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ZEIT Bühne

Author: ZEIT ONLINE

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Bernie Sanders, Sheryl Sandberg, Paul Auster oder Frank-Walter Steinmeier: Sie alle waren schon auf den Bühnen der ZEIT zu Gast. Redakteurinnen und Redakteure sprechen regelmäßig vor Publikum mit Spitzenpolitikern und Wirtschaftsentscheidern, Persönlichkeiten aus Kultur, Wissenschaft, Sport und Gesellschaft. Die spannendsten Gespräche gibt es ab sofort als Podcast ZEIT BÜHNE. Durch die Folgen führt Roman Pletter, stellvertretender Leiter des Wirtschaftsressorts der ZEIT.

Der Podcast wird produziert von Pool Artists.

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48 Episodes
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Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) rechtfertigt die deutschen Waffenlieferungen in die Ukraine. „Ich bin auch kriegsmüde“ sagt er. Es sei hässlich, mit Waffen umzugehen, „aber es ist notwendig, um unsere Freiheit und unsere Sicherheit zu schützen“. Pistorius spricht auch über den Zustand der Bundeswehr. Sein Ziel sei es, Personal in der Bundeswehr zu halten und neues anzuwerben. Vor einigen Wochen hatte er gefordert, einen verpflichtenden Fragebogen für junge Männer einzuführen, der die Bereitschaft und Fähigkeit zum Dienst in der Bundeswehr erfassen soll. „Ja ich brauche mehr Geld“, sagt er auf Nachfrage. Ein Grund sei unter anderem, dass die Herstellung von Panzern und U-Booten Jahre dauere und die Industrie daher finanzielle Planungssicherheit brauche. Solch schwere Waffen würden „nicht irgendwo im Regal stehen und auf Knopfdruck bestellt werden können“. Auf die Frage, wer anstelle von Olaf Scholz als Kanzlerkandidat infrage käme, sagt Pistorius: „Der Glaube, nur durch das Austauschen einer einzigen Person in der gleichen Konstellation" würde ein großer Wechsel kommen, sei falsch. So einer Erwartungshaltung könne niemand allein gerecht werden, Politik sei eine Frage des Teamplay. Er hoffe, dass die leisen Stimmen, die in der Mehrheit seien, den lauten, demokratiefeindlichen Stimmen etwas entgegensetzen würden. Pistorius sagte: "Unsere Demokratie muss jeden Tag erkämpft, bestätigt und verteidigt werden.“ Das Gespräch ist eine Aufzeichnung der Online-Live-Veranstaltung aus der Reihe "Eine Stunde ZEIT", die am 19. September 2024 vor Publikum in Hamburg stattfand und auch als Videoaufzeichnung verfügbar ist.
Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) rief Deutschland und die EU auf, mehr in die Sicherheit zu investieren. "Die Vorstellung, dass wir uns selbst nicht verteidigen müssen, hat Putin zerbombt", meint Baerbock. Deutschland benötige einen Sicherheitshaushalt, der das entsprechend widerspiegele. Dafür brauche es mehr Soldatinnen und Soldaten, für eine Wiedereinführung einer Wehrpflicht sprach sie sich aber nicht aus, sondern befürworte eine Freiwilligkeit. Baerbock betonte zudem, dass es wichtig sei, der Ukraine weiterhin zu helfen – auch für die deutsche Sicherheit. "Wenn wir die Ukraine nicht weiter unterstützen, nicht nur sich selbst zu verteidigen, sondern die russischen Truppen bei ihrem Vormarsch zu stoppen, dann ist unsere eigene Sicherheit maximal gefährdet", sagte sie im Gespräch mit Tina Hildebrandt und Roman Pletter, DIE ZEIT. Zur Debatte um die Strafbarkeit von Schwangerschaftsabbrüchen plädierte Baerbock für eine parteiübergreifende Bundestagsentscheidung ohne Fraktionszwang.  Dies sei "keine Frage für koalitions- oder parteipolitische Scharmützel", vielmehr gehe es um "so eine wichtige gesellschaftlich-politische Frage, dass man gruppenübergreifende Anträge macht". Es gehe um die Frage der Selbstbestimmung des eigenen Körpers. Die geltende Regelung, dass eine Abtreibung grundsätzlich strafbar sei, sei "vollkommen aus der Zeit gefallen". Zu ihrem Verzicht auf eine erneute Kanzlerinnenkandidatur sagte Baerbock, sie wolle sich voll und ganz auf das Thema Außenpolitik konzentrieren. Auf die Frage, warum sie dies über den US-amerikanischen Nachrichtensender CNN verkündete, sagte sie: "Es ist mir einfach richtig vorgekommen in dem Moment." Ob ihr Parteikollege Robert Habeck aus ihrer Sicht als Kandidat antreten sollte, ließ die Ministerin offen.  Das Gespräch ist eine Aufzeichnung der Veranstaltung Eine Stunde ZEIT mit …, die am 26. Juli 2024 in Hamburg vor Publikum stattfand und auch als Videoaufzeichnung verfügbar ist.
