Vom Schmerz zum Lob

Vom Schmerz zum Lob

Update: 2025-12-06
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1. Der Marsch für das Leben und ein erschütternder Zwischenruf



„Marsch für das Leben!“ hieß es auch in diesem Jahr wieder in Berlin und Köln. Auf Schildern und Spruchbändern stehen Aussagen, die das „Ja zum Leben“ bekräftigen. Menschen schauen von den Straßenrändern darauf. Hoffentlich werden viele in ihrer Gleichgültigkeit nachdenklich, denke ich! Unter ihnen sind aber auch solche, die eine andere Überzeugung loswerden wollen. Als ich sie zum ersten Mal höre, traue ich meinen Ohren kaum: „Hätt' Maria abgetrieben, wärt ihr uns erspart geblieben!“ Diese Worte fraßen sich in mein Herz und hinterließen eine tiefe Erschütterung in mir.

 



2. Maria – ihre Berufung und ihre Freude



Ich dachte an Maria, die junge Frau, der Gott durch den Heiligen Geist die Menschwerdung seines Sohnes anvertraut hat. Sie hätte Jesus abtreiben sollen? Nein! Unvorstellbar! Sie hat ihre Berufung gelebt und Jesus Christus in seiner Kindheit und auch in den drei Jahren des aktiven Unterwegsseins als Messias bis hin zum Tod am Kreuz und seiner Auferstehung begleitet. Bei der Ankündigung ihrer Berufung, Mutter des Heilands der Welt zu werden, hat sie einen Lobgesang angestimmt: „Meine Seele erhebt den HERRN, und mein Geist freut sich Gottes, meines Heilands!“  Diese Freude ist ansteckend. Das spüren wir gerade jetzt wieder in der Advents- und Weihnachtszeit.

 



3. Hanna – ein Vorbild der Hoffnung



Aber Maria ist nicht die Einzige, der ein Sohn mit einer überragenden Bedeutung anvertraut wurde. Im 1. Buch Samuel lerne ich Hanna kennen. Sie hat ein besonderes Problem. Sie steht nicht etwa in der Gefahr, ein gezeugtes Kind loswerden zu wollen, nein, sie gehört zu denen, bei denen die Empfängnis nicht klappt. Hanna ist unfruchtbar wie Sara, die später die Mutter von Isaak wurde, und wie Elisabet, die Mutter von Johannes dem Täufer. Im Altertum galt das als Schande. Wie in jener Zeit üblich, ist Hannas Mann Elkana noch mit einer anderen Frau verheiratet, die ihm mehrere Kinder geboren hat.



Hanna weiß, dass ihr Mann sie auch ohne erfüllten Kinderwunsch liebt. Das aber reicht Hanna nicht. Als sie wieder einmal mit der ganzen Familie in Silo bei der Stiftshütte ist, schüttet sie ihr Herz vor Gott aus. Was da alles drin ist! Die Sticheleien ihrer Konkurrentin und der Anblick von Peninnas Kindern haben Hannas Herz verwundet! Hilflosigkeit und Enttäuschung haben zu Selbstzweifel und Scham geführt. Da könnten Bitterkeit und sogar Hass gegen Gott und ihr Beziehungsgefüge bei ihr landen. Wenn sie dem nachgeben würde, wäre sie bald isoliert und würde in allem Trubel vereinsamen. Das weiß Hanna.



Die verletzenden Worte ihrer Widersacherin laden Hanna zwar zu einer Selbstmitleidsparty ein, aber sie sucht lieber die Gegenwart ihres Schöpfers auf, der dieses Defizit der Unfruchtbarkeit zugelassen hat. Ihm vertraut sie, ihn liebt sie, und darum ist Hanna hoffnungsvoll. Sie betet um einen Sohn, den sie Gott zurückgeben will, damit er mit seinem Leben Gott verfügbar ist. Der Priester Eli spricht ihr den Friede Gottes zu. Und das Kind wird geboren! Hanna steht zu ihrem Gelübde.



Nachdem sie Samuel etwa drei Jahre versorgt und erzogen hat, ähnlich wie wir es von Mose wissen, bevor er an den ägyptischen Königshof kam, übergibt sie ihren Sohn dem Priester Eli. Da kennt Samuel also bereits seine Identität, denn die Kleinkindzeit ist die Hauptprägezeit eines Menschen. Seine Mutter kümmert sich weiterhin in Silo bei der Stiftshütte um ihren von Gott erbetenen Sohn.



