Stella Chiang ist eine Performance Künstlerin in Taipei. Ihre Performance Art, also ihre Kunst, besteht aus Handlungen, aus Interaktionen, aus verhaltensbetonten Darbietungen in der Öffentlichkeit. In Taiwan, einem Land, in dem besonderen Wert daraufgelegt wird, sich anzupassen und andere nicht zu stören, fällt sie stark auf. Doch die durch ihre Kunst gesammelten Erfahrungen inspirieren dazu, den Dialog mit fremden Mitbürgern zu suchen. Ich habe sie eingeladen, mit mir über zwei ihrer wichtigsten Projekte zu sprechen. In diesem zweiten Teil des Gesprächs geht es um das für sie persönlich bedeutendste Projekt und darum, wen sie mit ihren Darbietungen erreichen möchte.
Stella Chiang ist eine Performance Künstlerin in Taipei. Ihre Performance Art, also ihre Kunst, besteht aus Handlungen, aus Interaktionen, aus verhaltensbetonten Darbietungen in der Öffentlichkeit. In Taiwan, einem Land, in dem besonderen Wert daraufgelegt wird, sich anzupassen und andere nicht zu stören, fällt sie stark auf. Doch die durch ihre Kunst gesammelten Erfahrungen inspirieren dazu, den Dialog mit fremden Mitbürgern zu suchen. Ich habe sie eingeladen, mit mir über zwei ihrer wichtigsten Projekte zu sprechen: Das für sie persönlich bedeutendste und das Projekt, das die größte Resonanz erhalten hat.Im heutigen ersten Teil geht es um letzteres. In dieser Performance mit dem Titel Beerdigung für mein gestriges Selbst trug sie schwarz gekleidet ein gerahmtes, schwarz-weißes Foto von ihr selbst durch die Straßen Taipeis. Ihre Kleidung und das Foto waren im für taiwanische Beerdigungen typischen Stil. Hier finden Sie Stella Chiangs Webseite und hier ihre Instagram-Seite.
Vor wenigen Wochen ist in Taiwan der Film „Left Handed Girl“ („linkshändiges Mädchen“, Mandarin: „左撇子女孩“) erschienen. Der Film erzählt die Geschichte mehrerer Frauen aus drei Generationen einer taiwanischen Familie. Eine Mutter zieht mit ihren zwei Töchtern nach Taipei, um ein neues Leben zu beginnen. Während sie einen Essensstand auf einem Nachtmarkt eröffnet, beginnt ihre 18-jährige ältere Tochter an einem Betelnuss-Stand zu arbeiten. Die jüngste Tochter, etwa neun Jahre alt, streift derweil häufig unbeaufsichtigt über den Nachtmarkt und erlebt dort ihre eigenen Abenteuer. Bei Besuchen im Haus der Großeltern kommt es immer wieder zu Konflikten: Die Mutter gerät mit ihren Schwestern und Eltern aneinander, und die Großmutter schenkt ihrem einzigen Sohn deutlich mehr Liebe und Anerkennung als ihren Töchtern. Der abergläubische Großvater wiederum schimpft mit der jüngsten Enkelin, weil sie alles mit der linken Hand macht – der „Hand des Teufels“, wie er sagt. Der Film hat bereits verschiedene internationale Preise gewonnen und wird Taiwan bei den Oscars in der Kategorie bester internationaler Film vertreten Vergangene Woche haben meine Kollegin Juliane Miller und ich besprochen, wie und warum der Film besonders viele quintessenziell taiwanische Elemente in einem verpackt. In dieser zweiten Woche sprechen wir über zentrale Themen des Filmes, unter anderem über traditionelle Geschlechterrollen in taiwanischen Familien.
Vor wenigen Wochen ist in Taiwan der Film „Left Handed Girl“ („linkshändiges Mädchen“, Mandarin: „左撇子女孩“) erschienen. Der Film erzählt die Geschichte mehrerer Frauen aus drei Generationen einer taiwanischen Familie. Eine Mutter zieht mit ihren zwei Töchtern nach Taipei, um ein neues Leben zu beginnen. Während sie einen Essensstand auf einem Nachtmarkt eröffnet, beginnt ihre 18-jährige ältere Tochter an einem Betelnuss-Stand zu arbeiten. Die jüngste Tochter, etwa neun Jahre alt, streift derweil häufig unbeaufsichtigt über den Nachtmarkt und erlebt dort ihre eigenen Abenteuer. Bei Besuchen im Haus der Großeltern kommt es immer wieder zu Konflikten: Die Mutter gerät mit ihren Schwestern und Eltern aneinander, und die Großmutter schenkt ihrem einzigen Sohn deutlich mehr Liebe und Anerkennung als ihren Töchtern. Der abergläubische Großvater wiederum schimpft mit der jüngsten Enkelin, weil sie alles mit der linken Hand macht – der „Hand des Teufels“, wie er sagt. Der Film hat bereits verschiedene internationale Preise gewonnen und wird Taiwan bei den Oscars in der Kategorie bester internationaler Film vertreten. Meine Kollegin Juliane Miller bespricht ihn mit mir in dieser Folge Kulturpanorama.
