Die Wahlen in den USA sind vorbei, das Ergebnis ist extrem ernüchternd: Donald Trump wird im Januar wieder Präsident. Die Republikaner haben in beiden Kammern des Kongresses die Mehrheit geholt. Es ist ein Desaster für die Demokratische Partei und damit auch für die Demokratie, für ökonomische Gerechtigkeit und Civil Rights, für den Schutz von Minderheiten, für Klimapolitik, denn all das wird Trump nicht liefern, sondern bekämpfen. Die letzte Folge von What’s left? hat zwei Gäste: Zum einen die Filmemacherin, Autorin und Organizerin Astra Taylor, die das Debt Collective gegründet hat, eine Gewerkschaft für verschuldete Menschen. Zum anderen der Politikwissenschaftler und Autor Jan-Werner Müller, der an der Princeton University lehrt und zuletzt das Buch „Freiheit, Gleichheit, Ungewissheit – Wie schafft man Demokratie?“ veröffentlicht hat. Wir haben über die Wahlergebnisse und ihre Ursachen gesprochen, darüber, was uns in den kommenden vier Jahren erwartet und worauf es ankommen wird, um Trump etwas Substanzielles entgegenzusetzen.
Erst Hurricane Helene, dann Hurricane Milton. Der Klimawandel war in den vergangenen Wochen in den USA besonders desaströs zu spüren. Über 250 Menschen starben dabei. Die betroffenen Communities im Süden des Landes werden mit den Konsequenzen noch jahrelang leben müssen. Im Wahlkampf allerdings kommt die Erderhitzung kaum vor. Wenn überhaupt, verbreitet Donald Trump Lügen. Kamala Harris schlägt zwar ein paar Maßnahmen vor, aber versucht das Thema im Großen und Ganzen zu umgehen. In dieser Folge von What’s left? ist die Klimaaktivistin Elise Joshi zu Gast. Die 22-Jährige wohnt in Kalifornien und leitet die Jugendorganisation Gen Z for Change, die mit Hilfe digitaler Tools progressive Bewegungen unterstützt. Wir haben darüber gesprochen, was eine Trump-Präsidentschaft und eine Harris-Präsidentschaft für das Klima bedeuten würde, welche Taktiken der Bewegung sie für effektiv hält, welche Prioritäten sie sich wünscht. Und über die Gleichzeitigkeit der Krisen, mit der ihre Generation aufgewachsen ist.
Black Lives Matter war im Sommer 2013 zunächst ein Hashtag, Auslöser damals der Freispruch eines Mannes in Florida, der den Schwarzen Jugendlichen Trayvon Martin erschossen hatte. Aus dem Hashtag wuchs schnell eine Bewegung gegen die Gewalt an Schwarzen Menschen, vor allem auch gegen staatliche Gewalt. In den USA werden jedes Jahr im Schnitt rund 1000 Menschen von der Polizei getötet. Zudem sitzen knapp zwei Millionen im Gefängnis. Auch hier sind Schwarze Menschen überproportional vertreten. Die Kritik an und der Widerstand gegen die staatlichen Strafinstitutionen war von Anfang an zentral für die Black Lives Matter. Wo steht die Bewegung heute? Wie sehen die lokalen Kämpfe aus, wie die internationale Vernetzung? Wie haben sich die Forderungen weiterentwickelt? Und welche Rolle spielt Black Lives Matter im laufenden Wahlkampf? In dieser Folge von What’s left? ist die Sozialwissenschaftlerin und Autorin Vanessa Thompson zu Gast. Sie forscht und lehrt an der Queens University in Kingston, Kanada, im Bereich der Black Studies. Thompson hat zusammen mit Daniel Loick den Sammelband „Abolitionismus“ (Suhrkamp) herausgegeben, in dem sich verschiedene Autor*innen mit der Frage auseinandersetzen, wie eine Gesellschaft aussehen müsste, die Polizei, Gefängnisse und Grenzen gar nicht braucht. Thompson gehörte außerdem zu den Organisator*innen der ersten internationalen Abolitionismus-Konferenz in Deutschland, die im Sommer 2023 in Hamburg stattfand.
