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Author: Schweizer Radio und Fernsehen (SRF)

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Der Literaturstammtisch im «BuchZeichen» gibt Buchempfehlungen, macht Lust aufs Lesen und bietet gute und intelligente Unterhaltung.
Zur Sprache kommen aktuelle belletristische Werke, Klassiker und auch Sachbücher. Bestseller, Reiseberichte, Gedichtbände - hier hat alles Platz.
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Der erst 22-jährige Schweizer Autor Nelio Biedermann legt mit «Lázár» bereits seinen zweiten Roman vor. Und die deutsche Autorin Jasmin Ramadan erzählt in ihrem neuen Buch von einer Frau, die sich nicht unterkriegen lässt. «Lázár», der neue Roman des 22-jährigen Schweizer Schriftstellers Nelio Biedermann, erzählt die Geschichte einer ungarischen Adelsfamilie. Vom Alltag im edlen Waldschloss in die soziale Mittellosigkeit, bis zur Flucht in die Schweiz begleitet man mehrere Generationen aus der Familie von Lázár in den politisch unsteten Zeiten des 20. Jahrhunderts. Die Figuren hüten Geheimnisse, glühen vor Sehnsucht, verzweifeln über die Politik, lieben, hassen und überleben. Allen politischen Umständen zum Trotz. Ein lesenswertes, atmosphärisches Buch, findet Jennifer Khakshouri. Sehr viel kriegt Lilith, genannt Lit, nicht auf die Reihe. Mit ihrer Kunst hat sie kaum Erfolg, das Geld ist immer knapp und ihre Mutter, eine populäre Psychotherapeutin, diagnostiziert Lit ein Leiden, bei dem man die eigenen Gefühle nicht wahrnimmt. Lit bläst aber nicht Trübsal, sondern macht sich mit einer grossen Portion trockenem Humor auf eine Reise an die Nordsee. Sie trifft auf herrlich verschrobene Figuren und kommt, wie nebenbei, einem Trauma auf die Spur. Für Tim Felchlin ist «Reality» von Jasmin Ramadan ein besonderer Roman, weil er wahnsinnig witzig ist und mit einem unerwartet ernsten Kern überrascht. Buchhinweise: Nelio Biedermann. Lázár. 336 Seiten. Rowohlt Berlin, 2025. Jasmin Ramadan. Reality. 256 Seiten. Weissbooks, 2025. Caroline Wahl. Die Assistentin. 368 Seiten. Rowohlt, 2025.
Gleich dreimal blicken Menschen auf ihre Vergangenheit zurück und stellen sich die Frage, wie sie davon geprägt worden sind. Die Literatur-Stammtischrunde im SRF1-Buchzeichen bespricht Bücher von Usama al Shahmani, Leon Engler und Marco Wanda. Usama al Shahmani erzählt die Geschichte von Gadi, einem Zürcher Dozenten, der nach über 30 Jahren Funkstille seinen sterbenden Vater in Israel besucht. Nach dessen Tod bleibt ihm eine Tasche mit Tagebüchern und der Wunsch des Vaters, die Hälfte seiner Asche im Tigris zu verstreuen. Beim Lesen entdeckt Gadi die verdrängte Vergangenheit seines Vaters – ein jüdisches Leben in Bagdad, geprägt von Ausgrenzung, Pogromen und Flucht. Die Reise nach Bagdad wird zur Konfrontation mit Geschichte, Identität und Erinnerung und einer Auseinandersetzung mit dem Vater, die den Vater dem Sohn näher rücken lässt. Ein wichtiges Buch, auch um das aktuelle Zeitgeschehen zu verstehen, findet Literaturredaktorin Annette König. In «Botanik des Wahnsinns», dem Debüt des deutsch-österreichischen Autors Leon Engler, blickt ein junger Mann auf die Lebensläufe in seiner Familie zurück. Was er sieht, ist ein Stammbaum des Wahnsinns. Die Grossmutter: bipolar, zwölf Suizidversuche. Der Grossvater: ständig in der Psychiatrie. Die Mutter: Alkoholikerin. Der Vater: depressiv. Wie schafft man es, mit diesem Background nicht selbst verrückt zu werden, zumal viele psychische Krankheiten als erblich gelten? Literaturredaktorin Katja Schönherr stellt den Roman vor und lobt ihn als «stilistisches Glanzstück». Der Buchtipp diese Woche stammt von Gastgeber Michael Luisier. Er stellt «Dass es uns überhaupt gegeben hat» des österreichischen Bandleaders und Rocks-Sängers Marco Wanda vor. Buchhinweise: Usama Al Shahmani. In der Tiefe des Tigris schläft ein Lied. 224 Seiten. Limmat, 2025. Leon Engler. Botanik des Wahnsinns. 208 Seiten. DuMont, 2025. Marco Wanda. Dass es uns überhaupt gegeben hat. 288 Seiten. Zsolnay, 2025.
