Die Gedanken sind frei

Die Gedanken sind frei

Update: 2019-10-041
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Ardhi: Hallo, liebe Hörerinnen und Hörer, herzlich willkommen zu „Grüße aus Deutschland“.
Anna: Hallo! Sie hören heute:
Ardhi: „Die Gedanken sind frei“.
Anna: Das ist der Titel eines bekannten Liedes. Sie dürfen dieses Lied heute mit Ardhi zusammen singen.
Ardhi: Das heißt, Anna und ich wollen es heute mit Ihnen zusammen singen.
Anna: Ne du, das kannst du vergessen. Ich kann nicht singen.
Ardhi: Ach komm, das Lied ist nicht schwierig.
Anna: Gut kannst du das!
Ardhi: Das ist ein Lied aus dem 18. Jahrhundert.
Anna: Schon ganz schön alt.
Ardhi: Achim von Arnim und Clemens Brentano haben es in ihre Liedersammlung „Des Knaben Wunderhorn“ aufgenommen.
Anna: „Des Knaben Wunderhorn“ – das bedeutet – so ungefähr – … also ähm … Horn ist ein Blasinstrument … mit magischen Kräften, … das einem Jungen gehört.
Ardhi: (erstaunt) Ach ja?
Anna: (nicht sehr überzeugt) Ja, klar, äh … (wieder sicher) Und das war ein Buch mit Volksliedern. Es erschien zwischen 1806 und 1808, zur Zeit der Romantik.
Ardhi: Das Lied „Die Gedanken sind frei“ hat man bis heute nicht vergessen. Zum Beispiel hat Sophie Scholl in Briefen an ihre Freunde über dieses Lied geschrieben.
Anna: Sophie Scholl war eine Studentin, die zur Zeit des Nationalsozialismus in Mün chen lebte. Sie war in der Gruppe „Die weiße Rose“.
Ardhi: Diese Gruppe wollte etwas gegen den Nationalsozialismus tun. Sie hat heim lich Texte gegen Hitler geschrieben und verteilt.
Anna: Man hat das Lied auch bei den so genannten „Montagsdemonstrationen“ ge sungen. Jeden Montag haben Bürger in der DDR, im damals sozialistischen Ostdeutschland, demonstriert.
Ardhi: Sie wollten unter anderem das „Recht auf Meinungsfreiheit“, also, dass man denken und glauben darf, was man will.
Anna: „Das Recht auf Meinungsfreiheit.“
Ardhi: Das gab es in der Vergangenheit oft nicht.
Anna: Ich denke aber, auch heute noch gibt es Gründe, dieses Lied zu singen.
Ardhi: Genau! Wir singen es gleich.
Anna: (schnell) Äh, ich meine … den Text zu kennen.
Ardhi: Der Text ist voller Symbole, er sagt vieles nicht direkt.
Anna: Klar, das Lied ist schon alt. Da musste man die Dinge in Bildern, indirekt aus drücken.
Ardhi: Der Text geht so: „Die Gedanken sind frei. Wer kann sie erraten?“
Anna: „Etwas erraten“ – vielleicht kennen Sie „raten“. Fügt man er- hinzu, dann wird daraus: „erraten“. Das heißt: „etwas herausfinden“. Etwas erraten: errät, erriet, hat erraten.
Ardhi: „Sie fliehen vorbei ...“
Anna: Heute würde man sagen: „Sie laufen vorbei“.
Ardhi: „... wie nächtliche Schatten.“
Anna: Also, wie Schatten in der Nacht.
Ardhi: „Kein Mensch kann sie wissen, kein Jäger erschießen.“ Anna: Ein Jäger ist jemand, der Tiere jagt und sie tötet.
Ardhi: Er „erschießt“ die Tiere, also er tötet die Tiere mit einem Gewehr.
Anna: Erschießen, erschoss, hat erschossen.
Ardhi: „Es bleibet dabei“, also: es bleibt dabei, es ändert sich nicht. „Es bleibet dabei: Die Gedanken sind frei.“
Anna: Mit dem Lied will man also sagen: Niemand, keine Regierung, keine Institution der Welt darf einem sagen, was man denken soll.
Ardhi: Es gibt ein Recht auf Meinungsfreiheit.
Anna: Sprechen Sie nun bitte noch mal Satz für Satz nach, damit Sie auch gut mit singen können:
Ardhi: Die Gedanken sind frei.
Wer kann sie erraten? Sie fliehen vorbei wie nächtliche Schatten. Kein Mensch kann sie wissen, kein Jäger erschießen.
Es bleibet dabei:
Die Gedanken sind frei.
So, und jetzt singen wir das Lied mal zusammen.
Anna: Oh je! Singen! Aber nur im Chor. Einen Moment bitte, Ardhi.

