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Morgenimpuls
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Morgenimpuls

Author: DOMRADIO.DE

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Gedanken zu Gott und der Welt, Erlebnisse aus dem Alltag einer Ordensfrau - die Olper Franziskanerin Schwester Katharina startet mit Gebeten und Texten um 6 Uhr in den Morgen.
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Ein sehr erfolgreicher Mann heiratet ein sehr junges Mädchen und gründet Hof und Familie. Er ist als Ratsherr und Richter viel unterwegs, muss auch als Soldat seinem Kanton dienen und überlässt seiner jungen Frau immer mehr Aufgaben in Feld und Landwirtschaft mit Vieh und Dienstleuten. Sie bekommen zehn Kinder und leben 18 Jahre in glücklicher Ehe. Alles in bester Ordnung also.Aber dann wird der Mann immer unruhiger, immer verschlossener, seiner Frau immer fremder. Er betet und fastet viel und berät sich mit einem Freund. Und dann geht er zu seiner Frau und bittet sie, ihm ein zweites Mal ihr Ja zu geben. Beim ersten Mal bei ihrer Hochzeit und nun ein zweites Mal, um von ihr weg zu gehen und Gott zu dienen. Und nach langen Wochen gibt seine Frau Dorothea ihm, dem geliebten Nikolaus von der Flüe, ihr großes JA zu seinem neuen Weg.Durch ihren Verzicht und ihr jetzt wirklich schwierigeres Leben wird sein neues Leben möglich. Er wird zum Einsiedler und gleichzeitig Berater vieler Menschen. Er, der jetzt wieder ausgeglichen und froh leben kann, wird zum großen Friedensstifter der Schweiz, zu ihrem Patron und zum großen Vorbild. Der Weg dieser beiden Menschen ist sehr ungewöhnlich und beide sind nur miteinander und füreinander zu denken. In einer Bronzeplastik werden beide, Nikolaus und Dorothea, gezeigt, wie sie das Radbild halten und darin verbunden sind. In diesem Radbild weisen Strahlen den Weg in die Mitte und damit auf den Grund aller Dinge. Gleichzeitig führen sie in die Weite, hinein in Aktion und Engagement. Nikolaus hat die beiden Dimensionen dieses Bildes gelebt und seine Frau Dorothea auf ganz andere Weise ebenso.
Wir sind mit 25 Frauen auf dem Weg nach Assisi. Wir haben am Brenner übernachtet und fahren nachher, nach dem Frühstück weiter nach Italien zum La Verna. Wir beginnen mit der Fahrt und dem Lebenslauf des Franziskus quasi von seinem Ende her. Auf La Verna, dem Berg, auf dem er die Wundmale bekommen hat, die ihn Christus ähnlich gemacht haben. Aber das Geschehen dahinter war sehr dramatisch.Nach vielen Jahren mit seiner Brüdergemeinschaft spürt Franziskus, wie sich seine Brüder immer mehr von seinem Ideal entfernen und oft gar nicht mehr verstehen, warum ihm die Armut, der Gehorsam und die Ehelosigkeit so wichtig sind. Und da kommen ihm Zweifel und sie wachsen so sehr an, dass er sogar an seinem Glauben an Jesus Christus zweifelt und nicht mehr weiß, ob sein Leben in dessen Nachfolge überhaupt Sinn hat und hatte und er bittet ihn um ein Zeichen. Und es wird ihm gewährt. Mit den Wunden an Händen und Füßen und in seiner Seite hat er die letzten zwei Jahre gelebt und sie so versteckt, dass sie niemand zu Gesicht bekommen hat. Erst bei seinem Sterben wurden diese Stigmatisierung mit den Zeichen des gekreuzigten Christus deutlich.Ich denke und weiß, dass jede und jeder von uns gezeichnet ist und Wundmale trägt. Wunden, die das Leben geschlagen hat. Ganz reale Wunden durch Unfälle im Haushalt, beim Sport, in der Freizeit, im Straßenverkehr. Aber die meisten von uns haben innere Wunden, durch Ereignisse in Kindheit und Jugend, zugefügt durch Menschen und Situationen. Und manchmal dauert es sehr lange, bis sie angenommen, bearbeitet, geheilt und im vollen Sinn des Wortes überwunden werden können.Bei Franziskus war es anders. Er war so geprägt vom Leiden an seiner Gemeinschaft, dass er von Christus ein Zeichen erbeten hat, dass er noch auf dem richtigen Weg ist. Und die Wunden waren für Ihn das Zeichen der absoluten Nähe zu dem, den seine Seele immer geliebt hat – Christus.
Jetzt gleich, quasi, während Sie den Morgenimpuls hören, steige ich mit noch 24 Frauen in den Bus. Nach langer Vorbereitung und ebenso langer Vorfreude, startet unsere Pilgerreise nach Assisi, der Stadt des heiligen Franziskus und der heiligen Klara und seit einigen Wochen auch des heiligen Carlo Acutis.Wir werden zwei Tage mit dem Bus fahren und auch zweimal unterwegs übernachten. Natürlich ginge das auch schneller. Man könnte fliegen oder mit dem Nachtzug fahren oder mit dem Bus über Nacht und ohne Übernachtungspausen, wie wir das mit Jugendgruppen schon oft gemacht haben. Aber dieses lange zusammen Unterwegssein hat was. Die Seele kann in Ruhe mitkommen und muss nicht erst nachkommen, weil der Körper zu schnell am anderen Ort ist.Das erinnert mich an eine Geschichte, die ich mal gelesen habe: Ein westlicher Reisender ist mit einem Eingeborenen in Nordamerika unterwegs, tagelang, mit schnellem Tempo, wenig Pausen und zielstrebigem Unterwegssein. Der Reisende will schnell viel Strecke machen. Nach mehreren Tagen hält der Eingeborene an, setzt sich hin und rührt sich nicht mehr. Der Reisende fragt verwundert: "Warum bleibst Du sitzen? Wir müssen doch weiter?" – Und der Begleiter antwortet ruhig: "Ich warte auf meine Seele. Sie konnte mit dem schnellen Tempo nicht mithalten!"Ein schönes Gleichnis für das ruhige Unterwegssein, um miteinander bekannt zu werden, zu singen und zu beten, zu plaudern und Pausen zu nutzen, um draußen durchzuatmen, sich zu bewegen und Kraft zu schöpfen. Vielleicht können Sie zuhause, wie wir heute unterwegs, immer mal eine Pause machen im umtriebigen Unterwegssein oder Arbeiten, damit Leib und Seele zusammenbleiben können und nicht atemlos aneinander vorbeirauschen.
