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Von Asch bis Zips: Der Osten für die Ohren

Von Asch bis Zips: Der Osten für die Ohren

Author: Deutsches Kulturforum östliches Europa

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Böhmische Dörfer sind Ihnen fremd? Siebenbürgisch-Sächsisch haben Sie nie gehört? Die Schwäbische Türkei liegt für Sie hinter Stuttgart? Unser Podcast rund um die deutsche Geschichte und Kultur im östlichen Europa entführt Sie in Regionen, mit denen uns nicht nur eine gemeinsame Vergangenheit verbindet.
18 Episodes
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2024 war ein Gedenkjahr der Prager deutschsprachigen Literatur – nicht nur wegen Franz Kafka. Im Juni erinnerten wir an den 170. Geburtstag der zu ihrer Zeit vielgelesenen und von der Literaturkritik geschätzten Ossip Schubin (1854–1935). Heute noch weniger bekannt ist die aus Czernowitz stammende Journalistin und Feministin Marie Holzer (1874–1924), die im renommierten »Prager Tagblatt« und in der expressionistischen Zeitschrift »Die Aktion« publizierte. Ihr Geburtstag liegt 150 Jahre zurück und ihre Ermordung durch den eigenen Ehemann 100 Jahre. Und letzten Juni vor 80 Jahren verstarb die Schriftstellerin Hermine Hanel (1874–1944), deren Geburtstag sich 2024 ebenfalls zum 150. Mal jährte und die unter anderem auch für das »Prager Tagblatt« schrieb – etwa ein frauenemanzipatorisches Feuilleton mit dem Titel »Los vom Fischbein« also dem Korsett. Mit ihrem deutschsprachig-jüdischen Hintergrund stießen alle drei Autorinnen und ihre Werke immer wieder auf doppelte Vorurteile und Benachteiligungen. Nach der Zeit des Nationalsozialismus waren sie nahezu vergessen, wenn es auch einzelne Wiederbelebungen gab, etwa in der nach einer Erzählung von Schubin benannten Anthologie »Holunderblüten« mit Werken deutscher Schriftstellerinnen aus Böhmen und Mähren. Vorgestellt wurden die drei Autorinnen am 22. Juni 2024 in der Mendelssohn-Remise von Anna-Dorothea Ludewig, Moses Mendelssohn Zentrum, Potsdam, die auch einen kurzen Einblick in das deutsch-tschechische Forschungsprojekt »Women’s Writing and Translating in Fin-de-Siècle Prague and the Bohemian Lands« gibt. Dazu trug die Schauspielerin Katharina Groth Auszüge aus Texten der drei Prager Schriftstellerinnen vor. Diese Episode ist ein Mitschnitt der Veranstaltung, die in Kooperation mit dem Moses Mendelssohn Zentrum, dem Selma Stern Zentrum für Jüdische Studien Berlin-Brandenburg, der Mendelssohn-Gesellschaft e. V., der Botschaft der Tschechischen Republik in Berlin und dem Tschechischen Zentrum Berlin verwirklicht wurde. Für den Podcast wurde die Aufnahme durch ein Gespräch sowie Lese- und Hörtipps zum Thema ergänzt. Moderation: Vera Schneider und Tanja Krombach Produktion: Vera Schneider und Martin Pabst Musik: Jaspar Libuda
Politische Propaganda, Unterhaltung, fachliche Schulung, Einschüchterung – und den Wunsch nach Eigenständigkeit der Völker verhindern: Diesen Auftrag gab das Reichspropagandaministerium der »Zentralfilmgesellschaft Ost«, die dementsprechend Filme aus und vor allem für die vom nationalsozialistischen Deutschen Reich besetzten Länder und Gebiete in Ostmittel- und Osteuropa herstellen sollte. Insbesondere für Wochenschauen wie die »Ostland-Woche« wurden diese Aufnahmen verwendet. In seinem Vortrag stellt der Historiker Ralf Forster vom Filmmuseum Potsdam diese »Ostland-Woche« vor. Gehalten hat er diesen Vortrag ursprünglich auf der 30. Tagung des Arbeitskreises deutscher und polnischer Kunsthistoriker und Denkmalpfleger, die vom 15.-18. November 2023 im Schlesischen Museum zu Görlitz und dem Riesengebirgsmuseum (Muzeum Karkonoskie) in Hirschberg/Jelenia Góra stattfand. Vor dem Hintergrund des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine war die Konferenz unter das Thema »Kunst und Krieg« gestellt worden. Mitveranstalter der Tagung waren das Bundesinstitut für Kultur und Geschichte des östlichen Europa (Oldenburg) und das Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa e.V. (Leipzig).   Diese Folge ist die zweite Episode in unserer Reihe »Zugehört & Mitgeschnitten«, in der wir in unserem Podcast »⁠Von Asch bis Zips«⁠ ausgewählte Vorträge präsentieren.   Moderation und Produktion: Vera Schneider und Martin Pabst Redaktion: Martin Pabst Musik: Jaspar Libuda
Heimat riecht für ihn nach Pflaumenmus und schmeckt nach Polenta, auf Rumänisch mămăligă. Er fühlt Wehmut, aber lehnt jede Nostalgie ab. Denn er ringt jeden Tag darum, das Leben in Siebenbürgen mitzugestalten. Als junger Mann verließ Lutz Connert Rumänien und schuf sich gemeinsam mit seiner Frau Hedwig in Westdeutschland ein neues Zuhause. Der Grund für seine Ausreise erlosch jedoch mit dem Sturz des kommunistischen Regimes. Es dauerte noch etliche Jahre, bis er endgültig nach Mediasch/Mediaș zurückkehrte. Heute aber kann er über die »Sommersachsen«, die ihre Sicherheiten in Deutschland nicht aufgeben wollen, nur den Kopf schütteln: »Wenn es dir hier so gut geht, warum bleibst du dann nicht einfach?« Lutz Connert ist der fünfte Gesprächspartner im Zyklus »Heimaten«, der in loser Folge fortgesetzt wird. Heimat steht für Geborgenheit, Identität, für bewahrte, aber auch bewusst gebrochene Traditionen, manchmal für eine Utopie, häufig für Nostalgie. Gerade für Menschen, die ihre (erste) Heimat verlassen mussten, kann sie zu einem Sehnsuchtsort werden. Autorin des Zyklus Heimaten ist Renate Zöller, die auch als Redakteurin der ⁠Kulturkorrespondenz östliches Europa⁠ tätig ist. 2015 publizierte sie den Band ⁠»Was ist eigentlich Heimat? Annäherung an ein Gefühl«.⁠  Moderation und Produktion: Vera Schneider und Renate Zöller Redaktion: Renate Zöller Musik: Jaspar Libuda
