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NDR Kultur - Das Gespräch
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NDR Kultur - Das Gespräch

Author: NDR Kultur

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Bei "Das Gespräch" kommen Menschen zu Wort, die Stellung beziehen und Positionen vertreten: kulturell oder gesellschaftlich, kenntnisreich, vielfältig und nicht selten provokant. Mal sind sie prominent und in aller Munde, mal ausgewiesene Experten auf ihrem Gebiet. Gemein ist ihnen allen, dass sie Inspirierendes zu sagen haben zu den Themen unserer Zeit - und oft auch sehr Persönliches. Wir stellen drängende Fragen und rollen nicht einfach den roten Teppich aus.
278 Episodes
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Das Udo Lindenberg-Musical „Hinterm Horizont“ war der größte Bühnenerfolg in der Berliner Theatergeschichte. Im Auftrag des Hamburger Musicalunternehmens Stage Entertainment hatte der Schriftsteller Thomas Brussig („Helden wie wir“, „Das kürzere Ende der Sonnenallee“, „Das gibts in keinem Russenfilm“) das Libretto dazu geschrieben und dafür 100.000 Euro erhalten. Wegen des riesigen Erfolgs des Musicals fand Brussig das zu wenig und verklagte Stage Entertainment auf Basis des „Bestsellerparagrafen“ im Urheberrecht. Das Landgericht Hamburg gab ihm nach 10 Jahren Prozessdauer nun in erster Instanz Recht und sprach ihm fünf Millionen Euro zu – plus Zinsen. Das Urteil könnte als Präzedenzfall in Urheberrechtsfragen in die Geschichte eingehen. Das Musicalunternehmen Stage Entertainment hat Berufung dagegen eingelegt. Im Gespräch mit Jürgen Deppe berichtet Thomas Brussig nun ausführlich davon, wie ihn seinerzeit Udo Lindenberg persönlich anrief und um das Libretto für das Musical bat, es dann aber „zum Glück“ zu keiner weiteren Zusammenarbeit kam. Wie das Musicalunternehmen Stage Entertainment trickst, um sich künstlich arm zu rechnen und Urheber nicht angemessen bezahlen zu müssen. Und wie ihn jeder weitere Tag des Verfahrens um über 1.000 Euro reicher macht.
In ihrem Buch „Bleibefreiheit“ hat die Philosophin Eva von Redecker eine Freiheitstheorie entwickelt, die sich mit dem Klimawandel auseinandersetzt. Sie stellt darin unseren liberalen Freiheitsbegriff in Frage. Denn wenn die Freiheit des Einzelnen eine Gefahr für alle bedeutet, stößt diese Form von Gesellschaft ihrer Ansicht nach an ihre Grenzen. Freiheit muss für sie dann auch bedeuten, nachfolgende Generationen mitzudenken. Im Gespräch mit Verena Gonsch analysiert die aus Schleswig-Holstein stammende Wissenschaftlerin auch das zunehmende Erstarken autoritärer Systeme. Die Unzufriedenheit vieler Menschen über eine veränderte und unübersichtliche Welt führe zu dem Bedürfnis, Flüchtlingen die Schuld am eigenen Frust zu geben. Der Staat werde dabei mehr und mehr als nicht mehr handlungsfähig erlebt.
