Kontext

«Kontext» ist der Podcast zu relevanten Themen aus Kultur und Gesellschaft – hintergründig, mutig und überraschend.

Arbeiten mit über 65

Fast jede vierte Person in der Schweiz arbeitet auch nach Erreichen des Rentenalters weiter: 190'000 Menschen. Die Hälfte davon ist selbständig. Besonders häufig bleiben Führungskräfte im Erwerbsprozess. Was bewegt Leute im AHV-Alter, (noch) nicht den verdienten Ruhestand zu geniessen? * 70% arbeiten aus Freude am Beruf weiter * 30% vor allem wegen des Geldes * Teilzeit ist gefragt * Hauptsächlich in Kleinbetrieben arbeiten «Rentner» weiter * Bei Führungskräften ist die Bereitschaft am grössten * AHV, Pensionskasse: Worauf achten, wenn man mit 65 weiterarbeitet? Im Podcast zu hören sind: * Roland Amsler, Elektrokontrolleur, Dintikon AG, arbeitet nach 65 weiter * Jonathan Bennett, Prof. Dr., Berner Fachhochschule, Institut Alter * Daniel Derendinger, Finanzplaner, Geschäftsführer AVA Concept AG, Bern Bei Fragen, Anregungen oder Themenvorschlägen schreibt uns: kontext@srf.ch Mehr zum Kontext Podcast: https://srf.ch/audio/kontext

10-18
27:37

Kultur-Talk: Italien unter Giorgia Meloni – Literatur im Gegenwind

Italien ist Gastland an der Frankfurter Buchmesse. Italienische Autorinnen und Autoren warnen indessen vor Einmischungen der Politik ins kulturelle Leben. Kulturkampf in Italien? Felix Münger spricht mit Tatiana Crivelli, Professorin für italienische Literatur an der Universität Zürich. In einem offenen Brief kritisieren italienische Schriftstellerinnen und Schriftsteller, ihre Rechtsregierung unter Giorgia Meloni mische sich «erstickend» in die Kultur und den Literaturbetrieb ein. Zum Eklat kam es, weil der regierungskritische Weltautor Roberto Saviano nicht Teil der offiziellen italienischen Delegation in Frankfurt sein sollte. Tatsächlich hat Giorgia Meloni nie einen Hehl daraus gemacht, dass sie sich der «linken Hegemonie» im Kulturbetrieb «entgegenstellen» wolle. Was bedeutet die Auseinandersetzung für Italien und seine Literatur? Mehr zum Thema: Nicoletta Cosentino – mit Sugo und Pesto gegen häusliche Gewalt

10-16
27:54

Zankapfel Auto – wie geht Mobilität in der Stadt von morgen?

In Zeiten des Klimawandels werden Forderungen nach kühlenden Grünflächen, mehr Velowegen und platzsparender Fortbewegung in der Stadt immer lauter. Die Autolobby hält mit Wirtschaftsargumenten und Elektroautos dagegen. Wie sieht nachhaltige Mobilität in der Stadt von morgen aus? * Die Verkehrspolitische Umweltorganisation «Umverkehr» setzt sich dafür ein, dass der Autoverkehr in den Schweizer Städten deutlich reduziert. * Die Vereinigung der offiziellen Automobil-Importeure „Auto Schweiz betont die Bedeutung des individuellen Autoverkehrs für die Wirtschaft. * Wie kann ein guter Kompromiss gelingen und wie sieht es in anderen Ländern aus? Müssen wir unsere urbane Mobilität von Grund auf neu denken? Im Podcast zu hören sind: * Silas Hobi, Geschäftsleiter der verkehrspolitischen Umweltorganisation «Umverkehr» * Peter Grünenfelder, Präsident der Vereinigung der offiziellen Automobil-Importeure «Auto Schweiz» * Thomas Sauter-Servaes, Mobilitätsforscher ZHAW Bei Fragen, Anregungen oder Themenvorschlägen schreibt uns: kontext@srf.ch Mehr zum Kontext Podcast: https://srf.ch/audio/kontext

