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Geist.Zeit
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Geist.Zeit

Author: Thorsten Dietz & Andreas Loos

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«Geist.Zeit»: Der Titel bringt auf den Punkt, was Theologie spannend macht. Geist zeichnet den Menschen und seine Zeit aus. Gott ist Geist, heisst es zugleich in der Bibel. Theologie ist Rede von Gott. Wenn es um Gott geht, geht es auch um uns. Nach Gott fragen, bedeutet immer auch, nach Selbst- und Welterkenntnis streben. Die Wahrheit des christlichen Glaubens kann jeweils nur in einer bestimmten Zeit ausgesprochen und verstanden werden.

«Geist.Zeit» ist ein neuer Theologiepodcast von Fokus Theologie, der Fachstelle für Erwachsenenbildung der Deutschschweizer Reformierten Kirchen.
63 Episodes
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Fehlt uns die Mystik?

Fehlt uns die Mystik?

2025-09-2801:13:271

Ist uns die Mystik verloren gegangen? So fragen in dieser Folge Andi und Thorsten nicht nur für sich selbst – sondern für die reformierte Kirche. Unter Mystik versteht man heute eine Intensivform des christlichen Glaubens, in der es um die unmittelbare Nähe bzw. Gegenwart Gottes geht. Diese Strömung ist sehr alt. Es gibt sie seit den ersten Jahrhunderten der Christenheit; länger als Kirchengebäude und Gesangbücher, theologische Fakultäten und Lehrbücher, Orgel und Kanzel. Entsprechend vielfältig ist sie. Und doch ist es immer wieder umstritten, was alles zur Mystik zählt und ob sie eine Vertiefung oder Verfälschung des Glaubens darstellt. Ist sie in der Reformierten Kirche heimisch, darf sie es sein? Thorsten und Andreas erinnern an den Schweizer Theologen und Schriftsteller Walter Nigg (1903-1988), der viele Bücher zu Themen wie Mystik und Spiritualität, Mönchtum und Heilige verfasst hat. Vielfach hat er beklagt: Die Kirchen haben diese intensive Form des Glaubens verloren. Im Versuch, der heutigen Zeit nahe zu sein, haben sie die Pflege der intensiven Nähe zu Gott und der Gottesfreundschaft zurückgestellt. Stimmt das? Andi und Thorsten gehen wesentliche Merkmale der Mystik durch und verbinden sie mit geschichtlichen Beispielen und eigenen Erfahrungen. Sie diskutieren auch das Recht der kritischen Anfragen an die Mystik und Fehlentwicklungen in ihrer Tradition. Und zuletzt finden sie: Die Mystik sollte der Kirche nicht einfach fehlen. Diese Spur sollte neu aufgenommen werden, wo sie gänzlich verlorengegangen ist.
Hoffnung auf Standby

