NDR Kultur - Das Gespräch

Bei "Das Gespräch" kommen Menschen zu Wort, die Stellung beziehen und Positionen vertreten: kulturell oder gesellschaftlich, kenntnisreich, vielfältig und nicht selten provokant. Mal sind sie prominent und in aller Munde, mal ausgewiesene Experten auf ihrem Gebiet. Gemein ist ihnen allen, dass sie Inspirierendes zu sagen haben zu den Themen unserer Zeit - und oft auch sehr Persönliches. Wir stellen drängende Fragen und rollen nicht einfach den roten Teppich aus.

"Tradwives" - Hannah Lühmann im Gespräch über den Retrotrend

Bei TikTok oder Instagram präsentieren sich junge Frauen als traditionelle Ehegattinnen, die ein Leben zwischen Hausarbeit, Kindern und Häuslichkeit zelebrieren. Sie setzen alles daran, ihren Ehemännern zu gefallen. Hinter der obskuren 50er Jahre-Nostalgie verbirgt sich allerdings ein politisches Spannungsfeld: Rechte Bewegungen greifen diese Rollenbilder auf und nutzen sie für ihre Ideologie. Als junge Mutter interessierte sich Hannah Lühmann zunächst ganz persönlich für Tradwives. Als die Journalistin und Schriftstellerin dann aber erkannte, wie die Faszination für das Hausfrauen-Dasein mit Fragen nach Identität, Geschlechterrollen und politischer Vereinnahmung verknüpft ist, entstand daraus ihr Roman „Heimat“. Im Gespräch mit Verena Gonsch spricht Hannah Lühmann über die Tradwife-Bewegung, ihre Anschlussfähigkeit für rechte Strömungen und die gesellschaftlichen Debatten, die damit verbunden sind.

09-07
24:25

Zehn Jahre "Wir schaffen das": Manuela Bojadžijev zieht Bilanz

Am 31. August 2015 sagte die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel jenen Satz, der bis heute wie kein anderer mit ihr verbunden wird: "Wir schaffen das." Im Sommer und Herbst 2015 kamen Hunderttausende Flüchtlinge nach Deutschland und trafen hier auf eine beispiellose Willkommensbewegung. Doch seitdem ist viel passiert. Migration ist seit zehn Jahren eines der Dauerthemen in Politik und Gesellschaft - und wird häufig eher als Problem betrachtet. Dabei fällt die Bilanz gar nicht so negativ aus, sagt Manuela Bojadžijev, Professorin für Migration in globaler Perspektive an der Humboldt-Universität zu Berlin. Im Gespräch mit Sebastian Friedrich verweist die Expertin auf zahlreiche Studien zum ehrenamtlichen Engagement für Flüchtlinge. "Es gab einen sehr deutlichen Solidaritätsschub, der durch die gesamte Gesellschaft gegangen ist". Bojadžijev kritisiert, dass Flucht und Migration in der Öffentlichkeit zu oft als Problem dargestellt werden, was etwa am inzwischen etablierten Begriff der "Flüchtlingskrise" ablesbar sei. Dabei habe es sich nicht um eine Flüchtlingskrise gehandelt, sondern um eine Krise der Migrationspolitik. Es sei jedoch möglich, so Bojadžijev, eine progressive Einwanderungspolitik zu formulieren, "die so gestaltet ist, dass sie eine Demokratisierung unserer Gesellschaft zur Folge hat". Migration könne als Chance begriffen werden, die Teilhabe aller Menschen in der Gesellschaft zu verbessern - nicht nur die der Migranten und Flüchtlinge.

08-31
25:56

Den Peanuts zum 75.! Übersetzer Matthias Wieland im Gespräch

Matthias Wieland ist mit Figuren wie Linus, Lucie, Peppermint Petty und Charlie Brown oder auch Homer, Bart und Maggie auf Du und Du. Sein großes Talent ist es, in Sprechblasen zu denken und sie auch gleichzeitig zum Sprechen zu bringen. Der Hannoveraner bringt Comics vom Englischen ins Deutsche. So zum Beispiel die Erfolgsserie The Simpsons, Teile von Calvin and Hobbes, die Mumiens oder die Werkausgaben der Peanuts. Diese legendären Comic-Figuren um Snoopy und Charlie Brown feiern in diesem Jahr ihren 75. Geburtstag. Deshalb hat Mathias Heller mit Matthias Wieland in Hannover in seinem Büro gesprochen, das gleichzeitig Studio ist. Wieland verfügt nämlich auch über ein großes musisches Talent. Im Gespräch erzählt er, wie er eins mit dem anderen verbindet und wie er Comics zum Sprechen bringt.