10-15
27:49

Kultur-Talk zum Literaturnobelpreis 2024

Am 10. Oktober 2024 wurde in Stockholm der Literaturnobelpreis 2024 bekannt gegeben. Heute präsen­tieren wir die ausgezeichnete südkoreanische Autorin Han Kang, geben Einblick in ihr Werk und diskutieren den Jury-Entscheid. Im Westen wurde sie 2016 mit dem Roman «Die Vegetarierin» bekannt. Darin erzählt Han Kang von einer Frau, die von blutigen Träumen getrieben, kein Fleisch mehr essen will. Sie träumt davon, sich in eine Pflanze zu verwandeln und sich so der patriarchal geprägten Gesellschaft und ihren Zumutungen zu entziehen. Han Kang gelingt es in diesem und in anderen Büchern, eindringliche, verstörende und dennoch poetische Bilder für menschliche Probleme zu finden. Sie erzählt vom Verhältnis zwischen Männern und Frauen, Menschen und Staat und von politischer Gewalt. Zwei Literaturwissenschaftlerinnen erzählen von ihrer persönlichen Begegnung mit den Texten Han Kangs: * Salomé Meier, Literaturwissenschaftlerin und Podcasterin * Hoo Nam Seelmann, Literaturwissenschaftlerin Die Bücher von Han Kang, die im Talk erwähnt werden: * Die Vegetarierin. Übersetzung von Ki-Hyang Lee. Aufbau Verlag, Berlin 2016 * Menschenwerk. Übersetzung von Ki-Hyang Lee. Aufbau Verlag, Berlin 2017 * Deine kalten Hände. Übersetzung von Kyong-Hae Flügel. Aufbau Verlag, Berlin 2019 * Weiß. Übersetzung von Ki-Hyang Lee. Aufbau Verlag, Berlin 2020 Die mit rund einer Million Euro dotierte begehrteste Literatur-Auszeichnung der Welt wird jedes Jahr an einem Donnerstag im Oktober bekanntgegeben und am 10. Dezember, dem Todestag des Stifters Alfred Nobel, durch den schwedischen König verliehen.

10-11
27:18

Kultur-Talk: Sexueller Missbrauch – was leistet das Kirchenrecht?

Im Zuge der Missbrauchsskandale wird der römisch-katholischen Kirche vorgeworfen, sie würde mit ihrem eigenen Kirchenrecht Täter schützen und Paralleljustiz zum weltlichen Recht betreiben. Stimmt das und macht der Vergleich überhaupt Sinn? Was ist vom geplanten nationalen Kirchengericht zu halten? Dass die römisch-katholische Kirche ein eigenes Strafgesetz hat, mag manche überraschen. Doch auch andere grosse Unternehmen wie die FIFA oder Schweizer Banken haben privat geregelte Sanktionsmechanismen. In der Schweiz geht das staatliche Strafrecht immer vor. Die katholischen Bistümer können sich also nicht vom weltlichen Recht befreien, in dem sie sich auf ihr eigenes Kirchenrecht berufen. Was also kann insbesondere das Strafrecht der römisch-katholischen Kirche leisten, wenn es um die Aufarbeitung von sexueller Gewalt geht? Welche Möglichkeit bietet es, wenn Missbrauchsfälle verjährt sind? Und welche Vorteile hätte ein nationales Straf- und Disziplinargericht, dass die Schweizer Bischöfe einführen wollen? Im Kultur-Talk wird diesen Fragen zusammen mit Astrid Kaptijn nachgegangen. Sie ist Professorin für kanonisches Recht an der Universität Fribourg und Mitglied des wissenschaftlichen Beirats, der die aktuelle historische Studie zu Missbrauch im Umfeld der römisch-katholischen Kirche Schweiz begleitet. Mehr zum Thema und wie Aufarbeitung gelingen kann, beleuchtet eine aktuelle «Kontext»-Folge: Sie begleitet eine Betroffene und gewährt Einblick in kirchliche Geheimakten: https://www.srf.ch/audio/kontext/missbrauch-in-der-roem-kath-kirche-wie-gelingt-aufarbeitung?id=12649892

10-09
28:27

Sexberaterin «Dr. Ruth»: «Die Schweiz hat mir das Leben gerettet»

