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hr INFO Kultur

97 Episodes
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Was spaltet Deutschland bei Frankfurt, ist pechschwarz, salzig - und sorgt für Emotionen? Lakritz. Die sogenannte Lakritzgrenze verläuft mitten entlang des Mains. Nördlich davon wird es als „schwarzes Gummibärchen“ geliebt, südlich eher als „Bärendreck“ verschmäht. Lakritz ist die Diva unter den Süßigkeiten: Heilpflanze, Kulturgut, Geschmacksexperiment in einem. In Finnland ist es Nationalstolz, in Holland gelebter Alltag, in Süditalien eine stilvolle Tradition. Sein Ursprung liegt in der Süßholzwurzel - und seine Geschichte reicht bis ins alte Ägypten. Lakritz steht für Eigenwilligkeit und Individualität. Es polarisiert. Aber warum eigentlich?
Von Natascha Pflaumbaum
Eine kleine Dachwohnung voller Bilder, an allen Wänden und selbst über der Dusche. Der Wiesbadener Frank Brabant, 1938 in Schwerin geboren, besitzt rund 700 Werke von namhaften Meistern der Moderne: Paul Klee, August Macke, Otto Dix, Emil Nolde, Ernst Ludwig Kirchner, Alexej von Jawlensky, Max Beckmann. Die ARD-Doku „Brabant - Vom Nachtclub zur Millionensammlung“ zeigt das bewegte Leben des Sammlers, Mäzens und ehemaligen Besitzers der Wiesbadener Schwulen-Disco "Pussycat". Christoph Scheffer stellt sie vor und spricht mit der Autorin Wero Jägersberg.
Die Schirn Kunsthalle in Frankfurt gehört zu den wichtigsten Ausstellungshäusern in Europa. 1986 wurde sie in einem langgestreckten postmodernen Bau zwischen Dom und Römer eröffnet. Mittlerweile ist das Gebäude in die Jahre gekommen: die hellen Sandsteinplatten der Fassade stürzen ab und eine energetische Sanierung ist dringend nötig. Für zwei Jahre braucht die Schirn daher ein neues Zuhause - und findet es in einem alten Industriegebäude im Stadtteil Bockenheim, der Dondorf Druckerei. Christoph Scheffer spricht kurz vor dem Umzug mit Schirn-Direktor Sebastian Baden - auch über die bewegte Geschichte des Hauses.
Am 19. und 20. August 1965 fielen die Urteile im ersten Frankfurter Auschwitz-Prozess. Die Richter stützten sich im Wesentlichen auf die Aussagen von Überlebenden des Konzentrationslagers. Die Zeugen und Zeuginnen kamen aus 19 Ländern nach Frankfurt, um von den Verbrechen zu berichten, für die sich die 22 Angeklagten verantworten mussten. Eine kleine Gruppe Freiwilliger betreute die Zeugen vor und nach ihrer Aussage. Der letzte noch lebende Zeugenbetreuer erzählt, wie der Auschwitz-Prozess sein Leben geprägt hat.
Foto: Heinz-Jürgen Göttert / dpa
Die zum Symbol gewordene Paulskirche in Frankfurt soll ergänzt werden durch ein „Haus der Demokratie“ - einen lebendigen Ort des Lernens, der Begegnung und der Debatte. Zehn Entwürfe für dieses Haus wurden jetzt vorgestellt. (Visualisierung: schneider+schumacher)
Am 21. August ist es wieder soweit: das hr-Sinfonieorchester und die EZB laden zum großen Europa Open-Air an die Weseler Werft in Frankfurt. Direkt am Mainufer, mit Blick auf die Skyline können wieder bis zu 20.000 Menschen vor Ort in entspannter Atmosphäre einen (hoffentlich warmen und trockenen) Sommerabend genießen. Das Orchester und auch die Bigband des Hessischen Rundfunks haben dafür ein vielseitiges und kurzweiliges Konzertprogramm vorbereitet, das zusätzlich gestreamt, im Radio und im Fernsehen übertragen wird. Auch in diesem Jahr sind wieder musikalische Gaststars mit auf der Bühne. Wir sprechen mit dem Brüderpaar und Klavierduo Lucas & Arthur Jussen aus den Niederlanden, die trotz ihrer Jugend schon zu den ganz Großen in der Klassik-Welt zählen und mit Stefan Hantel alias Shantel, der von Frankfurt aus die globale Musikszene mit seinen äußerst tanzbaren Balkan Beats erobert hat.