08-24
25:47

Bestsellerautorin Nina George über die Rollen der Frau

Jahrelang trieb Nina George, die durch „Das Lavendelzimmer“ und andere Romanen rund um den Buchhändler Jean Perdu weltberühmt geworden ist, die Frage um: „Was wäre, wenn mich alle für tot hielten, ich aber weiterhin lebe: Kann ich noch einmal neu starten? Kann ich darauf verzichten, wer ich bis dahin scheinbar geworden bin? Kann ich alles abstreifen, was ich mir vielleicht draufgetan habe – an Erfahrung, vielleicht auch an Gesten, an Verhalten?“ In ihrem neuen Buch „Die Passantin“ spielt Nina George diese Fragen am Beispiel der internationalen Filmikone Jeanne Patou durch, die 2015 beim Absturz der Germanwings-Maschine in den französischen Alpen vermeintlich ums Leben kommt. Doch Jeanne lebt weiter, beobachtet inkognito die Trauer um sich und fragt: „Wie geht das überhaupt, aus dem eigenen Leben zu verschwinden?“. Aus dem eigenen Leben und aus den Rollen, die ihr darin zugeschrieben wurden. Als Filmschauspielerin sowieso, aber auch als Frau, die männlichen Idealen zu entsprechen hatte. Im intensiven Gespräch mit Jürgen Deppe erklärt Nina George, warum sie sich nicht als Anwältin der Frauen versteht, warum sie sich mehr als Schriftstellerin, denn als Frau sieht und warum sie seit Jahren als Urheberrechtsaktivistin so leidenschaftlich für den Anspruch auf geistiges Eigentum kämpft. „Ich mache mir selbst einen Namen. Aber die Namen sind egal.“

08-10
25:49

Die kriminelle Energie des Wattenmeers - Autor Mathijs Deen im Gespräch

„Die Leute mögen Liewe Cupido, weil er echt ist“, sagt der niederländische Schriftsteller Mathijs Deen über seinen knurrigen Helden von der Bundespolizei See, der in „Die Lotsin“ in seinem mittlerweile vierten Fall ermittelt. Seine Wattenmeer-Krimireihe hat Mathijs Deen in Deutschland und in den Niederlanden berühmt gemacht. Obwohl er selbst nie daran dachte, einen Krimi zu schreiben: Der Hamburger mareverlag brachte Mathijs Deen erst auf die Idee. In seinem Amsterdamer Gartenhäuschen schreibt der ehemalige Rundfunkredakteur aber nicht nur über Mordfälle auf dem Meer. Auch eine literarische Biografie über den Rhein ist letztes Jahr erschienen. Wie er im Gespräch mit seinem Schriftstellerkollegen Martin Becker erklärt, spielt eine Sache aber in all seinen Büchern eine Rolle: der Humor. „Es muss mir auch ein bisschen Spaß machen beim Schreiben. Und es muss auch den Lesern ein bisschen Spaß machen beim Lesen.“

08-10
25:47

Maike Schöfer: "Wir leben in einer Kultur des Ja-Sagens"