Die im Juli verstorbene bekannte US-amerikanische und deutsche Sextherapeutin Ruth Westheimer brach manches Tabu, wenn es um Liebesnot und Sexfrust ging. Über etwas aber konnte sie lange nicht sprechen: die Jahre als jüdisches Flüchtlingskind während des Zweiten Weltkriegs in der Schweiz. Karola Ruth Siegel, die spätere Ruth Westheimer, wächst als jüdisches Kind in Frankfurt auf. Sie ist zehn Jahre alt, als sie 1939 mit einem Kindertransport in die Schweiz geschickt wird, um sie vor dem Zugriff der Nationalsozialisten zu retten. Sie lebt bis am Ende des Zweiten Weltkriegs mit anderen Flüchtlingskindern im «Wartheim» in Heiden. Der Podcast zeigt auf, wie sie zusammen mit den anderen Kindern den Verlust ihrer Eltern und den Heimalltag zu bewältigen versucht. * Sexberatung * Shoa * jüdisches Flüchtlingskind * Kindertransport * Zweiter Weltkrieg * Nationalsozialismus * Tabu * Resilienz Im Podcast zu hören sind: * Dr. Ruth Westheimer, Sextherapeutin, Psychologin, Soziologin, Shoa-Überlebende (hist. O-Ton) * Walter Nothmann, Shoa-Überlebender (hist. O-Ton) * Marga Miller, Shoa-Überlebende (hist. O-Ton) * Prof. Iris Ritzmann, Medizinhistorikerin Bei Fragen, Anregungen oder Themenvorschlägen schreibt uns: kontext@srf.ch Mehr zum Kontext Podcast: https://srf.ch/audio/kontext

10-08
28:45

Kultur-Talk: 7. Oktober – Ein Jahr Krieg: Trauma, Tod und Extremismus

Der israelisch-schweizerische Politologe José Brunner zum Trauma des 7. Oktobers für Juden und Jüdinnnen, zum Leid in Gaza und warum er besorgt ist über faschistische Tendenzen in Israels Regierung, das Empathieverbot für Palästinenser und den religiösen Extremismus in der Region. Der Terror der islamistischen Hamas auf Israel jährt sich zum ersten Mal. Die Hamas tötete am 7. Oktober 1'200 Menschen, setzte gezielt sexuelle Gewalt ein, entführte Geiseln. Seither befindet sich Israel in einem Mehrfronten-Krieg. Das Land wird von der Hisbollah, der Huthi-Miliz und dem Iran angegriffen. Die israelische Armee hat in Gaza über 41'000 Menschen getötet, die Zerstörung Gazas ist immens, die humanitäre Lage katastrophal. Auch im besetzten Westjordanland herrschen kriegsähnliche Zustände. Die Bodenoffensive im Libanon ist in vollem Gang. Wie ist die Stimmung ein Jahr nach dem 7. Oktober in Israel? Wie geht die israelische Zivilbevölkerung mit dem Leid in Gaza und dem Libanon um? Welche Rolle spielen historische Traumatas der Juden und Jüdinnen, der Palästinenser, der Palästinenserinnen in diesem Konflikt? Welche Rolle spielt religiöser Fanatismus auf beiden Seiten?

10-04
28:49

Cybercrime – Gefahren im Netz (W)

Cybercrime-Fälle sind erschreckend häufig. «Es kann jeden treffen», sagt Serdar Günal Rütsche, Chef Cybercrime der Kantonspolizei Zürich. Interpol schätzt den weltweiten Schaden durch digitale Kriminalität pro Jahr auf 10 Billionen US-Dollar. Das sind 10'000 Milliarden. * Gehts um Geld oder um «Datenaktualisierung»? Vorsicht! * Was zu schön aussieht, um wahr zu sein, ist nicht wahr. * Strafanzeigen, leicht gemacht. * Die Polizei sucht die Nadel im Heuhaufen. * Das Vier-Augen-Prinzip: Bei Unsicherheit mit jemandem sprechen. Im Podcast zu hören sind: * Serdar Günal Rütsche, Chef Cybercrime Kantonspolizei Zürich * Marc* (22), Elektriker, Opfer eines Online-Jobbetrugs * Jasmin* (23), Studentin, hat gefälschte Computer-Hotline angerufen *Namen geändert Tipps der Schweizerischen Kriminalprävention: https://www.skppsc.ch/de/themen/internet/ Online-Anlagebetrug. Beitrag von «Kassensturz»: https://www.srf.ch/play/suche?query=Betrug+mit+Online-Anlagen Erstsendung: 12.4.2024 Bei Fragen, Anregungen oder Themenvorschlägen schreibt uns: kontext@srf.ch Mehr zum Kontext Podcast: https://srf.ch/audio/kontext

