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Musik unserer Zeit

Musik unserer Zeit
Author: Schweizer Radio und Fernsehen (SRF)
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© 2025 SRG SSR
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Die Musik des 20. und 21. Jahrhunderts in Portraits und Reportagen, Geschichte und Geschichten, Werkbetrachtungen, Gesprächen und Konzertaufnahmen. Das und noch viel mehr ist die «Musik unserer Zeit auf SRF 2 Kultur». Jeden Mittwoch von 20:00 – 22:00 Uhr und in Teilwiederholung am Samstag um 21:00 Uhr.
360 Episodes
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Dieses Jahr wird der japanische Komponist Toshio Hosokawa 70 Jahre alt. Daher wiederholen wir heute ein Portrait aus dem Jahr 2023, als Hosokawa creative chair in der Zürcher Tonhalle war.
Moritz Weber hat sich mit ihm über traditionelle japanische Musik und über seine Musikphilosophie unterhalten: dass die Natur eine unerschöpfliche Quelle der Inspiration ist, dass jeder einzelne Moment ein quasi ‘wichtigster Moment’ ist, jeder Moment eine eigene Ewigkeit ist.
Erstausstrahlung am 22.3.2023.
Der Komponist Rudolf Kelterborn wäre heute am 3. September 94 Jahre alt geworden. Daher wiederholen wir ein Portrait des Schweizer Urgesteins aus dem Jahr 2020, als er einen der Schweizer Musikpreise bekommen hatte.
Dieses Jahr wird der japanische Komponist Toshio Hosokawa 70 Jahre alt.
Daher wiederholen wir heute ein Portrait aus dem Jahr 2023, als Hosokawa creative chair in der Zürcher Tonhalle war – Moritz Weber hat sich mit ihm über traditionelle japanische Musik und über seine Musikphilosophie unterhalten: Dass die Natur eine unerschöpfliche Quelle der Inspiration ist, dass jeder einzelne Moment ein quasi ‘wichtigster Moment’ ist, jeder Moment eine eigene Ewigkeit ist.
Erstausstrahlung: 22.03.2023
Ein Krimi so spannend wie ein «Tatort» - allerdings nicht im Fernsehen, sondern auf der Bühne. Dmitri Schostakowitschs Oper «Lady Macbeth von Mzensk» ist längst zu einem Klassiker des Repertoires geworden; wegen ihrer musikalischen Qualität wie auch wegen ihrer bewegten Rezeptionsgeschichte.
Man nehme einen Thriller als Handlung, mit Morden, vergiftetem Essen, Folter und einem Gefangenenlager in Sibirien, und schreibe dazu zündende Musik. Ein einfaches Erfolgsrezept, das natürlich zusätzlich der Genialität eines Komponisten wie Dmitri Schostakowitsch bedarf, damit daraus ein Meisterwerk und ein Klassiker der Moderne wird.
Der Schostakowitsch-Biograf Krzysztof Meyer, der den Komponisten mehrmals getroffen hat, er erzählt von der Entstehung dieser Oper, erklärt musikalische Details dieses Werks und dessen Stellung in Schostakowitschs Œuvre. Ausserdem spricht er über die Rezeptionsgeschichte dieser Erfolgsoper, das jahrelange Aufführungsverbot durch den Diktator Josef Stalin und über die Umarbeitung zur abgemilderten Fassung mit dem Titel «Katerina Ismailowa».
Erstausstrahlung: 22.11.2017
Diversität. Ethnisch, kulturell, biografisch, national – natürlich. Und, wie der Dirigent Kevin John Edusei sagt, ist dieses Programm losgelöst vom sozialen, politischen Kontext zugleich
rein schöpferisch und künstlerisch überaus divers. Ein Konzertmitschnitt aus dem Stadtcasino Basel vom 30. März.
