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Fempire - der Podcast über Frauen, die schreiben

Fempire - der Podcast über Frauen, die schreiben
Author: Rasha Khayat
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© Rasha Khayat
Description
Fempire - der Podcast über Frauen, die schreiben.
Auf wessen Schultern stehen wir, die Schriftstellerinnen von heute?
Autorin Rasha Khayat lädt andere Schriftstellerinnen ein, um über die Arbeit und den Einfluss ihrer weiblichen, schreibenden Vorbilder zu sprechen. Wir reden über Sprache, die Fesseln des Patriarchats und vor allem über die Frauen, die uns geprägt haben. Jede Autorin bringt eine "Heldin" mit und wir feiern Leben und Arbeit großer Schriftstellerinnen.
Fempire auf Instagram: https://www.instagram.com/fempire_podcast/
Auf wessen Schultern stehen wir, die Schriftstellerinnen von heute?
Autorin Rasha Khayat lädt andere Schriftstellerinnen ein, um über die Arbeit und den Einfluss ihrer weiblichen, schreibenden Vorbilder zu sprechen. Wir reden über Sprache, die Fesseln des Patriarchats und vor allem über die Frauen, die uns geprägt haben. Jede Autorin bringt eine "Heldin" mit und wir feiern Leben und Arbeit großer Schriftstellerinnen.
Fempire auf Instagram: https://www.instagram.com/fempire_podcast/
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Frisch aus der Sommerpause zurück, freuen wir uns mit Folge sechs der zweiten Staffel wieder ein sehr starkes und für Rasha bedeutsames Fempire-Gespräch präsentieren zu können. Zusammen mit der wunderbaren Schriftstellerin Heike Geißler widmet sich Rasha dem Werk der palästinensischen Autorin Adania Shibli, die beide sehr schätzen.
Die Schriftstellerin, Übersetzerin und Herausgeberin Heike Geißler wurde 1977 in Riesa geboren. Ihr literarisches Schaffen umfasst verschiedenste Textformen, darunter Romane, Essays, Theaterstücke und Hörspiele, für die sie mit zahlreichen Stipendien und Preisen ausgezeichnet wurde. Von ihr sind mit „Verzweiflungen“ und „Arbeiten“ dieses Jahr gleich zwei tolle essayistische Bücher erschienen, in denen sie über die Verwertungslogiken im Kapitalismus, Menschenfeindlichkeit und, wie der Titel schon verrät, über das Verzweifeln schreibt. Da es gerade an Anlässen zum Verzweifeln nicht mangelt, konnte Heikes kluge literarische Bearbeitung dieses Gefühls zu keinem passenderen Moment erscheinen.
Ein Grund zum Verzweifeln ist auch der Umgang des deutschen Literaturbetriebs mit der 1974 geborenen palästinensischen Autorin Adania Shibli. Ihr 2022 erstmals auf Deutsch erschienener Roman „Eine Nebensache“ (2017 auf Arabisch erschienen) wurde vor allem durch die Absage von Shiblis Preisverleihung auf der Frankfurter Buchmesse im Oktober 2023 bekannt. Ohne um eine Besprechung dieses Vorfalls herumzukommen, lenken Rasha und Heike in ihrem Gespräch jedoch die Aufmerksamkeit zurück zum Wesentlichen: dem literarischen Werk Shiblis. Neben journalistischen Beiträgen, Essays, Kurzgeschichten und Theaterstücken sind von ihr bisher drei schmale Romane erschienen. Vor dem bereits erwähnten Roman „Eine Nebensache“ erschienen die zwei noch nicht in deutscher Übersetzung erschienenen Bücher „Touch“ (2010, im arabischen Original 2001 veröffentlicht) und „We Are All Equally Far from Love“ (2012, im arabischen Original 2004 veröffentlicht).
Anhand dieser Romane sowie eines in der Berlin Review erschienenen Essays von Shibli, befassen sich Heike und Rasha mit der zurückgenommenen, spartanischen Sprache der palästinensischen Autorin, die es dennoch schafft, Weichheit und Zärtlichkeit zu transportieren, sowie der Namens- und Gesichtslosigkeit ihrer Figuren. Außerdem sprechen sie über den Stand der arabischen Sprache im deutschen Literaturbetrieb, sich selbst entlarvende Literaturkritik und die Sehnsucht nach einem guten Ende.
Die 5. Folge der 2. Fempire-Staffel vereint zwei für unsere Zeit unverzichtbare Denkerinnen. Mit der großartigen und inspirierenden Philosophin und freien Autorin Eva von Redecker spricht Rasha über die kanadische Schriftstellerin, Journalistin, Aktivistin und ‚public intellectual‘ Naomi Klein.
Eva von Redecker wurde 1982 in Kiel geboren. Nach ihrer 2018 erschienen Doktorarbeit „Praxis und Revolution: Eine Sozialtheorie radikalen Wandels“ veröffentlichte Eva von Redecker 2020 mit ihrem Buch „Revolution für das Leben“ eine „Philosophie der neuen Protestformen“. In ihrem langen 2023 veröffentlichten Essay „Bleibefreiheit“, der seit Anfang dieses Jahres auch als Taschenbuch erworben werden kann, lädt sie dazu ein, den Freiheitsbegriff im Hinblick auf Kapitalismus, Klimakrise und Kriege neu zu denken. Neben ihren Büchern schreibt Eva außerdem regelmäßig Beiträge für verschiedene Zeitschriften und Zeitungen.
Naomi Klein, 1970 in Montreal geboren, ist die Verfasserin mehrerer in über 30 Sprachen übersetzter Bestseller-Sachbücher, darunter „No Logo“ (1999) und „The Shock-Doctrine“ (2007). Außerdem lehrt sie als ‚Professor of Climate Justice‘ an der University of British Columbia. Mit ihren Werken, Berichten und Artikeln für verschiedene Sender und Zeitungen ist Naomi Klein eine der bedeutendsten linken Intellektuellen und Kapitalismuskritikerinnen unserer Gegenwart.
