Die Zeit Augusts des Starken brachte ein eigenes System der Armutsbekämpfung hervor. Während in seiner Residenzstadt Dresden neue Prachtbauten entstanden und die Strahlkraft des „Sächsischen Sonnenkönigs“ alle möglichen Bevölkerungsschichten in die Stadt zog, nahm die Armut der Unterschichten zu. Der Gedanke, dass Armut aus mangelnder Arbeitsbereitschaft entsprang, Bedürftige also auch mit Gewalt zum Arbeiten anzuhalten seien, sorgte auf den Straßen Dresdens für Konflikte. Denn dort war das Betteln verboten und Bettelnde konnten aus der Stadt geprügelt werden. Dies war die Aufgabe der Bettelvögte. Diese Bettelpolizisten lebten am Rande der Unehrlichkeit, waren in der Stadt als „Hundspeitscher“ verschrien und standen den Bettlern die sie verfolgten, gelegentlich näher als der Stadtbevölkerung in deren Namen sie ihre Dienste verrichteten. Der Vortrag führt durch die frühneuzeitliche Armenpolitik und wirft anhand gestohlener Töpfe, magischer Wurzeln und öffentlichen Hinrichtungen einen Blick durch die Augen der städtischen Ordnungskräfte auf die Armut im barocken „Elbflorenz“.
Mitte Januar äußerte eine 16jährige Schülerin, auf Instagram wegen ihrer Homosexualität angegriffen, in starken Worten ihre Abneigung gegen den Islam. Es folgten heftige öffentliche Anfeindungen aus Religion und Politik sowie Grundsatzdebatten über Religionsfreiheit, Respekt vor Andersgläubigen und das „Recht auf Gotteslästerung“. Mila musste die Schule wechseln und wurde mitsamt ihrer Familie unter Polizeischutz gestellt – ein Beispiel für die Dynamik von Invektivität und das oft fatale Zusammenwirken von social media und politischer Öffentlichkeit.
Ende Februar 2020 entfachten Schmähplakate gegen den Fußballmäzen Dietmar Hopp, die organisierte Fangruppen gleich in mehreren Stadien gezeigt hatten eine öffentliche Debatte. Im Podcast rekonstruiert Prof. Dr. Simon Meier-Vieracker die Ereignisse und zeigt aus linguistischer Perspektive, warum mehr dahinter steckt als nur eine stumpfe Beschimpfung durch Chaoten.
Lange galten sie als verpönt, unanständig und literarisch minderwertig: Gedichte, in denen antike Autoren verbale Attacken auf ihre Mitmenschen durchführen. Dabei sind die invektiven Gedichte von Catull, Horaz, Martial u.a. ein wichtiges - wenn auch bisweilen verwirrendes – Zeugnis ihrer Zeit. Ihre Bandbreite geht von freundschaftlicher Stichelei bis zum echten Stachel im Fleisch der Mächtigen und oft steckt ihnen mehr als nur augenfällige Beleidigung.