Cem Özdemir (Grüne), Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, hat sich mit Blick auf die gehäuften Angriffe auf Politiker und den gewaltsamen Tod eines Polizisten in Mannheim für eine Stärkung der Justiz ausgesprochen. Auf Radikalisierungen in der Gesellschaft und Gewalt müsse mit Strafen und mit dem Ordnungsrecht reagiert werden, sagte er bei der Langen Nacht der ZEIT in Hamburg. Die Höhe der Strafe sei dabei "gar nicht so entscheidend, sondern dass die Strafe schnell folgt", sagte der Minister. "Damit man merkt, dieser Rechtsstaat ist wehrhaft und der meint es ernst."  Mit Blick auf die kurzfristig beschlossene Kürzung der Subventionen für Agrardiesel, die wenig später wieder zurückgenommen wurde, räumte der Bundeslandwirtschaftsminister Fehler ein. Dort seien "mehrere Dinge falsch gemacht" worden, sagte Özdemir. Der zweite Fehler sei gewesen, dass über die Köpfe der Betroffenen hinweg entschieden worden sei. "Du musst mit den Leuten reden", sagte Özdemir. Wenn das nicht geschehe, sei das "unverzeihlich in der Politik". Nun sei der Graben zwischen Stadt und Land weiter vertieft worden, Biodiversität und Klimaschutz stünden weiter gewaltig unter Druck. Das habe auch ihm selbst "das Leben nicht leichter gemacht", sagte der Landwirtschaftsminister.  Für eine Rückkehr Boris Palmers zu den Grünen zeigt sich Özdemir offen – "wenn er sagen würde: 'Ich lasse mir helfen'". Palmer sei ein hervorragender Oberbürgermeister, das soll er machen und das andere weglassen. Dann hätte er natürlich seinen Platz. "Menschen für immer abschreiben, das sollte man ganz selten machen", sagte der Bundesagrarminister.  Das Gespräch ist eine Aufzeichnung der Veranstaltung "Eine Stunde ZEIT mit …", die am 8. Juni bei der Langen Nacht der ZEIT in Hamburg vor Publikum stattfand und auch als Video-Aufzeichnung verfügbar ist.
Identitätskrise, das neue Sachbuch von Alice Hasters, handelt, wie der Titel nahelegt, von Identität. Diese setze "das Ich und die Gesellschaft in ein Verhältnis", sagte die Autorin am Freitagabend im Schauspiel Frankfurt, wo Sascha Chaimowicz, Chefredakteur des ZEITmagazins, sie im Rahmen der Buchmesse befragt hat. Dieses Insverhältnissetzen suche "das Ich im Wir und das Wir im Ich", sagte Hasters. In ihrem Buch nun konstatiert Hasters eine Identitätskrise der Gesellschaft – was ist dieses "Wir"? Das Gespräch ist eine Aufzeichnung der Veranstaltung "Alice Hasters: Identitätskrise" des Literaturhauses Frankfurt und des ZEITmagazins, die am 20. Oktober im Schauspiel Frankfurt vor Publikum stattfand und auch als Videomitschnitt auf ZEIT ONLINE verfügbar ist. Identitätskrise von Alice Hasters ist am 23. Oktober 2023 bei hanserblau erschienen.
Bayern steht kurz vor der Landtagswahl und Ricarda Lang empfindet den Wahlkampf bisher als "wahnsinnig aufgeheizt". Die Grünenvorsitzende wirft dem bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder vor, im Wahlkampf Feindbilder zu evozieren und auf diese Weise den Freistaat zu spalten. "Was man liebt, spaltet man eigentlich nicht", so Lang. Eine Koalition mit der CSU würde sie trotzdem befürworten: "Ich würde mich hier nicht vor der Verantwortung wegducken." Es sei ihr Wunsch, dass die Grünen in Bayern Verantwortung übernähmen. Ricarda Lang kritisiert Söder im Gespräch mit ZEIT-Politikredakteurin Mariam Lau und Roman Pletter, ZEIT-Wirtschaftsressortleiter, zudem für dessen Kulturkampf-Debatten: "Wenn Sie jetzt jede Debatte zur Kulturkampf-Debatte machen, über Klimaschutz, über Artenschutz, über Landwirtschaft, wie wollen Sie eigentlich in Zukunft noch Lösungen finden?" Das Gespräch ist eine Aufzeichnung der Veranstaltung "Eine Stunde ZEIT mit …", die am 4. Oktober in München vor Publikum stattfand und per Livestream übertragen wurde.