Hoffnung auf Standby

2025-09-1401:29:28

Hoffnung ist heute eine heissbegehrte Mangelware. So stellen Thorsten und Andi auf dem RefLab-Podcast-Festival am 6. und 7. September 2025 in Zürich fest. Die beiden Podcaster erzählen zunächst die kleine Geschichte der Hoffnung. Denn Hoffnung hatte in der Vergangenheit öfters mal ein schlechtes Image und galt als kindlich, naiv und realitätsfremd. Ab Minute 36:00 dreht sich alles um christliche Hoffnung, die ihre Quelle in der Auferweckung Jesu Christi von den Toten hat. Aber wie entsteht Hoffnung für unsere Welt heute? Es genügt nicht zu sagen: «Ja, aber mit der Auferstehung Jesu hat eine neue Welt begonnen, alles wird gut.» Kirche sollte nicht lauthals behaupten, sie habe die Hoffnung, während es im Rest der Welt düster aussehe. Andi und Thorsten schlagen vor, die grossen und hochtönenden Hoffnungen erst mal auf Standby zu setzen. Stattdessen sprechen sie von den kleinen Schwestern der Hoffnung wie Trost- und Trotzkräfte, Stand- und Raumhalten. Es ist an der Zeit, die Fixierung auf ganz bestimmte Hoffnungsgüter zu lockern, um zu entdecken, dass Hoffnung mehr ist und tiefer geht. Sie ist eine Ahnung, ein Sinn für die Möglichkeit des Guten. Wenn der wach bleibt, fassen wir auch wieder konkrete Hoffnungen. Vielleicht nicht jetzt, aber eines Tages. 30 Minuten Bonusmaterial Diese Geist.Zeit-Folge ist länger als gewöhnlich. Denn das Publikum hat bei der live Aufnahme starke Fragen gestellt. Ab 01:00:30 beginnt daher eine halbstündige Q&A Session.
Die Jesus-Serie «The Chosen» polarisiert. Weltweit hat sie in den letzten Jahren viele Fans gewonnen. Auch in der Schweiz oder in Deutschland. Nicht wenigen öffnet sie einen neuen Zugang zum christlichen Glauben. Denn sie zeigt einen Jesus, den viele nicht nur als charmant empfinden, sondern als faszinierend. Zugleich zieht die Serie immer wieder auch Kritik auf sich. Einige finden das hier von Jesus gezeichnete Bild zu nett, zu harmlos und zu menschlich. Und andere stören sich daran, dass die Darstellung offensichtlich von einem evangelikalen Bibelverständnis geprägt ist. Andi und Thorsten tauschen sich in dieser Folge aus über ihre eigenen Erfahrungen mit der Serie. Wo gelingt der Versuch, biblische Erzählungen mit fiktiven Hintergrundgeschichten zu verknüpfen? Was macht den hier gezeigten Jesus für viele so ansprechend, ja anrührend? Und wo stösst das Konzept einer bibeltreuen Umsetzung der Evangelienstoffe in einem Serienformat an Grenzen? Wo ignoriert «The Chosen» den heutigen Stand der wissenschaftlichen Jesusforschung? Wo zeigt sie ein irreführendes Bild der Geschichte? Wie geht die Serie um mit dem problematischen Erbe des traditionellen Christentums, der feindseigen Abgrenzung vom Judentum und der Marginalisierung von starken Frauenfiguren? Wie sollen schliesslich Kirche und Theologie damit umgehen, dass eine Jesus-Serie bald von einer Milliarde Menschen gesehen sein wird? Soll sie das Phänomen möglichst weiterhin ignorieren? Müsste die kritische Auseinandersetzung deutlicher werden? Oder lassen sich Chancen und Grenzen eines solchen Projektes gleichermassen betonen?
Fertig mit Gott?

Fertig mit Gott?