Im Juli 1923 reist Franz Kafka in das Ostseebad Müritz, um sich an der guten Luft zu erholen. Er leidet an Tuberkulose, hat seit Monaten fortwährend Fieber. In unmittelbarer Nachbarschaft seiner Unterkunft liegt die Ferienkolonie des Berliner Jüdischen Volksheims. Kafka hat Freude am Kontakt mit den ostjüdischen Kindern, die dort betreut werden: »Wenn ich unter ihnen bin, bin ich nicht glücklich, aber vor der Schwelle des Glücks«, schreibt er an seinen Freund Hugo Bergmann. In der Ferienkolonie arbeitet Dora Diamant (jiddisch: Dymant), die einige Jahre zuvor aus Schlesien nach Berlin gekommen ist. Als sie sich kennenlernen, ist er fasziniert – auch von ihrer Suche nach einer jüdischen Identität jenseits des ultraorthodoxen Chassidismus, der ihre Jugend geprägt hat und Frauen so viele Verbote auferlegt. Diese Sommerliebe soll sein Leben verändern: Endlich gelingt es ihm, sich von Prag loszureißen. Er folgt Dora in das inflationsgeschüttelte Berlin. Am 17.6.2023, fast hundert Jahre nach dem Beginn dieser berührenden Liebesgeschichte, war der renommierte Kafka-Biograf Reiner Stach am Ort des Geschehens und las aus »Kafka. Die Jahre der Erkenntnis, dem dritten Band seiner mehrfach preisgekrönten und in zahlreiche Sprachen übersetzten Kafka-Biografie. In seinem anschließenden Gespräch mit Vera Schneider vom Kulturforum ging es auch darum, Dora Diamant eine Stimme zu verleihen. Denn dank der Biografin Kathi Diamant (»Dora Diamant. Kafkas letzte Liebe«, deutsche Ausgabe 2013) sind uns heute auch Texte von Dora selbst zugänglich, in denen sie sich auf sehr persönliche Weise an Franz Kafka und ihre gemeinsame Zeit erinnert. Die Episode entstand aus einer Kooperation des Kulturforums mit der Tourismus- und Kur-GmbH Graal-Müritz und der Bäderbibliothek Graal-Müritz. Der Mitschnitt wird ergänzt durch aktuelle Tipps aus der Hörbuch- und Podcastszene. CREDITS Lesung und Gesprächsgast: Reiner Stach Konzept, Redaktion, Moderation und technische Umsetzung: Vera Schneider Aufnahmeleitung in Graal-Müritz: Constantin Kühn Musik: Jaspar Libuda
Der Krieg Russlands gegen die Ukraine verursacht nicht nur enormes menschliches Leid, er richtet sich auch gezielt gegen die Kultur des Landes. Die geschichtliche und kulturelle Identität der Ukraine soll ausgelöscht werden, um den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu zerstören und die Widerstandskraft zu brechen. Deshalb werden historische Gebäude, Denkmäler und Ausgrabungsstätten angegriffen, Bibliotheken und Archive zerstört, Kunstschätze geraubt und an unbekannte Orte verlagert – die Schäden und Verluste an ukrainischem und europäischem Kulturerbe sind jetzt schon unermesslich. Die Menschen in der Ukraine, besonders die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betroffener Kultureinrichtungen, bemühen sich oft unter lebensbedrohlichen Bedingungen, ihr gefährdetes kulturelles Erbe zu schützen. Sie werden hierbei von einem Netzwerk von Initiativen im In- und Ausland unterstützt. Eine wichtige Rolle spielt dabei das mit bedeutenden Bundesmitteln des Auswärtigen Amts unterstützte Ukraine Art Aid Center, welches seit März 2022 mehr als 600 ukrainische Kulturinstitutionen mit Sachspenden unterstützt und zahlreiche Projekte für den Kulturgutschutz vor Ort ermöglicht hat. Die hier aufgezeichnete Netzwerkveranstaltung, die am 23.11.2023 im Hamburger Bahnhof in Berlin stattfand, war eine Kooperation zwischen verschiedenen Institutionen, darunter die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, Auswärtiges Amt, das Bundesinstitut für Kultur und Geschichte des östlichen Europa, das Ukraine Art Aid Center, die Deutsch-Ukrainische Gesellschaft für Wirtschaft und Wissenschaft, das Ukrainische Institut in Deutschland. Während der Netzwerkveranstaltung wurden die bisher geleistete Unterstützung im Bereich Kulturgutschutz für die Ukraine beleuchtet und der Blick wurde auf die aktuelle Situation gerichtet, die zeigt, dass Hilfsleistungen weiterhin dringend notwendig sind. Auch über Perspektiven für die Zeit nach dem Krieg wurde diskutiert. MITWIRKENDE DER NETZWERKVERANSTALTUNG Lukas Augustin, Vorsitzender der Deutsch-Ukrainischen Gesellschaft für Wirtschaft und Wissenschaft Olena Balun, Mitglied der Steuerungsgruppe des Ukraine Art Aid Center Anastasia Bondar, stellvertretende Ministerin für Kultur und Informationspolitik der Ukraine Jörg Haspel, Stiftungsratsvorsitzender der Deutschen Stiftung Denkmalschutz