Stefan Beckert: Alle Büttel sind Bastarde!? - Wahrnehmungen städtischer Ordnungskräfte am Beispiel der Dresdener Armenpolicey des 18. Jahrhunderts
Beschreibung
Die Zeit Augusts des Starken brachte ein eigenes System der Armutsbekämpfung hervor. Während in seiner Residenzstadt Dresden neue Prachtbauten entstanden und die Strahlkraft des „Sächsischen Sonnenkönigs“ alle möglichen Bevölkerungsschichten in die Stadt zog, nahm die Armut der Unterschichten zu. Der Gedanke, dass Armut aus mangelnder Arbeitsbereitschaft entsprang, Bedürftige also auch mit Gewalt zum Arbeiten anzuhalten seien, sorgte auf den Straßen Dresdens für Konflikte. Denn dort war das Betteln verboten und Bettelnde konnten aus der Stadt geprügelt werden. Dies war die Aufgabe der Bettelvögte. Diese Bettelpolizisten lebten am Rande der Unehrlichkeit, waren in der Stadt als „Hundspeitscher“ verschrien und standen den Bettlern die sie verfolgten, gelegentlich näher als der Stadtbevölkerung in deren Namen sie ihre Dienste verrichteten. Der Vortrag führt durch die frühneuzeitliche Armenpolitik und wirft anhand gestohlener Töpfe, magischer Wurzeln und öffentlichen Hinrichtungen einen Blick durch die Augen der städtischen Ordnungskräfte auf die Armut im barocken „Elbflorenz“.