CL031 Keine Rache für Pluto!
Description
CL031 - Keine Rache für Pluto!
Die Episode über Pluto, warum er kein Planet mehr ist und warum das manche nicht wahr haben wollen
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Einleitung
In Teilen Nordamerikas war vor kurzem eine Sonnenfinsternis zu sehen. Eva und Elka waren zwar nicht vor Ort, aber Elka weiß, wann wir in Europa die nächste Sonnenfinsternis erleben. In Österreich wird dieses Ereignis erst wieder 2081 zu sehen sein - Eva wird dann ihren 100. Geburtstag dementsprechend feiern. 2075 können wir zumindest eine ringförmige Sonnenfinsternis in Österreich erleben. Oder wer nicht so lange warten will: 2027 nach Spanien reisen!
Zuletzt hat uns auch die traurige Nachricht über das Ableben von Peter Higgs erreicht. Schon in den 1960er Jahren hat er die Existenz eines Feldes und dazugehörigen Teilchen vorhergesagt, die allen Teilchen ihre Masse verleihen. 2012 konnte dieses sogenannte Higgs-Boson auch erstmals am CERN nachgewiesen werden! Ein Jahr später erhielt Peter Higgs für seine Theorien den Nobelpreis.
Warum ist Pluto kein Planet mehr?
Bis 2006 war Pluto als einer der neun Planeten unseres Sonnensystems anerkannt. Doch dann verlor er diesen Status. Was war passiert?
Der kleinste Planet im Sonnensystem ist Merkur, der mit einem Durchmesser von 4.880 km, vergleichbar mit den großen Monden einiger anderer Planeten, wie Ganymed und Titan, ist. Doch die Größe allein bestimmt nicht den Planetenstatus.
Pluto selbst hat einen Durchmesser von nur 2.390 km und wurde 1930 am Lowell Observatorium von Clyde Tombaugh entdeckt. Die Entdeckung war das Ergebnis der Suche nach einem unbekannten "Planeten X", der aufgrund unerklärlicher Bahnabweichungen Neptuns postuliert wurde.
Die Entdeckung Neptuns im Jahr 1846 von Johann Gottfried Galle an der Berliner Sternwarte, basierte auf den mathematischen Vorhersagen von Urbain Le Verrier, der damit die Bahnabweichungen von Uranus erklärte. Diese Entdeckung, die erste, die auf theoretischen Vorhersagen basierte und dann visuell bestätigt wurde, markierte einen bedeutenden Meilenstein in der Astronomie und bestätigte die Newtonsche Mechanik.
Die Entdeckung von Pluto 1930 durch Clyde Tombaugh wurde anfangs ähnlich euphorisch aufgenommen worden, obwohl er letztlich zufällig und nicht an der vorhergesagten Position gefunden wurde. Trotz anfänglicher Annahme, Pluto könnte die Bahnstörungen von Neptun verursachen, stellte sich bald heraus, dass seine Größe und Gravitationskraft dafür nicht ausreichten. Allerdings konnten erst die Daten der Voyager-Missionen zeigen, dass gar kein weiterer Planet notwendig war, um die Bahn Neptuns zu erklären - die Berechnung von der Erde aus waren schlicht ungenau gewesen.
Transneptunische Objekte und der Fall Plutos
Ab 1992 führte die Entdeckung weiterer Objekte wie 1992 QB1 zu Diskussionen über den Planetenstatus von Pluto. Es wurden Asteroiden entdeckt, mit zum Teil erstaunlicher Größe! Dies war nicht völlig unerwartet geschehen: bereits 1951 wurde von Gerard Kuiper ein Asteroidengürtel hinter der Neptunbahn vorhergesagt - eine Region, die heute als Kuipergürtel bekannt ist.
Das Besondere: Pluto lag inmitten des neu entdeckten Asteroidengürtels!
Bis dahin war Ceres mit 970km Durchmesser, der größte bekannte Asteroid, hier fanden sich nun zum Teil erstaunlich große Objekte, wie 2002 Quaoar (1.000km Durchmesser) und 2004 Orcus.
Richtig eng wurde es für Pluto dann 2005: Mike Brown (Caltech) und seine Kolleg:innen entdeckten gleich drei große Objekte: Haumea (unregelmäßige Form, mit einer Länge von 1.960km), Makemake (1.500km Durchmesser) und Eris – letzterer war mit einem Durchmesser von 2.400km größer als Pluto! Eris wurde aber aufgrund seines "Wohnsitzes" im Kuipergürtel als Asteroid klassifiziert - allerdings befindet sich auch Pluto dort.
Werfen wir einen BLick auf Plutos Eigenschaften, erkennen wir, dass sie auch sehr gut zu einem Asteroiden passen: er ist kleiner als die anderen Planeten und seine Bahn ist nicht kreisförmig (sondern stark oval) und stark geneigt gegenüber den anderen.
Nun waren einige Astronom:innen bereits zuvor der Meinung gewesen, dass man Pluto nicht mehr als Planet bezeichnen sollte. Hätte man 1930 mehr über Asteroiden und die Existenz des Kuipergürtels gewußt, hätte man Pluto wahrscheinlich gar nicht erst als Planet eingestuft.
Plutos Schicksalsstunde
Bei der Generalversammlung der Internationalen Astronomischen Union (IAU) im Jahr 2006 in Prag wurde schließlich über den Planetenstatus von Pluto entschieden. Ursprünglich neigte die IAU dazu, Pluto aus historischen Gründen den Planetenstatus zu belassen. Doch die Entdeckung von Eris machte eine Neudefinition des Planetenbegriffs unumgänglich. Ein erster Entwurf, der vorschlug, jeden rundlichen Himmelskörper, der sich um einen Stern bewegt und kein Mond ist, als Planeten zu klassifizieren, wurde abgelehnt. Dies hätte zu einer unübersichtlichen Anzahl von Planeten geführt und die Unterscheidung zwischen Asteroiden und Planeten verwischt.
Wann ist ein Planet ein Planet?
Stattdessen akzeptierte die IAU eine neue Definition, nach der ein Planet erstens durch sein eigenes Gewicht eine runde Form angenommen haben und zweitens seine Bahn um die Sonne freigeräumt haben muss. Während die klassischen Planeten wie Merkur, Venus und die Erde ihre Umlaufbahnen freigeräumt haben, ist dies bei Pluto und ähnlichen Objekten im Kuipergürtel nicht der Fall.
Pluto verlor also den Status eines vollwertigen Planeten und wurde stattdessen als Zwergplanet klassifiziert. Diese Entscheidung führte auch zur Schaffung der neuen Klasse der Zwergplaneten.
Pluto seinen Planetenstatus abzusprechen war also keine Willkür, sondern eine Entwicklung aufgrund neuer Erkenntnisse und Entdeckungen!
Eine gelungene Zusammenfassung der "Pluto-Diskussion" könnt ihr im Video von Jon Pumper We don't talk about Pluto sehen - und wer den Disney Film Encanto gesehen hat, wird diese Parodie noch mehr genießen!
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