Die NDR-Aktion „Hand in Hand für Norddeutschland“ sammelt in diesem Jahr für Menschen, die einsam sind. Aber was ist Einsamkeit, wer ist betroffen und wie können wir uns gegen Einsamkeit schützen und einsame Menschen zurück ins Leben holen? Der Soziologe Janosch Schobin forscht seit Jahren zu Freundschaft und Einsamkeit, erst in Hamburg, jetzt in Kassel und lehrt in Göttingen. Mit dem Kompetenznetz Einsamkeit berät er die Bundesregierung. Er sagt: „Was uns lebenslang am besten vor Einsamkeit schützt, ist ein Aufwachsen in einer sicheren, sozialen Welt mit stabilen Beziehungen.“ Die Pandemie habe viele Fakten zur Einsamkeit auf den Kopf gestellt. So zeigen Erhebungen, dass mittlerweile vor allem junge Menschen mit Einsamkeitsbelastungen zu tun haben. In der Lebensphase, in der sie normalerweise neue soziale Netze knüpfen und ausbauen, sei das wegen Corona nicht möglich gewesen. „Da ist eine Lücke entstanden und die Frage ist, wie schnell und ob überhaupt sich dieses Loch reparieren lässt.“ Grundsätzlich begünstigen Armut, schlechtere Bildungschancen, Arbeitslosigkeit, Diskriminierung und körperliche Behinderungen das Abrutschen in die Einsamkeit. Übrigens sei Einsamkeit per se nicht problematisch, im Gegenteil. Im Gespräch mit Andrea Schwyzer erläutert Janosch Schobin, warum das Gefühl der Einsamkeit für uns überlebenswichtig ist.
Anfang des Jahres hat sie mit ihrer Geschäftspartnerin Julia Kreuch das Unternehmen „faarwel“. gegründet – die zwei versprechen „passende Bestattungen“, einen herzlichen, ehrlichen und ungekünstelten Abschied. Im Gespräch mit Alexandra Friedrich erklärt die Musikwissenschaftlerin, warum sie ihren Job in der Klassik-Szene für das Bestattungswesen aufgegeben hat und was beide Branchen gemeinsam haben. Wie ihre Töchter mit dem neuen Job umgehen und warum wir von Kindern einen guten Abschied lernen können, auch das erzählt die zweifache Mutter. Außerdem geht es um kulturelle Unterschiede im Umgang mit Tod und Trauer, um die beglückenden Momente und die großen Herausforderungen der Arbeit als Bestatterin.
Im Zuge der Gezeiten wurden die Nordseeküste, aber auch die Ufer der tideabhängigen Ströme wie Elbe, Oste, Weser und Ems schon immer von Meerwasser überspült. Mal mehr, mal weniger, gelegentlich katastrophal. Zurück blieb fruchtbares Land, das sich der Mensch zunutze machte: das Marschland. Der Hamburger Sozial- und Kulturhistoriker Norbert Fischer hat dem amphibischen Raum, der einst vor Reichtum strotzte und heute als abgehängt und strukturschwach gilt, mit MARSCHLAND einen European Essay on Nature and Landscape gewidmet. Im Gespräch mit Jürgen Deppe erklärt Fischer die historische Bedeutung der Region mit ihrem ausgeklügelten Entwässerungssystem, erläutert die Faszination der einzigartigen Vogelpopulation und beschreibt, wie Naturschützer und Landwirte heute um den richtigen Umgang mit dem Marschland ringen: Wildnis oder Wirtschaft?
Verluste waren früher Erfahrungen im Privaten. Tod und Trauer, Trennung und Endlichkeit, das sind Phänomene, die die Menschen im familiären Kreis ausgemacht haben. Heute schränken Pandemien das Leben ein, der Klimawandel bedroht Existenzen, die Arbeitswelten verändern sich und viele machen dafür die Politik verantwortlich. Andreas Reckwitz will mit seinem Buch "Verlust" auf diese veränderte Wahrnehmung aufmerksam machen und die Gesellschaft resilienter machen für Krisen. Gelbwesten in Frankreich, Trump-Anhänger in den USA, der Aufstieg der AfD. Immer geht es um etwas Verlorenes, sagt Andreas Reckwitz im Gespräch mit Verena Gonsch. Und das steht nach Ansicht des renommierten Soziologen im Gegensatz zum Fortschritts-Versprechen des Kapitalismus.
