Blattgold #43: Martin R. Dean – Tabak und Schokolade
Update: 2024-10-10
Description
Diese Folge von Blattgold kommt aus der Allgemeinen Lesegesellschaft in Basel. Hier, zwischen ledergebundenen Büchern der Kategorie 'Geschichte, Memoiren, Biographien', treffe ich nach der offiziellen Besucherzeit den Schriftsteller Martin R. Dean, um mit ihm über sein neues Buch «Tabak und Schokolade» (atlantis) zu sprechen.
Der stark autobiographische Roman beginnt wenige Tage nach dem Tod der Mutter. Als es an die Aufteilung des Erbes geht, wird klar, dass der Erzähler nicht zur Erbengemeinschaft gehört. Weil er aus der gescheiterten, ersten Ehe der Mutter stammt, und von der Mutter, die sich später noch einmal verheiratet hatte, kein Testament aufgesetzt wurde, findet sich der Erzähler erneut als „Aussenseiter“, als „Kuckuckskind“ in der eigenen Familie. Während die Immobilien, das Geld und das materielle Hab und Gut an die Geschwister geht, bleibt ihm nicht mehr als ein Foto-Album und die Erinnerungen, die diese Schwarz-Weiss Fotos – Bild um Bild – in ihm freilegen.
Ähnlich wie in W.G. Sebalds «Austerlitz» führen auch bei Martin R. Dean die im Roman abgedruckten Fotografien in eine aus unterschiedlichen Gründen lange vergessene und verdrängte Vergangenheit: Sie bezeugen die ersten vier Lebensjahre auf Trinidad, als die Mutter als Sekretärin auf einer Kaffeeplantage arbeitete, nachdem sie von ihrem gewalttätigen Ehemann geflüchtet war. Und sie bezeugen die Jahre danach, als die Mutter mit einem dunkelhäutigen Kind in die Schweiz zurückkehrt. Immer deutlicher wird im Laufe des Romans der Grund für das Schweigen in der Familie: «Ich war schuld, dass es meinen Vater gab.», resümiert der Erzähler an einer Stelle.
Mit «Tabak und Schokolade» steht Martin R. Dean derzeit auf der Shortlist für den Schweizer Buchpreis. Der Preis wird am 17. November am Literaturfestival BuchBasel verliehen.
Foto: Ayse Yavas
Schnitt: Okan Yilmaz
Musik: Natalie Cole – 'Too Young'
Der stark autobiographische Roman beginnt wenige Tage nach dem Tod der Mutter. Als es an die Aufteilung des Erbes geht, wird klar, dass der Erzähler nicht zur Erbengemeinschaft gehört. Weil er aus der gescheiterten, ersten Ehe der Mutter stammt, und von der Mutter, die sich später noch einmal verheiratet hatte, kein Testament aufgesetzt wurde, findet sich der Erzähler erneut als „Aussenseiter“, als „Kuckuckskind“ in der eigenen Familie. Während die Immobilien, das Geld und das materielle Hab und Gut an die Geschwister geht, bleibt ihm nicht mehr als ein Foto-Album und die Erinnerungen, die diese Schwarz-Weiss Fotos – Bild um Bild – in ihm freilegen.
Ähnlich wie in W.G. Sebalds «Austerlitz» führen auch bei Martin R. Dean die im Roman abgedruckten Fotografien in eine aus unterschiedlichen Gründen lange vergessene und verdrängte Vergangenheit: Sie bezeugen die ersten vier Lebensjahre auf Trinidad, als die Mutter als Sekretärin auf einer Kaffeeplantage arbeitete, nachdem sie von ihrem gewalttätigen Ehemann geflüchtet war. Und sie bezeugen die Jahre danach, als die Mutter mit einem dunkelhäutigen Kind in die Schweiz zurückkehrt. Immer deutlicher wird im Laufe des Romans der Grund für das Schweigen in der Familie: «Ich war schuld, dass es meinen Vater gab.», resümiert der Erzähler an einer Stelle.
Mit «Tabak und Schokolade» steht Martin R. Dean derzeit auf der Shortlist für den Schweizer Buchpreis. Der Preis wird am 17. November am Literaturfestival BuchBasel verliehen.
Foto: Ayse Yavas
Schnitt: Okan Yilmaz
Musik: Natalie Cole – 'Too Young'
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