ADHS und Astronomie: Neurodiversität als Superpower?
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In dieser Episode diskutieren Eva und Elka über ADHS und Autismus in den MINT-Fächern wie Physik und Astronomie. Wir sprechen über die Herausforderungen und Chancen im Zusammenhang mit ADHS, die Diagnose, die Symptome und die häufigsten Vorurteile. Zudem beleuchten wir, wie sich Neurodiversität positiv auf wissenschaftliche Karrieren auswirken kann und wie durch passende Rahmenbedingungen die Stärken neurodivergenter Menschen optimal gefördert werden können.
Einleitung
In dieser Episode werfen wir zunächst einen Blick auf die ORF Astrologie-Show "Blick in die Sterne". Eva und Elka besprechen, warum es problematisch ist, dass ein öffentlich-rechtlicher Sender wie der ORF eine eigene Astrologie Sendung unter dem Deckmantel der Unterhaltung produziert. Damit wird der Astrologie, einer Pseudowissenschaft, nicht nur eine Plattform gegeben, sondern auch zu einer Legitimation verholfen, anstatt sich kritisch mit ihr auseinanderzusetzen (siehe auch hier).
Space News: planetare Verteidigung
Bessere Nachrichten kommen von Eva, die über den erfolgreichen Start der Raumsonde Hera mit einer Falcon 9 von SpaceX berichtet.
Hera fliegt nun zum binären Asteroidensystem Dydimos (bestehend aus Dydimos und seinem Begleiter Dimorphos). Dort wurde vor zwei Jahren im Rahmen der DART-Mission ein kontrollierter Einschlag auf Dimorphos durchgeführt, um dessen Umlaufbahn zu verändern. Damit sollte getestet werden, ob es möglich ist, die Bahn eines Asteroiden zu verändern, um im Falle einer Gefahr für die Erde (die weder von Dimorphos noch von Dydimos ausgeht!) reagieren zu können.
Tatsächlich waren die Auswirkungen des Einschlags stärker als in den Modellen vorhergesagt. Hera soll im Herbst 2026 bei Didymos ankommen und nachsehen, wie es dort jetzt aussieht. Mit ihren Messinstrumenten wird Hera unter anderem die Tiefe des Kraters, die Verformung des Asteroiden und seine genaue Zusammensetzung untersuchen. Ein weiterer Schritt zur planetaren Verteidigung.
Oktober: Der Monat für ADHS-Awareness
Jedes Jahr im Oktober wird im Rahmen des ADHD Awareness Month weltweit auf ADHS aufmerksam gemacht (symbolisiert durch die orangefarbene Schleife). Es ist ein wichtiges Thema, nicht nur aus wissenschaftlicher Sicht, sondern auch persönlich für viele Betroffene - wie Eva und Elka, die mit ADHS diagnostiziert wurden. Für uns beide hat die eigene, späte Diagnose das Leben verändert und wir möchten es anderen ersparen, jahrelang ohne Klarheit zu leben. Deshalb ist Aufklärung wichtig.
Was genau ist ADHS?
ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung oder Attention Deficit Hyperactivity Disorder) ist eine neurologische Entwicklungsstörung, die durch Symptome wie Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität gekennzeichnet ist. Diese Symptome variieren je nach Alter, Geschlecht und individuellen Lebensumständen, weshalb ADHS vor allem bei Erwachsenen oft erst spät diagnostiziert wird.
Bei Erwachsenen und besonders bei Frauen wird ADHS oft spät erkannt, weil es sich nicht "auswächst", wie lange angenommen wurde. Eva zum Beispiel hat die Symptome lange kompensiert - überdurchschnittliche sprachliche, logische und numerische Fähigkeiten haben ihr geholfen, viele Herausforderungen zu meistern, aber dabei auch sehr viel Energie verschlungen. Die späte Diagnose hat geholfen, die Vergangenheit zu verstehen und Strategien zu entwickeln, die ihr Leben nachhaltig verbessern.
Vor allem bei Frauen äußert sich ADHS oft anders als bei Männern: Während Jungen in der Regel im Alter von etwa 7 Jahren diagnostiziert werden, tritt ADHS bei Mädchen meist später auf, oft erst in der Pubertät. Das erschwert die Diagnose.