„Nein“ gehört zu den ersten Wörtern, die wir Menschen lernen – im Schnitt ungefähr im Alter von einem Jahr. Wir freuen uns über dieses Mittel der Abgrenzung und rufen das Nein inbrünstig und voller Stolz in die Welt. Je älter wir werden, desto schwerer fällt das aber vielen von uns. Wir fühlen uns schuldig, haben Angst, nicht mehr gemocht zu werden, wollen nicht enttäuschen oder egoistisch wirken. „Wir leben in einer Kultur des Ja-Sagens“, erklärt Maike Schöfer, Pfarrerin in Berlin, queere Social-Media-Aktivistin, interreligiöse Podcasterin und seit neuestem auch Buch-Autorin. „Nö“ heißt ihre „Anstiftung zum Neinsagen“, eine Image-Kampagne für das kleine, aber kraftvolle Wörtchen „Nein“, das auch sie sich erst wieder zurück erobern musste. Wie wurde Maike Schöfer von der Ja-Sagerin zur „Nö“-Schreiberin, warum ist es ein Privileg, „Nein“ sagen zu können und wie schaffen wir die Gratwanderung zwischen Selbstfürsorge und Egoismus? Warum sollten wir die Institution Ehe hinterfragen, weshalb gehört hinter Gott ein Gendersternchen und warum war Jesus ein radikaler Softie? Das alles verrät Maike Schöfer im Gespräch mit Alexandra Friedrich.

08-03
26:03

SciFi-Expertin Hermann: Warum Anti-Dystopien Zukunft haben

Klimakatastrophen, Überwachungsstaaten, zerfallende Demokratien – Dystopien beherrschen nicht nur die Leinwände und Buchseiten, sondern prägen auch unser Denken über die Zukunft. Doch was macht das mit unserem Blick auf die Welt? Und warum braucht es dringend mehr Geschichten, die Hoffnung statt Angst verbreiten? In ihrem im oekom Verlag erschienenen Buch „Zukunft ohne Angst“ analysiert die Politikwissenschaftlerin und Science-Fiction-Podcasterin Isabella Hermann, wie dystopische Erzählungen gesellschaftliche Entwicklungen spiegeln und Anti-Dystopien neue Perspektiven eröffnen. Hermann warnt im Gespräch mit Verena Gonsch vor einem einseitig dunklen Weltbild. Ihr Plädoyer: mehr Anti-Dystopien, mehr Utopien, mehr Mut zur positiven Zukunft!

07-27
25:50

Rabea Edel über ihr "Porträt meiner Mutter mit Geistern"

Schon der Titel des neuen Romans von Rabea Edel ist eine Hommage an die beiden Künste, denen sie sich verschríeben hat: Denn die 42-jährige Bremerhavenerin ist nicht nur Schriftstellerin, die die Geister der Vergangenheit wachruft und sichtbar macht, sondern auch preisgekrönte Fotografin, die hier eine besondere Frau ins Bild setzt: eine Frau, eine Mutter, die beschließt, sich nicht den Erwartungen ihrer Zeit zu beugen. „Der ganze Roman hat auch mit einem Bild begonnen“, sagt Rabea Edel, „mit einem Foto von Familienmitgliedern, die ich selbst nicht mehr kennengelernt habe. Und aus den vielen Fragen, die ich an sie hatte, habe ich den Roman entwickelt.“

07-20
23:34

Georg Diez über politische Kipppunkte: "Wir können unsere Politik gestalten"

Die 1990er Jahre - ein Jahrzehnt voller Umbrüche, das bis heute nachwirkt. Der eiserne Vorhang war gerade gefallen, der kalte Krieg vermeintlich vorüber. Es war vom Sieg des Kapitalismus die Rede, vom Ende der Geschichte, vom Beginn eines glorreichen Zeitalters. Wie der Publizist Georg Diez in seinem neuen Buch "Kipppunkte" schreibt, führten die "Versprechen der Neunziger zu den Krisen der Gegenwart": Globalisierung und Osterweiterung, Klimaentwicklung und beginnende Digitalisierung. Verena Gonsch hat mit dem internationalen Journalisten und Fellow der Max-Planck-Gesellschaft über die großen historischen Ereignisse der 90er Jahre gesprochen und gefragt, was daraus geworden ist.

07-13
25:47

Kipppunkte: die 90er als Schlüsseljahrzehnt – Gespräch mit Georg Diez

Die 1990er Jahre – ein Jahrzehnt voller Umbrüche, das bis heute nachwirkt. Der eiserne Vorhang war gerade gefallen, der kalte Krieg vermeintlich vorüber. Es war vom Sieg des Kapitalismus die Rede, vom Ende der Geschichte, vom Beginn eines glorreichen Zeitalters. Wie der Publizist Georg Diez in seinem neuen Buch „Kipppunkte“ schreibt, führten die „Versprechen der Neunziger zu den Krisen der Gegenwart“: Globalisierung und Osterweiterung, Klimaentwicklung und beginnende Digitalisierung. Verena Gonsch hat mit dem internationalen Journalisten und Fellow der Max-Planck-Gesellschaft über die großen historischen Ereignisse der 90er Jahre gesprochen und gefragt, was daraus geworden ist.