Hinter Banken vermutet man zielorientiertes Denken, Kalkulation, vielleicht auch eine bewusste Emotionslosigkeit. Bei Kunst erwartet man dagegen eher, dass sie kreativ, emotional, vielleicht sogar ein bisschen uneigennützig ist. Das klingt erstmal nicht so, als ob das zusammenpasst. Also Kunst und Banken - ist das eine gute Kombination?
Mit Yvonne Koch
Was fasziniert uns eigentlich so am Wetter? Und was kann uns Kunst womöglich übers Wetter sagen, was uns nackte Daten und Prognosen nicht vermitteln?
Die Frankfurter Künstlerin Jana Hartmann hat aus Blitzen Kunst gemacht - und unser Wissen über Blitze zu großformatigen Wandcollagen zusammengebracht: von der Hexenverfolgung über Verhaltensregeln bei Unwettern bis zu mikrobiologischen Aufnahmen von Blitzschlägen im Erdreich. Zu sehen sind ihre Blitz-Fotografien und Wandcollagen bis 29. August 2025 im Hauptsitz des Deutschen Wetterdienstes in Offenbach.
Das Windkunstfestival „Bewegter Wind“, das seit 2004 alle zwei Jahre in Nordhessen stattfindet, versammelt in diesem Jahr mehr als 50 wehende, poetische und humorvolle Arbeiten internationaler Künstler zu einem rund drei Kilometer langen Parcours rund um die Zierenberger Warte. Hier verbindet sich Kunst auf unterschiedlichste und ganz eigene Weise mit elementarer Windkraft und dem körperlichen Erleben einer eindrucksvollen Landschaft.
Und an alle, die gerne Wolken gucken - und womöglich fotografieren -, richtet sich das Hessische Landesmuseum in Darmstadt mit seiner Wolken-Ausstellung von 22. August 2025 bis 11. Januar 2026. Einreichen kann man seine Fotos von imposanten Wolkenformationen noch bis 15. August. - Eine Sendung von Tanja Küchle.
(Foto: Reta Reinl)
Goethe ist tot! Seine Pflanze lebt! Über Plantfluencer einst und jetzt
Ein Ehepaar aus Kassel, beide Historiker, erzählt: es besitze eine Pflanze, die einst beim großen deutschen Dichter Johann Wolfgang von Goethe in seinem Haus in Weimar gestanden habe. 1818. Da hatte Goethe ein so genanntes „Brutblatt“ aus Indonesien erhalten und weiter vererbt an einen Professor in Marburg. Vor Jahrzehnten nun habe ein Ableger dieses Goethe'schen Brutblatts seinen Platz in diesem Kasseler Historiker-Haushalt gefunden. Dort lebt nun seit 58 Jahren, ingesamt zählt das Pflänzchen aber schon 207 Jahre.
Dies ist ein Podcast über Goethe als ersten Plantfluencer, über ein Historiker-Ehepaar, das die Goethe-Pflanze im Original besitzt und über Julia aus Frankfurt, die weiß, warum exotische Pflanzen aus Indonesien immer noch so einen großen Reiz haben.
Seit Jahren soll es von der Decke tropfen, Waschbären sollen in den Wänden nisten - und Student*innen außerhalb der Kernzeiten zum Pinkeln in den Park gehen müssen. Und das an einer der renommiertesten und größten Kunsthochschulen Deutschlands, der Kunsthochschule Kassel (KhK), Wiege der bedeutenden Weltkunstausstellung documenta.
Vor kurzem erreichte ein Protestbrief der Hochschulbelegschaft den hessischen Kunst- und Kulturminister Timon Gremmels. Die Überschrift: „Wir haben nichts mehr herzugeben“. Doch die Sparzwänge durch den nun zwischen dem Land und seinen 14 Hochschulen geschlossenen Hochschulpakt 2026-2031, in dem die Ziele und Finanzierung der Hochschulen für die nächsten fünf Jahre festgeschrieben sind, werden auch die Kunsthochschule Kassel treffen. Das führte auch zu einem lautstarken Protest von Studierenden und Lehrenden bei der alljährlichen „Rundgang“-Ausstellung am letzten Juli-Wochenende.
