Frieden oder Geld: Welche Rolle spielen wirtschaftliche Interessen bei Trumps Ukraine-Politik?
Update: 2025-12-02
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SWR Aktuell: Gibt es denn aus Ihrer Sicht Anzeichen, dass es Trump und Witkoff vor allem um wirtschaftliche Deals geht – und weniger um Frieden und Stabilität in Europa?
Florian Böller: Ja, in der Tat, da gibt es Hinweise darauf: Es wurde jetzt gerade berichtet, dass die russische Seite Witkoff und Trumps Schwiegersohn Jared Kushner vor allem eben wirtschaftliche Kooperationen in Aussicht stellt. Und es geht anscheinend überhaupt nicht um Sicherheit für die Ukraine, sondern vor allem um diese kurzfristigen Geschäftsinteressen für die USA, mit denen man versucht, die Trump-Administration auf Putins Seite zu locken.
SWR Aktuell: Um was für Geschäfte geht es denn da genau?
Böller: Es geht um Rohstoffe und es geht um vermeintlich Investitionen, die man tätigen könnte, zum Wiederaufbau der Ukraine. Und daran erkennt man ja auch schon, wie unrealistisch diese ganzen Vorschläge sind. Das könnte ja nur in einer weiten Zukunft passieren und dafür müssten ja erstmal die ganzen Details einer Friedenslösung ausgearbeitet werden. Das ist nicht der Fall und insofern halte ich das für Luftschlösser.
SWR Aktuell: Neben Witkoff ist ja auch Trumps Schwiegersohn Jared Kushner bei den Verhandlungen rund um die Ukraine dabei. Welche Rolle spielt Kushner im System Trump?
Böller: Er scheint ein wichtiger Berater zu sein. Es ist aber auch nicht nur Kushner, sondern es sind auch andere im Umfeld des Präsidenten, die immer wieder die Geschäftsinteressen der Trump-Familie vertreten. Und es kommt hier zu einer wirklich außergewöhnlichen Vermischung von wirtschaftlichen Interessen, privaten Profitinteressen, privatem Profitstreben der Trump-Administration und des Präsidenten selbst und seiner Familie. Und das führt inzwischen, wie Sie auch gesagt haben, auch in den USA zur Kritik – selbst bei den Republikanern, die ansonsten ja sehr treu hinter Trump stehen.
SWR Aktuell: Aber das ist ja grundsätzlich eigentlich nichts Neues, dass eine US-Regierung Geschäftsleute für diplomatische Missionen einspannt, oder?
Böller: Doch, in diesem Ausmaß halte ich das schon für außergewöhnlich, insbesondere bei Friedensverhandlungen. In anderen Administrationen mag es das gegeben haben, wenn es um Wirtschaftsverhandlungen ging, um Handelsdeals. Aber hier geht es ja wirklich um den Kern der Diplomatie. Und Witkoff scheint hier auch allein mit dem russischen Präsidenten zu verhandeln, ohne eigenen Dolmetscher, auch ohne Unterstützung des State Department, also professioneller Diplomaten. Das ist höchst ungewöhnlich, und Witkoff hat überhaupt keine Qualifikation als Diplomat: Er ist im Grunde der Golfpartner und Geschäftspartner von Donald Trump, und das zeichnet ihn aus. Das ist natürlich gefährlich, mit jemandem zu verhandeln wie Putin, der sehr viel Erfahrung hat.
SWR Aktuell: Aber jetzt ist ja Russland ein oligarchischer Staat, in dem auch Politik und wirtschaftliche Interessen eng verknüpft sind häufig. Kann es da nicht möglicherweise auch ein Vorteil sein in den Verhandlungen, wenn die USA Geschäftsmänner schicken bzw. Witkoff schicken statt einem klassisch ausgebildeten Diplomaten?
Böller: Nein, das halte ich für ausgeschlossen, dass es da einen klaren Vorteil gibt. Im Grunde ist das eine Show-Veranstaltung von Putin. Ich glaube auch nicht, dass Putin tatsächlich daran interessiert ist, wirklich in Verhandlungen über einen Frieden in der Ukraine einzutreten. Er versucht im Grunde, mit maximalen Forderungen hier die russischen Interessen durchzusetzen in der Ukraine. Und er hat mit Trump eben einen Präsidenten gefunden, bei dem man das machen kann.
Wenn wir auf die Politik des Präsidenten schauen im letzten Dreivierteljahr, dann sehen wir: es ist klar pro-russisch orientiert. Die Hilfe für die Ukraine wird schrittweise zurückgefahren. Die Ukraine wird immer wieder kritisiert, unter Druck gesetzt – und Russland auf der anderen Seite hofiert, etwa mit dem Treffen in Alaska.