Mykola Kuschnir, Direktor des Czernowitzer Museums für jüdische Geschichte und Kultur der Bukowina Ingo Mix, Abteilungsleiter Kunst- und Kulturförderung bei der BKM Johannes Nathan, Kunsthistoriker und -händler, Vorsitzender der Max-Liebermann-Gesellschaft Iryna Nikiforova, ehrenamtliche Koordinatorin des Ukraine Art Aid Center in Kyjiw Gemma Pörzgen, Journalistin (Moderation) Stefan Rössel, Beauftragter für Auswärtige Kulturpolitik, Auswärtiges Amt Beate Störtkuhl, Kunsthistorikerin, Bundesinstitut für Kultur und Geschichte des östlichen Europa Publikumsfragen: Stephan Doempke, World Heritage Watch; Thomas Drachenberg, brandenburgischer Landeskonservator; Alexander Gatzsche, Deutsche Gesellschaft für Kulturgutschutz. CREDITS ZUR PODCASTFOLGE Eine Episode von Ariane Afsari aus dem Zyklus „Zugehört und mitgeschnitten“ Moderation: Vera Schneider und Martin Pabst Produktion: Ariane Afsari und Vera Schneider Musik: Jaspar Libuda
Fünf Jahre war Wolftraud de Concini alt, als sie mit ihrer Familie im Juni 1945 ihre »erste Heimat« im nordböhmischen Dorf Radowenz/Radvanice verlassen musste. Sie habe die Vertreibung als ein großes Abenteuer erlebt, erinnert sie sich heute. Denn es gelang ihren Eltern, sie vor traumatisierenden Erfahrungen zu behüten und ihr eine tiefe Liebe zur Region Trautenau/Trutnov zu vermitteln – unabhängig von Nationen, Ethnien oder Grenzen. Als junge Frau verliebte sie sich in Italien und in einen Italiener, mit dem sie sich im Trentino eine neue Heimat schuf. Erst Jahrzehnte später besuchte sie erstmals wieder Böhmen und wanderte die Stationen der Vertreibung ihrer Familie nach. Verbitterung spürte sie keine, stattdessen eine tiefe Verbundenheit mit den heutigen Bewohnerinnen und Bewohnern, ihren »Landsleuten«. Die Autorin und Fotografin Wolftraud de Concini war Stadtschreiberin des Deutschen Kulturforums östliches Europa in Pilsen/Plzeň, der Kulturhauptstadt Europas 2015, und wird im Mai 2024 mit dem Sudetendeutschen Kulturpreis für Literatur und Publizistik ausgezeichnet. Sie ist die vierte Gesprächspartnerin im Zyklus »Heimaten«. Heimat steht für Geborgenheit, Identität, für bewahrte, aber auch bewusst gebrochene Traditionen, manchmal für eine Utopie, häufig für Nostalgie. Gerade für Menschen, die ihre (erste) Heimat verlassen mussten, kann sie zu einem Sehnsuchtsort werden. Autorin des Zyklus »Heimaten« ist Renate Zöller, die auch als Redakteurin der Kulturkorrespondenz östliches Europa tätig ist. 2015 publizierte sie den Band »Was ist eigentlich Heimat? Annäherung an ein Gefühl«. Moderation und Produktion: Renate Zöller und Vera Schneider Redaktion: Renate Zöller Musik: Jaspar Libuda
Zweiter Teil der Doppelepisode über deutschsprachige Autorinnen und Autoren aus dem östlichen Europa im Rundfunk nach 1945. Nachdem der erste Teil (Von Asch bis Zips 10) Hildegard Maria Rauchfuß, Armin Müller und Christa Wolf in den Fokus stellte, die in der DDR eine neue Heimat gefunden hatten, beschäftigt sich der zweite Teil nun mit drei Medienschaffenden im westlichen Teil Deutschlands. Podcast-Host Vera Schneider (Deutsches Kulturforum östliches Europa) spricht zunächst mit Hans-Ulrich Wagner (Hans-Bredow-Institut Hamburg) über dessen Forschungs- und Editionsprojekt zu dem in Ostpreußen geborenen Schriftsteller Siegfried Lenz (1926–2014). Am Beispiel von Lenz‘ Vertriebenen- und Ostpreußensendungen im Radio der 1950er Jahre wird deutlich, wie der Autor als »Medienarbeiter« die erweiterten ästhetischen Ausdrucksformen des Rundfunks zu nutzen verstand. Exemplarisch dafür stehen Ausschnitte aus seinem Hörstück »Ich suche meinen Namen« (1954), das fiktionale und dokumentarische Ebenen eindrucksvoll miteinander verbindet. Das Interview mit Magali Nieradka-Steiner (Universität Heidelberg/Universität Mannheim) und Jana Behrendt (bis August 2022 Südwestrundfunk Baden-Baden) würdigt den aus Schlesien stammenden Schriftsteller und Rundfunkpionier Friedrich Bischoff (1896–1976). Zwischen 1925 und 1933 hatte Bischoff in leitender Position beim Breslauer Rundfunk gearbeitet und in seiner »Schlesischen Funkstunde« innovative Höhen erklommen. An diesen Erfahrungen konnte er als Intendant des Südwestfunks Baden-Baden ab 1946 anknüpfen. In Ausschnitten aus seinem Werk »Das Hörspiel vom Hörspiel« (1931) und aus dem Interview »40 Jahre Rundfunkarbeit« (1965) kommt Bischoff im Anschluss selbst zu Wort. Im dritten Gespräch stellen Elke Bauer und Antje Johanning (Herder-Institut Marburg) die in Reval/Tallinn geborene Deutschbaltin Annelen von Mickwitz (1922–1982) sowie ihren Nachlass im Herder-Institut und bei der Carl-Schirren-Gesellschaft vor. Ein biografischer Überblick macht deutlich, welch existenzielle Bedeutung die Rundfunkarbeit für die Autorin hatte, die sich eigentlich als Schriftstellerin sah und vor allem für den Kinderfunk tätig wurde. Genauer betrachtet wird ihre Adaption des Märchens »Die wunderbare Flöte«, in der sie auch in Deutschland bekannte Märchenmotive mit einem estnischen Kolorit versieht. Zwei Ausschnitte aus der 1966 im RIAS Berlin gesendeten Aufnahme runden