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„Die unmittelbaren und längerfristigen Folgen eines möglichen Atomkriegs“

„Die unmittelbaren und längerfristigen Folgen eines möglichen Atomkriegs“

Update: 2025-10-30
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Vorangestellt sei das Motto[1]:Die Liebe zum Frieden basiert auf dem Wissen über den Terror des Krieges.“ Der folgende Text ist ein Bericht über einen Workshop mit dem oben genannten Titel beim 2. Kongress „Frieden und Dialog“ in Burg Liebstedt bei Weimar, der vom 24. bis 26. Oktober 2025 stattfand[2]). An diesem Mut machenden und hervorragend organisierten Kongress nahmen ca. 300 am Frieden interessierte Menschen aus vielen Teilen Deutschlands teil. Von Klaus-Dieter Kolenda.

Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.

Einführung

Zunächst möchte ich mich kurz vorstellen. Ich bin 1941 mitten im Zweiten Weltkrieg in Pommern geboren, mein Vater ist im Krieg vermisst, und ich erinnere mich noch lebhaft an die Flucht meiner Familie 1945 nach Schleswig-Holstein. Dort bin ich während meiner Schul- und Studentenzeit zu einem Friedensfreund geworden und bin seit Mitte der 1980er-Jahre Mitglied der berufsbezogenen Friedensorganisation IPPNW[3]. Das sind die internationalen Ärztinnen und Ärzte für die Verhütung des Atomkriegs und für soziale Verantwortung.

Dieser Workshop ist die praktische Fortsetzung eines Vortrags von mir im letzten Jahr an dieser Stelle mit dem Titel „Ukraine-Krieg: Die Gefahr einer nuklearen Katastrophe“, der anschließend auf den NachDenkSeiten veröffentlicht worden ist[4].

Vier Wochen später ist dort ein zweiter Artikel zu diesem Thema erschienen, der sich ausführlich mit den schrecklichen unmittelbaren und längerfristigen Auswirkungen eines möglichen Atomkriegs beschäftigt, in dem vieles, was ich hier in diesem Workshop nur kurz andeuten kann, ausführlicher nachzulesen ist und auf den ich deshalb ausdrücklich verweisen möchte[5].

Damit ist das heutige, uns alle bedrückende Thema genannt, mit dem wir uns jedoch intensiv beschäftigen müssen, weil es leider weiterhin die reale Möglichkeit gibt, dass in nächster Zeit Atombomben, z.B. im Ukraine-Krieg, aber auch im Nahen und Mittleren Osten oder anderswo, zum Einsatz kommen können und sich daraus ein noch größerer Krieg in Europa bis hin zu einem Atomkrieg oder gar einem dritten Weltkrieg entwickeln kann.

So hatten beispielsweise die US-Geheimdienste schon im Herbst 2022 laut New York Times die Wahrscheinlichkeit, dass Russland im Ukraine-Krieg atomar reagieren könnte, wenn die Ukraine die Krim erfolgreich angreifen würde, auf 50 zu 50 geschätzt! Dieser Angriff ist jedoch im Herbst 2022 gescheitert.

Aber so eine Situation könnte wieder eintreten, wenn die Ukraine weitreichende Raketen von Deutschland oder den USA zur Verfügung gestellt bekommt, denn in der Gedankenwelt unserer politischen Sesselstrategen steht die Eroberung der Krim nach wie vor im Programm der Selenskyj-Regierung[6].

Weiterhin wurde bekanntlich 2024 am Rande des letzten NATO-Gipfels beschlossen, dass von Seiten der USA 2026 neue Mittelstreckenraketen (u.a. Tomahawk-Marschflugkörper zusammen mit der neuen US-Hyperschall-Waffe „Dark Eagle“) in Deutschland aufgestellt werden sollen[7][8].

Wenn ich mir ansehe, wie sich einzelne Politiker aus verschiedenen Parteien zu diesem Problem geäußert haben, z.B. unser Kanzler Friedrich Merz[9], dass er keine Angst vor einem Atomkrieg habe – und das in einer Situation, die durchaus mit der Kubakrise im Jahre 1962 oder der atomaren Krise der frühen 1980er-Jahre, z.B. beim NATO-Manöver „Able Archer“ 1983, zu vergleichen ist –, und das wird in unseren Medien einfach so geschluckt, wird mir angst und bange.

Denn wir befinden uns wieder in einer vergleichbaren Situation. Der Unterschied ist nur der: Während der Kubakrise und in den frühen 1980er-Jahren gab es eine Öffentlichkeit, in der über Krieg und Kriegsgefahren geredet wurde. Und es gab eine starke Friedensbewegung, an der Hunderttausende teilgenommen haben. Wir haben damals alle Angst vor einem Atomkrieg gehabt.

Aber jetzt gibt es eine Art „Katastrophen-Vergessenheit“ – das ist ein Begriff des von mir sehr geschätzten jungen Philosophen Hauke Ritz, der hier gestern vorgetragen hat – und gleichzeitig eine Bereitschaft, aufgrund einer falschen moralischen Betrachtungsweise des Ukraine-Krieges Härte zu zeigen, Waffen zu liefern, immer weiter zu gehen, die andere Seite nicht verstehen zu wollen, obwohl alle Argumente für eine mögliche diplomatische Konfliktlösung im Ukraine-Krieg, z.B. durch die Beiträge von Jeffrey Sachs[10][11][12], auf dem Tisch liegen, auf die ich hier ebenfalls verweisen möchte.