Alex Paxton: Od Ody Pink’d (2019)
Julius Eastman: Stay on It (1973)
Missy Mazzoli: Sinfonia (for Orbiting Spheres) (2013)
Jessie Cox: Schattenspiel (2023)
Derrick Skye: Prisms, Cycles, Leaps (2015)
Alex Paxton, Posaune
Basel Sinfonietta
Kevin John Edusei, Leitung
Konzert vom 30. März 2025, Stadtcasino Basel
Das Konzert steht unbegrenzt zum Nachhören zur Verfügung.
Er starb vereinsamt und verarmt in einem Krankenhaus in Buffalo und hinterliess ein vielgestaltiges Werk. Die Black Lives Matter-Bewegung entdeckte Eastman für sich. Inzwischen ist seine ungezähmte Musik im Konzertsaal angekommen.
Julius Eastman wollte nicht mehr als sich selbst sein. «In vollen Zügen schwarz, in vollen Zügen Musiker, in vollen Zügen Homosexueller». Damit platzte er in die Blase der weissen Avantgarde New Yorks und brach mit seinen sexuell aufgeladenen Performances als Sänger, Tänzer und Komponist Tabus.
Exemplarisch dafür ist der Bruch mit John Cage auf dem Campus in Buffalo. Zwischen den Stücken aus Cages «Song Book» improvisierte Eastman 1975 eine Satire über ein «neues System der Liebe», während er das «Beste aus beiden Welten» (die schwarze «Miss Suzyanna» aus Haiti und den «blonden Charles» aus Buffalo) hiess, sich auf der Bühne zu entkleiden. Am Ende war nur Charles nackt und Eastman liess die Hose herunter. Die Performance über umgekehrten Rassismus und homosexuelle Hemmungslosigkeit provozierte. Cage, der Homosexualität als Privatsache betrachtete, soll auf die Bühne gestürmt sein und Eastman zur Rede gestellt haben. Anderntags beschwerte er sich beim Institutsleiter.
Eastmans Musik trägt Titel wie «Gay Guerilla» und «Evil Nigger» und repräsentiert ein Selbstverständnis, das schon zu Lebzeiten Widerstand innerhalb der Community provozierte. Die afroamerikanische Studentenorganisation der Northwestern University in Evanston (Illinois) etwa setzte 1980 die Streichung des N. Worts auf dem Programmzettel durch, worauf Eastman vor dem Konzert eine Gegenrede hielt.
«Die USA hätte ohne die Feld-Niggers niemals die ökonomische Kraft aufbauen können, über die sie heute verfügt.» Das beleidigende Wort verwende er, um die Rolle der Afroamerikaner in der amerikanischen Geschichte zu ehren.
Die Pianistin Simone Keller gehört zu den ersten, die sich im Bund mit dem Kukuruz Quartet Eastmans Klaviermusik gewidmet hat. 2018 hat das Quartett eine Referenzaufnahme vorgelegt. Ihr folgt 2024 eine Solo-CD, die Simone Keller vergessener Musik etwa von Olga Diener, Julia Amanda Perry und Julius Eastman widmet. Er schrieb nicht nur wütende Minimalmusic, er rang sich auch intellektuell fundierte Stücke wie etwa «Piano 2» ab.
Simone Keller blickt im Gespräch mit Corinne Holtz auf den Werdegang des Aussenseiters, an dem die Sakralisierung zum Klassiker zu beobachten ist. Ausserdem spricht die Pianistin über die Herausforderung, als weisse Frau Eastmans Musik und der kontrovers diskutierten Intersektionalität gerecht zu werden.
Der Mittelweg: der einzige, der NICHT nach Rom führt, hat Arnold Schönberg gesagt. Ist da was dran?
Der Mittelweg ist langweilig, ausgetreten, zur Genüge erforscht.
Spannend sind die Ränder, da wo noch niemand war.