10-01
28:24

Zwischen zwei Welten: Geflüchtete Ukrainer:innen in der Schweiz

Bis zuletzt konnte sie nicht glauben, dass Russland die Ukraine angreifen würde. Dann wird Alina am 24.2.2022 von einer Explosion in der Nähe ihrer Wohnung aus dem Schlaf gerissen. Mit ihrer Tochter flieht sie aus Charkiw in die Schweiz. Heute hat sie eine Arbeit und ist unabhängig von Sozialhilfe. * Unter welchen psychischen Belastungen leiden Geflüchtete aus der Ukraine? * Wie geht es den Kindern, die teilweise parallel zur Schweizer Schule auch noch online am ukrainischen Unterricht teilnehmen? * Was fällt ukrainischen Geflüchteten in der Schweiz besonders schwer? * Wieso haben immer noch vergleichsweise wenige ukrainische Geflüchtete in der Schweiz Arbeit gefunden? * Wieso fühlen sich viele Geflüchtete aus der Ukraine schuldig? Im Podcast zu hören sind: * Alina, 43 Jahre alt, ausgebildete Ärztin aus Charkiw, die seit zweieinhalb Jahren in der Schweiz lebt * Jenya Lavicka, leitet die Koordinationsstelle «Flucht und Ankommen» und das Projekt «ArbeitCo BL» der HEKS-Geschäftsstelle beider Basel * Margarita Antoni, aktives Mitglied des Ukrainischen Vereins Schweiz Bei Fragen, Anregungen oder Themenvorschlägen schreibt uns: kontext@srf.ch Mehr zum Kontext Podcast: https://srf.ch/audio/kontext

09-27
28:00

Das Publikum berühren: Ein junges Orchester denkt Klassik neu

Anton Bruckner gemischt mit Milonga, Jazz und Improvisation, ohne Noten und Dirigent, dafür mit Licht-Inszenierung und Choreographie: Das Berliner Stegreif Orchester erobert mit seinem Programm #freebruckner die Konzertsäle, auch in der Schweiz. Dem traditionellen klassischen Sinfoniekonzert haftet ein Stigma an: Die Orchestermusikerinnen und -musiker sitzen in Fräcken und feinen Kleidern auf einer grossen Bühne hinter ihren Notenständern, ein Dirigent oder eine Dirigentin schlägt den Takt, und das Publikum muss still sitzen und lauschen, bis der letzte Ton erklungen ist – erst dann darf geklatscht werden. Gerade junge Menschen schreckt dieses Setting ab. Dass es auch anders geht, zeigt ein junges Ensemble aus Berlin: Stegreif – The Improvising Symphony Orchestra. Seit 2015 erobern die 30 jungen Musikerinnen und Musiker die Konzertbühnen Deutschlands – und waren in diesem Jahr erstmals in der Schweiz zu hören, beim renommierten Lucerne Festival. Was machen sie anders als traditionelle Sinfonieorchester? Wie gelingt es ihnen, junges Publikum für klassische Musik zu begeistern? Und wie funktioniert ihre basisdemokratische Organisationsstruktur? * Das Stegreif Orchester spielt ohne Noten, ohne Dirigent, dafür mit Schlagzeug, E-Gitarre und ganz viel Freiheit: Wie funktioniert das konkret? * Ihr neuestes Programm #freebruckner denkt die 7. Sinfonie von Anton Bruckner weiter: Orchestermitglied Alistair Duncan hat die Sinfonie neu arrangiert, rekomponiert – und viel Raum für freie Improvisation geschaffen. Im Podcast zu hören sind: * Lorenz Blaumer, Künstlerische Co-Leitung Stegreif – The Improvising Symphony Orchestra * Anne Anne-Sophie Bereuter, Geigerin und Vorstandsvorsitzende im Stegreif Orchester * Milena Gutjahr, Geigerin im Stegreif Orchester * Alexander Steinbeis, Intendant des Internationalen Musikfestivals Kissinger Sommer Bei Fragen, Anregungen oder Themenvorschlägen schreibt uns: kontext@srf.ch  Mehr zum Kontext Podcast: https://srf.ch/audio/kontext