diese Podcastepisode ab. Die Interviews für die Doppelepisode wurden während des Workshops »Der Osten im Westen. Deutschsprachige Autorinnen und Autoren aus dem östlichen Europa im Rundfunk nach 1945« geführt. Dieser wurde im Mai 2022 vom Bundesinstitut für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa (BKGE) und vom Leibniz-Institut für Medienforschung | Hans-Bredow-Institut in Zusammenarbeit mit der Stiftung Deutsches Rundfunkarchiv, der Historischen Kommission der ARD und dem Deutschen Kulturforum östliches Europa veranstaltet. Konzept, Redaktion, Moderation und technische Umsetzung: Vera Schneider Musik: Jaspar Libuda Für die Gewährung der Nutzungsrechte an den Tondokumenten danken wir dem Archiv von Radio Bremen, der Hauptabteilung Information, Dokumentation und Archive des Südwestrundfunks und des Saarländischen Rundfunks sowie dem Deutschen Rundfunkarchiv ganz herzlich. Bildnachweise Großes Foto: Tonarchivbestände im Deutschen Rundfunkarchiv Potsdam-Babelsberg, Vera Schneider, © DKF; kleine Fotos (von links nach rechts): Siegfried Lenz 1969, © Bundesarchiv via Wikimedia Commons, B 145 Bild-F030757-0015 / Schaack, Lothar; Annelen von Mickwitz, © Herder-Institut, Marburg; Friedrich Bischoff, © SWR; Collage: © DKF
Deutsches Kulturerbe in den baltischen Ländern? Wenn sich der Blick nicht auf Memel/Klaipėda und die Kurische Nehrung richtet, sondern weiter nördlich, nach Estland und Lettland schweift, dann kommen meist die Altstädte von Riga/Rīga und Reval/Tallinn in den Sinn – und die Herrenhäuser, die überall in den ehemaligen „Ostseeprovinzen“ Estland, Livland und Kurland zu finden sind. Von manchen sind nur noch Ruinen geblieben, andere wurden prächtig restauriert und sind wie Orellen/Ungurmuiža und Palms/Palmse unverzichtbare Zwischenhalte für Rundreisen. Manche laden auch als luxuriöse Hotels zu Auszeiten in der schönen Natur ein. Alle aber zeugen davon, dass über viele Jahrhunderte der deutschbaltische Adel diese Region beherrschte. Über die Herrenhäuser des baltischen Adels ist intensiv geforscht worden, viele Bücher wurden geschrieben und unzählige Vorträge gehalten. In dieser Podcastfolge geht es aber nicht darüber, WAS man alles über die Herrenhäuser und ihre einstigen Besitzer und Bewohner weiß, sondern darum, WIE man dieses Wissen gewinnt. Sabine Bock, Architekturhistorikern, Denkmalschützerin und Herrenhausexpertin, erzählt im Gespräch mit Martin Pabst, wie sie zur Herrenhausforschung kam, wie man ein Haus als Quelle lesen kann – und was Herrenhausforschende mit berühmten Hörspiel-Detektiven gemeinsam haben. Mitwirkende Moderation, Konzept und technische UmsetzungMartin Pabst und Vera Schneider GesprächspartnerinProf. Dr. Sabine Bock MusikJaspar Libuda
Zahlreichen deutschsprachigen Autorinnen und Autoren, die nach dem Zweiten Weltkrieg aus dem östlichen Europa fliehen mussten oder vertrieben wurden, bot sich eine neue Aufgabe in den Rundfunkanstalten der vier Besatzungszonen, später der Bundesrepublik Deutschland und der DDR. Für viele war das mehr als nur eine Möglichkeit, ihren Lebensunterhalt zu verdienen. In ihren literarischen und publizistischen Arbeiten reflektierten sie die Erfahrungen von Krieg und Flucht, vom Verlust der Heimat und vom Start in einer neuen Umgebung. Die Biografien und Werke dieser Medienschaffenden standen im Fokus des Workshops »Der Osten im Westen. Deutschsprachige Autorinnen und Autoren aus dem östlichen Europa im Rundfunk nach 1945«, der im Mai 2022 im Deutschen Rundfunkarchiv Potsdam-Babelsberg stattfand. Eine Doppelepisode unseres Podcasts bringt exemplarische Themen des Workshops zu Gehör – ergänzt durch O-Töne und andere teils rare Fundstücke aus den Rundfunkarchiven. Der erste Teil widmet sich zwei Autorinnen und einem Autor, die in der DDR eine neue Heimat gefunden haben. Podcast-Host Vera Schneider (Kulturforum) spricht mit Maria Luft (BKGE) über die in Breslau/Wrocław geborene Schriftstellerin Hildegard Maria Rauchfuß (1918–2000), die in der Literaturredaktion des Mitteldeutschen Rundfunks arbeitete und nach ihrer Entlassung 1952 freie Schriftstellerin wurde. Rauchfuß war unter anderem mit autobiografischen Romanen über die NS-Zeit in Breslau und die Flucht und Vertreibung ihrer Familie erfolgreich. Ein internationales Millionenpublikum erreichte sie, als die Ostberliner Band City mit der Vertonung ihres Gedichts »Am Fenster« die Hitparaden stürmte. In Ausschnitten aus einem 1998 gesendeten Interview blickt die Autorin auf wichtige Stationen ihres Lebens zurück. Danach gibt Jörg-Uwe Fischer vom Deutschen Rundfunkarchiv (Standort Babelsberg) Einblicke in die vielfältigen Bestände dieser Institution und praktische Tipps für deren Nutzung. Außerdem wird der Frage nachgegangen, wie die Themen Flucht und Vertreibung im DDR-Rundfunk verhandelt wurden und welche Aspekte dort tatsächlich tabu waren. Auszüge aus »Der Puppenkönig und ich« von Armin Müller (1928–2005) bringen den schlesischen Dialekt zum Klingen, den der in Schweidnitz/Świdnica geborene Autor hier erstmals in einem Roman verwendet hat.   