Extrem heisst: Grenznähe, und Grenzüberschreitung, Gefahr und Gefährdet-Sein, Unwirtlichkeit, Übersteigerung, Zerstörung, Hypertrophie, Verlassen von Gleichgewicht und Sicherheit – um die verheißungsvolle Aura von Freiheit zu sehen. Extrem sein heisst: Ausbrechen aus einem müden Alltag, aufbrechen zu einem belebenden und spannungsgeladenen Horizont.
In der Musik unserer Zeit heute: Begegnungen mit dem Komponistem Jörg Widmann, der von und mit den Extremen lebt. Und mit der Extremkünstlerin Galina Ustvolskaja. Und noch ein paar anderen...
Die gespielten Titel:
- Jörg Widmann: Jagdquartett
- Galina Ustwolskaja: 5. Klaviersonate
- Conlon Nancarrow: study for player piano No. 25
- György Ligeti: Atmosphères
- Edgard Varese: Amériques
- Iannis Xenakis: Roái
- Friedrich Cerha: Spiegel I
Jahrhundertelang wurde auf der Opernbühne geliebt, heterosexuell geliebt. Seit wenigen Jahrzehnten erst stehen eine Handvoll schwule Paare, noch weniger lesbisch Liebende und bloss eine trans Person im Zentrum von ein paar wenigen Opern.
Die universelle Kunstform Oper war doch eigentlich schon immer recht queer – oder doch nicht? Seit den ersten Werken der Gattung traten schliesslich Männer verkleidet als Frauen auf, Frauen verkleidet als Männer. Hohe Stimmen intonierten männliche Charaktere, tiefe weibliche. Stimm- und Kleidertravestie waren gang und gäbe. Lange fielen explizit queere Stoffe und Homoerotik aber der Zensur oder Verschleierung zum Opfer, gleichgeschlechtliche Liebe durfte auch auf der Bühne nicht sein.
Doch seit der letzten Jahrtausendwende werden die Liebespaare in Opern nun allmählich diverser, und das Repertoire beginnt so, die gesellschaftliche Realität etwas adäquater abzubilden. Einer der Pioniere, der ein fesselndes Werk mit schwulem Protagonistenpaar komponiert hat, ist der Basler Andrea Scartazzini. In der Sendung erzählt er von der Entstehung seines hochdramatischen und gross besetzten «Edward II.» aus dem Jahr 2017 und von dessen musikalischen Besonderheiten.
In St. Gallen feierte 2023 die erste abendfüllende Oper über eine trans Ikone ihre Uraufführung: «Lili Elbe» des US-Amerikaners Tobias Picker. Um die Geschichte der dänischen Landschaftsmalerin authentisch erzählen zu können, arbeitete Picker während des Kompositionsprozesses mit der Baritonistin Lucia Lucas zusammen, welche auch ihre eigenen Erfahrungen einbrachte.
Philipp Venables schliesslich vertonte für die Opernfestivals in Aix-en-Provence und Bregenz ein queeres Kultbuch aus den 1970er-Jahren: «The Faggots & Their Friends Between Revolutions» und schuf damit ein weiteres schillerndes Werk, welches andere Lebenswelten als die heterosexuelle auf die Bühne bringt.
Ein Streifzug durch die queere Operngeschichte bis heute.
Gespielte Werke:
W. A. Mozart: Apollo et Hyacinthus (1767)
K. Szymanowski: Król Roger (1926)
F. Poulenc: Les Mamelles de Tirésias (1947)
B. Britten: Billy Budd (1951)
St. Wallace: Harvey Milk (1995)
P. Eötvös: Angels in America (2004)
R. Gordon: 27 (Kammeroper über Gertrude Stein und Alice B. Toklas, 2014)
Ch. Wuorinen: Brokeback Mountain (2014)
A. Scartazzini: Edward II. (2017)
K. Chemirani: Negar (2022)
P. Venables: The Faggots & Their Friends Between Revolutions (2023)
T. Picker: Lili Elbe (2023)
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Literaturhinweis:
Casta Diva - Der schwule Opernführer
Rainer Falk & Sven Limbeck
Querverlag, 2019
In dieser Stunde ist Andrea Scartazzinis Zyklus zu Mahlers Sinfonien zu hören - mit der Jenaer Philharmonie mit Simon Gaudenz.
