#106 Fearless nachhaltig — Interview mit Marius Hasenheit über gesellschaftliche und ökonomische Transformation …
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Wie lässt sich Nachhaltigkeit als Feigenblatt von ernstgemeinten unternehmerischen Initiativen unterscheiden? Kann nachhaltiges Wirtschaften zu einem wirtschaftlichen Standortfaktor werden, oder bleibt es eine philanthropische Luxus-Spielwiese von Weltverbesserern und Gutmenschen? In dieser Episode tauche ich mit Marius Hasenheit, Vorstand von Sustainable Natives und der Genossenschaft selbstverwalteter Projekte, Mitbegründer der Strategie und Kommunikationsberatung sustenio, Herausgeber des transform Magazins und freier Autor für verschiedene Medien mit vielbeachtetem Twitter-Account in seine Spezialgebiete Green Economy, Kreislaufwirtschaft und Transformation ein.
Nachhaltigkeit lohnt sich
Der Impuls für nachhaltigeres Wirtschaften kommt oftmals aus den eigenen Reihen, von Mitarbeiter:innen, aber auch von Lieferanten, die sich wohler fühlen, wenn sie bei oder mit einem Unternehmen arbeiten, das die Welt in einer Art und Weise hinterlässt, so dass die eigenen Kinder auch Spaß dran haben, hier zu leben. Oder halt von Kunden, die von solchen Organisationen lieber Produkte oder Dienstleistungen kaufen.
„Dann gibt es teilweise Aktionäre, die natürlich auch von einem finanziellen Risiko sprechen, wenn CO2-intensive Branchen nicht umgebaut werden“, erklärt Marius im Fearless Culture Podcast. „Gerade auf dem Kapital- und Finanzmarkt gibt es sehr viele Entwicklungen, die diesen Umbau potenziell befeuern. Besonders Großkunden fragen bei ihren Lieferanten immer mehr nach und nutzen verschiedene Standards und Fragebögen, um sich für den Lieferanten zu entscheiden, der am meisten Mut zeigt und vorangeht.“
„Dank der ‚Science Based Targets‘-Initiative (deutsch: Initiative für wissenschaftsbasierte Ziele, kurz SBTi)[https://lansinoh.de/pages/science-based-targets-initiative], lässt sich Nachhaltigkeit überprüfen. Die Initiative klärt, dass diese Ziele angemessen sind. Alles darunter ist nicht sonderlich am Puls der Zeit. Es gibt verschiedene Datensätze, beispielsweise die Auswertung der Preisträger vom Deutschen Nachhaltigkeitspreis, die zeigen, dass Vorreiterunternehmen langfristig prosperieren. Es gibt eine relativ starke Datenlage, die belegt, dass sich die Investitionen in Nachhaltigkeit auch ökonomisch lohnen.“
„Aber wir betrachten Nachhaltigkeit wirklich in der allumfassenden holistischen Dimension“, erklärt Marius. „Das heißt, bei uns geht es auch viel um Leadership, also um die Frage, wie diese ganzen Strategien, die wir dann entwickeln, auch auf Führungsebene umgesetzt werden. Wir beschäftigen uns mit interner und externer Kommunikation. Und Nachhaltigkeit inkludiert für uns natürlich auch Materialien, soziale Nachhaltigkeit, et cetera.“
Die deutsche Politik hängt der Realität hinterher
Auch der Generationswechsel und besonders die nachkommende Generation mit einer neuen Weltsicht scheint in vielen Organisationen ausreichend Druck aufbauen zu können, so dass die mehrheitlichen Herren am Unternehmensruder des Öfteren ans Umdenken denken.
„Zu uns kommen die berühmten alten, weißen Männer und sagen: ,Ja, Mensch, meine Enkelin oder mein Sohn gehören zur Fridays for Future Generation und stellen sehr interessante Fragen. Ich hätte gerne jetzt ein paar passende Antworten‘,“ berichtet der Vorstand von Sustainable Natives und der Genossenschaft selbstverwalteter Projekte. „Das heißt, es gibt durchaus auch eine gewisse Entwicklung, die es möglich macht, radikaler an Themen ranzugehen, als es vielleicht noch vor zehn Jahren der Fall war.“
„Zum Beispiel dieses Gegeneinanderausspielen von Ökologie und Wirtschaft - das ist wirklich aus den 90ern. Zum Glück haben wir da heute eine andere Situation. Auch wenn ich den Eindruck habe, dass die Politik der Realität wirklich zehn Jahre hinterherhinkt. Nicht generell, aber in Fragen Klima, Transformation ist es wirklich erstaunlich, dass knochenharte Industriemagnaten heute weiter sind als Akteure der Politik. Das hat man auch während des Wahlkampfes gesehen, wo die Empfehlungen auch von der Wirtschaftsseite viel progressiver waren.“
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– Links –
** Marius Hasenheit **
Die Website der genossenschaftlich organisierten Unternehmensberaterung sustainable natives
Marius Twitter-Account
Der Twitter-Account des transform Magazins
Die Website der Strategie- und Kommunikationsberatung sustenio wo Marius Partner ist
– Medien –
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