Die ohne Genehmigung errichtete Siedlung am Treasure Hill (寶藏巖) in Taipei sollte nach Jahrzehnten der Duldung ab den 1980er Jahren abgerissen werden. Um sie zu erhalten, mussten ihre Bewohner zu Künstlern werden, einige von ihnen, ohne es zu wissen. In der letzten Folge Kulturpanorama ging es darum, welche politischen, gesellschaftlichen und rechtlichen Grundlagen es brauchte, damit die bauliche Substanz der Siedlung geschützt werden konnte. Dieser zweite Teil handelt davon, wie das Wohnrecht der Menschen erhalten bleiben konnte.
Der Treasure Hill im Süden Taipeis ist eine ehemals informelle Siedlung, die von mittellosen ehemaligen KMT-Soldaten sowie Migranten aus dem Süden Taiwans und ihren Familien errichtet wurde.Die ohne Genehmigung auf staatseigenem Land gebaute Siedlung wurde Jahrzehnte lang von der Stadtregierung geduldet. Doch in den achtziger Jahren begann diese mit solchen Flächen zu planen und sie zu räumen. Die Bewohner sollten wegziehen. Doch bis heute leben am Treasure Hill die ursprünglichen Bewohner und ihre Nachfahren und aus der Siedlung wurde ein Künstlerdorf. Wie das möglich wurde, ist Gegenstand dieser und der nächsten Folge Kulturpanorama. https://www.artistvillage.org/
Besuchern fallen sie mit als erstes auf, bei Einheimischen sind sie umstritten. Trotzdem sind sie weiterhin an fast allen Altbauten in Taiwan angebracht: Fenstergitter. Sie prägen das Stadtbild erheblich und das, wie viele finden, nicht im positiven Sinne. Fast überall sind sie zu sehen, aber selbst ihre Besitzer wissen nicht, warum. Doch die Fenstergitter hatten nicht immer so ein schlechtes Image. Die Fensterblumen (鐵窗花 oder 鐵花窗), wie sie hier genannt werden, waren lange Zeit eine Form des künstlerischen dekorativen Ausdrucks. Von Ihrer Geschichte, ihrem Wandel und möglichen Gründen für ihre Verbreitung erfahrt ihr in dieser Ausgabe des Kulturpanoramas.
Jason Chou ist der Direktor der Chou Ta-kuan Stiftung, die nach seinem Bruder benannt ist, der mit 10 Jahren an Krebs starb. Sein Bruder dokumentierte seinen Kampf gegen den Krebs, seine Angst und Hoffnung, die seiner Eltern und den Verlust seines linken Beines in 42 herzzerbrechenden Gedichten und Zeichnungen, die nach seinem Tod in einem Buch veröffentlicht wurden. Das Buch verkaufte sich in Taiwan millionenfach und mit den Einnahmen gründeten die Eltern die Stiftung, mit der sie insbesondere Personen mit Behinderungen und an Krebs erkrankte Personen unterstützen wollten. Die Arbeit der Stiftung hat sich seit ihrer Gründung weiter entwickelt. Heute zeichnet sie mit ihrem „Fervent Love for Live Award“, also dem Preis für die Liebe zum Leben, Leute aus, die trotz herausragend widriger Umstände, gutes für ihre Mitmenschen tun. In den letzten zwei Ausgaben des Kulturpanoramas habe ich von der Mission der Stiftung und ihrer Geschichte berichtet. In diesem letzten Teil meins Interviews mit dem Stiftungsdirektor Jason Chou geht es um die persönliche Ebene. Jason war acht Jahre alt als sein Bruder starb. Nur ein Jahr Altersunterschied lag zwischen ihnen. Auch lebte er die letzten sechs Monate gemeinsam mit seiner Familie um Krankenhaus, um seinen Bruder zu begleiten. Die Ursprünge der Stiftung sind also eng mit seinen Kindheitserfahrungen verwoben. Doch als ich Jason vor einigen Monaten zum ersten Mal traf, erzählte mir er, dass er lange Zeit nicht in der Stiftung arbeiten wollte. Erst vor kurzem änderte er seine Meinung und trat die Stelle als Direktor an. Auf diese persönlichen Erfahrungen und auf die Stiftungsarbeit in China, denn Jason lebt zur Zeit in China, um dort wohltätige Arbeit zu leisten, gehen wir in diesem Interview ein.