Gustav Mahlers zehn Sinfonien bilden den Höhepunkt seines Schaffens und gehören zum wichtigsten Vermächtnis der Musikgeschichte. Diesen spätromantischen Meilenstein mit der musikalischen Gegenwart zu verknüpfen, benötigt Vision, Mut und einen langen Atem. Der Basler Komponist Andrea Lorenzo Scartazzini und die Jenaer Philharmonie unter der Leitung von Simon Gaudenz wagten es: 2018 beauftragte die Jenaer Philharmonie den Basler Komponisten, zu jeder Mahlersinfonie ein neues Werk zu schreiben. Es entstand ein atmosphärisch dichter Orchesterzyklus, in dem Scartazzini analog zu Mahler existenzielle Menschheitsthemen im grossen romantischen Bogen behandelt. Einzeln im Konzert zu Mahlers Sinfonien aufgeführt und auf CD eingespielt, erfolgte anfangs Juni 2025 der finale Höhepunkt des Langzeitprojekts mit einer Aufführung des gesamten neuen Orchesterzyklus. Im November erscheint er auf CD. Im Gesprächsteil geben Andrea Lorenzo Scartazzini, Komponist, und Simon Gaudenz, musikalischer Leiter der Philharmonie Jena, Auskunft über Hintergrund, Geschichte, Herausforderungen und ihre Zusammenarbeit.
Gustav Mahlers zehn Sinfonien bilden den Höhepunkt seines Schaffens und gehören zum wichtigsten Vermächtnis der Musikgeschichte. Diesen spätromantischen Meilenstein mit der musikalischen Gegenwart zu verknüpfen, benötigt Vision, Mut und einen langen Atem.
Der Basler Komponist Andrea Lorenzo Scartazzini und die Jenaer Philharmonie unter der Leitung von Simon Gaudenz wagten es: 2018 beauftragte die Jenaer Philharmonie den Basler Komponisten, zu jeder Mahlersinfonie ein neues Werk zu schreiben. Es entstand ein atmosphärisch dichter Orchesterzyklus, in dem Scartazzini analog zu Mahler existenzielle Menschheitsthemen im grossen romantischen Bogen behandelt.
Einzeln im Konzert zu Mahlers Sinfonien aufgeführt und auf CD eingespielt, erfolgte anfangs Juni 2025 der finale Höhepunkt des Langzeitprojekts mit einer Aufführung des gesamten neuen Orchesterzyklus. Im November erscheint er auf CD. In dieser Stunde geben Andrea Lorenzo Scartazzini, Komponist, und Simon Gaudenz, musikalischer Leiter der Philharmonie Jena, Auskunft über Hintergrund, Geschichte, Herausforderungen und ihre Zusammenarbeit.
Lisa Streich macht das Jubeln selbst zum Thema, inspiriert vom Jubelhemd des österreichischen Künstlers Markus Schinwald, das mit verkehrt angenähten Ärmeln zur Jubelgeste zwingt.
Bernd Richard Deutsch bezieht sich in Phantasma auf Gustav Klimts Beethovenfries in der Wiener Secession – ein Gebäude, das für künstlerische Freiheit steht. Die Kanadierin Nicole Lizée lässt sich von den fehlerhaften Produkten künstlicher Intelligenz zu künstlerischen Freiheiten inspirieren. Und George Lewis spekuliert darüber, «wie die Freiheiten einer kreolisierten Dekolonialität klingen und wie wir Menschen mit diesen neuen Freiheiten leben könnten».