Warum ist unsere Gesellschaft so kriegsbesoffen? Ist sie einfach nur ein Opfer der ausgefeilten herrschenden Propaganda und des seit vielen Jahren laufenden Informationskrieges gegen Russland? Warum wird das Thema eines möglichen Atomkriegs in den Hauptmedien wie die Pest gemieden, anders als in den 1980er-Jahren?

Wie dem auch sei: Ich möchte die mir in diesem Workshop zugebilligte Zeit dafür nutzen, über die Folgen eines möglichen Atomkriegs nicht nur mit nüchternen Fakten zu informieren. Im Mittelpunkt soll dabei der britische Zeichentrickfilm „Wenn der Wind weht“ von Raymond Briggs aus dem Jahre 1986 stehen. Diesen Film haben wir von der IPPNW damals vor 40 Jahren bei mehreren Veranstaltungen gezeigt – in meiner Erinnerung mit gutem Erfolg[13].

Britischer Zeichentrickfilm „Wenn der Wind weht“

Dieser Film schildert in erschütternder Weise das Schicksal eines liebenswürdigen älteren Ehepaars, das die Explosion einer Atombombe erlebt und an den Folgen einer Strahlenkrankheit jämmerlich ums Leben kommt. Die filmische Darstellung veranschaulicht auf eindrückliche Weise die menschliche Dimension der Bedrohung und ergänzt das Thema damit um eine emotionale Perspektive.

Der Film von Raymond Briggs bildete 1986 den Schlusspunkt einer kurzen Phase amerikanischer und britischer Filme über die Atomkriegsangst infolge der damaligen realen nuklearen Bedrohung, die im Unterschied zu heute von Künstlern, Intellektuellen und in der Öffentlichkeit wahrgenommen und thematisiert wurde.

Dazu gehörten die US-amerikanischen Filme „Das letzte Testament“ und „The Day After“ und der viel beachtete britische Film „Threads“. In diesen Filmen geht es um den atomaren sowjetischen (Gegen-) Schlag und die Schicksale einzelner Familien in einer postapokalyptischen Zeit, in der das Zusammenleben unter archaischen Bedingungen nach einem Atomkrieg neu verhandelt werden muss[14].

„Wenn der Wind weht” ist ein britischer Zeichentrickfilm von 1986, der die Auswirkungen eines Atomkriegs auf ein älteres Ehepaar thematisiert und auf dem Comic von Raymond Briggs basiert[13][14][15].

Handlung

Die Geschichte spielt in einem ungenannten Zeitraum, aber wahrscheinlich zu Beginn der 1980er-Jahre während des Kalten Krieges[16].

Der Film erzählt die Geschichte von Jim und Hilda, einem älteren Ehepaar, das in einer ländlichen Gegend Englands lebt. Während sie ein ruhiges und glückliches Leben führen, wird die Welt um sie herum von der Bedrohung eines Atomkriegs erschüttert. Jim, der sich an die Anweisungen aus einer Regierungsbroschüre des Zivilschutzes hält, beginnt, einen Schutzraum zu bauen, während Hilda nostalgisch an vergangene Kriege denkt. Die beiden ignorieren zunächst die drohende Gefahr, bis der Krieg tatsächlich ausbricht und sie mit den verheerenden Folgen konfrontiert werden.

Nach der erfolgten Explosion der Atombombe versuchen Hilda und Jim, an den Alltagsroutinen festzuhalten, an festen Mahlzeiten und dem Schmieden von Plänen für die Zeit nach der Rettung. Aber die Auswirkungen der Atombombenexplosion haben die beiden Rentner längst erreicht. Sie siechen radioaktiv verstrahlt dahin. Sie wussten nicht, dass man Regenwasser nicht mehr trinken darf. Die Regierungsbroschüre haben sie falsch verstanden.

Themen

Der Film behandelt Themen wie die Naivität der Zivilbevölkerung in Zeiten des Krieges, die Absurdität von Zivilschutzmaßnahmen und die emotionale Belastung, die mit dem Versuch des Überlebens in einer Welt nach einem Atomkrieg verbunden ist. Die Darstellung des Paares und ihrer Bemühungen, sich auf das Unvermeidliche vorzubereiten, wird sowohl humorvoll als auch tragisch präsentiert, was zu einer tiefen emotionalen Wirkung führt.

Anmerkungen

Die Ratschläge der Regierungsbroschüren kommen dem Zuschauer von Anfang an seltsam bis unbrauchbar, ja sogar grotesk vor und sind bisweilen auch einander widersprechend. Sie entsprechen aber zum Großteil den Anweisungen der tatsächlich damals erschienenen Broschüren des britischen Protect-and-Survive-Programms.

Filmmusik

Die Musik aus dem Film stammt von Roger Waters. Der Titelsong „When the Wind Blows“ wurde von David Bowie geschrieben und gesungen und dürfte sein traurigstes Lied sein.

Fazit

Der Film ist ein eindringliches und bewegendes Werk, das die Schrecken des Krieges und die Zerbrechlichkeit des menschlichen Lebens thematisiert. Er bleibt ein bedeutendes Beispiel für animierte Filme, die sich mit ernsten gesellschaftlichen Themen auseinand

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Redaktion NachDenkSeiten