2025-07-0601:11:421

Mit ihrem Dossier «Neues von Gott» und der Verlängerung in einem «Jesus Dossier» sind Andi und Thorsten fertig. Aber mit Gott kommen sie nicht ans Ende. Im Gegenteil, auch in dieser Folge fangen sie wieder an und fragen: Ist alles gesagt, was sich Neues über Gott und Jesus sagen lässt? Was lässt sich glaubhaft sagen über Gottesfragen in einer Zeit, in der immer mehr Menschen ganz grundsätzlich fertig mit Gott sind, weil sie mit diesem Thema zu viele offene Fragen, zu viele enttäuschte Hoffnungen oder auch nur noch Gleichgültigkeit verbinden? Gemeinsam blickt das Geist.Zeit Duo zurück auf wichtige Themen der vergangenen Monate. Etwa auf klassische Fragen wie das Nizänische Bekenntnis von 325 zur Dreieinigkeit Gottes, Folgen zu Kreuz und Auferstehung, zum Heiligen Geist und zum Thema Allversöhnung; und auf vermeintlich neue Horizonte wie queere Theologie, christlich-jüdischen Dialog und Theologie der Behinderung. So viel ist ihnen klar geworden: Es gibt in der Theologie keine ewigen Wahrheiten. Jede Theologie bringt ihre Kontexte ein. Glaube, der seine eigene perspektivische Gebundenheit verleugnet, kann nur illusionäre Theologie betreiben. Diese Selbstrelativierung aller Theologien führt mitnichten zu einem Abschied von der Wahrheitssuche. Vor allem die grossen Fragen aus den Podcast-Folgen über die Bedeutung des Kreuzes Jesu oder das Thema Himmel, Hölle, Allversöhnung haben viele Reaktionen ausgelöst. Solche Fragen bleiben zentral. Eine Religion ohne Dogmatik ist attraktiv für alle, denen Dogmatismus die Freude am Glaube zerstört hat. Auf Dauer benötigen wir die Inspiration durch alte und neue Bekenntnisse zur Geschichte Gottes mit den Menschen. Glaube ist immer ein Weg, ein Prozess, so viel nehmen Andi und Thorsten aus der Beschäftigung mit der integralen Theologie mit. Und Jedes Wachstum ist auch mit Verunsicherungen verbunden. Und mit diesem Prozess werden wir nie fertig. Gott sei Dank nicht, weil es im christlichen Glauben um einen Gott der Liebe geht, der mit uns auch nie fertig ist.
Jesus wird kommen, «zu richten die Lebenden und die Toten». So steht es in allen ökumenischen Glaubensbekenntnissen. Leider haben viele Gerichts- und Höllenprediger die Frohbotschaft des Evangeliums als Drohbotschaft missbraucht. Die neuzeitliche Theologie hat sich deshalb schwer getan mit dem richtenden Jesus. Zugleich hat die spätmoderne Kultur eine neue Sensibilität für Menschen entwickelt, die Opfer von Ausgrenzung, Missbrauch und Gewalt geworden sind. Steht Gott nicht radikal auf ihrer Seite? Zieht er die Menschen, die Böses tun, nicht irgendwann und endgültig zur Rechenschaft? Oder ist er immer nur der Gott, der liebevoll und barmherzig vergibt? Andi und Thorsten haben den jungen Theologen Martin Thoms eingeladen und sprechen mit ihm über das erstaunliche Evangelium von Jesus als dem Richter. Wird Jesus in einem zukünftigen Akt die Menschen endgültig zurechtbringen und aufrichten? Und zwar so, dass alle Bilder von der Hölle, welche die Kirche über viele Jahrhunderte gemalt hat, überflüssig werden? In der aktuellen Folge diskutieren die drei Gesprächspartner, inwiefern sich eine Fantasie der Allversöhnung biblisch und theologisch plausibel machen lässt. Nachdem die Haupteinwände gegen die Lehre von der Allversöhnung nachgezeichnet sind, steht die Frage nach Gottes Gerechtigkeit im Brennpunkt. Die Idee einer göttlichen Höllenstrafe erscheint zwar als verständlich, aber verstellt den Blick auf Gottes schöpferische Gerechtigkeit und verdunkelt sie. Martin Thoms argumentiert dafür, das Gericht Gottes nicht im Gegensatz zur Gerechtigkeit der Liebe Gottes zu denken, wie sie durch Jesus Christus zu uns Menschen gekommen ist. Brisant wird der Podcast, wenn die drei Gesprächspartner danach fragen, was in dieser alle erfassenden Versöhnung mit den Opfern und den Tätern geschieht. Wie lässt sich eine letztgültige Transformation und Heilung hier denken? Werden die zum Himmel stinkenden Ungerechtigkeiten und Leiden der Menschen hier nicht wegparfümiert? Werden die Opfer nicht noch mal unter Druck gesetzt, indem man von ihnen Vergebung verlangt? Am Ende bleiben natürlich Fragen offen und das Problem des Bösen, der Übel und des Leides kehrt in nachdenklichen Tönen in das Gespräch zurück. Thorsten und Andi haben sich jedenfalls überzeugen lassen, dass Allversöhnung durch Gottes liebende Gerechtigkeit mehr. ist als eine stille Hoffnung, die man aber besser nicht lehrmässig aus dem eigenen Herzen herauslässt. Mehr Fantasie für das, was Gott tun könnte, scheint an der Zeit.