Abgerundet wird der erste Teil der Doppelepisode durch Hörproben aus Christa Wolfs Werken »Kindheitsmuster« (1976, gelesen von der Autorin) und »Nachruf auf Lebende. Die Flucht« (Postum 2014, gelesen von Dagmar Manzel). Christa Wolf (1929–2011) wurde in Landsberg an der Warthe/Gorzów Wielkopolski geboren und gehört zu den bedeutendsten deutschen Schriftstellerinnen der Gegenwart. Die beiden zitierten Hörbücher sind bei DAV – Der Audio-Verlag erschienen. Konzept, Redaktion, Moderation und technische Umsetzung: Vera Schneider Musik: Jaspar Libuda, City (Georgi Gogow, Fritz Puppel, Klaus Selmke, Emil Bogdanow) Der Workshop »Der Osten im Westen. Deutschsprachige Autorinnen und Autoren aus dem östlichen Europa« im Rundfunk nach 1945 wurde vom Bundesinstitut für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa (BKGE) und vom Leibniz-Institut für Medienforschung | Hans-Bredow-Institut in Zusammenarbeit mit der Stiftung Deutsches Rundfunkarchiv, der Historischen Kommission der ARD und dem Deutschen Kulturforum östliches Europa veranstaltet. Für die Gewährung der Nutzungsrechte an den Tondokumenten danken wir dem Mitteldeutschen Rundfunk, dem Deutschen Rundfunkarchiv und dem Audio-Verlag (DAV) ganz herzlich. Bildnachweis: Christa Wolf 1963, © Bundesarchiv, Bild 183-B0509-0010-006/Eckleben; Armin Müller (mit Notizbuch) 1964, © Bundesarchiv, Bild 183-C1103-0053-004; Hildegard Maria Rauchfuß 1964, © Bundesarchiv, Bild 183-C0305-0006-001/ Frotscher, Heinz Dr.; Collage: © DKF
Ein Reisepodcast von Vera Schneider im Gespräch mit Sonya Winterberg, Susanne Dzeik, Susanne Šemelė, Augustinas Šemelis und Matthias Sonn Im Juni 2022 geisterte eine Reisewarnung für Litauen durch die Medien, angeblich ausgesprochen von der Deutschen Botschaft in Wilna/Vilnius aufgrund der Drohungen Putins in Richtung des baltischen Nachbarn. Diese Meldung fiel in eine Zeit der Nervosität, in der deutsche Touristen aus Angst vor dem Übergreifen des Kriegs auf Litauen fernblieben. Sie fiel auch in die Zeit, in der die Journalistin und Autorin Sonya Winterberg als Stadtschreiberin des Kulturforums in der in der litauischen Hafenstadt Memel/Klaipėda weilte. Kulturforums-Mitarbeiterin Vera Schneider machte sich mit dem Podcast-Mikrofon auf den Weg, um die Entstehung des Films »Die Stadtschreiberin – Spurensuche im Memelland« zu begleiten und um mehr über die Stimmung im Land zu erfahren. Sie besuchte Dokumentarfilmerin Susanne Dzeik und Sonya Winterberg bei den Dreharbeiten in der ehemaligen deutsche Schule Preil/Preila auf der Kurischen Nehrung und befragte sie zu ihrem Filmprojekt. Mit der in Vilnius lebenden Deutschen Susanne Šemelė, Redaktionsassistentin bei der Kulturkorrespondenz östliches Europa, und dem litauischen Journalisten Augustinas Šemelis sprach sie über die große Empathie und Solidarität mit den Geflüchteten aus der Ukraine, auch aber über die Erwartungen, die das Land jetzt an Europa hat. Was steckte hinter der angeblichen Reisewarnung? Welche Position hat die deutschsprachige Minderheit in Litauen? Welche Haltung hat das Land gegenüber dem deutschen Erbe, das Teil seiner eigenen Geschichte ist? Und wie geht es momentan der russischen Minderheit im Land? Darum drehte sich das Interview, das Botschafter Matthias Sonn Vera Schneider in der Deutschen Botschaft Wilna/Vilnius gab. Die Haltung Litauens zum Krieg, so Sonns Fazit, ist nicht von Angst geprägt, sondern von »Realismus und entschlossenem Ingrimm«. Moderation: Vera Schneider Mitwirkende: Sonya Winterberg, Susanne Dzeik, Susanne Šemelė, Augustinas Šemelis und Matthias Sonn Technische Umsetzung: Vera Schneider Musik: Jaspar Libuda Eine Produktion des Deutschen Kulturforums östliches Europa, 2022 Bildnachweis: Großes Foto: Susanne Dzeik filmt am Kurischen Haff bei Preil/Preila. Foto: © DKF Kleine Fotos (von oben nach unten): Popup-Studio vor einer Vilniuser Kneipe mit Vera Schneider Susanne Šemelė, Redaktionsassistentin bei der Kulturkorrespondenz östliches Europa, und Augustinas Šemelis, Journalist bei LRT, zur Stimmung im Land. Botschafter Matthias Sonn zeigt Vera Schneider den Alten Fritz – in der Version von Andy Warhol. Foto: © Vokietijos ambasada Vilniuje - Deutsche Botschaft Wilna Drehpause: Vera Schneider, Susanne Dzeik und Sonya Winterberg in Preil/Preila (Kurische Nehrung). Foto: © DKF
Die szenische Lesung veranschaulicht mit ausgesuchten Textauszügen die engen Verbindungen des Autors Rudolf Ditzen alias Hans Fallada zu Pommern und zur Ostsee. Die Zeit, die der junge Schriftsteller zwischen 1915 und 1925 in Pommern verbrachte, beeinflusste sein Werk bis in die 1940er Jahre hinein. Pommersche Orte, in denen er lebte und arbeitete, wurden später zu Schauplätzen seiner Romane und Erzählungen, Begebenheiten und Sonderlinge verwandelte er in Literatur. Ausgewählt, zusammengestellt und interpretiert wurden die Texte von Katharina Groth und Wolfgang Wagner. Sie treten seit über dreißig Jahren auf verschiedensten Theaterbühnen, in Film und Fernsehen auf, außerdem arbeiten sie als Synchron- und Hörspielsprecher für zahlreiche Projekte. 1993 wirkten sie in Chemnitz und Neustrelitz in den Jubiläumsinszenierungen von »Kleiner Mann, was nun?« anlässlich Hans Falladas 100. Geburtstag mit. Seitdem beschäftigen sie sich immer wieder mit Werk und Person des Autors. Eine Produktion des Deutschen Kulturforums östliches Europa im Rahmen des Jahresthemas 2022 »Land in Sicht! Pommern jenseits der Strände« in Zusammenarbeit mit dem Literaturhaus Berlin, mit freundlicher Genehmigung des Aufbau Verlags, Berlin. Es lesen: Katharina Groth und Wolfgang Wagner. Moderation und technische Umsetzung: Ariane Afsari und Vera Schneider Musik: Jaspar Libuda Abbildung.: © Estnisches Filmarchiv, bearbeitet von Anna Dejewska-Herzberg