„Sie machen die Hotelbetten, wischen die Büros, putzen die Toiletten auf Raststätten. Sie stechen den Spargel, ernten die Erdbeeren, pflücken die Äpfel. Sie bauen die Wohnungen, die Universitäten, die Shopping Malls, schlachten die Schweine, zerteilen die Hühner, zerlegen die Puten…“. Jeder von uns hat sofort ein Bild von den prekär beschäftigten Menschen vor Augen, die unseren Wohlstand sichern. Der Journalist Sascha Lübbe gibt einigen von ihnen in seinem für den NDR Sachbuchpreis nominierten Buch „Ganz unten im System“ nun ein Gesicht und eine Stimme. Ein Großteil von ihnen kommt aus Osteuropa, um hier das Geld für die heimischen Familien zu verdienen. Dabei werden sie meist schwarz bezahlt, ausgebeutet und miserabeluntergebracht. Im Gespräch mit Christoph Bungartz beschreibt Sascha Lübbe, wie systematisch mit der Ausbeutung der Arbeitsmigranten Geld gemacht und wie wenig dagegen unternommen wird.
Die großen christlichen Kirchen sind in der Krise – die Gründe: vielfältig. Klar ist jedoch, noch nie waren so wenige Menschen in Deutschland Mitglied in der evangelischen oder der katholischen Kirche wie heute. Kirche – für viele ist das ein aus der Zeit gefallenes Auslaufmodell. Da überrascht es, wenn ausgerechnet ein Soziologe sagt: „Demokratie braucht Religion“. Hartmut Rosa ist bekannt für seine messerscharfen Analysen der „beschleunigten Gesellschaft“, die daraus entwickelte „Resonanztheorie“. Menschen, so seine Grundthese, müssten wieder mehr mit anderen und mit der Welt in Beziehung treten. Und an dieser Stelle könnten und müssten die Kirchen eine wichtige Rolle übernehmen. Wie die aussehen könnte und inwiefern die Krise der christlichen Kirchen in Deutschland eng zusammenhängt mit der Krise der Demokratie erläutert der Soziologe Hartmut Rosa im Gespräch mit Katja Weise. Für ihn selbst ist das Musizieren in einer Kirche übrigens ein „perfekter Resonanzmoment“.
Bianca Iosivoni ist seit 2018 eine der erfolgreichsten deutschen Autorinnen von „new adult“- Büchern. In diesem Jahr erschien ihre „Golden Bay“-Trilogie, die auch auf der Spiegel-Bestsellerliste stand. Für Bianca Iosivoni ist „new adult“ kein Genre im eigentlichen Sinn, sondern eher eine Zielgruppe. Die Bücher richten sich an junge Menschen zwischen 18 und 25, weil es „da in der Literatur“ eine Lücke gab. „Wir können uns glücklich schätzen, dass so viele Bücher verkauft werden, aber auch dass so viel mehr gelesen wird. Und dass die Leute sich gerade online so viel übers Lesen austauschen – das ist doch das Schönste, was passieren kann“, sagt Bianca Iosivoni. „Sex – und Kampfszenen haben viel gemeinsam“ Warum es so viel Sex in ihren Büchern gibt und wie sie versucht, mit Thrillern sich eine erweiterte Leserschaft zu erschließen, darüber hat NDR Kultur Literaturredakteurin Maren Ahring mit Bianca Iosivoni am Rande der Frankfurter Buchmesse gesprochen.
Melanie Raabe kennt sich aus mit Thrillern. In ihrem neuen Roman „Der längste Schlaf“ verbindet sie ihre Fähigkeit, große Spannung aufzubauen mit Elementen des magischen Realismus. Ihre Protagonistin ist Schlafforscherin und kennt sich, besser als ihr lieb ist, mit Schlaflosigkeit aus. Dann erbt sie ein Haus in der hessischen Provinz von einem ihr unbekannten Mann. Was hat das zu tun mit den beiden Kindern, die in diesem Ort vermisst werden? Im Gespräch mit NDR Kultur-Moderator Joachim Dicks, das auf der ARD-Bühne auf der Frankfurter Buchmesse entstanden ist, gibt Melanie Raabe Antworten auf diese und noch viel mehr Fragen.