Chou Ta-Kuan (周大觀) war ein taiwanischer Junge, der mit nur neun Jahren an Krebs verstarb. Seinen Kampf gegen den Krebs dokumentierte er in 42 Gedichten und Zeichnungen, die seine Eltern posthum in Form eines Buches veröffentlichten. Das Buch wurde in Taiwan millionenfach gekauft. Mit den dadurch erzielten Einnahmen gründeten seine Eltern 1997 die nach ihm benannte Chou Ta-Kuan Stiftung, um seine Liebe zum Leben weiterzutragen. Heute verleiht sie den internationalen „Fervent Love for Life Award“ an Menschen, die trotz schwerer Schicksale Hoffnung und Mitgefühl verkörpern. In dieser Folge erzählt Jason Chou, Stiftungsdirektor und jüngerer Brüder von Chou Ta-Kuan, Shangguan, wie aus dem Vermächtnis eines Kindes eine Bewegung entstand.
Jedes Jahr zeichnet die taiwanische Zhou Da Guan Stiftung Menschen aus aller Welt aus, die trotz besonders widriger Umstände Hoffnung und Liebe für das Leben beweisen und Beiträge zum Leben der Menschen um sie herum leisten.Unter den diesjährigen Preisträgern befinden sich drei Personen aus Deutschland, mit denen ich die Gelegenheit hatte, hier in Taiwan zu sprechen.Ryyan Alshebl flüchtete 2015 unter lebensgefährlichen Bedingungen aus Syrien nach Deutschland. Heute ist er der Bürgermeister von Ostelsheim, einer kleinen Gemeinde im nördlichen Schwarzwald.Ebenfalls ausgezeichnet wurden Frau Isabel Götz und ihr Ehemann Herr Dr. Clemens Götz. Sie halfen Herrn Alshebl dabei, seinen Weg als erster Bürgermeister syrischen Ursprungs in Europa zu beschreiten.Herr Götz, ehemaliger Bürgermeister der benachbarten Gemeinde Althengstett, nahm Ryyan Alshebl als Praktikanten in seiner Verwaltung auf, obwohl dieser zu jenem Zeitpunkt nur wenig Deutsch sprach. Herr Alshebl schaffte es so, später seine Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten zu absoliveren.2023 wurde Herr Alshebl nur 8 Jahre nach seiner Ankunft in Deutschland zum Bürgermeister gewählt.
Die taiwanische Identität ist eines der meist disuktierten Themen, wenn es um Taiwans politische Zukunft geht. Versteht sich die Bevölkerung als chinesisch? Oder als taiwan-chinesisch? Oder doch nur als taiwanisch? Diese Fragen sind für viele von Bedeutung für die persönliche Identität, doch darüber hinaus wirken sie sich auch auf Taiwans politische Zukunft insgesamt aus. Sie beeinflussen, welche Partei in Taiwan gewählt wird, wie diese sich gegenüber China verhält und für wie möglich China es hält, Taiwan ohne den Einsatz militärischer Gewalt zu annexieren.Es ist also wenig verwunderlich, dass die taiwanische Identität regelmäßig das das Selbstverständnis und die Identität der taiwanischen Bevölerung regelmäßig Gegenstand chinesischer Desinformation ist. Taiwans Geschichte und Vermächtnis als offiziell Republik China, mit ihrer diktatorischen Vergangenheit, plötzlicher Demokratisierung und heutiger Offenheit und Freiheit haben ein Volk hervorgebracht, das generationell geteilt ist, wie in kaum einem anderen Land. Wo diese Teilungen zwischen Taiwans Generationen sichtbar werden und wie China versucht, Kultur zu verwenden, um Taiwan zu einem Teil Chinas zu machen, bespreche ich in dieser Folge mit dem Fotographen Lin Weilun.
