DiscoverAlte Märchen#61 Alte Märchen - Der Eisenhans
#61 Alte Märchen - Der Eisenhans

#61 Alte Märchen - Der Eisenhans

Update: 2021-02-06
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Ein Märchen der Gebrüder Grimm

Eines Tages begibt sich ein mutiger Jäger in einen gefährlichen Wald. Aber was er dort findet ist nur der Anfang einer wahrlich märchenhaften Geschichte voll Prinzessinnen, Königen, Missgeschicken und guter Taten.


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Der Eisenhans


Es war einmal ein König, der hatte einen großen Wald bei seinem Schloss, darin lief Wild aller Art herum. Eines Tages schickte er einen Jäger hinaus, der sollte ein Reh schießen, aber er kam nicht wieder. "Vielleicht ist ihm ein Unglück zugestoßen," sagte der König und schickte am nächsten Tag zwei andere Jäger hinaus, die sollten ihn aufsuchen, aber auch die blieben weg. Da liess er am dritten Tag alle seine Jäger kommen und sprach: "Streift durch den ganzen Wald und lasst nicht ab, bis ihr sie alle drei wieder gefunden habt!" Aber auch von diesen kam keiner wieder nach Hause, und von der Meute Hunde, die sie mitgenommen hatten, liess sich keiner wieder sehen. Von diesem Zeitpunkt an wollte sich niemand mehr in den Wald wagen, und er lag da in tiefer Stille und Einsamkeit, und man sah nur hin und wieder einen Adler oder Habicht darüber hinwegfliegen. Es dauerte viele Jahre, da meldete sich ein fremder Jäger bei dem König, suchte eine Versorgung und bot an, in den gefährlichen Wald zu gehen. Der König aber wollte seine Einwilligung nicht geben und sprach: "Es ist nicht geheuer darin, ich fürchte, es geht dir nicht besser als den andern, und du kommst nicht wieder heraus." Der Jäger antwortete: "Herr, ich will's auf meine eigene Gefahr wagen. Von Furcht weiß ich nichts." Der Jäger begab sich also mit seinem Hund in den Wald. Es dauerte nicht lange, so geriet der Hund einem Wild auf die Fährte und wollte ihm hinterher. Aber kaum war er ein paar Schritte gelaufen, so stand er vor einem tiefen Pfuhl, konnte nicht weiter, und ein nackter Arm streckte sich aus dem Wasser, packte ihn und zog den Hund hinab. Als der Jäger das sah, ging er zurück und holte drei Männer, die mussten mit Eimern kommen und das Wasser ausschöpfen. Als sie auf den Grund sehen konnten so lag da ein wilder Mann, der braun am Leib war wie rostiges Eisen und dem die Haare bis über das Gesicht bis zu den Knien herabhingen. Sie banden ihn mit Stricken fest und führten ihn in das Schloss. Dort gab es große Verwunderung über den wilden Mann. Der König aber ließ ihn in einen eisernen Käfig auf seinen Hof setzen und verbot bei Lebensstrafe, die Türe des Käfigs zu öffnen, und die Königin musste den Schlüssel selbst in Verwahrung nehmen. Von nun an konnte ein jeder wieder mit Sicherheit in den Wald gehen.