07-12
25:58

Historiker über das Verreisen: "Es gab schon immer zu viele Touristen"

Vom „Zurück zur Natur!“ der Romantiker über die „Kraft durch Freude“-Fahrten der Nazis bis hin zum aktuell grassierenden Massentourismus bis in die entlegensten Winkel der Erde: Menschen lieben das Verreisen. Aber wie ist diese Leidenschaft entstanden? Wie hat sie sich im Laufe der Jahre verändert und entwickelt? Wie prägt sie unser Leben, unsere Identität? Der Tourismushistoriker Hasso Spode, apl. Professor an der Uni Hannover und Ehrenvorsitzender des Historischen Archivs Tourismus an der TU Berlin, zeichnet im Gespräch mit Jürgen Deppe die verschlungenen Wege des Verreisens nach, analysiert den denkbar schlechten Ruf von „Touristen“, zeigt die enorme wirtschaftliche Bedeutung des Urlaubens weltweit und denkt darüber nach, was geschieht, wenn auch die Bevölkerung der Schwellenländer ihr laut Artikel 24 der UN Menschenrechtscharta unveräußerliches Recht auf Urlaub in Anspruch nehmen. Schönen Urlaub!

07-06
25:54

Frank Zachos: "Es gibt durch und durch schwule Schafe"

Bei hitzigen Debatten um Geschlechter, sexuelle Vorlieben oder Glaubensfragen werde die Natur gern als Legitimation für unterschiedlichste Überzeugungen herbeigezogen, ärgert sich Frank Zachos. Zum Beispiel wenn es um die Frage geht: Ist gleichgeschlechtliche Sexualität etwas Natürliches oder nicht? Der Kieler Zoologe leitet die Säugetier-Sammlung am Naturhistorischen Museum in Wien und weiß: Gleichgeschlechtlicher Sex kommt in der Natur ständig vor, etwa bei 1500 uns bisher bekannten Arten, vor allem Säugetieren. Er sei also mitnichten „widernatürlich“. Daraus Schlüsse für unser moralisches Handeln zu ziehen, sei aber gefährlich, warnt Zachos. In seinem Buch „Die Natur kennt feine Grade“ und im Gespräch mit Andrea Schwyzer erklärt er, warum Tiere überhaupt gleichgeschlechtlichen Sex haben (wegen der Fortpflanzung auf jeden Fall nicht), was hinter dem schwierigen Begriff „Menschenrassen“ steckt und was wir von der Natur tatsächlich lernen können.

06-29
25:40

Let’s talk about sex – Gespräch mit der SPIEGEL-Kolumnistin Heike Kleen

Unter allen SPIEGEL-Kolumnen über Wirtschaft, Politik und Zeitgeschehen ist eine ganz besonders beliebt: die Sex-Kolumne „Liebesleben“. Regelmäßig bringen die Texte der Hamburger Journalistin Heike Kleen außergewöhnlich viele Klicks und Abos. Und das, obwohl es darin meist nicht nur sehr unterhaltsam, sondern oft auch sehr politisch zugeht. Jetzt gibt es im renommierten Penguin Verlag das Buch zur Sex-Kolumne mit dem wortspielerischen und mehrdeutigen Titel: „ZusammenKommen. Warum Gleichberechtigung sexy ist und Lust auf mehr macht“. Im Gespräch mit Alexandra Friedrich erzählt Heike Kleen, wie sie versehentlich zur Sexkolumnistin wurde, weshalb uns das Sprechen über Sex so schwer fällt, aber besonders wichtig ist, warum die Heterosexualität in der Krise steckt und inwieweit uns queere Menschen einen Ausweg zeigen können. Sehr unterhaltsam, sehr politisch – typisch Kleen.

