Was heißt es überhaupt, Texte eines Philosophen (wie Kant) zu lesen? Warum tun wir das, und was können wir aus der Philosophiegeschichte lernen? Auf diese Fragen gibt Dieter Schönecker einige Antworten. Und am Ende gibt es Kritik und eine Überraschung.
Wann ist es erlaubt, den Tod eines Menschen in Kauf zu nehmen, um mehrere Menschen zu retten? Das ist im Kern die Frage, um die es im sogenannten Trolley-Problem geht. In verschiedenen Situationen muss entschieden werden, ob fünf Personen durch eine Straßenbahn umkommen oder nur eine. In dieser Folge sprechen Jürgen Wiebicke und Elke Elisabeth Schmidt über die Frage, was Kant zu diesem Problem sagen würde.
Kant lebte im Optimismus der Aufklärer mit Blick auf eine bessere Zukunft. Seinerzeit konnte er nicht vorhersehen, welche Konsequenzen mit der Realisierung des "Bacon-Projekts" der wissenschaftlich-technischen Naturbeherrschung verbunden sein werden. Hans Jonas hat nicht nur das Bacon-Projekt, sondern auch Kant dafür kritisiert, dass dieser in seiner Ethik die Perspektive der Vorsorge vernachlässigt hat. Kant würde seine Ethik nur auf die Pflichten zwischen gleichzeitig existierenden Menschen beziehen. Mit Jonas stellt sich die moralische Frage, ob und inwiefern es eine Menschheit auch weiterhin geben soll.
Immanuel Kant definierte Aufklärung als den Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Heute wird die Fähigkeit, sich des eigenen Verstandes zu bedienen, durch den Aufstieg der künstlichen Intelligenz, die Fragmentierung des öffentlichen Raums und die technologische Aufmerksamkeitsökonomie ausgehöhlt. Kants Diagnose ist zutreffender denn je, aber die Frage ist, ob sein Heilmittel noch stark genug ist. Sven Bernecker und Sofie Møller von der Universität zu Köln diskutieren, wie wir Aufklärung in Zeiten der künstlichen Intelligenz denken müssen.
Was bedeutet es, jemanden mit Feindseligkeit zu behandeln? Kann das jemals angemessen sein, oder ist es immer falsch? Über diese Fragen diskutieren Jürgen Wiebicke und Corinna Mieth.
Können wir wirklich wissen, dass die Außenwelt existiert? Was, wenn alles, was ich sehe, nur ein Traum ist? Oder noch schlimmer: Was, wenn ein böser Dämon oder ein verrückter Wissenschaftler mich so manipuliert, dass ich glaube, was ich glaube? All dies sind skeptische Szenarien, mit denen sich die Philosophie seit ihren Anfängen auseinandersetzt. Alle großen Philosophen, einschließlich Kant, haben versucht, sie auf die eine oder andere Weise zu widerlegen. In dieser Folge sprechen Jürgen Wiebicke und Mahdi Ranaee über Kants Antwort auf zwei Formen des Skeptizismus.
Unter dem Bösen versteht man ein gravierendes moralisches Übel (d.h. eine Schädigung grundlegender fremder Interessen durch das Handeln anderer), und zwar ein Übel, das von Menschen aus niedrigen Motiven verursacht wird: besonders aus Hass, Neid, Besitzgier, Machtstreben, Genusssucht oder übersteigertem Geltungsbedürfnis. Damit wir etwas als böse bezeichnen können, muss es eine tiefgehende Missachtung oder Geringschätzung anderer aufweisen. Aber die Definition des Bösen als eines absichtlichen Gesetzesverstoßes wäre für Kant zu oberflächlich. Vielmehr thematisiert er das Problem auf der Basis seines Maximenbegriffs und erklärt es als radikale Verkehrtheit der prinzipiellen Maximenordnung.
In der Aufklärungsphilosophie Kants bilden Freiheit, Frieden und Recht einen normativen Dreiklang, d.h., die drei zusammen stützen und fördern einander: Das Recht soll in einer Republik die äußere Freiheit aller ordnen und gliedern, dies führt wiederum auf höherer Ebene zwischen den Republiken zu friedlicher Koexistenz. Mit dem normativen Ideal einer Vereinigung von Freiheit und Recht stellt Kant nicht nur eine praktische Idee auf, sondern zugleich ein eindeutiges Kriterium, um den Ist-Zustand des Politischen genau zu bestimmen und kritisieren zu können, wie etwas an ihm verbessert werden kann.
Wenn Eltern ein Kind in die Welt setzen, dann haben sie diesem kleinen, hilflosen Wesen gegenüber bestimmte Pflichten: Sie müssen es erhalten, versorgen, schützen etc. Solche Elternpflichten formuliert auch Kant. Aber warum genau haben Eltern diese Pflichten und Kinder entsprechende Kinderrechte? Und welche Rechte kommen im Gegenzug den Eltern zu? In dieser Folge diskutieren Jürgen Wiebicke und Larissa Berger über Erziehung, den unbedingten Wert von Kindern und natürlich die Liebe.