Im Chorraum des Magdeburger Domes gibt es seit 1245 eine Statue, die als erste Darstellung eines Afrikaners in der christlichen Kunst des Abendlandes gilt. Sie zeigt den Heiligen Mauritius, der zu den Soldaten der thebäischen Legion um das Jahr 300 nach Christus gehört. Mauritius war der Überlieferung nach römischer Offizier und Anführer der Legion. Die Soldaten dieser Legion waren alle Christen. Aber dann haben sie sich geweigert, den alten Göttern zu opfern und sich an der Verfolgung der Christen zu beteiligen. Daraufhin ließ Kaiser Maximianus zunächst jeden 10. Soldaten umbringen, also die Legion dezimieren. Aber das hat die christlichen Soldaten nicht umgestimmt. Und so wurden am Ende alle Soldaten umgebracht. Die Verehrung dieser Heiligen Soldaten, die ihrem Gewissen gefolgt sind und lieber den Tod auf sich genommen haben, anstatt fremden Göttern zu folgen, begann sehr schnell und es gibt in ganz Europa viele hundert Moritzkirchen und in vielen Städten auch den Mohren im Stadtwappen, wie zum Beispiel in Coburg. Rund um Mauritius – oder Moritzkirchen gab es dann Mohrenstraßen und Apotheken, Cafes und Kneipen mit diesem Namen. In einer spannenden Geschichtsvergessenheit werden neuerdings Mohrenstraßen umbenannt, weil dieser Name angeblich rassistische und diskriminierende Hintergründe hat. Aber das ist nicht so, sondern Menschen haben in früheren Jahrhunderten die Verehrung eines Heiligen in ihr normales Umfeld eingefügt und Straßen und Gassen und Apotheken und so weiter so benannt. Aber dass man sich dieser Legion von Soldaten bis heute erinnert, ist natürlich auch der immer drängenden Frage geschuldet, ob man als Christ in einer Armee dienen darf und das Soldatsein ein Beruf wie jeder andere sein kann, wenn man weiß, dass es gerade in den letzten Jahren immer mehr Krieg gibt und die Wahrscheinlichkeit, in Kriege verwickelt zu werden näher rückt.Eine Statue in einem Dom und der Gedenktag an einen Heiligen Soldaten, bringt diese Gedanken nach vorn und es ist nicht falsch, sich darüber Gedanken zu machen.
Am Sonntag ist die 52. Muggelkirmes hier in Olpe. Muggel… was? Ja, lange vor Harry Potter gab es in Olpe schon die Muggelsteine, die bunt und rund und mit einem Loch in der Mitte das Zahlungsmittel dieser Kirmes sind. Vor 52 Jahren haben ein pfiffiger Vikar und einige Jugendliche diese Idee gehabt und sie wird immer größer und wunderbarer. Es ist der Tag der Kirchweihe der St. Martinuskirche und beginnt mit dem Festgottesdienst um 11 Uhr. Und dann geht es schon los mit Frühschoppen und Blaskonzert auf dem Marktplatz. Und dann um kurz vor 14 Uhr geht das eigentliche Markttreiben los. Viele Kinder in ihren bunten Kostümen kommen zur Bühne und eröffnen das Fest. Und es werden ca 90 Spiele, Buden und Programmpunkte geben, die auch von Kindern für Kinder sein werden. Und die Bezahlung ist mit den Muggelsteinen, die 25 Cent kosten und mit denen man Spiele und Speisen und Getränke bezahlt. In diesem Jahr werden wir Schwestern auch wieder einen Stand betreiben, in dem es um 800 Jahre Sonnengesang des Hl. Franziskus geht. Wir haben viele hundert Scheiben mit Motiven des Sonnengesangs bemalt und man kann sich ein oder zwei oder mehr kaufen und am Fenster, als Mobile oder Wandschmuck verwenden. Und dann gibt es das "Cafe auf der Muggelkirmes", das von den Frauen an St. Martinus gestaltet wird. Und schon morgen werden viele Leute Torten und Kuchen dort abgeben, die mit Liebe gebacken zum großen Erlös des Festes beitragen werden. Und die Caritasfrauen mit dem Waffelstand, die Zylinderköppe mit ihrer interessanten Wette und dem Prominentenspiel mit Schützenkönig und Bürgermeister und so weiter. Ich war vom ersten Mal an beeindruckt, wie munter und lebendig und vielfältig dieses Fest ist. Eine Kirchweihe nicht nur als Festgottesdienst, sondern anschließend mit einem bunten Markttreiben, das viele zusammenführt, ob jung oder alt, ob in Familie oder solo, ob Christ oder was auch immer. Der gesamte Erlös der Kirmes ist bestimmt für die Arbeit kirchlicher Entwicklungsprojekte in der einen Welt in Afrika, Asien und Lateinamerika die zum großen Teil von Ordensleuten aus Olpe begründet worden ist und noch heute gestaltet und verantwortet wird.