Immer wieder behandelt T. C. Boyle die großen gesellschaftlichen Krisen in seinen Romanen, in seinem neuen Buch nimmt er sich die Klimakatastrophe vor. "Blue Skies" ist eine Familiengeschichte, die zwischen Kalifornien und Florida spielt. Der Autor T. C. Boyle beschreibt in dem Buch die katastrophalen Folgen der menschlichen Naturzerstörung und des Klimawandels, von den Dürren im Westen und Überschwemmungen im Südosten der USA bis zum Insektensterben. T. C. Boyle stellte am 19. Juni 2023 seinen neuen Roman vor mehr als 1.000 Zuschauerinnen und Zuschauern vor. In der Universität Hamburg hat er mit ZEIT-Feuilletonchef Volker Weidermann über das gestörte Verhältnis vom Menschen zu seiner Umwelt gesprochen. Bei der Veranstaltung erzählte Boyle von einer Tausende Kilometer weiten Autofahrt durch die USA mit seinem Verleger, bei der am Ende nur ein einziger Käfer an der Windschutzscheibe klebte – “and of course we buried him”. Ein Schlüsselerlebnis für den Roman und Sinnbild für die Naturzerstörung durch den Menschen. T. C. Boyle berichtet fasziniert davon, was invasive Arten anrichten können: Als Haustiere gehaltene und ausgerissene Tigerpythons, die im Roman eine tragende Rolle spielen, würden in den Everglades ganze Landstriche leerfressen. Auf die Frage, wie er es schaffe, bei all dem Schrecken ein optimistischer Mensch zu bleiben, antwortet Boyle: “Inside I’m as black as coal” und lächelt dabei. Es sei kein Wunder, dass alle Schriftsteller Alkoholiker oder Drogensüchtige seien. Doch am Ende des Romans gibt er uns einen zarten Hoffnungsschimmer. Der Autor selbst fasst zusammen: “'Blue Skies' may make you laugh, and maybe depress you a little bit."
Juli Zeh teilt gerne ihre Meinung mit anderen. Während der Corona-Pandemie polarisierte sie mit ihren Äußerungen gegen die Impfpflicht. Nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine unterzeichnete sie mit anderen Künstlerinnen und Intellektuellen einen offenen Brief gegen die Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine. Sie bekommt aber nicht nur für ihre politischen Ansichten Aufmerksamkeit. Die Bestsellerautorin und promovierte Juristin schreibt Romane, Essays und Theaterstücke. Zuletzt feierte sie Erfolge mit ihren Romanen "Unter Leuten" und "Zwischen Welten". Im Gespräch mit ZEIT-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo thematisiert Juli Zeh ihre Angst vor Auftritten auf der Bühne, denn "ein falsch formulierter Satz kann zum Problem werden". Das Gespräch ist die Aufzeichnung einer Veranstaltung im Rahmen der "Langen Nacht der ZEIT 2023", die am 3. Juni in der Universität Hamburg stattfand.
Olaf Scholz sieht sich als Klimakanzler. Aber mit welchen Mitteln will er den Klimaschutz weiter vorantreiben und wie kann er seine Koalition wieder zusammenführen? "Der Stillstand ist überwunden", sagt Scholz im Gespräch mit ZEIT-Politikredakteurin Mariam Lau und Wirtschaftsressortleiter Roman Pletter und ergänzt, man habe beim Klimaschutz ein riesiges Tempo vorgelegt. Die Forderungen der Letzten Generation kritisiert der Bundeskanzler als unzureichend und zu wenig inhaltlich: "Nicht ankleben, sondern anpacken." Man könne mit ihm beispielsweise darüber streiten, ob man noch mehr Offshore-Windparks bauen solle. Die Aktivistinnen und Aktivisten wollten aber nur hören, dass bald "alles vorbei" sei und man das nun anerkennen müsse – das sei "angesichts der Tatsache, dass die Welt ein konkreter Ort ist, nicht konkret genug". Der Frage, wie ein perfektes Heizungsgesetz für ihn aussehe, weicht Scholz im Gespräch aus. Das werde er dann sagen, wenn das Gesetz fertig verhandelt sei. Weitere Verzögerungen beim Klimaschutz dürfe es nicht geben: In Vorgängerregierungen seien immer wieder langfristige Klimaschutzziele ausgegeben, aber kurzfristig nichts getan worden. Das habe sich nun geändert. "Es quietscht ab und zu, aber wir haben die Kurve noch gekriegt", so Scholz. Auf die Frage, wie er sich den jüngsten Umfrageerfolg der AfD erkläre, sagte Scholz, wir lebten in einer Zeit der Umbrüche, in der sich viele Menschen ihrer Zukunft nicht sicher seien. Das schaffe Raum für Parteien, die "schlecht gelaunt das Vergangene loben". Dagegen müsse man eine Zukunft setzen, an die man glauben könne, so Scholz. Auf die Frage, was der politisch schwerste Moment seines Lebens war, antwortet der Kanzler: "Das ist schwer zu sagen, aber ganz sicherlich die G20-Krawalle in Hamburg." Das Gespräch ist eine Aufzeichnung der Veranstaltung "Lange Nacht der ZEIT 2023", die am 3. Juni in Hamburg vor Publikum stattfand und per Livestream übertragen wurde.