09-24
25:58

Bergwerkmusik: Beat Gysin bringt den Schiefer zum Singen

Die Räumlichkeit der Musik fasziniert den Basler Komponisten und Chemiker Beat Gysin. Für seine neuste Komposition befasst er sich mit Gesteinen und macht vier Schweizer Bergwerke zum Konzertort: Bergwerkmusik. Die Schweiz ist ein Bergwerkland, denn die Liste an unterirdischen Minen ist lang. Die wissenschaftliche Neugier und der Wunsch nach dem schnellen Geld trieb die Menschen an, Rohstoffe in den Bergen zu suchen. Ihre Geschichte ist geprägt durch Enttäuschung. Roger Widmer ist Bergwerkforscher und Autor und hat gemeinsam mit dem Komponisten Beat Gysin, das Projekt Bergwerkmusik auf die Beine gestellt. Dabei ist das Eintreten ins Berginnere wie eine Reise zu sich selbst. * Wie klingen Salz, Schiefer, Eisen und Asphalt? * Wir blicken zurück auf die Bergwerkgeschichte der Schweiz. * Bergwerkmusik ist eine Suite der Stille. Wie kann Stille unterschiedlich erlebt werden? * Was ist das Potenzial der Räumlichkeit in der Musik? * Bergwerkmusik: Ein Erfahrungsbericht. Im Podcast zu hören sind: * Beat Gysin, Komponist und Chemiker * Roger Widmer, Bergwerkforscher und Autor * Francisca Näf, Mezzosopranistin Buchhinweis: Roger Widmer. Bergwerke. Schweizer Bergbau – Die Geschichte von Glücksrittern. AS Verlag 2024. Bei Fragen, Anregungen oder Themenvorschlägen schreibt uns: kontext@srf.ch Mehr zum Kontext Podcast: https://srf.ch/audio/kontext

09-20
26:26

Musikalische Schmankerl in luftigen Höhen: Kurorchester im Engadin

Die Camerata Pontresina ist das letzte Kurorchester der Schweizer Alpen. Jeden Sommer bringt sie eine Waldlichtung am Ortsrand zum Klingen – seit 1910. Damals gab es im Engadin lauter solche Orchester: Sie lieferten den Soundtrack für das Kurleben und spielten in den Grand Hotels zum Tanz auf. * Im Sommer bespielt die Camerata Pontresina täglich den Konzertpavillon im Taiswald. Auf dem Programm stehen allerlei musikalische Schmankerl: Musicalpotpourris und Opernouvertüren, Filmmusik, Polkas und Walzer. * Klarinettist Xaver Fässler ist seit 30 Jahren dabei und mittlerweile Intendant der Camerata Pontresina. Er ist es gewohnt, dass auch mal Hunde bellen oder kleine Kinder auf der Bühne spielen. Wenn ein Vogel mitten in seinem Solo zu singen beginnt, zwitschert er auf der Klarinette zurück. * Salonorchester wie die Camerata Pontresina haben im Engadin eine lange Tradition: Ab den 1860er Jahren bis nach dem Zweiten Weltkrieg spielten sie in Hotels und Kurhäusern auf. * Diese Musikensembles unterhielten die Kur- und Feriengäste, die aus aller Welt ins Engadin kamen: Sie untermalten Trinkkuren, Sportevents und Mahlzeiten. Bei den Bällen in den Grand Hotels spielten sie bis spät in die Nacht. * Die Musikerinnen und Musiker wurden für die Feriensaison engagiert. Sie spielten mehrere Konzerte am Tag. Dafür schöpften sie jeweils aus einem Repertoire von weit über 1000 Stücken. * In Pontresina wird diese musikalische Tradition bis heute gepflegt: Seit 1910 spielt die Camerata Pontresina im Taiswald. Mittlerweile ist sie das letzte offizielle Kurorchester in den Schweizer Alpen. Im Podcast zu hören sind: * Xaver Fässler, Klarinettist und Intendant der Camerata Pontresina * Cordula Seger, Leiterin des Instituts für Kulturforschung Graubünden. Mitherausgeberin des Buchs «Salonorchester in den Alpen» (Chronos Verlag, 2024), zusammen mit Mathias Gredig und Matthias Schmidt Bei Fragen, Anregungen oder Themenvorschlägen schreibt uns: kontext@srf.ch Mehr zum Kontext Podcast: https://srf.ch/audio/kontext