Das Werk, dem sich Rasha und Eva widmen, ist Kleins neuestes Buch „Doppelgänger“, 2023 im Original auf Englisch und 2024 auf Deutsch erschienen, für das sowohl Rasha als auch Eva einen Instant Crush entwickelt haben. Ausgehend von einer sich häufenden Verwechslung zwischen ihr und der feministischen Liberalen turned Verschwörungstheoretikerin Naomi Wolf stellt die kanadische Autorin darin dar, wie sich das Umschlagen von Gesellschaften in Faschismus und spezifisch in Verschwörungserzählungen vollzieht. Außerdem besprechen Rasha und Eva einen vor kurzem von Naomi Klein und Astra Taylor verfassten Beitrag im Guardian: „The rise of end times facism“. Neben den Umschlägen und Verkehrungen der Gegenwart, die von Klein in „Doppelgänger“ beleuchtet werden, sprechen Rasha und Eva über Phantombesitz, das optimierte Selbst, den aktuellen deutschen politischen Diskurs seit dem 7. Oktober 2023, und das, was Naomi Klein ‚End Times Facism‘ nennt. Dabei bewundern Eva und Rasha Kleins schriftstellerische Fähigkeit zur Kritik, ohne dabei oberlehrerhaft zu sein, bekräftigen das Beharren der kanadischen Autorin, auf der Erde zu bleiben, und betonen die Wichtigkeit Kraft spendender Bücher und Gespräche.
Für die vierte Folge der zweiten Fempire-Staffel hat Rasha die Theater- und Prosaautorin Luna Ali als Gästin eingeladen. Lunas großartiger Debütroman „Da waren Tage“ erschien letztes Jahr, in dessen Kapiteln wir den Protagonisten Aras jedes Jahr am Jahrestag der Syrischen Revolution von 2011 an einem anderen Punkt seines Lebens antreffen. Dabei erleben wir nicht nur, wie die Ereignisse in Syrien sich auf Aras‘ Wahrnehmung von Realität und Fiktion auswirken, sondern wie Sprache beim Erzählen zwischen Deutschland und Syrien an ihre Grenzen gerät und immer wieder nach neuen Formen sucht.
Auf Lunas Wunsch hin, wagen sich die beiden mit Hannah Arendt an eine der bedeutendsten Denkerinnen des 20. Jahrhunderts heran. 1906 in Linden bei Hannover geboren und in Königsberg aufgewachsen, studierte sie Philosophie, Theologie und Klassische Philologie und promovierte bei Karl Jaspers. Von der Gestapo verfolgt, flüchtete Arendt 1933 nach Paris und wegen des Vorrückens der Nazis 1941 ein zweites Mal in die USA, wo sie nach achtzehn Jahren Staatenlosigkeit 1951 die Staatsbürgerschaft erhielt. In New York, wo sie bis zu ihrem Tod 1975 lebte, lehrte sie an verschiedenen Universitäten, vor allem aber schrieb sie an einem so bedeutenden wie umfangreichen Werk politischer und philosophischer Texte.
Um die Annäherung an die Werke der politischen Denkerin und Philosophin zu erleichtern, konzentrieren sich die beiden auf Arendts 1951 erstmals unter dem Titel „The Origins of Totalitarianism“ und 1955 auf Deutsch veröffentlichtes Opus magnum „Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft: Antisemitismus, Imperialismus, Totalitarismus“ sowie auf ihren deutlich schlankeren Essay von 1943 „We Refugees“ („Wir Flüchtlinge“). Rasha und Luna sprechen über die schreckliche Aktualität von Arendts Werken, über Aktivismus und die Frage nach politischem Handeln, die sowohl Luna wie Arendt in ihren Texten beschäftigt. Außerdem erzählt Luna in einem kleinen Exkurs von ihrer Reise nach Syrien Anfang dieses Jahres. Bei alldem fragen sich Rasha und Luna immer wieder: was hätte wohl Hannah Arendt dazu zu sagen?
Gästin der dritten Folge der zweiten Staffel ist Şehnaz Dost, Autorin mehrerer in verschiedenen Zeitschriften publizierten Prosatexte und des im Februar 2024 veröffentlichten Debütroman „ruh“, der im Herbst dieses Jahres auch als Taschenbuch erscheinen wird. Während Cemal, der Protagonist des Romans, versucht Ordnung in die kleinen und großen Unordnungen seines Familien-, Liebes- und Berufsleben zu bringen, verstrickt er sich in seinen Träumen immer wieder und tiefer in seine Familiengeschichte. Dieses von Şehnaz klug komponierte Spiel zwischen Gegenwart und Vergangenheit, Traum und Wirklichkeit, ist durchwirkt von Mythologie, Geschichte und Musik, deren Einfluss diesem Roman seinen unverwechselbaren Sound verleiht.
Weil Musik eine so große Rolle in Şehnaz‘ Schreiben spielt, werden Şehnaz und Rasha nicht nur, wie sonst, über eine weibliche literarische Größe sprechen, sondern auch über eine musikalische. Die beiden widmen sich der Autorin Leylâ Erbil, die 1931 in Istanbul geboren wurde und dort 2013 verstorben ist, und ihrem einzigen ins Deutsche übersetzten Roman ‚Eine seltsame Frau‘ (Ü: A. Gillitz-Acar & A. Hoch). Er erzählt die Geschichte von Nermin, die sich in der Türkei der 1950er-1970er Jahre ihren eigenen Weg als Frau, Intellektuelle und politische Denkerin zu bahnen versucht. Der im türkischen Original 1971 veröffentlichte Roman stellt allerdings nur einen kleinen Teil von Leylâ Erbils Romane, Kurzgeschichten und Essays umfassenden Gesamtwerks dar. Während Erbils Büchern zu Klassikern der türkischen modernen Literatur zählen, ist die Autorin in Deutschland kaum bekannt. Şehnaz und Rasha sprechen darüber, warum das so ist, die Dürftigkeit des westlichen Kanons im Allgemeinen sowie die Unzulänglichkeit und Allgegenwärtigkeit von Übersetzung.