Pfingsten ist die berühmteste Geistgeschichte der Christenheit. Sie erzählt von einem Geist, der abtaucht, und zwar vom Himmel auf die Menschen. Das versetzt sie in den Zustand der Ergriffenheit. Thorsten und Andi erkunden in dieser Folge, wie unterschiedlich sich die Gegenwart des Heiligen Geistes im Leben der Menschen ereignet und ausdrückt. Und sie wünschen sich für die eigene reformierte und auch für andere Kirchen ein wenig mehr pfingstlich-charismatische Begeisterung, Freude, Lust und Mut, wenn es darum geht, den Glauben Gestalt gewinnen zu lassen. Zunächst steht das Pfingstereignis im Zentrum des Gesprächs. Was für eine Demokratisierung des Geistes Gottes! Wie kam es, dass sich die Menschen damals als vom Heiligen Geist erfüllt und ermächtigt verstanden und entsprechend handelten? Was steckt hinter diesem Sprach-, Hör- und Verständigungswunder? Die Vorstellungen und Lehren vom Heiligen Geist haben eine lange Geschichte. Es lohnt sich, ein paar wichtige Kapitel daraus kurz nachzuerzählen, etwa den Geist Gottes als lebensspendende Kraft im Alten Testament, was die Konzilien von Nizäa (325) und Konstantinopel (381) über ihn theologisierten oder welche Rolle er bei den Reformatoren spielte. Mehr dazu gibt es in einer anderen Folge, die Thorsten und Andi mit Jörg Frey gemacht haben: Die Karriere des Heiligen Geistes Ohne Christus gäbe es keinen Heiligen Geist. Aber muss man das nicht auch umdrehen – ohne den Heiligen Geist kein Christus? Andi und Thorsten widmen sich der identitätsstiftenden und befähigenden Rolle des Heiligen Geistes im Leben Jesu. Diese Art, geisterfüllt und -ermächtigt zu leben, haben pfingstlerische und charismatische Kirchen ins Zentrum ihrer Theologie und Glaubensgestaltung gerückt. Was kann man von dieser global erfolgreichsten, christlichen Bewegung lernen? Die beiden Podcaster sind überzeugt: Die weltweite Ökumene ist für uns ein Lernfeld, um zu sehen, dass kein Mensch und keine Kirche alles vom Heiligen Geist abbekommt. Jede hat ihre eigenen Stärken und braucht die anderen in dem, was an Ergriffenheit und Fülle des Heiligen Geistes noch fehlt.
«Der Herr ist auferstanden – Er ist wahrhaftig auferstanden.» So lautet ein klassisch christlicher Gruss, der zu Ostern und in der österlichen Zeit in vielen Kirchen gewechselt wird. Was aber meinen wir, wenn wir «wahrhaftig» sagen? Andi und Thorsten greifen noch einmal die viel verhandelte Frage auf, ob man die Auferstehung als eine historische Tatsache oder als ein leibhaftiges Geschehen bezeichnen muss oder kann. Sie stellen unterschiedliche Argumente und Beobachtungen vor und erkennen: Die Antwort auf diese Frage hat sehr viel damit zu tun, was uns überhaupt als wahr und wirklich einleuchtet. Dass die ersten Zeuginnen und Zeugen der Osterbotschaft sich von einer Erfahrung herausgefordert sahen, die gerade nicht einzuordnen ist in Vorstellungen, die man immer schon mitbringt, kommt viel zu kurz. Sodann wenden sie sich der Frage zu, was die Auferstehung heute bedeutet; und welche theologische Deutungen ihnen in ihrem Leben wirklich als hilfreich und erfreulich eingeleuchtet haben. Was berührt uns an dieser Botschaft, so, dass wir nicht nur darüber nachdenken, sondern Hoffnung und Geborgenheit schöpfen, etwas mitnehmen, was wir besingen und feiern wollen? Wie reden wir von einer Wirklichkeit, die wir nie wirklich in den Griff kriegen und die uns doch immer wieder berührt und Ergriffenheit schenkt? Und wie können wir von dieser Botschaft reden, dass sie sich als fröhliche und befreiende Hoffnung wirklich für alle Menschen erweist?
Was soll das mit dem Kreuz?

