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ERF Plus - Wort zum Tag Ein Leben lang warten

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Update: 2025-11-30
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Simeon. Ein alt gewordener Mann im Jerusalemer Tempel. Von ihm lese ich: „Und Simeon wartete auf den Trost Israels.“ [1] Wörtlich heißt es: „Und Simeon (lebte) wartend auf den Tröster Israels.“ Sein ganzes Leben hat er damit zugebracht, auf den Tröster Israels zu warten.



Ein ganzes Leben zu warten – vielleicht können nur ältere Menschen, nur Großeltern diesen Satz richtig verstehen: ein ganzes Leben warten. Ein ganzes Leben warten – vielleicht auf einen Enkel..., / dass der Streit in der Familie endlich geschlichtet wird..., / dass die Behandlung endlich anschlägt und die Schmerzen wenigstens gelindert werden...



Vielleicht hat Simeon den Tröster Israels vor seinen inneren Augen ja als einen erwachsenen Mann gesehen – aufrecht, mit federndem Gang, mit klarem, unbestechlichem Blick. Doch was sehen die Augen des Simeon? Inmitten vieler Pilger ein Ehepaar am Nikanor-Tor an der Ostseite des Frauenvorhofes. Wie alle frommen Eltern kommt das Paar nach den Vorschriften in den Tempel, um Gott zu zeigen: Dir, Gott, dir gehört unser erstgeborenes Kind. Als Opfergabe bringen sie lediglich zwei Tauben– diese Ausnahme von der Regel, dass ein Lamm geopfert werden sollte, gestattete man nur armen Leuten.



Simeon erblickt eine ärmliche Familie aus der Provinz. Simeon entdeckt ein kleines Kind – keine kraftvolle Retter-Gestalt. Ein ohnmächtiges Kind – ohne Glorienschein – an einem gewöhnlichen Tage im Tempel – ohne dass irgendetwas Besonderes auf ein Gottesgeschehen hinweist. Kein auffälliges himmlisches Zeichen kennzeichnen dieses Kind und diesen Tag.



M. Luther sagt in einer Predigt: 'Es waren freilich viele andere mit ihm im Tempel. Die sahen auch das Kind. Und wenn Simeon sich nach der Vernunft hätte richten sollen, so hätte er sagen müssen wie die anderen: Das ist nicht der Heiland. Das ist ein Bettelkind.'



Simeon begegnet inmitten des Gewohnten einem unscheinbaren Kind. Und wir begegnen dem schlichten Wort der Bibel, das uns keineswegs sofort ansprechen und gefangen nehmen muss, das gewöhnlich ganz ohne ein eindeutiges begleitendes Gottesgeschehen auskommen muss.



O ja, das Kind hat vordergründig keine Macht, sieht für die Vernunft nicht nach dem Retter aus. Aber es kann Herzen bewegen. Was die langen Lebens-Erfahrungen des Simeon nicht vermocht haben, sein Herz zu erfüllen und die Sehnsucht zu stillen, das vermag dieses Kind: Das Herz zu bewegen, die Augen zu erleuchten, Frieden zu schenken: „Nun, Herr, lässt du deinen Diener im Frieden fahren, ... denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen, das Heil, das du bereitet hast vor allen Völkern, ein Licht zur Erleuchtung der Heiden und zum Preis deines Volkes Israel.“



Das Herz erfüllen – das vermag dieses Kind... / Zu einer heilsamen Begegnung führen – das vermag dieses Kind... / Meinem Glauben eine emotionale Tiefe geben, mein geistliches Erfahren ausdrücken zu können in körperlicher Nähe – das vermag dieses Kind: „Und Simeon nahm das Kind auf seine Arme ... und er segnete Vater und Mutter...“ [2] In die Arme nehmen und segnen – beides körperlich und emotional gefüllte Gesten. / Dieses Kind zu erheben, über sich hinaus zu heben, es zu loben..., zur Anbetung zu führen – das vermag dieses Kind – bei Simeon und bei uns.





[1] V. 25





[2] V. 28+34




Autor: Pfarrer Roland Krause





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