06-22
26:02

Isabel Fargo Cole: "Natur ist ein brennend politisches Thema"

"Nature Writing" gebe es im Deutschen spätestens seit der Romantik, meint die Schriftstellerin und Übersetzerin Isabel Fargo Cole. Naturthemen hätten aber politisch bedingt im Verdacht des Kitsches und des Konservatismus gestanden. Nun greife man auf den Anglizismus "Nature Writing" zurück, um Natur wieder thematisieren zu können. Im Rahmen des 1. Nature Writing Festivals in Hamburg wird Isabel Fargo Cole am 18. Juni im Grünen Bunker in der Feldstraße lesen. Im Gespräch mit Martina Kothe spricht Cole auch darüber, wie es für sie als Amerikanerin war, 1995 nach Berlin zu kommen und sich bewusst im Osten anzusiedeln, wie es war, auf den Spuren ihrer Vorfahren nach Alaska zu reisen und wie sie angesichts der aktuellen Situation die Zukunft der USA sieht.

06-15
24:55

Punk-Pastor Ulf Werner: "Wir sind Sünder und Heilige zugleich"

"Wilde Sehnsucht" ließ Ulf Werner vor Jahren aus dem Evangelischen Stift zu Tübingen auf den Kiez nach St. Pauli fliehen, um dort Punkrock zu machen. Hamburg sollte sein "Lehrmeister werden auf der Suche nach den heiligen Gottesmomenten, für die es sich zu leben lohnte." Jetzt spricht er mit seinem Buch "Wilde Sehnsucht. Punk, Predigt und Passion" einen Toast aus "auf Gottes Tresenpersonal - sie sind die Seelsorger, die Engel des Alltags, die jede Nacht bereitstehen für all diejenigen, die auf der Suche sind. Ich durfte von ihnen all die Dinge lernen, die nicht in den Lehrbüchern der Universitäten zu finden sind." Was ihn Hamburg und das (Nacht)Leben lehrte, wie er vom Rockpalast in die Kirche der Stille fand, warum Gottesmomente nicht auf Dauer gestellt werden können und warum alle Wege richtig sind, solange sie nur zu Gott führen - darüber denkt Ulf Werner im Gespräch mit Jürgen Deppe nach und kommt zu dem Schluss: "Gott steckt in allen Dingen."

06-08
25:10

Thomas und Heinrich Mann: "Man muss es als Bruderwerk sehen"

Beim Schreiben seines Buches über die Lübecker Senatorensöhne sei ihm bewusst geworden, dass man weder das Werk von Thomas noch das Werk von Heinrich Mann allein in den Blick nehmen könne. "Man muss es als Bruderwerk sehen", betont Hans Wißkirchen, früher Leiter des Buddenbrookhauses in Lübeck und heute Präsident der Thomas Mann-Gesellschaft. "Isolation ist da nicht der richtige Weg." Mit seinem aktuellen Buch "Zeit der Magier - Heinrich und Thomas Mann 1871-1955" habe er die beiden Brüder miteinander in einen Dialog bringen wollen. Im Gespräch mit Linda Ebener erzählt Hans Wißkirchen, wie es zu dem Buch gekommen ist, was ihn während des Schreibens überrascht hat und warum die beiden gebürtigen Lübecker nie wieder in ihre Heimatstadt zurückgekehrt sind.

06-01
25:40

Diversitäts-Agentin Leyla Ercan: Bedrohte Vielfalt nicht nur in der Natur

Und genau das hat sich Leyla Ercan zur Aufgabe gemacht. Die überzeugte Hannoveranerin war "Diversitäts-Agentin" am Staatstheater der niedersächsischen Hauptstadt. Heute trägt sie ihre Erfahrungen und ihr Wissen über die Vielfalt von ethnischer und sozialer Herkunft, von religiöser und geschlechtlicher Orientierung, von Möglichkeiten und Handicaps als Referentin, Lehrbeauftragte und Kulturberaterin in Unternehmen, Hörsäle und die Öffentlichkeit. Kurz vor dem diesjährigen Deutschen Diversity Day am 27. Mai hat Alexandra Friedrich mit Leyla Ercan darüber gesprochen, warum Diversität essenziell ist, und warum sie nicht von selbst "passiert", sondern Engagement erfordert. Sie verrät, wie divers und offen die Theaterwelt tatsächlich ist, und ob das, was im Künstlerischen behauptet wird, auch hinter den Kulissen Realität ist.