ADHS wird häufig durch drei Hauptsymptome definiert:
- Unaufmerksamkeit: Oft als „Unaufmerksamkeit“ diagnostiziert, sind viele Betroffene eher “überaufmerksam”, da sie mehr Reize gleichzeitig wahrnehmen.
- Hyperaktivität: Häufig körperliche Unruhe, ständiges Zappeln oder exzessives Sprechen.
- Impulsivität: Geduldsschwierigkeiten und impulsives Verhalten ohne Rücksicht auf Verluste.
Diese Merkmale sind bei Männern und Frauen oft unterschiedlich stark ausgeprägt: Männer zeigen in der Regel mehr Hyperaktivität, während Frauen häufiger unter Unaufmerksamkeit leiden, was oft zu einer späten Diagnose führt.
ADHS bei Erwachsenen wurde erst in den 1970er Jahren ernsthaft erforscht. Diese Form äußert sich häufig durch
- Innere Unruhe und das ständige Bedürfnis, beschäftigt zu sein.
- Schwierigkeiten beim Planen und Strukturieren von Aufgaben.
- Impulsives Verhalten im Alltag, z.B. beim Einkaufen oder in sozialen Interaktionen.
Ursachen und neurologische Besonderheiten
ADHS ist eine Regulationsstörung im Gehirn, bei der Neurotransmitter wie Dopamin zu schnell abgebaut werden, was zu Defiziten in Konzentration, Antrieb und Impulskontrolle führt. Obwohl ADHS häufig vererbt wird, können auch Umweltfaktoren wie die frühkindliche Entwicklung und familiäre Umstände eine Rolle spielen. Untersuchungen mit der Positronen-Emissions-Tomographie (PET) zeigen, dass bestimmte Hirnregionen bei ADHS-Betroffenen schlechter durchblutet sind.
ADHS in der Wissenschaft: Besonderheiten in MINT-Fächern
Neurodivergente Menschen, darunter solche mit ADHS, bringen oft kreative Denkweisen und Fähigkeiten in den MINT-Bereichen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) mit. Studien zeigen, dass Jugendliche mit ADHS oft gute Leistungen in MINT-Fächern erbringen, wenn sie die richtigen Unterstützungsmechanismen erhalten. Die Forschung betont daher zunehmend, dass Menschen mit ADHS nicht nach traditionellen Maßstäben beurteilt werden sollten, sondern dass ihre Stärken gefördert werden müssen.
ADHS ist mehr als eine Ansammlung von Symptomen - es beeinflusst das Leben von Millionen von Menschen und bringt sowohl Herausforderungen als auch Stärken mit sich. Es ist wichtig, das Bewusstsein zu schärfen und Vorurteile abzubauen, um den Betroffenen zu helfen, ihre Stärken zu nutzen und erfolgreich zu sein. Ob in der Schule, im Beruf oder im Alltag - mit der richtigen Unterstützung und Aufklärung kann ADHS ein Ansporn und keine Einschränkung sein.
Die besprochenen Studien findet ihr hier:
“It Seems Like I’m Doing Something More Important”—An Interpretative Phenomenological Analysis of the Transformative Impact of Research Experiences for STEM Students with ADHD, Zaghi, A.E.; Grey, A.; Hain, A.; Syharat, C.M., Educ. Sci. 2023, 13, 776.,
Link zum Download"Problematizing Perceptions of STEM Potential: Differences by Cognitive Disability Status in High School and Postsecondary Educational Outcomes", Shifrer D., Freeman DM, Socius, 2021,
Link zur StudieSupporting Neurodivergent Talent: ADHD, Autism, and Dyslexia in Physics and Space Sciences, N. Turner, H. Haynes Smith, Trinity University, Physics and Astronomy Department, 2023,
Link zum Download
Hier noch der Link zum Paper über das Dunkle Materie Experiment mit dem Akronym ADHD:
Perspectives of dark matter indirect search with ADHD in space, F Nozzoli, F Dimiccoli, P Zuccon, Journal of Physics, 2020
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