Deutlich bekannter als Leylâ Erbil ist Sängerin, Rapperin und Songwriterin Lauryn Hill, deren einziges und legendäres Solo-Album „The Miseducation of Lauryn Hill“ von 1998 Şehnaz sehr geprägt hat. In ihrem Gespräch mit Rasha konnte es deshalb nicht unbesprochen bleiben, besonders weil Şehnaz und Rasha in dieser Folge immer wieder darauf zurückkommen werden, wie es ist, einem Text oder Musikstück nach vielen Jahren wiederzubegegnen.
Als Produzentinnen standen Rasha auch für diese Folge wieder Kathrin Albrecht und Asya Kurtuldu zur Seite.
Rashas Gesprächspartnerin für die zweite Folge der zweiten Staffel ist die Schriftstellerin Leyla Bektaș. Nach Textveröffentlichungen in Zeitschriften und Anthologien erschien 2024 ihr großartiger Debütroman „Wie meine Familie das Sprechen lernte“, der die Geschichte von Alev, einer jungen Alevitin in Deutschland, erzählt. Leyla verwebt hier kunstvoll mehrere Zeit- und Erzählebenen und zieht ihre Leserschaft immer weiter hinein in die Vergangenheit von Alevs Familie, die immer wieder mit einschneidenden Ereignissen der Geschichte der türkischen Republik zusammenfällt und von diesen aus der Bahn geworfen wird.
Im gleichen Jahr wie Leylas Debüt erschien auch die deutsche Fassung des Romans „Meine Arbeit“ der dänischen Schriftstellerin, Lektorin und Übersetzerin Olga Ravn (das Original wurde 2023 in Dänemark herausgebracht), den sich Leyla für diese Folge ausgesucht hat. 1986 in Kopenhagen geboren veröffentlichte Ravn neben einigen Lyrikbänden 2018 ihren ersten viel gelobten Science-Fiction-Roman „Die Angestellten“, der 2022 ins Deutsche übertragen wurde. In ihrem jüngsten Buch dagegen blickt Ravn durch ein Prisma literarischer Formen auf Mutterschaft, Weiblichkeit, (familiale) Beziehungsstrukturen ebenso wie auf mentale Gesundheit, die Möglichkeiten und Grenzen von Sprache oder den literarischen Topos des Doppelgängers. An all diese Themen und viele mehr knüpfen Leyla und Rasha in ihrem Gespräch an. Sie sprechen über Autofiktion und Fiktion als Schutzschild, die Dekonstruktion des Mutterschaftsmythos, Ravns materialistische Weltauffassung und sinnieren, wie Ravn selbst auch, über die Frage „what a book can do“.
Als Produzentinnen standen Rasha auch für diese Folge wieder Kathrin Albrecht und Asya Kurtuldu zur Seite.
Nach längerer Pause kehrt Fempire nun zurück. Mit von der Partie beim Wiedereinstieg sind nicht nur die zwei neuen Producerinnen Asya und Kathrin, die Rasha beim Podcast im Hintergrund unterstützen, sondern als erste Gästin der zweiten Staffel auch die wunderbare Schriftstellerin Asal Dardan. Nach ihrem 2021 veröffentlichten und hochgelobten Essayband "Betrachtungen einer Barbarin", erschien diese Woche mit "Traumaland: Eine Spurensuche in deutscher Vergangenheit und Gegenwart" ihr zweites Buch - schon jetzt eine absolute Pflichtlektüre - in dem Asal über die Erinnerungskultur in Deutschland, den Zusammenhang zwischen Struktur und rassistischer Gewalt, Verantwortung und Aufarbeitung nachdenkt.
Mitgebracht hat Asal die britische Autorin Jenny Diski (1947-2016), Verfasserin zahlreicher Essays, Romane, Kurzgeschichten und Reisetagebücher. Diski ist vor allem in Großbritannien für ihr umfangreiches und genreübergreifendes Werk bekannt, aber auch für ihre Beziehung zur Literaturnobelpreisträgerin Doris Lessing. Lessing nahm Diski als Teenagerin in ihrem Haushalt auf und blieb eine Figur an die sich Diski nicht ohne Ambivalenz und Reibung in ihrer literarischen Arbeit erinnert. Jenny Diski, ihr Schreiben und ihre Geschichte sind in Deutschland bisher leider nahezu unbekannt.
Neben dem komplexen Verhältnis zwischen Diski und Lessing, Mutterschaft & Autorinnenschaft und der Begrenztheit unserer Vorstellungen von Beziehungen, unterhalten sich Rasha und Asal über verrückt-Werden als womöglich einzig richtige Reaktion auf das Zeitgeschehen, Solidarität und die Haltung des essayistischen Ichs.
Die Welt, Lenas und meine Welt, die Welt vieler, vieler Menschen hat sich in den letzten zwei Monaten durch die grausamen Ereignisse, die im Nahen Osten geschahen & noch geschehen, vollkommen verändert.
Lena ist Jüdin, ich bin Araberin. Wir sehen uns beide als eher sekulär, praktizieren die Religion, in die wir hinein geboren wurden, nicht wirklich. Wir fühlen uns aber emotional tief verbunden mit unseren Herkunftskulturen, mit den Geschichten & vor allem unseren Familien, die dahinter stecken & nicht zuletzt auch unser Schreiben & unsere Arbeit prägen.
Seit dem 7. Oktober haben wir gemeinsam geweint, uns erzählt, was wir in unseren Welten beobachten, haben um Worte gerungen, Sprachnachrichten, Fotos von Herbstlaub & Weihnachtsvorbereitungen und Textideen & -Entwürfe ausgetauscht. Wir haben uns oft, sehr oft gegenseitig gefragt "Wie geht es dir?", haben geschrieben "Wollte nur mal bei dir nachchecken!" Wir haben nicht losgelassen.
