Der zweite Teil des kleinen Rückblicks auf die Gespräche und Begegnungen in den USA. Nachdem letztes Mal eher Theorien im Vordergrund standen, diesmal Stories und faszinierende Persönlichkeiten. Das Werk bin ich oder It's all about ME! Über den sympathischen Größenwahn des amerikanischen Theaters mit Comedienne Lizzy Cooperman, Puppenspieler Cain Carias, der Künstlerin Page Person, Calla Henkel und Max Pitegoff vom New Theatre Hollywood und Drag-Legende Charles Busch.
Finally zurück aus den USA, wo ich mich dank eines Thomas Mann-Fellowships, im Bereich des amerikanischen Bühnen-Entertainments umsehen durfte. Um diese Recherche und die Gespräche, die in New York, Chicago und Kalifornien stattgefunden haben, Revue passieren zu lassen, hier der erste Teil eines zweiteiligen Rückblicks. Es kommen zu Wort: James Nicola, Emma Horwitz und Bailey Williams, Julia Murney, Marvin Carlsson und Taylor Mac.
Im "Theatre on Film and Tape Archive" der New York Public Library (TOFT) werden alle entscheidenden Broadway- und Off-Broadway als Filmaufnahmen archiviert. Es ist deshalb seit den 1970er Jahren wichtige Anlaufstelle für Theaterschaffende, aber auch Wissenschaftler*innen und vielleicht auch den ein oder anderen Fan, um einen Blick auf legendäre Bühnen-Produktionen werfen zu können. Der Chef-Kurator Doug Reside berichtet in dieser kleinen Episode aus New York von der Geschichte des Archivs, der Arbeit dort und seiner eigenen Theater-Geschichte.
Ein Gespräch mit dem New Yorker Schauspieler Wyatt Fenner: Er spielt Theater seit seiner Kindheit, wurde in Kalifornien ausgebildet und kennt die Theaterszene von Los Angeles und New York wie seine Westentasche. Wie lebt es sich als Schauspieler in dieser unmöglich teuren Stadt? Wie blickt er auf deutsches Theater und Einblicke in die Entstehung eines seiner Lieblingsprojekte, den Indie-Film "Chrissy Judy".
Zum Abschluss meines Aufenthaltes in Los Angeles und dem Thomas Mann-Haus ein Gespräch mit Co-Fellow Steven Walter. Steven ist Kurator und künstlerischer Leiter des Beethovenfest in Bonn und in den USA, um sich in der Neuen Musik-Szene umzusehen. Was hat er in diesem Bereich wahrgenommen? Wo überschneiden sich in den USA Entertainment und klassische Musik? Wie wird Kunst präsentiert, die in Deutschland sicher dem sogenannten "ernsten" Bereich zugerechnet würde? Kurz vor der Abreise also ein Rückblick live aus Thomas Manns Arbeitszimmer.
Nach über zehn Jahren in Berlin sind Calla Henkel und Max Pitegoff in Los Angeles und haben - ausgerechnet in dieser Stadt des Films - ein Theater eröffnet, dass hier gerade für ziemlich Furore sorgt: Das "New Theater Hollywood". Sie laden Künstler*innen/Schauspieler*innen/Autor*innen ein, Arbeiten für die kleine Bühne am Santa Monica Boulevard zu entwickeln und scheinen damit eine Lücke zu füllen, denn irgendwie gehen alle hin. Nur Überzeugungstäter machen in Los Angeles Theater, weil es hier kaum eine Karriereleiter gibt, die man im Theaterbereich erklimmen könnte und das sorgt tatsächlich für interessante Abende. Bei unserem Treffen in Max' Garten sprechen wir über das Produzieren in Deutschland und den USA, die Geschichte des Hauses, die aktuellen Stücke und werden von zwei Stinktieren angegriffen.
Page Person arbeitete lange erfolgreich in der Bildenden Kunst und Malerei. Nach ihrem Coming-out als Trans wurde sie von der Kunstwelt verstoßen und fand im Nightlife und der Drag-Szene von Los Angeles eine neue Heimat. Mit ihren Performances, in denen sie Drag, Stand-up, Spoken Word mit Malerei/Skulptur verquickt, ist sie nun zurück in der Kunstwelt und versucht ganz bewusst die Grenzen zwischen "Art" und "Nightlife-Entertainment" zu unterlaufen.
Cain Carias kam als Kind mit seinen Eltern aus Mexiko nach Los Angeles, am Bob Baker-Marionettentheater wurde er durch einen Zufall einer der prägenden Puppenspieler. Nach Bakers Tod baute Cain eine eigene Puppe - El Triste - mit der er seitdem in der Gegend um den berüchtigten Mac Arthur-Park unterwegs ist, aber auch auf Partys, in Musikvideos oder bei Fashion-Shootings. Trotz seiner jahrelangen Arbeit ist sein Immigration-Status immer noch in der Schwebe, aber El Triste ist unstoppable und realisiert alles, was Cain erstmal unmöglich ist. Die Geschichte von Cain Carias ist, während die Stadt die Proteste gegen die ICE-Deportationen erlebt, eine klare Gegenerzählung zu den von Donald Trump viel beschworenen und befeuerten Horror-Szenarien von Einwanderung.
Los Angeles ist eine Comedy-Stadt. Zahllose Clubs und Performer*innen, die hier leben und ihre Kunst austesten, weiterentwickeln und jeden Abend präsentieren - Lizzy Cooperman ist eine von ihnen. Sie verwandelt mit Hilfe eines Keyboards ihren Alltag in eine Art brachiale Komik-Horror-Sound-Show. Wir sprechen darüber, wie sich ihr Comedy-Stil entwickelt hat, wie sie arbeitet und wie es sich als Komikerin in Los Angeles lebt. Enjoy!