Was soll das mit dem Kreuz?

2025-05-1101:17:511

Karfreitag ist vorbei. Und an den allermeisten Menschen unserer Zeit geht der Kreuzestod Jesu schon lange vorbei. Das muss nicht so bleiben, finden Thorsten und Andi. Obwohl die beiden schon seit Jahrzehnten über den Tod Jesu nachdenken und publizieren, stellen sie in dieser Folge erneut die Frage: Warum und wozu ist Jesus Christus gestorben? Den ersten Christ:innen wurde diese Frage förmlich zugemutet. Als ihnen Jesus als der Auferstandene erschienen war, begannen sie auf kreative Weise damit, seinen Tod als göttliches Handeln zugunsten und zum Heil der Menschen zu deuten. Dabei konnten sie weder auf Erklärungen Jesu noch auf die Tradition zurückgreifen. Thorsten und Andi stellen die Vielfalt an Bildbereichen und Metaphern vor, mit deren Hilfe das Neue Testament den Tod Jesu theologisch deutet. Was können wir von der Bibel heute lernen? Ab wann steht die Theologie in der Gefahr, die neutestamentliche Vielfalt durch eine Kreuzeslehre zu harmonisieren oder gar einzuebnen? Und was steckt hinter dem Begriff der Sühne und des Sühnetodes? Was bedeutete es, wenn die Menschen des Alten Testamentes ihre Sühnopfer darbrachten? Thorsten und Andi fassen viele Einsichten der neueren Exegese zusammen, um zu zeigen: Das Sühnopfer ist keine Leistung des Menschen gegenüber Gott, um ihn zu besänftigen, zufriedenzustellen oder versöhnlich zu stimmen. Schliesslich dreht sich alles um die klassisch gewordene Satisfaktionslehre des Anselm von Canterbury. Was war die erstaunliche Kreativleistung hinter diesem Zugang? Wie gelang es Anselm, das Kreuz Jesu für den Kontext seiner Zeit neu verstehbar zu machen? Wie entwickelte sie sich weiter zu einer fragwürdigen Lehre vom stellvertretenden Strafleiden Jesu? Andi und Thorsten arbeiten nicht nur kritikwürdige Punkte bestimmter Kreuzestheologien heraus, sondern formulieren auf der Basis alter und neuer Ansätze ihre eigene Antwort auf die Frage: Was ist der Sinn des Kreuzestodes Jesu für uns heute?
Über viele Generationen hinweg war es im Christentum selbstverständlich, den eigenen Glauben immer auch in kritischer Abgrenzung vom Judentum zu beschreiben. Erst nach dem Holocaust begann in Kirche und Theologie ein Prozess der selbstkritischen Hinterfragung. Über diese Entwicklung reden Andi und Thorsten mit Prof. Kathy Ehrensperger, die seit vielen Jahren mit der Geschichte der jüdisch-christlichen Geschichte vertraut ist. Einer ihrer Forschungsschwerpunkte ist die Untersuchung anti-jüdischer Stereotypen in neutestamentlicher Exegese und Theologie – bis heute. Lange Zeit über galt der eigene Glaube als universal, das Judentum als partikularistisch, Christentum als Gnadenreligion, Judentum als Gesetzesreligion. Noch immer gibt es weit verbreitete Stereotype, sei es das Bild von den gesetzlichen Pharisäern, der alttestamentlichen Warnung vor dem zornigen Gott oder der erst von Jesus entdeckten Ethik der Feindesliebe. In ihrem Gespräch besprechen Andi und Thorsten mit Kathy Ehrensperger die Herausforderung, lang eingeübte Vorstellungen und Vorurteile zu überwinden. Dass Jesus selbst ganz im Horizont der jüdischen Debatten seiner Zeit gedacht und verkündigt hat, das hat sich mittlerweile herumgesprochen. Weniger klar ist den meisten, dass alle Texte des Neuen Testaments aus einer Zeit stammen, in der es noch gar kein Christentum im späteren Sinne gab. Auch Paulus hat sich Zeit seines Lebens als Hebräer und Pharisäer (Phil 3,5) bzw. Jude (Röm 9,3) verstanden. Zur Trennung der Wege und zur Entstehung zweier unterschiedlicher Glaubensweisen, ja Religionen, kam es sehr viel später. Was bedeutet das für unseren Glauben heute? Wie können wir lernen, die vielen antijüdischen Klischees in unserem Denken und in unserer Sprache zu entdecken und zu überwinden? Wie können wir von unserem Glauben so reden, dass wir keine Abwertungen des Judentums mehr nötig haben? Wir können wir es würdigen, dass uns mehr verbindet und weniger trennt, als viele wissen – ohne Juden und Jüdinnen in falscher Weise zu vereinnahmen?