Der König hatte einen Sohn von acht Jahren, der spielte einmal auf dem Hof, und bei dem Spiel fiel ihm sein goldener Ball in den Käfig. Der Knabe lief hin und sprach: "Gib mir meinen Ball heraus!" - "Nicht eher," antwortete der Mann, "als bis du mir die Türe aufgemacht hast." - "Nein," sagte der Knabe, "das tue ich nicht, das hat der König verboten," und lief fort. Am andern Tag kam er wieder und forderte seinen Ball. Der wilde Mann sagte: "Öffne meine Türe!" Aber der Knabe wollte nicht. Am dritten Tag war der König auf Jagd geritten, da kam der Knabe nochmals und sagte:"Wenn ich auch wollte, ich kann die Türe nicht öffnen, ich habe den Schlüssel nicht." Da sprach der wilde Mann: "Er liegt unter dem Kopfkissen deiner Mutter, da kannst du ihn holen." Der Knabe, der seinen Ball wieder haben wollte, schlug alle Bedenken in den Wind und holte den Schlüssel. Die Tür ging schwer auf, und der Knabe klemmte sich den Finger. Als sie offen war, trat der wilde Mann heraus, gab ihm den goldenen Ball und eilte hinweg. Der Knabe bekam Angst. Er schrie und rief ihm nach: "Ach, wilder Mann, gehe nicht fort, sonst bekomme ich Schläge." Der wilde Mann kehrte um, hob ihn auf, setzte ihn auf seinen Nacken und ging mit schnellen Schritten in den Wald hinein. Als der König heimkam, bemerkte er den leeren Käfig und fragte die Königin, wie das passiert wäre. Die wusste nichts davon. Sie suchte den Schlüssel, aber der war weg. Sie rief den Knaben, aber niemand antwortete. Der König schickte Leute aus, die ihn auf dem Feld suchen sollten, aber sie fanden ihn nicht. Da konnte er leicht erraten, was geschehen war, und es herrschte große Trauer an dem königlichen Hof.


Als der wilde Mann wieder in dem finstern Wald angelangt war, so setzte er den Knaben von den Schultern herab und sprach zu ihm: "Vater und Mutter siehst du nicht wieder, aber ich will dich bei mir behalten, denn du hast mich befreit, und ich habe Mitleid mit dir. Wenn du alles tust, was ich dir sage, so sollst du's gut haben. Schätze und Gold habe ich genug und mehr als jemand in der Welt." Er machte dem Knaben ein Lager von Moos. Der Junge schlief darin ein. Am nächsten Morgen führte ihn der Mann zu einem Brunnen und sprach: "Siehst du, der Goldbrunnen ist hell und klar wie Kristall, du sollst dabeisitzen und achthaben, dass nichts hineinfällt, sonst ist er verunreint. Jeden Abend komme ich und sehe, ob du mein Gebot befolgt hast." Der Knabe setzte sich an den Rand des Brunnens und sah, wie manchmal ein goldener Fisch und manchmal eine goldene Schlange sich darin zeigte, und passte darauf auf, dass nichts hineinfiel. Aber als er so saß, schmerzte ihn einmal der Finger so heftig, dass er ihn unwillkürlich in das Wasser steckte. Er zog ihn ganz schnell wieder heraus, aber er sah, dass er ganz vergoldet war, und wie große Mühe er sich gab, das Gold wieder abzuwischen, es war alles vergeblich. Abends kam der Eisenhans zurück, sah den Knaben an und sprach: "Was ist mit dem Brunnen geschehen?" - "Nichts, nichts" antwortete er und hielt den Finger auf den Rücken, sodass er ihn nicht sehen konnte. Aber der Mann sagte: "Du hast den Finger in das Wasser getaucht. Diesmal mag ich's dir verzeihen, aber hüte dich, dass du nicht wieder etwas hineinfallen lässt!" Am frühesten Morgen saß er schon bei dem Brunnen und bewachte ihn. Der Finger tat ihm wieder weh, und er fuhr damit über seinen Kopf, da fiel unglücklicherweise ein Haar herab in den Brunnen. Er nahm es ganz schnell wieder heraus, aber auch das Haar war schon ganz vergoldet. Der Eisenhans kam und wusste schon, was geschehen war. "Du hast ein Haar in den Brunnen fallen lassen," sagte er, "Einmal will ich's dir noch verzeihen, aber wenn's zum dritten mal geschieht, so ist der Brunnen entehrt, und du kannst nicht länger bei mir bleiben." Am dritten Tag saß der Knabe am Brunnen und bewegte den Finger kein bisschen, auch wenn er ihm noch so weh tat. Aber ihm wurde langweilig und er betrachtete sein Angesicht, das auf dem Wasserspiegel stand. Und als er sich dabei immer mehr beugte und sich selbst in die Augen sehen wollte, so fielen ihm seine langen Haare von den Schultern herab und landeten im Wasser. Er richtete sich schnell in die Höhe, aber das ganze Haupthaar war schon vergoldet und es glänzte in der Sonne. Ihr könnt euch denken, wie der arme Knabe erschrak. Er nahm sein Taschentuch und band es um den Kopf, damit es der Mann nicht sehen konnte. Aber als er kam, wusste er schon alles und sprach: "Binde das Tuch auf!" Da quollen die goldenen Haare hervor, und der Knabe mochte sich entschuldigen wie er wollte, es half ihm nichts. "Du hast die Probe nicht bestanden und kannst nicht länger hier bleiben. Geh hinaus in die Welt, da wirst du erfahren, wie es sich anfühlt arm zu sein. Aber weil du kein böses Herz hast und ich's gut mit dir meine, so will ich dir eins erlauben. Wenn du in Not gerätst, so geh zu dem Wald und rufe: 'Eisenhans!', dann will ich kommen und dir helfen. Meine Macht ist groß, größer als du denkst, und Gold und Silber das habe ich im Überfluss."


