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Über Leben und Tod des jüdischen Amateur-Jazzpianisten Alfred Hochhaus, der 1939 Telfs verlassen musste und 1941 nach einer zwei Jahre dauernden Flucht aus dem nationalsozialistischen Österreich in einem serbischen Dorf von österreichischen Wehrmachtssoldaten ermordet wurde. Gelesen hat Rainer Egger.
1823 gründete ein elitärer Kreis von Tiroler Beamten, Adeligen und Geistlichen einen Verein zum Aufbau eines „vaterländischen Museums, dessen Beförderung und Schutz Seine kaiserliche Hoheit erst kürzlich gnädigst zu übernehmen geruht hatten, und welche Anstalt … dadurch ausgezeichnet wurde, daß ihr nach ihrem hohen Protektor der Name Ferdinandeum beigelegt wurde.“ Teil 1 der Gütinandeum-Trilogie geht der Frage nach: Wer war dieser Ferdinand? Gelesen hat Rainer Egger.
Kann Spuren von Französischer Revolution enthalten. Oder die komplexe Geschichte einer Hymne. Teil 03. Auch der Komponist der Tiroler-Landeshymnen-Melodie hat nur in einem ganz modernen Sinn etwas mit Tirol zu tun, stammte er doch aus Klosterneuburg und konnte seine nationalmusikalischen Rollen wechseln wie die Hemden – mal Tiroler, mal Kärntner, mal Steirer – all das war für den Niederösterreicher kein Problem. Dementsprechend haben seine Hofer-Melodie deutschnationale Burschenschafter, habsburg-treue Militärkapellmeister, kämpferische Arbeiterdichter und -chöre und auch die FDJ, die „Freie Deutsche Jugend“ der DDR, die Genosse Erich Honecker gegründet hatte, für ihr „Liedgut“ genützt. Performativ handelt es sich also bei der gesetzlich geschützten Landeshymne um eines der zentralen Werke der Postmoderne … anything goes.
Gelesen haben Rainer Egger und Johann Nikolussi.
Kann Spuren von Französischer Revolution enthalten. Oder die komplexe Geschichte einer Hymne. Teil 02. Zuletzt hat ein Tiroler Politiker Anfang der 1990er Jahre Überlegungen angestellt, ob eine Hymne noch zeitgemäß sei, die für Tirol „Brüder“ in Deutschland sieht – noch dazu in einem „Deutschen Reich“, das sich „in Schmach und Schmerz“ windet, weil ein Tiroler Kommandant erschossen wurde? Damals stand Österreich kurz vor dem Beitritt zur Europäischen Union. Die Reaktionen auf die Überlegungen waren heftig. Geändert wurde an der Hymne allerdings nichts.
Gelesen haben Rainer Egger und Johann Nikolussi.
Kann Spuren von Französischer Revolution enthalten. Oder die komplexe Geschichte einer Hymne. Teil 01. Der Autor der seit 1948 gesetzlich geschützten Tiroler Landeshymne war ein evangelischer Burschenschafter und Freimaurer aus Sachsen, der Komponist war ein fahrender Musikant – mal Steirer, mal Kärntner, mal Tiroler – aus Klosterneuburg. Seine Melodie hat letztendlich nicht nur Burschenschafter, die sich inniglich nach einem »Deutschen Reich« sehnten, entzückt, sondern auch kämpferische Dichter der Arbeiterbewegung und Musikfunktionäre der DDR, sodass auch Wladimir Putin die Melodie bei seinem Tirolbesuch 2001 erkannte.
Gelesen haben Rainer Egger und Johann Nikolussi.
Über das Leben in einem ehemaligen Kriegsgefangenen- und in einem ehemaligen Gestapo-Lager am Stadtrand von Innsbruck in den 1950er Jahren. Damals wohnten in ganz Innsbruck fast 900 Haushalte in Baracken – über die ganze Stadt verteilt. Allein im ehemaligen von der Gestapo betriebenen Arbeitserziehungslager Reichenau hat die Stadt bis in die 1960er Jahre zeitweise über 170 Familien einquartiert. Über das Leben der „Barackeler“ in der Reichenau berichteten zwei ehemalige Bewohnerinnen …
Gelesen hat Johann Nikolussi. Musik von Bert Breit.