In dieser Folge sprechen wir mit Christiane Henkel über «Integrale Theologie». In diesem innovativem Ansatz geht es nicht darum, verschiedene Versionen von Gott oder Glaubensreife zu unterscheiden und die neueste Gestalt 9.0 zum ultimativen Ziel zu erklären. Im Gegenteil: Glauben und Gottesvorstellung werden hier als lebendiger Entwicklungsprozess verstanden. Gute Nachricht also für alle, die sich fragen, ob sie ihren Glauben verlieren, wenn ihnen bestimmte Gottesvorstellungen abhanden kommen. Nein: Das eigene Bewusstsein hat einfach einen neuen Raum betreten, in dem der Glaube anders weiterwachsen kann. Was sind also die neun Bewusstseinsräume, mit denen die integrale Theorie die Entwicklung menschlicher Personen und Gemeinschaften beschreibt? Wie verändert sich mit der Art und Weise, wie wir uns selbst und die Welt erleben, wie wir denken und empfinden, unsere Vorstellung von Gott? Christiane bringt ihre Perspektiven aus Erziehungswissenschaften, Focusing, Coaching und spiritueller Praxis mit ein. Sie zeigt, wie ein integraler Zugang helfen kann, verschiedene Gottesbilder nicht gegeneinander auszuspielen, sondern als Ausdruck einer geistigen Entwicklung zu verstehen. Und wir fragen uns, wie man ein Entwicklungsmodell so handhaben kann, dass keine wertende Einteilung in Höher- und Unterentwickelte entsteht. Ein tiefgründiges Gespräch über die Reifung des Glaubens, über spirituelle Landkarten und die Einladung, Glaube als etwas Dynamisches zu begreifen – offen, wach und verbunden. Ein Gespräch mit einer Geist.Zeit Hörerin, die uns einen tollen Themenvorschlag machte für die laufende Serie «Gibt's was Neues von Gott?».
In einer ersten Folge hatten Thorsten und Andi vorgelegt und alle Hörer:innen von Geist.Zeit eingeladen, ihre eigene Antwort auf die Frage «Was fehlt, wenn Gott fehlt?» zu schreiben. Dreizehn Seiten und noch mehr sind zusammengekommen. Grosse Freude über derart viele, geistreiche und berührende Antworten. Einige davon kommen in dieser Folge anonymisiert und im Originalton zu Wort. Zu Gast ist dieses Mal Friederike Osthof, die Herausgeberin des gleichnamigen Büchleins. Das Trio widmet sich dem breiten Spektrum an Antworten und Erfahrungen rund um das Phänomen eines abwesenden Gottes. Während einige froh sind, Gott losgeworden zu sein, halten andere das Gefühl, Gott fehle, für ein selbstproduziertes Fehlgefühl. Dazwischen liegt für die meisten eine unlösliche Verbindung zwischen Gott und der Erfahrung, erkannt und geliebt zu werden, beten und hoffen zu können, getragen und aufgehoben zu sein, sinnvoll und solidarisch mit anderen zu leben. Was fehlt unserer Gegenwartskultur, wenn es Gott nicht gäbe? Und würde die Kirche etwas ohne Gott vermissen? In der Erörterung dieser Fragen wird deutlich, wie sehr die Anwesenheit und Abwesenheit Gottes zentrale Erfahrungen des Glaubens sind. Die Grenze zum Unglauben erweist sich als flüssig. Und die verheissungsvolle Stärke reformierter Kirchen scheint da zu liegen, wo Menschen erzählen und miteinander reflektieren können, wann und wie sie Gott vermissen – oder eben auch nicht.
Jetzt soll Gott auch noch behindert sein! Ist das nicht gotteslästerlich? Nein, von Blasphemie keine Spur in der neuen Folge Geist.Zeit. Es geht um die tiefe Sehnsucht, von Gott gesehen, verstanden und erkannt zu sein. Und zwar genau so, wie ich bin. Wie können Menschen mit Behinderung glauben und gewiss sein, dass Gott sie versteht? Ein afroamerikanischer Rollstuhlfahrer antwortete darauf vor Jahren: «Wenn Gott in einem mundgesteuerten Rollstuhl säße, dann würde er uns vielleicht verstehen.» Sarah Staub kennt diese Form, nach Gott zu fragen und dabei Neues von Gott zu entdecken. Es dauerte lange, bis sie endlich eine Diagnose für ihr Leiden hatte: Ehlers-Danlos-Syndrom – eine seltene und sehr schmerzhafte Erbkrankheit. Thorsten und Andi wollten von ihr wissen, wie sie sich selbst versteht und bezeichnet, wie in Gesellschacht und Kirche über Menschen mit Behinderung geredet und mit ihnen umgegangen wird. Was sind da die Gos und die No-Gos Sarah führt ein in die Befreiungstheologie der Behinderung, die durch Nancy L. Eiesland (1964–2009) und ihr Buch «Der behinderte Gott» entwickelt worden ist. Welche befreiende Wirkung kann diese Gottesvorstellung im Leben von Menschen mit Behinderung entfalten? Warum hält der auferstandene Jesus den Jünger:innen seine Wunden hin? Hat Gott die Behinderung zu einer ewigen Signatur seines Wesens gemacht? Solche Fragen mit einer Person zu diskutieren, die sich selbst als behinderten Menschen bezeichnet, kann niemanden kalt lassen, egal ob in oder ausserhalb der Kirche.
Was fehlt, wenn Gott fehlt?