09-17
26:16

Guter Arzt = guter Musiker? Ein Klischee auf dem Prüfstand

Von rituellen Heilungen in grauer Vorzeit bis zu berühmten Doppelbegabungen der Gegenwart: Musik und Medizin gehören zusammen, seit Jahrtausenden. Aber warum eigentlich? Warum sollten musikalische Ärztinnen und Ärzte besser sein als unmusikalische? Auf den Spuren eines Klischees. * Musik und Medizin gehören seit Jahrtausenden zusammen. Noch heute gibt es auffällig viele Medizinerorchester auf der ganzen Welt. * Bekannt sind auch viele Doppelbegabungen: Der Mediziner und Organist und Musikwissenschafter Albert Schweitzer, der Psychiatrieprofessor und Jazzpianist Denny Zeitlin, der Zahnarzt und Gitarrist Guinga und viele mehr. * Peter A. Schmid zum Beispiel: Der Zürcher Gastroenterologe verdiente schon im Studium Geld als Saxophonlehrer und arbeitete bis zur kürzlichen Pensionierung als Arzt und Jazzsaxophonist. * Dass die musikalischen Ärzte die besseren Ärzte sind, stimmte bis ins 19. Jh. tatsächlich. Die Erklärung dazu ist verblüffend. Im Podcast zu hören sind: * Marie Louise Herzfeld-Schild, Musikwissenschafterin aus Wien, die zu Musik und Medizin geforscht hat * Peter A. Schmid, Gastroenterologe und Jazzsaxophonist Bei Fragen, Anregungen oder Themenvorschlägen schreibt uns: kontext@srf.ch Mehr zum Kontext Podcast: https://srf.ch/audio/kontext

09-13
24:54

Kultur-Talk: Sprechen Sie Kapitalismus? Wie der Kapitalismus Sprache und Denken prägt

«Preise steigen», es droht ein «Finanz-Tsunami» oder Politiker, die vor einer «Gratismentalität» warnen. Das Buch «Die Sprache des Kapitalismus» zeigt auf, welche Vorstellungen hinter gängigen Formulierungen stecken und warum wir lernen müssen, genauer über wirtschaftliche Zusammenhänge zu sprechen. Politiker und CEOs von Grossbanken nutzen gerne dramatisches Vokabular, wenn es darum geht, wirtschaftliche Zusammenhänge zu beschreiben: Die Märkte sind in Aufruhr, an der Wallstreet ziehen dunkle Wolken auf, Energiepreise explodieren. Warum tun sie das? Und welche Folgen hat diese Art von Sprechen? Im Buch «Die Sprache des Kapitalismus» analysieren der Ökonom Daniel Stähr und der Kultur-und Literaturwissenschaftler Simon Sahner die Art und Weise, wie wir in unserer Wirtschaftsordnung sprechen. Eine erhellende Sprachkritik mit vielen Aha-Momenten, aber auch ein Buch mit steilen Thesen.

09-11
28:27

Zirkus zwischen Tradition & Moderne: Circus Monti auf Jubiläumstour

Vor 40 Jahren gegründet, begeistert Circus Monti noch heute sein Publikum. Das Besondere ist die Mischung aus Theatralik, Akrobatik, Tanz und Magie. Was als ambitioniertes Familienunternehmen mit Clown und Tier vor 40 Jahren begann, ist heute mehr Gesamtkunstwerk als klassisches Nummernprogramm. * Zwischen Tradition & Innovation: Was wir mit dem Zirkus verbinden, hat sich verändert und wird dennoch von Nostalgie getragen. * Mittlerweile ist Zirkus eine eigene Kunstform und Circus Monti wurde 2023 mit dem Schweizer Preis Darstellende Künste des BAK ausgezeichnet. * Cirque Nouveau: Unterschiedliche Performing Arts, theatralische, musikalische und artistische Elemente verschmelzen im Zirkus zu innovativen Ausdrucksformen. * Nachwuchsförderung in der Schweiz entspricht nicht der wachsenden Nachfrage. * Heute wird Zirkusschaffen in der Schweiz auch finanziell gefördert. Im Podcast zu hören sind: * Johannes Muntwyler, Leitung Circus Monti & Jongleur * Mario Muntwyler, Leiter Administration Circus Monti & Jongleur * Nadja Berger, Festivaldirektorin Young Stage – International Circus Festival Bei Fragen, Anregungen oder Themenvorschlägen schreibt uns: kontext@srf.ch Mehr zum Kontext Podcast: https://srf.ch/audio/kontext

09-10
25:04

Missbrauch in der röm.-kath. Kirche: Wie gelingt Aufarbeitung?

