In den 1920ern und 30ern hatte Chicago eine blühende schwarze Klassikszene. Deren Schlüsselfiguren waren weiblich: Komponistinnen und Musikerinnen, Veranstalterinnen und Musikjournalistinnen. Musik war für sie auch ein Mittel zu feministischem und schwarzem Empowerment. Nora Holt, Estella Bonds, Maude Roberts George, Florence Price: Sie drückten der schwarzen Klassikszene Chicagos ihren Stempel auf. In einer Stadt, in der immer wieder Rassenunruhen tobten, musizierten und komponierten sie, gründeten Vereinigungen wie die «National Association of Negro Musicians» und vergaben Stipendien. Manche zogen hinter den Kulissen die Strippen, manche standen im Scheinwerferlicht. So wie die Komponistin Florence Price: 1933 spielt das Chicago Symphony Orchestra ihre erste Sinfonie – das erste Werk einer Afroamerikanerin, das von einem der grossen Orchester der USA aufgeführt wird.
Die afroamerikanische Bürgerrechtsaktivistin Ella Baker (1903–1986) war eine radikale Aktivistin. Sie versuchte durch ihr Beispiel aufzuzeigen, wie man sich vernetzt, führt, effektiv organisiert und dabei seine Rolle selbst bestimmt. Baker glaubte an die Stärke und Entschlossenheit ganz normaler Menschen und an die Kraft der Organisationen, die sie gemeinsam aufbauen. Das Student Non-Violent Coordinating Committee SNCC war eine der bedeutendsten Organisationen der schwarzen Bürgerrechtsbewegung. Der SNCC nahm Ella Baker zum Vorbild und hat wie kaum eine andere Organisation Bakers politische und soziale Ideen in den ländlichen Gebieten der Südstaaten der USA praktiziert. Radikal, erfolgreich und gemeinsam mit den Menschen vor Ort.
Einst war die Schweiz ein Bergbauland. In den Alpen und im Jura wurde gegraben und geschürft, was der Berg hergab: Eisen, Mangan, Zink, Blei oder Kohle. Doch wirklich gelohnt hat es sich kaum – heute sind von dieser einst so wichtigen Industriekultur nur noch Relikte übrig. Wir steigen tief hinab ins Schaubergwerk Gonzen bei Sargans, wo ein Verein von Nostalgikern mit viel Liebe das letzte grosse Eisenbergwerk der Schweiz als Museum für die Öffentlichkeit erschlossen hat. Wir erkunden die vergessenen Stollen und Kavernen eines Zink- und Bleibergwerks bei Goppenstein, wo die Anlagen seit rund 60 Jahren still stehen und ein Sinnbild sind für den einst so stolzen Industriezweig. Wir werfen einen Blick in das älteste Bergwerk der Schweiz in Olten, wo die Menschen der Jungsteinzeit vor rund 5000 Jahren nach Feuerstein gruben. Erstsendung: 1.4.2016 Mehr zum Thema: Bergwerkmusik: Beat Gysin bringt den Schiefer zum Singen
In den USA ist sie eine Legende, in Europa kennen die 1822 geborene schwarze Freiheitskämpferin nur wenige: Harriet Tubman. Die ehemalige Sklavin wurde zur Sklavenbefreierin. Doch darf diese mutige Frau auch auf eine Dollarnote? Um ihr Leben ranken sich Heldengeschichten und Mythen. Schon bald soll das Porträt der Sklavenbefreierin auf einer Dollarnote verewigt werden. Doch um das Vorhaben, die erste Afroamerikanerin zu würdigen, ist ein Streit entbrannt. Bislang sind auf den amerikanischen Geldnoten ausschließlich Ex-Präsidenten und Gründerväter der USA zu sehen. Die weiße Alt-Herrenriege bekommt Konkurrenz, so zumindest hat es US-Präsident Joe Biden entschieden.
Erneuerbare Energien, steigende Preise, Angst vor dem Blackout – Elektrizität ist heute weniger selbstverständlich als noch vor ein paar Jahren. Zeit, in die Geschichte des Stroms einzutauchen: vor 150 Jahren revolutioniere er alles. Zwischen 1880 und 1920 zog die Elektrizität zunächst in die Großstädte und etwas später auch in den ländlichen Raum ein. Die Pariser Weltausstellung 1900 prunkte mit einem über und über illuminierten «Palast der Elektrizität». Elektrizität und Moderne wurden gleichgesetzt: Sie ermöglichte Kino und Varieté und die Ausweitung der Arbeit, da Fabrikanlagen nun durchgehend beleuchtet waren. Die Entwicklung der modernen Gesellschaft ist ohne Elektrizität nicht denkbar. Bis heute steigt der Bedarf immer weiter. Eine Geschichte der Elektrifizierung – vom Blitze schleudernden Gott bis zur Fotovoltaik.