05-25
26:05

Axel Bojanowski: "Die Welt ist besser, als wir denken"

Mit seinen Büchern erreicht Axel Bojanowski regelmäßig eine große Leserschaft. "Was sie schon immer übers Klima wissen wollten, aber bisher nicht zu fragen wagten" wurde zum Spiegel-Bestseller. Wohl auch, da der Welt-Journalist einen Hang zu steilen Thesen hat, die von vielen nicht unwidersprochen bleiben. So findet er die Berichterstattung über den Klimawandel einseitig, die Debatten darüber von einer grünen Lobby gesteuert und Atomkraftwerke grundsätzlich prima. In seinem neuesten Buch geht der Geowissenschaftler auf positive Entwicklungen ein, die nach seinem Geschmack zu wenig Beachtung finden. "33 erstaunliche Lichtblicke, warum die Welt besser ist als wir denken" ist gerade im Westend-Verlag erschienen. Im Gespräch beweisen Axel Bojanowski und Martina Kothe, dass man über kontroverse Themen freundlich und gepflegt diskutieren kann.

05-18
26:03

Shila Behjat: "Wir stehen am Beginn der fünften Welle des Feminismus"

"Wir leben in einer Zeit, in der wir ohne Zweifel Angriffe auf die Demokratie erleben und eine Rückkehr in autokratische Systeme", sagt die Journalistin Shila Behjat. Die Folge sei unter anderem eine Untergrabung der Frauenrechte. Doch Behjat beobachtet, wie vielerorts mutige Frauen aufstehen gegen solche Diktatoren und menschenverachtende Regime - im Iran, im Sudan, in Belarus, in Polen. Diese weiblich angeführten Bewegungen finden fast zeitgleich statt und sind allesamt gewaltfrei. Doch woher nehmen die Frauen die Kraft und den Mut, sich den brutalen Machthabern entgegenzustellen? Für ihr Buch hat die Deutsch-Iranerin mit mehreren Revolutionärinnen gesprochen: mit der belarussischen Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja, der iranischen Friedensnobelpreisträgerin Narges Mohammadi und der sudanesischen Aktivistin Alaa Salah. Im Gespräch mit Andrea Schwyzer beschreibt Behjat, was die aktuellen Proteste von den Bewegungen der vergangenen Jahrhunderte unterscheidet, welches Ziel sie verfolgen und inwiefern sie uns neue Perspektiven auf gelebte Gerechtigkeit und Demokratie liefern.

05-11
25:55

Jörn Leonhard: "Über Kriege und wie man sie beendet"

Dass das Deutsche Reich den Zweiten Weltkrieg verlieren würde, war den meisten ab den Niederlagen in Stalingrad und Kursk klar. Trotzdem vergingen noch zwei Jahre bis zur bedingungslosen Kapitulation am 8. Mai 1945. Der renommierte Historiker Jörn Leonhard nennt dafür zwei Gründe: den Terror des Regimes gegen seine eigenen Bürger und die Verteidigung der Heimat gegen die drohende Besetzung durch die "Feinde". Bei vielen Frontsoldaten hätte die Angst vorgeherrscht, "dass das, was man gerade in Osteuropa selbst als Täter erlebt hat, auf Deutschland, und das heißt eben auf die eigenen Familien, die eigenen Frauen, die eigenen Kinder zurückfallen könnte." Im Gespräch mit Ulrich Kühn erläutert der Freiburger Historiker außerdem, warum fast alle großen Kriege der Neuzeit in ihrer Endphase besonders blutig waren, wie unterschiedlich das Ende des Zweiten Weltkriegs in Ost- und Westdeutschland bis heute bewertet wird und wie trotz ausgeprägter Erinnerungs- und Gedenkkultur in Deutschland revisionistische Kräfte am rechten Rand massiv Zulauf gewinnen.

05-04
25:57

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