Und wir haben mit Deutschland gehadert, mit der Stimmung, den Medien & der Bubble, in der wir arbeiten.
Nun setzen wir uns für ein Gespräch zusammen, in dem wir diese, unsere letzten Wochen reflektieren und darüber reden, dass eigentlich nur Freundschaft & Verbindung helfen kann, jetzt, und sowieso immer. Und dass man erstmal nicht viel braucht, außer einander einen sicheren Raum für's Traurigsein & Wütendsein & Hilflossein geben. Und dass wir zusammenhalten & aufeinander aufpassen müssen, wenn wir irgendwann wieder freier leben wollen.
Liebste Lena - du weißt, wie dankbar ich bin für dich 💜
Und euch allen anderen wünsche ich, dass auch ihr Verbindungen habt, die euch Sicherheit geben. Achtet aufeinander. Und schon jetzt und mit diesem letzten Gespräch in diesem Jahr wünsche ich euch ein schönes Weihnachten und ein gutes, friedliches neues Jahr.
Ich freue mich riesig, heute eine ganz besondere Ausgabe mit euch
teilen zu können. Das wunderbare Globale, Festival für Grenzüberschreitende Literatur hat mich nach Bremen eingeladen, um dort live vor Publikum ein Fempire Gespräch aufzunehmen. Als Gästin habe ich mir Slata Roschal gewünscht, deren Debütroman, 153 Formen des Nichtseins im letzten Jahr zu meinen Lieblingsbüchern zählte.
Slata wiederum hat sich gewünscht, dass wir gemeinsam über Anke
Stelling und vor allem über den Roman „Fürsorge“ sprechen.
Aufgenommen haben wir in dem zauberhaften Kaffee Krach in Bremen, vor komplett vollem Haus. An dieser Stelle also auch nochmal ein dickes Dankeschön an das Kaffee Krach, an das Globale Festival und besonders an Tatjana Vogel für die Einladung, und an Frank Jacobsen für die Technik und den wunderbaren Mitschnitt.
Heute hab’ ich die Ehre und das große Vergnügen, eine ganz
besondere Gästin begrüßen zu dürfen. Mit ihrem Buch
Frauen-Literatur hat sie 2021 die Debatten und Diskussionen um Frauen
im Autorinnenberuf einmal gründlich durchgeschüttelt und gilt
seither quasi als Fackelträgerin für alles, was mit Frauen im
Literaturbetrieb zu tun hat.
Genau, die Rede ist von Nicole Seifert. Nicole ist promovierte
Literaturwissenschaftlerin, ausgebildete Verlagsbuchhändlerin,
Lektorin, Übersetzerin, Bloggerin, Herausgeberin, Autorin und
Influencerin. Kaum jemand hat sich in den letzten Jahren für
feministische Themen in der Literatur so sehr in die Bresche geworfen
wie sie. Dafür wird sie manchmal kritisiert, aber von sehr vielen
Menschen – auch und nicht selten auch von Autorinnenkolleginnen –
auch gefeiert.
Diesen Monat erblickt Nicoles neustes Projekt das Licht der Welt – gemeinsam mit
der Buchhändlerin Magda Birkmann hat sie für den Rowohlt Verlag
eine Reihe kuratiert, die vergessene Autorinnen aus dem 20.
Jahrhundert in deutscher Erstübersetzung präsentiert. Außerdem
erscheint im kommenden Jahr ihr neues Buch über die Frauen der
Gruppe 47 unter dem fantastischen Titel „Einige Herren sagten etwas
dazu“.
Über all das sprechen wir. Auch über Misogynie als System in der Literaturkritik,
über das Weglassen, das Abwerten, das absichtliche Vergessen von
Werken weiblicher Autorinnen auf Lehrplänen und bei Versuchen
sogenannter Kanonisierung und über ganz viele andere Dinge.
Außerdem noch eine kleine Ankündigung – bald geht die Fempire
Live Show in die nächste Runde, diesmal im Rahmen des wunderbaren
Globale Literaturfestivals in Bremen. Am 31. Oktober, der hier bei
uns im Norden ein Feiertag ist, werde ich im Bremer Kaffee Krach bei
Kaffee und Kuchen live mit der Autorin Slata Roschal sprechen und
aufnehmen. Ihr könnt dabei sein, meldet euch einfach über die Seite
des Globale Festivals an.
Alles über Nicole findet ihr hier , hier und hier
Anmeldungen zu Fempire Live in Bremen findet ihr hier. (runter scrollen bis 31. 10.)
Andrea Karimé ist Kinderbuchautorin, Essayistin und ausgebildete
Geschichtenerzählerin aus Köln. Sie schreibt wunderbare
Kinderbücher über Kinder, die nicht unbedingt Lukas oder Anna
heißen und nicht immer blond und blauäugig sind. Damit hat sie in
diesem Jahr den Preis der jungen Literaturhäuser gewonnen und
begeistert kleine und große LeserInnen in ganz Deutschland. Außerdem
ist vor einigen Wochen ihr großartiger Essayband „Wörter, Wörter,
Himmelörter“ erschienen, in dem sie poetisch und sprachverliebt
dem Ursprung ihrer Sprache auf den Grund geht.
Mitgebracht hat
Andrea die indische Schriftstellerin Arundhati Roy, oder, wie Andrea
sie nennt – ihre HabibtiHabibti – also ihre absolute
Lieblingsautorin.
Arundhati Roy wurde
Ende der 1990er Jahre mit ihrem Roman „Der Gott der kleinen Dinge“
zu einem absoluten Superstar. Ihre Romane und Essays wurden in über
50 Sprachen übersetzt und neben ihrer schriftstellerischen Arbeit
ist sie als politische Aktivistin auf der ganzen Welt unterwegs, im
Kampf gegen Faschismus, Imperialismus und Kapitalismus.
