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Elbphilharmonie Talk

Author: Elbphilharmonie

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Elbphilharmonie Talk – der Gesprächspodcast der Elbphilharmonie
50 Episodes
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Der portugiesische Jazzpianist über die sogenannte Nelkenrevolution, über seine Vorbilder und den besonderen Jazz seiner Heimat.  Es gibt keine englische Gitarre, keine amerikanische, keine deutsche oder französische. Aber die Portugiesische Gitarre, die gibt es. Es handelt sich sozusagen um eine endemische Art innerhalb der Gattung Zupfinstrumente – eine Spezies, die nirgendwo sonst vorkommt und auch nirgendwo sonst ihr gemäße Lebensbedingungen vorfände. Es genügt, wenn drei Töne auf ihr gespielt werden, und jeder weiß: Jetzt kommt Fado, die große, herzergreifende Nationalmusik Portugals. Im Júlio Resende Fado Jazz Ensemble spielt die Portugiesische Gitarre eine wichtige Rolle, aber der Bandleader selbst ist Pianist – Jazzpianist. Und das ist in Portugal ein wirklich seltener Beruf. Beim Internationalen Musikfest Hamburg 2024 hat Júlio Resende mit seinem ungewöhnlich besetzten Quartett gespielt – Klavier, Bass, Schlagzeug plus Portugiesische Gitarre –, und das Publikum war hingerissen von seiner ganz eigenen Mischung aus Fado und improvisierter Musik. Im »Elbphilharmonie Talk« erzählt er über seinen Werdegang, den Stellenwert des Jazz in Portugal, über seine recht spezielle Spielweise auf dem Klavier und über seine Vorbilder. Natürlich ging es auch um die sogenannte Nelkenrevolution, bei der sich die Portugies:innen im April 1974 auf friedliche Weise der Diktatur entledigten und damit auch den Grauen des Kolonialismus. Das ist ein halbes Jahrhundert her. »Sons of Revolution« hieß das Programm, das Júlio Resende nach Hamburg mitgebracht hatte, passend zum 50. Jahrestag des Umsturzes. Damit erwies er ausdrücklich der Generation seiner Eltern die Ehre, der es gelungen war, ihr Land im fernen Südwesten Europas vom Joch der Diktatur zu befreien, ohne dass dafür ein Tropfen Blut vergossen wurde.
Es ist sicher nur ein kalendarischer Zufall, aber Anna Prohaska erwähnt ihn doch: Das Jahr 1983, in dem sie geboren wurde, war dasselbe Jahr, in dem im Palais Garnier in Paris die erste und einzige Oper von Olivier Messiaen uraufgeführt wurde, »Saint François d’Assise«. Olivier Messiaen war einer der bedeutendsten französischen Komponisten des 20. Jahrhunderts, ein tief gläubiger Katholik, der eine ganze eigene Klangwelt ersann, in der von ihm in Notenschrift übertragene Vogelstimmen eine zentrale Rolle spielen, auch und gerade im »Saint François d’Assise«. In die fromme Männerwelt dieses Stücks dringt nur eine einzige Frauenstimme ein, die allerdings nicht einer menschlichen Figur zugehört, sondern einem Engel. In der neuen Produktion des »Saint François d’Assise« im Juni 2024 in der Elbphilharmonie, szenisch eingerichtet von Georges Delnon und dirigiert von Kent Nagano, dem künstlerischen Leitungsteam der Staatsoper Hamburg, singt Anna Prohaska diesen Engel. Im Podcast, der unmittelbar vor der ersten Bühnenorchesterprobe aufgenommen wurde, spricht die Sopranistin über ihren Zugang zu Messiaen, ihre katholische Prägung und ihre große Vorfreude auf diese so besondere Produktion.
