Am Rande von Wien setzt sich ab den späten 00er-Jahren langsam eine neue österreichische Popwelle in Bewegung. Ein Vorbote entsteht am Alberner Hafen. Dort nimmt Der Nino aus Wien sein zweites Album „Down in Albern“ auf, das HipHop-Heads vor allem dank des Urbs-Adoptivmixes "Immer no Oasch" ein Begriff sein dürfte. Mittendrin: Stefan Redelsteiner, kurz nach der Gründung seines Labels Problembär Records. Kurz davor haben sich die Wege auf Myspace gekreuzt. In weiterer Folge begleitet Redelsteiner jahrelang Nino als Labelbetreiber und Manager. Etwas später folgen Wanda und Voodoo Jürgens auf Nino, der Wahnsinn nimmt seinen Lauf.Ganz unbeteiligt war Stefan Redelsteiner also nicht an seiner persönlichen Wödscheim. Wir lassen ihm die Wahl durchgehen und werden in dieser Episode mit interessanten Einblicken aus der Anfangszeit von Nino als Künstler und Redelsteiner als Musikmanager belohnt. Der Schritt in diese Welt war definitiv keine Fehlentscheidung – positiver Nebeneffekt: Er murkst seither nicht mehr an Instrumenten herum.
Rar und offiziell unverkäuflich sind die Arbeitsplatten der ORF-Big Band. Über 60 davon hat die Rundfunkband in den 1970er- und frühen 1980er-Jahren mit kleinen Vinyl-Auflagen produziert. Das Interesse hat sich über ORF-Sphären hinaus ausgebreitet. So finden sich über den Globus verteilt Exemplare. Für Sammler wie Albi Dornauer ein Auftrag. Der Betreiber des derzeit nomadischen Wiener Plattenladens Boom Boom Records ist schon weit gekommen. Hier drei Platten aus Japan, dort eine aus Italien – und die Sammlung wird langsam komplettiert. Ein Highlights der Reihe ist die als Hintergrundmusik für Sendungen produzierte „Arbeitsplatte 72/9“. Unter der Leitung von Johannes Fehring sind die Tracks mit österreichischen und US-amerikanischen Musikgrößenwie Hans Salomon, Jimmy Woode, Burt Bacherach oder Art Farmer besetzt. Unbestrittenes Herzstück ist die von Salomon geschriebene Nummer „Rock ‚A Motion“ – inklusive sehenswertem Video. Eine Wödscheim, nicht nur für Albi.
Der Zufall bringt Hinterkopf Ende der 1990er-Jahre erstmalsmit österreichischer Popmusik in Berührung. Als Flüchtlingskind landet er in Traiskirchen, wo es neben Ballspielen wenig Ablenkung gibt – außer einer Austropop-Compilation-CD mit Klassikern von Wolfgang Ambros, Georg Danzer, Rainhard Fendrich, Maria Bill und Co. Als Hinterkopf nach Wien übersiedelt, bleibt die CD im Asylzentrum. Trotz anfänglicher Sprachbarriere hinterlässt die Musik bleibenden Eindruck bei ihm. Besonders beeindruckt haben Hinterkopf die energiegeladenen und emotionalen Tracks von STS. Vor 40 Jahren ist „Grenzenlos“, das erfolgreichste Album des steirischen Trios erschienen. Der Wiener spricht mit uns ausführlich über seine Wödscheim und ihren Einfluss auf seine Entwicklung als Musiker. Früher primär als Pianist und Rapper in Erscheinung getreten, singt Hinterkopf derzeit vermehrt auf Popliedern – teils im Dialekt.
Autofahrten mit seiner Mama haben Kreimls liebe zur EAV entfacht. Als er ein Kind war, ist "Nie wieder Kunst (wie immer …)" im Auto auf und abgelaufen. Dem Album fehlen ganz große Hits, beim jungen Kreiml hat es dennoch viel Faszination ausgelöst. Der Wiener Rapper, Teil des Duos Kreiml & Samurai, hat "Nie wieder Kunst (wie immer ...)" nicht nur zu seiner Wödscheim auserkoren, sondern sieht darin auch einen Vorreiter für sein späteres Interesse an Rap.