Die Künstler und Lehrenden der Kunsthochschule Kassel, Bjørn Melhus und Joel Baumann, im Gespräch über den Protest, die Ursachen der Probleme und mögliche Lösungen. Von Tanja Küchle.
Im Internet wird unglaublich schnell und viel beleidigt. Oft werden auch einzelne Personen wüst beschimpft.
Und wir sind uns wahrscheinlich einig: Das ist nicht okay.
Klar gibt es Situationen, wo der Frust und die Wut richtig hochkochen und der ganze Druck einfach raus muss.
Aber es kommt auf das WIE an. Man kann Wut, Frust und Ungeduld nämlich auch kreativ und künstlerisch rauslassen. Beispiele dafür gibt es hier in der Sendung
Mit Yvonne Koch
Catcalling ist kein Kompliment. Männer tun es, um ihre Macht zu demonstrieren und Frauen zu erniedrigen. Frauen fühlen sich nach Catcalling unwohl, ängstlich und/oder wütend. Und wie Frauen diese Gefühle in Kunst umwandeln - genau darum soll es gehen. Lea Wieser zeigt Beispiele und spricht mit der New Yorker Künstlerin und Aktivistin Sophie Sandberg. (Foto: Macy Castaneda Lee)
Vor 100 Jahren ging es los. Der Frankfurter Stadtbaurat Ernst May startete ein revolutionäres Stadtentwicklungsprogramm. In nur fünf Jahren wurden rund 12.000 Wohnungen in über 20 neuen Siedlungen gebaut - modern gestaltet, im Grünen gelegen, ergänzt durch Schulen, Sportstätten und soziale Einrichtungen. „Das Neue Frankfurt“ - so heißt das Projekt bis heute. In diesem Jahr wird das Jubiläum groß gefeiert, gleichzeitig sind viele der May-Siedlungen - trotz Denkmalschutz - in einem traurigen Zustand. Und das Ideal des „Neuen Frankfurts“, guten und bezahlbaren Wohnraum für alle zu schaffen, liegt heute in weiter Ferne. Wir sprechen darüber mit der Vorsitzenden der Ernst-May-Gesellschaft, Astrid Wuttke. Und wir geben einen Überblick über Ausstellungen und Aktivitäten rund um das „Neue Frankfurt“ im Jubiläumsjahr.
(Moderation: Christoph Scheffer / Foto: Paul Wolff)
Das Sommersemester geht zu Ende. Für viele Hochschulen ist das die Gelegenheit, ihre Türen zu öffnen und die Arbeiten ihrer Studierenden zu zeigen. Besonders spannend ist das bei den künstlerisch orientieren Hochschulen wie der Städelschule in Frankfurt, dem Mediencampus Dieburg, der zur Hochschule Darmstadt gehört, und der Hochschule für Gestaltung in Offenbach. Alle drei laden an diesem Wochenende zu Rundgängen durch Ateliers und Werkstätten ein. Wir nehmen diese Einladung gerne an und sprechen ausführlich darüber mit Brigitte Franzen, der Präsidentin der HfG Offenbach. Moderation: Christoph Scheffer Foto: Manuel Dander
Nichts ist schlimmer als eine langweilige Tagung. Oder ein Vortrag über die neue Firmenstruktur. Oder der x-te Betriebsausflug zum immergleichen Ziel.
Das wissen auch die Unternehmen. Und deshalb bemühen sie sich um besondere Teamevents, bei denen Mitarbeiter Spaß haben sollen und womöglich sogar ein Gemeinschaftsgefühl entstehen kann. Und zwar immer öfter durch Kunst!
Mit Yvonne Koch
copyright Fotos: Axel Gaube, Kaleidomania (mit KI verbessert)
Ob wir ihn zu Kuchen, Mauern oder ganzen Burgen formen, oder Muster in ihn zeichnen oder ihn einfach durch die Finger rieseln lassen: mit Sand spielen nicht nur Kinder gerne. Sandkünstler machen etwas Ähnliches, nur sehr viel professioneller: sie formen (vorher bearbeiteten) Sand zu meterhohen Skulpturen oder zeichnen in ausgefeilten Performances Bilder und Animationen in Sand auf Glasplatten: von unten beleuchtet und übertragen auf eine Leinwand. Sandkunst ist beliebt, auch kommerziell erfolgreich - aber selten von Dauer. Und die Vergänglichkeit dieser Kunst macht sie vielleicht gerade attraktiv. Sandkunst die Jahrtausende überdauert, schafft nur die Natur - in den filigranen Sandrosen.