Im Feld der klassischen Musik ist Nahre Sol wohl die derzeit eine der erfolgreichsten YouTube-Größen überhaupt. Ihre Beiträge sind gründlich recherchiert, kurzweilig, lehrreich und anregend, und fast immer ist die US-Amerikanerin mit koreanischen Wurzeln dabei auch als Musikerin in Aktion zu erleben. Schon vor Saisonbeginn war sie zwei Mal für ein paar Tage im Haus. Danach hat Nahre Sol ihre Residenz über längere Zeiträume ausgenutzt, dabei jedes Mal woanders gewohnt und sich für ihre Videos immer wieder neue Fragestellungen einfallen lassen. Mal ging es ihr dabei um Dinge, die in Elbphilharmonie geschahen, mal nutzte sie das Haus und seine Möglichkeiten, um neue Filme zu anderen Themen für ihren eigenen YouTube-Kanal zu kreieren. Im Podcast erzählt sie von ihren Erfahrungen in der Hansestadt, von ihrer Familie, und wie der Weg verlief der sie dorthin geführt hat, wo sie jetzt gerade ist. Es geht um Reiselust und Heimweh, um Bebop und K-Pop, um Franz Liszt und Neue Musik, um Kalligrafie und darum, wo eigentlich die Wurzeln sind bei dieser derart von Kunst und Musik beseelten Medien-Nomadin.
Sir András Schiff, vor gut 70 Jahren in Budapest geboren, ist als Interpret am Klavier eine Institution. Ausgebildet in jungen Jahren unter anderem von György Kurtág, befragt Schiff bis auf den heutigen Tag die Noten und alles darum herum mit größter Genauigkeit und einem tiefen Respekt vor der Arbeit der Komponisten, von denen Johann Sebastian Bach ihm der allerliebste ist. Franz Liszt findet er auch genial, aber dessen Musik ist ihm ein Graus, weshalb er nichts von ihm spielt. Schiff verabscheut die grundlos grandiose Geste, Pathos ebenso wie Sentimentalität. Das rechte Klavierpedal, das die Dämpfung der Saiten außer Kraft setzt und so einen schönen, vollmundig-verwaschenen Sound erzeugt, wenn man es tritt und dabei ordentlich in die Tasten langt, ist für ihn beim Spielen von Musik aus der Zeit vor Beethoven ein No Go. Das macht das Spielen keineswegs einfacher. Aber auf jeden Fall besser. Wenn man’s kann. Und Schiff kann – so gut, dass er sich inzwischen nicht mehr Pianist nennt, sondern, ganz bescheiden: Musiker.
 Es ist eine Liebhaberei von vier Profis der Musik: das Elphier Quartett. Seine Mitglieder – die Geigerinnen Ljudmila Minnibaeva und Yihua Jin-Mengel, die Bratscherin Alla Rutter und der Cellist Phillip Wentrup – verdienen ihr Geld als Musiker:innen des NDR-Elbphilharmonie Orchesters. Außerhalb ihrer Dienstzeiten, die sie an den mittleren bis hinteren Pulten ihrer jeweiligen Streichergruppe verrichten, verabreden sie sich, um gemeinsam Kammermusik zu machen. Im NDR Orchester gibt es mehrere solcher Ensembles – etwa das Fabergé Quintett oder die Elphcellisten. Man kann sich leicht vorstellen, welche segensreichen Auswirkungen das Spiel in kleinen Formationen auf den Klang des ganzen Orchesters hat. Genaues Aufeinanderhören, unerlässlich bei der Kammermusik, kommt dem Musizieren im Tutti sehr zugute.  So professionell und hingebungsvoll die vier musizieren, so wenig lassen sie sich bei ihrem Treiben von Karrieregedanken leiten. Frei von jedem Imagepflege-Stress und den Obliegenheiten allgegenwärtiger Social-media-Präsenz geht das Elphier-Quartett allein seinem Vergnügen nach und fühlt sich nichts anderem verpflichtet als der Qualität seines musikalischen Tuns. Und weiß sich dabei aufs beste unterstützt von den lieben Kollegen: Das ganze NDR Elbphilharmonie Orchester war Team Elphier, als es für die vier an jenem Abend im Februar erstmal so ganz allein raus auf die Bühne ging. 