Für ihren Roman „Hey guten Morgen, wie geht es Dir?“ ist Martina Hefter mit dem Deutschen Buchpreis 2024 ausgezeichnet worden. Dass die Entscheidung der Jury offenbar ein Kompromiss war, sei für sie völlig okay, denn einstimmige Jury-Voten seien sehr selten. Im Gespräch mit Maren Ahring erklärt Martina Hefter, was es mit sogenannten „Love Scammern“ auf sich hat. Sie stellt sich der der Frage, ob Tanz, Lyrik und Romane bei ihr irgendwie zusammenhängen. Und das Tattoo einer Wildbiene, das sich die Buchpreisträgerin zusammen mit ihrer Lektorin hat stechen lassen, spielt auch eine Rolle.
Mit ihrem Roman „Nach den Fähren“ hat die Hannoversche Autorin Thea Mengeler das Publikum von sich überzeugt: Bei der Online-Abstimmung zur Wahl der besten Bücher der Unabhängigen Verlage landete sie auf der Shortlist. Am Freitag wird der Preis der sogenannten Hotlist auf der Frankfurter Buchmesse vergeben. Mengelers Buch handelt von einer Insel, zu der die Fähren mit den Touristen eines Tages nicht mehr kommen. Was macht das mit den Zurückgebliebenen? Wie verändert sich die Insel, wenn sie plötzlich wieder den Einheimischen gehört? Im Gespräch mit Jan Ehlert erzählt Thea Mengeler, warum das Fortbleiben der Fähren Freiheit und Verlust zugleich ist. Außerdem gibt sie Einblicke in das Entstehen ihres Romans: Welche Insel hat sie inspiriert? Und warum kann es hilfreich sein, beim Schreiben den Füller statt den Laptop zu benutzen?
"Ich bin generell der Meinung, dass eine Woche ohne Comics oder Manga eine vergeudete Woche ist", sagt Joachim Kaps selbstbewusst. Der promovierte Kulturwissenschaftler ist seit über 30 Jahren im Comic-Business unterwegs. Anfangs im Carlsen Verlag, seit 2017 leitet er als Geschäftsführer den Hamburger Manga-Verlag altraverse. Im Gespräch mit Mathias Heller spricht er über die Entstehung dieser Jugendkultur in Deutschland, über Frauenbilder, die Kraft der Community und was die Zukunft für dieses Medium bereithaltet könnte: "Wir können mit Comic zur Kultur in unseren Breiten etwas beitragen."
1989/1990 bejubelten Viele im Osten den Gewinn der Freiheit - und erkannten nicht den Preis, den sie dafür bezahlten.
Der Vater war Alkoholiker, die Mutter depressiv, die Kindheit ein Grauen. Vor vier Jahren beschrieb Christian Baron sein Heranwachsen in Armut in seinem autobiografischen Roman „Ein Mann seiner Klasse“ und wirbelte damit viel Staub auf. In sozial äußerst prekären Verhältnissen aufgewachsen, schaffte Baron es, als erster seiner Familie die Armut zu verlassen, aufs Gymnasium zu gehen und Journalist zu werden. Warum das nur mit Glück gelang und mit Menschen, die an ihn glaubten, erzählt er im Gespräch mit Mareike Gries. Seine eigene Lebensgeschichte nun in einer für seine Begriffe großartigen ARD-Verfilmung zu sehen, löst in ihm einen Strudel der Gefühle aus. Wobei Baron betont: Seine Geschichte steht nur beispielhaft für so viele Geschichten von Menschen, die in Armut leben müssen. Baron fordert deshalb engagiert ein klares Umdenken in der deutschen Sozialpolitik.