Die erste Episode aus Los Angeles: Lil Miss Hot Mess ist Drag Queen, Professorin und Kinderbuch-Autorin. Für das One Institute/One Gallery in Los Angeles kuratierte sie die aktuelle Ausstellung "It's where I belong - 40 Years (and More) of Drag in West Hollywood". Wir sprechen über ihre Arbeit an dem Projekt, prägende Organisationen und Persönlichkeiten in West Hollywood, ihr Engagement für die "Drag Queen Story Hour" und - wie könnte es in Kalifornien anders sein - über ihre Forschungen zu Drag und digital technologies.
Ein Treffen mit Jonathan Green, Dramaturg und Director of New Play Development bei "Steppenwolf" in Chicago, Er berichtet von der Geschichte des Ensembles, politischem Theater in den USA und das aktuelle Stück "The Book of Grace" von Suzan-Lori Parks.
In "The Wild Party" habe ich sie geliebt als Teenager und jetzt habe ich sie tatsächlich getroffen: Julia Murney - eine DER Elphabas in "Wicked" in New York. Wir sprechen über ihre Karriere, die Kraftanstrengung von eight shows a week, was Geld in Broadway-Shows bedeutet und ihre Sicht auf Theater.
Eine Begegnung mit James Nicola, der 24 Jahre lang Artistic Director des New York Theatre Workshop war. An diesem non for profit-Haus arbeitete er mit den wichtigsten aktuellen Dramatiker*innen, produzierte aber auch Musicals: Der größte kommerzielle Erfolg darunter "Rent" im Jahr 1996. 2022, zum Ende seiner Zeit am NYTW erhielt Nicola für seine Verdienste um das Theater einen Special Tony Award. Wir sprechen in dieser Folge über sein Leben, seine Sicht auf das Theater in den USA (und Europa), die Geschichte der amerikanischen non for profit-Spielstätten und natürlich über "Rent".
Aus gegebenem Anlass eine kleine Extra-Ausgabe: Nicht nur in Berlin wird gekürzt, auch Donald Trump plant das National Endowment for the Arts (NEA) abzuschaffen und das betrifft kleine und große Theater im ganzen Land: Per abendlicher Email wurden diese nun über gravierende Mittelstreichungen informiert. Mit Lauren Miller, eine der vier Leiter*innen des HERE Performing Arts Center in New York, habe ich über diese Eskalation gesprochen.
Freie Szene in New York: Wie produziert und finanziert man*frau experimentelles Theater, ist Humor nicht immer auch eine Art von Verkauf und wie können Stücke gleichzeitig "out there", aber auch unterhaltsam sein? Ein Gespräch mit den Autorinnen/Performerinnen Bailey Williams und Emma Horwitz über ihr neues Stück "Two sisters find a box of lesbian erotica in the woods".
In dieser Folge berichte ich aus New York von einigen Solo-Shows an den unterschiedlichsten Orten - von der "Radio City Music Hall" bis hin zum East Village-Cabaret "Pangea" und von Arbeiten, in denen das persönliche ganz groß wird. Zu Wort kommen dann zwei Meister im Fach "Meine Kunst bin Ich": Performance-Macher Taylor Mac und (in einer Fortsetzung von letzter Woche) Autor und Drag-Ikone Charles Busch.
Das ETABLISSEMENT treibt sich ja zur Zeit - dank eines Thomas Mann Fellowships -in den USA herum und versucht sich ein Bild vom dortigen Showbusiness zu machen. Nun also erste Gedanken und Eindrücke aus New York ("Death becomes her"/"Gypsy"/"Oh, Mary!") und der erste Teil einer Begegnung mit Drag-Ikone und Theatermacher Charles Busch. Busch berichtet von seinen Anfängen und seinem Durchbruch mit der Show "Vampire Lesbians of Sodom" - ohne ihn und seine Arbeiten wäre eine Show wie Cole Escolas' "Oh, Mary" fast nicht denkbar.
Ab April sendet das ETABLISSEMENT aus den USA.Wie wird dort (Bühnen-)Kunst produziert und wahrgenommen? Wie zugänglich, kommerziell, erfolgsorientiert wird gearbeitet? Wie entsteht Kunst im Spannungsfeld von künstlerischem Anspruch und nötigem Publikumserfolg? Und: Welche (widerständige?) Rolle kann das hierzulande oft belächelte Entertainment im Jahr 2025 in den USA spielen? Eine Interview-Reise zu Protagonist*innen und Theoretiker*innen aus Musical, Comedy, Drag und Showbiz ab April 2025 hier an dieser Stelle. See you in a bit!Mit freundlicher Unterstützung des Thomas Mann House/Los Angeles.
Das Pelze Multimedia in der Potsdamer Straße war die Achtziger Jahre hindurch ein Open Space für feministische und lesbische Kunst. Kulturvermittlerin (und LGBT-Ikone) Mahide Lein leitete das Pelze ab 1986 für einige Jahre und erinnert sich an diesen Ort, der Kunst, Sex und Nachtleben auf ganz spezielle Weise zusammenbrachte.
Ein Begegnung mit Entertainer Bert Beel: Erinnerungen an die berühmte "Lützower Lampe", Karmeen und die Kolleginnen und seine Karriere in allen Schuppen des Landes.