#17 Italien: „Berlusconi war ein gutmütiger Populist“
Update: 2023-06-18
Description
Der Tod des langjährigen früheren Regierungschefs
Silvio Berlusconi ist für Italien eine große Zäsur. „Berlusconi war wirklich
der einflussreichste, umstrittenste Politiker seit Mussolini“, sagt
Italien-Korrespondent Dominik Straub in der jüngsten Ausgabe des Podcasts
„Wortwechsel“.
In Vorbereitung auf den Podcast habe er sein Archiv
durchforstet und festgestellt, dass der Name Berlusconi in 1.498 seiner Texte
erwähnt worden sei. „Wenn man davon ausgeht, dass jeder meiner Texte im
Durchschnitt etwa zwei Buchseiten lang ist, dann wäre das ein Buch von acht-
bis neuntausend Seiten.“ Kein anderer Mensch komme in den 20 Jahren, seit der
Schweizer Straub in Rom lebt, auf diesen Umfang: „Berlusconi, das hat alles
beherrscht.“
Im Ausland habe der Patriarch skurril gewirkt, doch in
Italien habe man seine empathische Seite geschätzt. Die vor ihm über Jahrzehnte
regierenden Christdemokraten hätten die Menschen viel stärker erziehen wollen.
„Und dann kam Berlusconi und sagte, schaut mich an! Ich habe die gleichen Fehler
wie ihr, ich zahle nicht gern Steuern, ich habe Ärger mit der Bürokratie, mit
der Justiz auch mal“, so Straub. „Und er hat den Italienern eigentlich immer
das Gefühl gegeben, ich bin einer von euch, ich vergebe euch alle eure Sünden.“
Zwar sei der Verstorbene zweifelsfrei ein Populist
gewesen, doch man müsse festhalten: „Berlusconi war ein gutmütiger Populist.“
Straub geht davon aus, dass die von ihm gegründete Partei den Tod ihres Patrone
nicht überleben wird. „Die große Frage ist ja jetzt, was passiert mit Forza
Italia“, analysiert der Journalist. Da gebe es zwei Möglichkeiten: Entweder,
die Abgeordneten wechseln zu den beiden anderen Parteien aus dem rechten Lager
über. „Oder, dass sie sich aufraffen, das zu gründen, was es jetzt in Italien
seit 30 Jahren nicht mehr gibt, nämlich eine normale, moderate, bürgerliche
Mitte-Partei.“
Dieser Podcast wird produziert vom „Luxemburger
Wort“
Redaktion und Moderation: Michael Merten
Produktion, Foto und Video: Marc Blasius
Gast: Dominik Straub, Rom
Der Podcast „Wortwechsel - Der Polit-Podcast“ ist auf
allen großen Plattformen zu hören. ?Hier finden Sie die bisher veröffentlichten Folgen.?
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Lesen Sie auch:
Was der Tod von Silvio Berlusconi für die Italiener
bedeutet
?https://www.wort.lu/de/international/silvio-berlusconi-wurde-fuer-die-italiener-zur-obsession-6486e68cde135b9236ce0aa6?
„Mein Freund“ Selenskyj: Rom demonstriert seine
Nähe zur Ukraine
?https://www.wort.lu/de/international/meloni-verspricht-freund-selenskyj-unterstuetzung-so-lange-wie-noetig-645f9eb1de135b9236957620?
Silvio Berlusconi ist für Italien eine große Zäsur. „Berlusconi war wirklich
der einflussreichste, umstrittenste Politiker seit Mussolini“, sagt
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„Wortwechsel“.
In Vorbereitung auf den Podcast habe er sein Archiv
durchforstet und festgestellt, dass der Name Berlusconi in 1.498 seiner Texte
erwähnt worden sei. „Wenn man davon ausgeht, dass jeder meiner Texte im
Durchschnitt etwa zwei Buchseiten lang ist, dann wäre das ein Buch von acht-
bis neuntausend Seiten.“ Kein anderer Mensch komme in den 20 Jahren, seit der
Schweizer Straub in Rom lebt, auf diesen Umfang: „Berlusconi, das hat alles
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Im Ausland habe der Patriarch skurril gewirkt, doch in
Italien habe man seine empathische Seite geschätzt. Die vor ihm über Jahrzehnte
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„Und dann kam Berlusconi und sagte, schaut mich an! Ich habe die gleichen Fehler
wie ihr, ich zahle nicht gern Steuern, ich habe Ärger mit der Bürokratie, mit
der Justiz auch mal“, so Straub. „Und er hat den Italienern eigentlich immer
das Gefühl gegeben, ich bin einer von euch, ich vergebe euch alle eure Sünden.“
Zwar sei der Verstorbene zweifelsfrei ein Populist
gewesen, doch man müsse festhalten: „Berlusconi war ein gutmütiger Populist.“
Straub geht davon aus, dass die von ihm gegründete Partei den Tod ihres Patrone
nicht überleben wird. „Die große Frage ist ja jetzt, was passiert mit Forza
Italia“, analysiert der Journalist. Da gebe es zwei Möglichkeiten: Entweder,
die Abgeordneten wechseln zu den beiden anderen Parteien aus dem rechten Lager
über. „Oder, dass sie sich aufraffen, das zu gründen, was es jetzt in Italien
seit 30 Jahren nicht mehr gibt, nämlich eine normale, moderate, bürgerliche
Mitte-Partei.“
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