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Erklär mir Pop
Author: SWR
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In welchem politischen Kontext ist ein Song entstanden? Warum hat der Gitarrist das Solo so und nicht anders gespielt? Was macht die Band heute? Prof. Udo Dahmen, künstlerischer Direktor a.D. der Popakademie Mannheim und Berater für Popländ Baden-Württemberg erklärt jede Woche die Hintergründe eines großen Songs der Popmusikgeschichte.
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Der Song „Eleanor Rigby" erschien im Jahr 1966 auf dem Album „Revolver" der Beatles und geht vermutlich zu großen Teilen auf die Autorschaft Paul McCartneys zurück, der auch die Lead-Vocals singt. Eleanor Rigby ist eine erfundene Figur wie auch der im Song erwähnte Pater McKenzie. Der Titel handelt von einsamen Menschen in unserer Gesellschaft.
Instrumental ist keiner der Beatles zu hören. Der Produzent George Martin hatte den Song für zwei Streichquartette arrangiert - eine für jene Zeit außergewöhnliche Besetzung, die dem Titel klanglich eine klassisch-romantische Anmutung verleiht. Dabei wählte Martin eine ungewöhnliche Aufnahmetechnik, die weniger den Raumklang einfing, vielmehr den Klang der Streichinstrumente ganz nah erleben lässt.
Der nigerianische Songschreiber und Drummer Tony Allen, der 2020 starb, gehörte neben Fela Kuti zu den ganz großen Wegbereitern des Afrobeat. Er verstand es wie nur wenige Schlagzeuger, Grooves und Rhythmen geschickt miteinander zu kombinieren. Damit wurde er zum stilbildenden Künstler für eine ganzen Generation von Musiker*innen. Wie ihm das gelang, erklärt der Mannheimer Popexperte und Drummer Prof. Udo Dahmen.
„Last Christmas“ von der britischen Band Wham! ist DER Weihnachtspopsong schlechthin und er wurde vielfach gecovert - Coldpay, Kim Wilde, Kylie Minogue sowie Ariana Grande, Boss Hoss und Taylor Swift haben neben vielen anderen diesen Erfolgstitel interpretiert. Aber das Original, das in diesem Jahr sein 40-jähriges Bestehen feiert, konnten sie alle nicht verdrängen. Hinter der Band Wham! verbergen sich George Michael und Andrew Ridgeley.
Der Song der Doobie Brothers erschien 1976 auf ihrem gleichnamigen Album und wurde vom Keyboarder Michael McDonald geschrieben, der erst kurz zuvor zur Band gestoßen war. In „Takin' It To The Streets“ trat er zum ersten Mal auch als Sänger der Doobie Brothers in Erscheinung. Folk, Country, R&B, Rock, Soul und Jazz - die in den USA sehr erfolgreiche, nach einem Zwei-Blatt-Joint benannte Band war stilistisch vielfältig aufgestellt und bekannt für ihren optimistischen Rhythmus, den sogenannten „Doobie Bounce“.
Der 1984 auf dem Album „Various Positions" veröffentlichte Song, der zudem unzählige Male gecovert wurde, ist Leonard Cohens populärster Titel. Doch erfolgreich war er keineswegs von Anfang an. Inhaltlich setzt sich Cohen, der aus einer jüdisch-kanadischen Familie in Montreal stammte, mit dem hebräischen „Hallelujah" (Lobet den Herrn) auseinander und bezieht sich auf biblische Begebenheiten.
Bruno Mars kam 1985 als Peter Gene Hernandez in Honolulu zur Welt. Den Künstlernamen gab er sich, als er im Alter von 17 Jahren nach Los Angeles zog, um eine musikalische Karriere zu starten - was ihm auch gelang. Zu seinen bekanntesten Songs gehört „Locked out of Heaven“ aus dem Jahr 2012, der in über 20 Ländern Topplatzierungen erreichte, 130 Millionen mal über den Ladentisch ging und für den Bruno Mars auch einen Grammy Award bekam. Der Song wurde von der Kritik für seine 80er Jahre Funk-Beats gelobt und ist eine Mischung aus Reggae-Pop und Pop-Rock. Und nicht zuletzt eine Hommage an die New Wave-Band „Police“.
Mit dem Song „Cosmic Dancer“ - 1971 auf dem zweiten Studioalbum „Electric Warrior“ veröffentlicht - beschreibt Sänger Mike Bolan die hinduistische Gottheit Shiva als Symbol für das Zusammenspiel von Leben und Tod. Das Album wird zum Wendepunkt der Band Tyrannosaurus Rex von einer an Folkmusic orientierten Spielweise zu einem populären Glam-Rock der frühen 1970-iger Jahre, wie ihn auch David Bowie geprägt hat. Mit seinen schillernden Bühnenoutfits in Lack und Leder mit Plateauschuhen und Federboa wurde Frontman Marc Bolan zum Vorreiter für nachfolgende Bands aus dem Independent-Bereich.