Im Rahmen des Taiwan International Photography Festivals wird bis Anfang Oktoberdie Ausstellung des Fotographen Lin Wei-lun im C-Lab in Taipei gezeigt. Dort präsentiert er in Form eines Fotokalenders für jeden Monat eine Form von Desinformation, die saisonal ist, die also regelmäßig oder jährlich um die selbe Zeit wieder auftaucht. Für dieses Projekt wurde Lin Weilun mit dem Information Environment Research Center, kurz IORG, zusammengebracht. Einer Forschungseinrichtung, die sich mit der Analyse und Aufdeckung von Desinformation in der chinesischsprachigen Welt beschäftigt. In dieser Folge Kulturpanorama spreche ich mit ihm weiter über Desinformation und speziell über das Thema "Grüner Terror". Ein Begriff, der seit einigen Jahren verwendet wird, um Maßnahmen der regierenden DPP als autoritär und undemokratisch zu kritsieren.
Vergangene Woche hörten Sie den ersten Teil meines Interviews mit dem taiwanischen Fotografen Lin Weilun.Im Rahmen des Taiwan International Photography Festivals wird bis Anfang Oktober seine Ausstellung im C-Lab in Taipei gezeigt. Dort präsentiert er in Form eines Fotokalenders für jeden Monat eine Form von Desinformation, die saisonal ist, die also jährlich oder in einem Fall alle vier Jahre um die selbe Zeit wieder auftaucht.Verschiedene Akteure, im Falle Taiwans meist chinesische, Versuchen durch Desinformation den öffentlichen Diskurs zu beeinflussen, gesellschaftliche Spaltungslinien zu vertiefen und das Vertrauen in die Politik allgemein zu schwächen. Das gefährliche an Desinformation ist häufig, dass durch sie nicht einfach falsche Fakten verbreitet werden. Viel eher werden tatsächliche Sorgen und Diskurse aufgegriffen. Diese werden dann vor allem im Internet mit einer Gewichtung und einem Framing verbreitet, das bestimmte, hier häufig chinesische, Narrative verstärkt.In dieser Folge des Kulturpanoramas bespreche ich einige in Taiwan verbreitete Desinformationsnarrative, die in der Ausstellung beim Taiwan International Photography Festival gezeigt werden. Anschließend gehen wir auf die Frage ein, wie Fakten durch Desinformation mit politischen Narrativen verwoben werden.
Spätestens seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine vergiftet und beeinflusst russische Desinformation den politischen Diskurs in Deutschland erheblich.Russische Akteure vertiefen gezielt Unsicherheiten und Spaltungslinien, vorallem jene, die in der Gesellschaft tatsächlich bereits bestehen. Sie machen sich den freien Diskurs einer Demokratie zu Nutze und verbreiten vorallem über soziale Medien und mit Hilfe künstlicher Intelligenz Nachrichten und Narrative, die vorhandene erwünschte Ansichten bestärken und unerwünschte Ansichten schwächen. Das Vorgehen hat deutliche Wirkung. Bei der Bundestagswahl im Februar hat die AfD, die wie aus russischen Dokumenten hervorgeht, gezielt unterstützt werden sollte, mit 20,8 Prozent ein Ergebnis erzielt, das vor einigen Jahren wohl noch unmöglich schien. Deutsche Öffentlichkeit und Politik scheinen ratlos. Man möge sich jetzt vorstellen, der Gegner Deutschlands in diesem Informationskrieg, wie Russland ihn nennt, wäre die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt, eine führende Kraft in der Entwicklung künstlicher Intelligenz und noch wichtiger, teilte eine gemeinsame Sprache und Kulturgeschichte. In dieser Ausgabe des Kulturpanoramas spreche ich mit dem mehrfach international ausgezeichneten Fotografen Lin Weilun darüber, wie Desinformation in Taiwan aussieht und wie in diesem Falle Kunst einen Beitrag dazu leisten kann, den öffentlichen Dialog gegen Desinformation zu schützen. Im Rahmen des Taiwan International Photography Festivals wird bis Anfang Oktober seine Ausstellung im C-Lab in Taipei gezeigt. Dort präsentiert er in Form eines Fotokalenders für jeden Monat eine Form von Desinformation, die saisonal ist, die also jährlich oder in einem Fall alle vier Jahre um die selbe Zeit wieder auftaucht. Veranstaltet wird das Festival von der Lightbox Photography Library. Einer non-profit Bibliothek für Fotographie. Dies ist der erste Teil meines Gesprächs mit Lin Weilun. Im nächsten Teil gehen wir auf die verschiedenen Desinformationsnarrative ein. Weitere Infos zu der Ausstellung hier: https://tipf.tw/en/tipf/dear-taiwan_lin-wei-lun_iorg
Noch häufiger als sonst weht einem heute der Rauch von verbranntem Papiergeld entgegen. Vor Geschäften und Wohnungsgebäuden stehen die silbernen, verrußten Brandtonnen, mit denen Gläubige ihren Verwandten Geld ins Jenseits schicken. Doch in diesen Tagen stehen die Tonnen nicht allein da. Üppig mit Opfergaben gedeckte Tische stehen daneben und lassen einen wissen: es ist Geistermonat. Foto: Die Wasserlaternen-Zeremonie in Badouzi (八斗子), Keelung (基隆), bei der Wasserlaternen-Häuser (水燈頭) verbrannt werden. Fotografiert von Bihui Chiu (邱碧輝).