Heimat ist ein Schmelztiegel, da sind sich Igor Kąkolewski, Iwona Dadej und Agnieszka Zawadzka einig. Alle drei sind in einem plurikulturellen Umfeld aufgewachsen: Igor Kąkolewski und Iwona Dadej als Nachfahren galizianischer Polen in Oberschlesien und Krakau/Kraków, Agnieszka Zawadzka als Tochter eines polnischen Ehepaares in Berlin. Heute arbeiten sie zusammen im Zentrum für Historische Forschung der Polnischen Akademie der Wissenschaften in Berlin (Centrum Badań Historycznych Polskiej Akademii Nauk w Berlinie). Ob es um das Zusammenleben unterschiedlicher Ethnien in den Metropolen des alten Habsburgerreiches, um die deutschen Vertriebenen, die teilweise noch im hohen Alter ihrer verlorenen Heimat in Schlesien nachtrauern oder um vertriebene Galizier geht, die in den verlassenen Häusern der Schlesier ein neues Zuhause finden mussten: Heimat ist bei ihren Untersuchungen zur Geschichte der deutsch-polnischen Beziehungen ein allgegenwärtiges Thema. Im Gespräch mit Ariane Afsari und Renate Zöller vom Kulturforum denken sie über den Unterschied zwischen der »ojcowizna«, der Heimat, und der »mała ojczyzna«, der kleinen Heimat, nach; sie überlegen, warum es leichter ist, eine neue Heimat zu finden, wenn man die alte freiwillig verlassen hat; sie finden Zusammengehörigkeitsgefühl in der Sprache – und sie schlagen immer wieder eine Brücke zum heutigen Berlin und den Herausforderungen, in einer interkulturellen Gemeinschaft zusammenzuleben. Im Interview: Ariane Afsari, Iwona Dadej, Igor Kakolewski, Agnieszka Zawadska und Renate Zöller Schnitt: Ariane Afsari und Renate Zöller Nachbearbeitung und Gesamtproduktion: Vera Schneider Moderation: Vera Schneider Musik: Jaspar Libuda
Die Schriftstellerin Ulrike Draesner hat für ihr Werk bereits zahlreiche Preise erhalten, etwa den Usedomer Literaturpreis für »Sieben Sprünge vom Rand der Welt« oder den Bayerischen Buchpreis für »Schwitters«. Die beiden 2014 und 2020 erschienenen Romane erzählen von Flucht und Vertreibung, ein dritter Band wird die Trilogie demnächst komplettieren. Wie  wurde  Ulrike Draesner zu der bekannten Romanautorin, Lyrikerin, Essayistin  und Übersetzerin, die sie heute ist? Welche Rolle spielte dabei die  Geschichte ihrer Familie, die Anfang 1945 aus Oels/Oleśnica in  Niederschlesien vertrieben wurde und nach Bayern kam? Im Gespräch mit  der Kölner Journalistin Elisabeth Luft geht Ulrike Draesner ihren  persönlichen Weg zum eigenen Schreiben nach. Schon in ihrer Kindheit  überkreuzten sich Dialekte und Traditionen, fand sie sich wieder  zwischen erzählter Geschichte, Sprachen, Liedern und Rezepten. In der  Erinnerung an Schlesien und der Realität in Bayern begegneten sich zwei  Welten, die miteinander und doch getrennt voneinander existierten –  geografisch, kulturell, emotional. Die Möglichkeit, Schriftstellerin zu  werden, entdeckte Ulrike Draesner erst später für sich. Davor studierte  sie zunächst Jura, dann Literatur, begann mit dem Ergründen des eigenen  kulturellen Erbes. Im Schreiben eröffneten sich neue Perspektiven auf  die Themen Flucht und Vertreibung samt ihrer Bedeutung für die eigene  Familiengeschichte, die Beziehung zu ihrem Vater und ihr Schaffen als  Schriftstellerin. Auszüge aus ihren Werken, von der Autorin selbst gelesen, ergänzen die persönlichen Erinnerungen von Ulrike Draesner. Elisabeth Luft, die den Podcast umgesetzt und produziert hat, schreibt als freie Autorin, Literatur- und Theaterkritikerin unter anderem für den  WDR-Hörfunk und Die Deutsche Bühne. Die Familie ihrer Großmutter wurde 1946 aus Breslau/Wrocław zwangsausgewiesen. Es sprechen: Ulrike Draesner, Elisabeth Luft und Vera Schneider Redaktion: Vera Schneider Technik: Studio sounds fresh, Köln Musik: Jaspar Libuda