Schon während seiner Amtszeit als Staatsoberhaupt kritisierte Joachim Gauck Russlands Umgang mit der Ukraine. Heute fordert er mehr Waffenlieferungen in die Ukraine. Gauck sagt: Der Frieden in Europa sei lange stabil gewesen, nun aber brauche es eine entschlossene Politik, um Deutschland wieder abschreckungs- und verteidigungsfähig zu machen. Der Ukraine-Krieg habe das Verhältnis Gaucks zum Pazifismus verändert. Er stellt die Frage in den Raum: „Wenn du Verantwortung hast für deine Mitmenschen, wirst du dann zuschauen können, wenn dein Volk überwältigt wird? Eher doch wohl nicht.“ Im Gespräch mit Mariam Lau und Roman Pletter sagt Gauck, eigentlich wolle China den Frieden: „Sie verdienen mehr, wenn Frieden ist. Und sie möchten auch gerne den großen Markt in den Vereinigten Staaten und in Europa nicht verlieren.“ Trotzdem plädiert er für einen Plan B: „Wenn sie tatsächlich Taiwan angreifen, dann müssen wir unser Verhalten ändern.“ Deutschland müsse sich in dem Fall „mit den US-Amerikanern, mit den Japanern, Australiern, mit den Koreanern verbünden und zusehen, dass wir uns durch Sanktionen oder was auch immer gegen das imperiale Begehren Chinas wehren“. Auf die Frage, ob er es bereue, nicht für eine zweite Amtszeit kandidiert zu haben, sagt der ehemalige Bundespräsident: „Nein, das bereue ich nicht.“ Gauck meint, nach seiner Vita sei es schon sehr unwahrscheinlich gewesen, dass er überhaupt Präsident geworden sei. „Man muss auch sagen: Tschüss, Leute.“ Das Gespräch ist eine Aufzeichnung der Veranstaltung Eine Stunde ZEIT mit Joachim Gauck, die am 19. April in Berlin vor Publikum stattfand und per Livestream übertragen wurde.
Die simbabwische Bestsellerautorin, Filmemacherin und Friedenspreisträgerin Tsitsi Dangarembga ist eine der wichtigsten Stimmen des afrikanischen Kontinents und setzt sich für Freiheitsrechte in ihrer Heimat ein. In ihrem Buch Schwarz und Frau – Gedanken zur postkolonialen Gesellschaft spannt die Autorin einen großen historischen Bogen über die doppelte Unterdrückung, die Schwarzen Frauen begegnet – durch rigide patriarchale Strukturen und die anhaltende Dominanz der Weißen. Im Gespräch mit Andrea Böhm, Politikredakteurin der ZEIT, beleuchtet Dangarembga den Wandel des Patriarchats: Das kapitalistische System habe das Patriarchat in afrikanischen Gesellschaften gewandelt – zunächst basierte es auf Familienbeziehungen, später auf Besitz und Eigentum. Im Sommer 2023 wird in Simbabwe gewählt. "Wir wissen, dass es bereits Einschüchterung von Wählern gab", die Wahlkommission verhalte sich zudem verfassungswidrig. "Diejenigen, die die Geschichte Simbabwes beleuchten, kommen zunehmend zu dem Ergebnis, dass es noch nie eine freie und faire Wahl in Simbabwe gab und sich dieser Trend wahrscheinlich weiter fortsetzt." Das Gespräch ist eine Aufzeichnung der Veranstaltung "Tsitsi Dangarembga: Schwarz und Frau – Gedanken zur postkolonialen Gesellschaft" vom 8. März 2023, die in Frankfurt am Main vor Publikum stattfand und per Livestream übertragen wurde.