Wer in die Hände spuckt, packts an. Wer in die Suppe spuckt, versauts. Wer die großen Töne spuckt, kann gehen. Auch als Geifer oder Sabber ist das Sekret der Speicheldrüse in die Sprache eingegangen und meint viel mehr als nur die Körperflüssigkeit. Die Salivation, so der medizinische Begriff für den Speichelfluss, hat es in sich: wichtig zum Erhalt der Zähne, weil er hilft, Speisereste zu entfernen. Aufschlussreich für den Kriminalisten, um Täter zu überführen. Notwendig, da ohne ihn kein Schmecken, Schlucken, Sprechen gelänge. Krankheiten kann die Spucke auch übertragen, und daher mögen sich speiende Wesen bitte möglichst bedeckt halten. Kulturell wird Sabbern oft als widerwärtig eingestuft, dabei ist Spucke sehr viel mehr als einfach nur eklig.
Albanien war unter dem sozialistischen Diktator Enver Hoxha Jahrzehnte lang von der Aussenwelt abgeschnitten. Seit 30 Jahren sind die Grenzen offen, heute hofft Albanien auf eine Mitgliedschaft in der Europäischen Union. Doch das Land hat auch massive Probleme. Immer mehr Menschen entdecken Albanien als Reiseziel: Das kleine Land auf dem Balkan lockt mit endlosen Stränden und wilden Bergen. Die Bewohner sind gastfreundlich, und entgegen vielen Vorurteilen ist Albanien ein sicheres Reiseland. Viele Albaner sprechen gut Englisch, und das Internet ist blitzschnell. Doch es gibt auch Schattenseiten: Die Diktatur wurde kaum aufgearbeitet, und die grassierende Korruption treibt zehntausende junger Leute ins Ausland: Sie sehen in ihrer Heimat keine Zukunftschancen. Gleichzeitig werden riesige Hotel-Ressorts ohne Umweltplan in Naturschutzgebiete gebaut.
Caterina Valente ist der größte Star, den die deutsche Unterhaltungsbranche nach dem Krieg hervorgebracht hat. Das Zirkuskind mit italienischen Wurzeln hat das internationale Show-Business mit Charme, Witz, Grazie, Temperament und vor allem mit betörendem künstlerischen Können erobert. Eine Hommage. Allein in den USA war «Caterina, die Große» in den 1950er und 1960er Jahren in mehr als 100 Fernsehsendungen zu Gast. «Ohne Disziplin kommt kein Künstler aus», brachte die Hochbegabte das Geheimnis ihres Erfolgs auf den Punkt. Nur zwei Mal im Laufe ihrer Karriere musste Caterina Valente einen Auftritt absagen. Sonst aber war sie immer zuverlässig zur Stelle. Dass sie dabei auch über die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit ging, glaubte sie ihrem Selbstverständnis als professionelle Künstlerin schuldig zu sein. Am 9. September ist Valente im Alter von 93 Jahren in ihrem Zuhause in Lugano verstorben.