Lisa Streich: Jubelhemd
Nicole Lizée: Vanisxche
Bernd Richard Deutsch (1977): Phantasma
George Lewis (1900-1968): Your Network Is Unstable
Radiosinfonieorhester des ORF Wien
Roland Kluttig, Leitung
Konzert vom 5. Oktober 2024, Dom im Berg Graz
Das Konzert steht bis 30 Tage nach Sendetermin zum Nachhören zur Verfügung.
Eine männliche Sphinx? Ein Schnorrer und Alkoholiker? Erik Satie (1866–1925) hat viele Gesichter. Oliver Vogel vermisst den Avantgardisten neu.
Gymnopédie Nr.1 (1888) ist zur Tapetenmusik verkommen. Das berühmteste Stück Saties wurde dutzendfach gecovert, findet sich auf Volume 3 von «KuschelKlassik» und spielt auch im Autorenkino des 21. Jahrhunderts noch immer eine Rolle.
Allerdings blieb Satie nicht im Wohlklang stecken. Er schreckte mit einem Stücktitel wie «Embryons Desséchés» und schrieb «Véritables Préludes Flasques (pour un chien)». Dabei habe er sich einzig den sanften Freuden der Phantasie hingegeben, heisst es in seinem Werkkommentar. «Wer mich nicht versteht, wird inständig gebeten, vollkommenes Stillschweigen zu bewahren und eine Haltung gänzlicher Unterwürfigkeit und Unterlegenheit einzunehmen.»
Satie fährt kompositorisch Achterbahn und entzieht sich der Einordnung in den Kanon der so genannt klassischen Musik. In «Vexations» (1892–1895), gründend auf einer Bassmelodie aus 11 Tönen, kratzt er an der Grenze der Tonalität. Mit «La Diva de L’Empire» (1906) bedient der das Publikum in der Music Hall, «Parade»(1917) im Schlepptau von Jean Cocteau und Pablo Picasso macht ihn international bekannt, in «Socrate» (1918) bekennt er sich zur ernsten Musik.
John Cage betrieb ab 1945 die Wiederentdeckung von Saties Musik. Ornella Volta prägte über Jahrzehnte die Satie-Forschung in Frankreich, während Grete Wehmeyer 1974 das erste deutschsprachige Standardwerk veröffentlichte. Jetzt zieht Oliver Vogel nach, Musikwissenschaftler in Berlin. Seine Monografie «Erik Satie. Der skeptische Klassiker» ist bei Bärenreiter/Metzler erschienen und setzt neue Akzente. Oliver Vogel stellt sich im Gespräch mit Corinne Holtz dem Bollwerk von Witz. Er ergründet das Mysterium Satie, ohne ihm zu verfallen.
Aktuelle experimentelle Musik, drei Tage lang im Dauerrausch: das nach wie vor revolutionäre Ear We Are Festival in der Alten Juragarage Biel ist eine Bühne für installative Objektkunst bis hin zu Noise, Jazz und elektroakustischer Improvisation. Inklusive Lust am Suchen, am Wagen, am Risiko.
Von Underground bis Hochkultur, von roh bis filigran – wir senden Ausschnitte aus der 14. Festivalausgabe. Mit Tomoko Sauvage und dem Wet Ink Ensemble.
Josh Modney: Lynx [2023] for violin, cello, and electronics
Eric Wubbels: chlorophyll from Second Nature [2024- ] for alto flute, computer-controlled cymbals, and percussion
Mariel Roberts Musa: Jalan Mentari [2025]
Ingrid Laubrock: Fight, Flight, Freeze [2023] for violin, cello, piano, percussion, and electronics
Sam Pluta: Lines on Black [2018] for flute, percussion, violin, cello, and electronics
Wet Ink Ensemble (Sextett)
Tomoko Sauvage: «Waterbowls»
Konzert vom 6. Februar 2025, Alte Juragarage Biel
Das Konzert steht unbeschränkt zum Nachhören zur Verfügung.
