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SWR Kultur Das Musikporträt

SWR Kultur Das Musikporträt
Author: SWR
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Persönlichkeiten aus dem internationalen Musikleben der Klassik sind zu Gast bei SWR Kultur und sprechen über ihr Leben, ihre Musik und ihren Werdegang. Zur ARD Audiothek: https://www.ardaudiothek.de/sendung/swr2-zur-person/8757852/
335 Episodes
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"Ich bin von Natur aus ein dramatischer Komponist", sagt Daníel Bjarnason. Und dabei geht es dem 46-Jährigen nicht nur um große musikalische Gesten, sondern vor allem ums Geschichtenerzählen, ums Malen überwältigender wie detailreicher Klangbilder. Heute ist Bjarnason eine der bedeutendsten künstlerischen Stimmen Islands, vielfach ausgezeichnet und sorgt weltweit für frischen Wind in den Konzertsälen.
„Sjael" ist Schwedisch und bedeutet Seele. Beim A-cappella-Ensemble Sjaella aus Leipzig kommt hinten noch eine weiche Abrundung dran und fertig sind Name, Programm und künstlerisches Konzept. Dass die 7 jungen Frauen auch selbst jede Menge Seele haben, weiß man sofort, wenn man sie hört. Harmonisch ihr Klang, oft ätherisch und voll musikalischer Energie. Seit genau 20 Jahren singen sie zusammen, mit einem Repertoire von Bach über Jazz bis Avantgarde.
In ihrer Jugend waren die aus dem oberbayerischen Wasserburg stammenden Zwillinge Elisabeth und Johanna Seitz ambitionierte Basketballspielerinnen. Nach dem Abitur wollten sie nur übergangsweise Musik studieren, doch sie blieben dabei und zählen heute zu den führenden Interpretinnen auf Salterio und Barockharfe. Sie leben in einer WG und haben sich auch in schwierigen Zeiten immer bestärkt.
Akustisches Klavier, Live-Elektronik und Improvisation: mit seinen eindringlichen Klangwelten spielt Martin Kohlstedt sein Publikum in Rausch und Ekstase. Dahinter steckt nicht nur viel Leidenschaft, sondern auch ein ausgeklügeltes Kompositionssystem, das ans Programmieren erinnert. Neben dem intellektuellen Spiel mit der Musik widmet sich Martin Kohlstedt vor allem der Natur. Als Sohn eines Försters engagiert er sich für den Wald der Zukunft.
Der Dirigent Jan Willem de Vriend weiß, wie Orchester ticken, denn schon als junger Geiger spielt er im Concertgebouw Orchester in Amsterdam mit. 1982 gründete er dann sein eigenes Ensemble, das Combattimento Consort Amsterdam, das er von der Geige aus leitet. Heute glänzt er auch mit seinen Interpretationen der Musik von Mendelssohn oder Schubert und begeistert Orchester in Wien, Kyoto oder Zürich mit seiner Energie, seiner Freude und seinem Wissen.
Petr Popelka ist ein musikalischer Grenzgänger mit klarer Haltung, spannender Biografie und rasantem Aufstieg: Der gebürtige Tscheche war einst Solo-Kontrabassist in Dresden, heute ist er Chefdirigent der Wiener Symphoniker und des Radio-Symphonieorchesters Prag. Mit feinem Gespür für Klangfarben, kompromissloser Neugier und einem inklusiven Führungsstil begeistert Popelka nicht nur die Musikerinnen und Musiker, sondern auch das internationale Publikum.
Die Sopranistin Gerlinde Sämann erlebt Musik auf eine Weise, die den meisten verschlossen bleibt: Ohne Augenlicht spürt sie die Verbindung zum Dirigenten, den gemeinsamen Atem, die reine Essenz der Musik. Aus dieser tiefen, inneren Wahrnehmung erwächst eine Interpretationskunst von seltener Intensität, die von mittelalterlicher Mystik bis zu zeitgenössischen Kompositionen reicht.
Pierre-Laurent Aimard ist einer der außerordentlichsten Pianisten unserer Zeit. Er gilt zwar als Spezialist für die Musik des 20. Jahrhunderts und unserer Zeit, ist aber kein Schubladen-Musiker, sondern hat auch Beethoven und Robert Schumann ausgeleuchtet und suchte eindrücklichste Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit afrikanischen Musikern. Ein nie routinierter Pianist.
Pianistin ist Beatrice Rana und eine Klangfarbenzauberin. Mit gerade mal Anfang 30 gehört sie bereits zu den führenden Pianist*innen unserer Zeit, begeistert sich aber auch für Literatur und Malerei – und nimmt all das in ihr brillantes Spiel auf. Jeden Sommer veranstaltet sie außerdem ein Kammermusikfestival in ihrer Heimat Apulien, um damit den kulturellen Reichtum weiterzugeben, den sie selbst auf ihren weltweiten Konzertreisen erlebt.
Auch mit seinen 79 Jahren gehört der österreichische Pianist Rudolf Buchbinder zu den Besten seines Fachs. Er selbst begründet das mit seiner idealen Technik. In dieser Sendung gibt der vielfach ausgezeichnete Künstler, der vor allem als Beethoven-Interpret Maßstäbe setzte, Einblicke, wie er sich fit hält, was Glück für ihn bedeutet und warum er Gershwin ebenso gerne musiziert wie die Musik der Wiener Klassik.
