Gleichberechtigung in EU erst in 50 Jahren
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Der vollständige Gleichstand der Geschlechter in Europa ist laut dem am Dienstag veröffentlichten Gleichstellungsindex 2025 des Europäischen Instituts für Gleichstellungsfragen (EIGE) noch mindestens 50 Jahre entfernt. Der EU-Index für das Jahr 2025 erreicht 63,4 von 100 Punkten, die volle Gleichberechtigung bedeuten würden. Der Wert liegt um 7,6 Punkte unter den 71 Punkten vom Vorjahr, und damit fast wieder auf dem Niveau von 2010. Österreich erreicht 61,2 Punkte.
Am “gleichsten” ist wie im Vorjahr Schweden, gefolgt von Frankreich und Dänemark. Am “ungleichsten” sind heuer Zypern, Ungarn und Tschechien. Österreich belegt Platz 13 in der EU, im Vorjahr war es noch Platz 11 gewesen. Seit 2015 hat sich der heimische Wert aber um 7,7 Punkte verbessert. Zum Vergleichen wurden Daten aus sechs Bereichen des täglichen Lebens genutzt: Arbeit, Geld, Wissen, Zeit, Macht und Gesundheit. Die Methodik des Index wurde seit dem Vorjahr grundlegend überarbeitet.
Gehaltslücke klafft weit
Weit klafft laut dem Index immer noch die Gender Pay Gap, die Gehaltslücke: Frauen in der EU verdienen jährlich nur rund drei Viertel des Gehalts von Männern. “Frauen leisten die Arbeitsleistung eines ganzen ‘Geisterquartals’ unentgeltlich. Diese drei Monate und 18 Tage, die jedes Jahr durch die Lohnlücke verloren gehen, sind ungerecht. Sie bremsen die Gleichstellung und Wettbewerbsfähigkeit ganz Europas”, so EIGE-Direktorin Carlien Scheele laut Aussendung.
“Der Index zeigt zwar, dass mehr Frauen erwerbstätig sind, jedoch nicht genügend Frauen in gut bezahlten Berufen oder in den Führungsetagen sind, wo über die Budgets entschieden wird”, so Scheele weiter. Und das, obwohl Studentinnen laut Bericht bessere Leistungen erbringen als Studenten. Während Elternschaft die Karrierechancen von Männern verbessere, schränke sie diese für Frauen ein. Frauen erledigen laut Bericht auch weiterhin den größten Teil der unbezahlten Pflege- und Hausarbeit.
Österreich am gleichsten bei Gesundheit, am ungleichsten bei Macht
Österreich schneidet mit 88,7 Punkten und Platz 4 im Bereich Gesundheit am besten ab, den größten Verbesserungsbedarf ortet der Bericht im Bereich Geld, wo wir mit 65,3 Punkten den 27. Platz in der EU einnehmen. Die niedrigste Gesamtpunktzahl wurde jedoch im Bereich Macht mit 39,9 Punkten erzielt (Platz 11 in der EU). Auch die heimische Beschäftigungsrate der Frauen ist mit 43 Prozent eine der niedrigsten in der EU (Männer zum Vergleich: 60 Prozent).
Gewalt gegen Frauen ist einer der zusätzlichen Bereiche des Gleichstellungsindex. Laut Bericht ist Gewalt gegen Frauen weiterhin weit verbreitet und wird nicht genügend gemeldet. Die Daten deuten darauf hin, dass 31 Prozent aller Frauen in Europa im Laufe ihres Erwachsenenlebens körperliche und/oder sexuelle Gewalt erleben. Österreich liegt hier über dem EU-Schnitt: 36 Prozent geben hier an, seit ihrem 15. Lebensjahr körperliche und/oder sexuelle Gewalt durch einen beliebigen Täter erlebt zu haben.
“Der Weg zur echten Gleichstellung ist noch immer weit! Das macht nicht nur der Gleichstellungsindex deutlich, sondern auch die alltäglichen Erfahrungen vieler Frauen”, sagen die SPÖ-EU-Abgeordneten Elisabeth Grossmann und Evelyn Regner in einer Aussendung. Auf europäischer Ebene seien bereits wichtige Instrumente wie die Lohntransparenzrichtlinie geschaffen worden: “Diese Werkzeuge sind stark, doch sie entfalten ihre Wirkung nur, wenn die Mitgliedstaaten sie konsequent umsetzen. Es reicht nicht, die gläserne Decke vorsichtig anzukratzen. Wir müssen den Mut haben, sie mit dem Vorschlaghammer zu zerschlagen!”
(APA)




