#46 Hochbegabt
Description
„Guten Morgen, liebe Klasse! Ich hoffe, ihr hattet alle ein schönes Wochenende und seid bereit für eine spannende Woche. Heute begrüßen wir jemanden ganz Besonderen bei uns: Das ist Phil. Phil ist etwas jünger als ihr, weil er die zweite Klasse übersprungen hat – das nennt man hochbegabt. Mit einem IQ von 130 fällt es ihm besonders leicht, Dinge schnell zu verstehen und zu lernen, vor allem in Mathematik und Naturwissenschaften. Phil freut sich darauf, hier bei uns zu sein und hat sich ein bisschen vorbereitet, um euch mehr über sich zu erzählen. Also, seid neugierig und hört gut zu – ich glaube, das wird interessant!“
Phil ergreift das Wort:
„Sehr geehrte Anwesende, auch als Klassenkameraden bezeichnet, gestatten Sie mir die Einführung meiner Person in diese kooperative Lernstruktur. Mein Name lautet Philipp, doch Ihr dürft mich – da die sprachliche Verkürzung möglicherweise zu einer Effizienzsteigerung führt – gerne als Phil ansprechen. Mein Eintritt in diese Stufe stellt die Konsequenz eines intellektuellen Assessments dar, welches, durch eine strikte Quantifizierung in Form eines IQ von 130, die redundante Absolvierung der zweiten Jahrgangsstufe als unnötig evaluierte.
Da die meisten meiner bisherigen Erkenntnisse sich im Bereich der mathematisch-naturwissenschaftlichen Domänen befinden, möchte ich ein grundlegendes Verständnis meiner Interessen durch einige einfache Konzepte illustrieren. Eine fundamentale Formel, welche mich intellektuell stimuliert, ist die Eulersche Identität, eiπ+1=0e^{i\pi} + 1 = 0eiπ+1=0, eine Formulierung, die nicht nur mehrere grundlegende Konstanten vereint, sondern eine unergründliche Eleganz ausstrahlt, welche der mathematischen Schönheit der allgemeinen Sozialinteraktion, wie ich sie bisher kennengelernt habe, weit überlegen erscheint.
Des Weiteren ziehe ich die logische Konsistenz der Differentialrechnung jeder Form von trivialen Interaktionen vor; ich beschäftige mich, um es in verständlichen Worten auszudrücken, mit den wesentlichen Prinzipien der Analyse, in denen ich eine tiefere Rationalität als in der gewöhnlichen Kommunikation erkenne. Der Begriff ‚Freizeit‘ ist für mich, als einer, der sich vorzugsweise mit Primzahlen, Logarithmen und Primfaktorzerlegungen beschäftigt, kaum relevant. Die traditionellen sozialen Normen, wie sie hier vermutlich gelebt werden, erfordern jedoch, dass ich eine rudimentäre Gesprächsbereitschaft signalisiere, selbst wenn der intellektuelle Ertrag solcher Interaktionen oft marginal bleibt.
Dennoch bedanke ich mich für Ihre Bereitschaft, mich in diese Formation aufzunehmen, und hoffe auf eine, zumindest intellektuell, gewinnbringende Zusammenarbeit. Sollte die Koordination zwischen den akademischen und sozialen Zielsetzungen einmal zu diskrepant erscheinen, stehe ich selbstverständlich für eine analytische Vermittlung bereit.“