Dass die Pandemie unsere Gesellschaften weltweit fundamental verändern wird, steht inzwischen außer Frage. Was als lokale und temporäre Erscheinung begann, gerinnt langsam zu einer epochalen Zäsur. Alltag, Mobilität und Kommunikation sind unmittelbar betroffen und die Pandemie zeitigt ebenso wie die Maßnahmen zu ihrer Eindämmung Folgen in weiten Bereichen von Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur. In welcher Weise die bestehenden gesellschaftlichen Ungleichheiten durch Corona noch verstärkt bzw. verlagert wurden, ist Thema des Podiums. Die Podiumsdiskussion ist der Auftakt der vierteiligen Reihe "Democracy and Crisis", die im Sommersemester 2021 am CAS stattfand. | Jutta Allmendinger ist Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB) und Professorin für Bildungssoziologie und Arbeitsmarktforschung an der HU Berlin. Derzeit ist sie Visiting Fellow am CAS. | Monika Schnitzer ist Professorin für Komparative Wirtschaftsforschung an der LMU und Mitglied im Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung.
Die These, dass die Demokratie in die Krise geraten sei, lässt sich derzeit schwerlich bestreiten. Nur selten wird nämlich erörtert, um welche Form der Krise es sich eigentlich handelt und ob es wirklich die Staatsform als solche ist, die als gefährdet einzustufen ist oder ob nicht spezifisch vulnerable Demokratietypen dieses Gefährdungspotenzial aufweisen. Selbst die politikwissenschaftliche Diagnostik zur Verfassung der Demokratie legt kaum Rechenschaft darüber ab, wie „Krise“ eigentlich verlässlich zu messen ist. Das ist problematisch, weil gerade in Zeiten allgemeiner Krisenwahrnehmung eine Wissenschaft von zentraler Bedeutung wäre, die sich an internen Validierungsstandards statt an externer Resonanz orientiert. | Philip Manow ist Professor für Vergleichende Politische Ökonomie an der Universität Bremen.
Aus Anlass des 100. Geburtstages von Joseph Beuys zeigt die Pinakothek der Moderne einige Exemplare ihrer Sammlung von Multiples. Beuys wollte diese nicht als museale Objekte, sondern als "Antennen" verstanden wissen, die seine politische "Sendung" in die Welt tragen. In diesem Sinne soll am CAS, ausgehend von Beuys Installation "jajajajaja, neeneeneeneenee", die Frage nach dem Erlahmen der öffentlichen Debattenkultur diskutiert werden. Wieso werden Meinungen immer unnachgiebiger verfochten und gleichzeitig abweichende Argumente nur noch so ungern gehört? Kann Kunst das Gespräch zwischen den scheinbar unversöhnlichen Positionen neu beleben? | Margarete Bause ist Soziologin und Sprecherin für Menschenrechte und humanitäre Hilfe der Grünen Bundestagsfraktion. | Stephan Lessenich ist Professor an der Goethe-Universität Frankfurt a. M. und Direktor des Instituts für Sozialforschung (IfS). | Tatjana Schäfer ist Assistant Curator für Kunst der Nachkriegszeit in der Pinakothek der Moderne. | Bernhart Schwenk ist Sammlungsleiter für den Bereich "Gegenwartskunst und Design" an der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, Pinakothek der Moderne.
Strafrecht steht in vielerlei Hinsicht unter der Beobachtung der Medien. Strafgesetzgebung, einzelne Strafverfahren und kriminologische Fragestellungen stoßen auf großes Interesse der Öffentlichkeit; ihre Darstellung, Deutung und Kommentierung durch Presseorgane erfüllen wichtige Funktionen im Zusammenhang mit der Bildung öffentlicher und individueller Beurteilung von Sicherheit, staatlicher Legitimation und sozialer Gerechtigkeit. Die tiefgreifende Veränderung der öffentlichen Kommunikation durch das Internet hat dazu entscheidend beigetragen. Thomas Fischer befasst sich mit ihren Ursachen und Formen und versucht eine Antwort auf die Frage, ob und ggf. wie weit die vielfachen Klagen über gegenseitiges Unverständnis zwischen Strafrecht und Strafjustiz einerseits, Medienorganen und mediengesteuerter öffentlicher Meinung andererseits begründet sind. | Thomas Fischer ist Vorsitzender Richter a. D. am Bundesgerichtshof und Honorarprofessor an der Juristischen Fakultät der Universität Würzburg.