Maya Rosa erzählt in «Moscow Mule» vom Leben in Moskau und dem Traum einer jungen Frau in den Westen aufzubrechen. Dmitrij Kapitelman lässt in «Russische Spezialitäten» seinen Protagonisten, der in Deutschland lebt, für einige Tage in seine Heimatstadt Kiew zurückkehren, das vom Krieg versehrt ist. Wer diesen Roman liest, fühlt sich regelrecht hineingeworfen – ins Moskau der Nuller Jahre. In die verschlingende Tiefe der U-Bahn-Schächte. Ins ratternd-rastlose Leben einer Studentin. Ihr Name: Karina. Ihr Traum: Ein Leben in Westeuropa, am liebsten in Berlin. «Moscow Mule» ist der Debütroman der deutsch-russischen Autorin Maya Rosa. Er handelt vom Freiheitsdrang einer jungen Frau. En passant beschreibt er aber auch die politischen Entwicklungen in Russland. Erzählt ist das Ganze in einem einzigartig rasanten, oft sarkastischen Ton. Eine Leseempfehlung von SRF-Literaturredaktorin Katja Schönherr. Für ihn sei Humor die menschlichste Art, ehrlich zu sein, sagt der deutsch-ukrainische Schriftsteller Dmitrij Kapitelman. Herzergreifend komisch erzählt er in «Russische Spezialitäten» seine Familiengeschichte. Es geht um den Laden, den seine Eltern im Ostdeutschland der Nachwendezeit betrieben und um die Mutter, die zur glühenden Putin-Anhängerin wurde. Eine aufwühlende und beglückende Lektüre, findet SRF-Literaturredaktorin Franziska Hirsbrunner. Buchhinweise: Maya Rosa. Moscow Mule. 318 Seiten. Penguin, 2025. Dmitrij Kapitelman. Russische Spezialitäten. 192 Seiten. Hanser Berlin, 2025.
Die Ostdeutsche Julia Schoch erzählt in «Wild nach einem wilden Traum» von einer Frau, die von der Erinnerung an eine Affäre eingeholt wird. Der US-Amerikaner Michael Cunningham fragt in «Ein Tag im April», wie sich eine Familie entwickelt, die wegen Corona auf sich selbst zurückgeworfen wird. «Wild nach einem wilden Traum» heisst der neue Roman von Julia Schoch. Die Ich-Erzählerin, eine mittelalte Schriftstellerin, erinnert sich an eine Affäre, die sie als junge Frau mit einem Katalanen hatte. Aber warum muss sie ausgerechnet jetzt wieder an ihn denken? Und welche Lehren für ihr jetziges Leben kann sie aus dieser Erinnerung ziehen? Wie immer schreibe Julia Schoch in simplen Sätzen, «die es aber hin sich haben», sagt Katja Schönherr. Die kleinste, scheinbar banalste Alltagsbeobachtung verwandele die Autorin «in grosse Philosophie». Michael Cunningham hat mit «Die Stunden» vor über zwanzig Jahren einen internationalen Bestseller geschrieben. Darin ging es um drei Frauen in drei unterschiedlichen Epochen. Sein jüngster Roman «Ein Tag im April» begleitet eine Familie in Brooklyn - ein Ehepaar um die vierzig mit zwei Kindern. Das Buch erzählt aus dem Leben der Familie und deren Dynamiken immer am gleichen Tag in drei aufeinander folgenden Jahren: am 5. April 2019, 2020 und 2021. Die Familie wird in dieser Zeit vom Lockdown geprüft. Jennifer Khakshouri fühlte sich bei der Lektüre «gut unterhalten» und war «beeindruckt vom literarischen Handwerk des Schriftstellers». Der Schweizer Sprachakrobat Michael Stauffer legt mit dem Buch «Wühl!» eine inspirierende Sammlung von Kurztexten vor. Sie hinterfragen Klischees, bürsten tradierte Begriffe gegen den Strich und bringen Absurditäten des Alltags auf den Punkt. Für Felix Münger ist das Buch «eine ideale Lektüre für zwischendurch», um sich «zu amüsieren, auf andere Gedanken zu kommen oder sich bewusst irritieren zu lassen». Buchhinweise: Michael Cunningham. Ein Tag im April. Aus dem Amerikanischen von Eva Bonné. 352 Seiten. Luchterhand 2025. Julia Schoch. Wild nach einem wilden Traum. 176 Seiten. dtv, 2025. Michael Stauffer. Wühl!. 268 Seiten. Der gesunde Menschenversand, 2025. Wiederholung der BuchZeichen-Sendung vom 13.05.2025