Falco, EAV oder doch Ambros? Varit hat lange überlegt, am Ende quasi die aufgelegte Wödscheim gewählt. Der Rapper und Host der Wiener Battlerap-Liga United Battle Culture verbindet viel mit „Es lebe der Zentralfriedhof“ von Wolfgang Ambros. Zudem ist es das einzige Album, das er auf Vinyl hat. Der Zufall hat es ebenfalls gut gemeint: „Es lebe der Zentralfriedhof“ ist im April 1975 erschienen – vor genau 50 Jahren. Es gibt wohl keinen besseren Zeitpunkt, um ausführlich über das bekannteste Album von Wolfgang Ambros mit Tracks wie „Zwickt’s mi“, „Die Kinettn wo i schlof“, „Espresso“ und Co zu sprechen.Die vier jüngeren und halb-jüngeren Semester versuchen dabei auch, sich in die Entstehungszeit hineinzuversetzen.
Wir schreiben das Jahr 2003. Viele Kinder und Jugendliche fiebern bei der Castingshow Starmania mit und sind dabei, als Christina Stürmer zum Shootingstar wird. Darunter auch Sophie Lindinger. Als 11-Jährige kauft die Musikerin, heute bekannt aus den Bands Leyya, My Ugly Clementine sowie als Solo-Artist, erstmals eine CD. Es ist „Freier Fall“, das Debütalbum von Christina Stürmer. Sie ist ein frühes Idol, auch wenn Sophie letztlich nicht wie geplant mit einem Cover des Songs "S/W" am Kiddy Contest teilnimmt. Gut 20 Jahre später besprechen wir mit Sophie "Freier Fall" als Wödscheim. Ohne die nostalgischen Gefühle ganz zu vergessen, ist eine kritische Auseinandersetzung mit dem Produkt notwendig.
Vom Burgenland via Wien nach Berlin – Ja, Panik haben ab Mitte der 00er-Jahre viel erlebt. Beim Umzug nach Deutschland hat die Gruppe gemeinsam die WG gewechselt. Frisch in der neuen Wohnung angekommen, ist „DMD KIU LIDT“ ebendort entstanden. In der Diskografie sticht das vierte Studioalbum von Ja, Panik nicht nur durch den Akronym-Titel hervor. Mit Katharina Seidler, Journalistin und Moderatorin bei FM4, sprechen wir über eine thematisch und klanglich intensive Platte – ihre persönliche Wödscheim.
Die Verbindung reicht bis in die 1990er-Jahre zurück: Damals hat Alexander Spritzendorfer, Gründer von Spray Records, Labelpartys im Wiener Stadtpark veranstaltet. Jonny Nemetz war Stammgast. Ob dort auch „Straight Ahead“ von Zenit gelaufen ist? Die Dicotunes legen diesen Rückschluss nahe. Das Album der Kremser Jazz-Funk-Formation ist ein Highlight in der Labelhistorie, eine Wödscheim – und dennoch in der Zwischenzeit fast in Vergessenheit geraten. Über Umwege ist „Straight Ahead“ wieder bei Jonny Nemetz gelandet, der es als Mitbetreiber des Reissue-Labels Edition Hawara 2018 neu aufgelegt hat. In der neuen Episode teilt Jonny viel Insiderwissen und spricht mit uns über die Besonderheiten einer gut gealterten Platte.
Als in seinem Kitsch fast verpöntes Album mit schönem Nachhall bezeichnet Hannes Tschürtz „Absender auf Achse“ von Garish. Ein Album, das laut dem Gründer des Labels Ink Music in eine tote Zeit gefallen ist, aber gleichzeitig viele Türen geöffnet hat. Es ist 2004 über Schoenwetter Schallplatten erschienen – noch vor bevor die österreichische Indie-Welle richtig Fahrt aufgenommen hat. Hannes Tschürtz begleitet die burgenländische Band seit den Anfängen. Im Podcast erzählt er Anekdoten aus der Entstehungszeit und ordnet einiges aus heutiger Perspektive ein. Viele weitere Geschichten und Anekdoten aus der Welt der Popmusik hat Hannes Tschürtz in seinem neuen Buch „Unnützes Musikwissen“ gesammelt.
Drei Hosts, keine Gäste – in dieser Wödscheim-Spezialausgabe wird es Zeit für eine kleine Rückblende. Seit Sommer 2023 nerden wir uns mit dem Podcast Wödscheim durch die österreichische Musikgeschichte. Die Hosts Daniel Shaked, Geri Hollerer und Simon Nowak sprechen über ihre Highlights, Herausforderungen, bereichernde Entdeckungen und Fettnäpfchen. Wir freuen uns über jegliches Feedback in den Kommentaren! Am 5.1. geht es weiter mit der nächsten regulären Ausgabe, Hannes Tschürtz (Ink Music) ist als Gast eingeladen.