Können Sie häkeln, stricken, sticken oder eine der anderen Handarbeitstechniken, mit denen man so schöne und feine Sachen herstellen kann? Ich kann alles ein bisschen und wenn ich Zeit und Lust habe und mal dranbleiben kann, kommt auch etwas Tolles bei raus. Eine Mitschwester hat nach sehr dünnen Häkelnadeln gefragt, und wir hatten sie auch im Vorrat. Sie sind so dünn, dass ich, glaube ich, eine Lupe brauchen würde, um damit zu häkeln. Und dazu dann sehr feines Garn und ein Muster für eine Gardine. Und dann braucht es spannenderweise nur drei oder vier verschiedene Maschenarten: Luftmaschen, feste Maschen, Stäbchen, um eine Gardine zu häkeln, die leicht und luftig, mit welliger Kante und Blattmuster garantiert eine Zierde an jedem Fenster ist, wenn man es mag. Ein bisschen ist Häkeln und Handarbeiten wie das richtige Leben als Christen. Oft braucht es nur wenig und nur einige Techniken, die es ausmachen: die Zehn Gebote kennen und sich auch danach richten, Gebet und Gottesdienst als Lob Gottes, Hören auf SEIN Wort und Feier der Sakramente und Dienst und Engagement für den Nächsten in seinen vielfältigen Variationen und Möglichkeiten. Und welches Muster daraus in den Augen Gottes und der Menschen entsteht, das ist dann nicht mehr mein Ding. Oftmals sind es die kleinen Fehler und Knoten und falschen Maschen, die ein Kunstwerk nicht perfekt, aber echt aussehen lassen. Eine Schwägerin hat mal bemerkt, als ich mich über Fehler in meiner Gardine geärgert habe, dass das doch nicht schlimm sei. Daran merke man doch, dass es Handarbeit ist und keine computergesteuerte Häkelmaschine. Das habe ich mir über all die Jahre gemerkt. Fehler im Muster zeugen vom Leben und Wirken und machen mein Christsein echt und authentisch. Hoffentlich.
Heute bin ich ein bisschen hin und hergerissen. Die Kirche verehrt eine große Heilige, und wir hier in Olpe verehren unsere selige Gründerin. Die Heilige, die gefeiert wird, ist die Heilige Hildegard von Bingen. Sie ist vor mehr als 900 Jahren als junge Frau ins Kloster eingetreten und hat dort 35 Jahre gelebt. Hildegard von Bingen gilt als erste Vertreterin der deutschen Mystik des Mittelalters. Ihre Werke sind aber sehr vielfältig und befassen sich unter anderem mit Religion, Medizin, Musik, Ethik und Kosmologie. Sie war auch Beraterin vieler Persönlichkeiten. Von ihr ist ein umfangreicher Briefwechsel erhalten geblieben, der auch deutliche Ermahnungen gegenüber hochgestellten Zeitgenossen enthält, sowie Berichte über weite Seelsorgereisen und ihre öffentliche Predigttätigkeit. Aber dann hat sie sich getraut: Sie hat sich getraut, mehr auf Gott als auf die Vertreter der Kirche zu hören. In ihren göttlichen Visionen hatte sie erfahren, sich mit ihren Schwestern an den Rhein zu begeben und dort neu zu gründen. Zwei Jahre hat sie sich mit den kirchlichen Oberen gestritten und sich dann doch durchgesetzt. Sie wäre nie die große Prophetin und Visionärin geworden, wenn sie sich dem NEIN der Kirche gebeugt hätte. Allein darin ist sie schon Vorbild: dazu stehen, was ich als richtig erkannt habe, und dann auch gegen Widerstand durchsetzen. Und dann ist noch unsere Gründerin, Mutter Maria Theresia Bonzel. Sie ist heute vor 195 Jahren hier in Olpe geboren, hat schon als junges Mädchen erkannt, dass man etwas gegen die Not der Waisenkinder tun muss. Sie hat mit unglaublichen Schwierigkeiten zu kämpfen gehabt und sich auch nicht davor gefürchtet, sich mit weltlichen und auch sturen kirchlichen Obrigkeiten herumzuschlagen, wenn es um ihr Werk für die Kinder und gegen die Not von Kranken und Schwachen ging. Man sagt ja immer so leichthin, die Frauen seien das schwache Geschlecht. Gerade diese beiden Frauen, die zu so unterschiedlichen Zeiten gewirkt haben, machen schon klar, dass es immer starke Frauen in der Kirche gegeben hat. Erkennen, was dran ist und dann auch tun – gegen Widerstände und die Angst vor der eigenen Courage. Stark.