Über Donald Trump wurde im Grunde schon alles gesagt. Er bestimmt seit Jahren die Schlagzeilen, sein Leben ist ausgeleuchtet, seine Politik unendlich oft analysiert. Andererseits kommt man an Trump eben auch nicht vorbei. Wenn es schlecht läuft, sitzt er ab Januar wieder im Weißen Haus. In gewisser Weise bleibt Trump also auch ein Rätsel: Wie kann es sein, dass dieser Mann immer noch – trotz Wahlniederlagen, Gerichtsverfahren und Skandalen – die Überfigur der US-Rechten ist? In dieser Folge von What’s left? ist die Historikerin und Autorin Annika Brockschmidt zu Gast. Sie hat zwei Bücher über die US-Rechte verfasst: „Amerikas Gotteskrieger“ (2021) und „Die Brandstifter“ (2024). Wir haben über die verschiedenen Kräfte der US-Rechten gesprochen, den Vergleich mit der europäischen Rechten, und darüber, was droht, sollte Trump gewinnen – und verlieren.
Nach Jahrzehnten des Niedergangs der US-amerikanischen Arbeiter:innenbewegung gab es zuletzt einen Aufschwung. Neue Gewerkschaften haben sich geformt, unter anderem bei Amazon und Starbucks. Alte Gewerkschaften haben sich von innen reformiert, vorne weg die United Auto Workers. Auch die Zahl der Streiks hat zugenommen. Laut aktueller Studien sind mittlerweile 70 Prozent der Bevölkerung gegenüber Gewerkschaften positiv eingestellt. So hoch war die Zustimmung zuletzt in den 60er Jahren. In dieser Folge von What’s left? Ist die Journalistin Jane Slaughter zu Gast, die seit vielen Jahrzehnten über Arbeitskämpfe in den USA berichtet. Sie gehörte 1979 zu den Gründer:innen von Labor Notes, bis heute eine der wichtigsten Plattformen der Gewerkschaftswelt. Labor Notes publiziert nicht nur Artikel, sondern veranstaltet auch Konferenzen und Workshops. Wir haben darüber gesprochen, wie sich der Aufschwung erklärt, was die neuen Gewerkschaften auszeichnet, und auf welche Weise man den Wandel auch in der Politik spürt.
Der Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 liegt genau ein Jahr zurück. Ein Jahr fortlaufendes Trauma und unfassbare Gewalt. Die israelische Regierung hat auf das Massaker mit einem Krieg reagiert, den viele Expert:innen als Genozid bezeichnen. Der Gazastreifen ist flächendeckend zerbombt, Zehntausende Menschen wurden getötet. In den USA formierte sich nach dem 7. Oktober sehr schnell eine große Bewegung gegen den Krieg, die auch deshalb so vehement ist, weil die USA, wie kein anderes Land, Israel finanziell und militärisch unterstützen. In dieser Folge von What’s left? ist die jüdische Friedensaktivistin Simone Zimmerman zu Gast. Sie ist Mitgründerin der Organisation If Not Now, die in Solidarität mit der palästinensischen Bevölkerung steht. Aktuell arbeitet sie für die Organisation Diaspora Alliance, die sich gegen Antisemitismus und die Instrumentalisierung von Antisemitismus einsetzt. Zimmerman ist außerdem Protagonistin in dem Dokumentarfilm Israelism. Wir haben über ihre Politisierung, Konflikte innerhalb der amerikanisch-jüdischen Community und die Antikriegsbewegung in den USA gesprochen.