Und weil ich selbst
auch ein riesiger Fan von Arundhati Roy bin, haben Andrea und ich
viel und wild geschwärmt und gelacht.
Außerdem wollte ich
mit Andrea unbedingt über ihre Arbeit als Kinderbuchautorin reden
und darüber, wie sie die Reaktionen ihrer jungen Fans erlebt. Für
mich steht fest – wäre ich und jedes andere Kind nichtdeutscher
Herkunft mit Büchern wie die von Andrea aufgewachsen – wir hätten
uns so viel mehr und schneller gehört, gesehen und dazugehörig
gefühlt. Allein deshalb wünsche ich mir, dass ihr all euren Kindern
die Bücher von Andrea antragt.
Alles über Andrea findet ihr hier und hier.
Alles über Arundhati Roy findet ihr hier.
Als Gästin habe ich mir diesmal die wunderbare Daniela Dröscher eingeladen. Nachdem wir in der letzten Ausgabe mit Yade Önder so ausführlich über Danielas erfolgreichen Roman „Lügen über meine Mutter“ gesprochen haben und sie damit nun schon passiver Teil von Fempire war, ist es mir deshalb eine ganz besondere Freude, dass sie nun auch aktiv dabei ist.
Daniela Dröscher ist Autorin zahlreicher Theaterstücke, Essays, Kurzgeschichten und Romane. Zuletzt stand sie 2022 mit „Lügen über meine Mutter“
auf der Shortlist zum Deutschen Buchpreis, und ist auch ansonsten bereits vielfach ausgezeichnet und preisdekoriert für ihre Arbeit.
Zu unserem Gespräch hat Daniela ihre langjährige Heldin Yoko Tawada mitgebracht. Yoko Tawada schreibt in Japanischer und Deutscher Sprache, sie lebt seit
den 1990er Jahren in Deutschland – zunächst lange in Hamburg, inzwischen in Berlin – damit ist sie quasi auch geographisch eine
Brücke zwischen Daniela und mir – und arbeitet grenzüberschreitend, furios und furchtlos in so ziemlich jedem Genre – Roman, Essay, Erzählung, Lyrik, Akademie und kompletter Freestyle.
Ihr Werk sprüht nur so vor liebevollen Beobachtungen, klugen Einsichten und poetischen Formulierungen – völlig verständlich, dass sie Daniela seit vielen Jahren nicht loslässt. Wie ihr in dem Gespräch hören werdet, hab auch ich mich sofort mitreißen lassen von Tawadas Sound, ihrer Intelligenz und ihrer großen Zuneigung zur Welt. Dass sie nach wie vor der „bekannteste Geheimtipp der Literatur“ ist, das wollen wir – also Daniela und ich – nicht hinnehmen und hoffen
sehr, euch alle anzustecken und anzustiften mit der wundervollen Yoko Tawada und ihrem leuchtenden Werk.
Alles über Daniela und ihr Werk findet ihr hier.
Alles über Yoko Tawada und ihr Werk findet ihr hier.
Außerdem erwähnen wir dieses Buch von George Saunders und das Werk von Etel Adnan.
Zum ersten Mal präsentieren wir euch heute einen Live Podcast, den wir
bereits vor zwei Wochen aufgenommen haben. Auf Einladung von
Kuratorin und Fempire-Alumna Lena Gorelik war Fempire beim ersten
Stuttgarter Literaturfestival dabei und ich durfte live auf der Bühne
mit meinen wunderbaren Gästinnen Nava Ebrahimi und Yade Yasemin
Önder sprechen. Nava hat das Werk der großen israelischen
Schriftstellerin Zeruya Shalev mitgebracht, und Yade hatte den
aktuellen autofiktionalen Roman „Lügen über meine Mutter“ von
Daniela Dröscher im Gepäck.
Die Aufzeichnung fand im Rahmen des 1. Literaturfestival Stuttgart
2023 – Schreiben, während die Welt geschieht und in
Zusammenarbeit mit dem Theater Rampe statt. Für die reibungslose
Technik sorgte Max Kirks.
Das Literaturfestival Stuttgart wird vom Kulturamt der Landeshauptstadt
Stuttgart in Kooperation mit dem Literaturhaus Stuttgart sowie
weiteren Stuttgarter Literatur- und Kulturakteur*innen ausgerichtet.
Fotos von diesem wunderbaren Abend und vieles mehr findet ihr auf unserer Instagram Seite @fempire_podcast
Alles über Nava und ihr Werk findet ihr hier.
Alles über Yade und ihr Werk findet ihr hier.
Und dies sind die Bücher, über die wir gesprochen haben.
Nach einer kleinen Pause – Urlaub und dann Grippe sei Dank – melden wir uns dafür heute mit einer absoluten Star-Gästin zurück.
Olga Grjasnowa muss man wahrscheinlich kaum noch vorstellen. Seit ihrem Debütroman von 2012, „Der Russe ist einer der Birken liebt“ ist sie mit ihrer starken, eigenwilligen Stimme aus der Gegenwartsliteratur gar nicht mehr wegzudenken. Seither hat sie drei weitere Romane vorgelegt – zuletzt den historischem Roman „Der verlorene Sohn“ sowie ein extrem spannendes und dringendes Sachbuch, „Die Macht der Mehrsprachigkeit“, das ich wirklich allen extrem ans Herz lege. Sie hat unzählige Preise und Stipendien abgeräumt, ihr Debütroman ist inzwischen auch als Kinofilm zu sehen, und neben ihrer Arbeit als Schriftstellerin ist Olga außerdem aktuell als Poetik-Professorin in Wien tätig.