Sabine Weiss, geboren 1924 im Walliser Dorf Saint-Gingolph und aufgewachsen in Genf, zählt in Frankreich zu den stilbildenden Fotografinnen der Nachkriegszeit. Aus Anlass ihres 100. Geburtstags wiederholen wir eine Sendung von 2017, als wir sie in ihrem Atelier in Paris besucht haben. Es ist ein Ort der Ruhe inmitten der Geschäftigkeit von Paris: In einem Hinterhof liegt das Atelier von Sabine Weiss, wo sie seit 1946 lebte und arbeitete. In Frankreich wird sie als letzte Vertreterin der «photographie humaniste» gefeiert – eine fotografische Bewegung, die Menschen und ihre Emotionen in Alltagssituationen ins Zentrum rückten. Sabine Weiss arbeitete für renommierte Reportage-Magazine und als Werbefotografin, zu einer Zeit, als es in diesem Beruf noch kaum Frauen gab. Bis zum 12. Januar 2025 sind Bilder von Sabine Weiss im Photo Elysée in Lausanne zu sehen. Erstsendung: 27.10.2017
Für eine gelingende Musikerkarriere braucht es Beharrlichkeit, Glück und eine positive Ausstrahlung, aber auch die Bereitschaft, sich auf Teamwork einzulassen, also auf die Künstleragentur, die Presseagentur, das Plattenlabel. Als erfolgreiche Musikerin muss man immer wieder Entscheidungen treffen: Wo möchte ich selbst in Führung gehen und wo brauche ich Unterstützung? Mit welchen Leuten umgebe ich mich, die mir die nötige Marktpräsenz geben, aber auch den Freiraum, in dem ich mich geschützt weiterentwickeln kann? Grundvoraussetzung für solche Entscheide ist eine starke Persönlichkeit. Sol Gabetta hat sie. Im September bekommt sie den Grand Prix suisse de musique 2024 verliehen. Das Gespräch mit der Preisträgerin dreht sich für einmal nicht über die Kunst des Cellospiels, sondern über die Mechanismen des Musikmarkts.
Alles begann mit einem Einmannbetrieb im April 1924 in Sempach. Heute arbeitet für jeden der 200 Vögel, die in der Schweiz brüten, eine Person. Vogelforschung, Vogelschutz und Information der breiten Bevölkerung sind die Ziele der Institution. Die freiwillige Helferin Jolanda Rupli klettert behände die Leiter hinunter, in der einen Hand eine schwarze Tasche mit fünf fauchenden Schleiereulenjungen. Jeder Jungvogel kommt auf die Waage und erhält einen Aluminiumring. Das Beringen hilft, den Bestand der Schleiereulen in der Schweiz zu überwachen. Am Anfang war das Beringen von Vögeln zentral, um den Vogelzug zu erforschen. Heute sind intensive Landwirtschaft, Klimawandel und Lebensraumverlust die grössten Herausforderungen der Vogelwarte.
Ob zu emotionalen Höhenflügen, zur geistigen Landesverteidigung, zum inneren Zusammenhalt, zur Bildung oder zur Unterhaltung: Die Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft leistet seit fast 100 Jahren einen gewichtigen Beitrag zur Schweizer Musikgeschichte. Ab den 1930er Jahren übernahm die SRG die Musikunterhaltung in den Schweizer Stuben: Aus der Ferne erklang Musik über Radiogeräte. Jeder Landesteil hatte dafür ein eigenes Radio-Orchester und eigene Konzertsäle. Die Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft unterhielt sie jahrzehntelang und war damit eine bedeutende Arbeitgeberin im Kultursektor. Ihre Auftragskompositionen – vornehmlich an Schweizer Komponisten – sowie Mitschnitte von unzähligen Konzerten und Uraufführungen dokumentieren fast ein Jahrhundert Schweizer Musikgeschichte. Sie bilden ein wertvolles Archiv sowie ein Stück Schweizer Identität. Die Musik- und Medienwissenschaftler Stefan Sandmeier und Tatjana Eichenberger forschen zum Kompositionsauftragswesen des grössten Medienhauses der Schweiz und geben Einblicke in die Kulturproduktion der SRG. Norbert Graf, einer der Musikproduzenten von SRF, gibt Einblicke in die heutige, hauseigene Musikproduktion mit Schwerpunkt Klassik vor dem Hintergrund des tiefgreifenden Medienwandels. Und die SRF-Kulturchefin und designierte Generaldirektorin der SRG, Susanne Wille, spricht über die Bedeutung der Kulturförderung für das öffentlich-rechtliche Medienhaus der Schweiz, jetzt und in Zukunft.