Das Silicon Valley war mal ein großes Versprechen. Der Kapitalismus sollte hier in Kalifornien revolutioniert, die Demokratie neu erfunden werden. Doch die vergangenen Jahre waren eine einzige Entzauberung, verkörpert durch Elon Musk, Chef der digitalen Plattform X, der nicht nur autokratisch herrscht, sondern auch Donald Trump im Wahlkampf unterstützt. In dieser Folge von What’s left? Ist der Literaturwissenschaftler und Autor Adrian Daub zu Gast, der in San Francisco wohnt und an der Stanford University, also mitten im Silicon Valley, unterrichtet. Sein Buch „Was das Valley denken nennt“ beschäftigt sich mit den prägenden Ideologien und Narrative der Tech-Branche. Wir haben über die politischen Ursprünge des Silicon Valleys, die Rechtsradikalisierung prominenter Figuren sowie den linken Widerstand an der Tech-Basis gesprochen.
Über viele Jahrzehnte galt der Sozialismus in den USA als tabu. Seit der Finanzkrise 2007/2008 hat sich in der Gesellschaft jedoch etwas verschoben. Erst kam die Occupy-Bewegung, dann Bernie Sanders, zuletzt haben militante Gewerkschaften für Furore gesorgt. 36 Prozent der Amerikaner:innen stehen dem Sozialismus laut Umfragen positiv gegenüber. In dieser Folge von What’s left? ist Jabari Brisport zu Gast, einer der ranghöchsten sozialistischen Politiker:innen in den USA. Brisport ist Mitglied der Democratic Socialists of America, mit rund 55.000 Mitgliedern die stärkste sozialistische Organisation im Land. Und er ist State Senator von New York, repräsentiert dort seine Heimat Brooklyn. Wir haben über seine Politisierung, die Spannungen zwischen sozialistischer Vision und Realpolitik, sowie die aktuellen Schwächen der US-Linken gesprochen.
Erst der Covid-Schock von 2020, dann die Hilfsprogramme unter Biden. Die USA haben in den vergangenen Jahren einen erstaunlichen wirtschaftspolitischen Wandel vollzogen. Zum ersten Mal seit langer Zeit investiert der Staat wieder in die Industrie und Infrastrukturen. Dennoch bleibt die Wirtschaft ein Sorgenkind, wie Umfragen zeigen. Mit Blick auf die Wahl wird also entscheidend, was Kamala Harris und Donald Trump in diesem Bereich anbieten. In dieser Folge von What's left? ist der renommierte Wirtschaftshistoriker Adam Tooze zu Gast. Tooze lehrt an der Columbia University in New York, ist Autor mehrerer Bestseller. Wir haben über diewirtschaftspolitischen Verschiebungen der vergangenen Jahre, die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen Trump und Harris, sowie den sich zuspitzenden Handelskrieg mit China gesprochen.
Im Sommer 2022 fällte der Supreme Court eines der folgenschwersten Urteile der vergangenen Jahrzehnte: Das landesweite Abtreibungsrecht wurde gekippt. In 14 Bundesstaaten gibt es mittlerweile ein allgemeines Verbot. In dieser Folge von What's left? ist die Aktivistin Makayla Montoya-Frazier zu Gast. Sie hat in San Antonio, Texas, einen Abortion Fund gegründet, die Buckle Bunnies. Es ist eine Gruppe von Freiwilligen, die loopholes, also Schlupflöcher im Gesetz, nutzt, um ungewollt Schwangeren zu helfen.
„What’s Left?“ ist ein Podcast zur US-Wahl 2024, moderiert vom freien Journalisten Lukas Hermsmeier. In einer Co-Produktion der Schweizer Wochenzeitung WOZ und der deutschen Monatszeitung analyse & kritik beleuchtet der Podcast die Wahl aus einer linken Perspektive. Neben dem Präsidentschaftsduell zwischen Kamala Harris und Donald Trump geht es um zentrale gesellschaftliche Themen wie das Abtreibungsrecht, die Rolle der Gewerkschaften und die Macht des Silicon Valley. In jeder Folge spricht Hermsmeier mit Expert:innen und Aktivist:innen über die dringendsten Fragen, die das Land und die Welt bewegen.