Als junge Frau erlebt Frau O. durch einen Priester sexuelle Gewalt, wird ungewollt schwanger. Den Fall wischt die Kirche lange Zeit unter den Teppich. Ein Jahr nach der «Missbrauchsstudie» zeigen wir mit kirchlichen Geheimakten, wie der Fall aufgearbeitet wurde und was Betroffene brauchen. Heute weiss Frau O. auch von anderen Frauen, die durch Priester G. J. ähnliches wie sie erlebt haben. Und obwohl das Bistum damals über ihre Geschichte informiert wurde, konnte der Priester viele weitere Jahre in der Kirche arbeiten. 2010 brach Frau O. ihr Schweigen und wandte sich ans Bistum Chur. Der mutmassliche Täter musste sich bei ihr und drei anderen Frauen entschuldigen, wurde seines Amtes enthoben. Die Dokumente liegen SRF vor und geben Aufschluss darüber, wie die Kirche mit Fällen von sexualisierter Gewalt und deren Aufarbeitung umgeht. Sie zeigen zudem, dass die Geschichte von Frau O. mit dem Amtsenthebungsverfahren noch nicht abgeschlossen war. Folgende Fragen werden in der Sendung beantwortet: * Wo steht die Aufarbeitung sexualisierter Gewalt in der Schweizer röm.-kath. Kirche? * Welche Entwicklungen fanden in den letzten Jahren statt? * Welche Rolle spielen Akten und Akteneinsicht bei der Aufarbeitung? * Was brauchen Betroffene? Im Podcast zu hören sind: * Frau O. wurde als junge Frau von einem Priester schwanger und konfrontierte viele Jahre später das zuständige Bistum Chur damit. Die Aufarbeitung des Falls zog sich bis in die letzten Jahre weiter. * Vreni Peterer ist Präsidentin der IG Missbrauch im kirchlichen Umfeld. Seit Herbst 2023, als die Pilotstudie zu sexualisierter Gewalt in der röm.-kath. Kirche publiziert wurde, ist sie mit vielen Betroffenen im Austausch und weiss, wo die Kirche gut oder auch unprofessionell Fälle von spirituellem und sexuellem Missbrauch aufarbeitet. * Joseph Maria Bonnemain, Bischof von Chur und in der Schweizer Bischofskonferenz für sexualisierte Gewalt zuständig. Als Offizial des Bistums Chur war er 2010 mitverantwortlich für den Umgang mit dem mutmasslichen Täter. Bei Fragen, Anregungen oder Themenvorschlägen schreibt uns: kontext@srf.ch Mehr zum Kontext Podcast: https://srf.ch/audio/kontext

09-06
28:05

Kultur-Talk: 81. Internationales Filmfestival Venedig: Die Gesprächsrunde

Zur letztjährigen Jubiläumsausgabe fehlten sie wegen des Schauspieler:innenstreiks in Hollywood. Dieses Jahr stehen sich die Superstars auf dem roten Teppich sprichwörtlich auf den Füssen herum: George Clooney, Sigourney Weaver, Brad Pitt, Cate Blanchett, Angelina Jolie sind nur eine kleine Auswahl. So viel A-Prominenz sei schon lang nicht mehr am Lido vorbeigekommen, berichtete Festivaldirektor Alberto Barbera glücklich. Das älteste Filmfestival der Welt zelebriert gern den grossen Glamour. Dass es um das Kino grad gar nicht so gut bestellt ist, davon ist in Venedig nichts zu spüren – allein der internationale Wettbewerb besteht aus 21 Filmen. Vom «Joker»-Sequel mit Joaquin Phoenix bis zum sozialkritischen chinesischen Dokumentarfilm von Wang Bing ist die Spannweite sehr gross. Genug Stoff für eine einordnende Runde mit den beiden deutschen Kolleg:innen Anke Leweke und Patrick Wellinski.