4. Hannas Lobgesang und Gottes souveränes Handeln



Aber Samuel, Elkana, Peninna und Eli sind nicht die Hauptpersonen in Hannas Leben, sondern der, dem sie ihr Herz in ihrer tiefen Bedürftigkeit ausgeschüttet hatte. Gott hat sie in seiner Gnade zu ihrer Lebenserfüllung gebracht. Und darum lobt sie den Gott der Treue, der Liebe, der Kraft, der einen guten Plan hat mit ihr, ihrem Sohn, ihrem Volk und der ganzen Welt. Der Freude über ihre Gebetserhörung gibt sie jetzt Raum in einem weiteren Gebet.



In Vers 1 spricht sie in Ichform über ihre Freude, Gott so praktisch erlebt zu haben: mein Herz, mein Haupt, mein Mund. Sie hat sich ganz geöffnet für die bewusste Begegnung mit Gott. Ab Vers 2 kommt das Wort „Ich“ nicht mehr vor, sondern „der Herr“ oder „Er“ – und zwar jeweils siebenmal. Die Zeit von drohendem Selbstmitleid und Bitterkeit ist überwunden. Sie hat in den Schwierigkeiten, ähnlich wie Hiob, den heiligen Gott besser kennengelernt.



Sie ist nicht mehr wankelmütig, sondern steht jetzt auf einem Felsen, der trägt. Das, was lange große Anfechtung war, ist überwunden. Beleidigungen, Spott, Frechheiten, Selbstherrlichkeit aus ihrem Umfeld bestimmen Hanna nicht mehr. Sie empfiehlt ihrem bösartigen Gegenüber sogar, daran zu denken, dass Peninna selbst sich auch einmal vor Gott zu verantworten hat (Vers 3).



Und dann kommt ab Vers 4 die Darstellung der Bilanz, wie sie auf der Achterbahn ihrer Lebensführung Gott erlebt hat. Es tauchen in den Versen 4–8 interessante Begriffe auf: Starke und Schwache, Satte und Hungrige, Unfruchtbare und die Supermutter. Der Herr tötet und macht lebendig, arm und reich, erniedrigt und erhöht. Er ist heilig, verlässlich, mächtig und gerecht; von ihm werden Taten gewogen. Das bedeutet: Gott hat den Überblick und hält alles in seiner Hand. Welch ein Trost ist das angesichts von so viel Krieg und Terror in unseren Tagen.



Am Ende ihres Gebetes in Vers 10 spricht Hanna von einem König und Gesalbten! Bisher hatte Israel noch keinen Staatsmann gehabt, der zum König gesalbt worden ist. Aber nun kommt Samuel ins Spiel. Er ist von seiner Mutter nicht zum Dienst in die Stiftshütte gebracht worden, um dort Karriere zu machen – nein, Gott hat ihn in die Übergangszeit zwischen Richtern und Propheten in seine spezielle Berufung gebracht.



Samuel hat den ersten König Israels, Saul, und auch den zweiten, David, gesalbt und auf den kommenden Messias hingewiesen. Hanna spricht das aus. Sie ist ein Adventmensch. Sie lebt in Erwartung.



5. Was Hannas Lebenskonzept uns heute lehrt



Mit dem Lebenskonzept von Hanna habe auch ich beste Erfahrungen gemacht. Gott lässt bei jedem von uns Lebensumstände zu, die uns nicht gefallen. Oder wir bringen uns selbst in Schwierigkeiten, weil wir Gottes Gebote missachten, etwa indem wir andere mit Worten beschimpfen. Sind Murren, Selbstmitleid und Depression ein guter Weg, damit umzugehen? Hanna hat sich lieber mit Hoffnung auf Hilfe an den gewandt, der den Überblick hat und das Beste geplant hat.



Ihr Antidepressivum heißt: „Gott loben zieht nach oben, ihm danken schützt vor Wanken!“ Und was ist das Beste?



Es steht für die, die ihr Leben dem von Hanna prophezeiten König und Gesalbten Jesus Christus anvertraut haben (Römer 8,28–29). Das Beste ist, dass wir in das Bild Jesu umgestaltet werden. Darum ist der Heiland gekommen, um den natürlichen, hochmütigen, verzweifelten alten Menschen mit in seinen Tod zu nehmen, damit er als Auferstandener in uns leben kann. Das lässt uns zu Überwindern werden und macht uns zu Hoffnungsmenschen. Dazu sind auch Sie eingeladen. Hier liegt der tiefste Sinn von Advent und Weihnachten!


Autor: Gretel Masuch





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