Für unser Gespräch hat Olga die amerikanische Autorin Sigrid Nunez mit in den Ring gebracht. Sigrid Nunez hat es erst in den letzten paar Jahren zu
größerer Bekanntheit gebracht, obwohl sie schon seit vielen Jahrzehnten schreibt und veröffentlicht. Dieser späte claim to fame ist wohl vor allem ihrem Roman „The Friend“ zu verdanken, für den sie 2018 den National Book Award und zahlreiche andere Preise erhielt und der weltweit geradezu einen Hype ausgelöst hat. Seither sind drei ihrer Romane und ein Memoire über Susan Sontag von Anette Grube ins Deutsche übersetzt worden und auch bei uns hat Sigrid Nunez sich schon eine breite Fan-Base erspielt.
Ich gebe es offen zu: Mich hat der Hype und auch die Bücher von Nunez zunächst nicht so gepackt und ich war extrem gespannt, von Olga zu hören, was ich übersehe oder nicht verstehe. Unser Gespräch hat mich Sigrid Nunez am Ende tatsächlich ein bisschen näher gebracht.
Sämtliche Infos zu allem, worüber wir sprechen, findet ihr wie immer in den Shownotes, und wenn euch unser Podcast gefällt und Spaß macht, klickt in eurer
Podcast App auf Abonnieren, folgt uns unter @Fempire_Podcast bei Instagram und teilt die Folgen mit euren Literatur-Freunden.
Alles über Olga hier und hier
Alles über Sigrid Nunez
Simone Scharbert schreibt Lyrik und Prosa der leisen Töne. In ihren Romanen „du, alice“ und „Rosa in Grau“ verschmelzen die Grenzen zwischen Form und Inhalt, zwischen Lyrik und Prosa, zwischen Persönlichem und Fiktivem und sie bringt uns LeserInnen eindringlich Frauenfiguren nah, die weder in der Welt, noch in der Literatur bisher genug Platz gefunden haben. Außerdem bespielt Simone ihren eigenen Podcast – Nahaufnahme – wo sie regelmäßig kleine Lesungen für Zwischendurch einspricht und auch ihr Instagram Account @simonescharbert ist eine schillernde kleine Poesieecke im ansonsten so lauten Internetuniversum.
Im Gepäck hat Simone die österreichische Schriftstellerin Ilse Aichinger und ihr wunderbar ausschweifendes Werk. Sich konkret über Ilse Aichingers Texte auszutauschen, ist keine einfache Aufgabe, wie wir in unserem Gespräch gemerkt haben. Aber das Konkrete ist eben auch das Gegenteil von dem, was Aichinger ihren Leserinnen schenkt – nämlich die sich immer wieder erneuernde Erkenntnis, dass Sprache, dass Bilder, das die Welt fluide und eben nicht fassbar, nicht einfach begreifbar ist. Und dass es gut ist, uns und den Wörtern, die wir so einfach benutzen, zu mißtrauen. Entstanden ist eine wunderbar mäandernde Reise durch Denk- und Wortwelten, die uns immer wieder zu einem Begriff führt: Verbindung.
In diesem Sinne verbindet euch mit Simone und mir, mit Ilse Aichinger und ihren wunderbaren Worten.
Alles über Simone findet ihr hier.
Ilse Aichingers Werk könnt ihr hier lesen.
Für die letzte Ausgabe von Fempire in diesem Jahr 2022 beehrt uns die wunderbare Münchner Schriftstellerin Sandra Hoffmann als Gästin. Sie bringt ihre große Heldin, die österreichische Dichterin Friederike Mayröcker mit und stellt sie uns und vor allem mir, die Mayröcker bis zu diesem Gespräch noch gar nicht gelesen hatte, mit einer unfassbaren Leidenschaft vor. Sie nimmt uns die Angst vor diesem monumentalen, hochpoetischen Werk, erzählt uns, wie Mayröcker schon viel früher als wir über Weiblichkeit und Autorinnenschaft nachgedacht hat, gibt uns Einblick, warum sie glaubt, dass sie selbst es ohne Mayröcker nie zur Schriftstellerin gebracht hätte und gibt uns den besten Rat, Mayröcker einfach zu folgen und spielerisch mit ihrem Werk umzugehen, anstatt uns einschüchtern zu lassen von dem großen Zitatenschatz der Dichterin.
Sandra selbst ist unter anderem die Autorin des absolut großartigen autofiktionalen Romans „Paula“, das 2017 zu meinen absoluten Lieblingsbüchern gehörte und das ich ganz unbedingt allen empfehle. Außerdem schreibt sie für’s Radio und unterrichtet kreatives Schreiben in München. Im kommenden Jahr, also 2023 wird ihr neuer Roman erscheinen, auf den ich mich schon wahnsinnig freue.
Und apropos Neues Jahr – nun wünsche ich euch allen eine wunderbare Weihnachtszeit mit allem, was ihr euch wünscht und was euch froh macht, hoffentlich viele Bücher unter’m Baum, und dann einen guten Start ins neue Jahr, mit bester Energie, Freude und viel Licht. Ich danke allen Zuhörerinnen für dieses großartige erste Fempire-Jahr, allen, die mir geschrieben haben, die uns bei Instagram folgen, die so schöne Rückmeldungen geben und sich von unseren Gesprächen so inspiriert fühlen. Tausend Dank, der Podcast war eine Corona-Schnapsidee und ich bin ganz gerührt und begeistert, wie viel aus dieser kleinen Idee in nur 12 Monaten entstanden ist. Ich freue mich, wenn ihr auch 2023 dabei seid, es wird tolle neue Gespräche geben, neue Bücher, neue Heldinnen.
Alles über Sandra findet ihr hier und hier.
Alles über Friederike Mayröcker findet ihr hier und hier.
Meine heutige Gästin ist die wunderbare Schriftstellerin Karosh Taha. Karosh ist im Jahr 2018 mit ihrem furiosen Debüt „Beschreibung einer Krabbenwanderung“ auf der literarischen Bühne aufgetaucht. Zwei Jahre später hat sie dann mit „Im Bauch der Königin“ nachgelegt, und ist für dieses grandiose Buch verdienterweise mit Lob und Preisen überschüttet worden.
