Die Moderne ist auf dem Vormarsch: Was dem Osten Berlins die Stalinallee ist dem Westen das Hansaviertel. Und während der Propagandakrieg tobt, rückt die endgültige Teilung der Stadt immer näher. Von Harald Asel und Jens Lehmann
Am 17. Juni 1953 rollen sowjetische Panzer die Leipziger Straße hinunter und walzen friedliche Proteste nieder. Der Niedergang von Ost-Berlin und der Aufschwung von West-Berlin sind unübersehbar. Von Harald Asel und Jens Lehmann
Die Luftbrücke ist ein Signal: Wir sind bei Euch. Berlin ist schon längst eine Stadt der zwei Systeme, der zwei Währungen, der zwei Realitäten, zwischen denen sich die Menschen - noch - frei bewegen können. Von Harald Asel und Jens Lehmann
Stunde null. In Berlin türmen sich die Trümmer. Die Menschen durchleben bitterkalte Winter - und fürchten so manchen Befreier. Es sind starke Frauen, die Berlin tragen - bevor die Blockade beginnt.
Ost-Marken gelten als schick, der Berliner Ruinenchick hingegen schockiert - zumindest die politisch Zugereisten aus der rheinischen Provinz. Und kaum ist das neue Reichstagsgebäude fertig, gehen sie alle "kieken". "Buh-Rufe" gab es hingegen für Harald Juhnke. Computerexperten gucken da jedoch schon längst ängstlich auf den Jahreswechsel.
Im Stadtbild ist der "antifaschistische Schutzwall" kaum noch zu sehen, so dass kurzerhand ein Grenzstreifen an der Bernauer Straße wieder aufgebaut wird. Auch zwischen Berlinern und Brandenburgern gibt es Barrieren.
Überall wird gebaut in Berlin und am Potsdamer Platz wachsen langsam die Hochhäuser in den Himmel. Ganz andere Probleme gibt es im Osten der Stadt. Linke und Rechte gehen aufeinander los. Und beinahe bricht die Große Koalition weger einer "Ratten-Aussage" auseinander.
In Berlin tanzen Baukräne im Ballett, der historische Kaisersaal schwebt auf Luftkissen und Papst Johannes Paul II. kommt zu Besuch. Doch ein Traum platzt: eine Länder-Ehe zwischen Berlin und Brandenburg.
Nach 24 Jahren Vorbereitung ist es endlich soweit: Das Künstlerpaar Christo und Jeanne Claude verhüllt den Reichstag. Und ganz Berlin ist verzaubert von den glänzenden Stoffbahnen, die sich an den künftigen Bundestag schmiegen.
Hoher Besuch in Berlin: Bundeskanzler Helmut Kohl empfängt US-Präsident Bill Clinton und Russlands Präsident Boris Jelzin. Auch der Adel in der Person von Prince Charles gibt sich die Ehre. Was ist passiert?
Der Berliner Dom wird nach jahrzehntelanger Sanierung wieder eingeweiht und ein Kaufmann strebt den Aufbau des Stadtschlosses an. Doch im Osten wird die Wirtschaft abgewickelt, im Westen trifft der Kahlschlag das Schiller-Theater.
Der Lebensalltag verläuft im vereinten Berlin auf getrennten Wegen: lediglich der Westen ist beim Arbeitskampf aktiv, in den Osten zieht es gerne die Neuberliner und die Polizisten aus Ost und West haben Schwierigkeiten mit der Gesamtsituation – angefangen von der benötigten Ausrüstung bis hin zur Kriminalitätsrate.
Berlin im Wandel: Die Hauptstadt wird vom Rhein an die Spree wechseln, die Berliner Regierung zieht gleich von Schöneberg nach Mitte, Berliner Straßen erhalten neue Namen, marode Brücken und das Lenin-Denkmal werden abgerissen. Und im Osten der neuen Hauptstadt kämpfen vielen Menschen um ihre Selbständigkeit. Die Redakteure Harald Asel und Jens Lehmann dokumentieren ein Jahr der Veränderungen.
Die Geschichte geht weiter – Berlin ist nicht mehr durch die Mauer getrennt. Es ändert sich viel in einem einzigen Jahr: die Stasi wird aufgelöst, die Währungsunion durchgeführt, die deutsche Fußballnationalmannschaft gewinnt die Weltmeisterschaft und dann die Einheitsfeier am 3. Oktober! Die Redakteure Harald Asel und Jens Lehmann sammeln die O-Töne aus dem Jahr der Vereinigung.
Im letzten Jahr der geteilten Stadt wird in West-Berlin ein Mann mit roten Schal zum Bürgermeister gewählt und eine kleine Technomusikparade setzt den Anfang für ein zukünftiges Massenspektakel. In der DDR feiert die SED: zuerst ihren Sieg mit 98 % der Stimmen bei der Kommunalwahl, dann den 40. Republikgeburtstag. Doch immer mehr DDR-Bürger wenden sich ab, kehren dem Land den Rücken zu.
Die Grenze verschiebt sich in der geteilten Stadt: Als Autonome aus West-Berlin das Lenne-Dreieck am Potsdamer Platz, einen kleinen Streifen von Ost-Berlin, besetzen, kommt es zu einem Gebietsaustausch. In Ost-Berlin werden die Oppositionellen sichtbarer, lauter und mutiger, doch der Staat reagiert mit Verhaftungen, Ausweisungen und Verboten.
Dicke Luft in Berlin - sei es wegen der erstmaligen Mai-Krawalle in Kreuzberg, sei es wegen Smog-Alarm im bitterkalten Winter. Doch Grund zum Feiern gilt es auch, denn Berlin wird 750 Jahre alt. US-Präsident Ronald Reagan kommt zu Besuch und fordert den Abriss der Mauer. Im Osten der Stadt entsteht sogar zum Jubiläum das historische Nikolaiviertel neu, im Westen werden der Breitscheidplatz und der Rathenauplatz neu gestaltet.
Seit Jahren hat die Friedensbewegung immer wieder vor der atomaren Gefahr gewarnt. Gemeint waren allerdings Atomraketen – keiner konnte ahnen, welche Katastrophe am 26. April 1986 über Europa hereinbrechen würde. Nach Explosionen im sowjetischen Kernkraftwerk Tschernobyl treibt eine radioaktive Wolke über Europa hinweg und sorgt auch in Berlin für Aufregung.
1985 ist für Berlin ein Jahr voller Abschiede und Neubeginne: Die Versöhnungskirche im Mauerstreifen zwischen Mitte und Wedding wird gesprengt; SPD-Chef Willy Brand kommt auf Einladung Erich Honeckers nach Ost-Berlin. Sängerin Angelika Mann verlässt die DDR. Und in West-Berlin findet erstmals das DFB-Pokalfinale statt – daraus soll eine Institution werden, die bis heute anhält.
Kriegsgefahr hin, Umweltkatastrophen her – in Berlin weiß man um die wirklich wichtigen Themen. 1984 bewegt vor allem der Mordprozess gegen den Boxer "Bubi" Scholz die Gemüter. Der soll seine Ehefrau erschossen haben und die Boulevardpresse stürzt sich mit Vehemenz auf den Fall.