1000 Betroffene in Vorarlberg: Gewalt hinter verschlossenen Türen
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In Vorarlberg rückt die Kampagne “Orange the World” heuer besonders die Gewalt gegen ältere Frauen in den Mittelpunkt. Zahlen zeigen: Häusliche Gewalt bleibt ein massives Problem – oft verborgen, selten angesprochen.
In Österreich wird jede dritte Frau Opfer von Gewalt – und zwar dort, wo sie sich am sichersten fühlen sollte: im eigenen Zuhause. Auch in Vorarlberg ist häusliche Gewalt trauriger Alltag. Ab dem 25. November macht die weltweite Kampagne “Orange the World” wieder 16 Tage lang auf das Thema aufmerksam. Heuer steht in Vorarlberg ein oft übersehenes Thema im Zentrum: Gewalt gegen ältere Menschen, berichtet der ORF Vorarlberg.
“Gewalt kennt kein Alter”
Gerade ältere Frauen sind häufig von Gewalt betroffen – und dennoch bleibt ihre Situation oft unsichtbar. Angelika Wehinger, Leiterin des Gewaltschutzzentrums des ifs Vorarlberg, sieht hier großen Handlungsbedarf: “Gewalt im häuslichen Bereich kann sich über Jahre hinweg entwickeln, verändern oder neu entstehen – oft bleibt sie im Verborgenen”, so Wehinger gegenüber dem ORF Vorarlberg. Altersbedingte Einschränkungen und emotionale oder finanzielle Abhängigkeiten erschweren es Betroffenen zusätzlich, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Doch Wehinger betont: Es ist nie zu spät, sich Hilfe zu holen.
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<figcaption class="wp-element-caption">Eine Frau zeigt das “Internationale Hilfszeichen für Gewaltbetroffene”. ©APA/AFP</figcaption></figure>Gewalt in Zahlen: Ein besorgniserregender Anstieg
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache. Bis Ende Oktober 2025 hat das Gewaltschutzzentrum Vorarlberg knapp 1000 betroffene Personen betreut. In der Frauennotwohnung des ifs fanden 74 Frauen und 60 Kinder Schutz. Gleichzeitig suchten rund 500 Personen die Gewaltberatung auf – ein Angebot, das sich gezielt an Menschen richtet, die Gewalt ausgeübt haben oder ausüben.
Auch die Polizei bestätigt einen Anstieg: Während im gesamten Vorjahr 540 Betretungs- und Annäherungsverbote ausgesprochen wurden, sind es heuer bereits 500 – und das bereits vor Jahresende. Besonders alarmierend: In den ersten sechs Monaten 2025 stieg die Zahl der Fälle um 16 Prozent. Im selben Zeitraum wurde laut Polizei eine Frau ermordet, zudem wurden 56 Vergewaltigungen angezeigt (Quelle: vorarlberg.ORF.at, 10.08.2025).
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</figure>Unterstützung für Opfer – und Täter
Das ifs setzt auf einen umfassenden Ansatz. Neben dem Schutz für Betroffene wird auch die Arbeit mit Gewaltausübenden intensiviert. “Nur wenn Täterinnen und Täter ihr Verhalten reflektieren und Verantwortung übernehmen, kann Gewalt langfristig verhindert werden”, erklärt Mario Enzinger, Leiter der ifs-Gewaltberatung.
Das Ziel: ein niederschwelliger Zugang zu Beratung, Schutz und präventiven Maßnahmen – für alle Betroffenen, unabhängig vom Alter.
Mit Veranstaltungen sichtbar machen
Im Rahmen der internationalen Kampagne “Orange the World” wird auch in Vorarlberg ein starkes Zeichen gesetzt. Die Farbe Orange steht dabei symbolisch für eine Zukunft ohne Gewalt. Rund um die Kampagne finden mehrere Veranstaltungen statt:
Am 25. November lädt das Landesgericht Feldkirch in Kooperation mit dem Land Vorarlberg zur Veranstaltung “Aussage gegen Aussage im Strafverfahren” in den Schwurgerichtssaal. Im Fokus steht die besondere Situation von Gewaltopfern im Justizsystem – insbesondere, wenn Beschuldigte die Taten leugnen und es keine klaren Beweise gibt.
Ebenfalls am 25. November startet in der Vorarlberger Landesbibliothek eine Plakatausstellung des Präventionsprojekts “StoP – Stadtteile ohne Partnergewalt”. Zu sehen sind Vorarlberger, die sich mit persönlichen Statements klar gegen Gewalt an Frauen und Kindern positionieren. Ergänzt wird die Aktion durch symbolische Kunstwerke: In selbst gestalteten Bilderrahmen wurden Netze gegen Gewalt “gewebt” – ein starkes Zeichen der Solidarität aus der Mitte der Gesellschaft.
(VOL.AT)