Im Kindergartenalter ist Rainer Krispel erstmals mit dem selbstbetitelten Album von Arik Brauer in Kontakt gekommen. Lange bevor der Musiker, Autor und Journalist seine ersten Spuren in der Linzer Punk- und Hardcore-Szene hinterlassen hat. Gut 50 Jahre nachdem er das erste Mal reingehört hat, spricht Rainer Krispel mit uns über seine Wödscheim. Ein Album, das bis heute Faszination auslöst. Es klingt an den meisten Stellen zugänglich und hat Mitsing-Potenzial, zugleich folgt ein inhaltliches Schwergewicht dem anderen – gute Ohren erkennen die tiefgründigen, politischen Texte. Der 2021 verstorbene Wiener Künstler hat den Wahnsinn benannt, Verschweigen und Wegschauen konnten andere besser. „Arik Brauer“ ist nicht nur für Rainer Krispel eine Wödscheim.
Lachen oder weinen? Diese Frage mag sich bei vielen Monobrother-Tracks stellen, die schwere gesellschaftliche Themen anreißen und eher keine positiven Bestandsaufnahmen bieten. Für Yasmo ist die Antwort klar: als sie das Album zum ersten Mal gehört hat, ist sie lachend durch ihre Wohnung gegangen – Glitzeraugen inklusive. Die Begeisterung übers Album, die intelligenten, sarkastischen Texte und sprachlichen Feinheiten teilt sie mit uns in der neuen Podcast-Ausgabe. "Mir geht's um die Menschen" ist eine Wödscheim, die diese Bezeichnung ein Jahr nach der Veröffentlichung bedenkenlos verdient. Daumen hoch.
Bier, Tschick und eine Polizeikontrolle bei einer Autofahrt. Die erste Begegnung mit dem Album, besser gesagt mit der Musik von Voodoo Jürgens, hätte direkt eine Szene daraus sein können. Roman Geßler, Mitglied der Wiener Band Buntspecht, erzählt davon, wie er den Zugang zur "Ansa Woar" fand. Mit den Songs tauchte er tiefer ins Wienerische ein – in eine Stadt, in welche er wenige Jahre zuvor gezogen war. "Ansa Woar" ist das Solo-Debütalbum von Voodoo Jürgens. Es ist 2016 übers Lotterlabel erschienen.
Wer heute auf Robert Wolf trifft, könnte ihn fragen, wie er zu seinem Alias „Räudig“ kommt. Die Zeiten haben sich geändert, sein Status als einer der Wegbereiter für Punk in Österreich bleibt. Er gründete 1977 Chuzpe, die erste Punkband Wiens. „Räudig“ war Sänger und Gitarrist. Bis heute ist er gut vernetzt und hat einige Anekdoten auf Lager – über die eigene Band genauso wie über Weggefährten wie Willi Warma. Roberts Wödscheim führt uns in die Heimat der "Stahlstadtkinder": Das Linz der späten 1970er und frühen 1980er-Jahre. Seinerzeit war Willi Warma eine angesehene Liveband. Ihr einziges Album ist erst Jahrzehnte später über Umwege erschienen. Robert Wolf taucht mit uns in die Entstehungszeit ein.
Mehrere Hansis haben die Wiener Popmusik der 1980er-Jahre geprägt. Einer davon, Hans Hölzel alias Falco, wurde international zum Star. Ein anderer, Hansi Lang, stand ihm im Talent um nichts nach, sich aber oft selbst im Weg. Das im Intro erwähnte Zitat des einstigen Weggefährten und Musiker-Kollegen Thomas Rabitsch spricht Bände. Hansi Lang ist im Jahr 2008 verstorben. Er bleibt als legendäre und tragische Figur in Erinnerung. Mit einigen Schätzen in seiner Diskografie, die nicht in Vergessenheit geraten sollen. Für der Journalisten, Blogger, Autor und Musikverleger Walter Gröbchen ist darunter eine Wödscheim: Das Minialbum „Keine Angst“. Dieses ist 1982 übers damals von Eberhard Forcher und Rudi Nemeczek geleitete Label Schallter erschienen. Einige Jahrzehnte später reaktivierte Gröbchen das Label und brachte 2021 eine um einige Tracks erweiterte „Keine Angst (Die Größten Hits)“-Reissue heraus. Gemeinsam sprechen die Hosts über die Person Hansi Lang, sein Werk, die damalige Zeit und wie sich das alles heute einordnen lässt. In eigener Sache: Ab sofort könnt ihr alle Episoden des Podcasts direkt auf Spotify kommentieren und auf diesem Weg direkt mit uns interagieren. Wir freuen uns auf eure Hinweise, Anregungen, Lob & Kritik!