Dieses Jahr bekommt der Komponist und Videokünstler Jannik Giger einen der Schweizer Musikpreise. Aus diesem Anlass wiederholen wir ein Portrait aus dem Jahr 2021.
Jannik Giger sammelt Versatzstücke historischer Musik, die er in seinen Installationen und Kompositionen sampelt, verfremdet und verdichtet.
Zum Beispiel puzzelt er in «Krypta» einen Chor aus Stimmen berühmter Maestri zusammen und hält so der männerdominierten klassischen Musik den Spiegel vor. In seiner Installation «Gabrys und Henneberger – Transformationen» erforscht er die kommunikative Kraft des Dirigierens, indem er die Uraufführung seiner Komposition «Clash» als Stummfilm zeigt. Am wohlsten fühlt sich Jannik Giger dabei in Zwischenräumen: zwischen Kunsthaus und Konzertsaal, zwischen realen Instrumenten und Elektronik, zwischen Probe und Aufführung, zwischen Original und Fake, zwischen fremd und vertraut.
Erstausstrahlung: 03.02.2021
In der letzten Viertelstunde: Das jüngste Werk von Jannik Giger: I SING für Stimme, Saxofon, Klavier und Tape-Collage – uraufgeführt Anfang Juni in L’Abbaye am Lac de Joux im Waadtland.
Iannis Xenakis: Rebonds B für Perkussion
Arvo Pärt: Spiegel im Spiegel für Cello und Harfe
Iannis Xenakis: Rebonds A für Perkussion
Alexander Knaifel: O Heavenly King für Cello und Harfe
Steve Reich: Marimba Phase für 2 Marimba
Alexander Knaifel: «Solaris» für 35 Gongs
John Adams: Shaker Loops für 7 Streicher
Sebastian Bohren, Violine
Felix Froschhammer, Violine
Hyunjong Reents-Kang, Violine Hannes Bärtschi, Viola
Patrick Demenga, Cello
Stéphanie Meyer, Cello
Käthi Steuri, Kontrabass
Sarah o’Brien, Harfe
Matthias Würsch, Perkussion/Marimba
Christian Rombach, Perkussion/Marimba
Konzert vom 12. Juli 2024, Musikfestwoche Meiringen
Das Konzert steht unbeschränkt zum Nachhören zur Verfügung.
Eímear Noone prägte den Sound zahlreicher Videospiele und war die erste Frau, die bei den Oscars dirigierte. Mit ihrem Engagement hat die Irin nicht nur die Anerkennung von Videospielmusik als ernstzunehmendes Genre gefördert, sondern auch den Weg für andere Frauen in diesem Bereich geebnet.
Sie gilt als «Queen of Video Game Music», die irische Dirigentin und Komponistin Eímear Noone (*1977). Eímear Noone komponierte die Musik zu Game-Klassikern wie «World of Warcraft» und war eine der ersten, die Videospielmusik in den Konzertsaal gebracht haben. Spielerisch bewegt sie sich zwischen Klassik, Fantasy und Filmmusik: Ihre Musik ist episch, gross, emotional; geprägt von klassischer Musik und irischer Volksmusik. Wir folgen Eímear Noones Weg von einem kleinen irischen Dorf bis nach Hollywood und fragen: Warum ist gerade Game-Musik heute ein Labor für orchestrale Zukunftsklänge?
Taktlos. Das ist das Zürcher Festival für kreative Musikformen im Grenzbereich von Jazz, experimentellem Rock, Neuer Musik, Improvisation und Komposition.
Mit dem Trio Heinz Herbert hat dieses Jahr ersten Mal eine Band die Programmkuration des Festivals übernommen.
Wir haben einen kleinen Querschnitt in der kommenden Stunde, Aufnahmen aus dem Kunstraum Walcheturm vom März dieses Jahres: mit Le Recueil des Miracles, Electric Indigo, Olivia Block und dem Trio Heinz Herbert.