Da verließ der Königssohn den Wald und ging über gebahnte und ungebahnte Wege immerzu, bis er zuletzt in eine große Stadt kam. Er suchte da Arbeit, aber er konnte keine finden und hatte auch nichts erlernt, womit er sich hätte forthelfen können. Endlich ging er in das Schloss und fragte, ob sie ihn behalten wollten. Die Hofleute wussten nicht, wozu sie ihn brauchen sollten, aber sie hatten Wohlgefallen an ihm und hießen ihn bleiben. Zuletzt nahm ihn der Koch in Dienst und sagte, er könnte Holz und Wasser tragen und die Asche zusammenkehren. Einmal, als gerade kein anderer zur Hand war, hieß ihn der Koch die Speisen zur königlichen Tafel tragen, da er aber seine goldenen Haare nicht wollte sehen lassen, so behielt er sein Hütchen auf. Dem König war so etwas noch nicht vorgekommen, und er sprach: "Wenn du zur königlichen Tafel kommst, mußt du deinen Hut abziehen!" - "Ach Herr," antwortete er, "ich kann nicht, ich habe einen bösen Grind auf dem Kopf." Da ließ der König den Koch herbeirufen, schalt ihn und fragte, wie er einen solchen Jungen hätte in seinen Dienst nehmen können; er sollte ihn gleich fortjagen. Der Koch aber hatte Mitleiden mit ihm und entließ stattdessen den Gärtnerjungen.


Nun musste der Junge im Garten pflanzen, gießen, hacken und graben und Wind und böses Wetter über sich ergehen lassen. Einmal im Sommer, als er allein im Garten arbeitete, war der Tag so heiß, daß er sein Hütchen abnahm und die Luft ihn kühlen sollte. Wie die Sonne auf das Haar schien, glitzte und blitzte es, daß die Strahlen in das Schlafzimmer der Königstochter fielen und sie aufsprang, um zu sehen, was da wäre. Da erblickte sie den Jungen und rief ihn an: "Junge, bring mir einen Blumenstrauß!" Er setzte in aller Eile sein Hütchen auf, brach wilde Feldblumen ab und band sie zusammen. Als er damit die Treppe hinaufstieg, begegnete ihm der Gärtner und sprach: "Wie kannst du der Königstochter einen Strauß von schlechten Blumen bringen? Geschwind hole andere und suche die schönsten und seltensten aus!" - "Ach nein," antwortete der Junge, "die wilden riechen kräftiger und werden ihr besser gefallen." Als er in

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