Wenn die Welt aus den Fugen gerät, dann können gute Bücher weiterhelfen. In Amerika sorgt Zach Williams mit Kurzgeschichten für Furore und in der Schweiz begeistert Lukas Maisel mit einer wahren Geschichte, die Hoffnung macht, dass doch noch alles gut kommen könnte. Der Schweizer Autor Lukas Maisel erzählt in seinem aktuellen Buch «Wie ein Mann nichts tat und so die Welt rettete» eine atemberaubende wahre Geschichte: 1983 ging in einem sowjetischen Zentrum für Raketenabwehr der Alarm los: Der Computer zeigte einen nuklearen Angriff der USA an. Der diensthabende Offizier Stanislaw Petrow behielt kühlen Kopf. Statt den Gegenangriff auszulösen, tat er das einzig Richtige: Er tat nichts – und bewahrte damit die Menschheit vor dem Atomkrieg. Der Angriff entpuppte sich als Fehlalarm. Der Roman zeige «hautnah einen Menschen in einer Ausnahmesituation», sagt Felix Münger – «und einen realen Helden». Ein Debüt, das letzten Sommer in den USA Furore machte: «Es werden schöne Tage kommen» von Zach Williams. Die zehn Erzählungen haben es tatsächlich in sich. In einer schönen, ruhigen Sprache schildern sie, wie heile Welt plötzlich fremd und bedrohlich werden kann. Das Buch ist so nah an der Realität, dass einem das Unheimliche hinterrücks überfällt beim Lesen – und zu denken gibt. Eine echte Entdeckung! Buchhinweise: Lukas Maisel. Wie ein Mann nichts tat und so die Welt rettete. 128 Seiten. Rowohlt, 2025. Zach Williams. Es werden schöne Tage kommen. Aus dem Englischen von Bettina Abarbanell und Clemens J. Setz. 272 Seiten. dtv, 2025. Wiederholung der BuchZeichen-Sendung vom 25.03.2025
Die Bücher zweier sehr bekannter Frauen sind Thema in dieser Ausgabe der SRF1-Literatursendung BuchZeichen. Zum einen «Walzer für Niemand» der Schweizer Musikerin Sophie Hunger und zum anderen «Dream Court» der nigerianischen Schriftstellerin Chimamanda Ngozi Adichie. Chimamanda Ngozi Adichie ist ein Literatur-Weltstar und hat ihre Fans lange auf einen neuen Roman warten lassen. Jetzt ist «Dream Count» erschienen, das Buch erzählt von vier Frauen und ihren Schicksalen. Ein grosses Werk in Umfang und Inhalt findet Jennifer Khakshouri. Die bekannte Schweizer Musikerin Sophie Hunger legt ihren ersten Roman vor: «Walzer für Niemand» ist eine Geschichte über intensive Freundschaft, Verlust, Einsamkeit, übers Aufwachsen – und vor allem eine grosse Liebeserklärung an die Musik und ans Musikhören. Simon Leuthold ist begeistert von den poetischen Qualitäten dieses Romans, den er für ein sehr gelungenes Debüt hält. Buchhinweise: Chimamanda Ngozi Adichie. Dream Count. Aus dem Englischen von Asal Dardan und Jan Schönherr. 528 Seiten. S. Fischer, 2025. Sophie Hunger. Walzer für Niemand. 192 Seiten. Kiepenheuer & Witsch, 2025. Susanne Gregor. Halbe Leben. 192 Seiten. Zsolnay, 2025. Wiederholung der BuchZeichen-Sendung vom 01.04.2025
Die Schweizer Autorin Sara Gmuer erzählt von den Karriere-Träumen einer Schauspielerin, die plötzlich in Reichweite rücken. Der Schweizer Autor Tim Altermatt schildert die Lebenswelt eines Mitzwanzigers, der noch nicht weiss, welchen Träumen er nachjagen soll. «Achtzehnter Stock» ist der zweite Roman der in Berlin lebenden Schweizer Autorin Sara Gmuer. Er handelt von einer Schauspielerin namens Wanda, die in einem Plattenbau lebt – im titelgebenden achtzehnten Stock. Der Lift ist immer defekt, das Treppenhaus ein Funkloch, und das Leben als erfolgreiche Schauspielerin, von dem Wanda immer geträumt hat, scheint weit entfernt. Doch sie gibt nicht auf, geht von Casting zu Casting. Eines Tages bekommt sie dann tatsächlich die Hauptrolle in einer Netflix-Serie. Glatt läuft ihre Karriere ab dann trotzdem nicht... Der Roman ist mit viel Drive erzählt. Nie hängt die Handlung durch. «Spannend, rau und schonungslos», urteilt SRF-Literaturredaktorin Katja Schönherr. «Mimikry» ist der Debütroman des Basler Tim Altermatt. Hauptfigur und Erzähler Milo ist zwanzig. Sein Leben hängt in der Schwebe. Ein Studium beginnen? Mara endlich seine Gefühle offenbaren? Am Drängendsten ist: Das «Drittel», der geliebte, leider völlig veraltete Plattenladen, in dem er arbeitet, droht Konkurs zu gehen. Aber der Besitzer will nichts verändern. Da nimmt Milo mit dem «Todfeind» vom erfolgreichen Plattenladen «Rundum» Kontakt auf. Und plötzlich setzt sich Vieles in Bewegung. «Mimikry» ist ein Entwicklungsroman, jugendsprachlich-salopp erzählt. Im Kern geht es um die Angst Milos, Vertrautes zu verlieren und um die Notwendigkeit, Neues zu wagen. Ein authentischer Innenblick auf die Welt der heutigen Twens. Buchhinweise: Sara Gmuer. Achtzehnter Stock. 220 Seiten. Hanserblau, 2025. Tim Altermatt. Mimikry. 215 Seiten. Zytglogge, 2025. Wiederholung der BuchZeichen-Sendung vom 18.02.2025