Der Südtiroler Politiker und Journalist Friedl Volgger (1914–1997) war als „Dableiber“ 1944 im Gestapo-Lager Innsbruck-Reichenau inhaftiert. In seinem Buch „Mit Südtirol am Scheideweg“ widmete er 1984 dieser Station auf dem Weg in das KZ Dachau ein ganzes Kapitel. Volggers Erinnerung an "die Reichenau" hat man jedoch in Nordtirol bisher kaum wahrgenommen. Schließlich benennt er die Rolle das Lagers als lokales Arbeitskräftereservoir, das unter anderem auch die Stadt Innsbruck genutzt hat, ganz offen … Gelesen hat Johann Nikolussi. Musik Bert Breit.
Die vergessenen Interventionen des Feldrabbiners Dr. Josef Sagher in den Jahren 1909 bis 1911 u. a. beim Papst in Rom gegen den in der Ritualmordlegende von Rinn. Anläßlich des Gedenkens an die Opfer des Pogroms am 9. November 1938 erinnern die Musiksammlung des Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum und das Gemeindemuseum Absam an Dr. Josef Saghers frühen Kampf gegen den Anderl-von-Rinn-Kult. Gelesen hat Johann Nikolussi.
Vor 60 Jahren, im April 1961, begann in Jerusalem der Prozess gegen Adolf Eichmann. Anfangs war vor Gericht nicht klar, ob Eichmann Österreicher oder Deutscher sei, ist er doch in Oberösterreich aufgewachsen, wurde dort politisch sozialisiert und ist in Österreich NSDAP-Mitglied geworden. Und auch bei seiner Flucht 1950 spielten Österreicher eine wichtige Rolle. Univ. Prof. Dr. Gerald Steinacher beschäftigt sich seit zwei Jahrzehnten mit der Fluchthilfe für NS-Täter. Gelesen hat Johann Nikolussi.
Am 15. April 2021 wurde nach 45 Jahren und nach hartnäckigen Interventionen von Markus Wilhelm das Straßenschild mit der Aufschrift „Jakob-Kopp-Straße“ in Imst ausgetauscht. Die heißt jetzt „Bergstraße“. Vom Mundartdichter Jakob Kopp (1871–1960), der aber nicht in Imst, sondern in Hall in Tirol seine Hymnen auf das NS-System 1938 und 1944 verfasst hat, handelt diese Episode. Für Kopp – wie für viele andere – war die Befreiung 1945 eine „Zäsur ohne Folgen“. Gelesen haben Rainer Egger und Johann Nikolussi.
Am 26. Februar 1994 haben zwei Jugendliche in Innsbruck Wolfgang Tschernutter im Schlaf vor dem Höttinger Hallenbad zu Tode geprügelt. Dieser Mord sollte in Innsbruck deshalb nicht vergessen gemacht werden, weil das Opfer der beiden Jugendlichen wohnungslos gelebt hat. Der Komponist Bert Breit (1927–2004) widmete 1996 sein Klaviertrio „Schibboleth“ der Erinnerung an Wolfgang Tschernutter. Gelesen haben Rainer Egger und Johann Nikolussi.
In einem Gespräch mit dem Tonholzhändler Georg Fuchs geht es um die Besonderheiten des Tonholzes und das Handels damit. Georg Fuchs erläutert im Gespräch von einem Bauteil der Violine zum nächsten die speziellen Holzarten, ihre Eigenschaften, ihren Einfluss auf den Klang und die Vorlieben von Geigenbauern, die bei ihm einkaufen. Gelesen hat Johann Nikolussi. Musik Bert Breit.
Im Sommer 1896, vor 125 Jahren, war das von Münchner Spezialisten der Dekorationsmalerei im Eilzugstempo hergestellte „Collosal Rundgemälde: Schlacht am Berg Isel“ fertig. // Im März 2011 wurde am Berg Isel das Tirol-Panorama eröffnet, in dessen Zentrum dieses in vielen historischen Details verfälschte Bild steht. // 1917 rückten im Habsburger Imperium narrative Elemente in den Vordergrund der Kriegspropaganda: Krieg, Tod, Schlacht mussten in eine weit zurückreichende Geschichte, eine Mission eingeordnet werden. Damit war die Stunde für das "Schlachten-Panorama Berg Isel" gekommen. Es wurd nach Wien zur Kriegsausstellung verfrachtet. Alfred Polgar schrieb darüber eine bis heute gültige Glosse. Gelesen haben Rainer Egger und Johann Nikolussi. Musik von Bert Breit.
Jan Assmann schreibt: „In ihrer kulturellen Überlieferung wird eine Gesellschaft sichtbar: für sich und für andere. Welche Vergangenheit sie darin sichtbar werden und in der Wertperspektive ihrer identifikaktorischen Aneignung hervortreten lässt, sagt etwas über das, was sie ist und worauf sie hinaus will.“ In diesem Sinn wird am Landhaus- bzw. Wallnöfer-Platz in Innsbruck gewollt und ungewollt vieles sichtbar. Gelesen haben Johann Nikolussi und Rainer Egger.