Für Smalltalk ist er nicht zu haben – irgendwie verständlich bei einem, der sich schon als hochbegabtes, Klavier spielendes Kind für die Musik Olivier Messiaens begeistern konnte und den Messiaens Frau, die Pianistin Yvonne Loriod, mit zwölf Jahren nach einem Vorspiel in der Musikhochschule von Lyon vom Fleck weg in ihren Schülerkreis in Paris aufnahm. Zum Konzert: elbphilharmonie.de/de/programm/pierre-laurent-aimard-klavierabend/20234  Auf Pierre-Laurent Aimard trifft der so inflationär gebrauchte Begriff des Ausnahmekünstlers wirklich einmal zu. Wer außer ihm steckt so tief in der Klaviermusik der vergangenen 60, 70 Jahre, dass er mit den Größten dieser Kunst – Stockhausen, Boulez, Ligeti, Kurtág und anderen – über Jahre, manchmal Jahrzehnte hinweg eng zusammengearbeitet hat? Und wer ist gleichzeitig derart überzeugend im Repertoire von Bach über Mozart und Beethoven bis zu Schubert, Debussy und Bartók?
Als Kind, beim Versteckspielen zuhause mit den beiden älteren Geschwistern, hielt sich Julia Hagen vorzugsweise im Cellokasten ihres Vaters für unauffindbar. Abgesehen davon, dass es in diesem Versteck gut gerochen haben wird – nach dem Samtfutter des Kastens, dem Holz des Instruments, nach Kolophonium: Als zeitweilige Geheimbewohnerin dieses Gehäuses hat sich Julia Hagen also von klein auf ein bisschen selbst zum Cello gemacht.  Schon mit fünf Jahren begann die Tochter zweier Berufsmusiker aus Salzburg das Instrument zu erlernen. Nach erfolgreicher Überwindung einer kleinen Sinnkrise als Elfjährige und einem Lehrerwechsel kurz darauf hatte Julia Hagen ihre Berufswahl bereits getroffen: Cellistin, was denn sonst. Wer die junge Virtuosin heute spielen hört, wird tatsächlich Zeuge einer seltenen symbiotischen Verbindung. Mensch und Instrument finden in Julia Hagen auf das Natürlichste zusammen. Derzeit muss sie ihr geliebtes, vom Cremoneser Geigenbauer Ruggiero 1684 gebautes Cello wegen Generalüberholung zwar für ein paar Monate entbehren, und mit dem Ersatzinstrument fremdelte sie zuerst. Aber die die 28 Jahre alten Solistin verströmt genuine Musikalität, egal, auf welchem Instrument sie gerade zu Werke geht. Ihre Power und Hingabe schlagen das Publikum regelmäßig in Bann. Als Gast von FAST LANE, der hauseigenen Reihe für junge Überflieger der guten Musik, ist Julia Hagen am 12. September mit ihrem aus England stammenden Klavierpartner Alexander Ullman im Kleinen Saal der Elbphilharmonie zu erleben. Vorher schwelgt sie im »Elbphilharmonie Talk« in Erinnerungen an Konzerterlebnisse in der Elbphilharmonie, sie spricht über ihre Liebe zu Brahms, dessen zweite Cellosonate auf dem Programm steht, und über ihr besonderes Verhältnis zur Musik der russischen Komponistin Sofia Gubaidulina, von der sie in Hamburg einige der zehn Präludien für Violoncello solo spielt. Und sie erzählt eindrücklich vom bislang intensivsten Konzert ihrer Karriere.
*in english language* »Was spielt dieses unvergleichliche Ensemble wohl als nächstes auswendig?«, wird der Evening Standard auf der Homepage des Aurora Orchestra zitiert. »>Sacre du Printemps<? Wenn das überhaupt jemand könnte, dann sie.« Gefragt, getan. Mit einer inszenierten Konzertfassung von Strawinskys Wahnsinnsstück kehrt das Aurora Orchestra Anfang September nicht nur zu den BBC Proms in die Royal Albert Hall in London zurück, um in gleich zwei Shows vor gut und gern zehntausend Leuten zu spielen. Am 22. August kommen die Briten damit auch in die Elbphilharmonie: Ohne Inszenierung, dafür aber auch ohne Noten, ohne Pulte, ohne Stühle. Im vergangenen Sommer begeisterten sie hier schon mit Berlioz’ auswendig gespielter »Symphonie fantastique«. 