Der junge deutsche Autor Caspar-Maria Russo beschreibt in seinem ersten Roman, wie politisch Liebe für junge Menschen geworden ist. Und die junge deutsche Autorin Ruth-Maria Thomas erzählt in ihrem ersten Roman eine Mischung aus Coming-of-Age-Geschichte und Psychothriller. Iggy ist der erste Typ seit langem, den Masha nicht über Online-Dating kennenlernt. Aber bis die beiden ein Paar werden, müssen sie einen Baum klauen, eine Kirche ausrauben und nach Italien reisen. In seinem Debütroman erzählt Caspar-Maria Russo, wie schwierig es geworden ist, sich zu verlieben. Man redet zwar unverkrampft über Sex und kennt jedes erdenkliche Beziehungskonzept, aber eines ist nur schwer möglich: echte Nähe. «Prinzip Ungefähr» überzeugt Tim Felchlin, weil es in Manier einer Bonnie-und-Clyde-Geschichte deutlich macht, wie politisch Liebe für junge Menschen geworden ist. In «Die schönste Version» der deutschen Autorin Ruth-Maria Thomas geht es um Jella, eine Frau in ihren Zwanzigern. Ihr Freund hat sie im Streit gewürgt, ihr gedroht, sie umzubringen. Jella konnte gerade noch entkommen. Nun liegt sie zu Hause in ihrem einstigen Kinderzimmer und lässt ihr bisheriges Leben Revue passieren: ihr Aufwachsen in einer ostdeutschen Kleinstadt, ihre ersten sexuellen Erfahrungen – und ihre Beziehung zu Yannick, die doch so vielversprechend begonnen hatte. Das Buch ist eine Mischung aus Coming-of-Age-Roman und Psycho-Thriller. Auf alle Fälle ein Buch, das man nicht mehr weglegt, sagt Katja Schönherr. Buchhinweise: Caspar-Maria Russo. Prinzip Ungefähr. 240 Seiten. Residenz, 2025. Ruth-Maria Thomas. Die schönste Version. 266 Seiten. Rowohlt Hundert Augen, 2024. Wiederholung der BuchZeichen-Sendung vom 21.01.2025
Die SRF-Kritikerrunde bespricht ein aktuelles und ein immer noch aktuelles Buch: «Drei Wochen im August», das aktuelle Buch der deutschen Schriftstellerin Nina Bussmann, und «The Great Gatsby», das immer noch aktuelle Jahrhundertwerk des US-Amerikaners F. Scott Fitzgerald. Warme Ferientage an der Atlantikküste. Was idyllisch klingt entpuppt sich in Nina Bussmanns Roman «Drei Wochen im August» als unheilvolles Kammerspiel. Zwei Frauen, drei Kinder und ungebetene Gäste sind im französischen Ferienhaus mit Konflikten konfrontiert, die sie nicht austragen. Und während die Situation zu eskalieren droht, brennen rundherum schon die Wälder. Dieser Roman überzeugt Tim Felchlin durch seine bedrohliche Spannung und feinsinnige Psychologie. Der Roman «The Great Gatsby» des US-Amerikaners F. Scott Fitzgerald zählt zu den bekanntesten Romanen der amerikanischen Literatur. Das Buch über einen Multimillionär, der getrieben ist von der Sehnsucht nach einer ehemaligen Geliebten, ist eines der weltweit meistgelesenen Bücher. Vor genau hundert Jahren ist es erschienen. Es sei bis heute packend zu lesen, findet Felix Münger, auch deshalb, weil es trotz seines Alters Einblicke in das Wesen und Funktionieren der USA vermittelt - gerade auch in Zeiten Donald Trumps. Buchhinweise: Nina Bussmann. Drei Wochen im August. 317 Seiten. Suhrkamp, 2025. F. Scott Fitzgerald. Der grosse Gatsby. Aus dem Amerikanischen von Bettina Abarbanell. 249 Seiten. Diogenes, 2025. Wiederholung der BuchZeichen-Sendung vom 08.04.2025
Ayelet Gundar-Goshen zeichnet in «Ungebetene Gäste» ein tiefschürfendes Psychogramm der israelischen Gesellschaft. Der Deutsche Juan S. Guse seziert in «Tausendmal so viel Geld wie jetzt» die verführerische Macht von Krypto-Währungen. In ihrem neuen Roman «Ungebetene Gäste» erzählt die israelische Autorin Ayelet Gundar-Goshen eindringlich von Schuld, Schweigen und moralischer Zerrissenheit in Israels Gesellschaft. Es beginnt damit, dass ein Kind mit dem Hammer eines arabischen Bauarbeiters spielt. Der Hammer fällt vom Balkon und trifft einen Teenager tödlich. Verhaftet wird jedoch der Arbeiter. Die Mutter des Kindes kennt die Wahrheit – und schweigt. Der psychologisch dichte Roman stelle das tiefe Misstrauen zwischen arabischer und israelischer Bevölkerung im heutigen Israel dar, sagt Jennifer Khakshouri. Das Buch sei damit «politisch hoch aktuell» und überdies «ein Pageturner». Der 1989 geborene deutsche Schriftsteller und Autor Juan S. Guse hat sich ein Jahr lang mit Männern getroffen, die mit Kryptowährungen wie Bitcoin reich geworden sind. Sie waren zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Guse beneidet sie um ihr Geld-Glück. Der Neid bot Guse die Inspiration zu seinem Buch «Tausendmal so viel Geld wie jetzt»: eine Sammlung literarischer Portraits der Krypto-Millionäre. Die Texte würden erkunden, «wie sehr der plötzliche Reichtum die Männer verändert hat» – und bildeten «eine soziologische Kleinstudie in Literaturform», findet Katja Schönherr. Jubiläums-Lesetipp: Vor 125 Jahren wurde der französische Autor und Pilot Antoine de Saint-Exupéry geboren. Seine märchenhafte Erzählung «Der kleine Prinz» wurde rund 140 Millionen Mal verkauft und ist damit eines der erfolgreichsten Bücher der Welt. Tatsächlich sei das Werk von «zeitloser und bezaubernder Lebensklugheit», sagt Felix Münger. Es eigne sich damit auch zum Wiederentdecken. Buchhinweise: Ayelet Gundar-Goshen. Ungebetene Gäste. Aus dem Hebräischen von Ruth Achlama. 