Dank einiger glücklicher Fügungen konnten Paternoster Anfang der 1970er-Jahre in Gerhard Bronners Quodlibet-Studio aufnehmen. Dabei entstanden ist ein selbstbetiteltes Album, das eine gewisse Magie ausstrahlt. Zeitgenossen der Wiener Band konnten mit dem eigentümlichen Prog-Rock-Sound jedoch nichts anfangen. Das Album ist untergegangen, Paternoster war bald darauf Geschichte. Erst Jahrzehnte später schlug das Album bei Sammlern und Nerds immer größere Wellen. Reissues änderten nichts daran, dass Exemplare der Originalpressung heute ein Vermögen wert sind und in aller Welt gehandelt werden. Eine echte Wödscheim, die viel Gesprächsstoff bietet. Mit Al Bird Sputnik begrüßen die Hosts Daniel Shaked, Geri Hollerer und Simon Nowak einen Experten, der sich intensiv mit Musik aus den 1960er- und 70er-Jahren auseinandersetzt. Er gräbt mit der Reihe „Schnitzelbeats“ etwa vergessene österreichische Musikschätze aus und betreibt den Kulturverein „Trash Rock Archives“. Ein Nerdtalk über die Qualitäten des Albums und zur Einordnung aus diversen Blickwinkeln.
Nach dem 21. Mal anhören beschloss er sich, Eminems Lyrics genauer durchzulesen und ist seitdem noch mehr Fan als zuvor. Liedermacher Felix Kramer rappt exklusiv einen seiner ersten Rap-Parts vor, imitiert einen bekannten österreichischen Popstar und bespricht so nebenher mit uns seine Wödscheim: „Avant Trash“ von Cousines Like Shit. Ein catchiges Album mit „eleganter Scheißdrauf-Coolness“, das 2023 über Seayou Records erschienen ist.
Das Vorprogramm der „15 Jahre VOZ“-Jubiläumsshow im Wiener Flex hatte es in sich: Eine Wödscheim mit gleich vier Gästen im Talk über eines der wichtigsten österreichischen Rapalben. In Wohnzimmeratmosphäre beleuchten JerMc, Diggerue, Fid Mella und Pierre Striebeck mit uns das Album von Kamp & Whizz Vienna aus verschiedenen Perspektiven. Ein ambitioniertes Vorhaben mit begrenzter Zeit und der Gewissheit, nur einige relevante Aspekte ansprechen zu können. Der Live-Aufnahme mit fremdem Equipment geschuldet, fällt der Sound dieser Ausgabe weniger gut als gewohnt aus.
Mit dem Albumtitel beschreibt Shawn The Savage Kid (STSK) einen Widerspruch seiner Generation. Zwischen der Beobachterrolle, Storytelling und autobiografischen Einblicken switchend, rappt der Wahlwiener mit einer gewissen Leichtigkeit intelligente Texte übers Mittzwanzigerleben, Irrwege der Gesellschaft und schwierige Themen. Zur Qualität der Tracks tragen auch die größtenteils selbst produzierten Beats bei. Fellowsoph im Gespräch über ein Album, das nach knapp zehn Jahren fast ein wenig in Vergessenheit geraten ist, aber nach wie vor frisch klingt.
"Es hat mich in den Sessel reingedrückt und ist einfach durchgegangen mit mir" – die emotionale Intensität von "Entre Cielo y Tierra" hat bei Lylit für Gänsehautmomente gesorgt. Die spanischsprachigen Tracks von Phoebe Violet beeindrucken aber genauso mit musikalischer Qualität. Eine Wödscheim der in Costa Rica geborenen Sängerin, Violonistin und Komponistin, die seit ihrer späten Jugend in Österreich lebt.