manuel und Stephan werfen einen Blick zurück auf die Geschichte der Freundschaft – von Aristoteles bis Insta – und fragen: Warum sind echte Freunde heute wichtiger denn je? Warum ist Freundschaft nicht nur Privatsache, sondern systemrelevant für eine demokratische Gesellschaft? Und: Was hat Jesus mit all dem zu tun – der Freund der Zöllner, der seine Jünger nicht Knechte, sondern Freunde nennt? Ausserdem in dieser Folge: Manuel erzählt, warum er nach Pfingsten aussieht wie ein Hobbylandwirt mit Blasen an den Händen – und Stephan berichtet, wie es war, eine Oper über das Sterben zu besuchen...
Am 28. Mai 2025 ging oberhalb von Blatten im Lötschental ein gewaltiger Berg nieder – neun Millionen Tonnen Gestein begruben das Tal unter sich. Ein Mensch wird vermisst, ein Ort ist zerstört, eine Unsicherheit bleibt. In dieser Folge sprechen Manu und Stephan über die theologischen und gesellschaftlichen Reaktionen auf Naturkatastrophen. Was macht ein solches Ereignis mit dem Glauben? Ist es «einfach geschehen» – oder verlangt es nach Deutung? Wir sprechen über alte Muster (Gericht, Strafe, Schuld), über die ideengeschichtliche Wucht des Erdbebens von Lissabon, über säkulare Schuldzuweisungen in Zeiten der Klimakrise – und über die Frage, was Verantwortung heute heisst. Was hilft uns, wenn wir nicht mehr erklären können? Und was bleibt vom Glauben, wenn das Erklärbare verstummt? Außerdem: Wie The Handmaid’s Tale zu einem Nervenzusammenbrauch führen kann – und warum Stephan unbedingt ein Praktikum im RefLab braucht. Die erwähnten Blogbeiträge von Sarah Staub und von Stephan Jütte findet ihr hier: https://www.reflab.ch/bergsturz-loetschental-was-kommt-nach-dem-unglueck/ https://www.eks-eers.ch/blogpost/wenn-natur-zur-katastrophe-wird/ … und hier geht's zur RefLab-Festival-Website: https://reflab-festival.ch!
Warum schweigen westliche Kirchen so oft über die brutale Verfolgung von Christ:innen in Afrika, Asien und dem Nahen Osten? In dieser Folge diskutieren Manu und Stephan einen kontroversen Artikel, der den Kirchen Doppelmoral vorwirft: Während die Sorge um Islamophobie und Diversität hierzulande groß ist, bleibe das Leiden von Christ:innen im globalen Süden häufig unbeachtet. Ist das fehlende Engagement Ausdruck einer selektiven Empathie – oder schlicht Ausdruck von Unbehagen gegenüber einem leidenschaftlich gelebten Glauben, den viele im Westen verloren haben? Gleichzeitig fragen wir: Wie sprechen wir über Verfolgung, ohne sie identitär zu instrumentalisieren? Was unterscheidet legitime Solidarität von politischer Vereinnahmung? Und wie gehen wir theologisch mit dem Spannungsverhältnis zwischen universaler Ethik und konkreter Parteinahme um? Ein Gespräch über blinde Flecken, schwierige Solidarität – und warum das Evangelium keine Partei kennt. Im Podcast kommt auch zur Sprache: – Das Buch von Jason Bruner: «Imagining Persecution: Why American Christians Believe There Is a Global War against Their Faith». – Erfahrungen aus der Ardèche-Retreat des RefLab-Teams… – … und die Frage: Wie unabhängig dürfen (kirchliche) Medien eigentlich sein? Korrektur: Im Podcast wird der Autor des NZZ-Beitrags Kacem El Ghazzali als schwul bezeichnet - das ist nicht korrekt: Der Autor setzt sich in seinen Texten für die Rechte homosexueller Menschen in islamischen Ländern ein, ist selbst aber mit einer Frau verheiratet und hat zwei Kinder. Wir entschuldigen uns für den Fehler.
Schafft sich die Kirche ab?

Schafft sich die Kirche ab?

2025-05-2101:00:50

Zu politisch, zu angepasst, zu flach – und vor allem: zu wenig Kirche. Hannah Bethke hält der evangelischen Kirche in Deutschland den Spiegel vor. In ihrem neuen Buch „Vom Glauben abgefallen“ rechnet sie mit dem Zustand des Protestantismus ab – und ruft zur Rückbesinnung auf das Theologische auf. In dieser Folge diskutieren Stephan und Manu, wie berechtigt diese Kritik ist. Geht es der Kirche wirklich schlechter, weil sie zu politisch geworden ist? Oder ist das Gegenteil der Fall? Was bedeutet eigentlich „Theologisierung“ – und wie kann die Kirche in einer pluralen Demokratie sprechen, ohne sich aufzugeben? Ein Gespräch über Selbstsäkularisierung, politische Überforderung, spirituelle Tiefe – und über die Frage, wie Kirche heute stören darf, ohne destruktiv zu wirken. Manu meldet sich aus der Ardèche, Stephan bringt einen Fahrradverlust (und -fund) mit – und beide fragen sich, ob Bethkes Essay ein Weckruf oder eine Selbstvergewisserung für konservative Protestant:innen ist. Das Buch, auf das wir uns beziehen, ist: Hannah Bethke: Vom Glauben abgefallen. Eine Antwort auf die Krise der evangelischen Kirche. Kösel 2025. Mehr dazu findet ihr in Stephans Blogbeitrag: https://www.eks-eers.ch/blogpost/hannah-bethke-vom-glauben-abgefallen/ – oder auch in dieser älteren Folge von Ausgeglaubt: https://www.reflab.ch/ausgeglaubt-wir-muessen-nicht-in-eine-kirche-gehen/, in der Stephan und Manu über die These streiten: «Ich glaube nicht, dass wir in eine Kirche gehen müssen…». Korrigenda: In der Vorstellung von Hannah Bethke haben sich gleich mehrere Fehler eingeschlichen, die wir hier gerne richtigstellen: Frau Dr. Hannah Bethke hat Jahrgang 1980 und ist also dieses Jahr nicht 42, sondern 45 Jahre alt geworden. Sie hat in Politikwissenschaft promoviert (und nicht wie im Podcast gesagt in Literaturwissenschaft) – und sie arbeitet nicht mehr im Feuilleton der FAZ, sondern ist zur Zeit innenpolitische Redakteurin in der WELT und WELT AM SONNTAG. Ausserdem ist das von uns besprochene Buch nicht Ende letzten Jahres, sondern im Februar 2025 erschienen. Wir entschuldigen uns für die falschen Angaben und bedanken uns bei Hannah Bethke für die Richtigstellungen!
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Comments (1)

M Kafka

Hallo ihr beiden. Ich möchte Euch eine Gegenfrage stellen: wem übergebe ich denn wirklich mein Leben, wenn ich es Jesus übergebe? Ich habe in vielen Fällen den Eindruck: einer Organisation, die mir dann sagt, wie ich zu leben habe. Ich glaube: Gott brauche ich mein Leben nicht zu übergeben, denn es kommt von ihm und geht wieder zu ihm zurück. In der Spanne dazwischen, also im irdischen Leben habe ich durch die Taufe das Angebot bekommen, dass ER mich begleitet. Dieses Angebot kann ich annehmen oder ablehnen. Und das ist immer ein Weg und nicht eine punktuelle Entscheidung. Herzliche Grüße, Michael Kafka

Oct 28th
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