320 Seiten. Kein & Aber, 2025. Juan S. Guse. Tausendmal so viel Geld wie jetzt. 190 Seiten. S. Fischer, 2025. Antoine de Saint-Exupéry. Der Kleine Prinz (diverse Ausgaben)
Zwei sehr unterschiedliche Bücher sind Thema am Literaturstammtisch im aktuellen BuchZeichen auf Radio SRF 1. «Die Nulllinie» des polnischen Starschriftstellers Szczepan Twardoch und «Stars» der deutschen Newcomerin Katja Kullmann. Der Krieg in der Ukraine ist seit über drei Jahren ein Dauerthema in den Nachrichten. Für die Soldaten an der Front bedeutet er ein Grauen ohne Ende. Davon erzählt der schlesische Erfolgsschriftsteller Szczepan Twardoch in seinem Roman «Die Nulllinie». Der Roman schildert den Kriegsalltag von ukrainischen Soldaten an der Front. Sie sind vom Tod umgeben, müssen in Kälte und Schlamm leben und haben kaum Hoffnung, die Hölle zu überleben. Für Felix Münger ist der Roman ein literarischer Wurf und leider auch ein Buch zur Stunde. Carla sitzt ihre Tage in einem öden Bürojob ab. Bis plötzlich ein Karton voller Geld vor ihrer Tür steht. Carla entschliesst sich zu kündigen und ihr Hobby zum Beruf zu machen: Sie wird Astrologin, berät Menschen hinsichtlich ihrer Träume und Hoffnungen. Das Business läuft schnell an, Carla wird zum Astro-Star – und irgendwann beginnt sie selbst, an die Macht von Horoskopen zu glauben. Die deutsche Autorin Katja Kullmann hat mit «Stars» einen temporeichen, humorvollen Roman geschrieben, der zeigt: Was das Leben mit uns vorhat, das steht in den Sternen. SRF-Literaturredaktorin Katja Schönherr stellt das Buch vor. Der Tipp kommt diese Woche von Michael Luisier. Er empfiehlt «Wir tun nur so», das neue Buch der Kabarettistin Lisa Christ. Buchhinweise: Szczepan Twardoch. Die Nulllinie. Roman aus dem Krieg. Aus dem Polnischen von Olaf Kühl. 256 Seiten. Rowohlt Berlin, 2025. Katja Kullmann. Stars. 256 Seiten. Hanser Berlin, 2025. Lisa Christ. Wir tun nur so. 100 Seiten. edition merkwürdig, 2025.
Vom Glück, Menschen in Not zu helfen und vom Glück, selbst der Not zu entkommen – davon erzählt der Tessiner Giuseppe Vaglio in «Sechzehn Monate». Der Westschweizer C.F. Ramuz spielt in «Dorf im Himmel» eine vollständig glückselige Welt durch. Doch sie endet in der Katastrophe. Im Frühling 1944 wird Giuseppe Vaglio in einem kleinen italienischen Dorf an der Grenze zur Schweiz von der SS verhaftet. Er hat Juden und verletzten Partisanen geholfen, sich in die Schweiz zu retten. Vaglio gerät in ein politisches Gefängnis in Mailand. Dann folgt das KZ Mauthausen in Österreich. Der Tessiner Schriftsteller Fabio Andina ist der Enkel von Giuseppe Vaglio. In seinem aktuellen Roman «Sechzehn Monate» rekonstruiert der Autor die Geschichte seines Vorfahren. Das Buch sei «erschütternd», findet Annette König. Es erzähle «eindrücklich von Widerstand, Durchhaltevermögen und einer grossen Liebe». Am Anfang des Romans «Dorf im Himmel» des 1947 verstorbenen Schweizer Schriftstellers C.F. Ramuz erheben sich die verstorbenen Bewohner eines Bergdorfes aus ihren Gräbern. Sie nehmen ihr Leben von früher wieder auf. Mit einem Unterschied: Es gibt jetzt kein Leid mehr, keinen Schmerz, keinen Hass. Es gibt nur noch das Gute, Reine, Schöne: das ungetrübte Glück. Doch irgendwann beginnt dieses zu faulen – um am Ende kommt es zu einer Apokalypse. «Sprachgewaltig und mitreissend» sei dieser 1941 in seinem französischen Original erstmals veröffentlichte Roman, sagt Markus Gasser. Buchhinweise: · Fabio Andina. Sechzehn Monate. Aus dem Italienischen von Karin Diemerling. 216 Seiten. Rotpunktverlag, 2025. · C.F. Ramuz. Dorf im Himmel. Aus dem Französischen von Steven Wyss. 120 Seiten. Limmat, 2025. · Edi Estermann. Der Elefant im Personalladen. Sprichwörter und Redewendungen wie Strand am Meer. 208 Seiten. Wörterseh, 2025.