Das Gefühl, im falschen Körper geboren worden zu sein. Die Gewissheit, dass das eigene Geschlecht nicht das ist, das einem bei der Geburt zugeschrieben wurde. Solche Erfahrungen und Empfindungen sind für manche Jugendliche der Startpunkt einer langen und oft schmerzhaften Reise - hin zu einer anderen geschlechtlichen Identität. Eine Reise, die sie gerne mit Unterstützung ihrer Familie, ihrer Freundinnen und Freunde, aber auf jeden Fall selbstbestimmt antreten wollen. “trans* - Don’t judge my journey” - unter diesem Titel haben die Journalistin Beate Lakotta und der Fotograf Walter Schels jetzt ein beeindruckendes Jugendbuch herausgebracht. Über viele Jahre hinweg haben sie dafür trans-Jugendliche begleitet, fotografiert und sie immer wieder erzählen lassen von ihrem Weg.
Als Bob Dylan den Literaturnobelpreis bekam, waren viele nicht einverstanden. Also ganz grundsätzlich: Liedtexte, wie ausgefeilt und inhaltsschwer auch immer, sind doch keine Sprachkunstwerke, war das Argument, die sind doch nichts ohne Musik. „Na und?“ wäre eine mögliche Antwort. Lyrik kommt immerhin von Lyra, das ist ein Musikinstrument. Songtexte sind kunstvoll gebaut. Lyrics im besten Fall auch Lyrik, sagt der Literaturwissenschaftler Fabian Wolbring, der sich mit deutschen Raptexten befasst. Liedtexte schaffen es auf einzigartige Weise, subjektive Einsichten und Gefühle für alle erlebbar zu machen findet die Sängerin Anna Maria Schuller, die auch Songwriting lehrt. Rainer Dachselt ergründet mit den beiden, was Lyrics zu Lyrik macht.
Mit einer Reportage von Yvonne Koch zum Literaturfestival „Ins Offene“ (Wiesbaden, 2. Bis 6. Juli 2025)
Sommerzeit ist Ferienzeit. Und da suchen manche auch direkt vor der Haustür nach exotischen Naturerlebnissen - im Zoo. Klar, stehen da die Tiere im Fokus, doch auch ein Blick auf die Gebäude im Zoo lohnt sich. Aus welcher Zeit stammen sie? Was erzählen sie uns über das Verhältnis von Mensch und Tier? Wie gut gelingt es der Zoo-Architektur, zu verbergen, dass es hier eigentlich um Gefängnisbauten geht? Und wie könnte wirklicher Artenschutz in einem Zoo der Zukunft aussehen? Über diese Fragen spricht Christoph Scheffer mit der Architektin Natascha Meuser, die an der Hochschule Anhalt ein Institut für Zoo-Architektur gegründet hat.
Kaum eine andere Persönlichkeit hat den Jazz in Frankfurt so nachhaltig geprägt, wie der Posaunist Albert Mangelsdorff. Legendär seine Soloauftritte im Jazzkeller, eine zweite Stimme in die Posaune singend, so dass sich die Obertöne überlagerten. Unvergessen die Konzerte beim Deutschen Jazzfestival, die Aufnahmen mit dem United Jazz+Rock Ensemble und dem hr-Jazzensemble. Albert Mangelsdorff hat dem Jazz „made in Frankfurt“ eine ganz eigene Stimme und ein Gesicht gegeben, weltweit. Zu seinem 20. Todestag (am 25.7.) organisiert die Stadt Frankfurt unter dem Titel "The Eternal Turn-On" eine umfangreiche Veranstaltungsreihe zu Ehren von Mangelsdorff. Wir sprechen darüber mit dem Projektkoordinator Sascha Wild und mit dem Posaunisten Stefan Lottermann, der von seinen persönlichen Begegnungen mit Albert Mangelsdorff erzählt.
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