Jetzt sind Weinfeste überall in den Weingegenden hier im Land, aber auch hier in Olpe am vergangenen Wochenende. Weinproben und Kleinigkeiten dazu, Informationen über Anbau, Weinlagen, Wettereinflüsse und vieles mehr, dazu Musik, kleine Snacks und wunderbares Wetter. Es gab manch witzige Reihenfolgen am Sonntag: wählen gehen, dann zum Hochamt in die Kirche, dann zum Weinfest und irgendwann weinselig nach Hause.Es gibt viele hundert Stellen in der Bibel, die den Wein loben und die Feste, die mit dem Wein besiegelt und gefeiert werden. Das hatte nicht nur damit zu tun, dass Wein rein war und es oft kein sauberes Wasser gab. Es hatte auch damit zu tun, dass Wein in vielen Kulturen auch als Medikament zur Linderung vieler Leiden einen wichtigen Wert hatte und hoch im Kurs stand. Im Psalm 104 heißt es so schön: "Du Gott lässt Gras wachsen für das Vieh, / auch Pflanzen für den Menschen, die er anbaut, damit er Brot gewinnt von der Erde / und Wein, der das Herz des Menschen erfreut, damit sein Gesicht von Öl erglänzt / und Brot das Menschenherz stärkt."Jesus und seine Anhänger erlebten die Feste in ihrem Umfeld und die Not, wenn es zum Feiern keinen Wein mehr gab. Und die Wandlung von Wasser in Wein bei der Hochzeit zu Kanaan war nur der erste Vorgeschmack auf das wirkliche Wandlungswunder, das sich später vollziehen sollte. Und Brot und Wein zu nehmen, um diese Gaben zu wandeln in die vollkommene Hingabe in Fleisch und Blut, das ist die unfassbare, bis heute gültige Gabe Jesu an alle, die an ihn glauben. Bei jedem guten Schluck Wein in dieser Zeit der Ernte- und Weinfeste ist das ein schöner Gedanke - zum Dank an den Geber alles Guten.
Gestern haben wir mit der Kirche ein interessantes Fest gefeiert – das Fest der Kreuzerhöhung. Es gilt als so bedeutend, dass es sogar die eigentliche Feier des Sonntags verdrängt. Es gibt lange und komplizierte Geschichten rund um die Auffindung des Kreuzes Christi, den Bau der Grabeskirche und der Einweihung dieser und das Zeigen des Kreuzes – also das Erhöhen über die vieltausenden Pilger, die dazu gekommen sind. Später werden Kriege geführt und Gegenkriege angezettelt, weil den Menschen dieses Kreuz so wertvoll war.Und heute, der Tag danach? Dieser Tag gilt der Mutter Jesu oder vielmehr den Schmerzen, die Maria um ihres Sohnes wegen aushalten musste. Schon bei der Darstellung des Kindes im Tempel in Jerusalem wird ihr prophezeit, dass ihr selbst wegen dieses Sohnes ein Schwert in die Seele dringen wird. In der Bibel sind sieben Schmerzen Mariens erwähnt:- die Weissagung Simeons bei der Darstellung Jesu im Tempel, seiner Mutter werde "ein Schwert durch die Seele dringen"- die Flucht vor dem Kindermörder Herodes nach Ägypten- der Verlust des zwölfjährigen Jesus im Tempel zu Jerusalem; und die drei Tage dauernde Suche nach ihm- die Begegnung mit ihrem Sohn auf dem Kreuzweg, dargestellt in der IV. Station des Kreuzwegs- das Aushalten unter dem Kreuz Jesu- die Kreuzabnahme Jesu, bedacht in der 13. Station des Kreuzwegs und in der Kunst dargestellt als "Pietà"- die Grablegung Jesu, erinnert in der 14. Station des Kreuzwegs.Und wenn ich diese 7 Schmerzen anschaue, dann ist mir so klar, warum so unendlich viele Menschen im Laufe der Geschichte genau zu Maria ihre Zuflucht genommen haben, weil sie gespürt haben, da diese Frau so viel Schmerz und Leid erlebt und durchgehalten hat, versteht sie alle unsere Sorgen und Leiden um unsere Kinder und kann unsere Bitten zu ihrem Sohn Jesus bringen.
Sucht der Stadt Bestes

Sucht der Stadt Bestes

2025-09-1202:42

Am Sonntag sind hier in Nordrhein-Westfalen Kommunalwahlen. Das heißt, Bürgermeister und Stadträte, Landräte und Kreistage werden gewählt. Die Wahlkämpfe sind in diesen Bereichen manchmal friedlich, manchmal hitzig und oft komisch. Wenn plötzlich Bundesthemen im Wahlkampf besprochen werden oder Programme nur Sachen enthalten, die auf Landesebene gelöst werden, dann ist das echt ein bisschen wie: Thema verfehlt.Bei Kommunalwahlen geht es um kommunale Themen: Kitagebühren und Parkplätze, Schulneubauten und Erhalt von Schwimmbädern, Sicherheit und Ordnung im kommunalen Bereich und noch vieles mehr. Und da ist es klug, Leute zu wählen, die die Dinge anpacken und Lösungen suchen und Probleme angehen, die in den Dörfern und Städten, in den Land- und Stadtkreisen aktuell vorliegen.Und manchmal ist tatsächlich ein Wechsel gut. Manchmal der Person, die das leitende Amt hat oder haben soll, manchmal der Partei oder Gruppierung, die mitreden will. Aber es ist eigentlich unbestritten, dass es um Politik vor Ort geht und nicht um Hass und Hetze, weil man weder einen Plan noch geeignete Leute hat. Sorry, dass ich so direkt bin. Aber mir ist es zu wichtig, als dass ich da heute einfach drüber hinweggehen und am Montag dann nur konstatieren will, welche Ergebnisse es gibt.Schon im Alten Testament, beim Propheten Jeremia, lese ich einen bedeutsamen Satz. Er fordert die nach Babel verschleppten Juden auf: "Sucht der Stadt Bestes, dahin ich euch habe wegführen lassen, und betet für sie zum HERRN; denn wenn’s ihr wohl geht, so geht’s auch euch wohl." (Jeremia 29,7). Und das war an die Verschleppten nach Babel gerichtet.Um wieviel mehr sollten wir, die wir die Wahl haben, gut darüber nachdenken und am Ende die wählen, die der Stadt und des Dorfes Bestes wollen. Und trauen wir uns auch, um eine gute Wahl und der Stadt Bestes zu beten.