Zwei Audio-Dokumentationen des Medienkünstlers Lucas Norer, die akustische Dimensionen des Befreiungsdenkmals aus dem Jahr 1948 auf dem Landhausplatz in Innsbruck zum Thema machen: Wie klingt ein Denkmal? Wie klingt ein Gedenkort? Wie charakterisiert Klang einen Ort? Und eine gekürzte Fassung des Denkmal-Essays von Robert Musil aus dem Jahr 1927. Gelesen hat Rainer Egger.
2006 hat Ruth Klüger (1931–2020) den Aufsatz „Mißbrauch der Erinnerung: KZ-Kitsch“ veröffentlich. Sie erinnert vehement daran, dass das Erinnern kein kategorischer Imperativ ist, kein Sollen oder Wollen, schon gar kein Verdienst, sondern Erinnern ist ein psychologischer Normalzustand. Die Störung oder das Erlöschen der Erinnerung dagegen ist krankhaft. Demnach ist die Frage nach dem Erinnern eine Frage des „Wie“, nicht des „Ob“. Eine gekürzte Fassung dieses Textes war am 9. November 2020 im Ferdinandeum in Innsbruck als Teil 3 des Abends mit der Klaviersonate „27. April 1927“ von Karl Amadeus Hartmann vorgesehen. Gelesen hat Rainer Egger. Musik Bert Breit.
Am Montag, 23. April 1945 wurde im KZ Dachau die Bildung eines Häftlingszuges befohlen. Dieses „Kommando Ötztal“, bestehend aus 1700 bis 1800 jüdischen, sowjetischen und deutschen Gefangenen, sollte vermutlich die Errichtung eines Großwindkanals im Tiroler Ötztal vorantreiben, damit die letzte „Wunderwaffe“, das strahlgetriebene Flugzeug, im Herbst 1945 den Krieg entscheiden hätte können. Aber viele der insgesamt ca. 10.000 Menschen aus Dachau, die Ende April Richtung Tirol getrieben und gefahren werden, erreichen die Grenze nicht mehr lebend. Albert Knoll von der KZ-Gedenkstätte in Dachau berichtet von diesem Todesmarsch.
Das Ziel der Todesmärsche aus dem KZ Dachau Ende April 1945 war Tirol und der Komponist Karl Amadeus Hartmann war ein Augenzeuge davon. Am 27. April 1945 sieht er unmittelbar vor seinem Haus in Kempfenhausen am Starnberger See, wie SS-Männer hunderte entkräftete und ausgehungerte Häftlinge Richtung Alpen treiben. Hartmann, der sich zwischen 1933 und 1945 dem NS-Regime verweigert und daher nicht aufgeführt wird, versucht in den letzten Tagen des Nazismus dem Vergessen der Todesmärsche mit der Komposition einer Klaviersonate entgegenzutreten. Sie erhält den Titel »27. April 1945«. Gespielt hat Michael Schöch.
Ein Gespräch mit dem Musikwissenschaftler Dr. Franz Gratl: Die Geschichte der Musikkapellen reicht weit zurück und verliert sich mitunter in Legenden und Mythen. Musikkapellen sind – jenseits der Musikgeschichte – auch als Teil einer obrigkeitlich geförderten Öffentlichkeit von Interesse: Ihre große Zahl, ihre flächendeckende Verbreitung und ihre Sozialstruktur sind einerseits ein Spiegelbild der regionalen Gesellschaft. Andererseits bilden ihre Musik, ihr Auftreten und die den Musikkapellen zugeordnete symbolische Bedeutung eine zentrale kulturelle Dimension von Macht … nicht nur in Tirol.
Michael Gaismair, der sich am 7. Oktober 1525 durch Flucht aus der Gefangenschaft Ferdinands befreit hatte, brütete während der Wintermonate 1525/26 über einer Landesordnung, die zu jenen Texten des Bauernkrieges gehört, die am meisten Interesse auf sich gezogen haben. Das war Republikanismustheorie pragmatischen, nicht utopischen Zuschnitts. Das Kopfgeld, das Ferdinand 1526 auf ihn ausgesetzt hat, führt allerdings erst sechs Jahre später zur Ermordung Gaismaiers in Padua. Es lesen Rainer Egger und Johann Nikolussi. Musik von Bert Breit.