Die Historikerin und Germanistin Irina Scherbakowa setzt sich seit Jahrzehnten unermüdlich für die Demokratisierung der russischen Gesellschaft und die Aufklärung der Verbrechen des Stalinismus ein. Sie ist Mitbegründerin der russischen Menschenrechtsorganisation Memorial, die 2021 vom Obersten Gericht in Russland verboten wurde und am 10. Dezember den diesjährigen Friedensnobelpreis erhalten hat. Irina Scherbakowa wurde zudem am 4. Dezember mit dem Marion-Dönhoff-Preis für internationale Verständigung und Versöhnung von der ZEIT, ZEIT-Stiftung und Marion Dönhoff Stiftung ausgezeichnet. Die Wirkung der Propaganda in Russland habe sie unterschätzt, räumt die Menschenrechtlerin im Gespräch mit Anna Sauerbrey, außenpolitische Koordinatorin der ZEIT, ein: "Der Staat kann alles machen, was er will." Und: "Unser Regime ist unberechenbar geworden." Zwar seien viele, darunter auch zahlreiche junge Menschen, auf die Straße gegangen, aber bislang zu wenige. Es sei sehr schmerzhaft zu sehen, wie in Russland jeden Tag immer mehr "Inseln der Freiheit zusammenschrumpfen". Memorial werde sich jedoch außerhalb Russlands neu gründen und sei unabhängig von der Liquidierung weiter aktiv. Betrachte man die Geschichte, würden Diktaturen früher oder später bestraft, so die Historikerin. Für Russland bedeute dies: "Historisch gesehen gibt es diese Hoffnung." Das Gespräch ist eine Aufzeichnung der Veranstaltung „Für Aufklärung und Gerechtigkeit – Ein Gespräch mit Memorial-Gründerin Irina Scherbakowa“, die am 5. Dezember im Helmut Schmidt Auditorium der Bucerius Law School in Hamburg vor Publikum stattfand und per Livestream übertragen wurde. Weitere Links zur Folge: Marion-Dönhoff-Preis: Die Verlockung der Hoffnungslosigkeit Menschenrechtsorganisation Memorial: Die Geschichtskämpferin Russland: International isoliert
Zwölf Jahre nachdem Chelsea Manning geheime Militärdokumente auf Wikileaks veröffentlichte, erscheint ihr Buch README.txt – Meine Geschichte in Deutschland. Es erzählt von ihrem Einsatz für mehr institutionelle Transparenz, die Rechenschaftspflichten der Regierung und ihre Rechte als Transfrau. Mit diesem Buch wolle Chelsea Manning ihre ganze Geschichte erzählen und davor bewahren, in Vergessenheit zu geraten: "Die Geschichte, die ich erzählen wollte – und das ist meine Geschichte – ist eine Geschichte des Überlebens und der Identität." Im Gespräch mit ZEIT-ONLINE-Chefredakteur Jochen Wegner bezeichnet Chelsea Manning die aktuelle Situation in den Vereinigten Staaten als "alarmierend" – insbesondere für die LGBTQ-Community: "Wenn ich mir die Indikatoren der Vereinigten Staaten im Vergleich zu jedem anderen Land ansehe, sehe ich überall red flags und ein höheres Risiko für zivilen Konflikt." Manning berichtet, dass sie täglich "organisierte politische Gewalt" in den USA spüren könne und es würde "immer schlimmer". Darüber hinaus beschreibt die ehemalige US-Geheimdienstanalystin, wie unser informationsreiches Umfeld den Umgang mit geheimen Daten verändert habe. Im Jahr 2022 habe man als Zivilist am eigenen Laptop mehr Zugang zu Informationen, als sie es 2010 mit "dem gesamten US-Geheimdienstapparat im Rücken" gehabt habe: "Mittlerweile ist die Geschwindigkeit wichtiger als die Frage, ob die Information geheim gehalten wurde oder nicht." Das Gespräch ist eine Aufzeichnung der Veranstaltung Chelsea Manning "README.txt – Meine Geschichte", die am 23. November in Hamburg vor Publikum stattfand und per Livestream übertragen wurde. Hier geht es zur Aufzeichnung der Veranstaltung mit Chelsea Manning.
