#116 Fearless Depressionen 02 — Interview mit Ellen Maier, Manfred Jasmund und Georg Nikisch über Vertrauenskultur …
Description
Triggerwarnung: In dieser Episode sprechen wir über die Themengebiete, die tabuisiert sind und die einige Zuhörer:innen (und Leser:innen) beunruhigen können: Burnout, Depressionen und Suizid. Du hörst und liest auf eigene Verantwortung und ich bitte Dich – auch im Namen meiner Gäst:innen - achtsam mit Dir und Deinen Gefühlen zu sein. Informationen und Ressourcen für Menschen, die an Depressionen und/ oder Burnout oder suizidale Gedanken leiden, können das Info-Telefon der Deutschen Depressionshilfe unter der Tel.: 0800 / 33 44 533 anrufen oder sich an die bundesweiten Telefonnummern (0800) 111 0 111 oder (0800) 111 0 222 wenden. Im Web findest Du auch regionale Angebote, ganz in Deiner Nähe. Bitte sorge für Dich!
Wenn Führung die Vertrauenskultur nicht etabliert, werden Mitarbeitende schwerlich Vertrauen fassen können – auch nicht zur Führung
Führungskräfte, die auf Augenhöhe, offen und wertschätzend mit einem Menschen-orientierten Leitbild führen — und ich bin überzeugt, dass es sie gibt — werden auch in schwierigen Situationen kaum eine „falsche Frage“ stellen können. Denn die offene und wertschätzende Beziehung zu ihren Mitarbeitenden und die eigenen Empathie wird diese Führungskräfte auch in solch komplexen Situationen leiten.
„Ich gehe davon aus, dass die Person dann in dem Zusammenhang so viel Empathie hätte, dass der Kontakt zu einem Menschen, der sich in seiner Depression zurückzieht, beispielsweise die Frage gestattet: ‚Was kann ich für dich tun?“, sagt Ellen Maier, die in der aktuellen Episode des Fearless Culture Podcast über ein konkretes Beispiel berichtet, in der sie einer/m Kolleg:in ihre Hilfe anbot.
„Nicht fragen ‚Kann ich etwas für dich tun?‘, sondern die offene Frage: ‚Was kann ich für dich tun?‘. Die Person hat mir ganz klipp und klar und unmissverständlich gesagt, dass sie sich melden würde, wenn ich etwas für sie tun könnte. Wichtig ist: Dieses Vertrauen muss man einfach in sich und das zwischenmenschliche, positive Verhältnis haben.“
„Ganz wichtig ist es, die Grenzen der betroffenen Personen zu respektieren“, merkt Manfred Jasmund an und führt aus: „Es gibt eine Grenze, die ich als depressiver Mensch habe. Ich möchte mich vielleicht gar nicht öffnen. Viele depressive Menschen müssen erst an einen gewissen Punkt kommen, um sich überhaupt öffnen zu können und öffnen zu wollen. Die kannst du vorher - meines Erachtens nach - gar nicht abholen, weil sie es einfach selber nicht einsehen oder selber nicht wollen.“
Nicht heilen, sondern einen neuen, besseren Umgang mit Depressionen schaffen – Depression ist Bestandteil einer Persönlichkeitsarchitektur
„Egal, wie man die Münzen drehen will, bis heute ist nicht gelungen, eine Depression zu heilen. Von Heilung zu sprechen, ist völliger Nonsens“, erklärt Georg Nikisch. „Wenn ich heute beispielsweise einen Patienten habe, der mir sagt: ‚Nimm mir meine Depression weg!‘, dem werde ich sehr authentisch antworten: ‚Ich kann sie dir nicht nehmen und du wirst mit deiner Depression leben müssen, aber ich kann dir aufzeigen, wie du die Anzeichen in Zukunft erkennst und was du daraus machen kannst, wie du für dich sorgen kannst.‘ Eine Depressionen ist ein Bestandteil einer Persönlichkeitsarchitektur. Diese ist leider durch kritische Lebensereignisse, Traumata oder irgendetwas anderes entstanden und nun Teil des Lebens, das diese Person eben in diese Depression geführt hat. Über diese Akzeptanz wird die Person, und das ist meine Erfahrung, stabilisiert werden können. Wir werden ihr völlig andere Module anbieten, wo ein Paradigmenwechsel stattfindet, wo sie entlastet wird, wo sie nicht den Anspruch hat, sie müsse da irgendwas loswerden, sondern etwas in eine neue eigene Architektur integrieren und dann lebt es sich damit besser.“