Nine-eleven ist zu einem Synonym geworden. Nine-eleven meint den 11. September 2001. An diesem Tag sind in den USA vier Flugzeuge entführt worden um damit einen beispiellosen Terrorakt zu vollziehen: die Nutzung von Passagierflugzeugen als menschengesteuerte Angriffsmaschinen, um so viele Menschen wie möglich zu töten und quasi den USA den Krieg zu erklären. Und das in der unglaublich verqueren Logik von Osama bin Laden und Al Quaida – im Namen Gottes.Im Namen Gottes töten? Das widerspricht absolut unserem Empfinden von gläubigen Christen, die an einen liebenden und lebensspendenden Gott glauben. Ja, auch Christen haben im Laufe der zwei Jahrtausende im Namen Gottes getötet. Und wir sind bis heute beschämt darüber. In unserer heutigen Lesung steht aber genau das Gegenteil von machtvoller Demonstration von Überlegenheit und kriegerischer Kraft. Im ersten Petrusbrief geht es darum, einander zu dienen als gute Verwalter der vielfältigen Gnade Gottes, jeder mit der Gabe, die er oder sie von Gott empfangen hat. Wer redet, rede mit Worten, die Gott ihm gibt, wer dient, der diene aus der Kraft, die Gott verleiht. So wird in allem Gott verherrlicht durch Jesus Christus.Wer aber aus der Kraft Christi wirken will, wird tun, was Christus getan hat: den Armen beistehen, die Kranken pflegen, Kinder segnen, Trauernde trösten, und allen Menschen das Reich Gottes verkünden. Dieser 11.9. kann uns helfen, darüber nachzudenken, was ich, was jede und jeder von uns im Namen Gottes tut und das wichtigste Gebot dabei keinesfalls zu vergessen: Liebe Deinen Nächsten wie dich selbst.
Wenn man junge Leute im Haus hat, werden die Gespräche vielfältiger und die Themen ganz andere. Da geht es um Studium und Mitstudierende, um die Finanzierung des Studiums durch einfache geldbringende Jobs, um Referendariatsplätze an Schulen und Praktika in Werkstätten, um kreative Ideen, zu deren Umsetzung oft die Zeit fehlt, um politische Ansichten und Engagement, um Lärm in den Nachbarwohnungen durch nächtliche Karaokegesänge, um deutlich andere Ansichten vom Leben in Städten, wenn man dort lebt, als wenn man diese Städte nur als Gast besucht, um Sorge um die Hauskatzen und vieles andere mehr. Und man sitzt staunend dazwischen und erinnert sich, welche Themen mich selbst in den jungen Jahren der Ausbildung beschäftigt haben.Es ist natürlich lange her, aber Religion, Glaube und Kirche spielten bei mir und uns im Umfeld immer eine Rolle, aber bei Vielen heute gar nicht mehr. Und das kann man bedauern und beklagen, aber es gibt auch immer die Möglichkeit, es selbst weiterhin anders zu machen; zum Beispiel die Tischgebete selbstverständlich zu beten und die eigenen Themen auch nicht hinterm Berg zu halten, einige Rituale, die mir selbst wichtig sind, auch weiter zu pflegen und die Gäste teilnehmen zu lassen.Und es scheint mir auch wichtig, die eigene ruhige und heitere Gelassenheit zu leben, die aus dem Glauben kommt, damit sich Gäste und Verwandte und Freunde einfach wohlfühlen und irgendwann merken, dass es wohl Gründe gibt, warum es gut ist, eine Weile mit uns zusammen zu verbringen. Beim Heiligen Franziskus heißt es, dass die Brüder und Schwestern hinausgehen sollen und das Evangelium verkünden – und wenn es sein muss, mit Worten.Das bedeutet, dass die Menschen in unserem Sein und Tun spüren sollen, wes Geistes Kind wir sind und warum es gut sein könnte, das eigene Leben nach dem Evangelium auszurichten.
Black Stories

Black Stories

2025-09-0902:59

Kennen Sie Black Stories für Erwachsene oder Green Stories für Kinder und junge Jugendliche? Das sind auf Karten oder in einer App im Smartphone sehr kurze Rätselgeschichten. Oft nur zwei oder drei Sätze beschreiben ein Geschehen. Und die Lösung wird mitgeliefert, die dann nur dem Spielleiter zur Verfügung steht. Alle aus der Gruppe dürfen dem Spielleiter Fragen stellen, die er nur mit Ja oder Nein beantworten darf.Wir haben am Wochenende einen spannenden und höchst vergnüglichen Abend mit diesen Rätselgeschichten verbracht und haben irgendwann gemerkt, dass wir als Gruppe zu siebt sehr gut miteinander raten, kombinieren und Lösungen finden konnten. Und je abstruser und schwieriger die Story war, desto vergnüglicher war es, wenn wir die Lösung trotzdem gefunden haben.Manchmal sind auch biblische Geschichten und Szenen wie Black Stories, die jede Generation und jeder Kultur – und Lebenskreis für sich wieder entschlüsseln und enträtseln muss, um zu spüren, wo der Kern, wo die Botschaft, wo das Verborgene liegt, was uns heute zum Leben als Christen hilft. In den knappen zwei Sätzen der heutigen Lesung aus dem ersten Johannesbrief ist das auch so. Da steht: "Wir haben gesehen und bezeugen, dass der Vater den Sohn gesandt hat als den Retter der Welt. Wer bekennt, dass Jesus der Sohn Gottes ist, in dem bleibt Gott, und er bleibt in Gott." – Zum Ende des ersten Jahrhunderts nach Christus entstanden, geht es um Konflikte zur Lehre um die Menschwerdung Jesu. Und der Brief will dazu beitragen zu klären, dass Jesus Christus ganz Gott und ganz Mensch war, dass er gesehen und erlebt worden ist und daher bezeugt werden kann.Und wir heute? Unsere Aufgabe bleibt es herauszufinden, wie wir an Jesus Christus glauben können und wie sehr er unser Leben prägen kann. Eine gute Form dazu ist zum Beispiel ein Bibelgespräch. Oftmals kann man zu Mehreren plötzlich Erkenntnisse gewinnen, die mir allein oft verborgen geblieben sind. Also ein bisschen wie die gemeinsame Lösungssuche bei den Black Stories am Wochenende.