Erst vor ein paar Monaten hat der 75-jährige „Piano Man“ Billy Joel seine legendäre Konzertreihe im New Yorker Madison Square Garden abgeschlossen. Nach 150 Konzerte in 10 Jahren und 1,5 Millionen verkauften Tickets. Heute gehört er zu den ganz großen Musikern, doch seine Karriere kam erst langsam in Fahrt: jahrelang hat er sich als mittelmäßiger Barpianist durchs Leben geschlagen und sozusagen aus dem letzten Loch gepfiffen - was aber auch seine Rettung war: sein markantes Pfeifen in „The Stranger“ war für Billy Joel der Befreiungsschlag. Mit dem Song gelang ihm im Jahr 1977 der Durchbruch.
Spätestens seit der Fußball WM 2006 kennen viele Menschen diesen Titel. Er eignet sich perfekt zur Hymne für besondere Ereignisse. Die Band „Fury in the Slaughterhouse“ hatte ihre große Zeit Anfang der 90er Jahre, als die Neue Deutsche Welle zu Ende ging. Die Musiker aus Hannover landeten mit diesem Ohrwurm auf ihrem zweiten Album ihren größten Hit.
Ganz in der Tradition des Indiepop aus Großbritannien und USA wurden sie im Ausland oft gar nicht als deutsche Band wahrgenommen. Vielmehr feierte man sie in Kanada als Nachfolger von U2. Mit „Won‘t forget these days“ bekennen sie sich zu ihren Anfängen und zu dem Weg, den sie eingeschlagen haben. Die „Furys“, wie sie sich selbst nennen, gehen zwar seit 2008 getrennte Wege, haben aber immerhin danach noch zwei Alben produziert.
1967 hatte sich die Band Three Dog Night zusammen gefunden und zeigte von Anbeginn eine Besonderheit - unter den sieben Gründungsmitgliedern befanden sich drei Leadsänger: Danny Hutton, Cory Wells und Chuck Negron. Untypisch auch, dass die Band sich nicht mit Eigenkompositionen, sondern mit Interpretationen bedeutender Kompositionen einen Namen machte. So auch im Song „One“ von Harry Nilsson. Der auffällige Bandname Three Dog Night geht vermutlich auf einen Brauch der Aborigines in Australien zurück, sich in kalten Nächten an drei Hunden zu wärmen.
Der Titel „One“, gesungen von Chuck Negron, stammt aus dem Jahr 1968 und ist vom gleichnamigen Debütalbum der Band, das die Top Twenty der Albumcharts in den USA erreichte. Auch wenn die Band bis zum heutigen Tag existiert (nach ihrer Auflösung in den 1970er Jahren kam sie in den 80er Jahren wieder zusammen), so hat sie zahlreiche Umbesetzungen erfahren. Von den Gründungsmitgliedern ist heute nur noch der Sänger Danny Hutton mit dabei.
Im Original stammt der Song von der Rockgruppe Aerosmith. Die Coverversion von Run DMC von 1986 markiert die Geburt des Crossovers und bringt die als unvereinbar geltenden Genres Hip Hop und Hardrock erfolgreich zusammen.
Er hat wie kaum ein anderer den Saxophon-Sound geprägt: der US-amerikanische Musiker und mehrfache Grammy-Gewinner David Sanborn, der in diesem Jahr im Alter von 78 Jahren gestorben ist. Sein unverkennbarer Sound findet sich nicht nur auf seinen eigenen, sondern auch auf Alben weltbekannter Künstlerinnen und Künstler wieder: Aretha Franklin, Sting, The Eagles, James Brown, George Benson, David Bowie oder Elton John - die Liste könnte beliebig fortgesetzt werden.
Am Beispiel des Songs „Hideaway“ vom Livealbum „Straight to the Heart“ erklärt Popmusikexperte Udo Dahmen was den markanten Sound des Altsaxophonisten David Sanborn ausmacht. Ein Sound, der seit den 1970ern aus der Popmusik, dem Smooth Jazz oder dem Blues nicht mehr wegzudenken ist und dem das Instrument seine bis heute große Popularität verdankt.