Karosh hat nicht eine, nicht zwei, sondern gleich vier Autorinnen mit in unser Gespräch gebracht und sich gewünscht, dass wir uns thematisch auf den Einfluss von Autorinnen of Colour auf unsere Schreibbiographien konzentrieren, aber auch was es für uns selbst bedeutet, als nichtdeutschstämmige Autorinnen öffentlich zu sein. Deshalb sprechen wir erstmal viel über Toni Morrisson, Emine Sevgi Özdamar, Etel Adnan und Zadie Smith, aber auch über Rassismus in der Branche, exotisierende Literaturveranstaltungen mit Samowar, engstrirnige Rezensenten und die Enge von Schubladen, in die man als Migrationsmaskottchen einsortiert wird.
Kleiner Disclaimer: Wir hatten leider diesmal auf beiden Seiten ein kleines Lärmproblem – bei Karosh im Hintergrund gab es jede Menge Verkehr und Sirenen, bei mir nebenan gab’s Baulärm. Ich hoffe, ihr lasst euch von den kleinen Störgeräuschen nicht abschrecken und könnt dieses lange, intensive, mäandernde Gespräch genauso genießen wie wir, als wir es geführt haben.
Und wenn euch der Podcast gefällt, klickt gern auf abonnieren, empfehlt uns weiter und folgt uns auf Instagram unter fempire_podcast.
Alles über Karosh findet ihr hier und hier
Wir sprechen über Toni Morrisson, Emine Sevgi Özdamar, Etel Adnan und Zadie Smith
Außerdem erwähnen wir diesen Artikel und diese Ausstellung.
Heute freue mich ganz unglaublich, die Autorin eines meiner absoluten Lieblingsbücher des letztens Jahres begrüßen zu dürfen – und zwar die bosnische Schriftstellerin Lana Bastašić. Mit ihrem Roman „Fang den Hasen“ hat sie es innerhalb kürzester Zeit zu internationalem Fame und Star-Status gebracht und überall in Europa Preise abgeräumt. Das Buch erzählt von einem Roadtrip zweier Kinderfreundinnen und damit auch von einer Reise in die Vergangenheit des früheren Jugoslawien. Und wer das Buch bisher noch nicht kennt, sollte es sich unbedingt besorgen.
Gemeinsam sprechen wir über Werk und Wirken der großen jugoslawischen Autorin Dubravka Ugrešić, die Lana so sehr verehrt, dass sie sich sogar zwei Tattoos inspiriert von Dubravkas Büchern hat stechen lassen.
Dubravka Ugrešić lebt seit 1993 im Exil in Amsterdam, nachdem sie für ihre kritischen Texte in ihrer Heimat als Hexe verschrien und ihre Bücher öffentlich verbrannt wurden. Sie schreibt Essays, Romane, ist Professorin und eine Feministin der ersten Stunde.
Lanas Begeisterung und Enthusiasmus für Dubravkas Arbeit ist so ansteckend, dass ich seither immer weiter gelesen und mich noch mehr vertieft habe in das Werk dieser Autorin, die ich vorher gar nicht kannte. Ich hoffe, euch wird es auch so gehen und ihr genießt das Gespräch mindestens genauso sehr wie Lana und ich.
Alles über Lana Bastašić und ihre Arbeit findet ihr hier.
Alles über Dubravka Ugrešić und ihre Arbeit gibt es hier, hier und hier.
Nach einer ausgedehnten Sommerpause, in der ich viel gelesen, aber auch endlich meinen eigenen neuen Roman geschrieben habe, freue ich mich wahnsinnig, heute mit einer meiner Lieblingsautorinnen wieder einzusteigen und mit euch und Fempire in den Herbst zu gehen.
Meine Gästin heute ist die luxemburgische Schriftstellerin Elise Schmit. Elise schreibt für’s Theater und auch Prosa und Literaturkritik, ist Mitherausgeberin von Luxemburgs ältester Literaturzeitschrift und ihr Kurzgeschichtenband „Stürze aus unterschiedlichen Fallhöhen“ wurde 2019 als bestes Buch Luxenburgs ausgezeichnet.
Elise und mich verbindet unter anderem eine große Liebe und Begeisterung zu der britischen Autorin Jane Austen, über die wir heute sprechen. Wir haben versucht, uns auf den Roman Persuasion zu konzentrieren, konnten es dann aber doch nicht verhindern, dass wir immer wieder ein bisschen abgedriftet sind.
Was gibt es über Jane Austen noch zu sagen, was nicht schon längst hundertfach gesagt wurde, könnte man sich fragen. Vielleicht gar nicht viel Neues, aber – und das ist ja mitunter mehr Wert als jede neue Erkenntnis – die Feststellung, dass Jane uns auch heute noch berührt, begeistert und Dinge zu sagen hat, die in uns einen Resonanzraum finden – als Frauen, als Autorinnen und als Leserinnen.
Wenn euch die Folge gefällt, klickt doch auf Abonnieren, schaut mal auf unserer Instaram Seite Fempire_Podcast vorbei und teilt unser kleines Programm gern unter anderen Jane-Nerds weit und breit.
Mehr zu Elise findet ihr hier, hier und hier.
Für diese neue Folge von Fempire weichen wir ein wenig von unserem gewohnten Konzept ab. Aus besonderem Anlass begrüße ich diesmal die israelisch-amerikanische Schriftstellerin, Aktivistin und Kuratorin Shelly Oria mit ihrem aktuellen Projekt "I know what's best for you - Stories on reproductive freedom." In den USA wurde kürzlich das Recht auf legale Schwangerschaftsabbrüche, so wie es im Grundgesetz verankert war, vom Obersten Gerichtshof gekippt und stürzte das Land in eine noch tiefere Krise in Sachen Gesundheitswesen, Frauenrechte, Menschenrechte, und Demokratie insgesamt. Auch insgesamt sind weltweit konservative Kräfte längst auf dem Vormarsch, um die Rechte von Menschen, die nicht männlich und weiß sind, dramatisch einzuschränken.