Frauen: Was ist denn hier los? Was sollen wir hier?

Anna: Singen!
Ardhi: Ah, ein ganzer Frauenchor! Okay, sind Sie bereit, liebe Hörerinnen und Hörer? Seid ihr auch bereit, Mädels?

Frauen: Ja!

Ardhi: Ich singe es einmal vor und dann singen wir alle zusammen, okay?

Frauen: Okay … Ja

Ardhi:
Die Gedanken sind frei, wer kann sie erraten?
Sie fliehen vorbei wie nächtliche Schatten.
Kein Mensch kann sie wissen, kein Jäger erschießen.
Es bleibet dabei: die Gedanken sind frei.
Alle:
Die Gedanken sind frei, wer kann sie erraten?
Sie fliehen vorbei wie nächtliche Schatten.
Kein Mensch kann sie wissen, kein Jäger erschießen.
Es bleibet dabei: Die Gedanken sind frei.

Anna: Puh, geschafft
Ardhi: Was hast du denn? Du kannst doch singen!
Anna: (wenig überzeugt) Na ja …
Ardhi: (lehrerhaft) Bei Wörtern wie „erraten“ können Sie, liebe Hörerinnen und Hö rer, gut die Wortbildung im Deutschen sehen.
Anna: Sie können sehen, wie Wörter „gemacht“ werden.
Ardhi: Mit der Vorsilbe „er-“ zum Beispiel gibt es viele wichtige Verben.
Anna: Also zum Beispiel … „etwas finden“ und „etwas erfinden“, also etwas Neues entwickeln.
Ardhi: Fallen Ihnen noch andere Verben mit „er-“ ein?

Aufgabe

Anna: Zum Beispiel: „jemanden erkennen“. „Kennen – erkennen.“ Ich erkenne dich. Du bist Ardhi.
Ardhi: Ja, stimmt. Ein anderes Beispiel: „etwas erklären“. „Klären – erklären.“ Erklär mir bitte, warum du nicht allein singen wolltest.
Anna: Ganz einfach: Weil ich unsere Hörer nicht erschrecken wollte. „Jemanden er schrecken“. Schließlich sollen sie auch beim nächsten Mal wieder zuhören. Ardhi: Ich verstehe. (mit gefährlicher Stimme) Aber wir machen jetzt noch etwas ganz
Schreckliches:
Anna: Die Wiederholung.

Wiederholung mit Nachsprechpausen

Anna: Die Meinungsfreiheit.
Ardhi: Die Meinungsfreiheit.
Anna: Das Recht auf Meinungsfreiheit. Ardhi: Das Recht auf Meinungsfreiheit.
Anna: Wer kann sie erraten? Ardhi: Wer kann sie erraten?
Anna: Kein Jäger kann sie erschießen. Ardhi: Kein Jäger kann sie erschießen.

Anna: Tschüs, bis zum nächsten Mal.
Ardhi: Tschüs.

Ardhi: Du Anna, was denkst du gerade?
Anna: Die Gedanken sind frei, wer kann sie erraten?
Ardhi: Hm ... lass mich raten ... Du denkst: Was ist das für ein netter Mann hier ne ben mir? Stimmt’s?
Anna: Kein Mensch kann sie wissen, kein Jäger ...
Ardhi: Jetzt sag schon, Anna.
Anna: Es bleibet dabei: Die Gedanken sind frei!
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