Noch nicht mal ein Jahr ist Christian Lindner Bundesfinanzminister, aber angesichts des russischen Angriffs auf die Ukraine und inmitten der Energiekrise steht er vor einer Reihe schwieriger Herausforderungen: Wie geht es mit den Atomkraftwerken weiter? Und wie sollen die Bürgerinnen und Bürger entlastet werden? Mit der Ampel-Koalition will Lindner nicht erneut über die Laufzeiten der Atomkraftwerke diskutieren: "Es ist jetzt einfach mal entschieden, da muss man auch sagen: Jetzt ist Ende." Er gehe davon aus, dass Deutschland ab April auch ohne Atomkraft auskommen werde. "Wir tun auch alles dafür, dass es dazu kommt." Er persönlich hätte jedoch "sicherheitshalber noch eine Back-up-Lösung auf den Hof gestellt." Im Gespräch mit Mariam Lau und Roman Pletter, DIE ZEIT, lobt Lindner Olaf Scholz in der Krise für seinen "sehr klaren Kompass", seine große Erfahrung und seinen Sachverstand – "auch wenn er jetzt nicht der leidenschaftlichste Rhetoriker ist". Seine Führungsrolle nehme der Kanzler "sehr gut wahr", die Zusammenarbeit sei sehr kollegial. Der FDP-Chef sagt, er pflege eine "skeptische Staatsfreundschaft", ohne staatsgläubig zu sein. Er hätte gerne einen Staat, der bei den "großen Aufgaben" wie Infrastruktur oder äußere Sicherheit, "die man nicht individuell stemmen kann, mit den Ergebnissen seiner Leistung wieder überzeugt und auf der anderen Seite einen Staat, der uns im Alltag dort in Ruhe lässt, wo wir ihn nicht brauchen". Es wurde auch persönlich: Auf die Frage, was Lindner seinem 20 Jahre jüngeren Ich raten würde, sagte der Finanzminister: "Mach alle Fehler wieder genauso." Das Gespräch ist eine Aufzeichnung der Veranstaltung "Eine Stunde ZEIT mit Christian Lindner", die am 2. November in Berlin vor Publikum stattfand und per Livestream übertragen wurde.
Welche Verantwortung übernimmt die Union in der aktuellen Krise? Und welche Themen möchte der CDU-Vorsitzende und Oppositionsführer Friedrich Merz in den Vordergrund rücken? Im Podcast "ZEIT Bühne" spricht Merz über die Ausgaben des Bundes in der Krise, den Umgang des Kanzlers mit der Opposition – und seine neue Brille. Im Gespräch, das die ZEIT-Journalistin Mariam Lau und ihr Kollege Roman Pletter im Rahmen der Veranstaltung "Eine Stunde ZEIT" mit Merz am 6. Oktober in Berlin vor Publikum führten, betonte er, in der aktuellen Krise müsse man gezielt helfen. Einsparmöglichkeiten sehe er zum Beispiel beim Bundeshaushalt. "Dieser Staat muss auch selber bereit sein, sich mal an der einen oder anderen Stelle ein bisschen zurückzunehmen, zumindest mal nicht weiter auszuweiten."
Im Gespräch mit Giovanni di Lorenzo bei der Langen Nacht der ZEIT am 2. Juli äußert sich die preisgekrönte Schriftstellerin Eva Menasse über die Antisemitismusvorwürfe an die documenta: Wie steht die Autorin dazu, dass das umstrittene Werk des indonesischen Künstlerkollektivs Taring Padi abgehängt wurde? Sie sagt: „Es ist mir wirklich egal. Man kann das da hängen lassen, man kann’s abdecken, man kann’s zusammenrollen und außer Landes schaffen. Nichts davon ändert etwas an den Problemen, die wir haben.“ Die Aufregung darüber verstehe sie zwar, meint aber, dass diese unverhältnismäßig sei gegenüber den Problemen mit echtem, eliminatorischem Antisemitismus, den es in diesem Land immer noch gebe. Menasse hebt weiter den Einfluss der Digitalisierung auf die Gesellschaft hervor: „Mit dem Beginn der Digitalisierung ist die Welt komplett verrückt geworden. Und ich glaube, ein Großteil des gesellschaftlichen Zerfalls und der Wut, die in der Welt herrscht, und dieser total binären Strukturen – bist du für mich oder gegen mich –, der kommt direkt aus dieser technologischen Entwicklung.“ In den USA könne man beispielsweise sehen, wie ein Land sich in zwei unversöhnliche Hälfte geteilt habe.