Neben dem Verfassen seiner wichtigsten moralphilosophischen Werke hat Kant sich umfassend mit dem Thema Rasse beschäftigt. Für viele gilt er heute als Begründer der "wissenschaftlichen" Rassentheorie. Doch inwiefern ist Kants Rassentheorie rassistisch? Und wie sollen wir heute damit umgehen?
„Was darf ich hoffen?“ lautet Kants berühmte dritte Frage. Aber warum sollten wir überhaupt eine Erlaubnis zum Hoffen brauchen? Claudia Blöser und Jürgen Wiebicke sprechen darüber, wie Kant diese Frage beantwortet, was er zum Verhältnis von Hoffen und Handeln zu sagen hat – und was das angesichts düsterer Zukunftsaussichten in Zeiten der Klimakrise für uns heute bedeuten könnte.
„Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren.“ So steht es in Artikel 1 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte. Was hat unser heutiges Verständnis von Menschenrechten und Menschenwürde mit Kant zu tun? Das diskutieren Marie Göbel und Jürgen Wiebicke in dieser Podcast-Folge.
Kants Aufklärungsprojekt ist eine bleibende und von der ganzen Menschheit zu übernehmende Aufgabe. Eine ‚Dialektik dieser Aufklärung‘ gibt es nicht, denn sie fordert uns auf, nicht hinter den Möglichkeiten eines freiheitlichen Handelns gemäß unserem besten Wissen zurück zu bleiben und dadurch zu dem zu werden, was wir sein können. Diese Aufgabe durch sophistische Gelehrsamkeit ‚wegzuvernünfteln‘ ist selbst unaufgeklärt und ein Rückfall in die Barbarei der Unfreiheit.
„Handle so, dass du die Menschheit, sowohl in deiner Person als auch in der jedes anderen, jederzeit zugleich als Zweck, niemals bloß als Mittel brauchest.“ Was bedeutet es, jemanden als Zweck zu behandeln? Jemanden als bloßes Mittel zu behandeln ist damit unvereinbar. Aber es gibt noch andere Formen, andere nicht als Zweck zu behandeln: sie zu ignorieren, wenn sie Hilfe brauchen, oder sie als bloße Hindernisse anzusehen. Schließlich ist die Frage, ob Kants Formel auch Bosheit erfassen kann.
Widerspricht der Urknall Kants theoretischer Philosophie? Cord Friebe und Jürgen Wiebicke sprechen über Kant und die aktuelle Physik.
Gibt es in der Geschichte der Menschheit eine Bewegung nach vorne, obwohl wir ständig Rückschritte erleben? Sven Bernecker und Sofie Møller erklären, warum Kant rechtlichen und moralischen Fortschritt zusammen denkt und wie Rechtsinstitutionen uns zu besseren Menschen machen können.
Manchmal werden wir im Museum oder im Konzert unerwartet in einen ganz besonderen Zustand versetzt – wir machen eine ästhetische Erfahrung. Was sagt Kant zu solchen Erfahrungen? Welche Rolle spielen dabei Gefühle? Und inwiefern kann Kunst das Unsagbare ausdrücken? Jürgen Wiebicke und Larissa Berger sprechen über diese und weitere Fragen.
Kant ist dafür berüchtigt, jedes Recht auf Widerstand abzulehnen. Aber ist das wirklich so? Und was würde Kant über zivilen Ungehorsam sagen, so wie wir in seit einiger Zeit wieder verstärkt vor dem Hintergrund der sogenannten Klimakrise erleben? Jürgen Wiebicke im Gespräch mit Dieter Schönecker.
Frieden ist für Kant der höchste Zweck und die abschließende (regulative) Idee des Politischen und des Rechts. Wahrer Frieden besteht nicht in einer vorübergehenden Zeit ohne Krieg (das wäre bloßer Waffenstillstand ohne endgültige Sicherheit), sondern darin, dass gar kein Krieg mehr geführt werden kann. Kriege entstehen durch Konflikte souveräner Staaten (bzw. auch schon mit staatsähnlichen Gebilden). Will man also schon die Möglichkeit des Krieges verhindern, müssen die Staaten in einem solchen Bund („Völkerbund“) vereinigt werden, der den Staaten zwar nicht ihre politische Souveränität nimmt, sie aber wechselseitig verpflichtet und sicherstellt, dass Angriffskriege gemeinsam gemäß dem Völkerrecht bekämpft und ausgeschlossen werden. Diese Bildung eines föderalen Staatenbundes sieht Kant als zwar langwierigen Prozess, aber als die notwendige Aufgabe und den Endzweck freier Republiken.
Was sagt Kant über Bettler? Hätte er ihnen Geld gegeben? Jürgen Wiebicke und Corinna Mieth diskutieren über Kants Konzeption von Wohltätigkeit. Welche Pflichten haben wir gegenüber Menschen, die in Armut leben? Warum kann Hilfe zu Undankbarkeit führen? Kannte Kant das Problem struktureller Ungerechtigkeit?
Charles Lorenz
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