Maria hat Geburtstag!

Maria hat Geburtstag!

2025-09-0803:19

Geburtstag feiern ist echt etwas Schönes. Geschenke bekommen, liebe Grüße über alle möglichen Medien und Wege, einen schönen Geburtstagskaffeeklatsch halten und einen guten Wein zum Abend, mit Blumen beschenkt werden und vielleicht etwas zusammen mit dem Geburtstagskind und den Gästen unternehmen. Eine schöne Erfindung. Es geht um einen Menschen, um sein Dasein und alle drumherum, die ihn oder sie kennen und sich mitfreuen. Heute feiern wir den Geburtstag der Gottesmutter Maria. Und wenn ich mir alle Lesungen und das Evangelium anschaue, geht es eigentlich nie um sie, sondern immer um Ihren Sohn Jesus Christus. Da geht es immer um die Ankündigung des kommenden Herrn, der die Menschheit wieder mit Gott versöhnen wird: beim Propheten Jesaja um dem neuen Zweig aus dem Wurzelstock Isais, im Buch Micha um den Trost für das kleine, unbedeutende Nest Bethlehem, im Matthäusevangelium um den langen Stammbaum Jesu, um zu zeigen, dass er in den vielen Generationen der Angekündigte Gottes ist. Und das Geburtstagskind selbst? Was sagt sie dazu? Sie sagt JA, und wenn sie das nicht gemacht hätte, wäre der Weg der Erlösung anders verlaufen. Gott lässt bei ihr anfragen, als sie ungefähr 14 ist, ob sie im langen Weg der Erlösung einen entscheidenden Schritt mitgehen würde. Und sie ist eine starke, glaubende junge Frau, die nicht zur Ja-Sagerin wird, weil sie zu allem Ja und Amen sagen muss. Sondern weil sie will und dem Engel, nach allen Bedenken und Klärungen ihr deutliches und klares Ja als Botschaft in die Hand gibt. Bei Andreas von Kreta finden wir im 8. Jahrhundert einige wunderbare Zeilen dazu: "So singe und tanze also die ganze Schöpfung und trage etwas bei, was des Tages würdig ist. Der heutige Tag werde ein gemeinsames Fest für Himmel und Erde. Alles, was auf Erden ist und über der Erde, soll zusammen feiern. Heute wurde das Heiligtum für den Schöpfer des Alls errichtet. Die Schöpfung bereitete dem Schöpfer ein neues und würdiges Haus."Eine schönere Geburtstagsgratulation habe ich schon lange nicht mehr gelesen. Feiern wir diesen Tag also den Geburtstag der schönen, starken, jungen Frau die sehr bewusst JA sagt zu den unbeschreiblichen Wegen Gottes zu den Menschen.
Ein schönes Wochenende mit viel Sonne und Wärme liegt vor uns, es ist Spätsommer oder früher Herbst. Man muss also nicht um die Regenschauer herumplanen, sondern kann machen, wozu Lust und Wetter einladen. Seit Mittwoch haben wir schon eine Gästin im Haus und heute kommen noch drei von meiner Herkunftsfamilie dazu. Wir wollen ein bisschen feiern und zusammen bis Sonntagnachmittag ein schönes Wochenende erleben.Unter anderem wollen wir kreativ sein. Zur Muggelkirmes, diesem besonderen Kirchweihfest hier in Olpe, die in 14 Tagen sein wird, werden wir auch mal wieder einen Stand anbieten. Thema unseres Standes wird sein: 800 Jahre Sonnengesang des Hl. Franziskus. Und wir haben eine, glaube ich, ziemlich gute Idee. Auf runde Plexiglasscheiben malen wir Symbole für die Strophen des Sonnengesanges: Sonne, Mond, Sterne, Luft und Wolken, Regen und jegliches Wetter, Feuer und die Erde mit bunten Blumen. Und am Stand können die Besucher dann die ganze Reihe der Symbolscheiben erwerben oder einzelne, die ihnen besonders gut gefallen. Und meine Gästinnen, die sehr kreativ sind, werden für den Hintergrund des Pavillons zwei Laken bemalen und so gestalten, dass die Besucher der Kirmes Lust bekommen und schauen und staunen und kaufen – zugunsten von Aktionen und Hilfen für Kinder und Jugendliche in der Einen Welt. Und wie ich Ihnen das jetzt so erzähle, merke ich, wie schön das ist und wieviel Vorfreude ich schon habe: miteinander füreinander etwas tun mit unseren Möglichkeiten für Menschen, die unsere Hilfe brauchen. Und dabei selbst Spaß und Lust haben und ganze lange Abende plaudernd und malend zusammen verbringen und sich vorfreuen auf einen ganz sicher guten Erlös und ein schönes Fest.
