Sophia Maier über Krieg, Angst und Menschlichkeit
Description
Kriegsreporterin Sophia Maier hat in den vergangenen Jahren erlebt, wie sehr sich Konflikte in unsere Gegenwart hineindrängen – und wie schnell dabei die Menschen hinter den Schlagworten verschwinden. Sie spricht von „existenziellem Angstgefühl“, das sie erstmals in der Ukraine erfasste, und davon, dass der natürliche Reflex in solchen Momenten nicht Flucht, sondern Arbeit sein kann: „Was gibt mir Halt? Reporterin sein.“ Ihre Erfahrung verweist auf ein größeres Problem unserer Zeit: Der Krieg ist in unseren Feeds allgegenwärtig, aber die individuellen Lebensgeschichten, die ihn ausmachen, verlieren an Platz. Stattdessen dominiert eine Sprache der Entmenschlichung, die Geflüchtete in Kategorien sortiert und politische Verantwortung oft ausblendet.
Maier erlebt, wie komplexe Zusammenhänge im öffentlichen Diskurs verschwinden. Flucht werde behandelt, „als wäre sie eine Naturkatastrophe“, sagt sie, obwohl westliche Politik, Klimawandel und jahrzehntelange geopolitische Entscheidungen zentrale Ursachen sind. Gleichzeitig verlieren viele Menschen das Vertrauen in Medien – nicht aus ideologischen Gründen, sondern weil sie sich nicht mehr gesehen fühlen. Das ungefilterte Übermaß an Bildern aus Kriegsgebieten überfordert zusätzlich. Selbst sie, die beruflich daran gewöhnt ist, sagt: „Ich habe Bilder gesehen, die ich in meine Träume mitgenommen habe.“ In dieser Gemengelage gewinnen Personenmarken an Einfluss, während institutioneller Journalismus an Autorität verliert – eine gefährliche Verschiebung, die demokratische Öffentlichkeit unter Druck setzt.
Ihre Arbeit führt Maier immer wieder zu jenen, deren Geschichten sonst unsichtbar bleiben – zu Familien in Syrien, Kindern in Aleppo, Zivilisten in der Ukraine, aber auch zu Akteuren wie der Hamas oder den Taliban. Objektivität sei unter solchen Bedingungen ein schwieriges Ideal, wichtiger sei Haltung dort, wo es um Unverhandelbares geht: Menschenrechte, Menschenwürde, Überleben. Für all das zahlt sie einen persönlichen Preis: Jahre voller Bedrohungen, Übergriffen und traumatischer Erfahrungen haben Spuren hinterlassen, und erst spät lernte sie, sich selbst Pausen zuzugestehen.
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