Die Ostschweizerin Andrea Gerster erzählt in ihrem aktuellen Roman «Bleibender Schaden» wie eine Therapeutin aus der Krise wieder ins Leben findet. Und Der Deutsche Hilmar Klute stimmt in seinem neuen Roman ein kraftvolles Loblied auf die Literatur an. Seelische Verletzungen können lange nachhallen und Menschen nachhaltig prägen. Davon erzählt der aktuelle Roman «Bleibender Schaden» der Ostschweizer Autorin Andrea Gerster. Im Zentrum steht eine Therapeutin um die fünfzig, deren Leben an einen Nullpunkt gelangt ist. In einem literarisch raffiniert gemachten Wechselspiel zwischen Realität und Fiktion lotet Andrea Gerster Alternativen aus, welche ihre Figur aus der Krise führen könnten. Der Roman sei «behutsam erzählt» und zuletzt «voller Lebenskraft», sagt Felix Münger. Das Ruhrgebiet in den 80er-Jahren. Volker Winterberg hat den Zivildienst hinter sich und will nun Schriftsteller werden. Er schreibt Gedichte, vertieft sich in die Literatur und geht auf eine lange Reise. Vor allem aber erlebt er ein Wunder, das ihn auf seinem Weg einen grossen Schritt weiterbringt. Hilmar Klutes Roman «Im Traum suche ich immer das Weite» ist ein grossartiger Roman und ein fulminantes Loblied auf die Literatur, findet Literaturreaktor Michael Luisier, der den Roman am Literaturstammtisch vorstellt und sich fast auf jeder Seite des Romans wiedererkennt. Das neue Buch der Kriminalautorin Donna Leon ist ausnahmsweise kein Krimi, sondern ein Blick hinter die Kulissen. «Backstage» handelt u.a. von erinnerungswürdigen Begegnungen mit Menschen, die die Autorin inspiriert haben für ihre Geschichten. Eine Textsammlung mit teils realen, teils erfundenen Protagonisten, in kurzen Kapiteln und in einer Sprache erzählt, wie man sie von der Bestseller-Autorin kennt: klar, präzise und warm, voller Wohlwollen für ihre Protagonist:innen. Eine Sommerlektüre, die zum Verweilen einlädt. Buchhinweise: Andrea Gerster. Bleibender Schaden. 148 Seiten. Geparden, 2025. Hilmar Klute. Im Traum suche ich immer das Weite. 304 Seiten. Galiani Berlin, 2025. Donna Leon. Backstage. 256 Seiten. Diogenes, 2025.
Das neueste Kinderbuch des Schweizer Autors Peter Stamm heisst «Otto von Irgendwas». Das neueste Jugendbuch der deutschen Autorin Eva Rottmann heisst «Fucking, fucking schön». Beide Bücher werden in der Sendung von den Solothurner Literaturtagen vorgestellt. Wie schreibt man für Kinder und Jugendliche? Wie findet man Zugang zu den Themen, die junge Menschen umtreiben – und wie giesst man sie in fesselnde Literatur? Und was interessiert renommierte und vielseitige Literaturschaffende an Kinder- und Jugendliteratur? Darüber unterhält sich Britta Spichiger in der Sendung «BuchZeichen» mit Peter Stamm und Eva Rottmann. Ausserdem tauscht sich die Runde in der Cantina del Vino in Solothurn über die neusten Werke der beiden Gäste für junge Leser:innen aus. Buchhinweise: · Eva Rottmann. Fucking, fucking schön. 176 Seiten. Jacoby und Stuart, 2024. · Peter Stamm. Otto von Irgendwas. 144 Seiten. Atlantis, 2024.
Die beiden französischen Literaturnobelpreisträger Annie Ernaux und Patrick Modiano warten mit neuen Büchern auf. Ernaux erzählt von der Demenz ihrer Mutter, Patrick Modiano von einer verwirrenden Liebe zu einer Tänzerin. 2014 erhielt Patrick Modiano den Literaturnobelpreis. Er wurde 1945 in der Nähe von Paris geboren. Sein Vater kam aus dem jüdischen Thessaloniki, das im Zweiten Weltkrieg ausgelöscht wurde. Diese Herkunft prägte. Modiano beschäftigte sich vom ersten Buch an mit Erinnerung, Vergessen, Identität und Schuld. Eine Mischung, die nun auch in der verwirrenden Liebe zwischen einer Tänzerin und einem Chansontexter überzeugt, findet SRF-Literaturredaktorin Franziska Hirsbrunner. Im Jahr 2022 hat die französische Schriftstellerin Annie Ernaux den Literaturnobelpreis erhalten. Seither wird ihr Werk nach und nach ins Deutsche übersetzt. So ist jetzt «Ich komme nicht aus der Dunkelheit raus» erschienen, ein Memoir, in dem Ernaux die Demenzerkrankung ihrer Mutter schildert. Sprachlich verdichtet wie immer, halle das Buch lange nach, sagt SRF-Literaturredaktorin Katja Schönherr. Ein berührendes Dokument des Verfalls. Buchhinweise: · Patrick Modiano. Die Tänzerin. Aus dem Französischen von Elisabeth Edl. 96 Seiten. Hanser, 2025. · Annie Ernaux. Ich komme nicht aus der Dunkelheit raus. Aus dem Französischen von Sonja Finck. 106 Seiten. Suhrkamp, 2025.