Am 1.1. 2007 wurde dieser Song veröffentlicht auf dem Debutalbum der Sängerin „This ist he Life“. Damit stürmte Amy McDonald an die Spitze der US Charts und verkaufte weltweit über 3 Mio Platten. Die starke Bühnenpräsenz ist neben der kraftvollen Gesangsstimme ihr größtes Kapital. Sie kann auch auf riesigen Bühnen einen engen Kontakt zum Publikum herstellen, sagt Popexperte Udo Dahmen. Und wenn sie Gleichgesinnte trifft irgendwo, dann möchte sie am liebsten gemeinsam Musik machen. So heißt es im Text von „Let‘ s start a band“.
Sie ist ein Megastar am Pop-Himmel: mehr als 200 Millionen verkaufte Tonträger, auf den Streamingdiensten ist sie die meistgeklickte Sängerin und sie hat mehr Nummer-eins-Alben als jede andere Künstlerin der vergangenen Jahrzehnte. Der Hype um die Mitte 30jährige US-amerikanische Musikerin Taylor Swift ist beispiellos. Ihre Fans, die Swifties, lassen sich Konzerte und Merchandising einiges kosten, was der Medienforscher Dan Fleetwood auf folgenden Nenner bringt: „Wenn Taylor Swift eine Volkswirtschaft wäre, wäre sie größer als 50 Länder.“
Die gebürtige Stuttgarterin Jasmin Stocker, alias Mine, hat an der Mannheimer Popakademie studiert und ist seit mehr als 10 Jahren eine sehr erfolgreiche Songwriterin, Sängerin und Musikproduzentin. Ihre Musik, deutschsprachiger Folk mit Hip Hop-, Jazz-, und elektronischen Elementen, besticht immer wieder durch interessante Texte und Melodien.
Ihr jüngstes Studioalbum trägt den schlichten Titel „Baum“, landete gleich in den Albumcharts und kommt alles andere als schlicht daher. Sowohl durch den mit Drum-Loops und orchestralem Sound raffiniert arrangierten Song „Baum“ als auch durch den sehr persönlichen, emotionalen Text von Mine, in dem der Baum eine Metapher für ihr eigenes Leben ist.
Kate Bush veröffentlichte den Song am 20. Januar 1978 auf ihrem ersten Album „The Kick Inside“. Der Text basiert auf dem gleichnamigen Buch Emily Brontés, „Wuthering Heights“ („Sturmhöhe“ ). Bereits mit diesem frühen Werk manifestiert Kate Bush ihre enorme musikalische Experimentierfreudigkeit.
Die spannende Geschichte eines Welterfolgs, interpretiert 1965 von Paul Simon und Art Garfunkel. Ein Jahr zuvor war der Titel in einer anderen, schlankeren Version gefloppt. Was der Produzent bei der zweiten Aufnahme verändert hat, warum der Song so viele Menschen fesselt und was die Qualität des Duos Simon & Garfunkel auch heute noch ausmacht, erklärt Popexperte Udo Dahmen.
Starke elektronische Klänge und die markante Stimme von Philip Oakley charakterisieren den Song „Being Boiled“, 1980 auf dem Album „Travelogue“ veröffentlicht. Human League war eine der ersten Bands, die ausschließlich mit elektronischen Instrumenten gearbeitet haben - einige Jahre nach Kraftwerk, aber mit einer ganz eigenen Klangsprache, erläutert Popspezialist Udo Dahmen.
In dem Song „IG Pop" schlüpft David Julian Kirchner in die Rolle des Arbeitnehmers und Gewerkschaftsführers Georg Renfranz. Er legt mit diesem Titel vom gleichnamigen Album (erschienen im Oktober 2022) eine kabarettistische und absurde Aufarbeitung der derzeitigen Popszene aus Sicht des Prekariats vor. David Julian Kirchner ist gebürtiger Mainzer, Absolvent der Popakademie in Mannheim, wo er heute auch lebt. Er ist nicht nur Sänger und Gitarrist, sondern auch Konzeptkünstler. Im Song, aber vor allem im dazugehörigen Video, karikiert er die Gepflogenheiten der Popindustrie.
Der Song wurde am 30. September 2022 auf dem 5. Album „Wanda“ veröffentlicht - nur wenige Tage nachdem der Keyboarder der Band, Christian Hummer, verstorben war. „Was bleibt von uns, wenn wir gehen“ heißt es gleich zu Beginn im Text - „Orte an denen wir waren“ handelt vom Tod und spricht vom Weiterexistieren der Welt und von den Erinnerungen, die bleiben - auch nach unserem Weggang.
Die 2012 gegründete Rockband Wanda aus Wien war seit dem Erscheinen ihres ersten Albums (2014) im deutschsprachigen Raum sehr erfolgreich. Im Dezember 2015 wurde sie von den Lesern des deutschen Rolling Stone zur Band des Jahres gewählt.
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