Ein nomadisches Vokalensemble bricht sprachliche, religiöse und historische Grenzen auf. Der Quantum Choir, geleitet von Tomer Damsky, vereint liturgische Mystik mit Folklore, Metal-Anleihen und zeitgenössischer Komposition.
Je nach Konzertort wechselt der Quantum Choir seine Mitglieder. Eine Konstante gibt es: Seine Gründerin Tomer Damsky, selbst Nomadin zwischen Barcelona, Antwerpen und Jerusalem. Mystik wie die der Teresa von Ávila paktiert mit der Schwere von Metal und Drone, der Unmittelbarkeit von Folklore und einer Kompositionstechnik namens «Acoustemopoetics». Mit Texten auf Aramäisch, Arabisch, Protosemitisch, Hebräisch, Latein und Spanisch überquert der Quantum Choir Grenzen. Friedemann Dupelius erzählt als teilnehmender Beobachter von einer Projektphase des Ensembles in Antwerpen.
Extreme auszuloten und sich für das eine oder das andere zu entscheiden, scheint momentan eine Tendenz in der Gesellschaft zu sein – in der Politik, in der Kunst, im sozialen Kontext werden wir mit Extremen konfrontiert. Doch was liegt dazwischen?
Chiaroscuro ist eine Technik in der Malerei, bei der Kontraste zwischen Hell und Dunkel speziell hervorgehoben werden. Licht und Dunkelheit in der Musik sind weniger offensichtlich erlebbar als in visuellen Künsten, doch auch da wird mit Harmonie, Text, Dichte und Textur gemalt, sodass diese Hell-Dunkel-Kontraste hörbar werden. Chiaroscuro steht für Tiefe und Perspektive im visuellen Sinn, für Gleichgewicht, Realität, für das Austarieren der Wirklichkeit in der Idee.
Werke von Francesca Gaza (Auftrag / UA), Francis Poulenc, Johannes Brahms, Krysztof Penderecki, Bernat Vivancos, Edvard Grieg, Karin Rehnqvist, James McMillan, Ingvar Lidholm und Jocelyn Hagen
pourChoeur Vokalsensemble
Chiara Selva & Samuel Strub, Leitung
Konzert vom 26. Oktober 2024, Theodorskirche Basel
Das Konzert steht unbeschränkt zum Nachhören zur Verfügung.
Welche Musik hören wir immer wieder, welche spielen wir immer wieder? Und welche nicht? Wann, wie und warum wird ein Werk zu gängigem Repertoire und Teil des Kanons?
Zuallererst braucht ein neues Werk enthusiastische Interpret:innen, welche es spielen, es bekannt machen, sich dafür einsetzen und es so zum Leben erwecken und am Leben erhalten.
Es muss aber auch den Weg zum Publikum finden, dieses unmittelbar ansprechen, bewegen oder ergreifen.
Ein innovativer Kompositorischer Ansatz oder ein technische Neuerung kann zum Erfolg verhelfen, wie auch eine knackige Story oder ein originelles Programm.
Und schliesslich müssen auch Veranstalter, Opernhäuser und weitere Ensembles auf den Erfolgszug aufspringen um ein Stück schliesslich nachhaltig im Kanon zu etablieren.
Moritz Weber spricht darüber mit dem Musikwissenschaftler, Musikjournalisten und Kurator Thomas Meyer und mit dem Mondrian Ensemble, Ivana Pristašová Zaugg, Petra Ackermann und Karolina Öhman.
Erwähnte Werke:
- Olivier Messiaen: Turangalîla-Sinfonie (1949)
- Pierre Boulez: Répons. Für Soloinstrumente, Ensemble und Live-Elektronik (1981)
- Sofia Gubaidulina: Streichtrio (1988)
- George Benjamin: Written on Skin (2012)
- Éliane Radigue: Occam Delta VIII. Für Fagott, Tuba, Cello und Harfe (2015)
Erstausstrahlung: 22.05.2024
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