Dieser Tage habe ich eine alte Dame besucht, die jahrelang mit ihrer Schwester, die eine unserer Mitschwestern war, in unserem Altenheim gelebt hat und nun damit klarkommen will, dass ihre Schwester nicht mehr da ist. Sie hat große Schwierigkeiten mit dem Hören und wir müssen immer eine Position des Gegenübersitzens finden, dass ein Gespräch möglich ist. Und sie hat nur noch ein Prozent Sehkraft. Allein der Gedanke daran, nur noch so wenig sehen zu können, macht mich ganz ehrfürchtig vor ihr. Denn ich habe sie noch nie klagen hören und sie fragt immer sehr interessiert nach, was so los ist und was ich ihr Neues erzählen kann. Und so erzähle ich ihr, was so die letzten Tage war. Und dann frage ich sie, was sie denn beschäftigt. Und sie erzählt von ihren Verwandten, die ziemlich weit weg wohnen und einmal im Monat kommen und sie besuchen. Und sie erzählt mir, dass es ein Gespräch gab, dass sie doch dorthin in ein Altenheim ziehen könnte und dann öfter Besuch bekommen könnte. Und dann zählt sie alles auf, was aber hier so schön und für sie gut ist: Die Schwestern, die hier leben und sie quasi in ihrer Ordensfamilie integriert haben, das große Zimmer mit dem Bad, wo sie sich mit ihrem Rollstuhl so gut bewegen und noch ganz vieles allein machen kann, jedes Ding in ihrem Zimmer, wo sie genau weiß, wo es liegt und sich daher gut zurechtfindet und die Gewissheit, dass der gute Gott, der sie durch ein so langes Leben getragen hat, auch weiterhin tragen wird. Ein bisschen verblüfft war ich schon und ein bisschen sprachlos, weil ich öfter Besuch zu bekommen schon für eine gute Idee gehalten hätte. Und dann hat sie mich noch mehr verblüfft. Sie hat mir anvertraut, dass sie jeden Abend, bevor sie einschläft immer den gleichen Vers betet und sagt: "Guter Gott, für die Zeit die mir noch bleibt, gib mir Hoffnung, Mut und Gelassenheit"Gibt es eine bessere Bitte, ein eindringlicheres Gebet, selbst wenn man noch nicht 98 Jahre alt ist? "Guter Gott, für die Zeit die mir noch bleibt, gib mir Hoffnung, Mut und Gelassenheit"
Am Sonntag war bei uns in Olpe der Tag der Offenen Tür im Mutterhaus. Anlass war das Ende der Umbauarbeiten und der Wunsch, den Leuten aus Olpe und der Umgebung die neuen Räume und Säle zu zeigen und sie teilhaben zu lassen an unserer Freude. Wegen des Regens konnte der Gottesdienst nicht draußen stattfinden, sondern wurde in der Mutterhauskirche gefeiert. Sie ist so groß, dass 350 Leute problemlos sitzen und mitfeiern konnten. Eigentlich wollten wir am Samstag diesen Tag begehen, aber die Bläsergruppe, die den Gottesdienst und den anschließenden Mittagsschoppen begleiten sollte und auch sehr gern wollte, konnte nur am Sonntag. Also alles umplanen und verlegen. Aber dann haben alle gemerkt, wie wunderbar das war. Die musikalische Begleitung war so umwerfend toll, dass es dreimal begeisternden Schlussapplaus gab und der Gesang einfach voller Inbrunst und Freude war. Da merkte man schon, dass es eine Rolle spielt, wie Gesänge und Lieder im Gottesdienst begleitet werden. Und hier im Sauerland, wo ganz viele Dörfer ihre eigenen Musikkapellen haben, spürt man es noch stärker. So ging es also beschwingt und fröhlich zum Suppenbuffet und zu den Führungen durchs Haus. Viele waren sehr beeindruckt von der gelungenen Neugestaltung und was immer wieder kam: Es ist jetzt so schön hell! Genau, die ehemals braunen Wände waren jetzt weiß und die neuen Formen und Arten der Beleuchtung machen es freundlich und aufgeschlossen. Während der Führungen war ein Ort immer die neugestaltete Anbetungskapelle die ich immer als "Herzkammer" des Mutterhauses bezeichne. Und auch sie: doppelt so groß wie vorher, mit einer hellen Fensterfront und sehr verschieden einstellbarer Beleuchtung. Und die Monstranz, die zur eucharistischen Anbetung verwendet wird, ist immer noch dieselbe, die zur Zeit unserer Gründung vor mehr als 160 Jahren verwendet worden ist. Viele Gäste waren zutiefst beeindruckt und gingen nahezu automatisch auf die Knie, um anzubeten. Wir gelangten also, vom Anschauen der vielen baulichen und äußeren Veränderungen zum eigentlichen Kern des Mutterhauses, der Ordensgemeinschaft und aller Christen: zur immerwährenden Anbetung Gottes.