„Wir sind Wesen, die darauf angewiesen sind, ein bisschen Hoffnung zu haben, in eine Zukunft zu blicken, die wir für gestaltbar halten“. In früheren Zeiten hätte religiöser Glaube das Bedürfnis danach durch die Hoffnung auf ein besseres Leben nach dem Tod befriedigt, sagt Philipp Blom. im 20. Jahrhundert hätten vor allem politische Ideologien das „Prinzip Hoffnung“ geschürt. In jüngster Zeit würde die Hoffnung enorm auf ein besseres Jetzt fokussiert, individualisiert und von kapitalistischen Interessen dirigiert, sagt der heute in Wien lebende Historiker und Autor. Hoffnung basiere aber auf einem „Minimum an Gemeinsamkeit, um überhaupt noch eine Gesellschaft zu sein“, auf gemeinsamer Geschichte und Gegenwart, so Blom. Er ist davon überzeugt, dass die „rasende Entwicklung von Technologien, die unser Leben völlig umkrempeln“ zu einer Vereinzelung führt, die ein „gemeinsames Projekt“ einer Gesellschaft immer schwieriger macht. Das aber sei Grundlage für „ein kluges Verhältnis zur Welt“. Im Gespräch mit Ulrich Kühn erläutert Philipp Blom, welche Rolle bei der Ausbildung von Perspektiven die Geschichten spielen, die wir uns gegenseitig erzählen, und wie seine eigene Hoffnung aussieht: „Vielleicht ist es möglich, dass wir uns neu entdecken lernen als natürliche Wesen, als Wesen, die in einem riesigen System leben und auf dieses System angewiesen sind: Und die Chef von genau gar Nichts sind!“
Axel Hacke ist überrascht. Zwar verbringt er schon sein ganzes, nicht mehr ganz kurzes Leben in und mit seinem Körper, weiß aber eigentlich herzlich wenig über ihn: „Ich glaube nicht, dass jeder jetzt so genau sagen kann, wo die Leber sitzt oder was die Galle eigentlich tut.“ Weil er es auch nicht wusste, hat er sich selbst jetzt in 15 Kapiteln auf Herz und Hirn, Knochen und Zähne, Lunge, Darm und, ja, auch den Penis untersucht. Und natürlich hat der Vielschreiber darüber ein Buch geschrieben: „Es gibt so Leute, die schreiben ihre Memoiren. Dann schreiben sie über ihre Heldentaten, über ihre geistigen Leistungen und so. Und ich habe immer gedacht, warum schreibt man nicht mal die eigene Lebensgeschichte nur aus der physischen, aus der Körpersicht. Über die Heldentaten der Leber, über das, was das Herz so leistet jeden Tag, was die Nase für ein Wunderwerk ist, was man alles so gebrochen hat, was man für Narben am Körper hat.“ Herausgekommen ist dabei „Aua! Die Geschichte meines Körpers“. Mit Jürgen Deppe hat Hacke über allerlei Kurioses rund um dessen Körper gesprochen – etwa darüber, dass er sich mal beim Meditieren eine Rippe gebrochen und einem gezogenen Backenzahn in seinem Büro ein Mausoleum errichtet hat. Außerdem schildert Hacke seinen Tinnitus, der ihn seit Jahrzehnten quält und nur für ihn hörbar ist, und er berichtet von Milliarden Mikroorganismen, die jeden unserer Körper bevölkern. Der heitere Melancholiker sinniert schließlich auch über das Verhältnis von Körper und Geist und den Sitz der Seele. Bei aller Bewunderung für die zahllosen bewussten oder unbewussten Fähigkeiten des Körpers stellt Hacke spätestens beim Gehirn fest, „dass man vor Ehrfurcht vor sich selbst eigentlich nur erschauern kann.“