Was fehlt, wenn Gott fehlt?

2025-03-0201:07:291

Atheismus war einmal. Heute ist es nur noch eine Minderheit, die den Glauben ausdrücklich negiert. Es gibt noch Menschen, für die die Abwendung von Gott keine Verlust-, sondern eine Befreiungserfahrung ist. Viele aber lehnen Gott nicht ab und vermissen ihn auch nicht. Das Thema spielt keine Rolle für sie. Die Gottesfrage ist ihnen nicht wichtig genug, um irgendetwas zu vermissen und zu bedauern. Andi und Thorsten diskutieren diese Entwicklung: ist der Verzicht auf Gott für die meisten Menschen einfach völlig folgenlos? Was heisst das für Kirche und Theologie, die sehr lange davon ausgegangen sind, dass alle Menschen letztlich auf Religion angelegt sind und in irgendeiner Weise Halt suchen in religiösen Formen und Symbolen? Kann sich die Kirche neu verstehen als Gemeinschaft mit einem Sonderinteresse, das für die meisten Menschen völlig uninteressant ist? Und sie diskutieren Beispiele von Menschen, die sehr wohl sagen: Ich glaube nicht an Gott, aber er fehlt mir. Auch wenn ich nicht mehr klassisch an Gott glauben kann, ist mir der Gottesgedanke wichtig. Und sie lernen: Was fehlt, wenn Gott fehlt, ist sehr stark abhängig davon, was man unter Gott versteht.
Warum leide ich? Warum müssen wir zusehen, wie Menschen, die wir lieben, Schweres ertragen? Wie können wir diese Erfahrung zusammendenken mit einem allmächtigen und liebenden Gott? Seit Jahrtausenden treibt diese Frage die Menschheit um. Manchen zerbricht an dieser Frage der Glaube. Und andere beschreiben ihren Glauben als letzten Halt, nicht selbst am Leiden zu zerbrechen. Ein Gott, der Leiden zur Erziehung oder als Strafe verwendet, ist für viele Menschen nicht mehr glaubwürdig. In der Moderne ist eine neue Antwort auf diese Frage entstanden: Gott ist nicht derjenige, der uns leiden lässt. Gott ist vielmehr die Instanz, die uns im Leiden bedingungslos nah ist, die mitleidet und unser Leiden so erträglicher macht. Andi und Thorsten diskutieren die Frage, was sich denn über Gott im Leiden sagen lässt. Hilft die Antwort, dass Gott mitleidet? Ist das eine oder gar die entscheidende biblische Antwort? Oder ist diese Antwort im Grunde gar nicht hilfreich, wie es der katholische Theologe Karl Rahner einmal sagte: «Es nützt mir doch nichts, wenn es Gott genauso dreckig geht wie mir?»
Andi Loos und Thorsten Dietz setzen ihre Reihe «Neues von Gott» fort und diskutieren Jordan Petersons Bestseller über Gott: We Who Wrestle With God. 2018 wurde Peterson in der New York Times als derzeit einflussreichster, westlicher Intellektueller bezeichnet. Warum hat ein in der wissenschaftlichen Welt kaum bekannter kanadischer Psychologieprofessor in den sozialen Medien eine solche Reichweite? Wie lässt sich sein erheblicher politischer Einfluss erklären? Und warum finden ausgerechnet seine Vorträge zur Bibel so viel Beachtung, sowohl bei konservativen Gläubigen als auch bei spirituell Suchenden? Andi und Thorsten zeichnen nach, was Peterson unter Gott und Glaube als Ringen mit Gott versteht. Sie arbeiten heraus, warum er von vielen (vor allem jungen Männern) so positiv und bestärkend empfunden wird. Sie wundern sich aber auch, wie eine religiös liberale Herangehensweise an die Bibel zusammenpasst mit der oft autoritären Moralität seiner Schlussfolgerungen. Sie setzen sich kritisch auseinander mit Petersons Versuch, die Bibel für seinen Kulturkampf von rechts zu instrumentalisieren und fragen sich, wie Theologie und Kirche in Europa auf diese öffentliche Verbindung von Christentum und Autoritarismus reagieren können.