*in english language* Im Podcast-Gespräch mit Keri-Lynn Wilson wird sofort klar: Aktive Solidarität mit der Ukraine ist ihr Lebensthema, das UFO ist ihr größtes nur denkbares Herzensprojekt. Dreimal täglich telefoniert sie mit einer nahen Verwandten in der Ukraine und lässt sich berichten, wie es dort steht. Den Jahrestag der Invasion hätte sie am liebsten mit einem Konzert des UFO in Kiew begangen, doch das war logistisch zu aufwendig und für manche der Mitspieler auch zu riskant. Zwei Tage vor dem historischen Datum war Keri-Lynn Wilson dennoch in der Ukraine zur Stelle. Im Opernhaus von Lwiw dirigierte sie zu Ehren der gefallenen ukrainischen Soldaten Verdis Messa di Requiem. Eine der Musikerinnen des Orchesters ist die Geigerin Anna Bura. Sie gehört ebenfalls zum Ukrainian Freedom Orchestra und erzählt im Podcast vom Alltag in Lwiw in Kriegszeiten. Und sie verrät, weshalb das Konzert in der Elbphilharmonie im August 2022 für sie und das Orchester so besonders wichtig war.
The versatile musician in conversation about the community-building power of music, inspirations from Brazil and the »Elbphilharmonie Jazz Academy«. More Information on the Elbphilharmonie Jazz Academy.
Es geht um Form und um Logik, um Melodie und thematische Arbeit, um höchste künstlerische Ansprüche: Die Sonate ist für das Soloinstrument, was die Sinfonie für das Orchester und das Streichquartett für die Kammermusik ist: die Königsgattung. Und für Komponist:innen ist sie die Königsdisziplin. Wer eine Sonate schreibt, der hat etwas zu sagen. »Und genau das interessiert mich«, erklärt die aus dem ehemaligen Jugoslawien stammende Pianistin Tamara Stefanovich. »Warum nimmt man seit Jahrhunderten diese eine Form und kleidet sie immer wieder neu?« In ihrem dreiteiligen Sonatenmarathon reihen sich über einen Zeitraum von fünf Stunden scheinbar übergangslos Sonaten von Bach an Busoni, Soler an Ives, Skrjabin an Ustwolskaja. Barock-Komponist Domenico Scarlatti ist dabei »mein Wegweiser, mein Museumsführer«, verrät Stefanovich im »Elbphilharmonie Talk«. Außerdem sinniert sie über den heutigen Interpret:innenkult, über Flow-Momente beim Improvisieren zu viert auf der Bühne, musikalische Einflüsse aus ihrer Kindheit und die kleinen Wendepunkte in ihrer Karriere. Sie erzählt, warum sie zehn Jahre lang kein Klavier gespielt hat und wie sie mit einem Eyeliner während einer Corona-Erkrankung zum Zeichnen gekommen ist.  Der Talk fand digital statt.
*In English Language* Eine Woche vor seinem 80. Geburtstag, am 13. April 2023, leitete der Brite Sir John Eliot Gardiner im Großen Saal der Elbphilharmonie seinen Monteverdi Choir und die English Baroque Soloists durch eine grandiose Aufführung von Bachs h-Moll-Messe, seinem erklärten Lieblingsstück.  Gardiner, ohne Stab, ohne Partitur, ohne Podest, wirkte vor seinen Ensembles wie der Fels in der Brandung – unerschütterlich und aufrecht, zugleich aber auch wie das, was diese Brandung verursacht und motiviert: hochgradig bewegt, lebendig und mit ungemein beredten Händen das stete Auf und Ab des musikalischen Flusses organisierend. Wenige Stunden vor dem Konzert nahm Sir John sich die Zeit für einen sehr munteren »Elbphilharmonie Talk«.  Da Sir John die Ehre zuteil wird, bei den Krönungsfeierlichkeiten für Englands König Charles III. am 6. Mai 2023 einiges an Musik beizusteuern, kommt auch sein Verhältnis zum neuen Monarchen zur Sprache, mit dem ihn neben der Liebe zur Musik auch die Sorge um die Erde und die Verantwortung für eine nachhaltige Landwirtschaft verbindet. Schließlich ist der Bauernsohn Gardiner nicht nur ein begnadeter Musiker, sondern auch ein erfolgreicher Bio-Landwirt. Gardiner feiert am 20. April 2023 seinen 80. Geburtstag. Aussehen tut er wie 60, und er klingt wie 40 – dynamisch, voller Begeisterung und Tatendrang. Trifft man ihn nicht auf dem Konzertpodium, dann ist er bei seinen Schafen, Rindern und Schweinen.