Gleich zwei Bücher zum Themenkreis Machtmissbrauch und häusliche Gewalt sind Thema im BuchZeichen: «Der Einfluss der Fasane» der preisgekrönten Autorin Antje Rávik Strubel und «Der tödliche Ausgang von Sportverletzungen» der serbischen Autorin Milica Vučković. Der Missbrauch von Macht treibt Antje Rávik Strubel schon länger um. Für ihren Roman «Blaue Frau» über die Struktur und die Folgen sexueller Gewalt erhielt sie 2021 den Deutschen Buchpreis. Nun hat die deutsche Autorin mit «Der Einfluss der Fasane» einen Folgeroman veröffentlicht. Erneut geht es um männliche Dominanz und um die Frage, wie die Gesellschaft damit umgeht. Eine raffiniert konstruierte Me-Too-Erzählung, die auch die verhängnisvolle Dynamik der auf Empörung ausgerichteten Medien analysiert, findet Felix Münger, der das Buch mit in die Sendung bringt. In «Der tödliche Ausgang von Sportverletzungen» erzählt die serbische Autorin Milica Vučković von einer zerstörerischen Beziehung. Es ist die Geschichte der alleinerziehenden Mutter Eva, die sich in Viktor verliebt. Aber der vermeintliche Traummann entpuppt sich als cholerisch, manipulativ und gewalttätig. Und als Viktor Eva nötigt, mit ihm von Serbien nach Deutschland zu ziehen, wird alles nur noch schlimmer. Diese Geschichte geht unter die Haut, findet Tim Felchlin. Umso mehr, weil sie durch eingestreuten Humor auch unerwartet unterhaltsam ist. Der Buchtipp kommt diese Woche von Felix Münger. Er empfiehlt den aktuellen zweiten Teil von Julian Schütts Max-Frisch-Biografie «Max Frisch - Biografie einer Instanz», die bereits Thema im Kultur-Talk auf Radio SRF 2 Kultur gewesen ist. Buchhinweise: · Antje Rávik Strubel. Der Einfluss der Fasane. 240 Seiten, S. Fischer, 2025. · Milica Vučković. Der tödliche Ausgang von Sportverletzungen. Aus dem Serbischen von Rebekka Zeinzinger. 192 Seiten. Zsolnay, 2025. · Julian Schütt. Max Frisch - Biographie einer Instanz. 706 Seiten. Suhrkamp, 2025.
Die Ostdeutsche Julia Schoch erzählt in «Wild nach einem wilden Traum» von einer Frau, die von der Erinnerung an eine Affäre eingeholt wird. Der US-Amerikaner Michael Cunningham fragt in «Ein Tag im April», wie sich eine Familie entwickelt, die wegen Corona auf sich selbst zurückgeworfen wird. «Wild nach einem wilden Traum» heisst der neue Roman von Julia Schoch. Die Ich-Erzählerin, eine mittelalte Schriftstellerin, erinnert sich an eine Affäre, die sie als junge Frau mit einem Katalanen hatte. Aber warum muss sie ausgerechnet jetzt wieder an ihn denken? Und welche Lehren für ihr jetziges Leben kann sie aus dieser Erinnerung ziehen? Wie immer schreibe Julia Schoch in simplen Sätzen, «die es aber hin sich haben», sagt Katja Schönherr. Die kleinste, scheinbar banalste Alltagsbeobachtung verwandele die Autorin «in grosse Philosophie». Michael Cunningham hat mit «Die Stunden» vor über zwanzig Jahren einen internationalen Bestseller geschrieben. Darin ging es um drei Frauen in drei unterschiedlichen Epochen. Sein jüngster Roman «Ein Tag im April» begleitet eine Familie in Brooklyn - ein Ehepaar um die vierzig mit zwei Kindern. Das Buch erzählt aus dem Leben der Familie und deren Dynamiken immer am gleichen Tag in drei aufeinander folgenden Jahren: am 5. April 2019, 2020 und 2021. Die Familie wird in dieser Zeit vom Lockdown geprüft. Jennifer Khakshouri fühlte sich bei der Lektüre «gut unterhalten» und war «beeindruckt vom literarischen Handwerk des Schriftstellers». Der Schweizer Sprachakrobat Michael Stauffer legt mit dem Buch «Wühl!» eine inspirierende Sammlung von Kurztexten vor. Sie hinterfragen Klischees, bürsten tradierte Begriffe gegen den Strich und bringen Absurditäten des Alltags auf den Punkt. Für Felix Münger ist das Buch «eine ideale Lektüre für zwischendurch», um sich «zu amüsieren, auf andere Gedanken zu kommen oder sich bewusst irritieren zu lassen». Buchhinweise: · Michael Cunningham. Ein Tag im April. Aus dem Amerikanischen von Eva Bonné. 352 Seiten. Luchterhand 2025. · Julia Schoch. Wild nach einem wilden Traum. 176 Seiten. dtv, 2025. · Michael Stauffer. Wühl!. 268 Seiten. Der gesunde Menschenversand, 2025.
Die Schriftstellerinnen Susanne Gregor und Katharina Hagena widmen sich beide in ihren neuen Büchern der Altenpflege. Sie setzen sich mit den Generationen auseinander, die in der Betreuung zu Hause oder im Seniorenheim aufeinanderprallen. Packend, klug, einfühlsam. Klara ist tot. Beim Wandern abgestürzt. Bei ihr war nur Paulina, eine Slowakin, die Klara nach dem Schlaganfall ihrer Mutter eingestellt hat. Was anfängt wie ein Krimi, ist in Wirklichkeit ein beeindruckender Bericht über die Situation der 24-Stunden-Betreuerin aus Osteuropa, die, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen, ihre Familien zurücklassen, um die Familie von Klara am Laufen zu erhalten. «Halbe Leben» von Susanne Gregor ist ein kluger, einfühlsamer und packend geschriebener Roman einer Autorin, von der man hoffentlich noch viel hören wird, sagt Michael Luisier, der das Buch am Literaturstammtisch vorstellt. «Flusslinien» heisst der neue Roman der deutschen Autorin Katharina Hagena. Schauplatz ist Hamburg. Und im Mittelpunkt stehen drei Personen: die 102 Jahre alte Margrit. Ausserdem Margrits Enkelin Luzie, die soeben – und das kurz vor dem Abitur – die Schule geschmissen hat. Sowie Arthur, der im Seniorenheim arbeitet und Margrit jeden Tag zur Elbe begleitet. Ein nachdenklicher Generationenroman, dessen Figuren man schnell ins Herz schliesst, sagt Katja Schönherr, die das Buch empfiehlt. Buchhinweise: · Susanne Gregor. Halbe Leben. 192 Seiten. Zsolnay, 2025. · Katharina Hagena. Flusslinien. 390 Seiten. Kiepenheuer & Witsch, 2025.