Seit mehr als zwei Jahren wird das Nachbarhaus innen und außen saniert. Entkernen der drei Etagen war zunächst angesagt, und man hat als Nachbarn nicht so viel mitbekommen. Klar, die Container mit den unterschiedlichen Abfallprodukten standen vor dem Haus und manchmal polterte es ganz schön. Aber zunächst sah das alles gar nicht so wild aus, aber dann war klar, dass die Dachbalken verfault waren und der Dachstuhl runter musste und ein ganz neues Dach aufgebaut werden muss. Und das war dann ein echtes Riesenwerk mit Kran und Straßensperrung und Stau und Drama. Und jetzt klopft es den ganzen Tag. Wie es hier in der Gegend üblich ist, werden die Dächer nicht mit roten Ziegeln einfach belegt, sondern mit Schiefer vernagelt. Schindel für Schindel mit mehreren Hammerschlägen. Und abends kann ich dann den Fortgang sehen und die sorgfältige Arbeit und ein eingearbeitetes Muster. Dann bin ich begeistert. Bei vielen Dingen, die wir so über den Tag tun, sehen wir meist so schnell kein Ergebnis. Mit Energie und Ausdauer dranbleiben, ist dann gar nicht so leicht. Wir beten zum Beispiel täglich mehrere Gebetszeiten, lesen und hören das Tagesevangelium, halten stille Zeiten zur Anbetung Gottes, beten die Tischgebete und Fürbitten, den Rosenkranz andere Gebetsformen. Aber wo und wie sehe ich ein Ergebnis, erkenne ich ein Muster, sehe ich Erfolg? Vor vielen Jahren war ich wahrscheinlich schonmal klüger und habe in ein paar kleine Verse gefasst, was beten ist: "Beten ist wie Brücken bauen von mir zu Gott von mir zum anderen - glaube ich.Beten ist wie Samen ausstreuen, wenn er ausgestreut ist braucht es Geduld, aber es wächst die Frucht- hoffe ich. Beten ist wie balancieren auf dem Regenbogen, der ausgespannt ist als Zeichen des Bundes denn ER - liebt mich."Glauben, Hoffen und Lieben ist das tägliche Hämmern und Klopfen und Gott ist es, der alles im Muster zusammenfügt. Denke ich.
In meiner Kinder- und Jugendzeit in Thüringen begann die Schule immer am 1. September. Im Juli und August waren Ferien und dann ging es wieder los. Aber ehrlicherweise verbinden ich und viele Menschen hierzulande dieses Datum eher mit dem Beginn des Zweiten Weltkriegs 1939. Das Datum ist eingebrannt in unsere Geschichte und in unser einzelnes und kollektives Gedächtnis. Seit den 50er Jahren ist er Antikriegstag und in den 2000ern hatte man das Gefühl, eine breite Friedenspolitik in Europa wird den Frieden auf lange Zeit sichern.Leider wissen wir seit den russischen Überfällen auf die Krim und die Ukraine, dass der Krieg wieder da ist und die Bedrohung wieder näher rückt. Eine wirkliche Friedenspolitik scheint nicht mehr möglich, wenn ein Aggressor nur durch militärische Gegenmacht aufzuhalten ist. Das ist echt entmutigend. Die Botschaft des Papstes zum kommenden Weltfriedenstag am 21.9. lädt die Menschheit dazu ein, die Logik von Gewalt und Krieg abzulehnen und sich für einen echten Frieden einzusetzen, der auf Liebe und Gerechtigkeit basiert. "Dieser Frieden muss unbewaffnet sein, das heißt, er darf nicht auf Angst, Drohungen oder Waffen beruhen. Und er muss entwaffnend sein, in der Lage, Konflikte zu lösen, Herzen zu öffnen und gegenseitiges Vertrauen, Empathie und Hoffnung zu schaffen. Es reicht nicht aus, zum Frieden aufzurufen; wir müssen ihn in einer Lebensweise verkörpern, die jede Form von Gewalt ablehnt, sei sie sichtbar oder systemisch."Unbewaffnet und entwaffnend – welche Forderung in einer waffenstarrenden Welt. Aber wir sollten uns trotzdem nicht entmutigen lassen, uns um Frieden und Versöhnung zu mühen und auch immer wieder um Frieden zu beten und zu bitten. "Der Friede sei mit euch allen", war der Gruß des Auferstandenen Christus an seine verängstigten Jünger. Dieser Zuruf des Friedens gilt auch für uns heute.
"Kapelle geöffnet"

"Kapelle geöffnet"

2025-08-2902:44

Bei meinem Familienwochenende zuhause in Thüringen haben wir davon erzählt, dass wir in unseren Kindertagen immer die Haustür offengelassen haben. Die wurden nur abgeschlossen, wenn mal tatsächlich die ganze Familie bei Verwandten zu Besuch und niemand zuhause war. Und das war natürlich auch bei all den anderen Leuten im Dorf so. Im Laufe der Jahrzehnte hat sich das geändert. Das Gefühl, dass man ja nicht mehr alle kennt und deshalb lieber die Türen zumindest nachts abschließt, wurde normal.Wir hier in Olpe im Konvent haben jeden Tag ab 8.30 bis 18.00 Uhr die Haustür offen. Und ein Schild weist darauf hin: "Kapelle geöffnet". Aber die Türen zum Treppenhaus und zu den anschließenden Räumen sind geschlossen. So können Besucher, die in die Kapelle gehen möchten, unkompliziert reinkommen und beten und müssen nicht erst klingeln und ihr Anliegen darlegen. Niederschwelliges Angebot nennt man das wohl. Und dann sind manche Leute ganz erstaunt, dass man in unserer Kapelle die gewandelte Hostie hinter Glas direkt sehen kann. Normalerweise ist doch da ein Tabernakel, der zugeschlossen ist. Und an diesem Erstaunen mancher Leute kann ich immer gut festmachen, dass Gott ja da ist und schon wartet und ich nur kommen muss. Er bietet dem Gast quasi eine offene Tür und erwartet uns schon.Und wie ist das mit uns selbst? Wie offen ist meine Herzenstür für meine Mitmenschen? Habe ich Sprechstunden, innere Bereitschaftsdienste, wo ich bereit bin und Herz und Hirn offen habe? Die Frage ist gar nicht so leicht zu beantworten. Ich kann nicht 24/7 immer für alle da sein. Aber für die, die mit mir leben, die mein offenes Ohr und Herz oft zu verschiedenen Zeiten brauchen?"Ich bin die Tür", sagt Jesus und weist auf seine Mittlerrolle zum himmlischen Vater hin. Kann ich auch eine Tür für Menschen sein, die nach Gott suchen? Interessanter Gedanke, oder?
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