*In English Language* Das Herz der Geigerin schlägt für die zeitgenössische Musik. Im Podcast spricht sie über den Komponisten und langjährigen Freund John Adams und das Stück, das er kürzlich für sie geschrieben hat.  Auf die Frage, wann sie eigentlich zuletzt ein Stück von Beethoven oder Mendelssohn gespielt hat, antwortet die gesprächige Geigerin: »Vermutlich seit meinen Zwanzigern nicht mehr«. Denn Leila Josefowicz spielt am liebsten Musik aus dem 20. und 21. Jahrhundert. Sie hat zahlreiche Violinkonzerte uraufgeführt, darunter Werke von Colin Matthews, Luca Francesconi, John Adams, Oliver Knussen und Esa-Pekka Salonen, die allesamt für sie geschrieben wurden. Im Elbphilharmonie Talk spricht sie über das Stück »Scheherazade.2«, das John Adams ihr widmete und das sie im Februar 2023 im Rahmen des Festivals »Elbphilharmonie Visions« gespielt hat. Außerdem verrät sie, warum die Musikwelt sie manchmal an die Welt der Hedgefonds erinnert, wie sie zur zeitgenössischen Musik gefunden hat und warum sie es hasst, ihre eigenen Aufnahmen zu hören. 
»Das Orchester ist der schönste Anachronismus unserer Zeit«, sagt Dieter Ammann, der Schweizer Komponist, dessen für groß besetztes Orchester geschriebenes Triptychon »Core / Turn / Boost« beim Festival »Elbphilharmonie Visons« im Februar 2023 erstmals in Hamburg aufgeführt wird. Was ist das für ein Mann, der eine derart dichte, ja, massive Musik schreibt, für die sich Pierre Boulez ebenso begeistert hat wie es Wolfgang Rihm tut, und vor allem: das Publikum?   Ammann, Jahrgang 1962, hat sein Musikerleben in vollen Zügen gelebt, unter anderem als Bassist, Trompeter und Keyboarder des Schweizer Free-Funk-Ensembles Donky Kong’s Multi Scream. Er lehrt seit vielen Jahren und mit anhaltender Begeisterung Komposition in Luzern und bewahrt sich so seine Unabhängigkeit von Kompositionsaufträgen. Denn er ist ein extrem langsamer Schreiber. Dafür hat er den Ehrgeiz, dass das Wenige, das er komponiert, Relevanz auch in Zukunft besitzen möge.  Im Gespräch für den »Elbphilharmonie Talk«, aufgenommen in seinem Wohnzimmer in Zofingen, Kanton Aargau, erzählt Dieter Ammann vom ziemlich freien Musikmachen als Kind und wie das aktive, gestaltende Hören, das er viel besser beherrscht als das Notenlesen, seinen Werdegang geprägt hat und sein Verständnis von Musik bis heute bestimmt. Ammann spricht über die Mühen des Komponierens, seine Neigung zum Motorischen, zum Drive, auch über die Genauigkeit, ohne die Expressivität in der Kunst nicht zu haben ist.   Man erfährt im Gespräch mit ihm viel über den künstlerischen Prozess, über Freundschaft, über das Wesen der Musik. Seine Frau Jolanda ist übrigens eine Prophetin. Sie wusste schon viel früher als er, dass die Musik von Dieter Ammann eines nicht allzu fernen Tages im Großen Saal der Elbphilharmonie aufgeführt werden würde. 
Aufgewachsen in Tirol, sog Larcher als heranwachsender Pianist die Klänge von Mozart, Bach und Schubert in sich auf, später faszinierten ihn Freigeister des Jazz wie Ornette Coleman und Gil Evans. In seiner eigenen Musik liegen die Extreme stets nah beieinander: Rasende Läufe, meditative Akkordflächen und experimentelle Spieltechniken sollen den Hörer »in eine andere Umlaufbahn schicken«. Im »Elbphilharmonie Talk« spricht der österreichische Komponist über seinen Werdegang und die ersten Komponierversuche. Außerdem erzählt er, warum er sich als »Motherboard« versteht, was seine Musik mit Natur zu tun hat und was ihn zu seinem Werk »The Living Mountain« inspiriert hat.   Diese Folge des »Elbphilharmonie Talk« wurde am 12. Dezember 2022 im Rahmen eines Konzerts live vor Publikum aufgezeichnet. 