Ungefähr 3000 Obdachlose gibt es offiziellen Angaben zufolge in Taiwan. Zivile Vereinigungen schätzen die Zahl etwas höher, doch bleibt sie deutlich niedriger als die in Deutschland. Denn ein Bericht der Bundesregierung aus dem vergangenen Jahr spricht von 47.270 wohnungslosen Menschen ohne Unterkunft. Bezieht man auch jene Menschen ein, die in Notunterkünften oder Übergangsheimen leben, landet man bei ungefähr einer halben Million wohnungslosen Menschen. Beide Zahlen sind auch gemessen an der Einwohnerzahl deutlich niedriger in Taiwan. Um das komplexe Thema der Obdachlosigkeit in Taiwan zu besprechen, habe ich an der Stadtführung eines ehamlig Obdachlosen namens Liang Xiong (梁兄) teilgenommen. Die Führung ist auf Chinesisch. Sie ist hier zu finden.
Das Kangle-Li war eine auf einem ehemaligen japanischen Friedhof illegal errichtete Nachbarschaft in Taipei. Es begann in der Zeit nach dem Bürgerkrieg als ein Slum, bewohnt von Veteranen der KMT und armen Arbeitern aus dem Süden Taiwans. Über die Jahrzehnte und Generationen wurde aus dem Slum eine gemauerte und und in das Herz Taipeis integrierte Nachbarschaft. Doch in den 90er Jahren forderte die Stadtregierung, sich auf japanische Stadtpläne von 1938 berufend, die Räumung des Viertels. Die Häuser sollten abgerissen werden und an ihrer Stelle sollte ein Park entstehen, so wie es die Pläne vorsahen. Es entstand eine zivile Gegenbewegung. Studierende der NTU und anderer Universitäten, darunter auch mein Interviewgast Sun Chi-jung (孫啟榕) taten sich mit den Bewohnern zusammen, um das Viertel vor dem Abriss zu bewahren. Es ist eine Geschichte von Verrat, Verzweiflung und Aufopferung. Obwohl die Bewegung in ihren Zielen scheiterte, wirkt sie bis heute fort. Denn die Lehren, die aus ihr gezogen wurden, trugen die Aktivisten in andere Bewegungen mit, die Taipei bis heute formen.
Tobias ist 20 Jahre alt und ist für ein Working Holiday nach Taiwan gekommen. Doch nach nur kurzer Zeit, wurde er als Modell entdeckt. Im Gespräch erzählt er uns, wie es dazu kam und wie das Leben und die Arbeit als Modell in Taiwan sind. Nach mittlerweile ungefähr einem Jahr, plant er jedoch nach Deutschland zurückzugehen.
Diese Woche bespreche ich mit meiner Kollegin Eva Triendl den Film The Great Buddha Plus, aus dem Jahre 2017 von Regisseur Huang Hsin-yao (黃信堯 ). Der Film erzählt die Geschichte zweier "Versager" im ländlichen Süden Taipeis und bietet authentische und außerordentlich humorvolle Einblicke in die Leben jener, die meistens übersehen werden.
Invisible Nation, ein Dokumentarfilm von Vanessa Hope, hat es nach der USA-Prämiere 2023 erst dieses Jahr in die Kinos Taiwans geschafft. Die Idee des Films ist es, Taiwan, einer wohl unsichtbaren Nation, dazu zu verhelfen, gesehen zu werden. Trailer und Poster versprachen nie gesehen Einblicke in die ehemalige Präsidentin Taiwans, Tsai Ing-wen. Über sieben Jahre ihrer Präsidentschaft verteilt durfte das Team des Films sie zu unterschiedlichen Zeitpunkten interviewen. Tiefe Einblicke blieben jedoch leider aus. Auch sonst konnte der Film mich eigentlich nicht überzeugen. Ohne dramaturgischen Bogen handelt er Lehrbuchartig verschiedene Momente Taiwans Demokratisierung ab. Warum ich ihn trotzdem schätze und für ihne eine Empfehlung ausspreche hört ihr in dieser Folge Kulturpanorama.