Als Interpretin komplexer, anspruchsvollster Klaviermusik der Avantgarde hat sich Tamara Stefanovich einen hervorragenden Ruf erarbeitet. Doch auch die Werke Scarlattis oder Beethovens durchdringt die gebürtige Serbin mit enormer Intensität und Leidenschaft. Als meinungsstarke Künstlerin widersetzt sie sich den üblichen Mechanismen des Klassik-Business und will im Leben und in der Kunst mit Neugier und Kompromisslosigkeit Grenzen überwinden.
"Man muss Flagge zeigen", sagt der Sinti-Gitarrist Lulo Reinhardt, und meint damit seinen bunten Daumennagel, in den Farben der Sinti und Roma. Aufgewachsen ist er in Koblenz, in einer Siedlung zwischen Bahngleisen. Als Spross der berühmten Sinti-Musikerdynastie Reinhardt ist er früh mittendrin in der Tradition des Sinti-Jazz, lernt Gitarre, gründet eine eigene Band und führt den Stil weiter, mit Elementen indischer und südamerikanischer Musik.
Der Tenor Benjamin Bernheim, er bezaubert und begeistert mit hellen und zarten Tönen, mit Leichtigkeit und Eleganz, mit dem Sehnen und Schweben seiner Stimme. Sein Motto: jede Opern-Rolle ist stimmlich so schwer oder leicht, wie man sie singt, und das gilt auch für das Lied und das Chanson. Nicht umsonst wird er umjubelt als der französischste und lyrischste Tenor unserer Zeit.
Omer Klein hat einen weiten Blick auf die Dinge. Geboren in Israel, ausgebildet in den USA, mittlerweile in Deutschland zu Hause, sammelt er von klein auf Inspiration aus allen Künsten: Literatur, Kunst und vor allem Poesie. Seine Fundstücke webt er ein in den Sound seiner vielfach ausgezeichneten Ensembles, bei denen orientalische Klangfarben auf modernen Jazz treffen. Fanny Opitz hat ihn in seiner Wahlheimat Frankfurt getroffen.
Steve Reich erhob das Prinzip des „Phase Shiftings“ zum Grundprinzip seiner Musik. Anfangs begegnete man ihm mit Skepsis, weil seine Musik zur Tonalität zurückkehrte. Heute gilt er als Klassiker und zählt zu den meistgespielten Komponisten der Gegenwart.
„Alte Musik“, den Begriff mag der Sänger, Dirigent und Musikforscher René Jacobs ohnehin nicht, klingt ihm zu abgelegt, zu wenig aktuell. Für ihn muss Musik immer lebendig sein, ihre Historie sinnlich erfahrbar. Bei ihm jedenfalls klingt sie so, und dafür werden seine Interpretationen auch gerühmt, als eine Symbiose aus wissenschaftlich fundiert und emphatischem Musizieren.
Schon als Kind bereist der gebürtige Wiener Lukas Sternath als Sängerknabe die Welt. Später studiert er Klavier bei Igor Levit und sorgt dann für Aufsehen beim ARD-Musikwettbewerb in München 2022. Neben dem 1. Preis werden ihm noch 7 Sonderpreise zugesprochen. Seit der Saison 2024/25 ist er zudem ECHO Rising Star. Seinen Erfolg verdankt er aber nicht nur seinem überdurchschnittlichen Talent, sondern auch seinem enormen Fleiß. Täglich übt er bis zu acht Stunden Klavier. Sein Traum? Ein Auftritt in der New Yorker Carnegie Hall. Denn die kennt er bereits von seinen Auftritten als Sängerknabe.
Wann Renaud Capuçon wohl Zeit zum Schlafen findet? Er ist nicht nur einer der gefragtesten Geiger unserer Zeit, sondern leitet darüber hinaus mehrere Musikfestivals, ist Pädagoge, dirigiert, schreibt Bücher und vertritt sein Heimatland Frankreich bei wichtigen Staatsanlässen, zusammen mit seiner Guarnieri- Violine. Der satte, volle Klang, den Capuçon ihr entlockt, kann übermütig jubeln, tief romantisch weinen und ist dann wieder voll strahlender Brillanz.
Schauspiel oder Musik? Lucile Boulanger kann beides und arbeitete eine Zeitlang in beiden Bereichen. Letztlich entscheidet sie sich für die Gambe und profitiert auf der Konzertbühne von der Bühnenpräsenz der Schauspielerin. Ihre Gambe spielt sie mit immenser Ausstrahlung, Virtuosität, Sinnlichkeit, Kraft und Eleganz. Längst zählt Lucile Boulanger zu den Stars der Alten Musik, und erweitert ihr Repertoire heute bis hinein ins 21. Jahrhundert.
Ein ganzes Künstlerleben lang standen die Lieder von Franz Schubert im Mittelpunkt von Christoph Prégardien Repertoires. Die Hälfte der 650 Werke hat er gesungen, klangschön, mit geschliffener Diktion und intensiver Darstellungskraft.
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