 *In English Language*  Mit 17 Jahren gewann Jess Gillam als erste Saxofonistin den Wettbewerb BBC Young Musician of the Year; zwei Jahre später mischte sie als »unbestrittenes Highlight« (BBC) die prestigeträchtige Last Night of the Proms auf. Mittlerweile moderiert sie ihre eigene Radioshow auf BBC Radio 3 und spielt Konzerte überall auf der Welt. Daher verwundert es wenig, dass sie auch mit unter den »Rising Stars« ist, ein Programm, in dem die großen europäischen Konzerthäuser jedes Jahr die spannendsten Nachwuchskünstler des Kontinents auswählen. Man könnte sagen, die junge Saxofonistin ist eine Musikerin auf der Überholspur. Warum es trotzdem wichtig ist, sich Zeit für Projekte zu lassen, und im Leben und der Karriere auch mal innezuhalten, darüber spricht sie im »Elbphilharmonie Talk«. Außerdem erzählt sie, worin für sie die Schönheit in der Musik liegt und wie wichtig ihr als Musikerin die Authentizität ist. 
*In English Language* Endlos breite Straßen, endlos viele Autos, endlose Weite, bebaut und unbebaut: Hier erschien plötzlich alles larger than life. Es war schon ein gehöriger Kulturschock, als Paavo Järvi mit 17 Jahren und keinem Wort Englisch auf der Zunge von seiner beschaulichen Heimatstadt Tallinn in Estland mit der Familie nach New Jersey in die USA übersiedelte. Paavo Järvis Vater Neeme Järvi ist eine estnische Dirigentenlegende mit Wohnsitz USA, der neun Jahre jüngere Bruder Kristjan Järvi mischt ebenfalls von den USA aus die Klassik-Szene auf. Und Paavo Järvi wählte nach einer rigorosen Dirigentenausbildung am Curtis Institute of Music in Philadelphia dann doch Europa zu seinem Lebens- und Arbeitsmittelpunkt – ungeachtet einer langjährigen Chefdirigenten-Position in Cincinnati.  Im »Elbphilharmonie Talk« spricht Paavo Järvi über seine tränenreichen Anfänge in der Dirigentenausbildung in den USA, die spannenden Unterschiede in der Akustik zwischen der Tonhalle und der Elbphilharmonie und worin für ihn die Gemeinsamkeit zwischen Bruckner, Messiaen und Pärt besteht.  Er erklärt, warum die Hälfte aller Dirigenten nicht dirigieren kann und welchen unschätzbaren Vorteil einer hat, bei dem der Mentor für die eigene Pult-Karriere in der Familie liegt. Außerdem bekennt er sich zum Hedonismus und findet, dass er sich mit seinen beinahe 60 Jahren viel besser fühlt als 2012, als er 50 wurde. Und Järvi räumt das Vorurteil aus dem Weg, kein Dirigent könne gleich gut Mahler und Bruckner dirigieren. Zumindest probiert er es.
*In English Language* Der Organist Wayne Marshall über seinen allerersten Akkord auf einer Kirchenorgel und seine Vorliebe für Earth, Wind and Fire, Stevie Wonder und die Musik des Österreichers Franz Schmidt.
Punk und Prosa: Die Hamburger Musiker sprechen über den Geist der Neunziger Jahre und ihren Roman »Vorglühen«. Tocotronic, Herrenmagazin, das Bierbeben: So heißen die Bands der Hamburger Musiker Jan Müller und Rasmus Engler. Der Bassist und der Schlagzeuger sind Originale der hiesigen Indie-, Rock- und Punkszene und seit Jahrzehnten befreundet. Nun haben sie zusammen ein Buch geschrieben: »Vorglühen« ist ein anarchischer Coming-of-Age-Roman über die Neunziger, die Freiheit und den Sinn des Lebens. Im Elbphilharmonie Talk plaudern die beiden über den Reiz des kollektiven Schreibens, den Charme Sankt Paulis und eine besondere Gitarre namens »Herr im Frack«.
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