Als Regisseurin steht Julia von Heinz für erfolgreiche Fernsehserien wie „Eldorado KaDeWe“ und Kinofilme wie „Hanni & Nanni 2“. Als Wissenschaftlerin hat sie unter anderem eine Arbeit über „den Einfluss des öffentlich-rechtlichen Fernsehens auf Deutschen Kinofilm“ verfasst. Julia von Heinz wird eine „besondere politische Sensibilität“ zugeschrieben, was sie als große Ehre empfindet und was kein Wunder ist. Denn die in West-Berlin geborenen und in Bonn aufgewachsene Filmemacherin schloss sich nach einem Überfall von Neonazis bei ihrer 15. Geburtstagsfeier in den Rheinauen der Antifa an und verarbeitete diese Zeit in ihrem preisgekrönten Film „Und morgen die ganze Welt“. Der Bücherschrank ihrer Mutter ist schuld an ihrem neuen Film „Treasure – Familie ist ein fremdes Land“. Der Film, der am 12. September im Kino startet, handelt von einer Vater-Tochter Beziehung und einer Reise auf den Spuren ihrer jüdischen Vergangenheit in Polen. Im Gespräch mit Filmexpertin Bettina Peulecke freut sich die Professorin an der Hochschule für Film und Fernsehen in München darüber, dass ihre StudentInnen in keine anti-feministische Statement-Falle mehr tappen, betont sie die Wichtigkeit politischen Bewusstseins und verrät, wer ihre Vorbilder sind – und warum.
Schon lange vor den Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg ist eine Diskussion über den Zustand der Demokratie in Ostdeutschland entbrannt. Grit Lemke, 1965 in der Niederlausitz geboren und in Hoyerswerda aufgewachsen, arbeitet als Filmemacherin und Autorin in Berlin und Hoyerswerda. Sie sorgt sich um das Erstarken der Rechten, kritisiert jedoch gleichzeitig die aktuelle Debatte. Die Wahlerfolge rechtsradikaler Parteien gäben nicht nur Aufschluss über die Gesellschaft in Ostdeutschland, sagt Lemke im NDR Kultur-Gespräch, sondern auch über den Zustand der Demokratie selbst. Der Erfolg der Rechten im Osten habe viele Ursachen, darunter die Erfahrungen nach der Wende und der mangelnden Anerkennung, die eine tief verwurzelte Unzufriedenheit und einen Pessimismus hinsichtlich der Zukunft begünstigt hätten. Im Gespräch mit Sebastian Friedrich erklärt Grit Lemke, dass es wenig sinnvoll sei, sich vor allem auf die etwa 30 Prozent AfD-Wähler im Osten zu konzentrieren, denn dadurch gerieten diejenigen aus dem Blick, die dies nicht täten und sich stattdessen aktiv für eine lebendige Zivilgesellschaft einsetzten.
Die Ostsee ist das jüngste Meer der Welt. Und eines der meistbefahrenen. Sie ist ein kleines Meer, ein Binnenmeer, aus dem mehr Wasser in die Weltmeere abfließt als von dort in sie einströmt. Das Wasser der Ostsee ist weit weniger salzig als das anderer Meere, aber gerade deshalb für Flora und Fauna ein schwieriger Lebensraum. Die Ostsee gilt als eines der am intensivsten genutzten und am besten gemanagten Meere der Welt, ist für Handel, Industrie und Militär von unermesslicher Bedeutung und gleichzeitig das Erlebnisbad der Nation. Wie geht das alles zusammen? Der SPIEGEL-Redakteur und passionierte Einhandsegler Olaf Kanter hat das Binnenmeer monatelang mit seinem kleinen Küstenkreuzer „Bijou“ erkundet und von der Urgeschichte bis in die Gegenwart Details über die Ostsee recherchiert. Im Gespräch mit Jürgen Deppe berichtet er von seinen Erfahrungen, breitet er sein fundiertes Wissen aus und äußert er seine Sorgen um die Zukunft der Ostsee: „Wie es um unser Binnenmeer steht? Nicht gut.“ Besteht Hoffnung auf Besserung? Ja.
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