09-04
28:38

Lebensaufgabe: Wenn der Sohn an Schizophrenie erkrankt

Rund 2 Millionen Menschen unterstützen in der Schweiz aktuell eine nahestehende Person, die an einer psychischen Erkrankung leidet. Betroffene ist auch die Mutter Laura Regli. Sie erzählt, was die Erkrankung ihres Sohns für sie bedeutet und wo sie sich mehr Gehör vom Gesundheitssystem wünscht. * Der Verein «Stand by you» und das Sozialforschungsinstitut SOTOMO haben erstmals in der Schweiz Zahlen zu den Angehörigen erhoben. * Angehörige übernehmen oft eine wichtige Rolle im Therapieprozess und entlasten das Gesundheitssystem. * Angehörige von Menschen mit psychischer Erkrankung möchten stärker gehört und involviert werden. * Psychiatrien profitieren davon, Angehörige in den Therapieprozess einzubeziehen, haben aber dafür im Arbeitsalltag zu wenig Zeit und manchmal hindert sie das Arztgeheimnis. * Die Methode «Open Dialogue» setzt konsequent auf den Einbezug der Angehörigen. Im Berner Oberland arbeitet ein 12-köpfiges Psychiatrieteam nach dieser Methode. Im Podcast zu hören sind: * Laura Regli, angehörige Mutter * Christian Pfister, Co-Präsident der Angehörigenorganisation «Stand by you» * Erich Seifritz, Präsident von «Swiss Mental Health Care» und Direktor der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich * Sabrina Müller, Leitungsmitglieder der Psychiatrie der Spitäler Frutigen, Meiringen und Interlaken Bei Fragen, Anregungen oder Themenvorschlägen schreibt uns: kontext@srf.ch Mehr zum Kontext Podcast: https://srf.ch/audio/kontext

09-03
28:28

Lokalpatriotismus: Verankerung im Überschaubaren

Den eigenen Wohnort trotz der Trümpfe anderer Orte allem vorziehen? Das ist, in aller Kürze, Lokalpatriotismus. Er braucht nicht engstirnig zu sein, sondern kann einfach bedeuten, dass einem wohl ist in der vertrauten Landschaft mit ihren Sitten und Gebräuchen – und nicht zuletzt mit ihren Menschen. * Landschaft, Kulinarisches, Dialekt, Fussballclub stiften Identität * Leidenschaft für den Wohn- und Heimatort * Das Lokale liegt näher als der Nationalstaat * Die starke Identifikation mit dem Nahbereich als menschliche Konstante * Integrationspotential und Ausschlussgefahr * Das Überschaubare als Ruhepol in einer turbulenten Welt Im Podcast zu hören sind: * Roger Jean Rebmann alias Grabmacherjoggi, Basler Stadtführer und Website-Betreiber altbasel.ch * Jens Jäger, Historiker, Universität Köln, Forschungsprojekt «Heimat Global» Bei Fragen, Anregungen oder Themenvorschlägen schreibt uns: kontext@srf.ch Mehr zum Kontext Podcast: https://srf.ch/audio/kontext

08-30
27:42

Kultur-Talk: Die Verlegerin Sabine Dörlemann zieht Bilanz

2003 herrschte auf dem Buchmarkt Umsatzflaute. Die damals 42-jährige Lektorin Sabine Dörlemann liess sich davon nicht abschrecken und gründete ihren eigenen Verlag. Mit seinem kleinen, aber feinen Programm wurde der Dörlemann-Verlag zur Institution. Nun hat ihn Sabine Dörlemann verkauft. Dörlemann-Bücher fallen durch ihre Einbände auf: keine Schutzumschläge, nur Leinen oder schönes Papier, gestaltet von Mike Bierwolf. Die Bücher sind aber nicht nur schön, sondern auch Entdeckungen. Anspruchsvolle Gegenwartsliteratur, Fundstücke, gelegentlich ein herausragendes Sachbuch – Martha Gellhorn, Iwan Bunin, Patrick Lee Fermor, aber auch der Schweizer Autor Jens Steiner machten den Dörlemann-Verlag speziell. Auch nach seinem Verkauf an den Kampa-Verlag wird er eigenständig weiterbestehen. Sabine Dörlemann gibt Auskunft zu 21 Jahren Verlegerinnen-Leben.

08-28
28:24

Recommend Channels