In zwei kurzen Impuls-Vorträgen entwerfen Ricarda Lang und Michael Kruse ihre Vorstellung von einem besseren Sozialstaat. Bevor sie, moderiert von ZEIT-Redakteurin Anna Mayr, miteinander ins Gespräch kommen und dann noch die zahlreich gestellten Publikumsfragen beantworten. Der FDP-Politiker überrascht mit der Meinung, dass seine "Idealvorstellung von einem Sozialstaat eigentlich wäre, dass wir ihn möglichst gar nicht brauchen". Der Sozialstaat solle sich möglichst auf die Rolle des "Enablers" beschränken, in einer Gesellschaft, in der "jeder seines Glückes Schmied ist". Ricarda Lang hingegen meinte, man müsse über den als etwas "schmuddelig" geltenden Begriff "Armut" sprechen. Sie führt aus: "Warum reden wir nicht gerne über Armut? Weil wir Armut immer noch häufig als persönliches Problem verstehen, als ein persönliches Scheitern des Einzelnen. Und meine Utopie eines Sozialstaates ist, dass wir genau davon wegkommen. Denn aus meiner Sicht ist Armut kein Naturgesetz, es ist auch kein persönliches Scheitern, sondern es ist tatsächlich eine politische Entscheidung." Deshalb reiche es nicht, nur auf Chancengleichheit zu schauen. Der im ärmeren Hamburger Stadtteil Steilshoop aufgewachsene Michael Kruse betont die Freiheit jedes einzelnen, sich seine eigenen Ziele zu setzen und diese auch erreichen zu können. Beide sind sich einig, dass faire Löhne gezahlt werden sollten. Und wenn das so wäre, sagt Ricarda Lang, dann liefere, "niemand mehr in 15 Minuten dein Gorilla-Essen nach Hause". Wolle man diesen Luxus weiterhin haben, "dann muss es gut bezahlt sein und dann ist es vielleicht in dem Fall die paar Euro teurer". Das Gespräch mit Ricarda Lang und Michael Kruse, moderiert von Anna Mayr, fand im Rahmen der achten Langen Nacht der ZEIT am Samstagabend, 2. Juli 2022, in Hamburg statt.
Laut jüngsten Umfragen ist Robert Habeck beliebter als Bundeskanzler Olaf Scholz. Dabei verfolgt er momentan eine umstrittene und gerade für seine Partei schmerzhafte Politik: Um Deutschland angesichts des Krieges in der Ukraine von russischer Energie unabhängig zu machen, ging der Bundeswirtschafts- und Klimaminister Deals mit Katar ein. Wie plant Habeck, die Versorgungssicherheit mit Energie in Deutschland sicherzustellen? Und was wird geschehen, falls Russland Europa selbst das Gas abdreht? Habeck hält einen Lieferstopp von russischem Gas für möglich: "Dass das ausgeschlossen ist, würde niemand, der bei Sinn und Verstand ist, behaupten", so der Vizekanzler im Gespräch mit Mariam Lau und Roman Pletter bei der Langen Nacht der ZEIT in Hamburg. Um Versorgungsengpässen vorzubeugen, gebe es zwei Möglichkeiten: "Entweder man gibt den Unternehmen Geld", das falle aber früher oder später auf die Steuerzahler zurück. Oder man erlaube den Unternehmen, die Preise direkt an die Kunden weiterzugeben. Das sei allerdings "ein sehr, sehr scharfes Schwert, das wir noch nicht gezogen haben, weil wir noch an anderen Möglichkeiten arbeiten, die vielleicht den Keil nicht so scharf in die Gesellschaft treiben. Aber ausschließen kann ich das auch nicht." Europa habe sich seit Beginn des Ukraine-Krieges zum Positiven verändert, findet Habeck. Es gebe "eine ganz große Solidarität, auch mit der Ukraine, aber auch mit diesem Land". Habeck weiter: "Irgendwie ist Europa stärker geworden." Auch Deutschland sei "vielleicht sogar ein bisschen solidarischer geworden. Und ich glaube, ohne zu spoilern, von der Solidarität werden wir noch ein ganzes schönes Stück brauchen im nächsten halben Jahr oder Jahr." Als Politiker sei es ihm wichtig, das Zuhören nicht zu verlernen, so Habeck. Es sei "auch eine professionelle Deformation, die man auch später bei einigen merkt, dass man immer glaubt, man muss derjenige sein, der entscheidet. Und das wieder loszuwerden, ist auch was Gutes."