Die Basler Kommunistin Martha Schwartz war als Kurierin und Fluchthelferin im Einsatz, hat Flugblätter gegen Hitler verteilt, bis sie am 6. April 1938 in Lörrach von der Gestapo verhaftet und zum Opfer des Nationalsozialismus wurde. Nach einer schweren Kindheit als Verdingkind kämpfte Martha Schwartz zeitlebens für Arbeiter- und Frauenrechte und gegen den Nationalsozialismus. Doch ihr Engagement für die Gerechtigkeit wurde ihr zum Verhängnis: Martha Schwartz wurde wegen Vorbereitung zum Hochverrat zu einer Gefängnisstrafe von zwei Jahren verurteilt. Sie war schon vor ihrer Verhaftung gesundheitlich stark angeschlagen, und während sich der Ehemann und die Kinder für ihre Freilassung einsetzten, verlor sie in der Gefangenschaft den Verstand. Die Schweizer Behörden weigerten sich lange, ein Gnadengesuch einzureichen. Als sie dies schliesslich doch tun wollten, war es zu spät: Martha Schwartz war bereits verstorben. Raju Schwarz, Autor und Urenkel von Martha Schwartz, hat sich zusammen mit der Dramaturgin und Autorin Ursula Werdenberg auf eine mehrere Jahre dauernde Spurensuche begeben. Gemeinsam haben die beiden versucht, die Geschehnisse von damals zu rekonstruieren. Entstanden ist ein fiktives Hörspiel, ein Anfang der Aufarbeitung der Geschichte der Widerstandskämpferin Martha Schwartz. Als Grundlage dienten über siebenhundert Seiten Akten und Aussagen von Zeitzeugen. Erstausstrahlung: 10.6.2024 (als «Hörspiel»)
«Musik unserer Zeit» ist das Format auf Radio SRF 2 Kultur, das die musikalische Gegenwart ins Haus holt, eingefleischte Hörgewohnheiten aufbricht und nachspürt, was Komponistinnen und Musiker der zeitgenössischen Musik umtreibt. Mit den besten Sendungen des letzten Jahres ist «Musik unserer Zeit» diesen Sommer in der «Passage» zu Gast – mit Musik-Geschichten, die von faszinierenden Klängen, von Leidenschaft und Zweifel erzählen. In der fünften Sendung der «Passage»-Sommerserie geht es nach Polen, zum internationalen Festival für zeitgenössische Musik «Warschauer Herbst», kurz vor den Wahlen des polnischen Parlaments im Oktober 2023. In dieser Zeit war die politische Stimmung aufgeheizt. Aber der Warschauer Herbst meisterte den heiklen Balanceakt zwischen Stimulus und Provokation. Das neuntägige Festival zeigte sich unbeirrt modern, vielfältig und auch thematisch am Puls der Zeit und lockt auch eine junge Generation an, die sich für neue Klänge und gesellschaftliche Themen interessiert. Erstausstrahlung: 4.10.2023 (als «Musik unserer Zeit»)
«Musik unserer Zeit» ist das Format auf Radio SRF 2 Kultur, das die musikalische Gegenwart ins Haus holt, eingefleischte Hörgewohnheiten aufbricht und nachspürt, was Komponistinnen und Musiker der zeitgenössischen Musik umtreibt. Mit den besten Sendungen des letzten Jahres ist «Musik unserer Zeit» diesen Sommer in der «Passage» zu Gast – mit Musik-Geschichten, die von faszinierenden Klängen, von Leidenschaft und Zweifel erzählen. In der vierten Sendung der «Passage»-Sommerserie geht es um die Wiener Musikerin Maja Osojnik. Sie ist Komponistin, Sängerin, DJ, Klangtüftlerin, Elektronikerin, Flötistin. Sie macht Musik, Lyrik und Live-Performances. Sie sucht in ihrer Kunst das Reale, das Surreale, das Fragile, das Abgründige, aber auch Schönheit und Eleganz. Maja Osojnik ist vor allem eines: vielschichtig. Und ein Phänomen, immer in Bewegung, immer sich neu erfindend. Erstausstrahlung: 10.6.2020 (als «Musik unserer Zeit»)
