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Guerilla Discovery - wenn der Kontext Product Discovery nicht aktiv unterstützt

Guerilla Discovery - wenn der Kontext Product Discovery nicht aktiv unterstützt

Update: 2024-08-19
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Tobias Morauf im Gespräch mit Tim

Guerilla Discovery – das ist ein vielleicht zunächst mal unbekannter oder ungewöhnlicher Begriff. Gemeint ist damit ein unterschwelliger und kontinuierlicher Weg, um Nutzereinblicke zu gewinnen, selbst wenn das Umfeld nicht ideal für tiefergehende Discovery-Prozesse ist.


In dieser Episode ist Tobias Morauf, Senior Product Manager bei cosee, zu diesem Thema der Gesprächsgast von Tim. Er gibt spannende Einblicke in seine Art, für mehr Product Discovery zu sorgen - selbst wenn kein Budget bzw. kein expliziter Wille in seinem Produktkontext bzw. Projekt vorhanden ist, nach mehr Product Discovery zu streben.


Wie das genau funktioniert und welche praktischen Tipps dabei helfen, beleuchten wir in dieser Folge unseres Podcasts.


Unter Guerilla Discovery versteht Tobias ein Vorgehen, bei der Product Discovery nicht aufwendig und formal durchgeführt wird, sondern unterschwellig aber kontinuierlich in den Produktalltag integriert wird. Ziel ist es, trotz knapper Ressourcen und begrenztem Spielraum wertvolle Erkenntnisse zu sammeln. Ein zentraler Gedanke dabei: Discovery braucht oft weniger Zeit und Aufwand, als man denkt.


Ein griffiges Beispiel, das Tobias Morauf aus seiner Praxis teilt, zeigt eindrucksvoll, wie dieser Ansatz funktioniert. In einem Projekt ging es um die Migration eines Systems, bei dem es eine klare Feature-Liste von der IT-Abteilung gab. Doch Tobias bemerkte schnell, dass es eine Diskrepanz zwischen den Anforderungen der IT und den tatsächlichen Bedürfnissen des Kundenservice gab. Statt einfach die bestehenden Anforderungen umzusetzen, entschied er sich, den Kundenservice direkt zu beobachten – ganz unauffällig und ohne großes Aufsehen.


Durch diese einfache Maßnahme konnte Tobias feststellen, dass einige der ursprünglich geplanten Features überflüssig waren, während andere, wie die Möglichkeit, Kunden zu sperren oder zu anonymisieren, viel wichtiger waren. Diese Erkenntnisse führten nicht nur zu einer besseren Lösung, sondern halfen auch, unnötigen Aufwand zu vermeiden – ganz im Sinne von Jeff Pattons Prinzip: „Maximiere den Outcome, während du den Output minimierst.“


Um Guerilla Discovery erfolgreich in der Praxis umzusetzen, schlägt Tobias einen Ansatz in fünf Schritten vor:


Stakeholder überzeugen: Oft gibt es Widerstände, wenn es um zusätzliche Discovery geht. Hier hilft es, mit gezielten Fragen und Annahmen zu arbeiten, statt sofort mit großen Konzepten oder umfangreichen Interviews zu starten.
Nutzer verstehen: Der direkte Kontakt zum Nutzer ist essenziell. Wenn dieser nicht möglich ist, helfen kleine, kontinuierliche Beobachtungen und das Hinterfragen bestehender Annahmen.
Im kleinen Rahmen experimentieren: Discovery kann auch in kleinen Schritten stattfinden. Es muss nicht immer der große Wurf sein. Auch kurze Beobachtungen oder Gespräche können wertvolle Einsichten liefern.
Scope-Creep beachten: Jedes Projekt hat ein Budget, sei es finanziell oder zeitlich. Ein Teil dieses Budgets sollte bewusst für Discovery verwendet werden, da dies langfristig zu besseren Entscheidungen führt und letztlich Ressourcen spart.
Den Scrum Master einbinden: Sollte es zu Widerständen im Team kommen, empfiehlt Tobias, den Scrum Master als Verbündeten zu gewinnen. Dieser kann oft helfen, Konflikte zu moderieren und den Fokus auf die Nutzerbedürfnisse zu lenken.
Ein zentraler Punkt, den Tobias betont, ist der Mut, den Guerilla Discovery erfordert. Man muss halt aus der eigenen Komfortzone heraustreten und vielleicht auch mal anecken. Doch genau hier liegt der Schlüssel: Wer bereit ist, kleine Schritte zu gehen und immer wieder hinterfragt, kann selbst in einem schwierigen Umfeld wertvolle Erkenntnisse gewinnen.


Fazit: Kleine Aktionen, große Wirkung
Tobias’ Ansatz zeigt, dass Product Discovery nicht immer aufwendig oder formell sein muss. Durch gezielte, kleine Maßnahmen können auch in einem schwierigen Umfeld wichtige Erkenntnisse gewonnen werden. Dabei ist es entscheidend, den Nutzer in den Mittelpunkt zu stellen und kontinuierlich zu hinterfragen, ob die geplanten Lösungen wirklich die Probleme der Nutzer lösen – und das oft mit viel weniger Aufwand, als man denkt.


Wer mehr darüber erfahren möchte, wie Tobias diesen Ansatz auf der „Crafting Products“ Konferenz vorgestellt hat, findet das Video des Vortrags auf der Website zu dieser Konferenz. Die nächste Ausgabe der "Crafting Products" Konferenz findet übrigens am 15. Mai 2025 statt – Save the Date!


Auf diese älteren Episoden wird in dieser Folge verwiesen:



Und auf folgende Tools verweist Tobias:



Wer weitere Fragen an Tobias hat oder mit ihm anderweitig in Kontakt treten möchte, erreicht ihn am Besten über LinkedIn.


Hoffentlich kannst du aus diesem Erfahrungsbericht zum Guerilla Discovery ein paar Anregungen mitnehmen, wie du bei dir im Umfeld peu a peu zu mehr Discovery Arbeit kommst. Welche Erfahrungen hast Du selber gemacht, falls das Umfeld (noch) nicht so offen für Product Discovery ist? Wenn du deine Tipps und Erfahrungen aus der Praxis mit den anderen Hörerinnen und Hörern teilen möchtest, dann hinterlasse gerne einen Kommentar unterm Blog-Artikels oder auf unserer Produktwerker LinkedIn-Seite.


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Tim Klein, Dominique Winter, Oliver Winter