Florian Böller: Ja, in der Tat, da gibt es Hinweise darauf: Es wurde jetzt gerade berichtet, dass die russische Seite Witkoff und Trumps Schwiegersohn Jared Kushner vor allem eben wirtschaftliche Kooperationen in Aussicht stellt. Und es geht anscheinend überhaupt nicht um Sicherheit für die Ukraine, sondern vor allem um diese kurzfristigen Geschäftsinteressen für die USA, mit denen man versucht, die Trump-Administration auf Putins Seite zu locken.
SWR Aktuell: Um was für Geschäfte geht es denn da genau?
Ich halte das für Luftschlösser.Quelle: Florian Böller, Politikwissenschaftler vom Heidelberg Center for American Studies
Böller: Es geht um Rohstoffe und es geht um vermeintlich Investitionen, die man tätigen könnte, zum Wiederaufbau der Ukraine. Und daran erkennt man ja auch schon, wie unrealistisch diese ganzen Vorschläge sind. Das könnte ja nur in einer weiten Zukunft passieren und dafür müssten ja erstmal die ganzen Details einer Friedenslösung ausgearbeitet werden. Das ist nicht der Fall und insofern halte ich das für Luftschlösser.
SWR Aktuell: Neben Witkoff ist ja auch Trumps Schwiegersohn Jared Kushner bei den Verhandlungen rund um die Ukraine dabei. Welche Rolle spielt Kushner im System Trump?
Böller: Er scheint ein wichtiger Berater zu sein. Es ist aber auch nicht nur Kushner, sondern es sind auch andere im Umfeld des Präsidenten, die immer wieder die Geschäftsinteressen der Trump-Familie vertreten. Und es kommt hier zu einer wirklich außergewöhnlichen Vermischung von wirtschaftlichen Interessen, privaten Profitinteressen, privatem Profitstreben der Trump-Administration und des Präsidenten selbst und seiner Familie. Und das führt inzwischen, wie Sie auch gesagt haben, auch in den USA zur Kritik – selbst bei den Republikanern, die ansonsten ja sehr treu hinter Trump stehen.
SWR Aktuell: Aber das ist ja grundsätzlich eigentlich nichts Neues, dass eine US-Regierung Geschäftsleute für diplomatische Missionen einspannt, oder?
Witkoff ist im Grunde der Golfpartner und Geschäftspartner von Donald Trump, und das zeichnet ihn aus.Quelle: USA-Experte Florian Böller
Böller: Doch, in diesem Ausmaß halte ich das schon für außergewöhnlich, insbesondere bei Friedensverhandlungen. In anderen Administrationen mag es das gegeben haben, wenn es um Wirtschaftsverhandlungen ging, um Handelsdeals. Aber hier geht es ja wirklich um den Kern der Diplomatie. Und Witkoff scheint hier auch allein mit dem russischen Präsidenten zu verhandeln, ohne eigenen Dolmetscher, auch ohne Unterstützung des State Department, also professioneller Diplomaten. Das ist höchst ungewöhnlich, und Witkoff hat überhaupt keine Qualifikation als Diplomat: Er ist im Grunde der Golfpartner und Geschäftspartner von Donald Trump, und das zeichnet ihn aus. Das ist natürlich gefährlich, mit jemandem zu verhandeln wie Putin, der sehr viel Erfahrung hat.
SWR Aktuell: Aber jetzt ist ja Russland ein oligarchischer Staat, in dem auch Politik und wirtschaftliche Interessen eng verknüpft sind häufig. Kann es da nicht möglicherweise auch ein Vorteil sein in den Verhandlungen, wenn die USA Geschäftsmänner schicken bzw. Witkoff schicken statt einem klassisch ausgebildeten Diplomaten?
Eine Show-Veranstaltung von PutinQuelle: Florian Böller, USA-Experte
Böller: Nein, das halte ich für ausgeschlossen, dass es da einen klaren Vorteil gibt. Im Grunde ist das eine Show-Veranstaltung von Putin. Ich glaube auch nicht, dass Putin tatsächlich daran interessiert ist, wirklich in Verhandlungen über einen Frieden in der Ukraine einzutreten. Er versucht im Grunde, mit maximalen Forderungen hier die russischen Interessen durchzusetzen in der Ukraine. Und er hat mit Trump eben einen Präsidenten gefunden, bei dem man das machen kann.
Wenn wir auf die Politik des Präsidenten schauen im letzten Dreivierteljahr, dann sehen wir: es ist klar pro-russisch orientiert. Die Hilfe für die Ukraine wird schrittweise zurückgefahren. Die Ukraine wird immer wieder kritisiert, unter Druck gesetzt – und Russland auf der anderen Seite hofiert, etwa mit dem Treffen in Alaska.
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