Als junger Mann wollte Winfried Smaczny von der »alten Heimat« am liebsten nichts mehr hören. 1946 hatte er als Kleinkind mit seinen Eltern und den Geschwistern das Glatzer Land/Ziemia Kłodzka im heutigen Polen verlassen müssen. Der Neuanfang im Westen war schwer. Doch Winfried Smaczny machte aus der Not eine Tugend: Nicht eine einzige, unersetzliche Heimat wollte er haben – er lernte, sich immer wieder neue Heimaten zu schaffen. Er studierte, wohnte und arbeitete in unterschiedlichen Regionen Deutschlands, aber auch sieben Jahre lang in Den Haag und vier Jahre lang in Paris. Seine Tätigkeit als Lehrer und Schulleiter half ihm, überall Kontakte zu knüpfen und sich schnell zu Hause zu fühlen. Schlesien schien zeitweilig weit weg und ließ ihn doch nie ganz los. Heute ist Winfried Smaczny durch seine Tätigkeit als Vorstandsvorsitzender des Deutschen Kulturforums östliches Europa mit der Heimat seiner Vorfahren wieder auf das Engste verbunden. Er bleibt ein Nomade. Aber einer, der auch seine »alte Heimat« wiedergefunden hat. Autorin des »Heimaten«-Zyklus ist Renate Zöller, die auch als Redakteurin der Kulturkorrespondenz östliches Europa tätig ist. Moderiert und produziert hat den Podcast Vera Schneider, redaktionell betreut wurde er von Renate Zöller. Das Stück von Robert Schumann aus dem Liederkreis Op. 39 zum Gedicht »In der Fremde« von Joseph von Eichendorff spielt Yi Lin Yian. Titelmusik: Jaspar Libuda
Im Frühjahr 1921 erschien der erste Teil des auf sechs Bände ausgelegten Romans  »Osudy Dobrého Vojáka Švejka za Svetové Války«, den sein Autor Jaroslav Hašek nicht vollenden konnte und der dennoch  zur Weltliteratur zählt. Unser Jubiläums-Podcasts beleucht anhand der »Biografie der Schwejk-Figur einen originellen Ausschnitt der tschechisch‐deutschen Beziehungsgeschichte. Denn dank der Vermittlung Max Brods war der von Grete Reiner übersetzte Roman (»Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk«, 1926) im deutschsprachigen Raum zunächst erfolgreicher als in seiner  böhmischen Heimat. Dramatisierungen erfolgten u. a. durch Max Brod und  Hans Reimann (1928) sowie – unter der Mitwirkung von Bertolt Brecht – an  der Berliner Piscator-Bühne (1928). 1943 entstand Brechts »Schweyk im Zweiten Weltkrieg« mit Musik von Hanns Eisler. In zahlreichen Adaptionen für die Bühne beweist Hašeks Vorlage bis heute ihre Aktualität als zeitloses Antikriegsbuch. Auch im deutschen und  österreichischen Film hat Schwejk viele Gesichter. Und die  Neuübersetzung von Antonín Brousek nimmt seit 2014 auch diejenigen für den Roman ein,  die mit Grete Reiners K.u.k.-Flair und »böhmakelndem« Schwejk nichts  anzufangen wussten. Es erklingen Originalaufnahmen aus folgenden Quellen: Das Beste aus dem Roman »Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk«, Stück Herzegowina, Blasorchester Supraphon, CD, © Supraphon Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk, Sprecher: Franz Kutschera, CD, © Litera/BMG Wort/Random House Audio Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk. Fernsehserie von Wolfgang Liebeneiner, ORF/ZDF 1972–1976, © TV60Filmproduktion GmbH Osudy dobrého vojáka Švejka za světové války. Kompletní znění rozhlasových nahrávek slavného díla Jaroslava Haška v podání Oldřicha Kaisera, © Radioservis Schweyk im Zweiten Weltkrieg, Brecht-Songs, Stück: Das Lied von der Moldau, Text: Bertolt Brecht, Musik: Hanns Eisler, Gesang: Gisela May, CD, © Reference Berlin Classics Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk. Geschichten und Lieder aus der Aufführung des Theaters am Kurfürstendamm, Stück: Überall ist Horizont, Musik: Horst Maria Merz, Text: Peter Ensikat, Sprecher/Gesang: Walter Plathe, © dou-phon musikverlag Wolfgang Wagner liest aus folgenden Texten: Jaroslav Hašek: Die Abenteuer des guten Soldaten Švejk im Weltkrieg. Aus d. Tschech. übersetzt u. hg. v. Antonin Brousek, Stuttgart: Reclam 2014 Jaroslav Hašek: Der Urschwejk und anderes aus dem alten Europa und dem neuen Rußland, Stuttgart: DVA 1999 Kurt Tucholsky: Herr Schwejk, In: Weltbühne, Nr. 23, 8. 6. 192 Egon Erwin Kisch: Auf den Tod eines tschechischen Humoristen. In: Das Tage-Buch, Nr. 3/1923 Max Brod: In memoriam Hašek. In: Prager Abendblatt, 8.1.1923, © The National Library of Israel F. C. Weiskopf: Der brave Soldat Schwejk. In: Neue Bücherschau, 1926/27, 6. Jahr, 4. Folge, 3. Schrift, © Aufbau Verlag Idee und Konzeption: Vera Schneider Moderatorinnen: Vera Schneider, Ariane Afsari Sprecher: Wolfgang Wagner Schnitt/Produktion: Vera Schneider, Ariane Afsari Rechterecherche: Kristina Frenzel Redaktion: Vera Schneider, Ariane Afsari Musik (Intro/Outro): Jaspar Libuda
Kann man zurückkehren an einen Ort, an dem man noch nie war? Ja, man kann – wenn die Großmutter so anschaulich und begeistert von ihrer Heimat erzählt hat, dass sie schon beim ersten Besuch vertraut erscheint. Roland Begenat hat sich erst als Erwachsener auf die Suche nach der Herkunft seiner Familie an die Memel begeben, hat die Geburts- und Wohnorte seines Vaters und der Großeltern im heutigen Litauen und Kaliningrad besucht – und sich mehr und mehr in Land und Leute verliebt. Heute lebt er auf der litauischen Seite der Memel in dem Dorf Skirsnemunė, in dem seine Großmutter ihre Jugend verbrachte, und zieht demnächst um nach Smalininkai, wo sein Vater aufwuchs. »Heimat«, das weiß Roland Begenat, »ist eine Wundertüte, aus der sich jeder das nimmt, was er braucht«. Roland Begenat ist der erste Gesprächspartner im Zyklus »Heimaten«, der in loser Folge auf unserem Podcast-Kanal »Von Asch bis Zips« fortgesetzt wird. Autorin des Zyklus ist Renate Zöller, die auch als Redakteurin der Kulturkorrespondenz östliches Europa tätig ist. 2015 publizierte sie den Band »Was ist eigentlich Heimat? Annäherung an ein Gefühl«.   Moderation und Produktion: Vera Schneider Redaktion und Interview mit Roland Begenat: Renate Zöller und Susanne Krause Musik: Jaspar Libuda