«Musik unserer Zeit» ist das Format auf Radio SRF 2 Kultur, das die musikalische Gegenwart ins Haus holt, eingefleischte Hörgewohnheiten aufbricht und nachspürt, was Komponistinnen und Musiker der zeitgenössischen Musik umtreibt. Mit den besten Sendungen des letzten Jahres ist «Musik unserer Zeit» diesen Sommer in der «Passage» zu Gast – mit Musik-Geschichten, die von faszinierenden Klängen, von Leidenschaft und Zweifel erzählen. In der dritten Sendung der «Passage»-Sommerserie geht es um den Urner Komponisten Michel Roth. Er verschafft verborgenen Klängen Gehör, zum Beispiel, indem er Mikrofone an den Tragseilen und an den Kabinen von Seilbahnen im Schächental montiert und die Aufnahmen in Kompositionen verwebt. Aber nicht nur das: Roth lässt seine Stücke von Flipperkugeln und Spieleautomaten beeinflussen, denn Neue Musik komponieren heisst für ihn immer auch spielen. Erstausstrahlung: 28.2.2024 (als «Musik unserer Zeit»)
«Musik unserer Zeit» ist das Format auf Radio SRF 2 Kultur, das die musikalische Gegenwart ins Haus holt, eingefleischte Hörgewohnheiten aufbricht und nachspürt, was Komponistinnen und Musiker der zeitgenössischen Musik umtreibt. Mit den besten Sendungen des letzten Jahres ist «Musik unserer Zeit» diesen Sommer in der «Passage» zu Gast – mit Musik-Geschichten, die von faszinierenden Klängen, von Leidenschaft und Zweifel erzählen. In der zweiten Sendung der «Passage»-Sommerserie geht es um das Phänomen des Übens: Üben, das heisst: Ständiges Wiederholen, sich Vertiefen, Variieren, sich Aneignen. Irgendwann öffnet sich eine Welt, von der man nicht ahnen würde, dass es sie in diesem Detailreichtum überhaupt gibt. Musikerinnen und Musiker kennen die Freuden und Leiden des Übens. Und manche können darüber auch mitreissend reflektieren. Zum Beispiel die Geigerin Carolin Widmann.
Irène Schweizer verliebte sich mit 12 in den Jazz, als sie eine Studentenband proben hörte im Schaffhauser Gasthof, in dem sie aufwuchs. Seither eroberte sie diese Musik mit kompromisslosem Einsatz. Nun ist sie im Alter von 83 Jahren gestorben. Nach dem Vorbild des unbändigen Jazzpianisten Cecil Taylor haute Irène Schweizer in die Tasten und nahm blaue Flecken an den Unterarmen in Kauf. Sie war vorne mit dabei, als der europäische Jazz von einer eingeschworenen Szene neu erfunden wird, und sie nahm als erste Pianistin Europas Solo-Platten auf. Vierzig Jahre her sind diese Premieren. In den Jahrzehnten danach spielte Irène Schweizer in vielen Konstellationen und entwickelte eine sanftere Spielweise. Erstausstrahlung: 14. September 2018
Das bäuerliche Leben in den Alpen ist mühsam und der Verdienst gering. Viele Bergbauern haben bereits aufgegeben. Auf drei Höfen in Deutschland, der Schweiz und Italien gehen die Menschen mit viel Leidenschaft weiter ihrer Arbeit nach, trotz aller Schwierigkeiten. Im bayerischen Oberallgäu bewirtschaftet eine Familie ihren Bauernhof mit 25 Milchkühen. Die Gemeinde will die Berglandschaft touristisch vermarkten. Der Hof ist ihr dabei im Weg. Im Bergell baut ein junges Paar Esskastanien an, hält Ziegen, Schafe und Esel. Doch die Agrarbehörden machen immer wieder neue Vorschriften. Im italienischen Veltliner Tal kultiviert ein Paar alte Sorten, die früher in den Alpen verbreitet waren. Die Berglandwirtschaft ist nachhaltig und erhält die typische alpine Landschaft mit ihrer Vielfalt an Pflanzen und Tieren. Aber sie ist zunehmend bedroht.
Unser Gehör ist eingeschränkt. Alle Schallereignisse unter 20 Hertz und über 20 000 Hertz finden eigentlich ohne unser Zuhören statt. Elefanten, Fledermäuse, Wale und Delfine sind uns hier voraus, sie haben sich Infrasound und Ultraschall als ihre Kommunikationsräume erobert. Wie klingt diese Welt? Ausgerüstet mit Detektoren und Sensoren, hören Menschen erst seit wenigen Jahrzehnten in diese nur scheinbar stillen Geräuschwelten, um zu berichten, was unterhalb der tiefsten Basstöne und oberhalb der fiepsigsten Hochtöne zu hören ist. Künstlerinnen und Künstler erschliessen sich langsam diese Gebiete als Kulturräume, verwandeln Erdbeben in Musik, bringen die Kurzwellen unserer Umgebung zum Klingen oder führen uns mit ihrer Kunst an die Ränder des Gerade-noch-so-Erfahrbaren. Eine Berg-und-Tal-Fahrt durch die Frequenzen.