Es weihnachtet sehr, als die Christenheit im Jahr 325 in Nizäa in der Nähe des heutigen Istanbul zum ersten Mal ein gemeinsames Glaubensbekenntnis formuliert: Jesus Christus, der Sohn Marias, ist Gott! Heute kennen es nur noch Expert:innen. Kaum jemand versteht wirklich, was da über Gott als Vater, Sohn und Heiligen Geist gesagt wird. Thorsten und Andi auch nicht. Aber sie staunen nicht schlecht, wie mutig die Kirche damals war und sich auf ausserbiblische und philosophische Konzepte einliess. Was dabei herauskam war eine Revolution im Gottesverständnis. Aber halt: Kam das nicht alles zustande auf Druck des machtgierigen Kaisers Konstantin? Und was die damals über Gott gesagt haben – kann das heute noch eine Rolle spielen?
«Prüft alles und behaltet das Gute.» (1Thess 5,21) Was zuerst wie eine Allerweltsweisheit klingt, hat es auf den zweiten Blick in sich. Paulus traut es der jungen Gemeinde in Thessaloniki zu, prophetische Verkündigung, d.h. ein geisterfülltes Reden von Gott her prüfen und beurteilen zu können. Gemeinsam überlegen Andi und Thorsten, was dieses Wort aus dem ältesten Text des Neuen Testament heute bedeuten kann. Und sie erkennen darin einen Kompass, der mitten in unserer Zeit zwischen totaler Skepsis und autoritären Versuchungen eine Hilfe zur Zeitgeistnavigation bietet: Kritische Verantwortung und geisterfüllte Offenheit gehören zusammen - sowie die Liebe zu Gott, zum Nächsten und zu sich selbst.
Gemeinsam mit Konrad Schmid, Professor für Altes Testament fragen Andi und Thorsten zurück nach den Anfängen des biblischen Gottes. In der Bibel ist der Gott Israels erst einer von vielen Göttern, dann der höchste und schliesslich der eine Gott – in strikter Unterscheidung von allem, was Welt ist. Wie kam es zu dieser unwahrscheinlichen Entwicklung? Ausgerechnet in einem Volk, das gleichzeitig in seiner Geschichte durch die Grossmächte der alten Welt immer stärker unter Druck geriet? Was können wir heute aus dieser fortschreitenden Entdeckung Gottes lernen? Und benötigt auch unser Gottesdenken neue Wandlungen?
Nicht mehr leben wollen, assistierter Suizid: das sind bis heute sensible Fragen. In dieser Sonderfolge des theologischen Podcasts Geist.Zeit führt Thorsten Dietz ein Gespräch mit Menschen, die in unterschiedlichen Weisen betroffen und beteiligt gewesen sind, wenn Menschen aus dem Leben scheiden möchten bzw. es tun. Gemeinsam ringen sie um Worte. Wie kann gutes Leben bis zuletzt gelingen – und gutes Sterben? Gibt es erfülltes Leben trotz unerfüllter Wünsche? Wie lernen wir, rechtzeitig miteinander ins Gespräch darüber zu kommen, wie wir sterben wollen und wie nicht?
In dieser Folge dreht sich alles um Kreativität. Die ist aktuelles Forschungsthema von Miriam Rose, Professorin an der Uni Basel. Im Gespräch mit Thorsten und Andi macht sie klar: Kreativität ist nicht reserviert ist für die Genies und Künstler:innen dieser Welt. Jede und jeder ist kreativ bis hinein in die kleinen Entscheidungen des Alltags. Aber leiden wir heute nicht unter einer Tyrannei der Kreativität, in der wir ständig kreativ rüberkommen müssen? Wie lässt sich der komplexe Prozess der Kreativität beschreiben? Verdanken wir unsere schöpferischen Qualitäten der kreativmachenden Schöpferkraft Gottes? Und ab wann wird menschliche Kreativität problematisch? Und Neues von Gott gibt es schliesslich auch in dieser Folge, nämlich dass es für Gott selbst authentisch Neues gibt.
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