              In dieser Folge stellt Matthew Frank sein Buch »Making Minorities History. Population Transfer in Twentieth Century Europe« vor. Es beleuchtet imperiale und alliierte Konzepte und Positionen, staatliche Akteure der jeweiligen Transfers und ihren Einfluss darauf sowie die Tatsache, dass sich Zwangsmigrationen nach dem Zweiten Weltkrieg daran orientierten. Als Fallbeispiele zieht Frank unter anderem heran: den griechisch-türkischen Bevölkerungsaustausch auf der Grundlage des Vertrages von Lausanne 1923, Hitlers »Heim-ins-Reich-Holung« der Südtiroler und der Deutschbalten laut Umsiedlungsabkommen mit Italien und der Sowjetunion, die Vertreibung der Sudetendeutschen aus der Tschechoslowakei. Tim Buchen kommentiert den Vortrag in einem anschließenden Gespräch mit Ariane Afsari vom Deutschen Kulturforum östliches Europa. Dr. Matthew Frank studierte Geschichte an der School of Slavonic and East European Studies (jetzt Teil der University of Leeds). Er unterrichtete Englisch in Moskau und an einer Sekundarschule in Dresden. Am St. Antony's College der Universität Oxford promovierte er 2005 in Neuerer Geschichte und erhielt drei Jahre später einen Lehrauftrag für Internationale Geschichte in Leeds. Außerdem ist er einer der Mitherausgeber der Zeitschrift Contemporary European History. Jun.-Prof. Dr. Tim Buchen studierte Geschichte, Literaturwissenschaft und Osteuropastudien an der Humboldt- und der Freien Universität Berlin, in Krakau und Warschau und wurde an der TU Berlin über Antisemitismus im habsburgischen Galizien promoviert. Nach mehreren Jahren wissenschaftlicher Arbeit an verschiedenen Institutionen und Universitäten im In- und Ausland erhielt 2017 die BKM-Juniorprofessur für soziale und ökonomische Netzwerke der Deutschen im östlichen Europa im 19./20. Jh. an der TU Dresden. Ein Projekt des Deutschen Kulturforums östliches Europa in Kooperation mit dem Zentrum für Historische Forschung Berlin der Polnischen Akademie der Wissenschaften im Rahmen des Zernack-Colloquiums; gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien. Synchronstimme von Matthew Frank: André Werner Moderation und Produktion: Vera Schneider Musik: Jaspar Libuda Titelbild: Buchcover »Making Minorities History« von Matthew Frank und ein Ausschnitt der Karte »Völker und Sprachen vor dem Ersten Weltkrieg«. Karte: © 1958, Velhagen & Klasing
In unserer Pilotsendung stellen wir den Kanal »Von Asch bis Zips« vor und präsentieren die Podiumsdiskussion »Europe on the Move - Frankfurt (Oder) 1945« mit Dr. Andreas Kossert, Historiker, Berlin, Dr. Karl-Konrad Tschäpe, Museum Viadrina/Gedenk- und Dokumentationsstätte »Opfer politischer Gewaltherrschaft«, Frankfurt (Oder) und Dr. Mateusz Hartwich, Kulturwissenschaftler, Berlin. Sie fand am 30. Oktober 2020 im Schloss Cecilienhof statt – als Teil der Veranstaltungsreihe »Bahnhof Europas. Frankfurt (Oder) 1945«, mit der wir 75 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und der Potsdamer Konferenz ein Stück wechselvoller brandenburgischer, aber auch europäischer Geschichte thematisieren.  Die zunächst weitestgehend von Kriegshandlungen verschonte Stadt Frankfurt (Oder) wurde 1945 massiv von den Ereignissen des Zweiten Weltkriegs getroffen. Zum einen fiel das über Jahrhunderte gewachsene historische Stadtzentrum in wenigen Wochen Kriegseinwirkungen und Brandstiftungen zum Opfer. Zum anderen wurde Frankfurt ab 1945 zu einem Umschlagplatz für Hundertausende. Bereits im Januar 1945 erreichten erste Flüchtlinge aus östlichen deutschen Provinzen die Oderstadt. Ab Mai 1945 durchquerten sie ehemalige osteuropäische Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene auf dem Weg in ihre Heimat. Aber auch deutsche Kriegsgefangene, politische Häftlinge, Heimkehrer, Vertriebene und Zwangsarbeiter trafen hier zwischen 1945 und 1956 aufeinander. Infolge des Potsdamer Abkommens sollte Frankfurt (Oder) zu einer Grenzstadt und ihr östlicher Stadtteil Dammvorstadt zur polnischen Stadt Słubice werden, in der Menschen aus Zentral- und Ostpolen, aber auch zuvor nach Sibirien deportierte Polen bzw. ehemalige Gulag-Häftlinge angesiedelt wurden. Für fast alle war Frankfurt (Oder) Station auf dem Weg in eine ungewisse Zukunft und der Aufenthalt hier gleichzeitig von existentieller, prägender Bedeutung. Ein Projekt des Deutschen Kulturforums östliches Europa in Kooperation mit dem Institut für angewandte Geschichte - Gesellschaft und Wissenschaft im Dialog e.V. und dem Museum Viadrina in Frankfurt (Oder) im Rahmen des Themenjahres »Krieg und Frieden. 1945 und die Folgen in Brandenburg - Kulturland Brandenburg 2020«. Gefördert wird es durch das Kulturland Brandenburg und die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien. Titelbild: Panorama mit Blick auf die gesprengte Brücke nach Osten, Frankfurt (Oder) 1945, © Stadtarchiv Frankfurt (Oder) / Foto: Walter Fricke Musik: Jaspar Libuda