Über zu wenig Arbeit kann sich Bundesinnenministerin Nancy Faeser in den ersten Monaten ihrer Amtszeit sicher nicht beschweren: Der Krieg und die Bedrohungslage in Europa, großes Leid in der Ukraine, eine sich abzeichnende Wirtschafts- und Energiekrise und große Fluchtbewegungen. Für Nancy Faeser stellen sich nun viele Fragen. Wie kann der Bund die Länder und Kommunen dabei unterstützen, die Flüchtenden im Land zu verteilen und zu versorgen? Und wie möchte sie die Bevölkerung angesichts aktueller Preissteigerungen entlasten? Von den großen Themen geht es aber zunächst zu einem für viele Mitglieder unangenehmen Parteifreund in den Reihen der SPD. Nancy Faeser fordert angesichts seiner umstrittenen Wirtschaftsbeziehungen nach Russland einen Ausschluss von Altkanzler Gerhard Schröder aus der Partei. "Ausschließen", sagt die Bundesinnenministerin entschieden im Gespräch mit Tina Hildebrandt und Roman Pletter. Bei den ukrainischen Geflüchteten in Deutschland habe das Bundesinnenministerium sehr viel Wert auf die Registrierung gelegt, erläutert Faeser. Sie schätzt, "dass ca. 700.000 in Deutschland sind". Da die Geflüchteten überwiegend Frauen und Kinder seien, glaube sie nicht, dass die Hilfsbereitschaft der Deutschen kippen werde. Angesichts der aktuellen Preissteigerungen macht die Bundesinnenministerin klar, dass sie nicht mit einem schnellen Ende der Inflation rechnet: "Ich glaube, man muss die Menschen schon darauf einstellen, dass manches teurer wird und dass sich das auch eine Weile halten wird." Sie glaube dennoch, dass der Staat einen Ausgleich schaffen müsse: "Das haben wir jetzt mit zwei Entlastungspaketen schon getan und sicherlich kann das auch noch notwendig sein, dann ein drittes hinterherzuschieben." Konkret nennt Faeser einen Ausgleich im Bereich Lebensmittel sowie Zuschüsse für Familien, die ins Auge gefasst werden könnten. Auf die Frage, ob im Herbst coronabedingt wieder mit größeren Freiheitseinschränkungen zu rechnen sei, meint Faeser: "Ich hoffe nein, dass das nicht nötig sein wird." Das Gespräch ist eine Aufzeichnung einer Onlineliveveranstaltung aus der Reihe "Eine Stunde ZEIT mit…" vom 17. Mai 2022.
Mit ihrem Roman Ein wenig Leben gelang Yanagihara ein internationaler Bestseller, der viele Leserinnen und Leser zu Tränen rührte. "Ich habe schlimm geheult", sagt Moderatorin Judith Liere. Yanagiharas neues Buch Zum Paradies besteht aus drei Teilen, zwischen denen jeweils 100 Jahre liegen – und die alle in demselben Haus in New York spielen: 1893, in einer fiktiven Vergangenheit, in der die Menschen in der freien Welt so leben und lieben dürfen, wie sie es möchten, und in der Homosexualität als selbstverständlich anerkannt ist. 1993, als Manhattan von Aids erschüttert wird. Und 2093, in einer von Seuchen bestimmten Welt. Fast alle Hauptfiguren in Hanya Yanagiharas Romanen sind männlich. Die Autorin sagt, dass es für sie weniger interessant sei, über Frauen zu erzählen. In ihren Romanen gibt es oft Menschen mit sehr viel oder sehr wenig Geld. Letztlich handelten aber "alle Romane von Geld", sagt die Autorin, egal ob Tolstoi, Thomas Mann oder Dickens. "Alle diese Bücher handeln von Geld und von Klassen, und alle handeln davon, wie Geld einen Charakter, seine Möglichkeiten und alles limitieren." Das Gespräch ist die Aufzeichnung einer ausverkauften Veranstaltung im Literaturhaus München vom 16. März 2022.
Seit der Invasion der Ukraine durch russische Truppen ist die Welt eine andere. Heinrich Wefing, Politikchef der ZEIT, spricht darüber mit der ZEIT-Redakteurin Alice Bota und Sabine Fischer von der Stiftung Wissenschaft und Poilitik, dem ukrainischen Autor Jurij Andruchowytsch sowie dem belarussischen Autor Viktor Martinowitsch über den Krieg in der Ukraine, die diskutierte Flugverbotszone, die Wahrnehmung der Lage aus Russland und Belarus, ob Wladimir Putin der Krieg zum Verhängnis wird. Und darüber, was ihnen in diesen dunklen Zeiten Hoffnung macht. Zur Diskussion der Flugverbotszone sagte der Jurij Andruchowytsch: "Das ist eine Maßnahme, die Putin, dem Aggressor, eine der wichtigsten und brutalsten, schrecklichsten Komponenten seiner Aggression wegnimmt." Sabine Fischer entgegnete: "Die Konsequenz wäre ein Kriegseintritt der NATO mit allen möglichen Konsequenzen. Mir bricht bei dieser Diskussion das Herz, das sage ich ganz ehrlich; weil ich den Wunsch der ukrainischen Seite absolut verstehe." Aber: "Ich kann die Haltung der NATO nachvollziehen." Das Gespräch ist eine Aufzeichnung der Veranstaltung #StandWithUkraine vom 7. März 2022 im "Deutschen Schauspielhaus" in Hamburg.
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Comments (1)

Jürgen Ries

Was sollen denn diese bescheuerten Fragen ? (Trittin oder Fischer? Welche persönlichen Verletzungen gab es in der Partei ?). Glauben Sie denn, dass eine Spitzpolitikerin sich dazu öffentlich äußern wird ? Das ist doch eigentlich nicht das Niveau von ZEIT - Journalismus

Aug 6th
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