Katharina Geiser erzählt vom Leben ihrer Ururgrossmutter in einem Berner Armenhaus Mitte des 20. Jahrhunderts und öffnet damit ein dunkles Kapitel der Schweizer Geschichte. Sunil Mann thematisiert in zwölf Kurzgeschichten etwas, das wohl viele kennen: die Sprachlosigkeit in Beziehungen. Die Ururgrossmutter der Schweizer Autorin Katharina Geiser wurde im Jahr 1953 in ein Armenhaus bei Thun zwangseingewiesen. Nach fünf Tagen dort starb sie. In ihrem neuen Roman «Die Wünsche gehören uns» spürt Geiser diesen letzten Tagen ihrer Ururgrossmutter nach – und beleuchtet so ein dunkles Kapitel Schweizer Geschichte: die fürsorgerischen Zwangsmassnahmen. Auf berührende Weise zeige Geiser die Zustände, die in dem Armenhaus geherrscht haben, sagt SRF-Literaturredaktorin Katja Schönherr. Es wird über mehr geschwiegen als gesprochen. Zu diesem Eindruck gelangt man bei der Lektüre des ersten Erzählbandes des Schweizer Autors Sunil Mann mit dem Titel «Bleiben tun sie nie». In zwölf Geschichten lotet der Autor das verschwiegene Abgründige in Beziehungen aus. Das Buch entwickle viel Sog, findet Felix Münger: Die Geschichten bauten ab der ersten Seite Spannung auf und mündeten alle in – zumeist dunkle – Pointen. Die Texte böten zwölf Mal Einblicke in zwischenmenschliche Konstellationen und seien auch «im Schmerzhaften voller Poesie». «Die Fletchers von Long Island» ist der heutige Kurztipp, den Britta Spichiger vorstellt. Der umfangreiche Roman erzählt, wie die Entführung des reichen Industriellen Carl Fletcher auch nach Jahren noch das Leben seiner ganzen Familie prägt. Dabei gelingt es der Autorin, differenziert und doch leicht lesbar vor allem zwei Themen aufzugreifen: welche Auswirkungen nicht bewältigte Traumata haben können – und was passiert mit Kindern schwerreicher Eltern, die so übersättigt sind mit allem, dass es schwierig ist, ein eigenes Lebensziel zu definieren. Buchhinweise: · Katharina Geiser. Die Wünsche gehören uns. 256 Seiten. Jung und Jung, 2025. · Sunil Mann. Bleiben tun sie nie. 237 Seiten. Geparden, 2025. · Taffy Brodesser-Akner. Die Fletchers von Long Island. Aus dem Amerikanischen von Sophie Zeitz. 576 Seiten. Eichborn, 2025.
Von der bekannten Schauspielerin Mela Hartwig wurde ein weiterer Roman entdeckt. Helene Bracht schreibt über den Umgang mit Traumatischem. Und Martin Suter wartet mit einem süffigen Unterhaltungsroman auf. Mela Hartwig war eine bekannte österreichische Schauspielerin. Mit ihrem ersten Roman «Das Weib ist ein Nichts» (1929) wurde sie zur gefeierten Analytikerin von Frauenbildern und Frauenrollen. Aber schon ab 1931 konnte sie als Jüdin im deutschsprachigen Raum nicht mehr publizieren. Aus der bitteren Zeit im englischen Exil ist nun ein weiterer Roman mit dem Titel «Der verlorener Traum» von Mela Hartwig aufgetaucht. Er handelt von einer Ehe, die gegen aussen hin völlig in Ordnung scheint, aber aus der es kein Entrinnen gibt. Helene Bracht hat mit «Das Lieben danach» ein Buch geschrieben, das sich mit der Frage auseinandersetzt, wie Menschen nach einem sexuellen Übergriff in der Kindheit zu einem erfüllten Liebesleben und einer gesunden Sexualität finden können. Dieser autobiografische Essay verknüpft literarische und wissenschaftliche Passagen mit der Erforschung des eigenen Ichs. «Das Lieben danach» beleuchtet unterschiedliche Perspektiven auf die Themen Liebe, Begehren und den Umgang mit traumatischen Erlebnissen und verbindet literarische Passagen mit wissenschaftlichen Erkenntnissen. Auch im neuen Roman «Wut und Liebe» von Martin Suter geht es - wie fast immer in seinen Büchern - um Liebe, kriminelle Energie, Kunstszene und Businessclass. Eine bewährte Mischung, die Spass beim Lesen macht. Buchhinweise: · Mela Hartwig. Der verlorene Traum. 223 Seiten. Droschl, 2025. · Helene Bracht. Das Lieben danach. 192 Seiten. Hanser, 2025. · Martin Suter. Wut und Liebe. 304 Seiten. Diogenes, 2025.
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