Aus diesem Anlass hat Shelly sich mit dem amerikanischen Verlag McSweeny's zusammen getan und eine absolut fantastische Anthologie kuratiert, die über 50 Kurzgeschichten, Essays, Gedichte, Theaterstücke, Fotografien und auch einen Comic enthält, verfasst von einer ebenso diversen Gruppe von Autorinnen und Autoren sämtlicher Geschlechter, Orientierungen und Zugehörigkeiten. Es ist ein unglaublich starkes, beeindruckendes Buch geworden, das viele Aspekte weiblicher, körperlicher Autonomie und Fortpflanzungsfragen aus den unterschiedlichsten Perspektiven beleuchtet. Zusätzlich zu diesem amerikanischen Kontext gibt es auch ein internationales Supplement, "I know what's best for you all over the world" mit Texten unter anderem aus China, Afghanistan, Argentinien. Und es ist mir eine unfassbar große Ehre, auch einen Text zu diesem wie ich finde wichtigen Buch und lebenswichtigen Thema beigetragen zu haben, aus der Perspektive der Bikulturalität.
Zusätzlich zur inhaltlichen Wichtigkeit geht außerdem ein Teil des Erlöses der Buchverkäufe an Organisationen, die in den USA Frauen dabei unterstützen, wenn sie nun für einen Schwangerschaftsabbruch in einen anderen Bundesstaat reisen müssen.
Vor diesem aktuellen Projekt hat Shelly Oria bereits eine andere erfolgreiche Anthologie kuratiert - "Indelible in the Hippocampus - writing from the Me Too Movement", über genau das - die Me Too-Bewegung, ebenfalls bei McSweeny's erschienen.
Unser langes Gespräch zieht viele Kreise und Wege, über Aktivismus und Kunst, über die Unterschiede zwischen Deutschland und den USA, die Kraft von Fiktion, darüber, warum auch männliche Autoren und Kritiker manchmal ein Problem darstellen, wenn es darum geht, weibliche Themen sichtbar zu machen und woher wir die Kraft nehmen, weiter zu machen.
Es sind alles Themen, die mir persönlich sehr am Herzen liegen und von denen ich glaube, dass sie uns allen mehr am Herzen liegen sollten, wenn wir nicht wollen, dass unsere Welt völlig in der Dunkelheit versinkt.
Die Bücher sind übrigens auch bei uns in Deutschland bestell- und lieferbar, bei jedem Buchladen eurer Wahl. Das Gespräch führen wir diesmal in englischer Sprache.
Hier findet ihr alles über Shelly.
Hier alles über das Buch und seine internationale Schwester.
Hier mein Text aus I know what's best for you.
Zum ersten Mal habe ich mir zwei Gästinnen eingelalden, um über eine unserer gemeinsamen Lieblingsautorinnen zu reden – die Schriftstellerinnen Leona Stahlmann und Kristine Bilkau.
Leonas Debüt Der Defekt hat mich durch seine poetische Kraft und gleichzeitige Sprachverspieltheit total eingenommen und ich kann ihn wirklich jedem empfehlen. Ihr neuer Roman, Diese ganzen belanglosen Wunder erscheint in wenigen Wochen, ich durfte schon mal reinlesen und kann verraten, dass wir uns auch da wieder auf große Sprachkunst freuen dürfen.
Kristine ist Fempire-Wiederholungstäterin, vor ein paar Monaten haben wir hier schon einmal über unsere Liebe zur britischen Schriftstellerin Deborah Levy gesprochen. Inzwischen ist Kristines dritter Roman Nebenan erschienen, den ich nicht aus der Hand legen konnte und in 12 Stunden am Stück gelesen habe. Es ist ein ganz fantastischer, präziser, schmerzhafter Roman, den ich einfach nur jedem Leser und jeder Leserin ans Herz legen kann.
In unserem Gespräch tauschen wir uns über unsere Leidenschaft für die schottische Schriftstellerin Ali Smith aus, die in den vergangenen Jahren vor allem mit ihrem Jahreszeitenquartett hohe Wellen geschlagen hat. Das Jahreszeitenquarett ist ein aberwitziges, poetisches Projekt, in dem Smith versucht, so nah wie möglich an der Gegenwart zu bleiben und quasi in Echtzeit an den Jahreszeiten entlang die Zeit in der wir leben, literarisch zu verarbeiten. Als sie anfing mit diesem Projekt, war das Brexit-Referendum gerade erst angekündigt worden. Was folgte, wissen wir alle und Smith konnte wohl kaum ahnen, was sie alles in ihren Romanen verarbeiten würde müssen – Ströme von Geflüchteten, Brexit, der Aufstieg von Diktatoren, immer häufiger werdende Klimakatastrophen und schließlich auch noch eine Pandemie.
Smith hat mit großer Sprachkraft, Humor, und ganz viel Liebe zu den Menschen ein absolutes, wahnwitziges literarisches Meisterwerk geschaffen. Wir sprechen darüber, welche Bände uns persönlich am nächsten sind, ob und warum Smith eine „writer’s writer“ ist und was diese Bücher mit uns gemacht haben. Spoiler: Smith schafft es mit ihrer Arbeit, uns selbst in diesen unfassbar dusteren Zeiten, ein Licht anzuzünden und Hoffnung zu geben.
Ein kleiner Disclaimer: Leider hatten wir aufgrund der Dreierschalte diesmal ziemliche Technikprobleme und die Tonqualität ist leider streckenweise nicht so ganz gut. Ich hoffe, ihr verzeiht das und könnt das Gespräch trotzdem genießen.
Wenn euch der Podcast gefällt, freue ich mich, wenn ihr ihn teilt, empfehlt, auf Abonnieren klickt und uns bei Instagram unter Fempire_Podcast folgt.
Alles über Ali Smith findet ihr hier.
Alles über Leona Stahlmann findet ihr hier.
Alles über Kristine Bilkau findet ihr hier.